Leben das den Tod nicht kennt - Nandi Devar - E-Book

Leben das den Tod nicht kennt E-Book

Nandi Devar

0,0

Beschreibung

Eine Pflegefachfrau, die sich auf die Begleitung Sterbender spezialisiert hat, trifft auf einen verwirklichten Yogi, der in der Innenschau Bereiche jenseits von Raum und Zeit erkundet. In ihrem Gespräch über den Tod tun sich dabei ganz neue Verständniswelten zum Leben selbst auf. Was, wenn wir den Tod als Weisheitsquell an uns heranlassen könnten? Hinter all den Bedenken und Ängsten, die wir diesem «unvermeidlichen Thema» gegenüber haben mögen, öffnet sich in ihrer Begegnung eine Perspektive auf ein Leben, das nie vergeht.

Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:

Android
iOS
von Legimi
zertifizierten E-Readern
Kindle™-E-Readern
(für ausgewählte Pakete)

Seitenzahl: 169

Veröffentlichungsjahr: 2023

Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:

Android
iOS
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Danksagung

Ich danke von ganzem Herzen all den Menschen aus dem Self Awareness Awakening Training, den Pflegefachfrauen der Palliative Care und Freunden, die mit ihren wichtigen Fragen möglich gemacht haben, dass das Buch entstehen konnte. Ich danke vor allem Cathy Frischknecht für das Erschaffen dieser Idee des Buches und für die Mitwirkung an diesem Projekt. Ihre großartige Vision und ihre eigene hingebungsvolle Arbeit in der Palliative Care haben all die Fragen und vieles mehr manifestiert. Ich danke im Besonderen Martin Frischknecht, der mich so menschlich nah und aufmerksam auf dem Weg der Buchwerdung begleitet hat. Seine jahrzehntelange Erfahrung als Verlagsinhaber, Autor und Journalist waren mir so wertvoll. Außerordentlichen Dank an Shanti Liisa Koskelainen für ihre ganz besonderen Fähigkeiten, dem Inhalt dieses Buches visuell Ausdruck zu verleihen. Ich schätze ihre Arbeit als Grafikdesignerin sehr. Ich danke von Herzen Annai N. Grimm für ihre tatkräftige Unterstützung bei den Transkriptionen und der schriftlichen Umsetzung. Und ich danke allen Menschen, die im Hintergrund geholfen haben, dieses Buch wahr werden zu lassen.

Stimmen zum Buch

Beim Lesen kommt einem Nandis hoffnungsvolle und weise Stimme entgegen. Schon die erste Anwendung – die Reinigung von Emotionen – motiviert zum Ausprobieren. Die Fokussierung auf unseren Atem ist der Anfang zur Heilung und gleichzeitig der Beginn eines Lernprozesses zu einer lebendigen Begegnung mit dem Tod. Ich empfehle die Lektüre dieses Buches wärmstens. Eine wunderbare Erfahrung.

Brigitte Meyer, Psychologin FSP,

Organisationsentwicklung, Coaching

Dieses Buch beschreibt eindrücklich, warum ich meinen Beruf als Bestatter liebe und die Begegnungen mit Sterbenden, Angehörigen, dem Tod und allem, was er mit sich bringt, tiefgehend schätze.

Nandi Devar veranschaulicht das auf leicht verständliche Art und Weise. Er lässt dabei jedes Individuum in Freiheit sich selbst sein. Wenn ich mich, wie im Buch beschrieben, auf meine Ängste und Emotionen einlasse und somit die Bereitschaft habe, mich ganz fallenzulassen, entsteht bei mir ein wundervoller Raum von Liebe. Sie finden in seinem Buch praktische Anleitungen, die helfen können, diesen immer vorhandenen Raum ins Bewusstsein zu bringen.

Gyan Härri, Bestatter «Aurora»

Ein Buch, welches das Thema Sterben und Tod mit seinen Fragen und Antworten gebührend würdigt. «Der Tod als Lehrer», um dadurch dem Leben selbst seine wahre Bedeutung beimessen zu können – ob an die Unsterblichkeit geglaubt wird oder nicht.

Markus Scheuring, Arzt und Psychosomatiker

«Wenn du den Weg der

Bewusstwerdung gehst, so ist die

höchste Aufgabe deines Lebens erfüllt.

Es spielt keine Rolle, wie weit du diesen

Weg gehen kannst. Die Erkenntnisse, die

du dabei gewinnst, sind das Wenige und

das Wichtige, das du über die Schwelle

des Todes hinaus mitnehmen wirst.»

