Leitsymptome bei Hamster, Ratte, Maus und Rennmaus - Anja Ewringmann - E-Book

Leitsymptome bei Hamster, Ratte, Maus und Rennmaus E-Book

Anja Ewringmann

0,0
24,99 €

-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Mit kleinen Nagern groß rauskommen: Sie sind klein, quirlig und zeigen oft unspezifische Symptome - kleine Nager sind herausfordernde Patienten. Für Diagnostik und Therapie finden Sie hier den idealen Leitfaden. Das kleintier.konkret-Praxisbuch führt Sie Schritt für Schritt durch die Behandlung von Hamster, Ratte, Maus und Rennmaus. Übersichtliche Fließdiagramme leiten systematisch und zuverlässig zur richtigen Diagnose - Kästen zu Sofortmaßnahmen geben Sicherheit, wenn es schnell gehen muss. - Nagerspezifische Medikamentenlisten machen langes Nachschlagen überflüssig. - Informationen zu Fütterung und Haltung bilden die Grundlage für eine kompetente Beratung. Jetzt vollständig aktualisiert und noch übersichtlicher. Gelassen in der Heimtiersprechstunde.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 462

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Leitsymptome bei Hamster, Ratte, Maus und Rennmaus

Diagnostischer Leitfaden und Therapie

Anja Ewringmann, Barbara Glöckner

2., überarbeitete Auflage

220 Abbildungen

Vorwort zur 2. Auflage

Als wir das Manuskript zur 1. Auflage der „Leitsymptome bei Hamster, Ratte, Maus und Rennmaus“ erstellt haben, waren wir doch etwas skeptisch, ob dieses Buch denn auch einen entsprechenden Leserkreis finden würde. Umso erfreuter waren wir, als wir feststellen durften, dass doch mittlerweile ein recht großes Interesse für diesen Bereich der Kleintiermedizin besteht.

Daher war es nun auch erforderlich, gut 5 Jahre nach der Erstauflage, eine überarbeitete Fassung herauszubringen, die neuen Erkenntnissen auf dem Gebiet der Kleinnagermedizin Rechnung trägt.

Das Layout wurde den übrigen Büchern der „Leitsymptom-Serie“ angepasst. Auch der Aufbau entspricht der bewährten Form: die wichtigsten Erkrankungen der Kleinnager werden Leisymptomen zugeordnet und ausführlich nach Ätiologie und Pathogenese, Klinik, Diagnose, Therapie und Prognose besprochen.

Auch für die 2. Auflage benötigten wir natürlich Unterstützung und wir möchten uns bei allen bedanken, die uns tatkräftig geholfen haben. Unser besonderer Dank geht an den Enke Verlag und zwar vor allem in Gestalt von Frau Gesina Abraham, die das gesamte Projekt koordiniert hat.

Berlin, im Frühjahr 2014

Anja Ewringmann

Barbara Glöckner

Vorwort zur 1. Auflage

Viele kleine Nagetiere zählen längst zu den etablierten Heimtierarten; jedoch ist erst in den letzten Jahren festzustellen, dass sie auch zunehmend als Patienten in der Tierarztpraxis vorgestellt werden. Sicher ist über die Kleinnager bereits vieles aus der Versuchstiermedizin bekannt. Beschäftigt man sich aber intensiver mit diesen kleinen Patienten, so wird schnell klar, dass sich viele der im Labor gewonnenen Erkenntnisse nicht ohne Weiteres auf die Heimtierhaltung übertragen lassen. Nicht nur die Umstände der Haltung und die Fütterung sind vollständig anders, sondern auch das Spektrum der Erkrankungen differiert beträchtlich.

Leider werden Kleinnager in der tierärztlichen Praxis oftmals noch immer als „Stiefkinder“ behandelt. Dies hat vermutlich verschiedene Gründe. Während des Studiums werden diese Tiere in der Lehre sträflich vernachlässigt. So ist es dann auch nicht verwunderlich, wenn ein Tierarzt ratlos vor einem Hamster oder einer Rennmaus steht, wenn diese bei ihm auf dem Behandlungstisch landen. Hinzu kommt die Vorstellung, dass der Besitzer eines Tieres, das nur einen sehr geringen materiellen Wert hat, wohl kaum bereit sein wird, in diagnostische und therapeutische Maßnahmen zu investieren. Die Realität sieht jedoch vielfach anders aus. Die Halter von Kleinnagern sind nicht nur begeistert, wenn sie bemerken, dass ihr Tier ernst genommen und gründlich untersucht wird, sie verlangen auch zunehmend nach weitergehenden Untersuchungen und sind bereit, kostspielige Therapien, auch Operationen, durchführen zu lassen.

Dieses Buch soll daher sowohl dem interessierten Kleintierpraktiker als auch Studierenden der Tiermedizin eine kleine Hilfestellung leisten, um Kleinnager und ihre Erkrankungen besser „verstehen“ zu können. Neben einem Überblick über die wichtigsten anatomischen und physiologischen Besonderheiten haben wir aus diesem Grund auch die Haltungs- und Fütterungsansprüche recht detailliert beschrieben. Anhand der Leitsymptomatik werden in bewährter Weise die Krankheiten besprochen. Zahlreiche Farbfotos von Befunden der klinischen Allgemeinuntersuchung sollen helfen, Erkrankungen erkennen und richtig diagnostizieren zu können. Zudem möchten wir durch die Darstellung von Röntgen- und Ultraschallbildern, die Bereitstellung von Normwerten und die Beschreibung von Untersuchungstechniken zeigen, dass weiterführende Untersuchungen bei den Kleinnagern nicht nur möglich, sondern auch sehr hilfreich sind.

Ein solches Buchprojekt ist immer nur dann zu realisieren, wenn man tatkräftige Unterstützung erhält. Diese ist uns von verschiedenen Seiten zuteil geworden. Für das Überlassen von Bildmaterial bedanken wir uns insbesondere bei Prof. Eberhard Schein und Dr. Cornelia Heile vom Institut für Parasitologie der FU Berlin. Wie auch im Falle der vorherigen Bücher der „Leitsymptom-Reihe“ möchten wir uns außerdem herzlich beim Enke Verlag und bei seiner Mitarbeiterin Frau Dr. Ulrike Arnold für die Realisierung dieses Buch-Projekts bedanken.

