Leben mit Hashimoto-Thyreoiditis - Leveke Brakebusch - E-Book

Leben mit Hashimoto-Thyreoiditis E-Book

Leveke Brakebusch

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Beschreibung

Hashimoto-Thyreoiditis – der bewährte Ratgeber: Bewährt kompetent und leicht verständlich informiert das Autorenteam über Ursachen, Krankheitssymptome und Therapiemöglichkeiten der Schilddrüsenerkrankung Hashimoto-Thyreoiditis. Der Ratgeber wird laufend auf den neuesten Stand gebracht und ist aktuell in der 7. Auflage erschienen. Hashimoto-Thyreoiditis – nach langer Suche, eine Diagnose: Für viele Betroffene ist es schon ein Erfolg, nach langer Suche eine Diagnose zu haben: Hashimoto-Thyreoiditis. Hieran knüpfen sich aber viele Fragen. Warum bin ich erkrankt? Wie wird sich die Krankheit entwickeln? Was kann ich selbst für mein Wohlbefinden tun? Hashimoto-Thyreoiditis – Symptome, Diagnose, Therapien: Alle wichtigen Fragen, die bei Betroffenen mit der Diagnose "Hashimoto-Thyreoiditis" auftauchen können, werden in diesem medizinischen Ratgeber behandelt. Neben der medikamentösen Behandlung wird ausführlich über die Themen Ernährung, Rolle der Antikörper und psychische Aspekte der Krankheit berichtet und praktische Tipps für den Alltag gegeben. Hashimoto-Thyreoiditis im Alltag: Hashimoto Betroffene erfahren, was sie beim Arztbesuch beachten sollten, wie man eine Schilddrüsenunter- bzw. eine Schilddrüsenüberfunktion erkennt, was eine Hashitoxikose ist, aber auch, was man bei einer geplanten Schwangerschaft bedenken muss und was bei Medikamenteneinnahme, Impfungen, beim Sport und im Urlaub beachtet werden sollte. Hashimoto Diskussionsforum: Das von Dr. Leveke Brakebusch vor über fünfzehn Jahren gegründete Internet Portal zu Hashimoto ist stetig gewachsen und ein lebendiger Ort der Diskussion und Information zum Thema. Betroffene haben hier die Möglichkeit zu Austausch und Vernetzung und weiterführende Links geben hilfreiche Informationen.

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HASHIMOTO-THYREOIDITIS

LEBEN MIT HASHIMOTO-THYREOIDITIS

Dr. med. Leveke Brakebusch

Unter Mitarbeit von Prof. Dr. med. Armin Heufelder

Inhalt

Vorwort

Leveke Brakebusch

AEinleitung

Was bedeutet Hashimoto-Thyreoiditis?

Was ist eine Autoimmunerkrankung?

Handelt es sich bei der Erkrankung um eine Schilddrüsenunterfunktion?

Welche Formen der Krankheit gibt es?

Ängste

Wie lange ist die Hashimoto-Thyreoiditis bekannt?

Vorkommen und Häufigkeit der Hashimoto-Thyreoiditis

Wie wird die Hashimoto-Thyreoiditis festgestellt?

Ist die Hashimoto-Thyreoiditis heilbar?

Beispielhafte Krankheitsverläufe

Normale Schilddrüsenhormonwerte

B Tipps zum Leben mit Hashimoto-Thyreoiditis

Woran erkenne ich eine Schilddrüsenunterfunktion?

Woran erkenne ich eine Schilddrüsenüberfunktion?

Was ist eine Hashitoxikose?

Was ist ein Endokrinologe?

Wann sollte ein Schilddrüsenspezialist aufgesucht werden?

Worauf sollte ich beim Arztbesuch achten?

Wann kann sich der Hormonbedarf ändern?

Darf ich Medikamente zur Anregung des Immunsystems einnehmen?

Darf ich mich impfen lassen?

Darf ich Blut spenden?

Darf ich in die Sauna gehen?

Darf ich Sport treiben?

Darf ich ein Sonnenbad nehmen?

Wohin in den Urlaub?

Krankengymnastik und Massage

Hashimoto-Thyreoiditis und die Familie

Hashimoto-Thyreoiditis und Partnerschaft

Krankschreibung

Rente

Schwerbehinderung

C Lage der Schilddrüse und Untersuchungsmethoden

Was ist eine Struma?

Wie groß ist die normale Schilddrüse?

Ultraschalluntersuchung

Die Szintigrafie

MiBi-Szintigrafie

TRH-Test

Thyreoglobulin

D Symptome

Symptome der Unterfunktion

Welche Beschwerden können auftreten?

Hashitoxikose und Symptome der Überfunktion

Welche Beschwerden können auftreten?

Symptome der Immunerkrankung

Welche Beschwerden können auftreten?

Symptome der Augenerkrankung

Welche Beschwerden können auftreten?

Mischformen zwischen Hashimoto-Thyreoiditis und Morbus Basedow

Symptome, die auf zusätzliche Immunerkrankungen hinweisen können

Vitiligo

Morbus Addison

Diabetes

Rheumatische Erkrankungen

Myasthenia gravis

Zöliakie

Colitis ulcerosa, Morbus Crohn

Autoimmune Lebererkrankung

Perniziöse Anämie

Alopecia areata

Sarkoidose

Endometriose

Polyendokrinopathie

Symptome selbst erkennen

E Ursachen der Hashimoto-Thyreoiditis

Genetische Faktoren

Was spricht für eine genetische Ursache?

Vererbe ich die Krankheit an meine Kinder?

Medizinische Hintergründe

Infektionen mit Viren oder Bakterien

Welche Viren können eine Hashimoto-Thyreoiditis auslösen?

Kann ich mich vor solchen Infektionen schützen?

Medizinische Hintergründe

Umweltfaktoren

Welche Umweltfaktoren können die Erkrankung auslösen?

Medizinische Hintergründe

Medikamente

Psyche

Medizinische Hintergründe

Hormone

Medizinische Hintergründe

F Antikörper

Was sind Antikörper?

