Lerne (wieder) zu fühlen - Markus Haack - E-Book

Lerne (wieder) zu fühlen E-Book

Markus Haack

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Beschreibung

Lerne (wieder) zu fühlen. Kennst du das: Du funktionierst, aber innerlich bleibt es still? Du lachst an den richtigen Stellen, triffst vernünftige Entscheidungen, erfüllst Erwartungen... trotzdem fühlst du dich leer, gestresst oder wie neben dir? Dieses Buch zeigt dir, warum dein inneres Navigationssystem auf stumm geschaltet ist – und wie du es Schritt für Schritt wieder anschaltest. Du lernst, wofür Gefühle gut sind, woran du erkennst, dass du den Zugang verloren hast, wie du über Körper, Atmung, Bewegung und Worte zurück ins Spüren kommst, wie du starke Emotionen regulierst, ohne sie wegzudrücken, wann es Zeit ist, Hilfe von außen anzunehmen. Durch eine leise ermutigende Fallgeschichte wird anschaulich, wie es zur Abspaltung der eigenen Gefühle kommen kann und wie man wieder den Zugang zum Fühlen findet. Ein eigenes Kapitel beleuchtet Unterschiede im Fühlen von Männern, Frauen und nicht-binären Menschen. Lerne (wieder) zu fühlen nimmt dich behutsam an die Hand – damit du Schritt für Schritt zu dir findest und dein Leben wieder mehr Farbe bekommt.

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Seitenzahl: 120

Veröffentlichungsjahr: 2025

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Entstanden im

©Dr. Markus HaackLerne (wieder) zu fühlen

nerdguidesBand 11

Copyright:Dr. Markus Haack,Vogelsbergstr.40,55129Mainz

Inhaltlich verantwortlich gemäß § 55 Abs. 2 RStV:Dr.MarkusHaack

Satz, Layout und Lektorat:Dr.MarkusHaack TeiledesInhaltssindmitKI generiert. Für den Text wurde KI zur Formulierungshilfe, Entwurfserstellung, undRechercheeingesetzt.KI-generierteInhaltewurden sorgfältig überprüft.

https://nerdguides.de/[email protected]

Herstellung:Selfpublishingüberepubli (Neopubli GmbH, Berlin)

GedrucktinDeutschland2025

Inhalt

Vorwort

Kapitel 1: Was sind Gefühle und wofür sind sie gut?

Kapitel 2: Woran erkennst du, dass du den Zugang zu deinen Gefühlen verloren hast?

Kapitel 3: Was fehlt, wenn Gefühle fehlen?

Kapitel 4: Warum unterdrückt die Psyche Gefühle?

Kapitel 5: Gefühle und Geschlecht: Unterschiede im Umgang mit Emotionen und Wege zur Heilung

Geschlechterrollen und Gefühlssozialisation

Männer und die Gefahr emotionaler Abspaltung

Frauen: Internalisiertes Erleben und Depressionsrisiko

Depression, Aggression und Sucht: Geschlechtsspezifische Unterschiede

Nicht-binäre Menschen: Emotionen jenseits der Binärnorm

Geschlechtersensible Wege zur Heilung

Fazit

Kapitel 6: Beispielhafte Geschichte eines Leidenswegs

Der schleichende Verlust

Fehlentscheidungen und Alltagsfrust

Vaterfreuden und Überforderung

Alte Wunden

Zusammenbruch

Die Suche nach Hilfe

Therapie und Erkenntnis

Schritt für Schritt zurück ins Licht

Kapitel 7: Wie findest du wieder Zugang zu deinen Gefühlen?

Warum es so wichtig ist zu fühlen

Wege zurück zu deinen Gefühlen

1. Achtsamkeit im Moment: Wahrnehmen, was ist

2. Körperliche Reize: Den Körper als Zugang nutzen

3. In Bewegung kommen: Aktivität als Gefühlsöffner

4. Kreativer Ausdruck: Gefühle ins Außen bringen

5. Gefühle zulassen und benennen: Erlaubnis geben, wahr und wert zu sein

6. Austausch mit anderen: Über Gefühle sprechen und Verbundenheit spüren

Fazit: Schritt für Schritt zurück ins Fühlen

Kapitel 8: Warnzeichen, dass du Hilfe brauchst

Kapitel 9: Welche Formen der Hilfe gibt es?

