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Seit der Trennung von ihrer großen Liebe ist Christine nicht mehr dieselbe. Selbstzweifel und ein verkümmertes Selbstwertgefühl bestimmen ihren Alltag.
Hilfe hofft sie in einem Kurs zu finden, der verspricht, Frauen Bewusstsein für ihre Attraktivität und Sexualität wiederzugeben. Dass sie in dieser Woche eine ganz neue, bisher unbekannte, devote Seite an sich entdecken wird, ahnt Christine dabei noch nicht. Eine Reise von der Beherrschung ihrer Gefühle bis zur sexuellen Befreiung beginnt. Das Spiel zwischen Schmerz und Lust, in vier heißen Kurzgeschichten.
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Veröffentlichungsjahr: 2017
Lektionen der Lust
von
Carolyn Heat
Sammelband
Lektionen der Lust
- 1 -
von
Carolyn Heat
Sammelband
LETTEROTIK
Ich wusste nicht, was mich erwartete. Innerlich angespannt hatte ich mich auf den Weg gemacht. Das Navigationsgerät gab die Richtung vor. Als es schließlich mit der typisch nervigen Frauenstimme verkündete, dass ich mein Ziel erreicht hatte, stoppte ich. Einen Parkplatz musste ich nicht suchen.
Vor meinem Zielort war die gesamte Straße frei, wie eigenst für mich reserviert. Ich schälte mich vom Ledersitz meines Wagens und setzte meine Sonnenbrille auf. Eine dumme Angewohnheit meinerseits: immer, wenn ich unbekannten Boden betrat, schob ich diese große Brille mit den getönten Gläsern auf die Nase. Es gab mir ein Gefühl von Sicherheit. Dann sah ich mich um.
Eine schöne Gegend. Häuser mit strahlendweißen Fassaden und rot oder schwarz glänzenden Dächern. Vorgärten mit akkuraten Bepflanzungen, in Form gestutzten Hecken und Gehwegen, die mit edel anmutenden Granitplatten gepflastert waren oder ausgelegt mit hellgewaschenem Kies. Das Haus, zu dem ich wollte, überragte die restlichen um eine Etage und wirkte mehr wie etwas, dass die Bezeichnung Villa verdiente. Scheinbar ließ sich mit der Dienstleistung, die auch ich heute in Anspruch nehmen wollte, gutes Geld verdienen. Vielleicht war es wirklich eine Chance ...
Jetzt jedoch packte mich die Panik.
Was tat ich hier? Hatte ich das wirklich nötig? Auf einmal war der Gedanke, einfach wieder zu fahren, sehr verlockend. Jedoch ... Ich war schon viel zu lange neben der Spur. Hätte ich einer solchen Anzeige überhaupt Beachtung geschenkt, wenn ich es nicht nötig hatte? Meine Hände griffen nach meinem Rocksaum und zogen ihn zurecht. Den Wagenschlüssel schob ich tief in die Tasche meines Rocks. Dann setzte ich mich in Bewegung. Hörte die kleinen, weißen Steine unter meinen flachen Schuhen knirschen.
Bevor ich noch einmal ins Zweifeln kam, presste ich die Kuppe meines Zeigefingers auf den runden Knopf, der die Klingel auslöste. Ein angenehmer Glockenton drang durch die Tür an meine Ohren. Kaum war er verstummt, wurde sie geöffnet. Auf diesen Anblick war ich nicht gefasst.
»Christin, nehme ich an?«
Im Türrahmen stand ein unheimlich attraktiver Mann. Groß, dunkles Haar und Augen in sattem Schokoladenbraun. Seinen Mund umspielte ein charmantes Lächeln.
»Christine, mit E am Ende.«
In Gedanken gab ich mir eine gehörige Ohrfeige. Statt irgendetwas Freundliches oder zumindest ein neutrales Hallo zu sagen, kritisierte ich ihn bereits nach dem ersten Satz.
»Verzeihen Sie mir, Christine.« Seine Mundwinkel schoben sich noch etwas weiter nach oben, zwischen seinen Lippen blitzten mir weiße Zähne entgegen. »Kommen Sie doch bitte herein.« Eine galante Handbewegung unterstrich seine Bitte.
