Leadershit. Warum es Arschlöcher in Wirtschaft und Politik am weitesten bringen - Hans Rudolf Jost - E-Book

Leadershit. Warum es Arschlöcher in Wirtschaft und Politik am weitesten bringen E-Book

Hans Rudolf Jost

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Beschreibung

Warum bringen es Arschlöcher in Wirtschaft und Politik am weitesten?

Wir können den Arschlöchern leider nicht aus dem Weg gehen. Ja, schlimmer noch: Wir müssen davon ausgehen, dass ab einer gewissen Stufe der Hierarchie die Menge der Arschlöcher proportional zunimmt. Denn es gibt mehr Egomanen, Opportunisten, Intriganten, Mobber, Klugscheisser als man ertragen kann. Sie sind überall, sie quälen uns, sie stehen uns im Weg. Hans Rudolf Jost erläutert auf der Basis von mehreren hundert differenziert dargestellten Arschloch-Typen von Alpharüde bis Zimtzicke, woran man ein Arschloch erkennt, wo welcher Typus am häufigsten vorkommt, wie man damit umgeht. Und wie nebenbei lernt man, wie man, wenn man es in dieser Gesellschaft ganz weit nach oben bringen möchte, selbst ein veritables Arschloch wird.

Ein Überlebensführer im schlimmsten aller Dschungelcamps: Büro!

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Seitenzahl: 178

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Mit großem Bestimmungsteil:Wie erkennt man ein Arschloch?

Mit Arschkarte für Ihren Arbeitsalltag!

Hans Rudolf Jost ist international einer der bedeutendsten Berater für Change-Management.

Daneben ist er Sparring-Partner für das Top-Management und Referent.

Er lebt in Berlin und Zürich.

1. AuflageCopyright © 2012 beim Albrecht Knaus Verlag, München, in der Verlagsgruppe Random House GmbHIllustration: Remo Polletti, ZürichSatz: Uhl + Massopust, AalenISBN 978-3-641-08962-7

www.knaus-verlag.de

Inhaltsübersicht

1. Die Welt der Hierarschie

Über verschobene Wahrnehmungen

2. Arschloch? Na und!

Warum wir das A*-Wort nicht mögen und trotzdem benutzen

3. Woran erkennen Sie ein Arschloch?

Einführung ins Thema

4. Mehr, als man denkt: Arschlöcher sind überall

Exklusiv und erstmals: Die überraschenden Resultate einer repräsentativen Studie

5. Arschlochstrategien

Warum A*-Strategien immer funktionieren

6. Vom Umgang mit Arschlöchern

Warum Arschlöcher anders sind als das Wetter

7. Die Anti-Arschloch-Strategie

Wollen – Können – Müssen

8. Sieben Koexistenzstrategien

9. Die Arschlochregel

10. Anleitung zum Arschloch

Sieben einfache Schritte zum Arschloch

11. Das Gute an Arschlöchern

Kaum zu glauben, aber Arschlöcher haben auch was Gutes

12. Der große Arschloch-Bestimmungsteil:

Wie erkenne ich ein Arschloch?

Über 500 Spezies fein säuberlich in sieben Gattungen aufgelistet:

Die Cheerleaders und Entrückten

Die Egomanen und Grenzgänger

Die Eierköpfe und Klugscheißer

Die Diven und Heißsporne

Die Survivors und Indifferenten

Die Biedermeier und Brandstifter

Die Fundis und Ayatollahs

13. Lieber die Taube in der Hand als den Spatz auf dem Dach

Die Hitparade der Arschlochweisheiten

14. Der Traum einer arschlochfreien Zone

Zum Ende noch etwas Hoffnung

15. Das Lexikon der Arschlöcher von A bis Z

16. Anmerkungen

Bibliografie Hans Rudolf Jost

1.

