Western Dreierband 3076 - Pete Hackett - kostenlos E-Book

Western Dreierband 3076 E-Book

Pete Hackett

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Beschreibung

Dieser Band enthält folgende Western: Keine Chance für Cliff Randall (Western von Pete Hackett) Im Schatten der Mörderranch (Pete Hackett) Entscheidung in Nogales: (Alfred Bekker) Brad Winslow senkte die Axt, als er den Reiter wahrnahm, der sich langsam der kleinen Ranch näherte. Der Reiter kam von Osten. Die Sonne stand im Westen. Der Stern auf der linken Brustseite des Ankömmlings reflektierte das Sonnenlicht. Brad wischte sich mit dem Handrücken den Schweiß von der Stirn. Eine Wolke von kleinen Stechmücken schwirrte um seinen Kopf herum. Es war heiß. Brads bloßer Oberkörper glitzerte feucht vom Schweiß.

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Seitenzahl: 322

Veröffentlichungsjahr: 2025

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Pete Hackett, Alfred Bekker

Western Dreierband 3076

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Inhaltsverzeichnis

Western Dreierband 3076

Impressum

Keine Chance für Cliff Randall

Im Schatten der Mörderranch

ENTSCHEIDUNG IN NOGALES

Western Dreierband 3076

Pete Hackett, Pete Hackett

Dieser Band enthält folgende Western:

Keine Chance für Cliff Randall (Western von Pete Hackett)

Im Schatten der Mörderranch (Pete Hackett)

Entscheidung in Nogales: (Alfred Bekker)

Brad Winslow senkte die Axt, als er den Reiter wahrnahm, der sich langsam der kleinen Ranch näherte. Der Reiter kam von Osten. Die Sonne stand im Westen. Der Stern auf der linken Brustseite des Ankömmlings reflektierte das Sonnenlicht.

Brad wischte sich mit dem Handrücken den Schweiß von der Stirn. Eine Wolke von kleinen Stechmücken schwirrte um seinen Kopf herum. Es war heiß. Brads bloßer Oberkörper glitzerte feucht vom Schweiß.

Impressum

Copyright

Ein CassiopeiaPress Buch: CASSIOPEIAPRESS, UKSAK E-Books, Alfred Bekker, Alfred Bekker präsentiert, Casssiopeia-XXX-press, Alfredbooks, Bathranor Books, Uksak Sonder-Edition, Cassiopeiapress Extra Edition, Cassiopeiapress/AlfredBooks und BEKKERpublishing sind Imprints von

Alfred Bekker

© Roman by Author

© dieser Ausgabe 2025 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen

Die ausgedachten Personen haben nichts mit tatsächlich lebenden Personen zu tun. Namensgleichheiten sind zufällig und nicht beabsichtigt.

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Alles rund um Belletristik!

Keine Chance für Cliff Randall

Pete Hackett

"Peggy gehört zu mir", stieß Cliff Randall zwischen den Zähnen hervor. "Lass die Finger von ihr, Steiger, oder dich holt der Teufel!" Mit dem letzten Wort schüttete Randall dem Vormann der Triangle-S Ranch seinen Whisky ins Gesicht.

Einige Cowboys, die mit Steiger an einem Tisch saßen, sprangen auf. Ein Stuhl kippte polternd um. "Du musst verrückt geworden sein, Randall!", fauchte einer der Weidereiter.

Josh Steiger wischte sich mit dem Halstuch den Whisky aus dem Gesicht. Die scharfe Flüssigkeit brannte in seinen Augen. Er atmete hörbar durch die Nase. Langsam, fast schwerfällig, stemmte er sich am Tisch in die Höhe. Seine Lippen sprangen auseinander, er zischte: "Dafür schlage ich dich zu Klump, Randall! Du wirst auf dem Bauch aus dem Saloon kriechen."

Im Schankraum wurde es still. Die Atmosphäre war plötzlich angespannt und knisterte geradezu. Cliff Randall, der eine kleine Ranch am Walnut Creek betrieb, wusste, dass er einen schweren Fehler begangen hatte, als er Steiger den Whisky ins Gesicht schüttete. Selbst wenn er Steiger mit den Fäusten schlagen würde – die Mannschaft der Triangle-S, die mit Steiger nach Pampa gekommen war, würde ihn nicht ungeschoren lassen.

Er war angetrunken, der Smallrancher. Ja, er hatte sich betrunken, nachdem ihm Peggy Belmont erklärte, dass sie die Verlobung mit ihm lösen wollte, weil sie sich in einen anderen Mann verliebt hatte. Dieser Mann war Josh Steiger.

Peggy lebte mit ihren Eltern auf einer Farm am Reynolds Creek. Seit einem Jahr waren er, Cliff Randall, und Peggy verlobt gewesen. Es war beschlossene Sache, dass sie heiraten würden. Aber jetzt …

Josh Steiger kam langsam um den Tisch herum. Seine Kiefer waren fest zusammengepresst, hart traten die Backenknochen aus seinem Gesicht hervor. Seine Augen glitzerten böse, in seine Mundwinkel hatte sich ein brutaler Zug eingekerbt.

Stuhlbeine scharrten, Tische wurden zur Seite geschoben. Die Gäste bildeten einen Kreis, der die beiden Kontrahenten einschloss.

Cliff Randalls Blick wurde unstet. Seine Hände öffneten und schlossen sich. Die Angst sprang ihn an wie ein gefräßiges Tier. Sie kam kalt und stürmisch wie ein Blizzard.

Steiger hob die Arme und ballte die Hände zu Fäusten. "Wehr dich", stieg es rau aus seiner Kehle. "Oder hast du die Hosen voll? Wir können es auch mit dem Revolver austragen, Randall. Ich stelle es dir frei. Du darfst wählen."

Cliff Randall schluckte würgend. Sein Kehlkopf rutschte hinauf und hinunter. Er musste zweimal ansetzen, dann entrang es sich ihm: "Es hat mich übermannt, Steiger. Ich bedauere es …"

Steiger glitt an ihn heran und schlug zu. Er hämmerte Randall die Faust in den Leib. Es war ein kurzer Haken, der im Ansatz nicht zu erkennen war.

Randall knickte in der Mitte ein, ein Gurgeln stieg aus seiner Kehle, er japste nach Luft. Seine Augen weiteten sich.

Steiger ließ seine Linke fliegen. Sie knallte gegen Randalls Kinnwinkel. Randalls Kopf wurde auf die Schulter gedrückt. Und sogleich krachte Steigers Rechte gegen Randalls kurze Rippen. Dem Smallrancher wurde die Luft aus den Lungen gedrückt. Ein erstickter Ton brach über seine Lippen. Er wankte zur Seite und krümmte sich vor Schmerz.

