Lassiter 2764 - Pete Hackett - E-Book

Lassiter 2764 E-Book

Pete Hackett

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Beschreibung

Es war finstere Nacht. Wolken verdeckten den Mond und die Sterne. Luke Grizzel rannte um sein Leben. Fünf Kerle waren hinter ihm her. Sie wollten ihm das Gold abjagen, das er in seinen Satteltaschen mit sich schleppte. Es waren Nuggets, die er am Rand eines Creeks in der Nähe von Bozeman ausgegraben hatte. Irgendwie war die Bande dahintergekommen. Als er bei Nacht und Nebel das Goldgräbercamp verließ, um sein Gold in Sicherheit zu bringen, waren sie plötzlich dagewesen. Er hatte ihnen entkommen können. Allerdings hatten sie ihm das Pferd unter dem Hintern weggeschossen. Nun rannte er durch eine stockfinstere Schlucht. Die beiden Satteltaschen hingen über seiner Schulter. Sie waren schwer - verdammt schwer. Das ferne Pochen der Hufe, das wie eine Botschaft von Unheil und Verderben anmutete, holte ihn immer mehr ein ...

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Seitenzahl: 131

Veröffentlichungsjahr: 2025

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Inhalt

Cover

Lassiter und der Fluch des Goldes

Vorschau

Impressum

Lassiter und der Fluch des Goldes

von Pete Hackett

Es war finstere Nacht. Wolken verdeckten den Mond und die Sterne. Luke Grizzel rannte um sein Leben. Fünf Kerle waren hinter ihm her. Sie wollten ihm das Gold abjagen, das er in seinen Satteltaschen mit sich schleppte. Es waren Nuggets, die er am Rand eines Creeks in der Nähe von Bozeman ausgegraben hatte. Irgendwie war die Bande dahintergekommen. Als er bei Nacht und Nebel das Goldgräbercamp verließ, um sein Gold in Sicherheit zu bringen, waren sie plötzlich dagewesen.

Er hatte ihnen entkommen können. Allerdings hatten sie ihm das Pferd unter dem Hintern weggeschossen. Nun rannte er durch eine stockfinstere Schlucht. Die beiden Satteltaschen hingen über seiner Schulter. Sie waren schwer – verdammt schwer.

Das ferne Pochen der Hufe, das wie eine Botschaft von Unheil und Verderben anmutete, holte ihn immer mehr ein ...

Schließlich taumelte Luke nur noch durch die Finsternis, stolperte über einen kopfgroßen Stein und schlug lang hin. Benommen blieb er liegen und spürte, wie die Kälte aus dem Boden durch seine Kleidung kroch. Schwer atmend erhob er sich wieder, seine Hände waren zerschunden und schmerzten. Er hatte sie sich auf dem scharfen Gestein verletzt.

Die Hufschläge, die zunächst aus der Ferne herangeweht waren, waren schon verdammt nahe. Die Hufeisen krachten und klirrten auf dem felsigen Untergrund. Wie eine Meute Bluthunde kamen sie hinter ihm her.

Es riss ihn hoch, und die Furcht vor ihnen peitschte ihn weiter. Sein Herz raste, seine Bronchien rasselten und pfiffen, seine Füße wurden schwer wie Blei. Es war der Selbsterhaltungstrieb, der verhinderte, dass er sich einfach fallen ließ und auf den sicheren Tod wartete.

Es waren Goldlandhyänen, die ihn verfolgten, Männer, zusammengesetzt aus gewissenloser Skrupellosigkeit, mörderischer Brutalität und heimtückischer Niedertracht. Ein Menschenleben zählte für sie nicht. Eine Handvoll Dollars war ihnen mehr wert. Sie wollten sich die Hände nicht mit Arbeit schmutzig machen – die Hände, an denen schon sehr viel Blut klebte.

Die Schlucht endete. Die Finsternis war nicht mehr ganz so dicht, und Luke konnte sogar Hindernisse am Boden wahrnehmen. Er schleppte sich dahin. Schließlich, als die Hufschläge schon ganz nahe waren, so nahe, dass er das Klirren der Gebissketten und das Prusten der Pferde vernehmen konnte, postierte er sich hinter einem hüfthohen Felsblock und zog seinen Colt-Revolver.

Sie zogen in einiger Entfernung an ihm vorüber, ohne ihn zu bemerken.