Teltow, im September 2007

Anja Ewringmann

Barbara Glöckner

Abkürzungsverzeichnis

Inhaltsverzeichnis

Vorwort zur 2. Auflage

Vorwort zur 1. Auflage

Abkürzungsverzeichnis

Teil I Allgemeinuntersuchung

1 Anamnese

1.1 Allgemeines

1.1.1 Ratte (Rattus norvegicus f. domestica)

1.1.2 Maus (Mus musculus)

1.1.3 Mongolische Rennmaus (Meriones unguiculatus)

1.1.4 Goldhamster (Mesocricetus auratus)

1.1.5 Zwerghamster

1.2 Signalement

1.3 Allgemeine Anamnese

1.4 Spezielle Anamnese

2 Klinische Untersuchung

2.1 Allgemeines

2.2 Adspektion

2.2.1 Allgemeinbefinden

2.2.2 Ernährungszustand

2.2.3 Pflegezustand

2.2.4 Fortbewegung, Bewegungsapparat

2.2.5 Atmung

2.2.6 Schleimhäute

2.2.7 Haut, Haarkleid, Hautanhangsorgane

2.2.8 Augen

2.2.9 Ohren

2.2.10 Nase

2.2.11 Maulhöhle, Zähne, Backentaschen

2.3 Palpation

2.3.1 Hautturgor

2.3.2 Körperoberfläche

2.3.3 Abdomen

2.4 Auskultation

2.4.1 Herz

2.4.2 Atmungsapparat

2.4.3 Magen-Darm-Trakt

2.5 Körpertemperatur

2.6 Physiologische Daten

Teil II Leitsymptome, Diagnostik und Therapie

3 Dyspnoe

3.1 Tierartliche Besonderheiten

3.2 Therapiegrundsätze

3.3 Diagnostik

3.3.1 Besonderes Augenmerk bei der Anamnese

3.3.2 Besonderes Augenmerk bei der klinischen Untersuchung

3.3.3 Diagnosesicherung durch weiterführende Untersuchungen

3.4 Wichtige Ursachen

3.4.1 Erkrankungen

4 Durchfall

4.1 Tierartliche Besonderheiten

4.2 Therapiegrundsätze

4.3 Diagnostik

4.3.1 Besonderes Augenmerk bei der Anamnese

4.3.2 Besonderes Augenmerk bei der klinischen Untersuchung

4.3.3 Diagnosesicherung durch weiterführende Untersuchungen

4.4 Wichtige Ursachen

4.4.1 Erkrankungen

5 Augenveränderungen

5.1 Tierartliche Besonderheiten

5.2 Therapiegrundsätze

5.3 Diagnostik

5.3.1 Besonderes Augenmerk bei der Anamnese

5.3.2 Besonderes Augenmerk bei der klinischen Untersuchung

5.3.3 Diagnosesicherung durch weiterführende Untersuchungen

5.4 Wichtige Ursachen

5.4.1 Erkrankungen

6 Äußerliche Schwellung/Umfangsvermehrung

6.1 Tierartliche Besonderheiten

6.2 Therapiegrundsätze

6.3 Diagnostik

6.3.1 Besonderes Augenmerk bei der Anamnese

6.3.2 Besonderes Augenmerk bei der klinischen Untersuchung

6.3.3 Diagnosesicherung durch weiterführende Untersuchungen

6.4 Wichtige Ursachen

6.4.1 Erkrankungen

7 Schmerzen und/oder Umfangsvermehrung im Abdomen

7.1 Tierartliche Besonderheiten

7.2 Therapiegrundsätze

7.3 Diagnostik

7.3.1 Besonderes Augenmerk bei der Anamnese

7.3.2 Besonderes Augenmerk bei der klinischen Untersuchung

7.3.3 Diagnosesicherung durch weiterführende Untersuchungen

7.4 Wichtige Ursachen

7.4.1 Erkrankungen

8 Verschmutzte Anogenitalregion

8.1 Tierartliche Besonderheiten

8.2 Therapiegrundsätze

8.3 Diagnostik

8.3.1 Besonderes Augenmerk bei der Anamnese

8.3.2 Besonderes Augenmerk bei der klinischen Untersuchung

8.3.3 Diagnosesicherung durch weiterführende Untersuchungen

8.4 Wichtige Ursachen

8.4.1 Erkrankungen

9 Neurologische Ausfallerscheinungen

9.1 Tierartliche Besonderheiten

9.2 Therapiegrundsätze

9.3 Diagnostik

9.3.1 Besonderes Augenmerk bei der Anamnese

9.3.2 Besonderes Augenmerk bei der klinischen Untersuchung

9.3.3 Diagnosesicherung durch weiterführende Untersuchungen

9.4 Wichtige Ursachen

9.4.1 Erkrankungen

10 Bewegungsstörungen und Lahmheit

10.1 Tierartliche Besonderheiten

10.2 Therapiegrundsätze

10.3 Diagnostik

10.3.1 Besonderes Augenmerk bei der Anamnese

10.3.2 Besonderes Augenmerk bei der klinischen Untersuchung

10.3.3 Diagnosesicherung durch weiterführende Untersuchungen

10.4 Wichtige Ursachen

10.4.1 Erkrankungen

11 Fell- und/oder Hautveränderungen

11.1 Tierartliche Besonderheiten

11.2 Therapiegrundsätze

11.3 Diagnostik

11.3.1 Besonderes Augenmerk bei der Anamnese

11.3.2 Besonderes Augenmerk bei der klinischen Untersuchung

11.3.3 Diagnosesicherung durch weiterführende Untersuchungen

11.4 Wichtige Ursachen

11.4.1 Erkrankungen

12 Abmagerung

12.1 Tierartliche Besonderheiten

12.2 Therapiegrundsätze

12.3 Diagnostik

12.3.1 Besonderes Augenmerk bei der Anamnese

12.3.2 Besonderes Augenmerk bei der klinischen Untersuchung

12.3.3 Diagnosesicherung durch weiterführende Untersuchungen

12.4 Wichtige Ursachen

12.4.1 Erkrankungen

13 Unspezifische Symptomatik

13.1 Allgemeines

13.2 Therapiegrundsätze

13.3 Diagnostik

13.3.1 Anamnese

13.3.2 Klinische Untersuchung

13.3.3 Weiterführende Untersuchungen

13.4 Wichtige Ursachen

14 Schock

14.1 Therapiegrundsätze

Teil III Weiterführende Untersuchungen

15 Blutuntersuchung

15.1 Blutentnahme

15.2 Hämatologie

15.3 Blutchemische Parameter

15.3.1 Elektrolyte

15.3.2 Enzyme

15.3.3 Weitere blutchemische Werte

16 Harnuntersuchung

16.1 Allgemeines

16.2 Harngewinnung

16.3 Harnanalyse

16.3.1 Makroskopische Untersuchung

16.3.2 Sensorische Untersuchung

16.3.3 Chemische Untersuchung

16.3.4 Physikalische Untersuchung

16.3.5 Mikroskopische Untersuchung

16.3.6 Mikrobiologische Untersuchung

17 Kotuntersuchung

17.1 Allgemeines

17.2 Nativausstrich

17.3 Flotation

17.4 Abklatschpräparat

17.5 Mikrobiologische Untersuchung

18 Röntgendiagnostik

18.1 Allgemeines

18.2 Technische Voraussetzungen

18.3 Lagerung und Durchführung

18.4 Interpretation von Röntgenaufnahmen

18.4.1 Thorax

18.4.2 Abdomen

18.4.3 Schädel

18.5 Kontrastmitteluntersuchung

19 Ultraschalldiagnostik

19.1 Allgemeines

20 Dermatologische Diagnostik

20.1 Allgemeines

20.2 Parasitologische Untersuchungen

20.3 Mykologische Untersuchungen

20.4 Bakteriologische Untersuchungen

20.5 Histologische Untersuchungen

Teil IV Anhang

21 Medikamentenverzeichnis

22 Abbildungsnachweis

Autorenvorstellung

Anschriften

Sachverzeichnis

Impressum

Teil I Allgemeinuntersuchung

1  Anamnese

2  Klinische Untersuchung

1 Anamnese

1.1 Allgemeines

Ratten, Mäuse, Hamster, Zwerghamster und Rennmäuse gehören zu den Kleinnagerarten, die inzwischen sehr häufig als Heimtiere gehalten werden und damit auch regelmäßig als Patienten in der Kleintierpraxis anzutreffen sind.

Alle genannten Tierarten gehören innerhalb der Ordnung der Nagetiere (Rodentia) zur Unterordnung der Mäuseverwandten (Myomorpha) und werden dann im Verlauf der genaueren Systematik unterschiedlichen Familien und Gattungen zugeordnet. Durch die recht enge Verwandtschaft fallen einige wesentliche anatomische und physiologische Gemeinsamkeiten auf, sodass ein Großteil der in diesem Buch besprochenen Symptome und Erkrankungen alle oder zumindest mehrere Tierarten betrifft. Um jedoch bereits die Anamnese interpretieren und später eine exakte Diagnose stellen zu können, ist die Kenntnis der jeweils tierartspezifischen Besonderheiten unumgänglich. Dabei stehen zwar zum einen die anatomischen und physiologischen Besonderheiten im Vordergrund. Zum anderen müssen jedoch auch die jeweiligen Haltungs- und Fütterungsbedingungen sowie ggf. Abweichungen vom arttypischen Verhalten berücksichtigt werden.

Hierzu werden im Folgenden die wichtigsten Informationen für die einzelnen Tierarten kurz zusammengestellt.

1.1.1 Ratte (Rattus norvegicus f. domestica)

Die Ratte gehört zur Familie der Mäuseartigen (Muridae), zur Unterfamilie der Altweltmäuse (Murinae) und innerhalb dieser zur Gattung der eigentlichen Ratten (Rattus). Die heute als Heimtiere gehaltenen Ratten stammen von der Wanderratte (Rattus norvegicus) ab. Diese gelangte Ende des 18./Anfang des 19. Jahrhunderts aus dem nördlichen China über Schifffahrtswege nach Europa. Die Hausratte (Rattus rattus) ist die zweite bekannte Art dieser Gattung. Sie ist bereits erheblich länger in Europa heimisch als die Wanderratte, wurde jedoch nie domestiziert. Die Ausbreitung der Ratten ist auf ihre extreme Anpassungsfähigkeit als Kulturfolger zurückzuführen.

Ursprünglich sind Wanderratten vorwiegend dämmerungs- und nachtaktive Tiere, die sich als Heimtiere jedoch auf den Rhythmus ihres Besitzers einstellen.

Bei Ratten werden keine unterschiedlichen Rassen, sondern lediglich zahlreiche Farbschläge in unterschiedlichen Farbgruppen in Kombination mit Zeichnungsvarianten (z. B. Hooded, Self und Berkshire) unterschieden. Diese können wiederum in verschiedenen Fellvariationen (z. B. Glatthaar, Rex, Satin) auftreten. Zudem gibt es anatomische Varianten wie z. B. die Dumbo-Ratte.

1.1.1.1 Haltung

Ratten leben in der Natur in großen Sippen zusammen, sodass auch in der Heimtierhaltung immer mindestens 2 Tiere, besser jedoch Kleingruppen von 4–6 Tieren gepflegt werden sollten. Dabei kann es sich sowohl um gleichgeschlechtliche Ratten als auch um Gruppen von Weibchen mit männlichen Kastraten handeln.

Ein Rattenkäfig kann kaum zu groß konzipiert sein. Generell gilt, dass die Käfiggröße zwar etwas geringer sein kann, wenn den Tieren ausreichend Freilauf gewährt wird. Jedoch sollte auch in diesen Fällen die Grundfläche eines Domizils für ein Paar ein Maß von 100 × 60 cm bei einer Höhe von 100 cm nicht unterschreiten. Für eine Gruppenhaltung haben sich Zimmervolieren bewährt, die in der Regel deutlich höher sind (▶ Abb. 1.1) Der Käfig muss gut strukturiert und mit mehreren Etagen, Kletter- und Versteckmöglichkeiten eingerichtet sein. Etagen und Häuschen sollten aus Holz bestehen, als Klettermöglichkeiten bieten sich neben Ästen auch Röhren (vorzugsweise aus ungiftigen, benagbaren Materialien wie Kork, geflochtenem Heu oder dicker Pappe), Körbe und dicke Seile an.

Abb. 1.1 Artgerecht eingerichtete Zimmervoliere für Ratten.

(© Katja Lagansky/Mario Keller)

Kunststoffgegenstände sind nicht nur abzulehnen, da sie unverdaulich oder teilweise giftig sind, sondern auch, weil beim Benagen scharfe Kanten entstehen, an denen sich die Tiere Schnittverletzungen zuziehen können. Zudem staut sich in Häusern aus Kunststoff Feuchtigkeit (und damit Ammoniakgase, wenn dort uriniert wurde) und Hitze deutlich stärker als in Behausungen aus Naturmaterialien.

Eine Hängematte als Aussichts- und Ruheplatz wird ebenfalls gerne angenommen. Die Näpfe sollten aus glasiertem Ton bestehen, Wasser wird in einer Trinkflasche angeboten.

Als Einstreu ist die handelsübliche Kleintierstreu nicht geeignet, da sie aufgrund ihrer Staubbildung die in zahlreichen Rattenbeständen endemischen Atemwegserkrankungen forciert. Geschreddertes Zeitungspapier oder ungebleichter Zellstoff sind hier eine gute Alternative. Lediglich die Toilettenschalen sollten dann ausschließlich mit geruchs- und feuchtigkeitsbindenden Materialien wie Hanf- oder Baumwollstreu ausgestattet werden. Baumwollstreu kann zudem zur Auspolsterung des Nestes angeboten werden. Ebenso wie der Staub der Einstreuspäne kann auch Heustaub bei Ratten mit infektiösen oder allergischen Atemwegserkrankungen zu einer Verschlechterung der Symptome beitragen. Heu sollte daher nur in kleinen Mengen zur Deckung des Rohfaserbedarfs angeboten werden, nicht jedoch als Einstreuergänzung oder Nestbaumaterial. Zudem ist auf die Verwendung von möglichst hochwertigem, staubarmen Heu zu achten; als Alternative kommen Heucobs oder Kräuterpellets infrage.

Zusätzliche Beschäftigung bieten „Buddelkisten“, die z. B. mit Sand und darin versteckten Leckerbissen bestückt zeitweise zur Verfügung gestellt werden können. Auch hier muss bei Tieren mit Atemwegserkrankungen ggf. auf eine Kiste, die z. B. hoch mit Papierschnipseln angefüllt ist, zurückgegriffen werden.

Ratten müssen zudem täglich ausreichend Freilauf erhalten. Dieser erfolgt unter Aufsicht in einem „rattensicher“ gestalteten Zimmer ohne Zugriff auf Stromkabel oder Giftpflanzen.

Praxistipp

Vergesellschaftung von Ratten

Die Vergesellschaftung sollte stets auf „neutralem“ Boden stattfinden. Hierfür eignet sich insbesondere der Freilauf in einem für alle Ratten unbekannten Bereich der Wohnung. Ist ein solcher Raum nicht vorhanden oder kann dieser nicht „rattensicher“ gemacht werden, so kann die Vergesellschaftung alternativ auch in einem geräumigen Käfig stattfinden, der zuvor gründlich gereinigt, umstrukturiert und mit neuer Einrichtung versehen wurde. Bleiben die Ratten in dieser Umgebung friedlich und beschnuppern sich neugierig, so kann nach einiger Zeit der Umzug in das dauerhafte Zuhause beginnen bzw. dann können im Laufe der nächsten Tage nach und nach auch wieder alte, bekannte Einrichtungsgegenstände in den Käfig integriert werden. Diese sollten jedoch zuvor ebenfalls gründlich gereinigt und nicht wieder an die vorherigen Plätze gestellt werden.

Die Vergesellschaftung von Ratten gestaltet sich in der Regel unproblematisch, wenn einige Grundsätze beachtet werden:

Generell ist zu berücksichtigen, dass bei Ratten kein mit Hund oder Katze vergleichbarer „Welpenschutz“ gegenüber sippenfremden Jungtieren besteht, sodass diese nicht einfach in das Revier einer bestehenden Gruppe hineingesetzt werden können.

Weibchen und kastrierte Böckchen verhalten sich bei einer Vergesellschaftung meist erheblich unproblematischer und friedfertiger untereinander als unkastrierte Böcke.

Grundsätzlich ist es leichter, gleich mindestens 2 neue Tiere in eine bestehende Gruppe zu bringen. Zum einen teilt sich das Interesse der Alteingesessenen auf beide auf, sodass nicht ein Einzeltier zu stark bedrängt wird. Zum anderen schließen sich die „Neuzugänge“ oftmals zunächst zusammen, sodass sie gleich einen Sozialpartner haben. Gerade wenn junge und alte Ratten vergesellschaftet werden sollen, ergibt sich zusätzlich der Vorteil, dass bei mindestens 2 Jungtieren immer gleich ein geeigneter Spielkamerad vorhanden ist. Der Spieltrieb lässt bei älteren Ratten in der Regel deutlich nach und sie zeigen ein höheres Ruhebedürfnis.

1.1.1.2 Fütterung

Ratten sind Allesfresser, die im Laufe von 24 Stunden viele kleine Mahlzeiten zu sich nehmen, aber auch sehr viel Zeit mit der Nahrungssuche verbringen. In der Heimtierhaltung muss die Fütterung daher nicht nur an die alters-, sondern vor allem auch an die aktivitätsbedingten Bedürfnisse angepasst werden.