Die Welt der Hierarschie

Wenn Topshots nach unten schauen, sehen sie nur Scheiße: Die Mitarbeitenden sind nicht aktiv genug … Die Mitarbeitenden sind nicht schnell genug … Die Mitarbeitenden sind nicht engagiert genug … Sie verharren in Konsumhaltung und Besitzstandswahrung … Das mittlere Management nimmt seine Verantwortung als Transmissionsriemen nicht wahr … Da muss jetzt mal klare Ansage her und der Stall ausgemistet werden …

Wenn die Basis nach oben schaut, sieht sie nur Arschlöcher: Das Management nimmt uns nicht ernst … Die sind nicht in der Lage, uns an Bord zu holen … Das Management soll mal liefern, statt in Powerpoint-Orgien sich selbst zu beweihräuchern … Immer nur Druck, keine Wertschätzung … Diese Ignoranten sind einfach ausgebuffte und überbezahlte Arschlöcher … Die Scheiße fließt von oben nach unten, altes physikalisches Gesetz.

Alles eine Frage der Perspektive? Kaum. Denn selten klaffen Fremdbild und Selbstbild so auseinander, wie wenn es um Leadership geht. Selten sind kommunizierte Ankündigungen und gelebter Alltag so weit auseinander. Willkommen in der Wirklichkeit des Leadershit. Bevölkert von Arschlöchern, die sich als Manager tarnen.

2.

Arschloch? Na und!

Sie mögen das Wort nicht? Zu wenig salonfähig? Es gehört sich nicht, gewisse Sachen beim Namen zu nennen? Das denkt man höchstens, sagt es nicht laut? Es sei denn, Sie sind alleine im Auto unterwegs, und so ein wichtigtuerischer PS-Protz bremst Sie mit seinem gepumpten Zuffi aus. Dann denken Sie nicht nur, sondern schreien laut und deutlich und in voller Länge: A-R-S-C-H-L-O-C-H.

Ich mag das direkte, klare, unverblümte, das sprachlich Präzise, aber auch die Emotionalität, die Provokation und die Unkorrektheit. Darum bevorzuge ich den Terminus Arschloch. Genauso gut könnte ich Kotzbrocken, Psychopath oder Stinkstiefel verwenden. Das hat aber nicht dieselbe Qualität. Wenn Sie das stört, dann legen Sie das Buch weg. Jetzt. Spätestens seit der Abgeordnete Joschka Fischer dem damaligen Bundestagsvizepräsidenten Stücklen »Mit Verlaub, Herr Präsident, Sie sind ein Arschloch« zurief oder Michael Mittermeier mit seiner Nummer »Arschloch-Kind« Lacher kassiert, ist das Wort nicht gerade salonfähig, aber Umgangssprache. Gewöhnen Sie sich den politischen Korrektheitsreflex bezüglich »Arschloch« ab, und umarmen Sie das Wort als Teil Ihres gedachten Wortschatzes, der es immer schon war. Ganz abgesehen davon wäre der politisch korrekte Titel dieses Buches ein Graus – oder würde Ihnen »Führer-Dreck – warum es Darmendöffnungen in Wirtschaft und Politik weiter bringen« besser gefallen?

Rein biologisch gesehen, ist ein Arschloch wichtig und hat eine wichtige Funktion: Es trägt in der Regel unbemerkt zur Grundfunktion eines Organismus bei. In seltenen Fällen von Diarrhoe oder bei Darmverschluss fällt die zuverlässige Funktion aus. Bei Letzterem unterscheidet man den mechanischen, funktionellen, spastischen und den paralytischen Darmverschluss, und es bleibt nur die sofortige chirurgische Intervention. In diesem Punkt ist kein Unterschied zwischen Medizin und Management: Ein Arschloch mag zwar ab und an belustigend wirken, aber es gehört, wenn es lähmt, entfernt.

