Leben auf Asphalt - Eva Laschewski - E-Book

Leben auf Asphalt E-Book

Eva Laschewski

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Beschreibung

- Ich weiß, dass meine Schwester nie von allen gemocht wurde, aber sie fand einen Weg aus den Hieben und Stichen Bilder und Räume zu schnitzen, in denen sie von sich selbst erzählen konnte.- Wie fühlt man, wenn alles um einen herum tot ist? Wie kann eine Betonwüste Leben nähren? Und wie lebt man sein eigenes Leben, wenn die Leitplanken zur Gefängnismauer werden? In zwölf Geschichten konserviert finden sich Gefühle aus der Jugend.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 34

Veröffentlichungsjahr: 2023

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Eva Laschewski wurde 2005 in Düsseldorf geboren. Im Rahmen des Literaturkurses der 11. Klasse lernt sie das Schreiben nicht nur als Hobby, sondern als ernstzunehmende Interesse zu betrachten und beginnt daher an Schreibwettbewerben im Internet teilzunehmen.

Inhaltsverzeichnis

Was hast du zu bieten?

Fizzy

Nicht das Leben

Rheinplateau

Bist du heute frei?

Zwischen den Gedanken

Ein Mensch

Zu zweit auf drei Plätzen

Raum aus Licht

Zwei jahrevoll Gedanken

Perlen in der Nacht

Ich bin das nicht

Growing Pains

I. WAS HAST DU ZU BIETEN?

Die Zahnräder zwischen den Gebäuden sind so laut, dass ich die Stimme meiner Lehrerin nur in einem langweiligen Grau wahrnehme. Ich bin mir sicher, dass wir Schüler für sie auch alle gleich aussehen. Sie ist schon zu lange hier, um noch zu glauben, irgendjemand könnte die Türen dieser Schule durchschreiten, ohne einen Teil von sich selbst verkümmern zu sehen.

Manchmal wenn mein Selbst aus der Enge der grauen Mauern in die Wolken über uns flieht, sehe ich das alte Gebäude, indem schon zehntausende Menschen erloschen und nur wenige Schüler aufblühen konnten, als wäre es nur das, ein Gebäude und nicht eine Ansammlung aus erstarrten Lebensjahren seiner Insassen. Ich markiere jede Person mit einem imaginären Licht und beobachte das Flammenmeer wie einen Sternenhimmel, den jemand nach Größe und Alter der Sterne sortiert hat. Kaum jemals vermischen sich die Punkte. Und meistens besteht die einzige Abwechslung darin, dass nicht immer das gleiche Kind den Raum verlässt, um durchzuatmen. Denn durchatmen kann man hier nicht einfach. Zumindest nicht, wenn sich die alten Sterne auch außerhalb des Unterrichts zu uns verirren. Denn spätestens, wenn sie in der Nähe sind, sehen wir die Zukunft auf uns hinabstürzen. Im Angesicht der schon halb erloschenen Seelen, habe ich schon die größten Träumer straucheln sehen. Vor ihnen stehen in Form von Lehrern und Schulleitern Menschen, die atmen, um das nächste Wochenende erleben zu können. Das Lernen wir früh. Dass ein Wochenende mehr Genuss und Leben verspricht als eine gesamte Woche.

Heute ist der zweite Abend des ersten Wochenende des letzten Jahres in der Hölle des Gehorsams. Wir sitzen weit oben auf einem Baugerüst, um den Fingern des Alltags zu entgehen, die sich schon jetzt über den nächsten Morgen geschoben haben. Aber von hier oben sehen sie nur aus, wie die Linien einer Zeichnung, die viel mehr Menschen zu Gesicht bekommen sollten. Nicht weil sie schön ist, aber weil sie einen an etwas erinnert.

Sie erinnert mich daran, dass ich sehr wohl weiß, was ich will. Dass mir das niemand beibringen muss und ich nichts mehr finden muss von mir selbst, sondern ganz tief drin die wichtigsten Antworten schon gehabt habe.

Ich wünsche mir, dass die Linien sich nicht mehr in hässlichen Falten und Brüchen begegnen. Ich möchte all diese Welten miteinander tanzen sehen. Die immergleichen Straßen mit Persönlichkeiten füllen. Aber ich kann nicht alle Menschen dieser Stadt in die Nacht hinaufzerren nur um ihnen zu zeigen, dass die Dunkelheit schon längst die Tage überwuchert hat.

II. FIZZY

Zuerst stört mich der fingerkuppengroße Fleck auf meinem rechten Wangenknochen. Bis ich merke, dass sich die klebrige Masse warm auf meinem Finger ausbreitet. Ich hatte versucht den Überzug von meiner Haut zu entfernen. Immerhin so, dass ihn keiner mehr sehen kann. Zumindest letzteres hat funktioniert. Fühlen kann ich sie trotzdem noch. Die goldgelbe Flüssigkeit. Süßes flüssiges Glas. Süßes flüssiges unzerbrechliches Glas. Es fließt meinen Finger hinab. So langsam, dass ich meinen Blick nicht abwenden mag und das Gold in meine Haut eintauchen sehe. Die Adern unter der dünnen Haut meiner Unterarme füllen sich mit Hitze. Erst sticht es. Dann zieht es. Fordernd. Es zieht fordernd nach allem Guten in mir.

In der Mitte meiner Brust. Genau unter meinem Herzen liegt ein Klumpen. Ich würde ihn gerne näher beschreiben, aber seit Jahren verändert er sich zu stark und zu schnell, als dass ich ihn zu greifen bekäme