Als Grundnahrung dient eine Futtermischung (▶ Tab. 1.1), die aus verschiedenen Getreidearten und Sämereien besteht. Stark fetthaltige Samen wie Kürbis- und Sonnenblumenkerne dürfen in dieser Mischung nur in geringen Mengen enthalten sein oder sollten als gelegentlicher Leckerbissen angeboten werden. Das Grundfutter wird zudem durch getrocknetes Gemüse und Trockenkräuter ergänzt. Qualitativ hochwertiges, staubarmes Heu sollte, wie oben erwähnt, in kleinen Portionen zur Deckung des Rohfaserbedarfs angeboten werden. Tiere mit Atemwegserkrankungen sollten stattdessen Heucobs oder Kräuterpellets bekommen. Zusätzlich sollten Ratten 1- bis 2-mal täglich eine abwechslungsreich gestaltete Portion Frischfutter erhalten. Geeignete Gemüsesorten sind z. B. Mohrrüben, Gurken, Zucchini oder Paprika, ergänzt durch kleine Mengen Salat. Gern werden auch Obstsorten wie beispielsweise Apfel, Banane, Birne, Melone oder Weintraube angenommen. Als Leckerbissen können gelegentlich in kleinen Mengen Mais, Nüsse (in der Schale), gekochte Kartoffeln, Reis oder Nudeln sowie getrocknetes Brot angeboten werden. Um das Nagebedürfnis der Ratten zu befriedigen, können sie zusätzlich zur benagbaren Käfigeinrichtung frische Zweige von unbehandelten Obstbäumen, Haselnusssträuchern oder Weiden erhalten.

Tab. 1.1

 Rationsgestaltung für Ratten.

Futtermittel

Menge/Fütterungsintervall

Mischfutter aus Getreide und Sämereien

täglich

staubarmes Heu oder Heucobs/Kräuterpellets

täglich in kleinen Portionen

Frischfutter

Gemüse (z. B. Paprika, Gurke, Karotte, Tomate)

Obst (z. B. Apfel, Birne, Banane, Weintraube, Melone)

Kräuter und Salate (z. B. Petersilie, Dill, Basilikum, Löwenzahn, Rucola, Feldsalat, Chicorée, Radicchio, Endivie)

1- bis 2-mal täglich, abwechslungsreiche Portionen

Eiweißfutter

z. B. Joghurt, Quark, hart gekochtes Ei, Katzentrockenfutter

1- bis 2-mal wöchentlich, in der Trächtigkeit und Laktation täglich in kleinen Mengen

Leckerbissen

gekochte Kartoffeln/Reis/Nudeln, Nüsse, hartes Brot, Mais, Sonnenblumen- und Kürbiskerne

gelegentlich

Ergänzungen/Nagematerial

Äste von ungespritzten Bäumen (z. B. Haselnuss, Apfel- oder Birnbaum, Weide)

sollten mehrmals wöchentlich zur Verfügung gestellt und immer neu in die Käfiggestaltung integriert werden

Ein weiterer Baustein einer ausgewogenen Ration für Ratten ist tierisches Eiweiß. Um die Versorgung adulter Tiere zu sichern, sollten 1- bis 2-mal wöchentlich ungezuckerter Quark oder Joghurt, hart gekochtes Ei oder milder Käse angeboten werden. Auch vitaminreich gefütterte Mehlwürmer, Hundekuchen oder Katzentrockenfutter sind geeignet. Der Bedarf ist bei Jungtieren sowie trächtigen und säugenden Muttertieren deutlich höher als bei Ratten in anderen Lebensphasen. Wie in der Tabelle aufgeführt, sollten daher insbesondere trächtige und säugende Tiere täglich in kleinen Mengen Eiweißfutter erhalten; bei Jungtieren im Wachstum ist ein 2-tägiges Intervall ausreichend.

Frisches Wasser muss stets angeboten werden und sollte in einer hygienischen Trinkflasche zur Verfügung stehen.

1.1.2 Maus (Mus musculus)

Die Hausmaus gehört wie die Ratte innerhalb der Familie der Mäuseartigen (Muridae) zur Unterfamilie der Altweltmäuse (Murinae). Hier zählt sie zur Gattung der echten Mäuse (Mus).

Die heute gehaltenen Farbmäuse gehen auf die Hausmaus zurück, die ursprünglich in den Savannen und Steppen Südostasiens, Nordafrikas und Südeuropas vorkam. Als äußerst anpassungsfähige Kulturfolger sind Mäuse mittlerweile weltweit verbreitet.

In ihrem ursprünglichen Lebensraum in Steppengebieten lebten Mäuse in Familiensippen in weit verzweigten unterirdischen Gangsystemen oder in Felsspalten. Mäuse sind eigentlich nachtaktiv. In der Heimtierhaltung passen die Tiere ihren Lebensrhythmus jedoch recht flexibel an die jeweiligen Bedingungen und an ihren Halter an. Die Hauptaktivitätszeit verbleibt jedoch meist in den Abend- und Morgenstunden.

„Rassemäuse“, d. h. Tiere, die den Zuchtstandards entsprechen, sind erheblich größer und schwerer als die üblicherweise anzutreffenden Mäuse aus ungeplanten Vermehrungen.

1.1.2.1 Haltung

Mäuse sollten stets mindestens paarweise, idealerweise jedoch in Kleingruppen gehalten werden, wobei die Pflege sowohl von gleich- als auch von gemischtgeschlechtlichen Gruppen möglich ist. Reine Weibchengruppen und Gruppen von Weibchen mit männlichen Kastraten sind besonders unproblematisch. Unkastrierte Böckchen können nur in seltenen Fällen längerfristig zusammen gehalten werden. Ist jedoch eine solche stabile Gruppe vorhanden, so sollten keine weiblichen Tiere im gleichen Raum gehalten werden. Selbst der rein geruchliche Kontakt, beispielsweise während einer Urlaubspflege, löst meist innerhalb kurzer Zeit Revierstreitigkeiten unter den männlichen Mäusen aus. Selbst bei fehlendem Kontakt zu Weibchen kann es auch bei Böckchen, die miteinander aufgewachsen sind, gelegentlich plötzlich zu Rangordnungskämpfen kommen, die eine Kastration der gesamten Gruppe erforderlich machen.

Ist es bei Kämpfen bereits zu ernsthaften Verletzungen der Tiere gekommen, so schafft in der Regel auch eine Kastration keine Abhilfe. Die Mäuse sollten dennoch kastriert und anschließend getrennt voneinander in je eine Gruppe weiblicher Mäuse integriert werden.

Ein Käfig oder ein Terrarium für 2 Mäuse sollte als absolutes Mindestmaß 80 × 40 × 40 cm aufweisen. Der Käfig sollte dabei abwechslungsreich mit mehreren Ebenen und zahlreichen Versteck- und Klettermöglichkeiten eingerichtet und immer wieder neu gestaltet werden, um den neugierigen Bewohnern ausreichend Beschäftigung zu bieten. Ist keine regelmäßige Auslaufmöglichkeit vorhanden, so sollte die Grundfläche des Käfigs oder Terrariums deutlich größer gewählt werden.

Aquarien sind zur Haltung von Mäusen nicht geeignet, da keine ausreichende Luftzirkulation gewährleistet ist. Es kommt dann schnell zur Anreicherung von ammoniakhaltigen Gasen, die die Atemwege reizen.

Ähnliches kann in Terrarien geschehen, die für eine reine Reptilienhaltung gedacht sind. Die meist im unteren Bereich waagerecht angebrachten Belüftungsgitter werden oftmals zugescharrt und damit nutzlos. Aus diesem Grund sollte stets auf ein spezielles Nagerterrarium zurückgegriffen werden, das auch seitlich senkrecht und im oberen Bereich Lochbleche oder feine Gitter zur Belüftung aufweist.

Für die Gruppenhaltung eignen sich ebenfalls sowohl fein verdrahtete Käfige als auch die bereits erwähnten Nagerterrarien in einer Größe von mindestens 100 × 50 × 50 cm, die mit zahlreichen Etagen untergliedert werden sollten, die über Leitern, durch Röhren oder über Äste und Seile erreichbar sind. Auch sogenannte „Mäusetische“ (▶ Abb. 1.2) bieten eine gute Haltungsalternative. Ein Mäusetisch dient als Behausung und Auslauf gleichermaßen und sollte daher eine möglichst große Grundfläche haben. Die Tischbeine sollten nach innen versetzt angebracht sein, um ein Hinabklettern der Mäuse zu verhindern. Um den Tisch mit Einstreu und Nestbaumaterial versehen zu können, hat es sich bewährt, rundum eine Eingrenzung aus Holzleisten anzubringen. Auf dem Tisch können nun mehrere kleine Käfige, verschiedene Ebenen, Klettermöglichkeiten sowie zahlreiche Spielzeuge und Versteckmöglichkeiten verteilt werden. Häuschen und Spielzeuge sollten aus Holz, Kork, fester Pappe oder anderen ungiftigen, benagbaren Materialien gefertigt sein; Kunststoff ist zu meiden. Laufräder müssen eine geschlossene Rückwand und eine geschlossene Lauffläche aufweisen, um Verletzungsgefahren zu verringern. Auch auf einen ausreichend großen Durchmesser des Rades ist zu achten; das Tier muss mit geradem Rücken darin laufen können.

Abb. 1.2 Tisch zur artgerechten Haltung von Farbmäusen.

(© Inge Rogalla)

Als Einstreu eignet sich handelsübliche Heimtierstreu aus möglichst staubarmen Holzspänen, die durch Nage- und Nestbaumaterial wie Heu, Stroh, Scharpie, ungebleichtem Zellstoff und den handelsüblichen Sorten sogenannter „Überstreu“ mit Blättern, Rindenstückchen u. Ä. ergänzt und aufgewertet werden sollte. Insbesondere in Mäusebeständen, die chronische Atemwegserkrankungen aufweisen, sollte auf Hanfstreu, Baumwollstreu oder ähnlich staub- und allergenarme Materialien zurückgegriffen werden.

Futter wird in standsicheren, gut zu reinigenden glasierten Tonnäpfen angeboten; Wasser muss stets in einer sauberen Trinkflasche zur Verfügung stehen.

Praxistipp

Vergesellschaftung von Mäusen

Da Mäuse von Natur aus sehr soziale Tiere sind, verläuft eine Vergesellschaftung in der Regel unproblematisch, wenn einige Grundregeln beachtet werden.

Ein neues Gruppenmitglied sollte nie sofort in den bestehenden Käfig oder das Revier einer etablierten Mäusegruppe gesetzt werden. Vielmehr empfiehlt es sich, die Tiere zunächst auf neutralem Terrain zusammenzusetzen; ausreichend Rückzugsmöglichkeiten sollten gegeben sein. Ein solcher Bereich kann ein Freilaufgehege oder ein neu gestalteter Mäusetisch sein. Ist ein solcher neutraler Ort nicht vorhanden, so besteht die Möglichkeit, das Revier der Mäusegruppe gründlich zu reinigen und mit neuen Einrichtungsgegenständen zu versehen, die auch anders als zuvor angeordnet sein sollten. Sowohl die alteingesessenen als auch die neuen Mäuse sind nun mit der Erkundung beschäftigt und lernen sich dabei kennen, ohne dass das Revier bereits fest in Besitz genommen wurde.

In der Regel ist es einfacher und für die Tiere stressärmer, wenn 2 Tiere neu in eine Gruppe integriert oder 2 Gruppen miteinander vergesellschaftet werden. Eventuelle Aggressionen werden dann in der Regel nicht gegen ein Einzeltier gerichtet und bereits dadurch deutlich abgemildert.

Scheint die Vergesellschaftung gelungen, so empfiehlt es sich trotz der meist zahlreich vorhandenen Harnmarkierungen noch mit der Grundreinigung zu warten, bis sich eine feste Rangordnung etabliert hat. Alternativ ist eine zunächst nur teilweise Reinigung des Geheges möglich.

1.1.2.2 Fütterung

Mäuse ernähren sich vorwiegend granivor. Als Grundfutter eignet sich sowohl im Handel angebotenes spezielles Mischfutter als auch eine selbst zusammengestellte Saatenmischung (▶ Tab. 1.2). Diese sollte als Grundbestandteile eine breite Palette feiner Sämereien und Hirsen enthalten und kann auch aus Waldvogel- oder Kanarienfutter bestehen, aufgewertet durch zuckerfreies Früchtemüsli und getrocknetes Gemüse. Täglich sollte zudem eine abwechslungsreich zusammengestellte Portion an frischem Obst oder Gemüse angeboten werden. Ebenfalls beliebt sind Salate und Kräuter.