Exkurs: Wenn Gefühle fehlen – die Folgen für Gesellschaft und Politik

Kapitel 10: Schlussresümee

Anhang

Weiterführende Literatur

Vorwort

Vielleicht liest du dieses Buch, weil du dich innerlich leer fühlst, schnell überfordert bist oder merkst, dass du vieles „mit dem Kopf“ regelst, aber dabei kaum noch etwas spürst. Du bist damit nicht allein. Gefühle sind kein Luxus – sie sind dein inneres Navigationssystem. Dieses Buch will dir zeigen, wie du es wieder einschaltest: ruhig, Schritt für Schritt, ohne Druck.

Damit du dich gut orientieren kannst, ein kurzer Wegweiser: Das Buch baut wie eine Treppe aufeinander auf. Jedes Kapitel bereitet das nächste vor und hilft dir zu verstehen, warum Gefühle wichtig sind, warum sie manchmal verschwinden – und wie du sie zurückholst.

Du startest in Kapitel1 mit den Grundlagen: Was Gefühle eigentlich sind und wofür sie gut sind. Du erfährst, wie Emotionen dich schützen, verbinden und steuern – nicht als Gegenspieler des Verstands, sondern als sein wichtigster Partner. Kapitel2 hilft dir zu erkennen, ob du den Zugang verloren hast: innere Leere, Taubheit, Überreizung, Entscheidungsschwierigkeiten, Distanz zu anderen. Kapitel3 macht sichtbar, was ohne Gefühle fehlt: Orientierung, Nähe, Freude – und auch die „Warnanlage“ für Grenzen.

In Kapitel4 geht es um die Ursachen: warum die Psyche Gefühle dämpft – aus Schutz, nach Überforderung, durch Prägungen oder belastende Erfahrungen. Dieses Verständnis nimmt Scham und öffnet die Tür für Veränderung. Kapitel5 beleuchtet Unterschiede zwischen Männern und Frauen sowie nicht-binären Menschen: Wie Rollenbilder, Erwartungen und Lebensrealitäten den Zugang zum Fühlen prägen – und was jeweils hilft, wieder weicher, echter zu werden.

Kapitel6 erzählt die exemplarische Geschichte eines Mannes, der in die Gefühllosigkeit rutscht, zusammenbricht und in der Therapie zurückfindet. Nicht als Märchen, sondern als realistische, leise ermutigende Linie, an der du deinen eigenen Weg spiegeln kannst.

Der Kern des Buches ist Kapitel7: Wie findest du wieder Zugang zu deinen Gefühlen? Hier wird es praktisch – aber ohne Checklisten-Gewitter. Du lernst, sodass es alltagstauglich bleibt: innehalten, atmen, Körpersignale lesen; körperliche Reize und Bewegung als Türöffner nutzen; schreiben, malen, Musik hören oder machen, um Ausdruck zu finden; Gefühle zulassen und benennen, statt sie wegzuschieben; dich anderen mitzuteilen und so Verbundenheit zu spüren. Das Kapitel führt dich behutsam durch die Methode, betont Sicherheit und Tempo nach deinem Maß und zeigt, wie du mit Rückschlägen umgehst, ohne dich zu verurteilen.

Kapitel8 bündelt klare Warnzeichen, bei denen du nicht allein weiterprobieren solltest – etwa anhaltende Leere, Verzweiflung, Panik, Selbstabwertung, Suchtstrategien oder Suizidgedanken. Kapitel9 zeigt, welche Hilfe es gibt: vom ersten Gespräch im persönlichen Umfeld über Beratung bis zu Psychotherapie – samt realistischer Hinweise, wie du die ersten Schritte organisierst.

Ein Exkurs am Ende weitet den Blick: Er erklärt, was es gesellschaftlich bedeutet, wenn viele Menschen den Zugang zum Fühlen verlieren – vom Empathieverlust bis zur Anfälligkeit für radikale, „einfache“ Antworten – und warum es politisch relevant ist, dass wir als Einzelne wieder fühlen lernen.