Was bedeutet autoimmun?

Was ist eine Immunthyreopathie?

Welche Antikörper gibt es bei der Hashimoto-Thyreoiditis?

TPO-Antikörper

Medizinische Hintergründe

TG-Antikörper

Medizinische Hintergründe

TRAK (TSH-Rezeptor-Antikörper)

Medizinische Hintergründe

Gibt es noch andere Antikörper?

Antikörper gegen T3/T4

Antinukleäre Antikörper

Weitere Antikörper?

Wie oft sollte man die Antikörperspiegel kontrollieren?

Antikörper und Schwangerschaft

G Hormone

Schilddrüsenhormone und hormoneller Regelkreis T3 und T4

Medizinische Hintergründe

TSH

Was bedeuten zu hohe TSH-Werte?

Was bedeuten niedrige TSH-Werte?

Ausnahmen

Tipp für den Hormonersatz

Wirksamkeit von Schilddrüsenhormonen

TRH

Calcitonin

Parathormon

H Therapie

Therapie der Schilddrüsenunterfunktion

Schilddrüsenhormonersatz

Wer sollte behandelt werden?

Welche Medikamente gibt es?

Welche Dosis muss ich einnehmen?

Probleme bei der hormonellen Einstellung

Nebenwirkungen der hormonellen Therapie

Wie nehme ich Schilddrüsenhormone ein?

Woran merke ich, ob die Einstellung der Hormondosierung ausreichend ist?

Worauf muss ich achten, wenn ich zusätzliche Medikamente einnehme?

Änderungen des Hormonbedarfs

Wie oft sollten die Schilddrüsenhormone bestimmt werden?

Welche Einstellung ist günstig bei zusätzlicher Augenerkrankung?

Schilddrüsenhormontherapie in der Schwangerschaft

Behandlung der Schilddrüsenüberfunktion

Antioxidanzien

Selen

Zink

Operation

Andere Therapiemöglichkeiten

Gibt es eine Heilung ohne Therapie?

Gibt es eine Therapie mit »natürlichen« Medikamenten?

Jod

I Ernährungstipps

Gibt es eine Hashimoto-Diät?

Glutenfrei?

Übergewicht

Ursachen von Übergewicht

Wie soll ich mich ernähren?

Was ist der glykämische Index?

GI-Definition

Reicht es, allein auf den glykämischen Index zu achten, um abzunehmen?

Unterzuckerung

Wie äußert sich eine Unterzuckerung?

Wie wird eine Unterzuckerung ausgelöst?

Was sollte ich bei einer Unterzuckerung essen?

Wirksamkeit von Diäten

Untergewicht bei Hashimoto-Thyreoiditis

Alkohol, Zigaretten und Kaffee

J Sexualhormone und Schilddrüsenhormone

Weibliche Hormone und Schilddrüsenhormone

Wie äußern sich Störungen der Sexualhormone?

Progesteronmangel

Östradiol- und Progesteronmangel

Prolaktinerhöhung

PCO-Syndrom

Insulinresistenz, erhöhte Androgene und Entstehung des PCO-Syndroms

Ist eine Behandlung notwendig?

Welche Behandlung ist erforderlich, wenn kein Kinderwunsch besteht?

Welche Behandlung ist erforderlich, wenn Kinderwunsch besteht?

Wie lange sollte eine Behandlung durchgeführt werden?

Welche Behandlung ist in den Wechseljahren erforderlich?

Männer mit Hashimoto-Thyreoiditis

K Hashimoto-Thyreoiditis und Schwangerschaft

Was muss ich beachten, wenn ich eine Schwangerschaft plane?

Welche Laborwerte sind in der Schwangerschaft wichtig?

fT3, fT4, TSH

Antikörper

Wie wirkt sich die Krankheit auf das Kind aus?

Welche Medikamente darf ich in der Schwangerschaft einnehmen?

Schilddrüsenhormone

Jod

Ist die Krankheit erblich?

Darf ich stillen?

Hormoneinstellung nach der Geburt

L Hashimoto-Thyreoiditis bei Kindern

Hashimoto-Thyreoiditis und ADHS

Schilddrüsenultraschall bei Kindern

M HPU

Was ist HPU?

Wie wird HPU festgestellt?

Wie wird HPU behandelt?

N Augenerkrankung

Typische Augenbeschwerden

Trockene Augen

Endokrine Orbitopathie

Welche Beschwerden können auftreten?

Medizinische Hintergründe

Behandlungstipp

O Psyche und Hashimoto-Thyreoiditis

Psyche als Krankheitsauslöser

Psyche und Hormone

Psyche und Psychopharmaka

Krankheitsverständnis bei Freunden und in der Familie

Krankheitsverständnis beim Partner

Krankheitsverständnis der behandelnden Ärzte

Was kann ich meiner Psyche Gutes tun?

P Berichte von Betroffenen

Q Weitere Informationen, Selbsthilfegruppen

Informationen zu Schilddrüsenerkrankungen

Informationen zu zusätzlichen Erkrankungen

Selbsthilfegruppen

Informationen zu Selbsthilfeorganisationen

Bücher zum Thema

Pharma-Informationsservice

R Index

Vorwort

Als wir im September 2001 ein Internetforum für Menschen mit autoimmunen Schilddrüsenerkrankungen eröffneten, waren wir überrascht von dem großen Andrang. Schon bald zeigte sich, dass nicht nur zahlreiche Fragen zum bekannteren Morbus Basedow (autoimmune Krankheit mit einer Überfunktion der Schilddrüse) eintrafen, sondern noch mehr zur weniger bekannten Hashimoto-Thyreoiditis (autoimmune Krankheit mit einer Unterfunktion der Schilddrüse). So entschlossen wir uns, getrennte Informationsportale für jede der beiden Krankheiten einzurichten.