Er presste seine große Gestalt gegen das Türblatt, um mir genügend Raum zu bieten. Als ich - etwas zögernd – an ihm vorbeiging, stieg mir sein Geruch in die Nase. Betörend! Ich kannte den Namen seines Aftershaves nicht, aber es gefiel mir. Es roch nicht so widerlich stark nach Moschus. Viele Frauen hätten es als zu süß empfunden, aber mich zog es an.
Kaum stand ich mit beiden Füßen in seinem Flur, schloss sich die Tür. Dann tat er etwas, dass noch kein Mann jemals mit mir getan hatte: er bot mir seinen Arm an. Etwas verwirrt hakte ich mich unter und ließ mich von ihm führen. Vorbei an einer ebenholzfarbenen Treppe, geleitete er mich in einen großen Raum. Ein Lesezimmer, wie unschwer zu erkennen war. Bücherregale, alle prallgefüllt, verliefen bis unter die hohe Decke. Auf einem flauschigen Teppich fanden zwei Ohrensessel und ein niedriges Tischchen Platz. Zwischen zwei der riesigen Regale flackerte ein Feuer in einem gläsernen Kamin. Eine Attrappe – alles andere wäre für die papiernen Schätze zu gefährlich gewesen.
Er wies mich mit einer ruhig ausgeführten Handbewegung an, auf einem der Sessel Platz zu nehmen. Ich setzte mich auf das unsagbar weiche Polster. Mein Hintern versank darin, als säße ich auf einer Wattewolke. Sofort begann ich am Rocksaum zu ziehen und zu rucken, um ja nicht zu viel meiner kräftigen Oberschenkel zu entblößen.
»Möchten Sie nicht die Sonnenbrille abnehmen, Christine?«
Ich zuckte zusammen und zog hastig die Brille vom Gesicht. Er lächelte mich an und mir wurde so warm, dass ich sie am liebsten wieder aufgesetzt hätte.
»So schöne Augen zu verstecken ... Wein?«
Mir schoss die Röte heiß ins Gesicht. Ich spürte, wie sie auf meinen Wangen glühte. Wein – warum nicht? Per Email hatte ich bereits erfahren, dass mindestens eine Woche Aufenthalt nötig war, um mir zu helfen. Also hatte ich alles dafür in die Wege geleitet. Für meinen Arbeitgeber war der Krankenschein in der Post, für die wenigen Bekannten, war ich verreist. Sachen hatte ich im Kofferraum. Vorerst war der Koffer dort blieben. Immerhin bestand die Möglichkeit, dass ich nach diesem ersten Gespräch wieder nach Hause fuhr. Doch allein die Aura dieses Mannes stimmte mich seltsam zuversichtlich. Er reichte mir das bauchige Glas, halbvoll mit blutroter Flüssigkeit, die im Licht schimmerte. Normal trank ich nicht vor dem Abendessen. Aber normalerweise saß ich auch nicht im Lesezimmer eines Wildfremden, damit dieser mir half. Nun denn:
»Auf Erfolg ihres Konzepts, ähm, ...« Erst jetzt fiel mir auf, dass ich seinen Namen nicht kannte. Unter den Emails hatte stets nur ein S gestanden, dass Konto für die Bezahlung seiner Arbeit lief unter einem Firmennamen.
Er prostete mir zu.
»Stephan.« Dann nahm er einen Schluck. Er sprach es weich aus, das harte f, welches sonst diesen Namen dominierte, verschwamm zu einem langen Laut. Mir kam in den Sinn, wie gut er sich wohl in Ekstase stöhnen ließ. Er nahm auf dem freien Sessel Platz und betrachtete mich. Erforschte mein Gesicht mit seinen dunklen Augen.
»Nun, Christine, wie kommt es, dass eine Frau wie sie, meine Hilfe sucht?«
Ich wusste nicht, was ich antworten sollte. Ich war davon ausgegangen, dass mir eine Frau gegenübersitzen würde. Jemand, bei dem ich mich ungehemmt über mein Leben auskotzen konnte.
»Sie sehen verwirrt aus, Christine. Ist ihnen bereits diese einfache Frage unangenehm?«
Ich verneinte, gab offen und ehrlich zu, dass ich eine Leidensgenossin erwartet hatte. Stephan lachte leise.
