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Wieviel Zeit bleibt dir noch?
Doktor Pinero entwickelt eine Maschine, mit der er feststellen kann, wie lange ein Mensch noch zu leben hat. Nachdem er einem Wissenschaftskomitee ihre Funktion erfolgreich bewiesen hat, wandelt sich unsere Welt dramatisch – und nicht nur, was Lebensversicherungen betrifft. Doch auch auf den Doktor selbst hat seine Erfindung ungeahnte Auswirkungen …
Die Kurzgeschichte „Lebenslinie“ erscheint als exklusives E-Book Only bei Heyne und ist zusammen mit weiteren Stories und Romanen von Robert A. Heinlein auch in dem Sammelband „Die Geschichte der Zukunft“ enthalten. Sie umfasst ca. 26 Buchseiten.
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Seitenzahl: 38
Veröffentlichungsjahr: 2015
ROBERT A. HEINLEIN
LEBENSLINIE
KURZGESCHICHTE
WILHELM HEYNE VERLAGMÜNCHEN
DAS BUCH
Doktor Pinero entwickelt eine Maschine, mit der er feststellen kann, wie lange ein Mensch noch zu leben hat. Nachdem er einem Wissenschaftskomitee ihre Funktion erfolgreich bewiesen hat, wandelt sich unsere Welt dramatisch – und nicht nur, was Lebensversicherungen betrifft. Doch auch auf den Doktor selbst hat seine Erfindung ungeahnte Auswirkungen …
Die Kurzgeschichte »Lebenslinie« erscheint als exklusives E-Book Only bei Heyne und ist zusammen mit weiteren Stories und Romanen von Robert A. Heinlein auch in dem Sammelband »Die Geschichte der Zukunft« enthalten.
DER AUTOR
www.diezukunft.de
Mit lautem Hämmern verlangte der Vorsitzende Ruhe. Selbst ernannte Ordner brachten ein paar hitzköpfige Individuen dazu, sich hinzusetzen, und allmählich erstarben die Buh-Rufe und Pfiffe. Der Redner auf dem Podium neben dem Vorsitzenden schien sich des Tumults nicht bewusst zu sein. Sein kühles Gesicht mit dem leichten Anflug von Unverschämtheit blieb gelassen. Der Vorsitzende wandte sich dem Redner zu und sprach ihn mit einer Stimme an, in der Zorn und Verärgerung kaum noch maskiert wurden.
»Doktor Pinero …« – der Doktor wurde leicht betont –, »ich muss mich bei Ihnen für die ungehörigen Gefühlsausbrüche während Ihrer Ausführungen entschuldigen. Es überrascht mich, dass meine Kollegen ihre Würde als Wissenschaftler vergessen, um einen Redner zu unterbrechen, ganz gleich …« – er kniff kurz die Lippen zusammen – »wie groß die Provokation gewesen sein mag.« Pinero lächelte ihm ins Gesicht, und das Lächeln war in gewisser Beziehung eine unverblümte Beleidigung. Dem Vorsitzenden war anzumerken, dass er sein Temperament zügelte. Dann erklärte er: »Ich lege großen Wert darauf, dass das Programm ordnungsgemäß zu Ende geführt wird. Bitte, fahren Sie fort! Ich muss Sie jedoch bitten, keine weiteren Theorien vorzutragen, die jeder Gebildete sofort als irrig erkennt und die somit einen Affront gegen unsere Intelligenz darstellen. Bitte, beschränken Sie sich auf Ihre Entdeckung – falls Sie eine gemacht haben.«
Pinero spreizte seine fetten weißen Hände, die Handflächen nach unten. »Wie kann ich Ihnen eine neue Idee vermitteln, wenn ich nicht zuvor mit Ihren falschen Vorstellungen aufräume?«
Die Zuhörer rückten auf ihren Plätzen herum und murrten. Jemand rief aus dem Hintergrund des Saals: »Werft den Scharlatan hinaus! Wir haben genug von ihm!« Der Vorsitzende klopfte mit seinem Hammer.
»Meine Herren! Bitte!« Dann zu Pinero: »Muss ich Sie erinnern, dass Sie nicht Mitglied dieses Gremiums sind und dass wir Sie nicht eingeladen haben?«
Pinero hob die Augenbrauen. »So? Mir ist, als erinnerte ich mich an eine Einladung auf einem Bogen mit dem Kopf der Akademie.«
Der Vorsitzende kaute auf seiner Unterlippe, bevor er antwortete. »Es stimmt, ich habe diese Einladung selbst geschrieben. Aber es geschah auf Verlangen eines der Treuhänder – der ein edler Mann mit viel Bürgersinn, aber kein Wissenschaftler und kein Mitglied der Akademie ist.«