Bald kam bei den Erkrankten im Internet-Diskussionsforum der Wunsch nach einem Buch zur Krankheit auf. Damals gab es nur in sehr begrenztem Umfang schriftliche Informationen für Betroffene. Die Hashimoto-Thyreoiditis wurde erst Anfang des letzten Jahrhunderts entdeckt. Bis heute ist darüber in den meisten medizinischen Lehrbüchern wenig verzeichnet, sodass manche Ärzte die Krankheit oft nur unzureichend oder gar nicht kennen.

Wenig bekannt ist, dass es neben einer Vielzahl von Betroffenen mit geringen oder fehlenden Beschwerden (durch eine hormonelle Behandlung) einen Anteil Erkrankter gibt, die unter zahlreichen unterschiedlichen und teilweise schwer fassbaren und schwierig zu behandelnden Beschwerden leiden. Diese Patienten werden mit ihren Beschwerden nur allzu oft nicht ernst genommen und irren jahrelang von Arzt zu Arzt, ohne dass die richtige Diagnose gefunden oder eine entsprechende Behandlung begonnen wird.

Nicht selten zweifeln Betroffene mit komplizierten Verläufen an ihrem eigenen Verstand, da die Vielzahl der Beschwerden auch ihnen selbst nicht einleuchten will. Die Beschwerden können bei diesen Menschen in einigen Fällen auch durch eine Behandlung mit Schilddrüsenhormonen nicht gänzlich zum Verschwinden gebracht werden. In diesen Fällen sind andere Behandlungsstrategien notwendig.

Das Leben trotz dieser chronischen, oft lebenslang bestehenden Krankheit sinnvoll und lebenswert zu gestalten, ist eine große Herausforderung. Hier kann durch die Unterstützung von anderen Erkrankten und spezialisierten Ärzten sinnvolle Hilfestellung geleistet werden. Ein kleinerer Teil der Erkrankten entwickelt zusätzliche Autoimmunkrankheiten oder ist bereits vorher daran erkrankt. Hier gilt es, frühe Anzeichen zu erkennen. Diese Krankheiten können hinzukommen, müssen aber nicht auftreten. Je mehr Sie als Patient darüber wissen, umso leichter wird Ihnen der Umgang mit der Krankheit und möglichen Problemen.

Die Hashimoto-Thyreoiditis ist zwar eine häufige, aber wenig bekannte Erkrankung mit einem Anteil von etwa 10 % Betroffenen in der Bevölkerung.

Dieses Buch soll Ihnen helfen, die Krankheit umfassender zu verstehen und damit zu einer besseren oder im besten Fall wieder normalen Lebensqualität zu gelangen. Die genaue Kenntnis der Zusammenhänge ermöglicht es, zusätzliche Symptome früher zu erkennen und typische Fehler bei der hormonellen Einstellung zu vermeiden.

Ich danke den Diskussionsteilnehmern des Hashimoto-Internetforums, die mir mit ihren zahlreichen Beiträgen geholfen haben, ein größeres Verständnis für die komplexe Krankheit zu entwickeln und deren persönliche Beiträge in das Buch eingeflossen sind. Besonders danke ich meinem Mann für seine unermüdliche Unterstützung. Herrn Prof. Heufelder danke ich herzlich für die konstruktive Zusammenarbeit, durch die dieses Buch entstehen konnte.

Allen Lesern soll das Buch ein Ratgeber sein und Mut machen, auch mit der Hashimoto-Thyreoiditis gut zu leben.

Konstanz, im Herbst 2019

Dr. med. Leveke Brakebusch

Einleitung

A

Wenn Ihr Arzt Ihnen mitteilt, dass Sie an einer Hashimoto-Thyreoiditis leiden, ergeben sich viele Fragen. Dieses Buch soll Ihnen helfen, sich ein Bild von dieser Krankheit zu machen und Ihre Beschwerden zu deuten. Viele Menschen mit einer Hashimoto-Thyreoiditis haben wenig oder keine Beschwerden. Dennoch sollte dieser Ratgeber über möglichst viele Bereiche der Krankheit informieren. Nicht alles, was in diesem Buch angesprochen wird, muss auch bei Ihnen auftreten.

Was bedeutet Hashimoto-Thyreoiditis?

»Thyreoiditis« bedeutet Entzündung der Schilddrüse. Die Hashimoto-Thyreoiditis ist eine autoimmune Schilddrüsenentzündung, die nach dem Japaner Dr. Hakaru Hashimoto benannt wurde. Es gibt neben der autoimmunen Schilddrüsenentzündung noch andere Schilddrüsenentzündungen, deren Verlauf und Behandlung sich von der Hashimoto-Thyreoiditis unterscheiden.

Hashimoto-Thyreoiditis ist eine nach dem Japaner Hakaru Hashimoto benannte, besondere Form der Schilddrüsenentzündung.

Die Hashimoto-Thyreoiditis wird durch bestimmte Autoimmunprozesse verursacht, die im Kapitel »Ursachen der Hashimoto-Thyreoiditis« beschrieben werden. Sie wird auch als chronisch lymphozytäre Thyreoiditis oder autoimmune Thyreoiditis bezeichnet. Hakaru Hashimoto (1881–1934) arbeitete als Pathologe und Chirurg in Japan und entdeckte die Autoimmunthyreoiditis. Er beschrieb sie als Krankheit, die vorwiegend Frauen in den Wechseljahren betrifft.

Heute weiß man, dass Frauen aller Altersstufen betroffen sein können, außerdem auch Männer und Kinder. Die Bezeichnung Ord-Thyreoiditis für die autoimmune Schilddrüsenentzündung, bei der die Schilddrüse schrumpft, hat sich nicht durchgesetzt. Wiliam Ord beschrieb diese erstmals 1877.

Heute werden unter dem Begriff Hashimoto-Thyreoiditis sowohl Krankheitsverläufe mit vergrößerter Schilddrüse (selten) und kleiner werdender Schilddrüse (häufig) zusammengefasst.

Was ist eine Autoimmunerkrankung?