"Bitte, Steiger", keuchte Randall, hob die rechte Hand, zeigte dem Vormann die Handfläche und holte rasselnd Luft. "Es tut mir leid …"

"Schnauze, Randall", schnitt ihm Steiger das Wort ab. "Ich habe dir prophezeit, dass du auf dem Bauch aus dem Saloon kriechst. Kein Hund wird von dir mehr ein Stück Wurst nehmen, wenn ich mit dir fertig bin."

Eine kerzengerade Rechte donnerte auf Mund und Nase Randalls. Blut schoss aus seinen Nasenlöchern und vermischte sich mit dem Blut, das aus seiner aufgeschlagenen Lippe sickerte. Ein Aufschrei kämpfte sich in Randalls Brust hoch, erstickte im Kehlkopf und nur ein trockenes Schluchzen entrang sich ihm.

Er erhielt einen Stoß in den Rücken, der ihn zwei Schritte vorwärts taumeln ließ. Sein Rausch war wie verflogen, die Angst und der Schmerz hatten ihn schlagartig ernüchtert.

Randall taumelte genau in einen Leberhaken hinein. Er machte erneut eine unfreiwillige Verbeugung. Steiger schlug ihm die Faust in den Nacken. Der Smallrancher fiel auf die Knie nieder. Sein Kinn sank auf die Brust.

"Kämpfe endlich!", schnaubte Josh Steiger. "Oder bist du tatsächlich eine feige Memme, die sich ohne Widerstand verprügeln lässt? Du großmäuliger Bastard hast mir doch gedroht, dass mich der Teufel holt, wenn ich nicht die Finger von Peggy lasse. Hast du dir vielleicht ein Paar zu große Stiefel angezogen?"

Cliff Randall drückte sich hoch. An seinem Kinnwinkel schwoll ein dunkler Bluterguss an. Blut rann ihm über das Kinn. Der Schmerz trieb ihm die Tränen in die Augen.

Jetzt hob der Smallrancher die Fäuste. Josh Steiger tänzelte um ihn herum und fintete. Randall drehte sich auf der Stelle. Sein Widerstandswille war erwacht. Die Wut auf Josh Steiger kam in rasenden, giftigen Wogen. Sein verzerrtes Gesicht verwandelte sich in eine zuckende Maske. Er machte einen Schritt auf Steiger zu und schickte seine Rechte auf die Reise. Sie zischte von der Seite auf den Kopf zu Vormannes zu, aber Steiger duckte sich und die Faust wischte über ihn hinweg.

Randall wurde vom Schwung seines Schlages halb herumgerissen, machte einen kleinen Schritt nach vorn, um das Gleichgewicht zu wahren, und taumelte in einen Schwinger Steigers hinein. Sein Kopf wurde in den Nacken gerissen. Mit den Armen rudernd und haltsuchend wankte Randall rückwärts. Aber es gab hier nirgends einen Halt. Da war nur die Mauer aus Leibern, und einer der Cowboys, der in diesem Kreis stand, trat Randall in die Kniekehle.

Das Bein des Smallranchers knickte ein wie ein morsche Zaunlatte. Er fiel auf das linke Knie. Groß und wuchtig tauchte Josh Steiger vor ihm auf. Der Vormann schlug eine Doublette. Es klatschte grässlich. Randalls Oberkörper pendelte nach hinten, und ein weiterer Haken Steigers warf ihn um.

Cliff Randall lag auf der Seite. Die grauen Nebel der Benommenheit schienen auf ihn zuzukriechen. Er stemmte sich dagegen. Nichts mehr in seinem Körper schien zu funktionieren. Die Signale, die sein Gehirn aussandte, wurden nicht beantwortet. Seine Bronchien pfiffen. Jeder Atemzug strengte ihn an. Er war schwer angeschlagen. Und er schickte ein Stoßgebet zum Himmel, dass Steiger von ihm abließ.

Aber sein Gebet wurde nicht erhört. Steiger packte ihn mit beiden Fäusten an der Weste und zerrte ihn auf die Beine. Seine Beine vermochten den Smallrancher kaum noch zu tragen. Das Gesicht Steigers hatte seine Konturen verloren. Es schien von dichten Nebelschwaden eingehüllt zu sein. In der Brust Randalls entstand ein tiefes Gurgeln. Der Mund öffnete sich, einige Wortbrocken drangen heraus.

Und dann hämmerte ihm Steiger die Linke in den Magen und die Rechte gegen die Schläfe. Etwas schien in Randalls Kopf zu explodieren. Ein Meer von Funken sprühte vor seinen Augen. Dumpfer Druck legte sich auf sein Gehirn. Der Schmerz verebbte und machte bleierner Benommenheit Platz. Eine schwarze Wolke schlug über ihm zusammen. Sein letzter Eindruck war, in einen pechschwarzen, bodenlosen Schacht zu stürzen.

Cliff Randall lag auf dem Gesicht am Boden. Schwer atmend stand Josh Steiger da. Er massierte mit der Linken die Knöchel seiner Rechten und blickte auf den Smallrancher hinunter. Die Kälte in seinen Augen war erschreckend. Ohne die Spur einer Gemütsregung knurrte er: "Werft ihn auf die Straße. Macht schon. Ich will diesen jämmerlichen Haufen Elend nicht länger sehen."

Zwei der Cowboys packten Cliff Randall an den Beinen. Eine Gasse bildete sich im Kreis der Umstehenden, die beiden schleiften Randall zur Pendeltür. Draußen warfen sie ihn in den Straßenstaub. Einer spuckte verächtlich aus und sagte: "Der braucht nichts mehr. Diese Tracht Prügel hat ihn schätzungsweise für alle Zeiten zerbrochen."

Die beiden Cowboys kehrten in den Schankraum zurück. Die Gäste saßen wieder an ihren Tischen oder standen an der Theke. Gemurmel füllte den Raum. Knarrend schlugen die Türflügel aus …

*

Amos Belmont saß am Tisch in der Küche des Farmhauses. Vor ihm lag ein Haufen Geldscheine. Eine Laterne spendete trübes Licht. Es legte Schatten in die Gesichter der Menschen, die mit dem Farmer am Tisch saßen. Es waren Mary, die Gattin Amos', Peggy, die Tochter, und Bob, der 20-jährige Sohn.

"Fünftausend Dollar", sagte Amos Belmont. "Mit dem Kredit können wir Saatgut kaufen, einen guten Pflug, zwei kräftige Zugtiere, ein neues Fuhrwerk …" Der Farmer holte tief Luft. "Und wir können davon bis zur nächsten Ernte leben." Sein Gesicht spiegelte tiefe Zufriedenheit wider.

"Das Geld ist im nächsten Jahr zurückzuzahlen", wandte Bob Belmont ein. "Wenn wir nicht zahlen können, nimmt uns die Bank die Farm weg. Sie wäre ein gefundenes Fressen für die Triangle-S."

"Wir werden den Kredit zurückzahlen", versetzte Amos. "Die Farm wird genug abwerfen, so dass wir die Hypothek tilgen und vom restlichen Geld ein Jahr leben können."

