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Eine abenteuerliche Reise und zwei Helden Obwohl Leopold Menzel ein netter Junge ist, wird er im Gymnasium von Oskar und seiner fiesen Gang oft beleidigt. Das nervt ihn sehr, aber er schluckt die Gemeinheiten runter. Sein Freund Marek hält zu ihm. Als Leo auf einer abenteuerlichen Reise den gleichaltrigen Jungen Anton kennenlernt, macht der ihm Mut und überzeugt ihn davon, dass sich etwas ändern muss, damit Oskar und seiner feigen Clique die Freude an Mobbing ein für alle Mal vergeht. Dabei gelingt es den beiden letztendlich auch noch, zwei Ganoven zu überführen.
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Seitenzahl: 182
Veröffentlichungsjahr: 2024
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Bordeaux
Auf dem Weg nach Lissabon
Auf nach Marokko
Auf See nach Teneriffa
Ein Tag in Puerto de la Cruz
Funchal, eine Stadt auf der Insel Madeira
Die Costa Fortuna - Der Ozeanriese
Erholung am Pool
Spaniens schönste Stadt
Das Abenteuer beginnt
Die Schulglocke läutete. Herr Stein beendete seinen Unterricht und verabschiedete die Schüler der Klasse 7b wie immer mit der freundlichen Aufforderung: „Also dann bis Montag.“ Leo packte sein Mathezeug in den Ranzen und stellte den Stuhl hoch. Puh! Endlich Wochenende! Er schulterte die schwere Schultasche und verließ das Zimmer.
Vor dem Schulgebäude auf dem Hof wartete Marek auf ihn. Sie kennen sich schon aus dem Kindergarten und in der Grundschule waren sie in die gleiche Klasse gegangen. Auf dem Gymnasium hatte man sie dann leider in unterschiedliche Klassen geschickt, sodass Marek nun in der Parallelklasse war. Aber nach dem Unterricht warteten sie stets aufeinander und gingen gemeinsam nach Hause. Eben wollten sie sich auf den Weg machen, da kam plötzlich Oskar aus der Tür heraus. Das hatte gerade noch gefehlt. Leo mochte ihn nicht. Er wurde manchmal von ihm gehänselt. Auch heute schien der Großkotz die Absicht zu haben, denn er ging geradewegs auf Leo zu. Natürlich kam er nie allein. Seine zwei schlagfreudigen, treuen Freunde standen ihm sofort hilfreich zur Seite. Sie gehen in dieselbe Klasse und können wohl ohne ihren Anführer nicht leben.
Leo wunderte sich von Anfang an, wie es den drei Typen überhaupt gelungen war, aufs Gymnasium zu kommen. Er bezweifelte, dass ihre glänzenden, schulischen Leistungen der Grund dafür waren, sondern vermutete, dass etwas anderes dahintersteckte. Oskars Eltern schienen sehr vermögend zu sein. Sie bewohnten eine große Villa mit riesigem Gartengrundstück im vornehmsten Stadtteil.
Sein Vater fuhr einen teuren BMW und pflegte schon seit langem einen guten Draht zum Schulleiter. Man sah sie oft zusammen.
Aber vielleicht hatte Oskar einfach nur Glück gehabt, weil noch Plätze frei waren, wer weiß. Da blaffte Oskar auch schon los. „Na, Mr. Leopold Mozart“, fing der Mobber verächtlich an. „Hast du deine Goldlöckchen heute wieder schön gekämmt, wie Mami es dir gesagt hat?“ Sein Grinsen war abstoßend.
„Lass mich in Ruhe. Such dir ein anderes Opfer“, gab Leo genervt zurück. Niemand, außer Oskar, nannte ihn extra langgezogen L e o p o l d. Oskar tat es einfach immer wieder, um ihn zu ärgern. Dabei hatte der Blödmann sogar Recht. Er hieß eben Leopold.
Marek fand den Namen cool. Nur Leo hörte ihn nicht gerne. Denn er war stets aufs Neue Anlass für den Störenfried, ihn zu hänseln.