INHALTSVERZEICHNIS

Wieso der Tod keine Schuhe trägt und wie die Fragen über das Sterben in dieses Buch gekommen sind.

Inspiration

Die große Verwandlung

Hinweise zum Lesen des Buches

TEIL 1

Kapitel 1 – Der große Lehrer

Frage: Wie kann ich den Tod verstehen? Wieso ist es hilfreich, sich mit dem Tod auseinanderzusetzen?

Das heißt, wenn ich mich direkt mit dem Tod auseinandersetze, erfahre ich das Leben in einer neuen Intensität?

Was bedeutet «Lebendigsein» in diesem Zusammenhang?

Woher komme ich? Wer bin ich? Wohin gehe ich? Wie verändern diese Fragen mein Leben, wenn ich mich darauf einlasse?

Wenn ich viel Zeit damit verbringe, mich mit dem Tod auseinanderzusetzen, laufe ich da nicht Gefahr, das Leben zu verpassen?

Ist der Tod eher Freund oder Feind?

Warum sprechen wir Menschen so selten über Sterben und den Tod?

Ist es für Kinder zu früh, sich mit dem Thema Sterben auseinanderzusetzen?

Wie lehrt man Kinder den Umgang mit dem Sterben?

Kapitel 2 – Ewiges Leben

Was ist freies Bewusstsein, und was ist die Persönlichkeit?

Gibt es ewiges Leben?

Es gibt Weise und Forschende, die darauf hinweisen, der Alterungsprozess, ja sogar das Sterben, sei gar nicht natürlich. Es geschehe, weil wir überzeugt davon sind, dass es geschehen müsse und es sich dann entsprechend manifestiere. Ist das so?

Kapitel 3 – Diese gestaltlose Seligkeit

Weshalb fürchten sich so viele Menschen vor dem Tod?

Wie kann ich mit der Unsicherheit oder mit Angst vor dem Ungewissen umgehen?

Wie begegne ich der Grenzerfahrung des Sterbens?

Kann Sterben denn in Vertrauen geschehen?

Lässt sich Vertrauen denn lernen?

Kapitel 4 – Schuld und Vergebung

Wieso haben viele Menschen Schuldgefühle, wenn der Tod naht?

Woher rührt die Angst vor der Strafe Gottes und der Hölle?

Sind wir denn alle schuldig?

Was ist mit Vergeben gemeint?

Wie kann ich vergeben?

Hat ein Suizid negative Auswirkungen? Nimmt jemand Schuld auf sich, wenn er sich das Leben nimmt?

Kapitel 5 – Nahtoderfahrungen

Von Nahtoderfahrungen berichten viele Menschen über helles Licht, das aus einer Öffnung heraus leuchtete oder von überall herzukommen schien. Was ist das für ein Licht?

Weshalb kann eine Person nach einer Nahtoderfahrung so klar beschreiben, was sie in dieser Sphäre der Zeit- und Raumlosigkeit wahrgenommen hat?

Was oder wer erwartet mich auf der anderen Seite?

Ist es möglich, die in diesem Leben entstandenen Bindungen und Verstrickungen während des Sterbeprozesses ganz loszulassen? Viele Menschen wünschen sich das ja so sehr.

Kapitel 6 – Den Körper loslassen – Tod

Was ist es, das beim Sterben den Körper verlässt? Bewusstsein, Energien, Gefühle, Gedanken?

Wie wichtig sind die letzten Gedanken, bevor man den Körper verlässt?

Wenn Menschen friedlich sterben, huscht ein Lächeln über ihre Lippen. Wer oder was lächelt hier?

Kann ich das Lösen des Körpers vorbereiten und üben?

Erleben demenziell erkrankte Menschen eine ähnliche Dimension wie im Sterben, wenn die Erinnerungen und ihre Persönlichkeit immer mehr von ihnen abfallen?

Kapitel 7 – Mit dem Leben und dem Sterben umgehen können

Habe ich eine Wahl, wohin die Reise nach dem Tod geht? Wenn ja, kann ich das intendieren und wünschen?

Worauf soll ich mich bei meinem eigenen Übergang fokussieren? Wie ist es möglich, mich auf die Verbindung zum Höchsten, zur Quelle, zu Gott hin auszurichten?

Wenn wir uns mit dem Bewusstsein, unserem innersten Wesen, beschäftigen, nehmen wir etwas mit in andere Welten?