"Wenn uns die Schufte von der Triangle-S nicht wieder einen Strich durch die Rechnung machen", wandte Mary ein.

"Werden sie nicht", gab Peggy zu verstehen. Sie war 23 Jahre alt, blondhaarig und ausgesprochen hübsch. "Nachdem ich mich mit Josh Steiger verlobt habe, haben wir von der Triangle-S nichts mehr zu befürchten."

"Steiger hat Cliff vorgestern übel verprügelt", erklärte Amos Belmont. "Er hat ihn regelrecht in Stücke geschlagen." Der Farmer ordnete die Geldscheine, so dass sie ein Bündel bildeten, erhob sich und ging zu einem Schrank mit Aufsatz. Eine der oberen Türen öffnete er und versteckte das Geld in einer Vitrine. "Man hat es mir heute in Pampa erzählt. Cliff soll Steiger herausgefordert haben, nachdem du die Verlobung mit ihm gelöst hast."

Peggys Brauen hatten sich zusammengeschoben. "Cliff ist ein Narr", stieß das Mädchen hervor. "Uneinsichtig und stur. Hat er gedacht, er kann mich zurückgewinnen, wenn er …"

"Still!", zischte der Farmer.

"Was ist?", fragte Mary Belmont.

"Ich habe Hufschlag vernommen. Bob, mein Gewehr!"

Der Junge sprang auf, rannte in den an die Küche grenzenden Raum und kam mit einem Henrystutzen zurück, den er seinem Vater zuwarf.

Amos Belmont repetierte und ging zum Fenster. Er schob es in die Höhe. "Ist da jemand?" Seine Stimme entfernte sich von ihm, die Worte versanken in der Lautlosigkeit. Sekundenlang geschah nichts. Und der Farmer sagte sich, dass ihm seine Sinne einen Streich gespielt hatten, als sie ihm Hufschlag vorgaukelten. Er wollte sich abwenden …

Ein Schuss peitschte. Mit bösartigem Knall zerriss die Detonation die Stille. Amos Belmont zuckte zusammen. Er wankte, seine Lippen formten tonlose Worte, seine Beine knickten ein, er stürzte zu Boden. Als er aufschlug, war er schon tot.

Die Tür flog auf. Ein Mann zeigte sich in ihrem Rahmen.

Bob überwand seinen Schock, sprang auf, war mit zwei Schritten bei seinem Vater und bückte sich nach dem Gewehr.

Ein Revolver donnerte. Der Knall drohte den Raum aus allen Fugen zu sprengen. Der 20-jährige brach zusammen und fiel über seinen Vater.

Der Bursche, der geschossen hatte, kam in die Küche. Ein zweiter Mann folgte ihm, ebenfalls den Revolver im Anschlag. Draußen stampfte ein Pferd. Durch die geöffnete Tür war es deutlich zu vernehmen. Jemand rief heiser: "Ich passe auf, dass wir nicht überrascht werden. Du kannst mich dann ja ablösen, Stan, wenn du deinen Spaß gehabt hast."

"Das ist doch Ehrensache", rief der Bursche, der Bob Belmont erschossen hatte. Ein klirrendes Lachen schloss sich an. Er richtete den gierigen Blick auf Peggy. "Wir werden eine Menge Freude miteinander haben, Sweetheart", sagte der Bandit. "Dee, schnapp dir das Geld."

Der Angesprochene ging zum Schrank, öffnete ihn und griff in die Vitrine. Sie hatten durch das Fenster die Familie schon einige Zeit beobachtet und konnten sehen, wo Amos Belmont das Geld versteckte. Der Bandit namens Dee stopfte das Geldscheinbündel grinsend in seine Jackentasche.

"Ihr Mörder", entrang es sich Peggy, nachdem sie ihre Fassungslosigkeit abgeschüttelt hatte. "Dafür wird man euch aufhängen. Großer Gott …"

Der Bandit, der Bob tötete, versenkte den Revolver im Holster und griff mit beiden Händen nach dem Mädchen. "Du bist hübsch, Honey, sehr hübsch. Wenn du hältst, was dein Aussehen verspricht, dann …"

Peggy riss sich los und rannte zur Tür.

Aber der Bandit vertrat ihr schnell den Weg. Sie prallte gegen ihn, sein linker Arm umklammerte sie. "Du bist eine Wildkatze", stieß er hervor. "Aber wir werden dir die Krallen schon ziehen."

Mary Belmont überwand ihre Lähmung. Sie sprang den Banditen an und klammerte sich an ihn. "Lassen Sie meine Tochter in Ruhe!", kreischte sie. "Sie hundsgemeiner …"

Der andere Bandit riss sie grob zurück. Die Farmersfrau strauchelte und stürzte mit einem gellenden Aufschrei. Sie kam auf alle Viere hoch. Der Bandit schlug mit dem Revolver zu. Mary Belmont fiel auf das Gesicht. "Die Alte will sowieso keiner", knurrte er. Seine Lippen verzerrten sich zu einem höhnischen Grinsen. "Beeil dich, Stan. Ich kann es kaum erwarten, an die Reihe zu kommen. Diese Kleine ist schätzungsweise eine Wucht."

*

"Das war kein anderer als Cliff Randall", stieß Josh Steiger zwischen den Zähnen hervor. "Dieses elende Schwein. Er hat die gesamte Familie ausgelöscht. O mein Gott! Kann ein Mensch wirklich so grausam und brutal sein?"

Ein Farmnachbar hatte die Toten gefunden und die Menschen in Pampa informiert. Die Nachricht von der brutalen Ermordung der Belmonts hatte Entsetzen ausgelöst. Ein Mann ritt zur Triangle-S, um Steiger zu verständigen.

Und jetzt hatte der Vormann es mit eigenen Augen gesehen. Er hatte ein Dutzend Reiter mitgebracht. Der Coroner aus Pampa war zwischenzeitlich mit seinem Wagen eingetroffen. Mit ihm waren einige Männer aus der Stadt gekommen.

"Für diese Schandtat muss Randall hängen!", rief einer erbost. "Reiten wir zum Walnut Creek und ziehen wir ihm den Hals lang!"

"Eine andere Antwort darf es auf dieses Verbrechen nicht geben!", schrie ein anderer Mann. "Ja, reiten wir zu Randall und knüpfen wir ihn auf. Das Schwein verdient es nicht anders."

"Wir erledigen das", gab Steiger mit lauter Stimme zu verstehen. "Ihr haltet euch raus. Peggy war mein Mädchen. Ich wollte sie eines Tages heiraten. Randall hat sie und ihre Familie aus Rache umgebracht. Ja, dafür muss Randall büßen." Zuletzt war die Stimme des Vormannes zu einem gehässigen Geflüster herabgesunken. Hass wütete auch in seinen Augen und in seinen Zügen.

Ein Mann aus der Stadt rief: "Ich habe gestern mit Amos im Saloon gesprochen. Er hat von der Bank einen Kredit in Höhe von 5.000 Dollar erhalten. Wir sollten vielleicht mal nachsehen, ob das Geld noch da ist."