Seine Mutter wäre sicherlich sehr traurig, wenn sie davon wüsste. Sie liebte diesen Namen über alles. „Hast`s wohl immer noch nicht geschafft, dir mal ein paar ordentliche Klamotten zu kaufen? Du rennst jeden Tag nur in diesen schlumprigen Sachen rum“, lästerte Oskar weiter. Er dachte sich ständig neue Gemeinheiten aus. Das konnte er so gut, wie kein anderer. Und seine beiden Anhängsel lachten, um die Ansage ihres Anführers zu bestätigen. „Komm, Leo, lass uns endlich von hier verschwinden. Das müssen wir uns nicht weiter anhören.“
Leo, sein Freund Marek und Oskar mit seiner Clique
Marek zog Leo am Arm mit sich. Es war unverschämt, was die Kerle sich erlaubten. Oskar ließ jedoch nicht locker und setzte noch eins obendrauf, obwohl Leo und Marek ihm bereits den Rücken zugekehrt hatten.
„Mit wandelnden Mülltonnen brauchen wir uns Gott sei Dank nicht abzugeben“, schrie Oskar ihnen hinterher. Er fand nie ein Ende.
„Mensch, verzieh dich! Wir haben genug von deinen blöden Sprüchen“, konterte Marek wütend. Es war zum zigsten Male, dass Leo solche üblen und fiesen Beleidigungen über sich ergehen lassen musste. Mittlerweile versuchten die Freunde, die Gemeinheiten zu ignorieren. Manchmal funktionierte es und Oskar zog ab, weil ihm die Ideen für seine Mobbingattacken versiegten. Auf dem Weg nach Hause unterhielten sie sich lange über den üblen Charakter ihres Mitschülers.
„Wieso macht er das? Weil ich im Sport eine lahme Ente bin und er der Supermann? Es ist einfach schrecklich, dass er Spaß daran hat, andere Leute zu demütigen“, sagte Leo.
„Ich glaube, der hat einfach nur einen an der Waffel. Das hat er vielleicht von seinem Vater. Er will zeigen, dass er besser ist als andere und dann geht es ihm gut“, antwortete Marek. Leo nickte. Aber begreifen konnte er ein solches Verhalten nicht. Marek blieb stehen. Hier trennten sich immer ihre Wege. „So, ich muss jetzt. Also dann schönes Wochenende. Vielleicht sehen wir uns noch“, verabschiedete er sich, klopfte seinem Freund auf die Schulter und ging zur Haltestelle, um in den soeben eingefahrenen Bus zu steigen. Leo musste noch etwa 10 Minuten bis nach Hause laufen. Er dachte an Marek und war froh, dass er diesen Jungen an seiner Seite hatte. Sie verstanden sich gut, hielten stets fest zusammen und hatten geschworen, ein Leben lang Freunde zu bleiben. Leo bog um die Ecke zur Parkstraße.
Gleich würde er zu Hause sein. Seine Mutter hatte bestimmt schon etwas Leckeres für ihn gekocht. Er freute sich darauf. Endlich war wieder einmal eine anstrengende Schulwoche vorüber und eine Woche weniger bis zu den großen Sommerferien. Dann konnte er, ohne den Wecker auf 6 Uhr zu stellen, sechs Wochen hintereinander so lange schlafen, wie er wollte. Außerdem würde er sich oft mit Marek treffen. Vielleicht durfte er auch mal wieder bei ihm übernachten. Oder sie könnten gemeinsam ein Zelt im Garten aufbauen und sich dann bis tief in die Nacht hinein Gruselgeschichten erzählen. Im letzten Jahr war das jedenfalls so gewesen. Leo wollte aber jetzt lieber noch nicht daran denken, dass auch diese Ferien irgendwann vorbei sein würden und er wieder in die verdammte Schule gehen müsste. Ein weiteres Schuljahr, vielleicht mit einigen neuen Lehrern, aber mit derselben fiesen Gang. Oh Mann! Leo stieß einen Seufzer gen Himmel. Und noch etwas Blödes kam dazu.