Dies ist ein sehr wertvolles Buch: Wenn Sie z. B. einen Polizisten als »Arschloch« bezeichnen, kostet Sie das gut und gerne eine Buße von zehn Tagessätzen für Beamtenbeleidigung, das sind schnell mal 500 Euro. Wenn wir die Anzahl Nennungen des A-Wortes in diesem Buch multiplizieren (zirka 200-mal) mit der Anzahl Leser, die sich betroffen fühlen könnten (schätzen wir mal 5000), kommt eine ganz schöne Summe zusammen (rund eine halbe Milliarde Euro), dies ist mein bescheidener Beitrag an die Wirtschaftsankurbelung. Die Bußgeldtarife für Manager sind übrigens nicht tiefer als für Beamte, der einzige Unterschied ist, für Normalos bleibt es Antragsdelikt.

Bevor Sie jedoch zur Staatsanwaltschaft rennen – und trotz aller Polemik –, bedenken Sie bitte noch dies: Arschlöcher sind nicht nur vor Gericht eine Geldmaschine, die Vermutung lässt sich nicht von der Hand weisen, dass man als Arschloch schamloser und schneller erfolgreich und glücklich wird. Macht kommt jedoch von Ermächtigung. Es liegt also allein an Ihnen, ob Sie Arschlöchern die Überholspur frei halten. Oder ob Sie geeignete Gegenmaßnahmen treffen.

Ach ja, da war noch was

Gehören Sie zur Fraktion der politisch Korrekten? Sind Sie gar Politikerin oder Politiker? Dann noch dies: Sprachlich rede ich in diesem Buch von der Führungskraft in der männlichen Form. Dieses generische Maskulinum ist begründbar, liegt die Frauenquote im Management von Großunternehmen bei knapp 12 Prozent, in mittelständischen Unternehmen sind es 17 Prozent.1 Angesichts dieser kleinen Zahl will ich den Leser nicht in sprachliche Sippenhaft nehmen und schreibe konsequent von dem Manager. Aussagen über diese männliche Spezies gelten erfahrungsgemäß nicht automatisch auch für weibliche Führungskräfte. Und umgekehrt. Hingegen ist das Arschloch an und für sich sächlich und somit geschlechtsneutral. Es soll aber nicht verschwiegen werden, dass es gewisse Formen von Arschlochtum gibt, die dem weiblichen Geschlecht vorbehalten sind. Sie werden leicht feststellen, welche.

3.

Woran erkennen Sie ein Arschloch?

Arschlöcher brüllen, lärmen, toben, fluchen, sind herablassend, feindselig, aggressiv und erniedrigend, schikanieren, belästigen, verletzen und beleidigen, reiten Verbalattacken, verbreiten Angst, Hass und Rache, sie sind rechthaberisch, lügen, biegen die Wahrheit, halten Informationen zurück. Sie kanzeln öffentlich ab, machen derbe Anspielungen auf Geschlecht, Rasse oder Ethnie, verspritzen Gift, sind hinterhältige Fieslinge, Erbsenzähler, Menschenquäler, behandeln andere als minderwertige Wesen, bestrafen mit Verachtung, sind gemein.

Viele wissen gar nicht, dass sie ein Arschloch sind. Andere sind sich dessen bewusst, und sie sind stolz darauf.2 Andere sind sich möglicherweise dessen bewusst, können aber nicht anders und schämen sich vielleicht sogar. Deshalb ist es hilfreich, mal zusammenzutragen, was denn ein Arschloch ausmacht.

Ein Arschloch verfolgt niederträchtige Strategien. Robert I. Sutton, emeritierter Professor für Management Science and Engineering der Stanford University unterscheidet zwölf Strategien:3

Das dreckige DutzendVon Arschlöchern häufig benutzte Strategien (nach Sutton):