»Das denken Viele, meine Liebe. Allerdings frage ich mich wieder und wieder, warum.« Er schwenkte das Glas in seiner Hand, führte es nochmal an die Lippen. Ich tat es ihm gleich und raffte mich schließlich zu einer Antwort auf.
»Ich weiß einfach nicht, ob sie meine Probleme nicht lächerlich finden werden.«
»Dann finden sie es heraus, Christine.« Mehr sagte er nicht. Er zwang mich nicht zu reden, sah mich einfach weiter an. Geduldig und eine Ruhe ausstrahlend, die langsam auf mich überging.
»Ich war fast dreizehn Jahre liiert. Die große Jugendliebe, wissen sie. Ich dachte, es wäre für immer. Doch ... Nunja ...«
»Er hat sie ersetzt?« Diese Frage klang so hart, dass sie mich wie eine Faust traf. Mitten in die Magengrube. Sie trieb mir einen bitteren Geschmack in den Mund, den ich hastig mit Wein zu vertreiben suchte. Stumm nickte ich. Es war komplizierter. Komplexer, aber für den Anfang genügte es – hoffentlich.
»Verstehe. Und seitdem fühlen sie sich so unwohl, Christine?«
Unwohl? War es das richtige Wort?
»Ich fühle mich unattraktiv. Für Männer nicht anziehend. Und je länger ich mich so fühle, desto schlimmer wird es. Die Blicke in den Spiegel, eine Qual. Jeden Tag quält mich dieser Körper. Ich ...« Mir blieben die Worte im Hals stecken. Ich spürte die Tränen, die aus meinen Augen quollen, ohne das ich es wollte. Stephan erhob sich und ging vor mir in die Knie. Sein Gesicht so nah an meinem.
»Stehen Sie auf und ziehen Sie sich aus.«
Bitte, was? Mir stockte der Atem. Ich hatte gerade versucht zu erklären, dass ich mich hasste und jetzt das? Ich sprang auf und wollte widersprechen, doch er schnitt mir sofort das Wort ab.
»Ziehen sie sich aus, Christine. Sonst tue ich es.« Er wirkte noch immer ruhig, allerdings schwang etwas Bedrohliches in seiner Stimme mit. Einen Teufel würde ich tun! Ich lief los, kam aber nicht weit. Unsanft wurde ich am Handgelenk gepackt und herumgerissen. Etwas blitzte silbern auf, versetzte mich in Panik. Ein Schrei löste sich aus meiner Kehle, als ich das Metall spürte. Kalt glitt es über meine Brust, meinen Bauch, dann ließ Stephan mich los und trat einen Schritt zurück. Meine Bluse, der Büstenhalter, der Bund meines Rockes, alles sauber zerteilt. Meine blasse Haut lag frei.
»Was ... ?!« Mehr brachte ich nicht heraus. Meine Augen fixierten das Klappmesser in seiner Hand. Der Typ musste irre sein! Mein Rock rutschte samt Slip herunter und ich stand unten ohne und mit fast entblößtem Oberkörper da.
»Schade, um den Stoff. Aber sie wollten es nicht anders.« Er klappte das Messer zusammen und schob es in die Hosentasche.
»Und jetzt, zeigen sie mir alles, was ihnen an sich missfällt, Christine.« Stephan sprach noch immer, als hätte er nur eine Anmerkung über das Wetter macht. Genau das, brachte mich jetzt zum Rasen!
»Was mir missfällt? Alles! Hier. Hier. Das hier und das auch!« Ich fasste mir an die Brüste, die nicht mehr so standfest waren, wie mit Achtzehn. Kniff mir in Bauch und Oberschenkel. Zeigte auf meine Narben, verblasst und doch sichtbar genug, um mich wieder und wieder daran zu erinnern, wie wenig Frau ich geworden war. Voller Wut und Zorn – über ihn, weil er es gewagt hatte mich einfach zu entblößen, aber auch über mich, weil ich eine so miserable Figur bot – schrie ich ihn an:
»Soll ich es dir anzeichnen, Arschloch?«
Für diese Beleidigung sah ich bereits seine flache Hand auf meine Wange zufliegen. Aber er tat es nicht. Stattdessen hielt er mir einen roten Stift entgegen.
»Sehr gerne, Christine.«
Das war doch alles ein schlechter Scherz! Das musste ein Traum sein! Welcher Mann hätte in der Realität so etwas verlangt?