Gleich am Schuljahresbeginn würden alle Schüler ihre Aufsätze vorlesen müssen. Die einzige Hausaufgabe, die sie über die Ferien erledigen mussten, lautete, Ferienbericht über die schönsten Erlebnisse schreiben. In den vergangenen Jahren hatte er aber so wenig abwechslungsreiche Dinge gemacht, dass er sich immer irgendwelche Sachen ausdenken musste, damit die Geschichte wenigstens ein bisschen spannender wurde und er eine gute Note bekam. Doch mittlerweile gingen ihm die Ideen aus. Die Gedanken an all den Kram schüttelte er jedoch vor der Haustür ab. Nachdem er die Stufen bis in den 5. Stock bewältigt hatte, wurde er von seiner Mutter herzlich begrüßt.
Das tat gut. „Na, Leo? Wie war die Schule? Komm rein, ich habe Spaghetti gemacht.“
„Schule war ganz okay. Aber Herr Stein hat wieder nicht an kniffligen Matheaufgaben gespart. Ansonsten gab es weiter nichts Aufregendes“, antwortet er, während er die Schultasche vom Rücken nahm und seine Jacke auszog. Er ging ins Bad, um sich die Hände zu waschen und setzte sich dann in freudiger Erwartung an den Tisch in der Küche. Der große Teller Spaghetti mit Tomatensoße machte ihn sofort glücklich.
Seine Mutter war eben doch die Beste.
Endlich fiel der ganze Ärger des Tages von ihm ab. Über die erneuten Schmähungen der Mitschüler verlor er kein Wort. Im Moment war alles Unangenehme weit weg.
Überraschung
Am folgenden Freitag kam Leopolds Vater mit freudigem Gesicht von der Arbeit. Bisher hatte er selten mal so gute Laune nach einer anstrengenden Arbeitswoche. Er ist bei einer Spedition beschäftigt und muss jeden Tag unzählige Lieferungen ausfahren. Oft steht er im Stau und manchmal gibt es Probleme mit dem großen LKW. Leopold weiß, dass seinem Vater die Arbeit viel Stress bereitet. Aber heute schien es anders gewesen zu sein.
Gleich nach der Begrüßung fing er an, munter drauflos zu schwatzen. Mutter und Leo sahen sich verwundert an. „Ich kann es nicht glauben, aber mein Chef hat mir doch wahrhaftig ein besseres Gehalt versprochen; 100 Euro mehr im Monat. Wenn das mal kein Grund zur Freude ist. Mich wundert es immer noch, dass er zum ersten Mal mit mir, einem kleinen Angestellten, geredet hat“, sagte er und grinste. Leo beobachtete die ganze Zeit den Zettel in Papas Hand. Was mochte das wohl sein? Endlich traute er sich zu fragen.
„Was versteckst du denn da hinter deinem Rücken, Papa?“ „Was? Ach, das ist ein Lottoschein, mein Sohn“, antwortete er vergnügt und schwenkte den Schein durch die Luft. Aha, ein Lottoschein. Mama und Leo guckten ungläubig und warteten auf eine Erklärung. „Ich habe ihn in einer Zeitung entdeckt und zur Feier des Tages mitgenommen. Vielleicht bringt er uns Glück.