1. Persönliche Beleidigungen

2. Verletzung der Privatsphäre

3. Unaufgeforderter körperlicher Kontakt

4. Verbale und nonverbale Einschüchterungen und Drohgebärden

5. Als »sarkastische« Witze und Hänseleien getarnte Beleidigungen

6. E-Mail-Hassattacken

7. Angriffe auf den Status des Opfers

8. Öffentliche Demütigungen oder auf »Statusminderung« abzielende Rituale

9. Rüdes Unterbrechen

10. Janusköpfige Attacken

11. Bewusstes Anstarren

12. Leute wie Luft behandeln

Respektlosigkeit, emotionale Misshandlung, Machtmissbrauch, Gier, Neid und Missgunst sind Register, die Arschlöcher gekonnt bespielen. Rücksicht und Höflichkeit sind Fremdwörter, schließlich kümmert sich ein richtiger Arsch einen Dreck um die Meinung anderer Leute. Ein echter Kackbratzen sieht allein seine eigenen Bedürfnisse. Wenn ein Arsch einen richtig guten Vorschlag hören will, dann redet er einfach selber.4 Ein Fiesling hört anders zu, denn es geht allein darum, Leute in seine Realität zu ziehen.

Wer lächelt, hat verloren. Überhaupt hat ein Arschloch gemäß dem New Yorker Kolumnisten Martin Kihn seine typische Körpersprache:5

1. »Nie lächeln.

2. Sparsam mit Gesten sein. Finger spreizen und zur Kralle biegen. Wenn sich eine Geste nicht vermeiden lässt, Hände über Schulterniveau heben.

3. Das Kinn vorschieben, als ob Sie in Yale gewesen wären. Wenn Sie tatsächlich in Yale studiert haben, schieben Sie es ruhig noch etwas weiter vor.

4. Wütend dreinblicken, wenn Sie reden. Beim »Zuhören« möglichst oft abwenden, gähnen, auf die Uhr schauen und Anrufe entgegennehmen.

5. Den Leuten auf die Pelle rücken, bis sie zurückweichen. Dann nachrücken.

6. Vor allem: NICHT das Verhalten des Gegenübers »spiegeln«. Das schafft nämlich Gemeinsamkeit. Versuchen Sie stattdessen sich in puncto Mimik und Gestik möglichst weit von der anderen Person abzuheben.

7. Immer mit dem Gemächt voran gehen, selbst wenn Sie keine Hose anhaben.«

Diese Dumpfbacke schaut beim Sprechen nie nach unten, sagt nie »äh«, zieht Arme und Schultern nach hinten, hat breitbeinigen, ausladenden Gang, reckt das Kinn nach vorne, ist redselig, laut und entspannt, reißt das Gespräch an sich und hört nicht zu, sucht ständig Augenkontakt, zwinkert dabei nie und starrt Sie an, als ob er Ihnen ein Loch zwischen die Augen brennen wollte. Für ein Arschloch hat »die Wahrheit eher optionalen Charakter«6.

Ein Arschloch verdient nicht etwas, sondern es steht ihm zu. Kihn stellt sogar fest, dass »das Arschloch, bei Lichte besehen, auch ein neuer Typus Mensch«7 sei, und entwickelte die Entwicklungsgeschichte, wie der Mensch zum Arsch mutierte:

Vom Normalo zum Arsch

Betamännchen

Alphamännchen

Arschloch

Automarke

Toyota

Porsche

Hummer

Geheimes Laster

Al Gore

Red Bull

Polygamie

Primatenart

Schimpanse

Gorilla

King Kong

Religion

Agnostiker

Atheist

Arschlochist

Haustier

Katze

Hund

Kollege

Investitionsart

Indexfonds

Aktien

Betrug

Videospiel

The Sims

Grand Theft Auto

Offshore-Glücksspiele

Wohltätiges Engagement

Tierschutz

Exfrau

Stockcar-Rennen

Medikament

Antidepressiva

Lipidsenker

Nitroglyzerin

Liebt

Sie

Seine Arbeit

Kein Eintrag

Hasst

Schuppen

Unterbrechungen

Sie

Ein Arschloch zeigt Ihnen in jeder Lebensphase gerne, wo der Hammer hängt. Er spricht laut, gerne auch mit vollem Mund, unterbricht ständig, seine Selbstbezogenheit hat allein den Zweck, dass sich andere unsicher fühlen. Und Gefühle, das ist etwas für romantische Rosamunde-Pilcher-Filme. Gefühle können Sie in die Dose stecken oder vakuumieren. Launische Wutausbrüche haben nichts mit Gefühlen zu tun, sondern mit wohl orchestrierter Inszenierung des eigenen Standpunktes. Der Zweck heiligt schließlich die Mittel, und der Zweck heißt selbstsüchtige Arroganz, und darauf sind Arschlöcher auch noch stolz.