Trotz intensiver Suche im Farmhaus wurde das Geld nicht gefunden. Die Toten wurden auf den Wagen des Coroners geladen und mit Planen zugedeckt. Josh Steiger saß auf seinem Pferd und schaute gedankenverloren zu. Es überstieg sein Begriffsvermögen. Sein Verstand blockierte.

Dann fuhr der Coroner davon. Einige Männer aus der Stadt ritten mit ihm. Einige blieben zurück, um mit den Triangle-S-Leuten auf die Randall-Ranch zu reiten. Aber Josh Steiger sagte: "Wir brauchen euch nicht. Also reitet nach Hause. Ich weiß, was zu tun ist. Wir werden es auch ohne euch erledigen."

Die Männer aus Pampa rückten ab. Sie wagten nicht, Steiger zu widersprechen. Ein Blick in sein verkniffenes Gesicht verriet ihnen, dass Steiger unberechenbar und gefährlich war. Und niemand wollte Opfer seiner Stimmung werden.

"Reiten wir!", kommandierte der Vormann, nachdem die Männer aus Pampa fortgeritten waren. "Cliff Randall wird die Stunde verfluchen, in der er den Entschluss fasste, seinen verletzten Stolz blutig zu rächen. Ich werde ihm eigenhändig den Strick um den Hals legen."

Der letzte Satz klang wie ein Schwur.

Er ritt an der Spitze des Rudels. Jeder Zug seines Gesichtes drückte unumstößliche Entschlossenheit aus. Er wollte den Mörder der Farmerfamilie unerbittlich zur Rechenschaft ziehen. Einen anderen Gedanken konnte Josh Steiger nicht mehr fassen. Er dachte nur noch an gnadenlose Vergeltung.

Sie ritten nach Westen. Nach etwa fünf Meilen stießen sie auf den Walnut Creek. Sie folgten ihm nach Norden …

Cliff Randall sah die Kavalkade kommen. Er befand sich mit seinen beiden Cowboys Jim Stone und John Belknap südlich der Ranch auf der Weide, um Mavericks zu bränden. Das Feuer, in dem sie das Brandeisen erhitzten, loderte. Es war Mittagszeit. Soeben führte Jim Stone ein Maverick am Lasso heran.

Cliff Randall stand beim Feuer. Schweiß perlte auf seiner Stirn. Es war heiß. Er hatte die Hemdärmel hochgekrempelt. In seinem Gesicht waren noch die Spuren von Josh Steigers Fäusten zu sehen. Jetzt beschattete er die Augen mit der flachen Hand. Die Reiter näherten sich ihnen im Trab.

Schließlich konnte er die Reiter erkennen. "Josh Steiger!", knirschte er, und jäher Hass beherrschte sein Denken. "Was will der Hundesohn auf meiner Weide? Sicher ist es nichts Gutes. Nehmt die Gewehre zur Hand, Leute."

Er ging zu seinem Pferd, das ein Stück abseits stand, und angelte sich die Winchester aus dem Scabbard. Es knackte metallisch, als er durchlud.

Auch John Belknap holte sich sein Gewehr.

Jim Stone ließ sich vom Pferd gleiten und schnappte sich ebenfalls die Winchester.

Cliff Randall blieb im Schutz seines Pferdes stehen. Als sich die Reiter auf Rufweite genähert hatten, ließ er seine Stimme erklingen: "Stopp! Was wollt ihr?" Er zielte auf Josh Steiger. Zwischen seinen engen Lidschlitzen glitzerte es unheilvoll.

Als der Pulk nicht anhielt, feuerte Randall einen Schuss über die Köpfe der Kerle ab. Und nun rissen sie die Pferde in den Stand. Die Tiere traten auf der Stelle, stampften, Wiehern erhob sich. Die Reiter bändigten die Tiere mit stählerner Faust. Ruhe kehrte ein, die nach kurzer Zeit Steigers hassverzerrte Stimme sprengte. Steiger rief: "Kannst du es dir nicht denken, was wir wollen, Randall?"

"Nein. Ihr habt auf meinem Weideland nichts zu suchen. Also dreht um und verschwindet. Oder muss ich euch mit heißem Blei von meinen Weidegründen jagen?"

"Du dreckiger Mörder solltest nicht die große Lippe riskieren. Wir sind hier, um dich zur Verantwortung zu ziehen. Wirf das Gewehr weg und ergib dich, Randall. Und für euch beide gilt dasselbe."

Er meinte John Belknap und Jim Stone.

"Wofür soll ich zur Verantwortung gezogen werden?", fragte Cliff Randall. "Und warum nennst du mich Mörder?"

"Weil du die ganze Belmont-Familie ausgelöscht hast, Randall!", presste Steiger hervor. "Dafür werden wir dich aufhängen. Und deine beiden Cowboys werden neben dir baumeln, wenn sie nicht auf der Stelle die Gewehre senken."

Cliff Randall war zurückgeprallt. Ungläubigkeit prägte seine Züge. "Die Belmont-Familie?", dehnte er fassungslos. "Was …"

"Yeah", rief Steiger. "Amos Belmont und sein Sohn – erschossen! Mary Belmont ebenfalls. Peggy – vergewaltigt und erschossen. Du hast gewütet wie eine blutrünstige Bestie, Randall."

"Du bist wohl verrückt geworden, Steiger", rief Cliff Randall. "Allmächtiger! Sind sie wirklich alle tot? Peggy …"

"Verteilt euch", ordnete Steiger an.

Seine Männer ritten auseinander. Weiträumig kreisten sie Randall und dessen Cowboys ein.

"Runter mit den Waffen!", befahl Steiger. "Ihr macht alles nur noch schlimmer …"

Cliff Randall machte sich nichts vor. Steiger und die Triangle-S-Männer hielten ihn für den Mörder der Belmonts. Und sie würden sich davon nicht abbringen lassen. Wenn sie dir einen Strick um den Hals legen, ist es zu spät!, durchfuhr es ihn siedend. Dann war sein Leben verwirkt.

Seine Situation war nahezu aussichtslos. Aber er wollte sich nicht wie ein Hammel zur Schlachtbank führen lassen. Einem jähen Impuls folgend stieß er das Gewehr in den Scabbard. Er griff nach dem Sattelhorn und stieß einen schrillen, durchdringenden Schrei aus. Sein Pferd erschrak und vollführte einen erschreckten Satz nach vorn. Randall wurde mitgerissen. Er stieß sich ab, landete geschickt im Sattel und hämmerte seinem Pferd die Sporen in die Seiten. Das Tier streckte sich. Seine Muskeln und Sehnen begannen zu arbeiten …

Eine Winchester krachte. Es war Josh Steiger, der dem Fliehenden eine Kugel hinterherschickte. "Lasst ihn nicht entkommen!", brüllte der Vormann mit sich überschlagender Stimme, repetierte und feuerte erneut.