Die Hashimoto-Thyreoiditis ist eine Autoimmunerkrankung. »Autoimmun« bedeutet, dass der Körper sich durch eine fehlgeleitete Reaktion des Immunsystems fälschlicherweise selbst attackiert. Die Hashimoto-Thyreoiditis wird also verursacht durch eine Fehlregulation im Immunsystem, das dann die eigene Schilddrüse angreift. Eine Autoimmunkrankheit ist nicht zu verwechseln mit einer Immunschwäche wie etwa Aids, bei der das Immunsystem durch bestimmte Viren verändert wird.

Handelt es sich bei der Erkrankung um eine Schilddrüsenunterfunktion?

Nein, denn die Schilddrüsenunterfunktion ist nur ein Symptom (Krankheitserscheinung). Eine Unterfunktion kann auch bei anderen Schilddrüsenerkrankungen auftreten. Eine Unterfunktion ist zwar ein typisches Merkmal der Hashimoto-Thyreoiditis, bei dieser Erkrankung aber nicht grundsätzlich vorhanden. Stellt ein Arzt eine Unterfunktion der Schilddrüse fest, sollte untersucht werden, ob eine Hashimoto-Thyreoiditis die Ursache ist. Als Vergleich kann z. B. das Symptom »Fieber« auf eine Grippe hindeuten, aber nicht jeder, der Fieber hat, muss eine Grippe haben.

Die Hashimoto-Thyreoiditis ist eine Krankheit, die den ganzen Körper betreffen kann und sich üblicherweise durch eine zu geringe Hormonproduktion der Schilddrüse bemerkbar macht. Am Anfang der Erkrankung kann auch eine kurze Phase der Schilddrüsenüberfunktion, manchmal ein Wechsel zwischen Über- und Unterfunktion auftreten.

Welche Formen der Krankheit gibt es?

Es sind zwei Formen bekannt: die atrophe und die hypertrophe Form. Beide Formen können zu einer Schilddrüsenunterfunktion führen, die sich meist schleichend entwickelt. Die Bezeichnung »Autoimmunthyreopathie« schließt neben der Hashimoto-Thyreoiditis auch den Morbus Basedow (eine autoimmune Schilddrüsenkrankheit mit einer überwiegenden Überfunktion) mit ein.

Tabelle 1:Größenveränderung der Schilddrüse bei Hashimoto-Thyreoiditis

Atrophe Form

Schilddrüse wird kleiner

Hypertrophe Form

Schilddrüse wird größer (Struma)

Übergänge zwischen beiden Krankheiten sind möglich. Gelegentlich kann es anfänglich für Ihren Arzt schwierig sein, genau zu entscheiden, ob bei Ihnen eine Hashimoto-Thyreoiditis oder ein Morbus Basedow vorliegt. Später zeigen der Verlauf der Krankheit, die Blutbefunde und der Ultraschallbefund, welche Art der autoimmunen Schilddrüsenerkrankung vorliegt.

Der Schweregrad und der Verlauf der Erkrankung können unterschiedlich sein. Neben symptomlosen Formen sind Verläufe mit milden Beschwerden häufig. Sehr viel seltener kommt es zu ausgeprägten, vielgestaltigen Beschwerden. Zusätzliche Autoimmunkrankheiten werden bei 25 % der Betroffenen gefunden. Sie sollten aber nicht damit rechnen, jedes mögliche Symptom und jede der beschriebenen zusätzlichen Autoimmunkrankheiten zu bekommen. Andererseits sollen die möglichen Symptome auch nicht beschönigt werden. Es ist meist leichter, sich mit einer Krankheit auseinanderzusetzen, deren Symptome und Probleme bekannt sind, als durch immer neue unerklärliche Beschwerden verunsichert zu werden.

Hashimoto-Thyreoiditis kann in verschiedenen Schweregraden ablaufen. Viele Verläufe sind beschwerdearm.

Ängste

Wenn Sie dieses Buch lesen, ist es wichtig, sich immer wieder in Erinnerung zu rufen, dass über 80 % der Erkrankten mit der richtigen Behandlung keine oder kaum Beschwerden haben. Haben Sie die Diagnose Hashimoto-Thyreoiditis gerade erst erhalten und wird jetzt eine Behandlung begonnen, so haben Sie gute Chancen, zu diesen wenig beeinträchtigten Betroffenen zu gehören. In diesem Fall können Sie durch eine angepasste hormonelle Therapie und ergänzende Maßnahmen wieder ganz beschwerdefrei werden.

Bitte denken Sie daran, dass es nach Beginn der Behandlung oft nur langsam innerhalb einiger Wochen bis Monate zu einer spürbaren Besserung kommt. Bitte haben Sie genügend Geduld. Die hormonelle Einstellung braucht Zeit. Für die stärker Betroffenen sollte auch gelten, keine übermäßige Angst zu entwickeln, auch wenn dies mitunter schwierig sein kann. Suchen Sie sich einen Ansprechpartner, dem Sie Ihre Ängste und Beschwerden mitteilen können. Der Verlauf der Erkrankung ist schwer kalkulierbar. Je genauer Sie mögliche Probleme und ihre Behandlungsmöglichkeiten kennen, umso besser werden Sie mit Ihrer Erkrankung umgehen können.

Haben Sie Geduld. Bis zu ersten Behandlungserfolgen dauert es meist einige Zeit.

Wie lange ist die Hashimoto-Thyreoiditis bekannt?

Hakaru Hashimoto wurde 1881 in Japan geboren. Im Alter von 22 Jahren begann er das Studium an der New Medical School der Kyushu-Universität. Nach seinem Abschluss 1907 arbeitete er fünf Jahre in einer chirurgischen Abteilung. 1912 veröffentlichte er seine Entdeckung der »Struma lymphomatosa«, einer vergrößerten Schilddrüse mit lymphomatöser Infiltration in Verbindung mit einer Unterfunktion der Schilddrüse. Später wurde die Krankheit nach ihm benannt.