Na ja, mal sehen. Ich bin gespannt. Wir haben noch nie vorher Lotto gespielt.“
Leo und Mama machten sich so ihre Gedanken. Vater Menzel hatte Recht. Warum sollten sie es nicht mal probieren. Am Nachmittag setzte sich die Familie zusammen, um nach den Zahlen zu suchen, die ihnen vielleicht einen kleinen, finanziellen Segen bringen würden. Nach einer hitzigen Diskussion fiel endlich die Entscheidung. Sie hatten sich die Zahlen 8, 14, 36, 39, 44 und 46 ausgesucht. Die Superzahl sollte die 4 sein. Am liebsten wäre Leo gleich losgerannt, um den Lottoschein abzugeben. Aber er wusste, dass er zuerst die Matheaufgaben für die nächste Woche erledigen und den Ranzen packen musste. Seine Mutter hatte das für jeden Tag so festgelegt; zuerst die Pflicht und dann der Spaß. Also begann er widerwillig, sich durch Bruchrechnung und Dezimalzahlen zu quälen und schließlich alle Lehrbücher und Hefte für Montag, der kommenden Woche, einzupacken. Als sein Vater ins Zimmer guckte, zog Leo gerade den Reißverschluss der dicken Schultasche zu. Nachdem er sie neben dem Schreibtisch abgestellt hatte, atmete er erleichtert auf. „Na, bist du fertig mit dem Mathekram?“ „Ja, bin ich. Die Aufgaben werden immer schwerer. Da brauche ich eben auch mehr Zeit. Schließlich muss ich das immer allein schaffen. Aber ich komme gleich.“ Und schon rannte er auf den Flur. Vater und Sohn nahmen ihre Jacken vom Haken und gingen zusammen aus dem Haus. „Ich bin wirklich neugierig, ob unser Lottoschein ein Glücksbringer ist, oder ob die kleine Investition umsonst war. Wir könnten es gut gebrauchen“, seufzte Leos Vater aus tiefster Seele. Und er hatte Recht. Menzels wohnten mit fünf anderen Familien in einem alten Stadthaus, in der Nähe vom Marktplatz der kleinen Stadt. Da die Eltern nicht viel Geld zur Verfügung hatten, konnten sie finanziell keine großen Sprünge machen. Alle Ausgaben mussten reiflich überlegt werden.
Der letzte Urlaub, den sich die Familie geleistet hatte, war vor Leopolds Einschulung. Sie waren mit einem winzigen Zelt eine Woche im Harz auf einem Campingplatz gewesen. Dem kleinen Leo hatte es jedenfalls damals gefallen. Er war glücklich in der Nähe von Wasser und Wald.
Die Familie hatte im 5. Stock eine 3-Zimmer-Wohnung mit einer kleinen Küche und einem noch kleineren Bad gemietet. Aber sie waren damit zufrieden. Auf dem Innenhof des großen, alten Gebäudes, tummelten sich einst viele Kinder. Das Gras war jedoch inzwischen völlig heruntergetrampelt und die wenigen, lieblos platzierten Spielgeräte, konnte man nicht mehr benutzen. Als Leo noch jünger war, hatte er dort fast jeden Tag mit dem Nachbarjungen und gleichaltrigen Kindergartenfreund, Toni, hier rumgetollt.
Eines schönen Tages zog der mit seinen Eltern weit weg, nach Japan, da seinem Vater dort eine große berufliche Karriere bevorstand. Damals war Leo über die plötzliche Trennung lange Zeit sehr traurig.
Inzwischen hat er nun das Spielplatzalter längst hinter sich. Aber die schönen Erinnerungen an Toni bleiben. Ob sie sich wohl irgendwann noch einmal begegnen? Das ist wohl eher unwahrscheinlich. Leo kehrte mit seinen Gedanken in die Gegenwart zurück. Er schaute an der Seite seines Vaters in der Gegend umher. Als sie ein ganzes Stück auf dem Weg zur Lottoannahme zurückgelegt hatten, fing es bereits zu dämmern an. Entlang der Straße hielten sich einige betrunkene Obdachlose auf. Leo stutzte. Er dachte darüber nach, warum es derartige Dinge gibt, und was wäre, wenn er auf der Straße landen würde. Konnte ihm so etwas passieren? Es machte ihm Angst, sich in Gedanken in eine völlig fremde Person hineinzuversetzen, welche vielleicht im Winter bei eisiger Kälte und in zerlumpte Klamotten eingewickelt, unter