Cliff Randall entging den Kugeln. Er riss das Pferd nach rechts und feuerte es mit dem langen Zügelende sowie rauem Geschrei an. Sein Oberkörper lag fast auf dem Hals des Tieres. Die wirbelnden Hufe schienen kaum den Boden zu berühren.

Einer der Triangle-S-Reiter kam in einem spitzen Winkel auf Randall zu. Ein zweiter näherte sich ihm von links. Sie hielten die Revolver in den Fäusten. Auch der Smallrancher zog den Sechsschüsser und spannte den Hahn. Als einer der Triangle-S-Männer das Feuer eröffnete, schoss auch Randall. Der Reiter stürzte vom Pferd, als hätte ihn die Faust des Satans aus dem Sattel gerissen. Das Pferd rannte weiter.

Cliff Randall jagte auf die entstandene Lücke im Kreis seiner Gegner zu. Er schoss auf den Reiter, der von links auf ihn zusprengte. Randall traf das Pferd. Das Tier brach vorne ein und überschlug sich. Wie von einem Katapult geschleudert flog der Reiter durch die Luft. Das Tier schlug mit den Hufen, versuchte sich vorne noch einmal hochzustemmen, schaffte es aber nicht. Der Reiter überrollte sich einige Male am Boden und blieb benommen liegen.

Dann hatte Randall den Kreis aus Triangle-S-Leuten durchbrochen. Er stob nach Süden. Die Gegend schien an ihm vorbeizufliegen. Er richtete den Oberkörper auf und warf einen Blick über die Schulter nach hinten.

Die Kerle von der Triangle-S folgten ihm. Unbarmherzig spornten sie die Pferde an. Randall holsterte den Colt und nahm die Zügel mit beiden Händen. Südlich von ihm buckelten Hügel. Hier und dort ragte ein Felsen aus einer der Kuppen. Es gab dichtes Buschwerk in den Hügellücken. In diesem unübersichtlichen Terrain hoffte Randall, seine Verfolger abhängen zu können.

Als er sich wieder einmal umwandte, war von den Reitern nichts zu sehen. Sie waren in einer Bodenfalte aus Randalls Blickfeld verschwunden. Im nächsten Moment aber stoben sie schon über eine Bodenwelle. Cliff Randall entging nicht, dass sie etwas aufgeholt hatten. Die Entfernung mochte noch etwas mehr als 200 Yards betragen.

Das hügelige Terrain im Süden schien einerseits greifbar nahe, andererseits aber endlos weit entfernt zu sein. Rastlosigkeit befiel den Smallrancher. Wie lange würde sein Pferd das rasende Tempo wohl noch durchhalten können? Schaum stand dem Tier schon vor den Nüstern. Der Reitwind trieb ihn gegen Randalls Hosenbeine.

Sorgenvoll fragte Randall sich, was wohl aus seinen beiden Cowboys geworden war. Er erschauderte, als er daran dachte, dass Peggy Belmont und ihre ganze Familie ausgelöscht worden waren. Ihn, Cliff Randall, hielt man für den Mörder. Die Kerle, die ihn gnadenlos jagten, wollten sein Leben. Er sollte für ein Verbrechen büßen, das er nicht begangen hatte. Wer waren die wirklichen Mörder?

Das alles schoss Cliff Randall durch den Kopf …

Einer seiner Verfolger zerrte sein Pferd in den Stand, schnappte sich die Winchester aus dem Scabbard und zielte sorgfältig. Das Peitschen des Schusses holte Randall ein. Aber die Kugel verfehlte ihn. Es war schwer, im Auf und Ab des Galopps auf eine Entfernung von mehr als 200 Yards einen Reiter zu treffen.

Der Schütze stieß das Gewehr wieder in den Scabbard und trieb sein Pferd an.

Es war ein Wettlauf mit dem Tod für Cliff Randall. Unerbittlich raste das Schicksal …

*

Die Hügel nahmen Cliff Randall auf. Er lenkte sein Pferd einen Hang hinauf, sprang oben aus dem Sattel, schnappte sich die Winchester und versetzte dem Tier mit der flachen Hand einen Schlag auf die Kruppe. Das Tier trottete in den Schutz einiger Felsen, die aus dem Boden ragten.

Cliff Randall ging hinter einem Felsblock in Deckung. Entschlossen repetierte er. Er war bereit, seine Haut so teuer wie nur möglich zu verkaufen.

Die Kerle von der Triangle-S stoben heran und sprangen am Fuß der Anhöhe, auf der sich Randall verschanzt hatte, aus den Sätteln, schnappten sich ihre Gewehre und rannten in Deckung. Cliff Randall schoss. Einer der Burschen brach zusammen, ehe er den Schutz eines Felsens erreichte.

"Du hast keine Chance, Randall!", schrie Josh Steiger. "Im Endeffekt ist es auch egal, ob wir dich hängen, oder ob wir dich mit Blei vollpumpen.

Cliff Randalls Antwort bestand in einem Schuss. Die Kugel prallte gegen einen Felsen und jaulte als Querschläger davon.

Die Triangle-S-Reiter nahmen die Kuppe des Hügels unter Feuer. Der Lärm uferte aus zu einem hämmernden Stakkato. Gesteinssplitter wurden von den Felsen gemeißelt, Steinstaub wölkte. Die Kugeln zwangen Cliff Randall in Deckung. Einige seiner Gegner arbeiteten sich unter dem Feuerschutz ihrer Gefährten ein Stück weiter hangaufwärts.

Cliff Randall zog sich zurück. Er erreichte sein Pferd, schwang sich in den Sattel und jagte das Tier hangabwärts. Als die Triangle-S-Reiter auf der Kuppe ankamen, war er schon außer Schussweite. Im stiebenden Galopp preschte sein Pferd in eine Hügellücke.

"Dieser verdammte Hurensohn", presste Josh Steiger zwischen den Zähnen hervor. "Jetzt gehen auch noch Larry und Ron auf sein Konto. – Männer, wir kehren um. In Texas ist Randall fertig. Bald wird sein Steckbrief überall aushängen. Gesetzesbeamte und Kopfgeldjäger werden ihn jagen wie einen tollwütigen Hund."

Die Triangle-S-Männer liefen den Hügel hinunter. Der Tote wurde quer über den Rücken seines Pferdes gelegt. Einer nahm das Tier am langen Zügel. Die Burschen saßen auf und ritten an …

*

Die Fahndung nach Cliff Randall lief an. Richter Humphrey schickte Joe Hawk und mich zum Walnut Creek. Ich bin Bill Logan, und ich trug den Stern eines U.S. Marshals. Joe trug ebenfalls einen Stern und war mein bester Freund. Wir ritten für das District Court for the Northern Districtof Texas, das im Jahre 1879 gegründet worden war. Unser Boss war Bundesrichter Jerome F. Humphrey. Für Joe und mich war er im Laufe der Zeit so etwas wie ein väterlicher Freund geworden.