In seiner Arbeit beschrieb er die charakteristischen feingeweblichen (histologischen) Merkmale der Krankheit. Da die Veröffentlichung in einer medizinischen Zeitschrift in Deutschland erfolgte, blieb die Entdeckung in Japan zunächst unbemerkt. Hashimoto verbrachte nach der Veröffentlichung drei Jahre in Berlin, Göttingen und London. In dieser Zeit befasste er sich mit der Nierentuberkulose. Der Ausbruch des ersten Weltkrieges führte ihn wieder zurück nach Japan. Als Chirurg mit dem Schwerpunkt Bauchchirurgie gelangte er zu großem Ansehen unter seinen Kollegen. Er veröffentlichte zwei weitere Arbeiten, eine über eine als Erysipel bekannte Hautinfektion, die andere über Verletzungen im Bereich des Brustkorbes. Hakaru Hashimoto starb 1934 im Alter von 53 Jahren an Typhus.

Hakaru Hashimoto beschrieb 1912 die später nach ihm benannte Krankheit.

Vorkommen und Häufigkeit der Hashimoto-Thyreoiditis

Frauen erkranken häufiger als Männer. Auch Kinder können erkranken. Die Krankheitshäufigkeit in der Bevölkerung insgesamt beträgt je nach Untersuchung etwa 4–12 %. Genaue Angaben über die Krankheitshäufigkeit gibt es für Deutschland jedoch nicht. Die Hashimoto-Thyreoiditis tritt familiär gehäuft auf. In Phasen der hormonellen Umstellung wie der Pubertät, nach einer Schwangerschaft und in den Wechseljahren kommt die Erkrankung häufiger zum Ausbruch. Die Hashimoto-Thyreoiditis gilt als häufigste Autoimmunkrankheit des Menschen.

Wie wird die Hashimoto-Thyreoiditis festgestellt?

Um eine Hashimoto-Thyreoiditis festzustellen, sind mehrere Untersuchungen notwendig.

Tabelle 2: Untersuchungen bei der Diagnostik der Hashimoto-Thyreoiditis

Klinischer (oder körperlicher) Befund

Gesamtbild und körperliche Untersuchung

Blutuntersuchung

Hormone: fT3, fT4, TSH

Schilddrüsen-Antikörper: TPO-AK, TG-Antikörper und TRAK

Untersuchung der Schilddrüse durch

Abtasten (medizinisch: Palpation)

Ultraschall (Sonografie)

Szintigramm (selten erforderlich)

Zur Aufnahme des Gesamtbildes gehört insbesondere die Untersuchung auf Symptome der Unterfunktion (Kapitel »Symptome«). Im Blut müssen die Schilddrüsenhormone und die Schilddrüsen-Antikörper bestimmt werden. Eine ausführliche Erklärung hierzu finden Sie im Kapitel »Antikörper«. Wichtig für die korrekte Diagnosestellung ist eine Ultraschalluntersuchung der Schilddrüse. Mit dieser Untersuchung lassen sich rasch Größe und Beschaffenheit des Schilddrüsengewebes bestimmen. Eine nuklearmedizinische Untersuchung, ein sogenanntes Schilddrüsenszintigramm, ist nur in besonderen Situationen, z. B. bei knotigen Schilddrüsenveränderungen erforderlich. Zur Diagnose einer Hashimoto-Thyreoiditis trägt das Szintigramm aber nur selten etwas bei, manchmal stiftet es sogar Verwirrung.

Häufig vergeht längere Zeit, bis die Diagnose Hashimoto-Thyreoiditis festgestellt wird. Eine Betroffene berichtet von ihren Erfahrungen:

Zehn Jahre bis zur Diagnose

… Ja, man darf nicht nur nach Hormonwerten gucken, vor allen Dingen sollte man seine Patienten mit ihren Beschwerden schon ernst nehmen.

Ich habe zehn Jahre lang gelitten, angeblich war kein Handlungsbedarf. Habe mir Bücher über Endokrinologie ausgeliehen, und es war mir eigentlich schon sehr lange klar, dass meine Beschwerden von der Schilddrüse kommen. Nur niemand fand es nötig zu helfen. Ich war auch bei mehreren Untersuchungen, viele hatten auch den Verdacht, dass es die Schilddrüse ist, aber die Werte waren im »Normbereich«. Da waren sie gleich schnell wieder davon ab und ich fühlte mich wie ein Hypochonder behandelt. Nie hat jemand die Antikörper untersucht, damals wusste ich auch noch nichts davon. Endlich hat dann eine Ärztin auf Anhieb den richtigen Verdacht gehabt.

Mir geht es nach zweimonatiger Behandlung mit Thyroxin auch schon wesentlich besser, aber ich wundere mich, warum es zehn Jahre gedauert hat.

Ist die Hashimoto-Thyreoiditis heilbar?

Die Symptome der Hashimoto-Thyreoiditis können in vielen Fällen durch eine geeignete Behandlung beseitigt werden. Manchmal kommt es in der frühen Phase der Erkrankung zur Ausheilung. Oft kann mit Schilddrüsenhormonen völlige Beschwerdefreiheit erreicht werden.

In anderen Fällen bleiben Krankheitserscheinungen trotz Behandlung bestehen. Hier müssen andere Lösungswege gesucht werden. Eine individuelle, also auf den einzelnen Menschen zugeschnittene Behandlung ist dann sinnvoll. Bei unklaren Beschwerden muss untersucht werden, ob weitere Autoimmunkrankheiten oder sonstige Störungen vorliegen. Eine sichere Heilungsmethode der Hashimoto-Thyreoiditis gibt es zurzeit nicht. Die Hashimoto-Thyreoiditis ist eine chronische, das heißt länger andauernde Krankheit. Der chronische Krankheitsverlauf erfordert viel Geduld. Durch Rückschläge dürfen Sie sich nicht entmutigen lassen. Auch für die hormonelle Einstellung ist Geduld notwendig, da die Medikamente nicht sofort, sondern mit zeitlicher Verzögerung ihre Wirkung entfalten. Die Aussichten, wieder ein »normales« Leben wie vor Krankheitsbeginn führen zu können, sind jedoch gut. Auch wenn dauerhaft gewisse Symptome bestehen bleiben, kann ein Leben mit der Hashimoto-Thyreoiditis unbeschwert sein und Freude machen.