Wo entstehen die höheren Werte, wie Verständnis und Mitgefühl, und wo werden sie gespeichert?

TEIL 2

Kapitel 8 – Sterben begleiten

Was ist das Beste, was ich als Begleitung tun oder lassen kann, wenn jemand im Sterben liegt?

Ist es hilfreich, mit Sterbenden zu sprechen, auch wenn sie nicht mehr antworten können? Oder ist es besser zu schweigen?

Was kann ich als Begleiter von Sterbenden tun, wenn die Unterdrückungskontrolle vor dem Tod wegbricht? Wenn zum Beispiel sexuelle Wünsche, Negativität oder auch Bedürfnisse nach Zärtlichkeit und Liebe ungehemmt hervorbrechen?

Können Bilder oder Gegenstände helfen, den Sterbeprozess zu unterstützen?

Was ist das Beste, was ich für einen Sterbenden tun kann, wenn ich nicht vor Ort bin?

Wie kann ich mit der Trauer umgehen?

Kapitel 9 – Vor und nach dem Tod

Sterbende sagen oft: «Ich kehre zurück zu Gott, zum grossen Ganzen, zur Einheit.» Gibt es eine für alle gültige Gotteserfahrung?

Sind Wahrnehmungen von Frieden und Licht im Raum kurz vor oder nach dem Tod Energien der Person oder Energien eines überpersönlichen, ewigen Seins?

Haben wir Einfluss auf das, was nach dem Tod geschieht?

Löst sich das Bewusstsein mit dem Tod auf?

Vergeht der Intellekt, das Denken? Vergehen die Gefühle, die emotionale Ebene mit dem Tod?

Kapitel 10 – Freiheit

Wie geht ein Weiser oder Erwachter mit dem Sterben um?

Über den Autor

Glossar

ANWENDUNGEN

Erkenntnisfragen

Anwendung: Durch Entspannung ursprüngliches Gewahrsein entdecken

Anwendung: Emotionale Reinigungsatmung

Anwendung: Praktische Vergebung

Anwendung: Gegenwart

Die Heil Yantra Meditation

Sterben begleiten: zwei aktive Wege

Heilende Worte

Goldenes Licht

Download der geführten Heil Yantra Meditation unter:

www.heilyantra.com

Wieso der Tod keine Schuhe trägt und wie die Fragen über das Sterben in dieses Buch gekommen sind.

Menschen im Sterben zu begleiten, gehört zu den intensivsten und tiefsten Erfahrungen, die das Leben in meinem Beruf als Pflegefachfrau für mich bereithält. Da sein, wenn mich eine innere psychische Verzweiflung Stunden vor dem letzten Atemzug in markdurchdringenden Hilfeschreien nach Vergebung und Auflösung der Schuld erreicht. Da sein, wenn der eilig aufgebotene Sohn am Bett seiner Mutter sitzt, ihr in deren letzter Stunde die Hand hält, er der Sterbenden vergibt und sie endlich gehenlassen kann. Da sein, wenn mir eine gebrechliche Stimme ins Ohr flüstert: «Ich liebe dich.» Da sein, wenn ich frage: «Bist du bereit zu gehen?» und die Antwortet lautet: «Wo sind meine Schuhe?» Da sein, wenn mein Berufskollege und ich am Bett stehen und Zeugen eines letzten Ausatmens werden. Spüren, wie wir in eine zeitlose Stille und befreienden Frieden sinken.

Zum einen verlässt der Mensch einzigartig und ausdrucksvoll sein irdisches Leben, zum andern erlebe ich während der Begleitung in den Wochen und Tagen vor dem Tod eindringliche, wiederkehrende Fragen: Gibt es etwas in mir, das weiterlebt, wenn der Körper stirbt? Sind das Gedanken, Gefühle oder etwas anderes, das davon gänzlich unabhängig ist? Nehme ich etwas von meinen eigenen Erfahrungen und Taten aus diesem Leben über die Schwelle mit? Wohin gehe ich? Wieso gibt es da so viel Angst und Leiden? Woher kommen diese große Liebe und dieser Frieden, die sich in der Nähe von Sterbenden oft ausbreiten? Was ist wichtig, wenn ich sterbende Menschen begleite? Diese Fragen führen unweigerlich zu mir – und zur Frage, wie ich selber lebe und sterbe.