Unser erstes Ziel war die Randall-Ranch. Die Triangle-S hatte zwei Cowboys auf der Ranch stationiert. Wir sprachen mit den Männern. Sie erklärten, dass Cliff Randall seit seiner Flucht vor Josh Steiger und dessen Reitern nicht mehr aufgetaucht sei.

"Wahrscheinlich hat er das Land verlassen", gab einer der Cowboys zu verstehen. "In Texas kriegt der verdammte Mörder nämlich kein Bein mehr auf die Erde. Vor zwei Tagen wurden die Belmont-Leute in Pampa begraben. Die ganze Stadt und viele Menschen aus dem Umland waren anwesend. Von all denen, die der Beerdigung beigewohnt haben, gibt es keinen, der Randall nicht am Galgen sehen will. Und so mancher äußerte, wie schade es sei, dass man diesen Schuft nur einmal hängen kann."

"Gibt es einen Beweis, dass Randall der Mörder ist?", erkundigte ich mich.

"Wer sonst?", schnappte der Weidereiter. "Nachdem ihm Peggy Belmont wegen Josh Steiger den Laufpass gegeben hatte, rastete er doch vollkommen aus. Er schüttete im Saloon Steiger seinen Whisky ins Gesicht, worauf ihn Steiger schlimm verprügelte. Randall wollte sich rächen. Und das hat er auf besonders brutale Art und Weise getan."

Wir verabschiedeten uns von den beiden Weidereitern und ritten zur Triangle-S Ranch. Sie lag am Red Deer Creek. Die Triangle-S war eine Hauptranch der Panhandle Cattle Company. Der Ranchboss hieß Silas Smith. Die Ranch bestand aus vielen Gebäuden, die auf einem weitläufigen Terrain errichtet worden waren. Es gab einige Corrals. Die Ranchhelfer gingen ihrer Arbeit nach.

Josh Steiger bat uns ins Ranch Office, bot uns Plätze an und sagte: "Richter Humphrey hat ja prompt reagiert. Dass er Sie beide aber in diesen Landstrich schickt, verstehe ich nicht. Denkt der Richter denn, dass sich Randall noch in diesem Gebiet herumtreibt?"

"Nun, immerhin hat er hier seine Ranch", versetzte Joe. "Außerdem soll er in Canadian gesehen worden sein."

"Das ist richtig", antwortete Steiger. "Dass er in Canadian gesehen wurde, sagt mir, dass er ins Indianer-Territorium geflohen ist. Wahrscheinlich will er hinauf nach Kansas oder noch weiter nördlich. Immerhin hat er 5.000 Dollar auf der Belmont-Farm erbeutet. Damit kann er schon eine Weile leben irgendwo im Norden."

"Es gibt keinen Beweis, dass Randall der Mörder der Belmonts ist", gab ich zu verstehen.

Steiger lachte klirrend auf. "Wer sonst sollte Interesse daran gehabt haben, die Belmonts umzubringen? Peggy hat die Verlobung mit Randall aufgelöst. Das entfachte seinen Hass. Er hat sich in eine menschenmordende Bestie verwandelt. Als wir ihn gefangennehmen wollten, erschoss er zwei meiner Männer. Ihm ist nichts mehr heilig. Er macht vor nichts und niemand mehr halt."

"Peggy Belmont hat die Verlobung Ihretwegen gelöst, nicht wahr?", fragte Joe.

Steiger schob das Kinn vor. "So ist es. Sie hat erkannt, dass Randall mit seiner Drei-Kühe-Ranch keine Zukunft hatte. Wer konnte denn ahnen, dass Randall Amok läuft?" Steiger griff sich an die Stirn. "Ich kann es noch immer nicht glauben. Peggy ist tot. Ich habe sie geliebt …"

Seine Stimme brach. Er kämpfte mit sich. Seine Augen schimmerten feucht.

Ich wusste, dass die Besiedlung des Landes den PCC-Ranches ein Dorn im Auge war. Es hatte in der Vergangenheit eine Reihe von Übergriffen gegen Heimstätter, Farmer und Kleinrancher gegeben. Unsere Präsenz in den Siedlungsgebieten war immer wieder erforderlich gewesen. Viel Blut war schon vergossen worden. Im ganzen Panhandle brodelte es unter der Oberfläche wie in einem Vulkan. Und auch die Triangle-S Ranch hatte in der Vergangenheit kräftig mitgemischt, wenn es darum ging, Heimstätter und Farmer zu terrorisieren.

Nachdem Peggy Belmont die Geliebte Josh Steigers geworden war, dürften wohl die Belmonts kein Problem mit der Triangle-S gehabt haben. Josh Steiger hatte sicherlich seine schützende Hand über sie gehalten.

Alles sprach gegen Cliff Randall.

Er war zuletzt in Canadian gesehen worden.

"Beschäftigte Randall nicht zwei Cowboys?", kam es fragend von Joe.

"Ja. John Belknap und Jim Stone. Die beiden sind fortgeritten, nachdem es auf der Randall-Ranch keinen mehr gab, der sie bezahlte."

Joe und ich verließen die Triangle-S und nahmen den Weg nach Canadian unter die Hufe unserer Pferde. Es war Abend, als wir in der Stadt am gleichnamigen Fluss ankamen. Wir ritten in den Hof des Mietstalles und saßen ab. Der Stallmann erschien im Tor des Stalles. Er rief: "Aaah, das Gesetz. Ihr kommt sicher wegen Cliff Randall nach Canadian."

Wir führten die Pferde zum Tor. "Ja", sagte ich. "Er wurde vor einigen Tagen hier gesehen."

"Randall war hier", erwiderte der Stallmann. "Allerdings wusste zu diesem Zeitpunkt noch kein Mensch, dass er als Mörder auf der Flucht war. Er blieb nur eine Nacht. Sein Pferd hatte er bei mir untergestellt." Der Stallmann zuckte mit den Achseln. "Wenn man diesen Burschen so sieht, traut man ihm auf keinen Fall mehrere Morde zu."

"Keinem Menschen kann man vom Gesicht ablesen, was für ein Charakter in ihm steckt", murmelte Joe und reichte dem Stallmann die Zügel.

Joe nahm sein Gewehr aus dem Sattelschuh und schnallte seine Satteltaschen ab.

Auch ich überließ dem Stallburschen mein Pferd und angelte mir das Gewehr sowie die Satteltaschen, die ich mir über die Schulter legte.

Dann gingen wir zum Hotel, um uns Zimmer für die Nacht zu mieten. Gewehr und Satteltaschen ließen wir auf unseren Zimmern zurück und begaben uns in den Saloon, um zu Abend zu essen. Die Sonne war untergegangen. Ihr Widerschein erhellte zwar den Westhimmel noch etwas, doch zwischen den Häusern und Schuppen wob bereits die beginnende Dunkelheit.