Tab. 1.2

 Rationsgestaltung für Mäuse.

Futtermittel

Menge/Fütterungsintervall

Mischfutter aus Sämereien, Trockengemüse, zuckerfreiem Früchtemüsli

täglich

Heu/Heucobs/Kräuterpellets

täglich kleine Portionen

Frischfutter

Gemüse (z. B. Paprika, Gurke, Karotte, Tomate)

Obst (z. B. Apfel, Beerenfrüchte, Birne, Banane, Weintraube, Melone)

Kräuter und Salate (z. B. Petersilie, Dill, Kamille, Gänseblümchen, Rucola, Feldsalat, Chicorée, Radicchio, Endivie)

1- bis 2-mal täglich, abwechslungsreiche Portionen

Eiweißfutter

z. B. Joghurt, Quark, getrocknete Insektenmischung für Vögel, hart gekochtes Ei, Katzentrockenfutter

1-mal wöchentlich, in der Trächtigkeit und Laktation täglich in kleinen Mengen

Leckerbissen

Sonnenblumenkerne, hartes Brot, Keimfutter, Rispenhirsen

gelegentlich

Ergänzungen/Nagematerial

Äste von ungespritzten Bäumen (z. B. Haselnuss, Apfel- oder Birnbaum, Weide)

sollten regelmäßig wöchentlich zur Verfügung gestellt werden

Mäuse benötigen für eine ausgewogene Ernährung zusätzlich einen Anteil an tierischem Eiweiß. Dieser Bedarf kann durch regelmäßige, wöchentliche Gabe von ungezuckertem Joghurt oder Quark, Katzentrockenfutter, hart gekochtem Ei, handelsüblichem Weichvogelfutter (bestehend aus getrockneten Kleininsekten und Kerbtieren) oder Mehlwürmern gedeckt werden. Tragende und säugende Weibchen weisen einen erhöhten Bedarf auf und sollten täglich oder zumindest in 2-tägigem Abstand kleine Portionen eiweißreichen Futters erhalten.

Als Leckerbissen können zudem gelegentlich in kleinen Portionen Nüsse, Kürbis- und Sonnenblumenkerne, Keimfutter, Rispenhirsen, trockene Nudeln oder hartes Brot angeboten werden. Zur Befriedigung des Nagetriebs eignen sich unbehandelte Äste von Kernobstbäumen, Weide und Haselnusssträuchern sowie Hasel- und Walnüsse in der Schale. Auch Hundekuchen werden meist gerne angenommen.

Heu und getrocknete Kräuter dienen nicht nur als Nestbaumaterial, sondern werden in kleinen Mengen auch zur Deckung des Rohfaserbedarfs gefressen.

Zudem muss den Tieren immer frisches Wasser in einer Trinkflasche zur Verfügung stehen.

1.1.3 Mongolische Rennmaus (Meriones unguiculatus)

Die Mongolische Rennmaus oder Wüstenrennmaus gehört ebenfalls zur Familie der Mäuseartigen (Muridae). Die Unterfamilie der Rennmäuse (Gerbillinae) umfasst neben der Gattung der Sand- oder Wüstenrennmäuse (Meriones), zu der die Mongolischen Rennmäuse gehören, und 5 weiteren Gattungen auch die der eigentlichen Rennmäuse (Gerbillus). Aus der in den USA üblichen Bezeichnung „Mongolian Gerbil“ leitet sich auch die in Deutschland umgangssprachlich häufige Bezeichnung „Gerbil“ für die Mongolische Rennmaus ab, obwohl diese taxonomisch missverständlich ist.

Die Mongolische Rennmaus ist derzeit die am häufigsten als Heimtier gehaltene Rennmausart. Zunehmend gewinnen aber auch weitere Rennmausarten an Beliebtheit und werden zwar vergleichsweise seltener, jedoch bereits regelmäßig in der tierärztlichen Praxis vorgestellt. Hier sind aus der Gattung Meriones Shaws Rennmaus (Meriones shawi) und die Persische Rennmaus (Meriones persicus) aus der Gattung Gerbillus vor allem die Blasse Rennmaus (Gerbillus perpadillus) sowie aus der Gattung Pachyuromys die Fettschwanz-Rennmaus (Pachyuromys duprasi) und aus der Gattung Sekeetamys die Buschschwanz-Rennmaus (Sekeetamys calurus) zu nennen.

Mongolische Rennmäuse sind ursprünglich in der Mongolei und in Nordost-China in Wüstengebieten, Halbwüsten und Steppen beheimatet. Sie leben in ihrem natürlichen Habitat in festen Revieren in Familiengruppen, die verzweigte unterirdische Bauten bewohnen. Obwohl die Hauptaktivitätszeit in der Dämmerung und in den Nachtstunden liegt, wechseln sich auch tagsüber Ruhe- und Wachphasen ab.

Die Mongolische Rennmaus tritt bisher nur in einer kurz- und glatthaarigen Form auf. Unterschiedliche Rassen sind nicht vorhanden. Es gibt jedoch zahlreiche Farbschläge, die gezielt gezüchtet werden und für die Standards vorgegeben sind.

1.1.3.1 Haltung

Rennmäuse müssen stets mindestens zu zweit oder auch in einer Kleingruppe gehalten werden. Dabei ist die Pflege von gleichgeschlechtlichen Tieren ebenso möglich wie die gemeinsame Haltung von Weibchen und Böckchen.

Mongolische Rennmäuse sind Tiere mit einem ausgeprägten Revierverhalten. Jedes Tier, das nicht den Familiengeruch aufweist, wird verjagt oder getötet, falls es keine Flucht- oder Versteckmöglichkeiten gibt.

Es ist zu beachten, dass Rennmäuse den Familiengeruch sehr schnell (innerhalb von Stunden) verlieren, sodass man die Sippe möglichst nie trennen sollte. Wird ein Tier zur Behandlung oder Operation in die Praxis gebracht, so ist es absolut unerlässlich, die vollständige Familiengruppe mitzubringen!

Sollte einmal eine einzelne Rennmaus aus einer Gruppe übrig bleiben oder aus ihrer Familie verjagt worden sein, so sollte sie in jedem Fall wieder vergesellschaftet werden, auch wenn dafür gelegentlich mehrere Versuche mit unterschiedlichen Partnertieren notwendig sind. Eine Einzelhaltung ist keinesfalls artgerecht.

Für die Haltung von Rennmäusen eignen sich sowohl Nagerterrarien als auch Gitterkäfige (▶ Abb. 1.3). Letztere müssen jedoch eine möglichst hohe Unterschale aufweisen, um ein ständiges Herausgraben der Einstreu zu verhindern. Wird ein Terrarium mit einem aufgesetzten Käfiggitter kombiniert, so ist auf ausreichende Belüftungsmöglichkeiten im oberen/seitlichen Terrarienanteil bzw. eine ausreichend große Grundfläche im Verhältnis zur Höhe zu achten. Bei Aufsatzkombinationen mit Aquarien sollte die Höhe des Aquariums geringer sein als das kürzere Seitenmaß.

Abb. 1.3 Artgerecht eingerichtetes Terrarium für Rennmäuse.

(© Svenja Hellrung)

Als Mindestmaß für eine Behausung von 2 Rennmäusen ist eine Größe von 80 × 40 × 40 cm anzusehen.

Cave

Es ist wichtig, sich bei der Anschaffung des Käfigs oder Terrariums für eine Rennmausgruppe von Anfang an bereits für die endgültig gewünschte Käfiggröße zu entscheiden, da es beim Umsetzen einer Sippe von einem kleinen in ein deutlich größeres Domizil zu ausgeprägten Revierstreitigkeiten kommen kann. Die Gruppe zerfällt in rivalisierende Kleingruppen und versucht das Territorium aufzuteilen. Für die unterlegenen Mäuse endet das in der Regel tödlich, wenn nicht rechtzeitig eingegriffen wird.

Der Käfig oder das Terrarium sollte durch verschiedene Etagen strukturiert werden, die z. B. durch Weidenbrücken oder Korkröhren miteinander verbunden werden können. Neben verschiedenen Häuschen und Versteckmöglichkeiten aus Holz oder Ton sollten ein ausreichend großer Sandbadenapf, gefüllt mit Chinchillabadesand aus Attapulgit oder Sepulgit, sowie glasierte Futternäpfe und eine Trinkflasche zur Grundausstattung des Käfigs gehören. Der Nagetrieb der Rennmäuse ist im Vergleich zu den anderen hier vorgestellten Kleinnagern deutlich höher, und die Tiere zerspanen regelmäßig ihre Einrichtungsgegenstände vollständig. Daher muss besonderer Wert darauf gelegt werden, dass alle potenziell benagbaren Käfigbestandteile und sämtliches benagbare Inventar keinerlei giftige Lackierungen/Lasierungen oder ähnliche Schutzbehandlungen aufweist. Kunststoffgegenstände sollten, wie auch bei Ratten und Mäusen bereits besprochen, ebenfalls tabu sein.

Ein Laufrad wird nicht grundsätzlich als Beschäftigungsmöglichkeit angenommen. Wird es jedoch angeboten, ist auf eine geschlossene Rückwand und Lauffläche sowie insbesondere auf einen ausreichenden Durchmesser zu achten.

Als Grundeinstreu für einen Rennmauskäfig eignet sich handelsübliche Heimtierstreu, die durch Nist- und Beschäftigungsmaterialien in Form von Heu, Stroh, Scharpie, Rindenstücken, Ästen, Wurzeln, trockenen Blättern, Pappröhren und ungebleichtem Zellstoff ergänzt werden muss. Das Terrarium oder der Käfig sollte so hoch eingestreut sein, dass die Rennmäuse die Möglichkeit haben, stabile Gänge oder Höhlen zu graben und zu bauen.

Praxistipp

Vergesellschaftung von Mongolischen Rennmäusen

Die Vergesellschaftung von adulten Mongolischen Rennmäusen ist sehr schwierig und zeitaufwendig. Sie gelingt meist nur bei 2 Einzeltieren, wobei hier die jeweiligen Geschlechter keine Rolle zu spielen scheinen.

Für eine Vergesellschaftung ist ein Käfig mit 2 Abteilen ideal, die durch ein äußerst engmaschiges Gitter oder 2 versetzt angebrachte Gitter voneinander getrennt sind. Beide Abteile werden wie üblich eingestreut, aber nur mit dem notwendigsten Inventar (Häuschen, Futternapf, Trinkflasche) ausgestattet. Die beiden Mäuse, die vergesellschaftet werden sollen, werden jeweils in ein Einzelabteil gesetzt. Zweimal täglich werden die Abteile getauscht, sodass sich mit der Zeit der Geruch der beiden Tiere vermischt und angleicht. Nach frühestens 1, besser nach 2 Wochen werden die beiden Rennmäuse in einer kleinen Transportbox erstmals zusammengesetzt. Bleiben sie nach ausgiebigem Beschnuppern über mehrere Stunden friedlich oder entsteht lediglich ein kurzer „Scheinkampf“, so kann die Vergesellschaftung als geglückt betrachtet werden. Bei einem „Scheinkampf“ kommt es nicht zu Verletzungen, sondern meist reitet nach kurzem Gerangel ein Tier auf und das andere unterwirft sich. Die Mäuse sollten nun noch mindestens 1–2 Tage in einer Transportbox oder einem kleinen Käfig verbleiben, um den Zusammenhalt zu fördern, ehe sie in ihr endgültiges Domizil umziehen.

Äußerst selten gelingt auf diese Art auch eine Vergesellschaftung von 2 Rennmäusen mit einem einzelnen adulten Tier. Lediglich, wenn es sich bei dem Paar um Jungtiere vor der Geschlechtsreife handelt, ist die Wahrscheinlichkeit etwas höher, dass die Zusammenführung gelingt, da die Jungen noch kein ausgeprägtes Revierverhalten zeigen. Ohne die beschriebene Gewöhnungsphase würde die erwachsene Maus die Jungtiere allerdings sofort angreifen, da es bei Rennmäusen keinen „Welpenschutz“ gibt.