Die Hufschläge wurden leiser und leiser, die Reiterschemen eins mit der Dunkelheit, verschmolzen regelrecht mit ihr.

Jetzt riss die Wolkendecke auf. Kaltes Mond- und Sternenlicht legte sich auf das Land. Die Hufschläge waren verklungen.

Luke Grizzel erhob sich seufzend und rammte den Sechsschüsser ins Holster. Er wandte sich am Rand der Ebene, die sich der Felswüste anschloss, nach Süden, in der Hoffnung, auf eine Ranch oder Ansiedlung zu stoßen, wo er ein Pferd gegen einige seiner Nuggets eintauschen konnte.

Seine Füße brannten in den Stiefeln. Wolkenschatten zogen über das Land und gaukelten dem völlig entkräfteten Mann huschende Gestalten vor. Und als sich die Gebäude einer Farm oder einer Postkutschenstation vor ihm aus dem diffusen Dunkel schälten, glaubte er zunächst an eine Halluzination.

Er wischte sich mit der linken Hand über die Augen, aber das Bild blieb. Der Anblick beflügelte ihn, und er taumelte darauf zu.

Nirgendwo brannte Licht. Ein leises Säuseln erfüllte die Nacht. Unter Lukes Stiefelsohlen knirschte der Staub.

Er setzte sich auf den Rand eines Tränketrogs, holte einige Nuggets aus einer der Satteltaschen und schob sie in die Hosentasche. Dann schaute er sich um.

Das Hauptgebäude war flach und wies an der Frontseite außer der Eingangstür drei kleine Fenster auf. Es gab einen Stall, eine Scheune, eine Remise, in der ein leichter Wagen stand, sowie einen Corral, der allerdings verwaist war. Falls es hier Pferde gab, dann befanden sie sich im Stall.

Luke erhob sich ächzend und ging zum Scheunentor. Es ließ sich öffnen, quietschte und knirschte allerdings in den Angeln, und Luke zog sich regelrecht die Kopfhaut zusammen, weil er befürchtete, die Bewohner der Farm oder des Postens zu wecken. Sie durften nicht erfahren, dass er in den Satteltaschen ein Vermögen mit sich herumschleppte, denn es könnte ihre Habgier wecken. Er wollte die Taschen mit dem Gold in der Scheune verstecken, sich ins Stroh oder Heu legen und den Morgen abwarten. Wenn er Glück hatte, verkaufte man ihm ein Pferd. Das Gold würde er sich dann in der kommenden Nacht holen, wenn hier Ruhe eingekehrt war.

In der Scheune war es finster wie im Schlund der Hölle. Luke riss ein Schwefelholz an und wartete, bis es richtig brannte, dann ging er tiefer in die Scheune hinein und stand nach zwei Schritten vor einem Berg aus Heu. Das Streichholz brannte herunter und begann, Luke die Fingerkuppen zu versengen.

Er schlenkerte die Hand, und das Streichholz erlosch. Nun konnte er sich wenigstens etwas orientieren. Er legte die Satteltaschen mit dem Gold auf den Boden, dann wühlte er sich tief in den Heuhaufen hinein, holte die Satteltaschen und schob sie bis zum Ende des Tunnels, den er in das Heu gegraben hatte und den er, als er herausgekrochen war, wieder schloss. Sein Schatz war jetzt gut und gerne zwei Yards tief im Heu vergraben.

Anschließend legte sich Luke ins Heu und schloss die Augen.

Es handelte sich um eine Handelsstation an der Postkutschenstraße, die von Bozeman aus nach Süden, genau gesagt nach Idaho Falls führte. Keine der Eisenbahngesellschaften hatte es bis jetzt geschafft, ihre Schienen bis ins Goldland Montana zu verlegen. Also verkehrten hier noch die Concord-Kutschen der Wells Fargo Company.

In dem Handelsposten konnten sich die Abenteurer, die von Süden kamen und ins Goldland wollten, mit allem Nötigen eindecken. Man bekam hier alles, was man benötigte, um sich auf irgendeinem Claim wie ein Maulwurf in die Erde zu graben. Geführt wurde der Posten von zwei Frauen, Mutter und Tochter.