Ein Normalo versucht, in einem vollen Aufzug nicht zu furzen. Beim Satansbraten bläst der Wind direkt aus dem Stufenheck, und er tut so, als sei dies das Normalste der Welt. Konsequenterweise muss in eine Sitzung schnell mal etwas mehr Struktur rein, es braucht klare Ansage und die Bereitschaft, lustvoll die Fliege auf dem Tisch auszudrücken. Selbstverständlich so, dass es alle sehen. »Stecken Sie diese Arbeit hinten rein, aber sorgen Sie dafür, dass sie nicht mehr rauskommt« ist keine Beleidigung, sondern technisch gesehen ein Befehl. Wer das nicht lustig findet, ist ein Versager, eine elende Pumpe, Hintergrundlärm, den ein Arschloch für seine Selbstinszenierung braucht. Diese Sausackigkeit schließt aus, dass man um etwas bittet. Ein Arschloch weist an. Und setzt die Termine bis vorgestern. Ein Arschloch verheizt problemlos jedes Jahr eine Sekretärin. Den diesbezüglichen Rekord hält der Hollywood-Mogul Scott Rudin. Gemäß Schätzung des »Wall Street Journal« verheizte Rudin in fünf Jahren 250 persönliche Assistentinnen. Das macht eine durchschnittliche Verweildauer von einer Woche, Feiertage und Urlaub mit eingerechnet. Das wird diesem Meister aller Arschklassen so schnell keiner nachmachen. Laut seiner eigenen Einschätzung seien es zwar nur 119 gewesen. Ein falscher Muffin zum Frühstück? Gefeuert. Im Online-Magazin »Salon« erinnert sich eine ehemalige Assistentin: »Das Letzte, was ich von ihm sah, war der gestreckte Mittelfinger.«8

Ist Ihnen wichtig, was andere Leute denken? Sie eignen sich nicht zum Arschloch. Sie klauen nicht gerne anderer Leute Ideen und geben sie als Ihre eigenen aus? Pech gehabt, ein Meisterarsch gibt sich sogar als Erfinder des Fragezeichens aus.9 Sie versuchen, andere nicht zu brüskieren? Schade, denn das Einzige, was Sie auf dieser Welt weiterbringt, sind Ihre Eier. Sie stellen sich hinten in einer Reihe an? Schön, dann kann sich ja der Arsch besser vorne reindrängen. Sie schauen dann weg und sagen nichts? Umso besser für den Arsch. Sie verlangen von einem Arbeitskollegen einen Bericht, den er bitte sofort in Ihr Büro bringen soll? Auf Ihrem Tisch liegt ebendieser Bericht schon da? Sie schämen sich dafür? Nicht das Arschloch. Es macht sich vor Spaß in die Unterhose. Der Handy-Klingelton eines Arschlochs ist von Rammstein (mindestens »Feuer frei«). Die zwei typischen Handbewegungen? Eine Hand am Ohr, die andere im Schritt. Überhaupt ist Telefonieren die ideale Tätigkeit, das Gehänge in Position zu bringen.