Der Saloon war nur mäßig besucht. Drei Kerle fielen mir auf, weil sie gekleidet waren wie Dandys. Dunkle Anzüge, weiße Hemden, Schnürsenkelkrawatten … Sie saßen an einem Tisch und tranken Bourbon.

Ein Blick in die Gesichter der drei aber strafte den ersten Eindruck, den sie vermittelten, Lügen. Es waren von Lasterhaftigkeit und einem unsteten Lebenswandel geprägte Gesichter. Einer der Kerle hatte eine helle Narbe, die von seinem rechten Auge bis hinunter zum Mund reichte. Die drei starrten uns an wie Erscheinungen aus einer anderen Welt. Sie verrieten Unruhe. Ich fragte mich, ob das darauf zurückzuführen war, dass wir Sterne trugen.

Wir setzten uns. Die drei Kerle steckten die Köpfe zusammen und tuschelten miteinander. Verstohlene Blicke trafen Joe und mich. Ich wurde abgelenkt, weil der Keeper an unseren Tisch kam und nach sich nach unseren Wünschen erkundigte. Wir bestellten uns Bier sowie Steaks mit Bratkartoffeln und Bohnen.

Die dandyhaft gekleideten Kerle riefen nach dem Keeper. Sie bezahlten ihre Zeche und verließen den Saloon. Ihre Schritte polterten über den Vorbau, ich konnte die drei noch einmal kurz durch eines der großen Frontfenster sehen, dann aber verschwanden sie aus meinem Blickfeld.

Als der Keeper uns die Krüge mit dem Bier brachte, fragte ich ihn: "Was waren das für drei seltsame Vögel? Sie waren gekleidet, als kämen sie frisch aus New York oder Chicago. Leben sie in der Stadt?"

Der Keeper stellte die Bierkrüge vor uns ab und erwiderte: "Sie kamen vor einigen Tagen in die Stadt, und sie sahen aus wie heruntergekommene Sattelstrolche. Staubig, bärtig, verschwitzt und in ziemlich zerschlissener Kleidung. Nachdem sie im Barber Shop gebadet hatten und rasiert worden waren, kleideten sie sich im General Store ein. Sie schmeißen mit dem Geld nur so um sich. Sie sehen es ja selbst." Der Keeper wies zum Tisch, an dem die drei gesessen hatten. Ihre Gläser und die Flasche standen noch dort. "Sie trinken nur feinen Bourbon. Einer fragte mich sogar, ob ich Champagner auf Lager habe. Die Kerle geben sich, als wäre das Beste für sie gerade gut genug."

"Seit einigen Tagen sind die drei in der Stadt?", fragte Joe. "Seit wie vielen Tagen genau?"

Der Keeper dachte nach. Dann sagte er: "Vier Tage, ja, sie sind seit vier Tagen in der Stadt. Ihre Namen sind Stan Dodson, Dee Mallory und Mike Jessup. Woher sie kamen – keine Ahnung."

Ich bedankte mich. Der Keeper ging hinter den Schanktisch. Die wenigen anderen Gäste beachteten uns kaum.

"Was hältst du davon?", fragte ich Joe. "Wie feine Gentlemen sahen die drei Kerle in der Tat nicht aus."

"Gekleidet waren sie aber so", antwortete Joe und nahm einen Schluck von seinem Bier.

"Hast du in ihre Gesichter geschaut?"

"Keinem Menschen kann man vom Gesicht ablesen …"

"… was für ein Charakter in ihm steckt! Ich weiß. Dennoch sahen sie drei Galgenvögeln ähnlicher als redlichen Männern. Gibt es dir nicht zu denken, dass sie seit vier Tagen in Canadian weilen und mit dem Geld nur so um sich schmeißen?"

"Doch." Joe nickte. "Du hast recht, Logan-Amigo. Die drei sind als Satteltramps in die Stadt gekommen und haben hier eine Verwandlung durchgemacht, die zum Denken Anlass gibt. Wir sollten diesen Kerlen vielleicht einen etwas intensiveren Blick unter den Hutrand werfen."

Wir warteten auf das Essen. Es dauerte eine Weile, bis wir es bekamen. Da wir drei Tage unterwegs gewesen waren und nur von Trockenfleisch und Brot lebten, aßen wir mit gesundem Appetit. Den letzten Bissen spülte ich mit einem Schluck Bier hinunter. Dann schob ich den Teller zurück.

Auch Joe war fertig.

Wir bezahlten unsere Zeche und verließen den Saloon. Zwischenzeitlich war es finster geworden. Aus den Fenstern der Häuser fiel Licht auf die Gehsteige und die Straße.

Wir gingen zum Mietstall. Die Stallburschen waren in den Städten immer am besten informiert. Und so hofften wir, dass wir vom Stallmann mehr über die drei seltsamen Kerle erfuhren als vom Keeper.

Eine Laterne brannte neben dem Stalltor. Auch im Stall hing eine brennende Laterne an einem der Stützpfosten. Der größte Teil des Stalles aber lag in völliger Finsternis. Stickige Luft, vermischt mit dem Geruch von Stroh und Pferdeschweiß empfing uns. Der Stallbursche säuberte im vagen Licht eine leere Box. Als er uns erkannte, hielt er in seiner Arbeit inne, lehnte die Forke gegen die Boxenwand und trat auf den Mittelgang.

"Arbeiten Sie auch nachts?", fragte Joe.

"Was du heute kannst besorgen …", erwiderte der Stallmann. "Die drei verrückten Kerle, die vor vier Tagen nach Canadian gekommen sind und sich wie echte Gentlemen gegeben haben, hatten es vorhin ziemlich eilig. Sie holten vor einer halben Stunde etwa ihre Pferde ab und ritten davon. Hängt das mit Ihrer Anwesenheit zusammen, Marshals?"

"Möglicherweise", antwortete ich. "Sogar sehr wahrscheinlich. Nannten die drei Kerle ein Ziel?"

"Nein. Aber sie wandten sich vom Mietstall aus südwärts. Vielleicht möchten sie nach Pampa."

"Woher kamen die Kerle vor vier Tagen?", wollte Joe wissen.

"Keine Ahnung. Jedenfalls schienen sie einen ziemlich weiten Ritt hinter sich gehabt zu haben. Sie sahen ziemlich mitgenommen aus."

"Der Keeper im Saloon meinte, sie sahen aus wie heruntergekommene Sattelstrolche."

"Ja, so kann man sagen", kam es von dem Stallburschen. "Und wenn Sie mich fragen, dann sind es auch Sattelstrolche, die sich das Outfit von Gentlemen verpasst haben."

Wir ließen den Stallmann allein. Auf der Straße angekommen sagte Joe: "Diese drei Kerle haben Dreck am Stecken, Logan. Dafür verwette ich meinen Kopf. Wir sollten versuchen, sie zu stellen und ihnen ein paar Fragen – die Belmonts betreffend – stellen."