Wie liest du dieses Buch am besten? Wenn du gerade sehr erschöpft bist, lies zuerst Kapitel1–4 für das Verständnis und springe dann direkt zu Kapitel7 – dort liegt die praktische Hilfe. Später kannst du Kapitel5–6 nachholen und Kapitel8–9 zur Orientierung nutzen. Lies in deinem Tempo. Mach Pausen. Wenn es schwer wird: atmen, aufstehen, kurz an die frische Luft. Fühlen ist keine Prüfung, sondern eine Rückkehr.

Noch ein wichtiger Satz vorweg: Dieses Buch ersetzt keine Therapie. Es will dir das Wissen, die Haltung und die ersten Werkzeuge geben, damit du dich wieder spürst – und es will dir den Mut machen, dir Hilfe zu holen, wenn du sie brauchst. Du musst nichts „leisten“, du musst nur anfangen.

Gefühle sind nicht dein Gegner. Sie sind der Faden, der dich mit dir selbst und mit anderen verbindet. Dieses Buch reicht dir diesen Faden. Nimm ihn, Stück für Stück. Du wirst sehen: Mit jedem Kapitel wird er tragfähiger – und dein Leben wieder farbiger, klarer, echter.

Kapitel 1: Was sind Gefühle und wofür sind sie gut?

Gefühle sind ein grundlegender Teil unseres menschlichen Erlebens. Von klein auf spüren wir Freude, Trauer, Angst, Wut und viele andere Emotionen. Doch was genau sind Gefühle, und warum haben wir sie überhaupt? Vereinfacht gesagt kann man sich Gefühle als innere Signale oder Informationsträger vorstellen. Sie geben uns Rückmeldung darüber, was in uns und um uns herum passiert. Gefühle entstehen dabei nicht nur “im Kopf”, sondern drücken sich immer auch körperlich aus. Wenn du zum Beispiel Angst hast, merkst du vielleicht ein flaues Gefühl im Magen oder ein Herzklopfen. Bei großer Freude fühlt sich dein Körper leicht und energiegeladen an, vielleicht spürst du ein Kribbeln im Bauch. Diese körperlichen Reaktionen zeigen, dass Gefühle biochemische Prozesse im Körper anstoßen – etwa durch Hormone und Nervenimpulse. Sie bereiten uns darauf vor, auf unsere Umwelt zu reagieren.

Jedes Gefühl erfüllt einen Zweck. Gefühle sind nicht zufällig da, sondern sie senden uns wichtige Signale darüber, was wir brauchen oder was uns schützt. Ein paar Beispiele: Spürst du Freude, zeigt dir dieses Gefühl, dass gerade etwas Gutes für dich passiert – etwas, das du vermutlich häufiger erleben möchtest. Freude motiviert uns, positive Erfahrungen zu suchen und zu genießen. Wut hingegen entsteht oft, wenn jemand eine Grenze von dir überschritten hat oder etwas gegen deine Werte verstößt. Das Gefühl der Wut ruft innerlich: “Stopp, bis hierhin und nicht weiter!” – es signalisiert dir, dass du dich wehren oder eine Situation verändern solltest. Scham tritt auf, wenn wir das Gefühl haben, gegen wichtige Regeln oder Erwartungen der Gemeinschaft verstoßen zu haben. Sie ist unangenehm, aber sie erinnert uns daran, mit unseren Mitmenschen im Einklang zu bleiben. Traurigkeit wiederum ist ein Gefühl, das vor allem bei Verlusten entsteht – zum Beispiel, wenn eine geliebte Person wegzieht oder wir etwas Wertvolles verlieren. Die Trauer signalisiert uns, dass uns etwas sehr wichtig war und fehlt. Durch das Traurigsein können wir Abschied nehmen und lernen, mit dem Verlust zu leben. Und dann gibt es natürlich noch die Angst: Sie ist ein Alarmsignal unseres Körpers. Angst warnt uns vor einer möglichen Gefahr – ob es nun die sprichwörtliche Hand auf der heißen Herdplatte ist oder die Furcht vor einer schwierigen Prüfung. Dank der Angst werden wir vorsichtig und treffen Maßnahmen, um uns zu schützen. Kurz gesagt, Gefühle sind wie Wegweiser, die uns durch das Leben führen.