einer Brücke schlafen und um Geld oder Essen betteln musste. Leopold philosophierte hin und wieder über diese und ähnliche Themen. Er fragte sich, warum so viele Menschen Alkoholiker werden oder gar zu Rauschgift greifen, obwohl es so gefährlich ist. Warum wollen manche Mädchen dünn wie Spaghetti oder manche Jungs muskulös wie Gorillas sein? Ist nicht jeder Mensch so gut, wie er ist? Manchmal sprach er laut vor seinen Eltern aus, was ihn bewegte. Aber er hatte den Eindruck, dass sie ihm meist nicht zuhörten, und eine Antwort konnte er von ihnen auch nicht erwarten. Vater und Sohn liefen, jeder mit sich selbst beschäftigt, nebeneinander, bis sie den Lottoladen erreicht hatten. Dort war alles schnell erledigt und sie machten sich auch gleich auf den Heimweg. Nun ging es nicht mehr so schweigsam zu wie vorher, denn Vater Menzel plauderte munter und gut gelaunt drauflos, als hätte er sich die ganze Zeit darauf vorbereitet. „Es wäre zu schön, wenn uns einfach mal, so mir nichts, dir nichts, 5.000 oder 10.000 Euro ins Haus flattern würden. Da könnten wir uns endlich ein paar Wünsche erfüllen. Weißt du Leo, wenn wir ein neues Zelt hätten, dann würden wir wieder campen. Das hat uns doch immer viel Spaß gemacht.“ Seine Augen leuchteten bei diesen Worten. „Ja, Papa, das stimmt.
Aber vielleicht kaufst du dir dann endlich mal ein neues Auto, einen richtigen Flitzer“, schlug Leo ihm vor. Sein Vater lächelte ihn verschmitzt an. „Ne, mein Junge, das muss nicht sein. Ich bin nach wie vor zufrieden mit unserem alten, blauen Opel. Der machts noch eine Weile.“ Typisch Robert Menzel! Egal, um was es ging. Sein Vater war beinahe mit allem zufrieden. Manchmal wünschte Leo sich auch eine solche Ausgeglichenheit. Vielleicht könnte er dann die gemeinen Mobbing-Attacken von einigen Klassenkameraden in der Schule viel leichter wegstecken. Schön wäre es. Er hatte es sich schon so oft vorgenommen, seine Ohren auf Durchzug zu stellen. Vielleicht schaffte er das irgendwann.
Aber es gab zum Glück noch viele Sachen, die ihm Freude machten. Und im Moment war es das bevorstehende Wochenende.
Samstag!
Familie Menzel konnte endlich wieder ausschlafen. Gegen 9.00 Uhr fanden sich dann alle so nach und nach in der Küche ein.
Leos Vater brühte den Kaffee, seine Mutter deckte den Tisch und Leo war auf dem Weg zum Bäcker, um Brötchen zu kaufen. Da der Frühling schon in voller Blüte stand und der Sommer nicht mehr lange auf sich warten lassen würde, stand die Sonne sehr zeitig am Himmel und sorgte dafür, dass man auf der Straße vielen Menschen mit freundlichen Gesichtern begegnete. Leo liebte es sehr, draußen zu sein. Manchmal sagte er, dass die Natur sein zweites Zuhause sei. Wobei man hier in der Stadt ausschließlich in dem kleinen Park im Zentrum ein wenig Natur vorfand.
Aber auf ihren gemeinsamen Wanderungen gab es natürlich viel mehr Grün zu sehen. Als er wenige Minuten später mit einem Beutel frischer, duftender Brötchen zurück war, hatten seine Eltern schon alles vorbereitet und die Familie konnte ihr ausgiebiges Wochenendfrühstück in aller Ruhe genießen.
Dabei überlegten sie, was sie vielleicht noch unternehmen könnten. Für einen Ausflug war es zu spät geworden. So beschlossen sie, den Tag zu Hause zu verbringen. Leo wollte sich am Nachmittag mit Marek treffen. Er musste aber versprechen, pünktlich zurück zu sein, damit die Familie gemeinsam, wie üblich, Abendbrot essen konnte, ehe das Fernsehprogramm begann. Die Eltern hatten einen spannenden Film im Programmheft entdeckt, welchen sie dann nach der Verkündung der Lottozahlen anschauen wollten. Alle hielten sich an die Abmachung. Nach dem leckeren Abendessen wurde der Geschirrspüler befüllt.