Die Mutter war fünfundvierzig Jahre alt und hieß Debra Haddock, die Tochter war zweiundzwanzig, und ihr Name war Margie. Den Mann und Vater hatten vor drei Jahren einige herumstreunende Blackfeet-Indianer ermordet. Debra und Margie hatten ihn begraben und waren geblieben. Als die Blackfeet wiederkamen, waren sie vorbereitet. Sie empfingen die Indianer mit heißem Blei ...

Es handelte sich um zwei Frauen, die mit beiden Beinen im Leben standen und sich behaupteten.

Das Klirren von Sporen weckte Luke Grizzel. Er riss die Augen auf, und das Blut drohte ihm in den Adern zu gefrieren. Sein Blick tastete sich an dem hochgewachsenen Mann, der vor ihm stehen geblieben war, in die Höhe und blieb an seinem Gesicht hängen. Das Scheunentor stand offen. Draußen war heller Tag. In der Scheune jedoch blieb es düster.

»Das Tor war nicht richtig geschlossen«, sagte der Mann, »und als ich eben vorbeiging, hörte ich dich schnarchen.«

Luke konnte kaum sprechen, so sehr war er schockiert. »Gehörst du zu dem Quintett, das ...« Er hustete, als hätte er sich verschluckt. Tränen schossen ihm in die Augen, er hatte Mühe, den Hustenanfall unter Kontrolle zu bekommen.

»Mein Name ist Lassiter«, stellte sich der große Mann vor, der vor Luke stand und dessen breitschultrige Gestalt scharf vom Tageslicht umrissen wurde, das schräg durch das Tor in die Scheune fiel. Lassiter stand genau auf der Schattengrenze. »Zu welchem Quintett soll ich gehören?«

Luke kämpfte sich ächzend in eine sitzende Haltung, strich sich mit den gespreizten Fingern seiner rechten Hand durchs Haar und erwiderte: »Fünf Kerle. Sie haben mich gejagt und mir das Pferd weggeschossen. Ich bin vor den Hurensöhnen meilenweit durch die Felswildnis geflüchtet. Ich komme von Bozeman herunter und wollte nach Süden.«

»Sie müssen einen Grund gehabt haben, wenn sie dich jagten«, sagte Lassiter. Er hatte Luke eingeschätzt. »Hast du in Bozeman nach Gold gesucht? Bist du fündig geworden? Hat man dich deswegen gejagt?«

Lukes Hand tastete sich kaum wahrnehmbar an den Revolver an seinem rechten Oberschenkel heran. Der Goldsucher belauerte Lassiter, denn er hatte keine Ahnung, was er von ihm halten sollte. Misstrauisch zu sein war ihm zur zweiten Natur geworden. »Wer bist du überhaupt?«, fragte er.

In dem Moment fiel ein Schatten an Lassiter vorbei in die Scheune, und dann erklang eine weibliche Stimme: »Mit wem sprechen Sie, Lassiter?«

»Ja, das ist die Frage«, antwortete der Agent der Brigade Sieben, der mit dem Auftrag nach Bozeman unterwegs war, ein Vigilantenkomitee zu zerschlagen. Es handelte sich um eine Bande von Lynchern, die Männer ohne Gerichtsverhandlung hängten oder erschossen, wenn auch nur der leiseste Verdacht bestand, dass sie zu den Goldlandhyänen gehörten.

Lassiter hatte die Nacht in der Station verbracht. An diesem Tag wollte er die Goldgräberkolonie von Bozeman erreichen.

»Du hast doch sicher einen Namen, Mister«, wandte er sich wieder an den Mann vor ihm im Heu.

»Luke Grizzel. Ja, ich ...« Er brach ab, als die Frau, die eben gesprochen hatte, neben Lassiter trat. Sie war ungefähr zwanzig Jahre alt, dunkelhaarig, mittelgroß, schlank und von einer besonderen Rasse. Sie trug eine enge schwarze Hose und ein grünes Hemd, um ihren Hals lag ein rotes Halstuch und um ihre weiblichen Hüften ein Revolvergurt, aus dessen Holster der Griff eines 44er-Colts ragte. In den Schlaufen des Gurts steckten Patronen.

Die junge Lady wirkte ausgesprochen burschikos.