Beispielhafte Krankheitsverläufe

Um die Vielfalt der möglichen Krankheitsverläufe zu skizzieren, sind nachfolgend einige Beispiele dargestellt.

Unkomplizierter Verlauf nach Hormoneinstellung

Leichte Krankheitserscheinungen

Eine 30-jährige, berufstätige Frau bemerkt leichten Haarausfall und Gewichtszunahme. Ihr Zyklus ist seit einigen Monaten unregelmäßig. Sie bemerkt einen leichten Ansatz zum Bartwuchs. Weitere Beschwerden bestehen nicht. Da sie sich ein Kind wünscht, besucht sie ihre Frauenärztin. Die Untersuchung weist aus, dass ihr TSH-Wert auf 6 mU/l erhöht ist. Die Antikörperbestimmung bestätigt eine Hashimoto-Thyreoiditis. Innerhalb eines halben Jahres gelingt eine gute Einstellung mit 150 µg L-Thyroxin.

Da ihre 60-jährige, ebenfalls berufstätige Mutter an einer Weißfleckenkrankheit (Vitiligo) leidet, wird auch sie auf Hashimoto-Thyreoiditis untersucht (beide Krankheiten treten oft gemeinsam auf). Es stellt sich heraus, dass ihre Schilddrüse ein Volumen von nur 6 Milligramm hat und die Antikörperspiegel erhöht sind. Es liegt ebenfalls eine Hashimoto-Thyreoiditis vor, die aber bisher unbehandelt war und mit allenfalls geringen Beschwerden ablief.

Eine Schwangerschaft tritt bei der jungen Patientin ein halbes Jahr nach Diagnose problemlos ein. Im Verlauf der Schwangerschaft wird die Schilddrüsenfunktion genau überwacht. In Kürze erwartet sie ihr erstes Kind. Es besteht Beschwerdefreiheit. Sie ist informiert, dass nach der Entbindung ein Krankheitsschub auftreten könnte. Die Schilddrüsenwerte werden fortlaufend regelmäßig kontrolliert, um rechtzeitig die Hormondosis anzupassen, falls erforderlich.

Unkomplizierter Verlauf seit 25 Jahren

Fehlende Krankheitserscheinungen unter Hormonbehandlung

Bei einem 60-jährigen Mann wurde vor 25 Jahren eine Hashimoto-Thyreoiditis festgestellt. Im Laufe der Jahre musste die Hormondosis langsam von 50 µg eines L-Thyroxin-Präparates auf 200 µg angehoben werden. Die Schilddrüse ist knotig vergrößert. Der TPO-Antikörperspiegel ist mit 20 000 U/l stark erhöht. Der Erkrankte ist beschwerdefrei und voll leistungsfähig. In seinem Beruf arbeitet er dreizehn Stunden täglich. Weitere Familienangehörige mit einer Hashimoto-Thyreoiditis sind bisher nicht bekannt.

Spontane Rückbildung der Krankheit im Anfangsstadium

Heilung im Anfangsstadium

Ein 28-jähriger Mann bemerkt starke Unruhe, Schlaflosigkeit und Zittern der Hände. Es wird die Anfangsphase einer Hashimoto-Thyreoiditis festgestellt mit Überfunktion (erhöhten Schilddrüsenfunktionswerten) und positiven Antikörpern. Nach zwei Monaten entwickelt sich eine Unterfunktion, die zeitweise mit 100 µg L-Thyroxin behandelt wird. Zwischenzeitig bestehen Sehstörungen. Nach weiteren acht Monaten haben sich die Schilddrüsenhormone normalisiert, ohne dass eine weitere Hormoneinnahme erforderlich ist. Nach weiteren drei Monaten können auch keine Antikörper mehr nachgewiesen werden. Seit drei Jahren sind die Blutwerte normal und es werden keinerlei Beschwerden berichtet.

Vater, ein Bruder sowie zwei Schwestern haben ebenfalls eine Hashimoto-Thyreoiditis. Eine Schwester ist zusätzlich an einem Diabetes mellitus Typ 1 erkrankt. Die beiden Söhne des Erkrankten (zwei und zehn Jahre) sind bisher nicht betroffen.

Hashimoto-Thyreoiditis und Rheuma

Hashimoto-Thyreoiditis und zusätzliche Autoimmunkrankheit

Eine 26-jährige Frau bemerkt nach der Geburt des ersten Kindes eine stetige Gewichtszunahme trotz normaler Essensmenge. Die Konzentrationsfähigkeit hat nachgelassen. Sie ist ständig müde, friert, klagt über depressive Verstimmung und Angstzustände. Die Untersuchung beim Schilddrüsenspezialisten ergibt eine Hashimoto-Thyreoiditis.

Unter Schilddrüsenhormonen geht es etwas besser, die Gewichtszunahme kann gestoppt werden, auch die Stimmung bessert sich. Im Laufe der Jahre stellen sich zahlreiche unklare Symptome ein, wie Muskelschmerzen insbesondere im Nacken, Nervenentzündungen, Haarausfall, trockene Augen, Gelenkschmerzen und Hautveränderungen. Die Untersuchung bei einem Rheumatologen kann nach fünf Jahren eine weitere, eine rheumatologische Krankheit nachweisen.

Zehn Jahre lang kann mit L-Thyroxin eine zufriedenstellende Hormoneinstellung erreicht werden, dann treten erneut Unterfunktionssymptome auf, trotz normaler Schilddrüsenwerte im Blut. Nach Umstellung auf ein T3/T4-Präparat kommt es zu einer erheblichen Besserung. Die täglichen Abläufe sind durch die rheumatologische Erkrankung zwar eingeschränkt, aber die Lebensqualität wird von der Erkrankten als gut bezeichnet.