Danach versammelten sich Vater, Mutter und Sohn im Wohnzimmer. Leo machte den Fernseher an, denn es war Zeit für die Nachrichten. Wie es schien, war aber nichts Besonderes, nichts Aufregendes geschehen, alltägliche Berichte eben. Irgendwo hatte die Polizei einen Bankräuber gefasst. Einige Politiker hatten sich getroffen, um über verschiedene Umweltprobleme zu reden. Und irgendein bekannter Schauspieler war am Vortag an Herzversagen gestorben. Dann gab es kurz die Sportnachrichten und das Wetter.
Zuletzt waren die Lottozahlen an der Reihe.
Papa suchte den Tippschein, auf dem ihre Zahlen standen, konnte ihn aber nicht gleich finden. Aufgeregt rannte er in die Küche und entdeckte ihn dort auf dem Fensterbrett. Eilig kam er zurück und legte ihn auf den Tisch.
Dann schauten die drei Menzels gespannt auf den Bildschirm. Die junge Lottofee hatte sich wieder mächtig rausgeputzt und lächelte ihnen zu. „Guten Abend, liebe Zuschauer, jetzt sehen sie die Ziehung der Lottozahlen 6 aus 49. Ich drücke Ihnen die Daumen.
Vielleicht haben Sie heute Glück. Die erste Zahl ist die 8.“ „Juhu, rief Leo, gleich die Erste ist richtig.“ „Die zweite Zahl ist die 14.“ Jetzt saßen alle drei Familienmitglieder mit einem Schlag wie gebannt vor der Röhre. Obwohl das noch nichts bedeutete, 2 Richtige.
Abwarten! „Die dritte Zahl ist die 36“, fuhr die Frau im Fernsehen unbehelligt fort. „Die vierte Zahl ist die 39.“ Jetzt klebten ihre Blicke ungläubig am Bildschirm. Was? Vier Zahlen hintereinander richtig? So etwas gab es doch nur im Märchen. Immerhin wären das schon einige Hunderter. „Die fünfte Zahl ist die 44.“
Leo hatte den Mund offen und merkte nicht, wie vor Aufregung die Spucke auf seine Hosen tropfte. Die Spannung hatte den Höhepunkt erreicht. Alle warteten auf die letzte Zahl und auf die Superzahl. Die nächsten Sekunden vergingen ewig nicht.
„Die sechste Zahl lautet 46.“ Clara Menzel stieß einen kurzen Schrei aus. Robert Menzel verschluckte sich beinahe. Dann folgte eine familiäre Atempause. „Die Superzahl ist die 1.
Das waren heute unsere Glückszahlen und hoffentlich auch Ihre“, sagte die Fee und schaute in die Kamera. „Ihnen noch einen schönen Abend“, wünschte sie zum Schluss.
Die Menzels waren sprachlos. Wie zu Stein erstarrt, saßen sie auf dem Sofa und fanden keine Worte, so sehr waren sie beeindruckt.
Erst nach einigen Minuten, als sie es einigermaßen verarbeitet hatten, fielen sie sich lachend in die Arme. Eine ganze Weile jubelten sie miteinander und konnten es doch immer noch nicht recht glauben, obwohl jeder die Zahlen von ihrem Lottoschein auf dem Bildschirm mit eigenen Augen gesehen hatte. Mit sechs Richtigen hatten sie wahrscheinlich gerade eben einen großen Batzen Geld gewonnen. Nur die Superzahl war ihnen nicht geglückt. Aber das war egal.
„Wisst ihr was, wir kaufen uns ein eigenes Flugzeug mit Düsenantrieb und fliegen damit um die ganze Welt“, sagte Leo prustend.