Grundsätzlich können jedoch Rennmausjungtiere vor der 8. Lebenswoche in der Regel völlig unproblematisch und ohne lange Gewöhnungszeit mit Gleichaltrigen in einen Käfig gesetzt werden, sodass der Halter sich beim Kauf nach Möglichkeit gleich für eine endgültige Gruppengröße entscheiden sollte.

1.1.3.2 Fütterung

Als Grundfutter ist eine Mischung feiner, nicht zu fettreicher Sämereien ideal (▶ Tab. 1.3). Geeignet ist z. B. eine Kombination aus Grassamen mit Wald- oder Kanarienvogelfutter, ergänzt durch Trockengemüse, getrocknete Kräuter und einen geringen Anteil Haferflocken. Sehr fettreiche Komponenten wie Kürbis- und Sonnenblumenkerne sowie Nüsse sollten nur als Leckerbissen gereicht werden und nicht bereits im Grundfutter enthalten sein.

Tab. 1.3

 Rationsgestaltung für Mongolische Rennmäuse.

Futtermittel

Menge/Fütterungsintervall

Mischfutter aus feinen Sämereien und Trockengemüse

täglich

Heu

ad libitum

Frischfutter

Salate und Kräuter (z. B. Petersilie, Löwenzahn, Rucola, Feldsalat, Chicorée)

Gemüse (z. B. Karotte, Paprika, Gurke)

Obst (z. B. Apfel, Beerenfrüchte, Weintraube, Birne)

1- bis 2-mal täglich, abwechslungsreiche Portionen

Eiweißfutter

z. B. Joghurt, Quark, hart gekochtes Ei, Katzentrockenfutter, Mehlwürmer

1- bis 2-mal wöchentlich, in der Trächtigkeit und Laktation täglich in kleinen Mengen

Leckerbissen

Sonnenblumenkerne, Nüsse, Keimfutter, Kürbiskerne

gelegentlich

Ergänzungen/Nagematerial

Äste von ungespritzten Bäumen (z. B. Haselnuss, Apfel- oder Birnbaum, Weide)

sollten immer zur Verfügung stehen

Das tägliche Frischfutter lässt sich ebenfalls vielfältig zusammenstellen. Neben Salaten und Kräutern nehmen Rennmäuse sowohl verschiedene Gemüsesorten als auch Obst gerne an. Gelegentlich kann zudem etwas frisches Keimfutter angeboten werden.

Der Bedarf an tierischem Protein lässt sich leicht über die Gabe von ungesüßtem Quark oder Joghurt, Katzentrockenfutter oder getrocknetem Insektenfutter für Vögel decken. Jeweils eine dieser Komponenten sollte 1-mal wöchentlich und bei tragenden oder säugenden Weibchen mehrmals wöchentlich bis täglich gereicht werden. Wenn Lebendfutter (z. B. Mehlwürmer) angeboten wird, so ist darauf zu achten, dieses zur Aufwertung zuvor vitaminreich zu ernähren oder mit einem Vitamin-Mineralstoff-Gemisch zu bestäuben.

Um den Nagetrieb der Rennmäuse zu befriedigen, sollten zudem regelmäßig Zweige von ungespritzten Obstbäumen oder Weiden in die Käfiggestaltung integriert werden. Heu und Stroh werden nicht nur als Nistmaterial verwendet, sondern dienen ebenfalls der Befriedigung des Nagebedürfnisses und der Deckung des (geringen) Rohfaserbedarfs, sodass sie stets von guter Qualität sein sollten.

Zudem muss Rennmäusen stets frisches Wasser zur Verfügung stehen, das in einer Trinkflasche angeboten wird.

1.1.4 Goldhamster (Mesocricetus auratus)

Der Goldhamster (▶ Abb. 1.4) gehört innerhalb der Familie der Wühler (Cricetidae) zur Unterfamilie der Hamster (Cricetinae). Innerhalb dieser wird er der Gattung der Mittelhamster (Mesocricetus) zugeordnet. Er stammt aus trockenen Steppengebieten im Nordwesten Syriens und lebt ursprünglich als nachtaktiver Einzelgänger in einem unterirdischen, verzweigten Gangsystem.

Abb. 1.4 Goldhamster (Mesocricetus auratus).

Auch die heutigen Nachzuchten des Goldhamsters sind primär als Einzelgänger zu betrachten, sodass die Haltung eines einzelnen Goldhamsters stets als artgerecht anzusehen ist. Einigen Zuchtlinien entstammen jedoch inzwischen Hamster, die so friedfertig sein sollen, dass Wurfgeschwister dauerhaft zu zweit gehalten werden können. Diese Hamster fallen zusätzlich durch eine besondere Größe auf. In Einzelfällen mag diese Paarhaltung auch möglich sein, aber es sollte immer ein Ersatzkäfig bereitstehen, falls es doch zu Revierstreitigkeiten kommt.

1.1.4.1 Haltung

Goldhamster sind auch in der Heimtierhaltung rein nachtaktiv. Ein ruhiger Käfigstandort ohne Störungen während des Tages ist daher für sie besonders wichtig.

Wird ein Hamster von seinen Besitzern tagsüber ständig geweckt, so bedeutet das extremen Stress für das Tier und es wird deutlich empfänglicher gegenüber Erkrankungen!

Im „Hamsterzimmer“ sollte außerdem auf gleichmäßige Temperaturen geachtet werden, da eine deutliche Absenkung der Umgebungstemperatur, vor allem in Verbindung mit einer Verkürzung der Tageslichtlängen im Winter, den sogenannten „Torpor“, eine Art Winterruhe, auslösen kann, bei der stundenweise sämtliche Körperfunktionen und die Körpertemperatur stark herabgesetzt werden.

Wie bereits erwähnt, sollten Goldhamster prinzipiell einzeln gehalten werden. Nur selten ist es möglich, 2 Geschwistertiere oder ein von klein auf aneinander gewöhntes Pärchen dauerhaft harmonisch zu zweit zu halten.

Obwohl der Goldhamster ein Einzelgänger ist, bedeutet dies nicht, dass er nur ein kleines Domizil benötigen würde. Goldhamster besetzen in der Natur sehr große Reviere, sodass ein Käfig kaum zu groß gewählt werden kann. Eine Größe von 100 × 50 × 50 cm ist daher als Mindestmaß anzusehen. Goldhamster graben ausgiebig und sind zudem geschickte Kletterer. Um ihren Bedürfnissen gerecht zu werden, eignet sich entweder ein geräumiger Gitterkäfig mit einer möglichst hohen Unterschale, ein großes Nagerterrarium oder auch eine selbst gebaute Kombination aus einem Aquarium oder Nagerterrarium mit einem aufgesetzten Käfiggitter. Der Gitteranteil sollte mit mehreren Etagen strukturiert werden, die mittels Leitern, Röhren, Ästen oder Weidenbrücken miteinander verbunden werden können. Zur Einrichtung gehören Futternäpfe, eine Trinkflasche sowie ein Häuschen und mehrere Versteckmöglichkeiten aus Holz, Kork oder Ton. Ebenfalls gehört ein einseitig geschlossenes, sicher angebrachtes Laufrad dazu. Es sollte aus Holz oder Metall bestehen und mit einem ausreichenden Durchmesser versehen sein, sodass das Tier sich darin mit gerader Wirbelsäule bewegen kann.

Ein mit Chinchillasand gefüllter Badenapf wird von vielen Hamstern gerne angenommen. Einige Tiere nutzen ihn jedoch auch als Toilette, sodass der Sand täglich überprüft und ggf. gewechselt werden muss. Eine „Buddelkiste“ mit hitzesterilisierter Erde ist bei ausreichendem Platz ebenfalls eine beliebte Einrichtungskomponente, die ggf. auch nur stundenweise oder während des Auslaufs angeboten werden kann.

Als Einstreu ist handelsübliche Kleintierstreu geeignet, die mit sogenannter „Überstreu“ aus verschiedenen Komponenten wie Rindenmulch, Aststücken oder getrockneten Blättern variiert werden kann. Als Nistmaterial werden Heu, Stroh, Scharpie und ungebleichter Zellstoff angeboten.

Von der Verwendung von „Hamsterwatte“ ist aufgrund des hohen Unfallrisikos unbedingt abzusehen. Selbst bei voll verdaulicher Hamsterwatte, die keinen Schaden im Magen-Darm-Trakt verursachen und damit „ungefährlich“ sein soll, kommt es immer wieder zu Abschnürungen von Zehen oder ganzen Gliedmaßen, sodass diese amputiert werden müssen.

Praxistipp

Vergesellschaftung von Goldhamstern

In Einzelfällen, z. B. zu Zuchtzwecken, kommt es vor, dass 2 Goldhamster für kurze Zeit miteinander vergesellschaftet werden sollen. Da es auch bei vorsichtiger Herangehensweise zu blutigen Auseinandersetzungen kommen kann, darf die Zusammenführung nur unter Aufsicht geschehen und es muss immer ein eingerichteter Zweitkäfig als Ausweichquartier bereitstehen.

Ob das Weibchen das männliche Tier akzeptiert, hängt maßgeblich vom Zyklusstand ab. Weibchen werden ca. alle 5 Tage brünstig. Dies ist einerseits erkennbar am deutlich ausgeprägten Stellreflex, der ausgelöst wird, wenn man über den Lendenwirbelbereich streicht. Ein anderer Indikator ist das zu dieser Zeit sehr intensiv riechende, trübe Vaginalsekret, das nicht mit Eiter verwechselt werden darf.

Setzt man nun das Weibchen in das Revier des männlichen Tieres, wird es ausgiebig beschnuppert. Das Männchen wird bald mit Begattungsversuchen beginnen, die vom brünstigen Weibchen in der Regel toleriert werden. Spätestens am nächsten Morgen werden beide Tiere wieder „getrennte Wege“ gehen und bald mit Revierstreitigkeiten beginnen, sodass sie wieder in unterschiedliche Käfige verbracht werden müssen.

Ist die Brunst noch nicht ausgeprägt genug oder klingt sie bereits ab, so verbeißt das Weibchen den Partner oftmals. Die Hamster müssen dann sofort getrennt und dürfen frühestens in der nächsten Brunst erneut zusammengeführt werden.

1.1.4.2 Fütterung

Der Goldhamster ernährt sich vorwiegend granivor, d. h. seine Grundfuttermischung sollte aus verschiedenen Getreidesorten und Sämereien bestehen (▶ Tab. 1.4). Diese werden durch Erbsenflocken, Johannisbrot, getrocknete Kräuter und getrocknetes Gemüse ergänzt. Zudem werden inzwischen auch pelletierte Alleinfutter für Hamster angeboten, um eine Selektion der fetthaltigeren Bestandteile der Futtermischungen zu verhindern. Nach eigenen Erfahrungen akzeptieren die Tiere dieses Futter jedoch individuell sehr unterschiedlich. Es ist daher meist sinnvoller, ein fertiges Mischfutter mit einem geringen Anteil an fettreichen Saaten wie Sonnenblumen- und Kürbiskernen anzubieten und es ggf. um weitere Komponenten zu ergänzen oder bereits das Grundfutter selbst zu mischen.

Tab. 1.4

 Rationsgestaltung für Goldhamster.

Futtermittel

Menge/Fütterungsintervall

Mischfutter aus Getreide, Sämereien, Trockengemüse und -kräutern

täglich

Heu

ad libitum

Frischfutter

Salate und Kräuter (z. B. Petersilie, Löwenzahn, Feldsalat, Endivie, Chicorée)

Gemüse (z. B. Karotte, Mais, Paprika, Gurke)

Obst (z. B. Apfel, Erdbeere, Weintraube, Birne)

1-mal täglich (abends), abwechslungsreiche Portionen

Eiweißfutter

z. B. Joghurt, Quark, Mehlwürmer, Heimchen, Katzentrockenfutter

1-mal wöchentlich, in der Trächtigkeit und Laktation mehrmals wöchentlich bis täglich in kleinen Mengen

Leckerbissen

Sonnenblumenkerne, Nüsse in der Schale, Kürbiskerne

gelegentlich

Ergänzungen/Nagematerial

Äste von ungespritzten Bäumen (z. B. Haselnuss, Apfel- oder Birnbaum, Weide)

sollten mehrmals wöchentlich zur Verfügung gestellt werden

Frischfutter sollte täglich und zwar aufgrund der Nachtaktivität des Hamsters ausschließlich abends gereicht werden. Hier haben sich Salate und Kräuter ebenso bewährt wie verschiedene Gemüsesorten. Obst kann als Leckerbissen angeboten werden.