Sutton unterscheidet temporäre Arschlöcher und amtliche Arschlöcher. Diese Unterscheidung scheint mir hilfreich, denn ein temporärer Arsch ist ein zwischenzeitlich rückfälliges Weichei. Es genießt zwar den Status als temporärer Arsch, denn er ist der Überzeugung, dass Frauen auf Arschlöcher abfahren. Doch: »Wie die meisten Vorstadtlegenden trifft auch diese so nicht zu. Denn wie meine Studien ergeben haben, fahren Frauen nicht auf Arschlöcher ab. Sie fahren total auf Arschlöcher ab.«10 Temporäre Arschlöcher arbeiten noch an ihrer Zweierkiste, wo amtliche Arschlöcher schon lange die serielle Polygamie praktizieren. Amtliche Arschlöcher grüßen grundsätzlich nicht, keinen Wachmann am Eingang, keine Sekretärin auf dem Flur, die Ausnahme ist der Vorstand, der noch nichts von seiner bevorstehenden Ablösung weiß. Da huscht dem Arschloch schon mal ein leises Lächeln über die Lippen und verschafft ihm einen unterirdischen Höhenrausch.

Die Arbeitswelt scheint idealer Nährboden für das Arschloch zu sein. Es braucht ja einige Qualitäten, die ein amtliches Arschloch ausmachen, um schnell auf der Karriereleiter weiterzukommen. Die Grenze zwischen straffer Führung, Effizienzorientierung und Arschlochtum sind fließend. Darum wird die Welt von einem Haufen Arschlöcher regiert, die wiederum von noch größeren Drecksäcken und Schweinen bezwungen werden.11 Dschungelcamps und Reality-TV lassen grüßen.

4.

Mehr, als man denkt: Arschlöcher sind überall

Die gefühlte Wahrnehmung ist: Arschlöcher sind überall. Aber ist dem so? Als seriöser Unternehmensberater liegt mir nicht nur die Polemik, sondern ich habe mich auch um Fakten bemüht. Leider ist dies ein unerforschtes Thema. Höchste Zeit also, dass Fakten auf den Tisch kommen. In einer repräsentativen Befragung der deutschen arbeitenden Bevölkerung haben wir die Zahlen beschafft.12 Nun ist es schwierig, einfach so zu fragen: »Kennen Sie ein Arschloch?« Deshalb haben wir die wesentlichsten Eigenschaften eines amtlichen Arschlochs umschrieben und so die Fragen gestellt (»Haben Sie schon miterlebt, dass in Ihrem Arbeitsumfeld Menschen schikaniert wurden, unfair oder herablassend behandelt und aggressiv beleidigt wurden?«). Die Studie lief unter dem neutralen Titel »Arbeitsatmosphäre«. Befragt wurden Menschen, mit einer festen Arbeitsstelle (mindestens 80-Prozent-Pensum).

Auf diese Arschloch-Frage antworteten 58,4 % mit »Ja, das habe ich schon miterlebt«! Das heißt, fast 60 % der deutschen arbeitenden Bevölkerung hat Erfahrungen im Umgang mit Arschlöchern. Diese Zahl bleibt unabhängig hoch, egal ob Mann oder Frau, ob kleines Unternehmen oder Großkonzern. In den öffentlichen Verwaltungen mit 67,8 % ist der Wert am höchsten, in den Produktionsunternehmen entspricht sie dem Durchschnitt, in Dienstleistungsbetrieben ist sie leicht tiefer (54,4 %).

Dann wollten wir wissen, ob der Befragte das schon mal persönlich erlebt hat, darauf antworteten 37,4 % mit Ja. Das heißt, mehr als jeder dritte deutsche Arbeitnehmer ist direkt und persönlich von Arschlöchern betroffen. Bei denjenigen Befragten, die kritische oder negative Gefühle gegenüber Ihrer Arbeit haben sind es mehr als doppelt so viele, nämlich 80,7 %.

»Von wem wird dann dieser Druck hauptsächlich ausgeübt?« Darauf antworteten:

von einer übergeordneten Führungsperson

49,6 %

von gleichgestellten KollegInnen

40,5 %

von untergebenen Mitarbeitenden

6,5 %

weiß nicht

3,4 %

50 % des Arschlochdrucks kommt von den Bossen, 40 % von den Kollegen, und immerhin 6,5 % oder jedes 15. Arschloch macht Druck von unten. Auffallend ist: Der Arschlochdruck von Bossen ist umso höher, je älter jemand ist, bei den über 50-Jährigen steigt dieser Wert auf 57,7 %. Umgekehrt ist es bei den gleichgestellten KollegInnen: Je jünger jemand ist, desto mehr steigt der Wert, so ist der Wert bei den unter 34-Jährigen bei 45,5 % (gegenüber 40,5 % im Durchschnitt). Der Karrieredruck lässt grüßen.