„Oder ein großes Schwimmbad nur für unsere Familie, wäre doch was Besonderes, findet ihr nicht auch“, meinte Leos Mutter lachend. So alberten sie eine ganze Weile herum. An den Film dachte keiner mehr. Inzwischen war es bereits halb zehn. Robert Menzel sah auf die Wanduhr. „Leo, du musst ins Bett. Sonntag ist auch noch ein Tag. Jetzt schlaf dich erst einmal richtig aus“, forderte ihn der Vater auf. Ohne zu murren, wünschte Leo seinen Eltern eine gute Nacht und ging ins Bett.
Doch er lag noch lange wach, konnte nach all der Aufregung keinen Schlaf finden. Er überlegte, ob das alles echt war und wie es jetzt weitergehen würde. Als er eine Stunde später endlich eingeschlafen war, träumte er davon, dass alle Schüler in seiner Schule vor Neid erblassten, Oskar ganz besonders. Im Traum sah er, wie der sich vor Ärger in die Hosen machte, als Leo der „Reiche“, über den Gang lief. Mitten in der Nacht schreckte er aus diesem Traum hoch. Er hatte von seinem Opa gehört, dass manchmal wahr wird, was man träumt. Leo wollte jedoch nicht der große Angeber sein. Er mochte es auch nicht, dass irgendjemand ihn beneidet. Davon hat man gar nichts. Den Rest der Nacht konnte Leo endlich durchschlafen. Am nächsten Morgen stand er erst auf, als sein Vater ihn später als sonst, aus den Federn holte.
Während Leo am Montag, wie immer, in die Schule gehen musste, hatten seine Eltern auf ihrer Arbeitsstelle wegen einer dringenden Familienangelegenheit um einen Tag Urlaub gebeten. Das hatte Gott sei Dank auch funktioniert. So beschlossen sie, gleich am Vormittag zur Lotto-Stelle zu gehen, um den Gewinn anzuzeigen. Als sie den kleinen Laden betraten, grüßte der Mann hinter dem Ladentisch freundlich. Es schien, als hätte er Leos Vater sofort wiedererkannt, nachdem dieser mit seinem Sohn am letzten Freitag einen Tippschein bei ihm abgegeben hatte.
Und das war ja nun noch nicht so lange her.
„Na, wollen Sie es diese Woche gleich noch mal probieren?“ fragte er. Herr Menzel und seine Frau sahen sich an und lachten vor Freude hellauf. Clara öffnete eilig ihre Handtasche und zog den Tippschein heraus.
„Nein, nein, das ist nicht nötig. Gestern hat es schon funktioniert. Sehen sie sich das mal an. Wieviel bekommen wir denn?“ Dem netten Herrn fielen beinahe die Augen aus dem Kopf. Solch einen Gewinn gab es in seiner Annahmestelle schon lange nicht.
„Herzlichen Glückwunsch. Auf ihrem Schein sind sechs Zahlen richtig getippt. Das ist der Hammer. Damit haben Sie in der Ziehung vom Samstag ungefähr 200.000 Euro gewonnen. Bitte unterschreiben Sie noch auf dieser Bestätigung mit Namen, Ort und Datum. In wenigen Tagen wird das Geld auf Ihrem Konto eingehen. Ich wünsche Ihnen alles Gute. Und viel Freude mit dem unverhofften Geldsegen.“ Als sie die kleine Lottostelle verlassen hatten, konnten Menzels ihre Freude kaum im Zaum halten. Sie steuerten in ausgelassener Fröhlichkeit in den nächsten Supermarkt, um eine Flasche Sekt zu kaufen. Das musste gefeiert werden.
Gesagt, getan. Eine Stunde später saßen sie mit gefüllten Gläsern und strahlenden Gesichtern auf dem Sofa und prosteten einander zu. Endlich gab es mal einen richtigen Grund, die guten Gläser zu benutzen. Als sie den Sekt ausgetrunken hatten, nahm jeder sein Glas mit in die Küche. Robert goss noch einmal Sekt nach und dann plauderten sie munter weiter.
„Meinst du, wir sollten Leo sagen, dass wir über das Geld schon in wenigen Tagen verfügen können? Er wird wohl deswegen nicht gleich überschwänglich werden“,