Als ich Nandi kennenlernte, sprach er über das Einschlafen und den Tiefschlaf. «Loslassen ist das Natürlichste, was du kennst, du tust es jeden Abend. Nacht für Nacht lässt du den Bereich deiner Geschichten, deiner Persönlichkeit, deiner Dramen hinter dir. Du gibst die Kontrolle auf. Hast du im Tiefschlaf etwa Sorgen und Ängste? Schließlich weißt du nicht, ob du am Morgen wieder im vertrauten Körper erwachen wirst. Wenn du das ewige Leben während deiner körperlichen Existenz entdecken und erforschen könntest, wenn du bemerken würdest, dass es nicht von deinem Körper abhängig ist, wäre es dann noch schwierig zu sterben?»

Durch die tiefen Erfahrungen mit Nandi entstand der Wunsch und die Frage, ob er zu diesem Thema etwas mehr sagen möge. Sein «Ja» war der zündende Funke zu diesem Buch. Ich wünsche mir, dass sich Menschen lange vor dem letzten Atemzug mit den bedeutenden Fragen des Lebens und des Sterbens beschäftigen. Mit diesem Wunsch im Hinterkopf machte ich mich unter Freund:innen und Bekannten ans Sammeln von Fragen zu diesem Thema. Die Fragen kamen von jungen und älteren Menschen wie auch von meinen Berufskolleg:innen, die sich in Palliative Care ausbilden und über eigene Erfahrungen mit Sterbenden verfügen.

Für mich ist die Mitarbeit an diesem Buch ein Geschenk, denn es sind kostbare Lektionen in Spiritual Care. Die Frage: «Bist du bereit zu gehen?» würde ich heute anders formulieren: «Bist du bereit, deinen Körper zu verlassen?» Und persönlich würde ich wohl nicht fragen: «Wo sind meine Schuhe?» Eher würde ich sagen: «Wo ist ein Lehrer, der mir zeigt, was ewiges Leben ist?»

Cathy Frischknecht

Inspiration

Die große Verwandlung

Das Thema Tod ist für die meisten Menschen mit Angst und Verzweiflung belegt. Doch immerhin haben einige es geschafft, ein relativ entspanntes Verhältnis zum Sterben zu entwickeln. Aber diese Entspanntheit beruht dann doch oft auf einfachem Nicht-Wissen oder sogar auf einem «Ich will es gar nicht wissen». Die Tendenz, dem Thema auszuweichen, einfach nicht daran zu denken, ist oft der Versuch eines Auswegs, der aber kein wirkliches Verständnis oder gar eine Aussöhnung mit diesem ganz besonderen Moment erzeugen kann. Wenn es schon kein leichtes Thema ist, so ist es doch zumindest sehr fruchtbar, auch wenn dieser Begriff in Bezug auf den Tod sehr unpassend erscheint. Aber das ist er eigentlich ganz und gar nicht, denn die Lebensfreude und die Kraft, die uns aus einem tieferen Verständnis des Todes heraus erwachsen können, sind im Diesseits hochgradig belebend und sogar befreiend. Damit lassen sich innere Barrieren aus dem Weg räumen, die den Menschen zu sehr einengen und ihm seine Lebensfreude rauben.

Falls der Tod in dir keinerlei Angst oder Zweifel auslöst, umso besser. So kann sich dein entfaltendes Bewusstsein diesem Thema gegenüber umso kraftvoller öffnen und tiefe Einsichten erlangen. Denn der Tod ist an und für sich nichts Schreckliches, noch ist er eine echte Bedrohung für dein Wesen. Denn das, was dich wahrhaft lebendig macht, ist essenzielles Leben, das den Tod nicht kennt.

Die Antworten auf die vielen Fragen in dieser Schrift vermitteln Einblicke in ein neues Verständnis des Lebens. Daraus erwachsen Möglichkeiten, die sich viele Menschen wahrscheinlich bisher noch nicht einmal vorstellen konnten. Ich möchte dich sehr dazu ermutigen, dich mit dem, was du bis dahin zum Thema Sterben und Tod gewusst hast, nicht zufriedenzugeben und eigene Antworten auf die vielleicht größte Herausforderung des Lebens zu finden. Damit übernimmst du im wahrsten Sinne des Wortes Ver-Antwortung und findest selbst Antworten. Diese hier beschriebenen Einblicke basieren auf einer authentischen Lehre, welche dich aus den Grenzen einengender Erfahrungen befreien kann. Jenseits der Ängste unseres Lebens als Mensch und der drohenden Erfahrung des Todes existiert ursprüngliches Leben in seiner ganzen Fülle. Ich lade dich ein, den Faden aufzunehmen und einem Wissen zu begegnen, das dich aus der Knechtschaft negativer Emotionen und leidvoller Überzeugungen befreien kann. Das ist der Schlüssel dazu, sogar Einfluss auf dein Schicksal nehmen zu können, denn es gibt kein absolutes Schicksal. Was es wirklich gibt, sind neue Möglichkeiten, die nur darauf warten, von dir entdeckt zu werden.