»Warum sprechen Sie nicht weiter, Luke?«, fragte sie. »Wie kommen Sie in unsere Scheune? Wo ist Ihr Pferd?«

»Es ist tot«, antwortete Luke. Seine Hand lag neben dem Holster am Boden. Seine Finger bewegten sich leicht, als wollte er sie geschmeidig halten. »Die verdammten Hurensöhne, die mich gejagt haben, schossen es mir unter dem Hintern weg«, fuhr er fort. »Sie haben Gold bei mir vermutet und wollten es mir rauben. Nun, ich konnte ihnen entkommen und bin hier gelandet. Ich weiß allerdings nicht, wo ich hier bin.«

»Das ist ›Haddock's Station‹, ein Handelsposten an der Poststraße«, erklärte die junge hübsche Frau. »Meine Mutter und ich leiten ihn. Mein Name ist Margie Haddock. Ich mag es nicht, wenn Fremde einfach bei uns eindringen und so tun, als wären sie hier zu Hause.«

Jetzt berührte Lukes Hand den Griff des Sechsschüssers.

Vollkommen überraschend und blitzschnell zog Lassiter den Remington und knurrte: »Lass das, mein Freund. Du hast von uns nichts zu befürchten. Also nimm die Hand vom Eisen. Und jetzt raus mit der Sprache: Sie haben dich gejagt, weil du mit Gold im Gepäck unterwegs warst, nicht wahr?«

Luke nahm die Hand vom Colt, und Lassiter steckte den Sechsschüsser wieder weg.

»Ich reite für das Gesetz, Grizzel«, verriet Lassiter, ohne sich jedoch näher dazu auszulassen. »Und jetzt beantworte meine Frage: Bist du fündig geworden? Wenn ja, wo ist das Gold? Die fünf werden nicht aufgeben. Ich kann dir helfen. Und ich werde dir auch helfen. Aber ich muss wissen, ob du das Gold noch bei dir hast. Befindet es sich gegebenenfalls in einem Versteck?«

»Es sind zwei Satteltaschen voll Nuggets«, gestand Luke zerknirscht. »Ich habe sie am Rand der Felswüste in einen Felsspalt geworfen.« Er schaute Margie an. »Ich brauche ein Pferd, Miss. Können Sie mir eins verkaufen? Ich kann es bezahlen. Ehe ich die Satteltaschen versteckt habe, hab ich eine Handvoll Nuggets rausgenommen und trage sie bei mir. Ich brauche ein gutes Pferd, einen Sattel und Zaumzeug.«

»Wir haben so ziemlich alles, was ein Mann auf dem Weg nach Norden oder Süden benötigt«, erwiderte Margie. »Allerdings kein Pferd. Die Tiere, die in unserem Stall stehen, sind unverkäuflich.«

Lukes Kiefer mahlten. »Ohne Pferd komme ich nicht weg von hier. Zu Fuß habe ich keine Chance.«

»Ungefähr zehn Meilen weiter südlich gibt es eine Pferdewechselstation der Wells Fargo Company«, erklärte Margie. »Ich kann Sie mit dem Wagen hinfahren. Dort haben sie Pferde, Sättel und Zaumzeuge.«

»Das ist zu gefährlich«, widersprach Lassiter. »Wenn die fünf Kerle die Gegend nach ihm durchkämmen, werden sie auch die Poststraße im Auge behalten. Es ist besser, wenn ich zu der Relaisstation reite und dir ein Pferd besorge, Grizzel. Ich kann in vier Stunden zurück sein. Solange musst du dich eben verkriechen.«

»Ich weiß nicht, ob ich dir trauen kann«, knurrte Luke.

»Das Misstrauen kann ich dir nicht abnehmen«, versetzte Lassiter. »Wenn du befürchtest, ich verschwinde auf Nimmerwiedersehen mit den Nuggets, die du mir für das Pferd und Sattel- und Zaumzeug überlässt ...« Er zuckte mit den Schultern. »Tja, du musst nicht auf meinen Vorschlag eingehen. Es bleibt dir überlassen.«

»Na schön«, knurrte Luke nach reiflicher Überlegung. »Besorge mir ein Pferd, Lassiter.« Er kämpfte sich auf die Beine. »Ich fühle mich wie gerädert«, murmelte er mit gepresster Stimme. »Jeder Knochen und jeder Muskel in meinem Leib schmerzt. Ich habe wundgelaufene Füße, sie brennen in den Stiefeln wie Feuer. Die Hölle verschlinge diese dreckigen Aasgeier!«

Er griff nach dem letzten Wort in die Hosentasche, holte die Nuggets heraus und hielt Lassiter die geschlossene Faust hin. Lassiter streckte ihm die geöffnete Hand entgegen, und Grizzel ließ die kleinen Goldklumpen auf Lassiters Handfläche fallen.

