Leidenschaftlicher Leitfaden II - E. M. Cioran - E-Book

Leidenschaftlicher Leitfaden II E-Book

E. M. Cioran

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Beschreibung

Der zweite Teil des »Leidenschaftlichen Leitfadens« wurde nach E. M. Ciorans Tod 1995 entdeckt. Dieses späte, vielleicht letzte rumänische Buch – der Autor schrieb noch bis 1949 in seiner Muttersprache – bildet einen Übergang zu seinem französischen Werk. Es ergänzt sowohl das rumänische Frühwerk als auch das reife französische. Ciorans Denken eignet etwas fast selbstmörderisch Ehrliches, es ist ein Denken, das seinen Urheber nie aus den Augen verliert, das sich nie in leere, lebensferne Abstraktionen verliert. »Leidenschaftlicher Leitfaden II« enthält Seiten von ergreifender Intimität, unerschrockener Selbstoffenbarung. Andererseits kreist das Buch um Grund- und Schlüsselbegriffe des Cioranschen Denkens: um »Schicksal« und »Liebe« und, wieder und wieder, »Musik« und »Tod«. »Die sublunarischen Ergötzungen sind ausweglos; es sind Kammern mit verriegelten Türen ... Die Augenblicksgegend eines derartigen Ergötzens verwandelt … das Empfinden in die Loderasche eines rauchenden Alls. Vom Krampfen des Ichs bleibt nur ein abstraktes Pochen übrig wie eine Ironie der Mühsal des Erglühens – worin das Herz die Rolle eines Werkzeugs der herrlichsten Niederlagen spielt. Nichts überlebt die Liebe, die Wehmut, sie zu überleben, ausgenommen. Eine Wehmut, geweitet durch die Liebe zur Musik.«

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Seitenzahl: 100

Veröffentlichungsjahr: 2013

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Der Leidenschaftliche Leitfaden, E. M. Ciorans letzte rumänische Schrift, ist ein an bekenntnishafter Kühnheit kaum zu überbietendes Werk, das die jugendliche Schaffensperiode vor dem Hintergrund der Pariser Vereinsamung zusammenfaßt, verschärft und beendet. Der erste Teil entstand zwischen 1940 und 1944 in Paris. Der zweite wurde erst nach des Autors Tod 1995 im Nachlaß entdeckt.

Ciorans Denken eignet etwas fast selbstmörderisch Ehrliches, es ist ein Denken, das seinen Urheber nie aus den Augen verliert, das sich nie in leere, lebensferne Abstraktionen verliert. Leidenschaftlicher Leitfaden II enthält Seiten von ergreifender Intimität, unerschrockener Selbstoffenbarung. Andererseits kreist das Buch um Grund- und Schlüsselbegriffe des Cioranschen Denkens: um Schicksal und Liebe und, wieder und wieder, Musik und Tod.

E. M. Cioran, geboren 1911 in Siebenbürgen, gestorben 1995 in Paris, studierte in Bukarest und in Deutschland und veröffentlichte mehrere Bücher in Rumänien. 1937 kam er nach Paris. 1949 publizierte er das erste einer langen Reihe in französischer Sprache geschriebener Werke, die ihn berühmt machten. Leidenschaftlicher Leitfaden (Teil I) liegt als Band 1273 der Bibliothek Suhrkamp vor. Zuletzt erschienen im Suhrkamp Verlag Über Deutschland, 2011, und Über Frankreich, 2010, sowie Werke, 2008 (Quarto).

E. M. Cioran

Leidenschaftlicher Leitfaden II

Aus dem Rumänischen übersetzt

und mit einer Nachbemerkung versehen

von Ferdinand Leopold

Originaltitel: Îndreptar pătimaș II

Die Übersetzung erfolgte nach der Original-Handschrift, Bibliothèque Littéraire Jacques Doucet, Paris, Signatur: CRN Ms. 4, ohne Titel, Bl. 1-2 (223 × 190 mm, blaue Tinte); Bl. 3-100 (267 × 140 mm, schwarze Tinte).

Zu Rate gezogen wurden auch die erste Buchausgabe: Cioran, Îndreptar pătimaș II. 70 de fragmente inedite. Stabilirea textului, prefață și note de Constantin Zaharia, București: Humanitas, 2011, und die französische Übersetzung: E. M. Cioran, Bréviaire des vaincus II. Traduction du roumain par Gina Puică et Vincent Piednoir, Paris: Éditions de l'Herne, 2011.

eBook Suhrkamp Verlag Berlin 2013

Der vorliegende Text folgt der 1. Auflage

der Ausgabe der Bibliothek Suhrkamp 1478

© der deutschen Ausgabe Suhrkamp Verlag Berlin 2013

© Éditions de L'Herne, 2011

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Satz: Hümmer GmbH, Waldbüttelbrunn

Umschlag: Konzept von Willy Fleckhaus

eISBN 978-3-518-73349-3

www.suhrkamp.de

Leidenschaftlicher Leitfaden II

[IV]

70

Wird es dir gelingen, die verneinende Schicksalsbestimmung zu ersticken, die an dir nagt? Niemals.

Wirst du das Übel gesund pflegen, das dir den Gang des Atems zerfrißt? Mitnichten.

Wirst du die Bitterkeit in den Sinnen noch zur Essenz von Fragen erheben? Allzeit.

Willst du nicht deine Formel der Unwiederbringlichkeiten in die Süße von Glaubensvorstellungen pressen? Keineswegs.

… In deinem Blut ergötzt sich eine Hefe des Niemals, in deinem Blut zersetzt sich die Zeit – und ein umgekehrter Lobgesang rettet dich vor dem Ertrinken der Erlösung. Und der Teufel schleicht durch Gottes Auge, und du folgst seinem Schatten und seiner Spur …[1]

70 [a]

<Du bist>[2] Jener Mensch, der an allem gerüttelt, was dir teuer gewesen ist, der seine Götzen geschändet und seine Anbetungen niedergezwungen hat – und der sich, den großen Mörder, der er gewesen, als Opfer wiederfand. Er wollte blutig machen und hat sich blutig gemacht. An sich selbst hat er gerüttelt. Der Dolch hat sich gegen sein eigenes Herz gekehrt. Niemanden hat er angerührt, der Henker der eigenen Augenblicke. – Andere hielten ihn für böse und unbarmherzig, während er dem Hochmut seines Unglücks nachtrauerte, zernagt von dem Verlangen nach Rührung, sich seiner selbst durch ungehörtes Schluchzen erbarmend.

Augen von Weibern werden feucht geworden sein. Doch ach, die Trennung schmerzte ihn. Aus Angst vor Seligkeit tötete er jenes Paradies der Liebe. Er ging aus Furcht vor zuviel Glück. Und wenn sie ihn niederträchtig, einen Pharisäer oder einen Pinkel nannte, liebte nur er. Es erbitterte sie.

Was wissen sie schon, die Wangen Evas –

[1]  Wie in Leidenschaftlicher Leitfaden I. Hier Übersetzungsvariante. Alle Anmerkungen sind vom Übersetzer.

[2]  In spitzen Klammern werden manche Streichungen Ciorans in der Handschrift erhalten.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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