Familie mit Hashimoto-Thyreoiditis

Hashimoto-Thyreoiditis bei allen Familienangehörigen

Bei einem Ehepaar wird sowohl beim Mann als auch bei seiner Frau eine Hashimoto-Thyreoiditis festgestellt. Die drei Kinder (fünf, sechs und vierzehn Jahre) sind ebenfalls an einer Hashimoto-Thyreoiditis erkrankt. Bei einer Tochter finden sich keine erhöhten Antiköper, aber der Ultraschallbefund ist typisch für eine Hashimoto-Thyreoiditis. Nach anfänglichen Problemen wird eine gute hormonelle Einstellung erreicht. Aufgrund ihrer guten Krankheitskenntnis kann die Familie auf neue Krankheitserscheinungen gezielt reagieren. Die Hormonergänzung wird nach den Symptomen und den Hormonwerten im Blut individuell festgelegt. Damit sind alle Familienangehörigen seit zwei Jahren nahezu beschwerdefrei.

Komplizierter Verlauf

Hashimoto mit zahlreichen Krankheitserscheinungen, die auch durch Behandlung nicht ausreichend zu bessern sind

Bei einer jungen Frau hat sich in drei Jahren ein Übergewicht von 30 kg entwickelt. Ihre Hashimoto-Thyreoiditis war schon länger bekannt, jedoch über mehrere Jahre unzureichend behandelt worden. Nach Beginn der Hormongabe werden die Beschwerden besser. Die Gewichtszunahme kann gestoppt werden. Eine Gewichtsabnahme ist mit verschiedenen Diäten nicht zu erreichen. Trotz inzwischen normaler Blutwerte leidet die Betroffene weiterhin an diversen Problemen wie geschwollenen Lymphknoten, Schwindel, Gefühlsstörungen der Beine, verminderter Leistungsfähigkeit, Haarausfall, Lymphstauungen und Sehstörungen. Leberwerte und Blutsenkung sind erhöht. Vor einem Jahr ist eine Störung des Zuckerstoffwechsels dazu gekommen. Weitere Krankheiten konnten bisher nicht festgestellt werden.

Der zuletzt beschriebene Verlauf zeigt, wie wichtig weitere wissenschaftliche Bemühungen sind, die Hashimoto-Thyreoiditis genauer zu verstehen, um sie dann besser behandeln zu können.

Normale Schilddrüsenhormonwerte

Bei normalen Schilddrüsenhormonen und erhöhten Antikörperspiegeln sind symptomlose Krankheitsverläufe möglich. Hierbei lassen sich zwar Antikörper im Blut nachweisen, aber die Schilddrüsenhormone und das TSH liegen im Normalbereich. Sobald Symptome bemerkt werden kann eine Behandlung eingeleitet werden.

Eine Behandlung mit Schilddrüsenhormonen kann auch bei noch normalen Schilddrüsenwerten sinnvoll sein, wenn bereits erste Symptome bestehen. Die Schilddrüsenhormone im Blut können noch Normalwerte zeigen, obwohl im Gewebe bereits eine Unterfunktion besteht (Organhypothyreose). Umgekehrt kann bei erhöhtem TSH und erniedrigten FT3 und FT4 in Einzelfällen Beschwerdefreiheit bestehen. Eine Behandlung ist dann nicht erforderlich. Lediglich bei Kinderwunsch und in der Schwangerschaft ist eine Behandlung mit Schilddrüsenhormonen verpflichtend.

Tipps zum Leben mitHashimoto-Thyreoiditis

B

Die Hashimoto-Thyreoiditis ist eine chronische Krankheit, für die es zurzeit keine sichere Heilung gibt. Die Krankheit wird Sie über Jahre begleiten. Aus diesem Grund ist es wichtig, einige Dinge zu beachten, selbst wenn keinerlei Beschwerden bestehen. Je mehr Sie mit den Krankheitserscheinungen und den möglichen Behandlungen vertraut sind, umso besser können Sie mit der Krankheit umgehen.

Woran erkenne ich eine Schilddrüsenunterfunktion?

Eine Unterfunktion der Schilddrüse (Hypothyreose) können Sie an charakteristischen Symptomen erkennen. Typische Symptome sind: Müdigkeit, Konzentrationsstörungen, Nackenverspannungen, unregelmäßiger Herzschlag, Gewichtszunahme, Verstopfung, geblähter Bauch, abnehmende Leistungsfähigkeit, Antriebsmangel, depressive Stimmung, Gereiztheit, Angst, trockene raue Haut, struppige und brüchige Haare, einschlafende Hände oder Füße, Aufwachen in der zweiten Nachthälfte, nicht erholsamer Schlaf, unwillkürliche Muskelzuckungen. Es müssen aber nicht alle Symptome gleichzeitig vorliegen.

Woran erkenne ich eine Schilddrüsenüberfunktion?

Die typischen Zeichen der Überfunktion (Hyperthyreose) sind Unruhe, Nervosität, Reizbarkeit, Herzklopfen, Herzrasen, Pochen in den Ohren, Durchfall, Schwitzen, Schlafstörungen, Zittern der Hände und Gewichtsabnahme.

Sie können zur selben Zeit Über- und Unterfunktionssymptome haben.

Gelegentlich können auch Symptome von Über- und Unterfunktion gleichzeitig vorhanden sein oder abwechseln. Hier spielt die unterschiedliche Aufnahme und die Abbaurate von Schilddrüsenhormonen in verschiedenen Organen eine Rolle. Wenn die Unterfunktion mit Medikamenten behandelt wird, bilden sich die Symptome meist in einer bestimmten Reihenfolge zurück. Zuerst verschwinden dabei die Konzentrationsstörungen, dann die Muskelbeschwerden. Allmählich kann sich auch das erhöhte Gewicht wieder normalisieren, auch wenn dies oft sehr mühsam ist. Die Symptome können individuell unterschiedlich sein. In einigen Fällen sind auch paradoxe Symptome möglich wie z. B. Unruhe, Herzrasen und Schwitzen in der Unterfunktion oder Müdigkeit, Gewichtszunahme und einschlafende Hände in der Überfunktion. Eine klare Zuordnung lässt sich anhand der Symptome und der Laborwerte treffen.

Was ist eine Hashitoxikose?