"Wir wissen nicht, wohin sie sich letztlich gewandt haben", versetzte ich. "Dass sie Canadian in südliche Richtung verlassen haben, hat nichts zu sagen. Sie können außerhalb der Stadt in jede x-beliebige Himmelsrichtung geritten sein. Außerdem haben wir nichts in der Hand gegen sie. Ein vager Verdacht genügt nicht, um sie festzuhalten."

*

Cliff Randall hatte sich – nachdem er davon ausging, dass einige Suchtrupps das Land nach ihm durchkämmten –, in der Wildnis verkrochen wie ein waidwundes Tier. Er war unschuldig. Mit den Morden auf der Belmont-Farm hatte er nichts zu tun. Die beiden Männer von der Triangle-S Ranch hatte er in Notwehr erschossen. In dieser Nacht kehrte er auf seine Ranch zurück. Er brauchte das Geld, das er in der Küche des Haupthauses versteckt hatte. Ohne Geld war er aufgeschmissen. Darum hatte er sich entschlossen, sich auf seine Ranch zu wagen.

Der Smallrancher hatte sich vorgenommen, im Land zu bleiben und den oder die wahren Mörder zu suchen und zur Rechenschaft zu ziehen. Flucht, so sagte er sich, wäre gleichzusetzen mit einem Schuldanerkenntnis. Man würde eine hohe Belohnung auf seinen Kopf aussetzen, und Kopfgeldjäger würden sich auf seine Fährte setzen. Er wollte nicht als Verfemter, als Geächteter und ständig Gehetzter enden.

Aus zwei Fenstern des Haupthauses fiel Licht. Es waren die Wohnstubenfenster. Cliff Randall hatte sein Pferd angehalten. Er nagte nachdenklich an seiner Unterlippe. Schließlich schien er zu einem Ergebnis gekommen zu sein, denn er saß ab, führte das Pferd zu einem Strauch und schlang den Zügel um einen armdicken Ast. Das Gewehr flirrte aus dem Scabbard. Randall lud durch und setzte sich in Bewegung.

Er schlich zwischen dem Stall und einer Scheune hindurch in den Ranchhof, überquerte ihn schnell und schmiegte sich an die Wand des Ranchhauses. Sekundenlang verharrte er, um zu lauschen und zu wittern. Dann schob er sich seitlich an eines der erleuchteten Fenster heran.

Die Vorhänge waren vorgezogen. Er konnte nichts sehen. Cliff Randall glitt zur Tür. Sie ließ sich öffnen. Ein stockfinsterer Flur nahm den Mann auf. Aber er hätte sich hier mit verbundenen Augen zurechtgefunden.

Durch die Ritzen der Tür ein Stück weiter schimmerte Licht. Cliff Randall bewegte sich leise. Seine Hand legte sich auf den Drehknopf. Er staute den Atem. In dem Raum war eine Stimme zu hören. Es war das dunkle Organ eines Mannes. Was der Bursche sprach, konnte Cliff Randall nicht verstehen. Er drehte den Knauf und stieß die Tür auf. Ein Schritt brachte ihn in den Raum, er nahm das Gewehr an der Hüfte in Anschlag.

Zwei Männer sprangen auf wie von Taranteln gebissen. Ihre Hände fuhren zu den Revolvern, die sie umgeschnallt hatten. Aber ihr Verstand holte den Reflex ein und sie verharrten in der Bewegung.

"Du!", entrang es sich einem der beiden Cowboys.

Randall nickte. Grimmig stieß er hervor: "Was treibt ihr hier? Hat euch Steiger hergeschickt? Hat er meine Ranch schon zu einem Außenposten der Triangle-S gemacht? Oder was hat euch sonst bewogen, euch auf meiner Ranch häuslich niederzulassen?"

"Hölle!", stieß einer der Weidereiter hervor. "Wir wähnten dich längst außer Landes. Jeder war überzeugt davon, dass du dich ins Indianer-Territorium abgesetzt hast. Bei allen Heiligen, Randall, du wirst als mehrfacher Mörder gesucht. Zwei U.S. Marshals sind heute hier eingetroffen. Was für ein Teufel reitet dich, dass du es wagst, auf die Ranch zurückzukehren?"

"Ich bin unschuldig!", presste Cliff Randall hervor. "Ich weiß nicht, wer Amos Belmont und seine Familie ausgelöscht hat. Ich war es jedenfalls nicht. – Was hat Steiger mit meinen beiden Cowboys angestellt? Hat er sie etwa an meiner Stelle aufgehängt? Oder hat er sie mit der Peitsche aus dem Land gejagt?"

"Sie sind freiwillig fortgeritten, Randall. Und du solltest auch zusehen, dass du so viele Meilen wie möglich zwischen dich und diesen Landstrich bringst. Du bist so gut wie tot, wenn du bleibst."

Cliff Randall schüttelte den Kopf. "Ich bleibe im Land. Denn ich will den wahren Mörder finden. Ihr beide verschwindet jetzt von der Ranch. Bestellt Steiger, dass er kein Recht hat, meine Ranch zu besetzen oder Rinder auf meine Weidegründe zu treiben. Sagt ihm, dass ich mit der Ermordung der Belmonts nichts zu tun habe."

"Du bist für jeden im Land der Mörder, Randall", sagte der Cowboy. "Die Triangle-S hat auf deinen Kopf 1.000 Dollar Kopfgeld ausgesetzt. Dazu kommt noch das Kopfgeld, das die Regierung aussetzen wird. Alles in allem wirst du einen schönen Batzen Geld wert sein. Wer wird da noch nach Schuld oder Unschuld fragen? Jeder, dem du in den Weg rennst, darf dich abknallen wie einen räudigen Hund."

Cliff Randall hatte die Zähne zusammengebissen. Sein Gesichtsausdruck mutete verkniffen an. Seine Augen funkelten unheilvoll. Seine Lippen sprangen auseinander: "1.000 Dollar bin ich Steiger also wert. Ein Haufen Geld. Ich sehe es euch an den Nasenspitzen an, dass ihr euch das Geld gerne verdienen würdet." Seine Stimme sank herab. Er blaffte: "Worauf wartet ihr? Zieht eure Eisen und versucht es. Vielleicht erwischt mich einer von euch. Für 1.000 Dollar müsste ihr euch fast drei Jahre lang die Hintern wund reiten."

Cliff Randall ließ die Mündung des Gewehres hin und her pendeln.

Die beiden Cowboys entspannten sich. Einer sagte: "Na schön, Randall. Wir verduften. Aber glaub bloß nicht, dass du noch eine ruhige Minute findest."

Der Sprecher setzte sich in Bewegung. Er schritt in die Schussbahn zwischen Randall und seinem Gefährten. Dieser zog den Revolver, machte einen Schritt zur Seite, so dass er freie Schusslinie hatte, und schlug die Waffe auf Randall an.

Cliff Randall reagierte ansatzlos. Er nahm die Winchester etwas herum und feuerte. Sogleich repetierte er und richtete die Waffe auf den anderen Cowboy.