Der Bedarf an tierischem Protein variiert in Abhängigkeit von der jeweiligen Lebenssituation. Üblicherweise ist es ausreichend, einem Hamster 1-mal wöchentlich eiweißreiche Nahrung anzubieten. Trächtige und säugende Tiere erhalten mehrmals wöchentlich bis täglich proteinhaltiges Futter in Form von Joghurt, Quark oder hart gekochtem Ei. Alternativ ist es auch möglich, einen geringen Anteil an Katzentrockenfutter unter das Grundfutter zu mischen oder gelegentlich lebende Futtertiere wie Mehlwürmer oder Heimchen anzubieten. Diese sollten durch vitaminreiche Fütterung oder Behandlung mit vitamin- und mineralstoffhaltigen Präparaten aufgewertet werden.

Besondere Leckerbissen sind beispielsweise Nüsse in der Schale sowie Kürbis- und Sonnenblumenkerne. Sie sollten aufgrund ihres hohen Fettgehalts jedoch nur gelegentlich und in kleinen Mengen verfüttert werden.

Heu guter Qualität ist zum einen unverzichtbares Nistmaterial, deckt aber zum anderen auch den Rohfaserbedarf des Hamsters und muss deshalb immer zur Verfügung stehen.

Zur zusätzlichen Befriedigung des Nagetriebs werden zudem Haselnuss-, Weiden- und ungespritzte Obstbaumzweige gern akzeptiert.

Frisches Wasser in einer Trinkflasche muss immer vorhanden sein.

1.1.5 Zwerghamster

Unter den zahlreichen Zwerghamsterarten haben derzeit 4 eine besondere Beliebtheit erreicht. Am häufigsten wird der Dshungarische Zwerghamster gehalten, aber auch der Campbell-Zwerghamster wird oft gepflegt. Roborowski-Zwerghamster und Chinesische Streifenhamster werden im Vergleich zwar seltener, aber doch regelmäßig in der tierärztlichen Praxis vorgestellt.

Alle Zwerghamster gehören wie die Goldhamster innerhalb der Familie der Wühler (Cricetidae) zur Unterfamilie der Hamster (Cricetinae). Die Gattung Phodopus bezeichnet die kurzschwänzigen oder echten Zwerghamster, die Gattung Cricetulus die langschwänzigen oder grauen Zwerghamster.

Alle hier beschriebenen Zwerghamsterarten sind zwar vorwiegend dämmerungs- und nachtaktiv, zeigen aber auch tagsüber immer wieder Aktivitätsphasen, die sich mit Ruhezeiten abwechseln.

1.1.5.1 Dshungarischer Zwerghamster (Phodopus sungorus)

Dshungarische Zwerghamster (▶ Abb. 1.5) stammen aus Ost-Kasachstan und Teilen Sibiriens, wo sie in Grassteppengebieten leben. Sie sind dort einzeln oder seltener auch paarweise anzutreffen. In der Heimtierhaltung ist neben der Einzelhaltung daher auch die Pflege als Paar häufig problemlos, wobei sich männliche Partner oder ein gemischtgeschlechtliches Paar oftmals dauerhafter verstehen als 2 Weibchen.

Abb. 1.5 Dshungarischer Zwerghamster (Phodopus sungorus).

Der Dshungarische Zwerghamster kommt lediglich in wenigen unterschiedlichen Farbschlägen vor, denen stets das Fellmuster der Wildform mit Aalstrich und Dreibogenlinie zugrunde liegt. Neben wildfarbenen Dshungharen kommen dabei die Farbschläge "pearl" und "saphir" besonders häufig vor. Eine Besonderheit sind die sogenannten „Winter-Whites“. Hier handelt es sich um wildfarbene Hamster, die sich bei abnehmender Tageslichtlänge im Herbst ganz oder teilweise umfärben und dann ein hellgrau-weißes Fell zeigen. Bei steigender Tageslichtlänge zum Ende des Winters wechseln sie wieder zum dünneren, vollständig wildfarbenen Sommerfell. Diese Umfärbung wurde inzwischen gelegentlich auch bei saphirfarbenen Dshungaren beobachtet.

1.1.5.2 Campbell-Zwerghamster (Phodopus campbelli)

Von Campbell-Zwerghamstern nahm man lange Zeit an, dass es sich aufgrund zahlreicher Ähnlichkeiten lediglich um eine Unterart des Dshungarischen Zwerghamsters handeln würde. Inzwischen haben die „Campbells“ jedoch Artstatus erhalten. Sie leben in der Natur vorwiegend in den Sandsteppen der Mongolei, dem Nordosten Chinas sowie Teilen der Mandschurei und Sibiriens.

Campbell-Zwerghamster sind sehr sozial und leben in ihrer natürlichen Umgebung in der Regel paarweise zusammen. In der Heimtierhaltung ist, je nach Charakter der einzelnen Tiere, oftmals durchaus eine Gruppenhaltung möglich.

Im Gegensatz zum Dshungarischen Zwerghamster zeigt der Campbell eine wesentlich größere Palette an Farbvarianten, die nahezu alle auch gescheckt, also von der Musterung der Wildform abweichend, auftreten können. Zusätzlich ist neben der Fellqualität der Wildform auch Satin als Fellvariante bekannt.

1.1.5.3 Roborowski-Zwerghamster (Phodopus roborovskii)

Beim Roborowski-Zwerghamster (▶ Abb. 1.6) handelt es sich um die kleinste bekannte Zwerghamsterart. Er lebt vorwiegend in der Mongolei, ist aber auch in Teilen Sibiriens und Nordchinas anzutreffen.

Abb. 1.6 Roborowski-Zwerghamster (Phodopus roborovskii).

Die Tiere besitzen ein ausgeprägtes Sozialverhalten und können in der Regel problemlos als Paar oder Familiengruppe gepflegt werden. Die Integration familienfremder Tiere in eine Gruppe ist jedoch nur höchst selten erfolgreich.

Roborowski-Zwerghamster kommen überwiegend in ihrer Wildfarbe vor. Die Tiere, bei denen Farbveränderungen züchterisch erreicht wurden, zeigten bisherigen Berichten zufolge meist genetische Defekte, die die Lebensqualität oder die Lebensdauer erheblich einschränkten.

1.1.5.4 Chinesischer Streifenhamster (Cricetulus griseus)

Der Chinesische Streifenhamster (▶ Abb. 1.7) stammt aus dem Nordosten Chinas. Er lebt einzelgängerisch und kann auch in der Heimtierhaltung aufgrund seiner Aggressivität gegenüber Artgenossen keinesfalls vergesellschaftet werden.

Abb. 1.7 Chinesischer Streifenhamster (Cricetulus griseus).

Bisher ist lediglich ein von der Wildfarbe abweichender Farbschlag (weiß) des Chinesischen Streifenhamsters bekannt. Varianten der Fellqualität kommen derzeit noch nicht vor.

1.1.5.5 Haltung

Mit Ausnahme des Chinesischen Streifenhamsters, der stets als Einzeltier gehalten werden muss, ist bei den hier besprochenen Zwerghamstern häufig eine Paar- oder Gruppenhaltung möglich. Dies ist jedoch immer vom Charakter der einzelnen Tiere abhängig. Auch in lange bestehenden Gruppen können plötzlich Unverträglichkeiten vorkommen, sodass stets ein Ausweichquartier vorhanden sein sollte.

Versuche, in eine bestehende Gruppe oder zu einem harmonierenden Paar einen Neuling zu integrieren, sind nicht ratsam. Dies könnte dazu führen, dass auch unter den alteingesessenen Tieren Rangordnungskämpfe auftreten und die Hamster getrennt werden müssen.

Die Haltung von Zwerghamstern kann in Gitterkäfigen (▶ Abb. 1.8) mit hoher Unterschale und geringem Gitterabstand (sog. „Mäuseverdrahtung“) oder in einem Nagerterrarium erfolgen (▶ Abb. 1.9). Sowohl für die Einzelhaltung als auch in der Paar- oder Gruppenhaltung sollte die Größe des Domizils 80 × 40 × 40 cm keinesfalls unterschreiten, wobei eine größere Grundfläche immer zu bevorzugen ist.

Abb. 1.8 Artgerecht eingerichteter Gitterkäfig für Zwerghamster.

(© Martina Beseke)

Abb. 1.9 Artgerecht eingerichtetes Terrarium für Zwerghamster.

(© Martina Beseke)

Entgegen dem weit verbreiteten Vorurteil, dass insbesondere Dshungarische Zwerghamster aufgrund des Felles unter ihren Pfoten nicht in der Lage wären zu klettern, sind sowohl diese als auch Campbells und Chinesische Streifenhamster meist begeisterte Kletterer. Lediglich die Roborowski-Zwerghamster scheinen eine größere Grundfläche den Klettermöglichkeiten vorzuziehen. Bei ihnen erscheint daher der Einbau einer einzelnen zusätzlichen Etage im Käfig ausreichend, während bei den anderen Zwerghamsterarten mehrere Ebenen eingeplant werden sollten, die über Leitern, Röhren, Brücken oder Äste erreichbar sind. Den Hamstern sollten stets mehrere Häuschen und Versteckmöglichkeiten zur Verfügung stehen. Ideale Materialien sind dabei Ton, Holz und Kork. Auch Pappröhren werden gern zum Nagen und Verstecken angenommen.

Ein Laufrad wird ebenfalls sehr gern genutzt. Es muss einen ausreichenden Durchmesser aufweisen und achsseitig sowie an der Lauffläche geschlossen sein. Ein weiterer wichtiger Bestandteil der Einrichtung ist ein großer Sandbadenapf, der mit Chinchillasand aus Tonmineralien (Attapulgit, Sepulgit) zur Fellpflege gefüllt wird. Zudem müssen getrennte Näpfe für Körner- und Frischfutter sowie eine Trinkflasche zur Verfügung stehen.

Handelsübliche Heimtierstreu ist auch für Zwerghamster gut geeignet, wobei insbesondere für Roborowski-Zwerghamster auch eine Haltung auf Sand möglich ist. Zusätzlich sollten bei allen Zwerghamsterarten Heu, ungebleichter Zellstoff, Scharpie und Streuergänzungen aus trockenen Laubblättern etc. angeboten werden. „Hamsterwatte“ ist auch für Zwerghamster grundsätzlich abzulehnen.

Ebenso wie beim Goldhamster kann es auch bei Zwerghamstern zu einer Art „Winterstarre“, dem sogenannten Torpor, kommen, wenn die Umgebungstemperaturen absinken.

Der Käfig sollte daher an einem Standort mit gleichmäßigen klimatischen Bedingungen aufgestellt werden.

Praxistipp

Vergesellschaftung von Zwerghamstern

Im Gegensatz zur Haltung von Ratten, Mäusen und Rennmäusen besteht auch bei zuvor zu zweit oder in der Gruppe gehaltenen Zwerghamstern nach dem Verlust des Partnertiers oder nach Beißereien die Möglichkeit, sie in Einzelhaltung weiter zu pflegen und ihnen damit trotzdem eine artgerechte Haltung zu bieten.

Bleibt ein einzelner Zwerghamster aus einer Paar- oder Gruppenhaltung „übrig“, so kann jedoch eine Vergesellschaftung versucht werden. Besonders unproblematisch ist die Zusammenführung eines jungen Weibchens zu einem älteren Männchen. Bleibt ein älteres Weibchen zurück, so darf jedoch auf keinen Fall einfach ein Männchen dazu gesetzt werden, da das Weibchen sein Revier heftig verteidigen würde. In diesem Fall kann, genau wie bei der Vergesellschaftung von 2 erwachsenen Tieren, eine Gewöhnung durch einen „Trennkäfig“ versucht werden.