Bei einer Hashitoxikose handelt es sich um eine kurze Überfunktionsphase, die meist zu Anfang, seltener im Laufe der Erkrankung auftreten kann. Aus zerstörtem Schilddrüsengewebe werden dabei Hormone freigesetzt. Eine Behandlung mit schilddrüsenhemmenden Medikamenten bringt hier keine Besserung. Üblicherweise besteht dabei nur eine milde Überfunktion. Nach einigen Wochen klingt die Überfunktion von selbst ab. Beta-Blocker können zur Linderung der Symptome eingesetzt werden. Die Abgrenzung zu einem Morbus Basedow kann manchmal problematisch sein, insbesondere, wenn bei einer Hashimoto-Thyreoiditis leicht erhöhte TSH-Rezeptor-Antikörper vorliegen. Deutlich erhöhte TSH-Rezeptor-Antikörper sprechen für einen Morbus Basedow und nicht für eine Hashitoxikose.

Was ist ein Endokrinologe?

Endokrinologen sind Ärzte, die sich mit den verschiedenen Hormonsystemen im Körper beschäftigen. Endokrinologen haben eine internistische Grundausbildung von sechs Jahren, darüber hinaus eine endokrinologische Zusatzausbildung von mehreren Jahren. Auch im Bereich der Frauenheilkunde gibt es die Zusatzbezeichnung Endokrinologie. Frauenärzte haben eine Grundausbildung von fünf Jahren. Die endokrinologische Zusatzausbildung für Frauenärzte ist von Bundesland zu Bundesland unterschiedlich geregelt.

Der Schwerpunkt der internistischen Endokrinologie liegt bei der Stoffwechselerkrankung Diabetes (Zuckerkrankheit) und allgemeinen Störungen der Schilddrüse und anderer hormonbildender Organe. Der Schwerpunkt der gynäkologischen Endokrinologen liegt in der Behandlung des unerfüllten Kinderwunsches.

Wann sollte ein Schilddrüsenspezialist aufgesucht werden?

Mit einer Autoimmunkrankheit der Schilddrüse sollte sich immer ein Spezialist befassen. Solche Spezialisten sind Endokrinologen, die es allerdings nicht in jeder Stadt gibt. Die Behandlung kann nach genauer Diagnostik und medikamentöser Einstellung durch einen Endokrinologen auch von einem erfahrenen Hausarzt oder Internisten weitergeführt werden. Wenn Sie Probleme haben, die der betreuende Arzt nicht lösen oder erklären kann, ist die Überweisung zu einem Spezialisten sinnvoll.

Neben einem Arzt, der Erfahrung bei Autoimmunkrankheiten der Schilddrüse besitzt, sollten alle erkrankten Frauen bei Zyklusproblemen auch einen Frauenarzt aufsuchen, da als Folge von Schilddrüsenkrankheiten auch Störungen der weiblichen Hormone auftreten können. Störungen der männlichen Hormone können die Erkrankung bei Männern begleiten. Für die Untersuchung ist der Endokrinologe oder ein Arzt mit männerheilkundlicher (andrologischer) Zusatzausbildung zuständig.

Worauf sollte ich beim Arztbesuch achten?

Schreiben Sie Ihre Schilddrüsenwerte (fT3, fT4, TSH und Antikörperspiegel) und die zugehörigen Normwerte nach jeder Messung auf oder lassen Sie sich diese als Kopie mitgeben. Bei kompliziertem Krankheitsverlauf sollten Sie sich einen Aktenordner mit allen Krankheitsunterlagen anlegen. Lassen Sie sich nach Möglichkeit alle erhobenen Befunde und Arztbriefe in Kopie aushändigen. Dazu zählen auch Röntgenbefunde.

Sammeln Sie alle Ihre Befunde in Kopie.

Vor dem Arztbesuch sollten Sie alle Fragen aufschreiben, um sie später gemeinsam mit dem Arzt zu besprechen. Oft kommt es vor, dass man beim Arztbesuch nicht alle Fragen stellen kann, die man sich vorher überlegt hatte. Dabei spielen die Zeitnot des Arztes, aber auch Ängstlichkeit und Nervosität des Betroffenen eine Rolle. Hilfreich ist es, die Fragen vorher auf einem Zettel zu notieren und dann gemeinsam mit dem Arzt durchzugehen. Einigen Ärzten können Sie diese Fragen auch vor dem Termin zukommen lassen (Brief, Fax, E-Mail). Der Arzt kann sich dann in Ruhe vorbereiten und weiß, welche Probleme Ihnen wichtig sind.

Wenn Ihr Arzt sich mit der Hashimoto-Thyreoiditis nicht auskennt oder zu wenig Zeit und Interesse hat, sollten Sie den Arzt wechseln.

Wann kann sich der Hormonbedarf ändern?

Die Spiegel der verschiedenen Hormone können sich in Abhängigkeit von Alter und Lebenssituation ändern. Gelegentlich ist keine Ursache auszumachen, warum sich der Hormonbedarf ändert. Bei Frauen kann es durch Änderungen des Östradiolspiegels zu einem veränderten Bedarf an Schilddrüsenhormonen kommen. So wird in der Schwangerschaft fast immer mehr Schilddrüsenhormon benötigt. Auch die Einnahme der Anti-Baby-Pille kann den Bedarf an Schilddrüsenhormonen steigern. Bei Gewichtsveränderungen kann sich der Hormonbedarf ebenfalls ändern. In jeder Situation, in der unklare Beschwerden auftreten, etwa bei zusätzlichen Erkrankungen, sollten Sie immer auch an eine Veränderung des Hormonbedarfs denken.

Der Hormonbedarf kann sich ändern. Dann muss die Medikamentendosis angepasst werden.

Durch die gleichzeitige Einnahme anderer Medikamente wird in manchen Fällen die Menge der benötigten Schilddrüsenhormone beeinflusst. Wenn Ihnen also ein neues Medikament verordnet wird, fragen Sie immer auch nach einer möglichen Beeinflussung des Schilddrüsenstoffwechsels. Hinweise dazu finden sich auch im Beipackzettel der Medikamentenpackung.