Amtliche Arschlöcher sind also rein statistisch gesehen in einem von zwei Fällen in einer Führungsfunktion. 49,6 % der Führungskräfte halten durch ihr dysfunktionales Verhalten ihre Mitarbeiter vom Arbeiten ab, anstatt sie zu fördern. Aus unternehmerischer Sicht gehören diese entfernt, sie richten nämlich volkswirtschaftlichen Schaden an.

… und sie richten unübersehbaren Schaden an

Auf die Frage: »Was schätzen Sie, wie viel Zeit von Ihrer Arbeitszeit könnten Sie besser nutzen, wenn diese Störungen nicht stattfinden würden?« antworteten:

weniger als 10 Prozent der Arbeitszeit

10,8 %

0–20 Prozent der Arbeitszeit

20,3 %

20–30 Prozent der Arbeitszeit

27,6 %

30–40 Prozent der Arbeitszeit

13,4 %

40–50 Prozent der Arbeitszeit

8,2 %

über 50 % der Arbeitszeit

11,2 %

weiß nicht

8,6 %

Der Mittelwert liegt bei 23 % Einsparpotenzial in der Arbeitszeit. Berechnet man diesen Arschlochfaktor von 23 % leistungsmindernder Wirkung mit dem Bruttoinlandprodukt von Deutschland (BIP 2011 insgesamt 2570 Milliarden Euro), ergibt dies einen volkswirtschaftlichen Arschlochschaden von 591 Milliarden Euro. Pro Jahr. Jahr für Jahr. Rechnet man noch indirekte Kosten für mangelnde Leistungsbereitschaft, fehlende Motivation, innere Kündigung, aber auch Rekrutierungs- und Einarbeitungskosten dazu (laut einer Gallup-Studie sind das nochmals 124 Milliarden Euro im Jahr13), ist das schnell mal so viel, wie die Bundesregierung mit dem Rettungspaket für die Finanzwirtschaft und für Griechenland ausgegeben hat. Und da haben alle aufgeschrien. Bei Arschlöchern nimmt man diesen Schaden offenbar einfach schulterzuckend hin.

5.

Arschlochstrategien

Resultate dieser Befragung werden von einem Arschloch mit einem Schulterzucken zur Kenntnis genommen. Wenn überhaupt. Viel eher geht die Sonne im Westen auf, als dass das amtliche Arschloch sein Wesen ändert. Und sollte er mal dazu gezwungen werden, hat er eingespielte Arschlochstrategien, die in der Regel hervorragend funktionieren:

Arschlöcher können gar nicht anders …

Weil ihr Boss (auch) ein Arschloch ist.Weil die Sachzwänge so sind.Weil ich der Ansager im Viertel bin.Weil ich ab und an zeigen muss, wo der Hammer hängt.Weil es schon immer so war.Weil sie in ein sehr hierarchisches System eingebunden sind und ihr Kadavergehorsam das so verlangt.Weil sie nicht anders können.Weil die Konkurrenz in China Hungerlöhne zahlt und ihre Mitarbeiter wie Sklaven behandelt; die Körperstrafe des Mittelalters sollte auch in der mitteleuropäischen Chef-Mitarbeiter-Beziehung eingesetzt werden können.Weil das Betriebsverfassungsgesetz ihnen gar keine andere Wahl lässt, als das Arschloch rauszuhängen.Weil sie selber mit körperlicher Strafe aufgewachsen sind, eine Watschn hat noch keinem geschadet, verbal schon gar nicht.Weil sie im Tempo 180 durch die Kinderstube rasten; das hat sie in ihrem Leben nicht benachteiligt. Im Gegenteil. Geschwindigkeit ist doch heute entscheidend. Weil sie hart für die Emanzipation kämpften und sich jetzt gerne besitzstandswahrend auf den Lorbeeren ausruhen möchten (nicht vergessen: Wer sich auf den Lorbeeren ausruht, trägt sie am falschen Ort).Weil Gillette Lady noch kein Epiliersystem für Haare-auf-den-Zähnen anbietet.Weil ihnen dieser Multikulti-Mist am Arsch vorbeigeht. Diese Serben, Albaner, Türken, Kurden und Chinesen sollen sich mal an deutsche Tugenden gewöhnen und sich integrieren (die Ossis mit eingeschlossen).Weil sich auf der Top-200-Liste der Reichsten nun mal keine Altruisten, Gutmenschen und Mutter-Teresa-Klone finden lassen.Weil die Kälte des Nordens auch meinen Führungsstil prägt.Weil Führung eine Beziehungsvermeidungsstrategie ist; das dauernde Gefasel über weiche Faktoren ist was für Versager! Weil meine kleine Welt es so will. Und wenn meine Welt und die Realität aufeinanderprallen, ist dies schlecht. Für die Realität. Weil die Affen noch nie den Zoo regierten und der Schwanz nicht mit dem Hund wedelt.Weil ich dazu keine Fragen beantworte. Danke für die Aufmerksamkeit.Weil Eiapopeia nichts bringt.Weil neben meiner Großartigkeit wenig Platz für andere Großartigkeiten bleibt.

Natürlich können auch andere Arschlochstrategien zum Ziel führen. Fakten ignorieren und die Sache aussitzen funktioniert in der Regel auch immer.

6.

Vom Umgang mit Arschlöchern

Bevor Sie sich für einen produktiven Umgang mit Arschlöchern entscheiden, müssen wir zuerst die Wirkung eines potenziellen Arschlochs eingrenzen. Hierbei gibt es drei Wirkungsebenen:

1. Privater Impact

2. Impact aufs Business

3. Die Spaßebene

Die private Ebene ist vernachlässigbar. Es ist allein Ihre Entscheidung, wie Sie damit umgehen wollen. Den Impact aufs Business sehe ich wiederum in drei Stufen:

1. Die temporär dysfunktionale Stufe

2. Die andauernde dysfunktionale Stufe

3. Die Zerstörungsstufe

Auf der ersten Stufe werden Erwartungen, Werte, Normen für einen überschaubaren Zeitraum verletzt. Auf dieser Stufe lässt es sich leben, weil man weiß, dass und wie der Weg zur Normalität funktioniert. Das ist das Ein-Stern-Arschloch.

Die andauernd dysfunktionale Stufe bedeutet, dass an diesem Arschloch kaum ein Weg vorbeiführt, dass kein Bypass gesetzt werden kann. Werte und Normen werden permanent untergraben, eine Koexistenz ist auf einem zumutbaren Niveau nicht möglich. Dieses Arschloch verdient zwei Sterne.

Die Zerstörungsstufe heißt nichts anderes, als dass rund um dieses Arschloch kein Gras mehr wächst, dass seine Wirkung absolut zerstörerisch ist. Das gilt für Businessziele wie für die persönliche Entwicklung. Die Schweizer nennen dies »Zleidwärche«, dem anderen und dem System nachhaltigen Schaden beifügen, sich selber als Arschloch von diesem Schaden nicht ausnehmen (> Amokstrategie) bis hin zur aktiven Sabotage. Das ist das ultimative Drei-Sterne-Arschloch.

Anders verhält es sich beim Spaßfaktor. Der Spaßfaktor kümmert sich nur bedingt darum, ob die Wirkung funktional oder dysfunktional ist oder gar das System zerstört. Spaß machen können alle drei.

7.

Die Anti-Arschloch-Strategie

Wollen – Können – Müssen