Du selbst bist die Antwort auf deine Sehnsucht nach wahrer Verbundenheit und nach einem alles umfassenden Verstehen. In dir schlummern Qualitäten und Kräfte, welche dir wichtige Antworten auf existenzielle Fragen zu geben vermögen. Denn dein Leben, das du nur allzu oft im rein Äußerlichen vermutest, ist in Wahrheit hauptsächlich ein innerliches Geschehen. Dies nicht zu wissen und sein Wohlbefinden vom äußeren Geschehen abhängig zu machen, kann in höchstem Maße verstörend sein. Noch tragischer ist es aber, nicht zu wissen, dass die Quelle all deiner Kraft und Fähigkeiten noch nicht einmal in dir drin zu finden ist, sondern dass der Ursprung aller Ursprünge weit über die Begrenzungen von innen und außen hinausreicht.

Der im Vergleich zu weltlich-irdischen Dingen schwer zu beschreibende Vorgang des Erwachens führte mich über die physische Welt und die mentale Schranke der Zeit hinaus. Allerdings sind genau das die Grenzen, denen wir für gewöhnlich erst mit dem Sterben begegnen. Die Begegnung mit dem Tod führte mir die inneren Unzulänglichkeiten meiner Persönlichkeit unmittelbar vor Augen. Im Grunde ist das eine präzise Beschreibung dessen, was und wie ich grundsätzlich lebe. Die Weite, Reinheit und absolute Verbundenheit des ursprünglichen Gewahrseins legt auf einen Schlag die Verfälschungen, Fantasien und Ungereimtheiten der Persönlichkeit frei. Das tut sie immer wieder, solange es für den Erwachenden nötig sein sollte. Dabei geht es nicht immer zimperlich zu, sondern oft entwaffnend direkt. Aber das ist auch gut so, denn ein großer Teil des Unterbewusstseins darf und muss aus seinem Modus des Überlebenskampfes aussteigen und den Widerstand gegen ein größeres Leben aufgeben. Es darf sich dem öffnen, was kein Geborenwerden und kein Sterben kennt, und damit seine Angst verlieren.

Durch eine energetisch-geistige Umwandlung, die mir im Laufe von Jahrzehnten geschah, sind die Grenzen des körperlichen Lebens und Sterbens durchlässig geworden. Die daraus erwachsenen Erlebnisse und Einsichten, die mehr als ein Leben umfassen, bilden die Grundlage meiner Antworten in diesem Buch. Mir wurde zu Beginn meiner Bewusstseinsschulung nicht gesagt, dass ich dem Erwachen in seiner ganzen Tiefe in diesem Leben wirklich würde begegnen können. Und hätte ich es gewusst, hätte ich die Hingabe an die Ewigkeit gewagt? Wer weiß? Eines aber steht heute für mich fest: Mein Sich-dem-Ursprung-des-Lebens Zuneigen wird nie enden, genauso wenig wie das Leben selbst.

Hinweise zum Lesen des Buches

Wenn es um unser wahres Wesen geht, ist Sprache der Versuch einer Annäherung. Das in diesem Buch Beschriebene entstammt einer unendlichen Wissensebene, welche die Grenzen des Denkens stark erweitern kann. So sollte es aber umso mehr, wenigstens ein Stück weit, durch eigenes Erleben greifbar werden. Deswegen wurden im Buch sogenannte «Anwendungen» eingearbeitet, die dir einen direkten Einblick in die Dimension jenseits des Denkens geben können. Das Sich-Einlassen-und-Erfahrungen-Machen gehört zu einem tieferen Verständnis des Buches dazu.