Hierzu werden die Hamster in einen Käfig oder ein Terrarium gesetzt, das durch ein sehr engmaschiges Gitter in 2 Abteile unterteilt ist. Die Tiere können sich nun durch Beschnuppern kennenlernen und nehmen durch einen regelmäßigen Wechsel der Abteile langsam einen gemeinsamen Geruch an. Nach 10–14 Tagen können sie erstmals gemeinsam unter Aufsicht entweder in ein für beide fremdes Revier gebracht werden oder ihnen wird durch Entfernen des Trenngitters der gesamte Käfig zur Verfügung gestellt.

Gerade bei älteren Zwerghamstern gibt es immer wieder Tiere, die keinen neuen Partner akzeptieren. Daher sollte sicherheitshalber immer für einen zusätzlichen Käfig zur getrennten Unterbringung gesorgt sein.

1.1.5.6 Fütterung

Die Grundnahrung der hier besprochenen Zwerghamster besteht aus einer Mischung feiner Sämereien (▶ Tab. 1.5), die zum einen fertig aus dem Handel bezogen, zum anderen aber auch selbst zusammengemischt werden kann. Als Grundlage kann hier z. B. Waldvogel- oder Kanarienfutter ohne Rübsen dienen. Neben Grassamen und kleinen Mengen Getreidekörnern ergänzen getrocknete Gemüse und Kräuter die Grundration.

Tab. 1.5

 Rationsgestaltung für Zwerghamster.

Futtermittel

Menge/Fütterungsintervall

Mischfutter aus feinen Sämereien und Trockengemüse

täglich

Heu

ad libitum

Frischfutter

Gemüse (z. B. Karotte, Gurke)

Kräuter und Salate (z. B. Petersilie, Löwenzahn, Eisbergsalat, Feldsalat, Chicorée)

1-mal täglich, abwechslungsreiche Portion

Eiweißfutter

z. B. getrocknete Insektenmischung für Vögel, Katzentrockenfutter, Joghurt, Quark, Mehlwürmer

1- bis 2-mal wöchentlich, in der Trächtigkeit und Laktation täglich in kleinen Mengen; kann auch als Mischung mit dem Grundfutter verabreicht werden

Leckerbissen

Sonnenblumenkerne, Kürbiskerne, Nüsse

gelegentlich

Ergänzungen/Nagematerial

Äste von ungespritzten Bäumen (z. B. Haselnuss, Apfel- oder Birnbaum, Weide)

sollten immer vorhanden sein

Frische Salate, Kräuter und Gemüse bieten eine breite Auswahl für die tägliche Frischfutterportion.

Auf Obst sollte insbesondere bei Campbell-Zwerghamstern und Hybriden zwischen Dshungarischen und Campbell-Zwerghamstern vollständig verzichtet werden, da sie zum Diabetes mellitus neigen.

Den anderen Zwerghamster-Arten kann nach jetzigem Wissensstand unproblematisch Obst, z. B. Apfel, Beerenfrüchte, Birnen oder Melone, als Leckerbissen angeboten werden. Der Bedarf an tierischem Protein wird über eine Beimischung von feinem Katzentrockenfutter oder Weichvogelfutter aus getrockneten Insekten gedeckt. Ebenso kann aber ungesüßter Quark oder Joghurt angeboten werden; auch Mehlwürmer werden meist gern angenommen. Während trächtige und säugende Zwerghamster mindestens mehrmals wöchentlich, besser jedoch täglich eiweißhaltiges Futter erhalten müssen, ist es in anderen Lebensphasen ausreichend, 1- bis 2-mal in der Woche tierisches Eiweiß zu ergänzen.

Als besondere Leckerbissen sind z. B. Nüsse sowie Kürbis- und Sonnenblumenkerne zu nennen, die aufgrund ihres hohen Fettgehalts nicht täglich verfüttert werden sollten. Heu wird in geringen Mengen zur Deckung des Rohfaserbedarfs gefressen; der Hauptanteil dient jedoch dem Nestbau. Zur Befriedigung des Nagetriebs können außerdem Zweige angeboten werden. Frisches Wasser muss immer zur Verfügung stehen.

1.2 Signalement

Rasse

Alter

Geschlecht

Gewicht

Prädispositionen für Krankheiten, die auf unterschiedliche „Rassen“ oder Farbschläge der Kleinnager zurückgeführt werden können, sind bisher nicht bekannt. Allerdings scheinen Goldhamster mit Satinfell oftmals besonders empfindlich und kurzlebig zu sein. Ein wissenschaftlich belegter Zusammenhang zwischen der Fellqualität und der Immunkompetenz fehlt jedoch bisher. Campbell-Zwerghamster und ihre Kreuzungen mit Dshungarischen Zwerghamstern neigen zu Diabetes mellitus; dies ist als tierarttypische Krankheitsprädisposition zu berücksichtigen.

Das Alter des Tieres muss anamnestisch besonders berücksichtigt werden. Aufgrund der kurzen Lebensdauer der hier vorgestellten Kleinnager sind Ratten, Mäuse, Goldhamster und Zwerghamster bereits ab einem Alter von 18 Monaten sowie Rennmäuse ab einem Alter von 3 Jahren als Senioren zu betrachten. Uteruserkrankungen bei Hamstern und Ratten sowie Umfangsvermehrungen der Bauchdrüse bei Zwerghamstern und Rennmäusen sind nur 2 von zahlreichen Erkrankungen, die im Alter gehäuft auftreten. Auch Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind bei älteren Kleinnagern nicht selten, obschon sie nur schwer exakt zu diagnostizieren und damit auch zu therapieren sind.

Das Geschlecht neu zugekaufter Tiere sollte immer überprüft werden (▶ Abb. 1.10, ▶ Abb. 1.11, ▶ Abb. 1.12, ▶ Abb. 1.13), um zum einen Rangordnungskämpfe bei falscher Vergesellschaftung und zum anderen eine unerwünschte Vermehrung vermeiden zu können. Bei nachgezogenen Tieren sollte der Wurf bereits rechtzeitig vor Erreichen der Geschlechtsreife getrennt werden. Eine entsprechende Beratung der Besitzer ist wichtig, da viele Laien den genauen Zeitpunkt der sehr früh eintretenden Fortpflanzungsfähigkeit nicht kennen und es bei der hohen Vermehrungsrate der Kleinnager ansonsten rasch zu einem explosionsartigen Anstieg der Population kommt.

Abb. 1.10

Abb. 1.10a Ratte, männlich.

Abb. 1.10b Ratte, weiblich.

Abb. 1.11

Abb. 1.11a Goldhamster, männlich.

Abb. 1.11b Goldhamster, weiblich.

Abb. 1.12

Abb. 1.12a Rennmaus, männlich.

Abb. 1.12b Rennmaus, weiblich.

Abb. 1.13

Abb. 1.13a Farbmaus, männlich.

Abb. 1.13b Farbmaus, weiblich.

Grundsätzlich muss das Gewicht des Kleinnagerpatienten bei jeder Untersuchung kontrolliert und dokumentiert werden. Voraussetzung hierfür ist eine digitale Waage, die in 1-g-Schritten zuverlässig misst. Zum einen geben Gewichtszunahmen oder -verluste Hinweise auf den Verlauf des Krankheitsgeschehens, zum anderen ist die Kenntnis des exakten Gewichts die Voraussetzung für eine genaue Dosierung der Medikamente. Das geringe Gewicht beispielsweise einer Farbmaus oder eines Zwerghamsters erfordert in der Regel ein Abmessen in 0,01-ml-Schritten oder eine Verdünnung der Präparate. Wird das Gewicht nur geschätzt, resultieren sofort deutliche Über- oder Unterdosierungen, die nicht nur einen Therapieerfolg verhindern, sondern auch letale Folgen haben können.

1.3 Allgemeine Anamnese

Herkunft

Haltung

Fütterung

Wasserversorgung

frühere Erkrankungen

Die Herkunft des Patienten kann besonders bei Neuzugängen im Bestand wichtige Hinweise liefern. Insbesondere bei Tieren aus kommerziellen Zuchten sind überdurchschnittlich häufig Endo- und Ektoparasitosen anzutreffen. Erkrankungen wie die Mykoplasmose treten ebenfalls bei Ratten und Mäusen aus Großzuchten vergleichsweise häufiger auf als bei Jungtieren aus einer Hobbyzucht. Die Häufigkeit der Auftretens von Tumoren – auch hier sind wiederum besonders häufig Mäuse und Ratten betroffen – kann jedoch in der Regel nicht direkt auf die Herkunft der Tiere zurückgeführt werden. Sind jedoch in einer Zuchtlinie bereits gehäuft Tumorerkrankungen aufgefallen, so entwickeln in der Regel auch die Nachkommen dieser Linie wiederum überdurchschnittlich häufig Neoplasien.

Auch aus den Haltungsbedingungen des Kleinnagers können sich Anhaltspunkte für die Ätiologie oder auch die Therapie einer Erkrankung ergeben, daher sollten sie ausführlich erfragt und besprochen werden. Zu berücksichtigen sind vor allem die folgenden Punkte:

Wird das Tier einzeln gehalten oder lebt es mit einem oder mehreren Artgenossen zusammen? Während beim Goldhamster die Gemeinschaftshaltung als starker psychischer Stress und häufiger Grund für Verletzungen anzusehen ist, wären Rennmäuse, Farbmäuse und Ratten bei Einzelhaltung in einer extremen psychischen Stresssituation, die durch Immunsuppression auch physische Erkrankungen nach sich ziehen kann. Bei Zwerghamstern muss relativiert werden: Während beim Chinesischen Zwerghamster die Einzelhaltung zwingend notwendig ist, können die Phodopus-Arten häufiger auch als Paar oder in der Kleingruppe gehalten werden. Hier ist sehr genau nachzufragen, ob es in letzter Zeit Auseinandersetzungen zwischen den Tieren gegeben haben könnte. Selbst bei Partnern, die über lange Zeit friedlich zusammengelebt haben, kommt es vor, dass sie plötzlich nicht mehr harmonieren, ohne dass offensichtliche äußere Einflüsse hierfür gefunden werden können.

Wie groß ist der Käfig? Hat in letzter Zeit ein Umzug in einen größeren Käfig stattgefunden? Letzteres kann z. B. bei Rennmäusen und bei Zwerghamstern zu Revierstreitigkeiten mit Bissverletzungen führen. Auch eine bereits lange Zeit bestehende, stabile und friedliche Gruppe kann in einem neuen, größeren Revier in rivalisierende Kleingruppen zerfallen. Wesentlich häufiger sind jedoch zu kleine Käfige zu finden. Diese können ein Faktor für Adipositas, Verhaltensstörungen und wiederum Streitigkeiten mit Artgenossen sein. Insbesondere bei Rennmäusen und Zwerghamstern sollte ab Beginn der Haltung Wert auf eine große Grundfläche des Käfigs oder Terrariums gelegt werden. Bei Ratten, Mäusen und Hamstern ist zudem auf eine ausreichende Höhe mit Klettermöglichkeiten zu achten.

Wie ist der Käfig eingerichtet?

Sind für Ratten, Mäuse, Hamster und die Zwerghamsterarten mit Ausnahme des Roborowski-Zwerghamsters ausreichend Klettermöglichkeiten vorhanden? Vergrößern Etagen die Grundfläche der Rennmäuse? Stehen verschiedene Beschäftigungsmöglichkeiten sowie Nage- und Nistmaterial zur Verfügung? Unstrukturierte Käfige können zu Verhaltensstörungen führen.

Gibt es genug Versteckmöglichkeiten? Fehlen diese, so können die Tiere bei Streitigkeiten nicht ausweichen und es kann bei Kämpfen zu ernsten Verletzungen kommen.

Ist eine ausreichende Anzahl an Schlafplätzen geeigneter Größe vorhanden? Zum einen muss die Möglichkeit bestehen, dass sich ein Einzeltier, insbesondere bei Erkrankungen oder um den Zeitpunkt der Geburt bzw. während der Jungtieraufzucht, zurückziehen kann. Zum anderen müssen Schlafplätze auch genügend Raum für die komplette Gruppe bieten, um wiederum Streitigkeiten und damit Verletzungen zu vermeiden.