»Das dürfte reichen«, meinte Luke.

Lassiter warf einen Blick auf die Nuggets, nickte und schob sie in die Hosentasche. »Ja, das denke ich auch. Okay, Grizzel. Schnall den Revolvergurt ab und gibt ihn Margie. Ich traue dir nämlich ebenso wenig, wie du mir vertraust. Im Stall stehen zwei Reitpferde und zwei Kaltblüter, und du könntest, wenn ich fort bin, auf dumme Gedanken kommen.«

»Verdammt, Lassiter«, erregte sich Luke, »wie soll ich mich wehren, wenn die Hurensöhne hier auftauchen?«

»Du wirst dich unsichtbar machen. Margie und ihre Mutter werden die Kerle abfertigen und wegschicken.« Lassiter wandte sich an das bildschöne Girl. »Das trauen Sie sich doch zu, Margie, oder nicht?«

»Mam und ich haben das ganze Jahr über mit allen möglichen zwielichtigen Typen zu tun. Im Goldland geben sich Banditen, Abenteurer, Spieler und Huren ein Stelldichein. Bisher sind wir immer mit diesem Abschaum fertiggeworden.« Sie sah den anderen Mann an. »Sie, Grizzel, dürfen sich ganz einfach nicht blicken lassen, sollten die Kerle, die hinter Ihnen her sind, aufkreuzen. Und jetzt geben Sie mir Ihren Revolver. Lassiter hat recht, Sie befinden sich in einer ziemlich verzweifelten Situation, und das macht Sie unberechenbar und gefährlich.«

Ein heimtückisches Glitzern schlich sich in Lukes Augen. »Na schön«, brummte er. »Ich gebe Ihnen das Eisen und verkrieche mich im Heu. Mir bleibt keine andere Wahl, als mich auf Sie zu verlassen.«

Er griff nach dem Colt. Seine Absicht war es, Lassiter und Margie zu überlisten. Seine Hand umklammerte den Griff, und der Sechsschüsser glitt aus dem Holster.

Doch um ihn hochzuschwingen und den Hahn zu spannen, reichte die Zeit nicht. Denn Lassiter hatte gedankenschnell reagiert, und nun blickte Luke in die kreisrunde, schwarz gähnende Mündung des Remington.

Lassiters Daumen lag auf der Hammerplatte, matt glänzten die Bleiköpfe der Patronen in den Kammern.

»Nicht doch, Grizzel«, stieß Lassiter hervor. »Du solltest dich trotz deiner verzweifelten Lage nicht zu Dingen hinreißen lassen, die du sehr schnell bereuen müsstest. Wir wollen dir helfen. Du aber erweist dich als ziemlich undankbar.«

Lassiter trat auf Luke zu, griff nach dessen Hand mit dem Colt und entwand ihm die Waffe. Nachdem er wieder zurückgetreten war, reichte er das Schießeisen Margie und sagte: »Verwahren Sie die Kanone, Margie. Und dir, Grizzel, rate ich, vernünftig zu sein. Du schaufelst dir dein eigenes Grab, wenn du uns nicht vertraust.«

Margie schob den Revolver vor dem Leib in ihren Hosenbund.

»Ich habe Hunger und Durst«, gab Luke zu verstehen.

»Gehen wir hinüber in die Station«, erwiderte Margie. »Meine Mutter wird Sie behandeln wie jeden anderen Gast auch.«

Margie machte kehrt und ging ins Freie.

»Nach dir, Grizzel«, sagte Lassiter.

Der Goldsucher setzte sich in Bewegung, stapfte an Lassiter vorbei, schloss draußen für einen Moment die Augen, weil ihn das Sonnenlicht blendete, dann folgte er Margie über den staubigen Hof der Station.

Lassiter ging in den Stall, holte sein Pferd aus der Box und sattelte es ...

Lassiter ritt nach Süden. Die Poststraße wand sich vor seinem Blick wie der riesige Leib einer Schlange zwischen Hügel und Felsen. Dorniges Gestrüpp säumte sie. Sie war von Hufen aufgewühlt und von Rädern zerfurcht.