Vielleicht hast du schon einmal gehört, man solle nicht so viel fühlen, sondern mehr vernünftig sein. Tatsächlich haben sowohl unser Verstand als auch unsere Gefühle wichtige Aufgaben. Der Verstand hilft uns, logisch zu denken, Probleme zu analysieren und geplante Entscheidungen zu treffen. Doch die Gefühle liefern uns die Werte und Prioritäten, die unserem Denken Richtung geben. Gefühle beantworten die Frage: Was ist mir wichtig? Sie sind die Sprache unseres inneren Erlebens und wirken wie ein Navigationssystem. Ohne Gefühle wüssten wir oft gar nicht, was wir wollen oder was gut für uns ist. Sie geben unserem Leben Farbe und Bedeutung. Stell dir vor, du würdest überhaupt nichts empfinden – weder Freude noch Wut, weder Liebe noch Trauer. Dein Leben würde sich wahrscheinlich merkwürdig leer und mechanisch anfühlen, fast wie das eines Roboters. Gefühle machen uns hingegen lebendig: Sie lassen uns lachen, weinen, mitfiebern und mitfühlen. Sie verbinden uns mit anderen Menschen. Wenn du jemandem deine Zuneigung zeigst oder Mitgefühl empfindest, geschieht das über Gefühle.

Leider werden Gefühle – vor allem die unangenehmen – in unserer Gesellschaft manchmal als etwas Störendes betrachtet. Viele von uns sind aufgewachsen mit Botschaften wie “Indianer kennen keinen Schmerz” (also sei tapfer und weine nicht) oder “Reiß dich zusammen, es gibt keinen Grund, traurig zu sein”. Solche Sätze vermitteln, dass bestimmte Gefühle schlecht oder unwichtig seien. Doch das stimmt nicht: Es geht im Leben nicht darum, ständig glücklich zu sein, sondern alle Gefühle zulassen zu können, die zu unserem Leben dazugehören. Glück, Hoffnung und Spaß sind wunderbare Gefühle, aber ebenso gehören Angst, Wut, Scham oder Trauer zu einem erfüllten Leben dazu. Jedes Gefühl, selbst wenn es unangenehm ist, hat seinen Platz und seine Berechtigung. Dauerhaft nur glücklich zu sein, ist weder realistisch noch gesund – denn das würde bedeuten, andere wichtige Emotionen zu verdrängen.

Zusammenfassend lässt sich sagen: Gefühle sind essenziell für uns. Ohne Gefühle geht es nicht. Sie helfen uns, Gefahren zu erkennen, Verluste zu verarbeiten, unsere Beziehungen zu gestalten und herauszufinden, was wir im Leben brauchen. Gefühle motivieren uns, geben uns Kraft und Schutz. Selbst die schwierigen Emotionen haben eine Funktion: Sie fordern uns heraus, an Problemen zu wachsen oder Hilfe bei anderen zu suchen. Wenn wir lernen, all unsere Gefühle wahrzunehmen und zu verstehen, gewinnen wir ein vollständigeres Bild von uns selbst und unserer Welt.

In diesem Buch wirst du erfahren, was passieren kann, wenn man den Zugang zu seinen Gefühlen verliert – und wie man diesen Zugang Schritt für Schritt wiedererlangen kann. Doch zunächst schauen wir uns an, woran du überhaupt bemerkst, dass du den Kontakt zu deinen Gefühlen verloren hast.

Kapitel 2: Woran erkennst du, dass du den Zugang zu deinen Gefühlen verloren hast?

Vielleicht fragst du dich, ob du tatsächlich den Zugang zu deinen eigenen Gefühlen verloren hast. Woran würde man das überhaupt merken? Es gibt einige typische Anzeichen dafür, dass man nicht mehr richtig mit seinen Emotionen verbunden ist. Diese können von Person zu Person variieren, aber viele Betroffene – ob junge Frauen oder junge Männer – berichten von ähnlichen Erfahrungen.

Ein sehr häufiges Anzeichen ist das Gefühl innerer Leere oder Taubheit. Du fühlst dich dann innerlich wie betäubt oder “abgeschaltet”. Dinge, die dich früher begeistert oder berührt haben, lassen dich jetzt kalt. Vielleicht stellst du fest, dass du keine starke Freude mehr empfindest, selbst wenn eigentlich etwas Schönes passiert. Genauso spürst du aber auch weniger Wut oder Traurigkeit, selbst in Situationen, die dich normalerweise emotional aufwühlen würden. Alles fühlt sich gleichförmig und neutral an. Manche beschreiben es so: "Es ist, als ob ich hinter einer Glasscheibe stehe und das Leben nur beobachte, aber nicht wirklich daran teilnehme." Dieses Empfinden einer inneren Abstumpfung kann ein klares Signal sein, dass der direkte Kontakt zu den eigenen Gefühlen verloren gegangen ist.