Lass die Erklärungen um die ursprüngliche Natur des Menschen wie Wasser durch deinen Geist fließen. Halte dich nicht zu sehr bei einzelnen Begriffen oder Formulierungen auf. Diese Schrift ist sehr dicht gewebt. Sie ist nicht aus der Absicht heraus entstanden, schnell und oberflächlich erfasst werden zu können. Sie will dich dazu anregen, dich in Ruhe und immer wieder mit diesem zeitlosen Wissen auseinanderzusetzen und dieses auch anzuwenden. Lass dir mit den Anwendungen Zeit, praktiziere sie einfach immer wieder. Mal für Mal ist es etwas anders als zuvor. Manchmal ist es leicht, manchmal schwierig, Einblick in die innere Welt zu bekommen, und gelegentlich mag es vielleicht sogar unmöglich erscheinen. Lass dich davon nicht beirren. Jede dieser Erfahrungen dient deinem inneren Wachstum. Nimm das hier vermittelte Wissen als einen Freund und Führer auf der Reise in jenes Bekannte, von dem du immer noch annimmst, es sei dir unbekannt, an.

Ziehe in Betracht, die Anwendungen dieses Buches und weitere vertiefende Lehren bei einer Lehrerin oder einem Lehrer zu erlernen, die selbst konkrete Erfahrungen und Einsichten mit diesem Vorgehen haben. Weitere Informationen dazu findest du am Ende dieses Buches.

Nandi Devar

«Alles, was einen Menschen zu einem

bewussten Wesen macht, liegt in ihm.»

TEIL 1

Kapitel 1 – Der große Lehrer

Frage: Wie kann ich den Tod verstehen? Wieso ist es hilfreich, sich mit dem Tod auseinanderzusetzen?

Antwort: Der Tod ist tatsächlich einer unserer größten Lehrer und gleichzeitig einer unserer intimsten. Er zeigt uns ultimativ die Grenze unseres irdisch-körperlichen Daseins auf. Und damit sind wir auch schon im Mittelpunkt unserer Lebensgeschichte angelangt, die von uns verlangt, nach Verständnis und Menschwerdung zu streben. Die Frage nach der Bedeutung des Lebens selbst ist, meiner Meinung nach, die wichtigste und gleichzeitig am meisten ignorierte Frage. Das ist keine Frage, deren Beantwortung wir den großen religiösen Strömungen überlassen sollten. Sie ist ein Aufruf nach Selbst-Verantwortung im Sinne von sich aufzumachen, um selbst Antworten zu finden.

Den Tod als Lehrer akzeptieren zu können, setzt voraus, dass wir unser gesamtes Leben als einen übergeordneten Lernprozess betrachten und nicht als eine zufällige sinnfreie Aneinanderreihung von Erlebnissen. Der Tod ist in Wirklichkeit ein Helfer, der den Schleier unserer Unwissenheit um uns selbst und um das Leben lüften kann. Unverstellt zu erfahren, was Leben wirklich bedeutet, was es in seinem Kern ausmacht, ist der eigentliche und übergreifende Meta-Lernprozess, der über sämtlichen weiteren Lernprozessen dieses Lebens steht. Dies zu erkennen, öffnet eine große Tiefe in uns, und es ist von allumfassender Bedeutung.

Bei der Auseinandersetzung mit dem Tod geht es erst mal gar nicht um das Sterben selbst, sondern um Vergänglichkeit. Und darum, dass wir dieser Vergänglichkeit nun nicht mehr ausweichen können, obwohl sie ja eigentlich immer da ist, jedoch halb verdrängt oder ganz vergessen. Es geht um den Moment, in dem einem vollends klar wird: Jetzt ist dieses Leben in diesem Körper vorbei. Diese Unausweichlichkeit ist für viele Menschen einfach grauenvoll, weil sie darauf nicht vorbereitet sind. Aber eigentlich ist es eine Befreiung. Gerade damit kommt der Moment, in dem die Schleier weggerissen werden: Es ist unangenehm, erschüttert uns und fegt das weg, was nicht wirklich verstanden wurde. Aber gerade dieser Moment legt eine Lebendigkeit in uns frei, wie sie viele Menschen gar nicht mehr kennen. Sterben ist so intensiv, weil es uns ungefiltert mit unserer immens kraftvollen Lebendigkeit in Kontakt bringt!

Das heißt, wenn ich mich direkt mit dem Tod auseinandersetze, erfahre ich das Leben in einer neuen Intensität?

Das Ende des physischen Körpers ist zu jedem Zeitpunkt möglich, das Ende ist immer nah. Die Unausweichlichkeit des Todes lässt uns einerseits erschauern, andererseits konfrontiert uns die Möglichkeit des Sterbens unmittelbar mit unserem gegenwärtigen Zustand, mit dem