Steht insbesondere Rennmäusen und Zwerghamstern ein geeignetes Badesubstrat aus Tonmineralien wie Attapulgit oder Sepulgit zur Verfügung? Andernfalls weisen die Tiere meist ein fettiges und ungepflegtes Fell auf. Wird scharfkantiger Quarzsand (Vogelsand) angeboten, ist zudem oftmals Fellbruch zu beobachten.

Bestehen alle Einrichtungsgegenstände aus natürlichen Materialien wie Holz, Ton oder Kork? Wird Plastik benagt, so entstehen scharfe Kanten, an denen sich die Nager verletzen können. Zudem können spitze Kunststoffbestandteile in den Verdauungstrakt gelangen.

Sind die Schlafhäuschen nach unten offen und bieten mindestens eine große oder zwei kleinere Eingangsöffnungen? In geschlossenen Behausungen kann Luftfeuchtigkeit nicht entweichen bzw. von der Einstreu aufgenommen werden. Durch das feuchte Klima werden Atemwegserkrankungen begünstigt, insbesondere wenn in den Schlafhäuschen auch Urin abgesetzt wird und damit ammoniakhaltige Dämpfe entstehen. Aus diesem Grund sind Plastikhäuschen grundsätzlich abzulehnen, da sie im Gegensatz zu Naturmaterialien nicht atmungsaktiv sind.

Wie ist das Laufrad beschaffen? Ein zu geringer Durchmesser führt auf Dauer zu Verkrümmungen der Wirbelsäule oder zur Bildung von Spondylarthrosen und Bandscheibenschäden. Ist das Rad achsseitig nicht geschlossen, so können die Tiere ihre Gliedmaßen oder den Schwanz einklemmen. Ist die Lauffläche nicht geschlossen, so kann auch dies zu Verletzungen von Pfoten und Gliedmaßen führen. Insbesondere angenagte Plastiklaufräder bergen ein hohes Verletzungsrisiko, da sie äußerst scharfkantig sind.

Wo ist der Käfig aufgestellt? Durch direkte Sonneneinstrahlung und große Hitzeeinwirkung werden Erkrankungen ebenso begünstigt wie durch Standorte mit Zugluft. Fallen bei Hamstern die Raumtemperaturen auf ca. 10 °C, so fallen sie in eine Art „Winterstarre“, den Topor, der leicht mit einem gestörten Allgemeinzustand mit Apathie verwechselt werden kann. Insbesondere die nachtaktiven Hamster benötigen am Tage ihre Ruhe. Ein Standort in einem lauten Raum oder bei grellem Licht bedeutet für die Tiere dauerhaften Stress. Bei überwiegend tagaktiven Nagern muss ein ausreichender Tageslichteinfall gewährleistet sein.

Bestehen Freilaufmöglichkeiten? Dies ist wünschenswert, um dem Bewegungsdrang der Tiere Rechnung zu tragen. Es besteht jedoch auch erhöhte Unfallgefahr durch Stürze oder ein Benagen von Stromkabeln oder Giftpflanzen. Sind Auslaufgehege vorhanden, so sollten die verschiedenen Standortfaktoren auch für diesen Bereich abgefragt werden.

Leben noch andere Tiere im Haushalt? Von anderen Haustieren können durchaus in Einzelfällen Ektoparasiten, insbesondere Flöhe, auf Kleinnager übertragen werden. Auch sind zahlreiche Endo- und Ektoparasiten der Kleinnager selbst nicht vollständig wirtsspezifisch. Ist beispielsweise ein Milbenfall bei Hamstern festgestellt worden, so sind ggf. die im gleichen Haushalt lebenden Mäuse ebenfalls zu behandeln. In unzureichend gesicherten Käfigen kann es zudem zu Verletzungen der Tiere durch Hunde, Katzen, Frettchen oder auch Papageien kommen.

Um die Sicherheit eines Metalllaufrads mit „Laufstreben“ zu erhöhen, können durch diese breite Jutebänder geflochten werden, sodass dadurch eine geschlossene Lauffläche entsteht.

Die Fütterung muss ebenfalls ausführlich erfragt werden. Der Tierhalter sollte die genaue Ration inklusive aller Zusatzfutter mitteilen. Ebenfalls berücksichtigt werden sollten die Lagerung des Futters und die Regelmäßigkeit der Mahlzeiten.

Die Fütterungszeiten sind vor allem beim Goldhamster wichtig. Dieser sollte seine Ration stets abends zu Beginn seiner Aktivitätszeit erhalten, um eine optimale Qualität der Nahrung zu gewährleisten. Dies betrifft insbesondere frische Komponenten wie Grünfutter oder Joghurt und Quark.

Kleinnagern muss stets Futter zur Verfügung stehen, das während der Aktivitätsphasen immer wieder in kleinen Mengen aufgenommen werden kann. Fastenzeiten führen aufgrund der hohen Stoffwechselraten schnell zu Energiedefiziten und nachfolgend zu Entgleisungen des Stoffwechsels.

Mangelnde Frische des Futters und eine ungeeignete Zusammensetzung der Ration lassen nicht nur bei Verdauungsstörungen einen Rückschluss auf die Ursache zu. Auch Mangelerscheinungen können durch einseitig zusammengesetzte oder überlagerte Körnermischungen entstehen.

Die Verfütterung von Obst leistet einem Diabetes mellitus beim Campbell-Zwerghamster und seinen Hybriden Vorschub.

Steht ausreichend Nagematerial bereit? Hier sind z. B. frische Kernobst-, Haselnuss- oder Weidenzweige sehr gut geeignet. Mangel an benagbarem Material führt zu Langeweile und Verhaltensstörungen sowie zu übermäßigem Wachstum der Schneidezähne.

Enthält die Ration einen dem Alter und der Lebenssituation (Trächtigkeit/Säugezeit) angepassten Proteinanteil? Ist dies nicht gewährleistet, so kann es z. B. zum Kannibalismus oder bei säugenden Muttertieren zu starker Auszehrung kommen. Bei Jungtieren können z. B. Schäden am Skelett oder an den Gelenken die Folge sein.

Zuletzt benötigen auch die überwiegend granivoren Kleinnager einen gewissen Rohfaseranteil in ihrer Nahrung, um Verdauungsstörungen zu vermeiden. Heu sollte deshalb, auch wegen seiner idealen Nutzung als Nistmaterial, immer in sehr guter Qualität angeboten werden. Eine Ausnahme ist bei Ratten mit chronischen Atemwegserkrankungen zu beachten.

Steht den Tieren stets frisches Trinkwasser zur Verfügung? Dieses sollte optimalerweise in einer Nippeltränke angeboten werden, da Wasserschalen meist rasch zugescharrt und verschmutzt werden. Leben die Tiere in größeren Gruppen zusammen oder ist der Käfig sehr geräumig und mit vielen Etagen ausgestattet, so ist das Anbringen mehrerer Wassertränken sinnvoll.

Nicht zuletzt ist es wichtig, nach vorangegangenen Erkrankungen sowohl des zur Untersuchung vorgestellten Patienten als auch seiner Partnertiere zu fragen. Dabei sollte immer auch ein zeitlicher Zusammenhang mit etwaigen Neuzugängen überprüft werden. Diese können Bakterien, Viren, Dermatophyten oder Parasiten in den Bestand getragen haben. Auch kann es durch Eingliederung neuer Tiere zu Stress in der Gruppe gekommen sein, wodurch Immunsuppressionen begünstigt und Krankheitsverläufe forciert wurden. Sind in der Sippe bereits Todesfälle eingetreten, so müssen auch die Erkrankungen der betroffenen Tiere bezüglich ihrer Symptomatik und ihres Verlaufs besprochen werden.

1.4 Spezielle Anamnese

Art und Dauer der Symptome

Futter- und Wasseraufnahmeverhalten

Kot- und Harnabsatzverhalten

Vorbehandlungen

Bei der Beschreibung der Art der Symptome sollte stets besonderer Wert auf Details gelegt und gezielt nachgefragt werden. Viele Tiere verhalten sich durch die Stresssituation in der Praxis anders als in gewohnter Umgebung. Zudem werden einige Patienten, z. B. der Goldhamster, in der Regel außerhalb ihrer üblichen Aktivitätszeiten vorgestellt. Dadurch ist die Beurteilung des Verhaltens und des Allgemeinbefindens durch den Tierarzt oft schwierig. Die Beobachtungen des Besitzers sind dann als besonders wichtig einzuschätzen. Von großer Bedeutung ist auch die Dauer der beobachteten Veränderungen und der zeitliche Ablauf ihres Auftretens. Sind die Symptome zwischenzeitig auch bei anderen Gruppenmitgliedern aufgefallen? Haben sie sich im Laufe der Zeit verändert? Ist eine Verbesserung oder Verschlechterung eingetreten? Sind bestimmte Veränderungen erst später hinzugekommen?

Auch die zuverlässige Beschreibung des Fressverhaltens ist anamnestisch äußerst wichtig. Selektive und reduzierte Futteraufnahme können einen Hinweis auf ein eingeschränktes Allgemeinbefinden geben und sollten stets Anlass zu einer gründlichen Allgemeinuntersuchung sein. Gerade bei Tierarten, die in Gruppen leben, ist es jedoch oftmals auch für sehr aufmerksame Besitzer schwer festzustellen, welches Tier wie viel frisst. Häufig kann daher nur ausgesagt werden, ob sich der Patient für das Futter interessiert, übermäßig häufig bei der Futteraufnahme beobachtet werden kann oder sich zu den üblichen Fütterungszeiten zurückzieht. Bei Hamstern ist es typisch, dass sie auch in weit fortgeschrittenen Erkrankungsstadien und bei stark eingeschränktem Allgemeinbefinden ihr Futter verschleppen und verstecken. Der Besitzer könnte dadurch fälschlicherweise von einem ungestörten Fressverhalten ausgehen. Magert ein Hamster bei scheinbar guter Futteraufnahme ab, so sollte diese Möglichkeit berücksichtigt und der Besitzer gebeten werden, nach Futterdepots im Gehege zu suchen.

Halter von Kleinnagern sollten angehalten werden, ihre Tiere möglichst 1- bis 2-mal wöchentlich zu wiegen. Diese Aufzeichnungen lassen in Kombination mit den Beobachtungen des Besitzers meist verlässliche Rückschlüsse auf die Nahrungsaufnahme der Tiere zu.

Ähnliche Schwierigkeiten ergeben sich bei der Frage nach dem Trinkverhalten. Eine Polydipsie, die Hinweise auf eine chronische Nierenerkrankung oder einen Diabetes mellitus, aber auch auf entzündliche Veränderungen in der Maulhöhle liefern kann, fällt hierbei deutlich eher auf als eine Verminderung der Wasseraufnahme. Beides muss zudem immer im Zusammenhang mit der aktuell verabreichten Art und Menge des Frischfutters betrachtet werden.

Die Frage nach dem Kot- und Harnabsatzverhalten kann weitere Hinweise auf eine Erkrankung liefern. Bleibt ein Tier z. B. in seinem Kot sitzen oder ist urinverschmiert, so weist dies auf ein hochgradig gestörtes Allgemeinbefinden hin. Schmerzhaftigkeit beim Kot- oder Harnabsatz wird häufig durch ein starkes Pressen oder einen auffällig angehobenen Hinterleib bei gesträubtem Fell und halb geschlossenen Augen deutlich. Eventuell sind leise fiepende Schmerzäußerungen zu hören.

Zuletzt sind im Rahmen einer vollständigen Anamneseerhebung die bereits erfolgten Vorbehandlungen zu erfragen. Hierbei geht es nicht nur um Behandlungen und Medikationen in anderen Tierarztpraxen, sondern auch um alle Maßnahmen, die der Tierhalter bereits selber durchgeführt hat. Dazu zählen neben der Verabreichung schulmedizinischer Medikamente auch frei verkäufliche Nahrungssupplemente sowie naturheilkundliche Präparate (Homöopathie, TCM).