“Wie geht es dir?” – Auf diese einfache Frage eine Antwort zu finden, fällt emotional abgestumpften Menschen oft schwer. Vielleicht ertappst du dich dabei, auf “Wie geht’s?” automatisch mit “Gut, und dir?” zu antworten, ohne wirklich nachzuspüren. Wenn du versuchst, ehrlich zu antworten, merkst du womöglich, dass du gar nicht genau benennen kannst, was in dir vorgeht. Du weißt schlicht nicht, ob du gerade glücklich, traurig, wütend oder ängstlich bist – du fühlst “nichts Bestimmtes”. Dieses Nicht-benennen-Können der eigenen Gefühle deutet darauf hin, dass die Verbindung nach innen gestört ist. Normalerweise haben wir ein ziemlich klares Gespür, ob wir gerade z.B. eher fröhlich oder genervt sind. Wenn diese Selbstwahrnehmung verschwommen oder leer ist, stimmt etwas nicht.

Auch Entscheidungen fallen schwer, wenn man keinen Zugang zu seinen Gefühlen hat. Das mag zunächst überraschend klingen, doch überlege einmal: Viele unserer alltäglichen Entscheidungen werden von Gefühlen geleitet. Was habe ich Lust zu essen? Mit welchem Freund möchte ich Zeit verbringen? Fühlt es sich richtig an, dieses Studium zu beginnen? – Solche Fragen beantworten wir meist aus dem Bauch heraus, also aufgrund unseres Gefühls. Wenn du aber den Draht zu diesem Bauchgefühl verloren hast, wird jede noch so kleine Entscheidung zu einer kopflastigen Grübelei. Du versuchst dann vielleicht, alles “rational” abzuwägen, weil kein Gefühl dir die Richtung weist. Das endet oft in Entscheidungsunfähigkeit oder großer Unsicherheit. Du hast Angst, dich falsch zu entscheiden, weil du kein inneres Signal dafür spürst, was dir guttut.

Ein weiteres Warnsignal kann sein, dass du dich ständig überfordert oder gereizt fühlst, selbst von Kleinigkeiten. Wenn wir keinen Kontakt zu uns selbst haben, raubt uns das viel innere Stabilität. Dann kann schon die Vorstellung einer ganz normalen sozialen Verabredung Panik oder Überforderung auslösen. Vielleicht fragst du dich, warum du so dünnhäutig bist – oft liegt es daran, dass unverarbeitete Gefühle im Hintergrund Spannung erzeugen. Ohne bewussten Zugang zu unseren Emotionen fühlen wir uns schnell gestresst, als würden uns alle Anforderungen zu viel. Kleinigkeiten, die dich früher kalt gelassen haben, können nun Unruhe oder Gereiztheit auslösen. Dieses ständige Gefühl von Überforderung ist ein Hinweis, dass etwas aus dem Gleichgewicht geraten ist.

Schau auch einmal auf deine Beziehungen zu anderen Menschen. Wenn man mit sich selbst nicht verbunden ist, fällt es meist auch schwer, sich mit anderen verbunden zu fühlen. Vielleicht fühlst du dich isoliert, einsam oder unfähig, Nähe wirklich zuzulassen. Selbst wenn du unter Freunden bist, hast du das Gefühl, irgendwie nicht richtig dazuzugehören oder die anderen nicht wirklich an dich heranzulassen. Das liegt oft daran, dass Empathie – also das Mitfühlen mit anderen – im gleichen “Kanal” fließt wie das Fühlen der eigenen Emotionen. Wer die eigenen Gefühle nicht spürt, hat es schwer, die Gefühle anderer nachzuvollziehen. Die Brücke, die uns mit anderen verbindet, sind unsere Emotionen. Wenn diese Brücke eingerissen ist, entstehen Distanz und Missverständnisse. Deine Freunde oder Angehörigen merken vielleicht auch, dass du anders bist – kühler oder abwesender – und fühlen sich zurückgestoßen, obwohl du das gar nicht willst.