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Die Schule zählt bei den meisten Schülern nicht zu ihren größten Hobbys. Häufig fehlen die Konzentration sowie die Motivation. Dieses Buch hilft Eltern, den richtigen Weg zu finden. Sie erhalten kompaktes Wissen über die Lernhintergründe, Motivationskiller, Lerntechniken und -methoden. Es geht um klare Ziele, einen klaren Weg und das Erreichen des Lernolymps. Das A und O ist die Motivation, um stark in der Schule und erfolgreich im Leben sein zu können.
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Seitenzahl: 171
Veröffentlichungsjahr: 2019
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Schule bedeutet leider viel zu häufig Stress.
Stress für alle Beteiligten. Gerade zu Hause bei den Hausaufgaben und beim Lernen geht viel Energie verloren. In diesem Buch sollen Sie erfahren, was beim Lernen im Gehirn geschieht, welche Nachteile das Handy auf das Lernverhalten hat, welche Voraussetzungen geschaffen werden sollten, welche Techniken das Lernen unterstützen, welche Methoden hilfreich sind, was es mit Struktur und Organisation auf sich hat und vieles mehr.
In diesem Buch stecken sehr viel Wissen und ganz viel Erfahrung.
Tobias Roese, 1975 in Südbaden geboren, arbeitet seit über 20 Jahren in Schulen und in seiner Praxis mit Kindern, Eltern und Lehrern zusammen. In Einzelcoachings, Vorträgen, Seminaren und Lehrerfortbildungen ist er in ganz Süddeutschland unterwegs. Er coacht Schüler mit Lernblockaden und -störungen, Schul- und Prüfungsängsten, Motivations- und Konzentrationsschwierigkeiten, LRS, Legasthenie und ADHS, jene, die mit dem Stress nicht umgehen können und Schüler, die unter zu hohem Bildschirmkonsum, ob PC, TV oder Handy, zu leiden haben.
Für ein erfolgreiches Lernen und ein zufriedenes und ausgeglichenes Leben. Dafür steht dieses Buch.
Für viele Schüler ist das Lernen stets mit Stress verbunden. Lernen verschlingt Zeit, freie Zeit – also Freizeit; zudem ist es häufig äußerst anstrengend. Lernen ist keine „gechillte“ Unternehmung. Lernen ist Arbeit. So zumindest kommt es dem Schüler vor. Damit hat er auch Recht. Die Frage ist aber, wie man damit umgeht.
Unser Gehirn ist auf das Lernen spezialisiert. Es lernt den ganzen Tag, die ganze Woche, das ganze Jahr – das ganze Leben lang. Das Gehirn macht sogar nichts lieber als lernen. Für einen Schüler eine unvorstellbare Aussage.
Es sind die Ablenkungen der heutigen Zeit, die das bewusste Lernen so unbeliebt machen. Das unbewusste Lernen geht unvermindert weiter. Warum gehen afrikanische Kinder so gerne zum Lernen in die Schule? Weil sie vom Lernen nicht so abgelenkt werden.
Schüler, die mit dem Lernen Schwierigkeiten haben, benötigen Unterstützung und manchmal richtige Hilfe. Diese Hilfe sollte eine gezielte Unterstützung mit einer strukturierten Planung sein. Eine direkte Hausaufgabenhilfe ist keine wirkliche Hilfe auf Sicht.
Dieses Buch soll mit Fakten und Wissen ein Bewusstsein schaffen und dann mit entsprechenden Informationen, Tipps und Ratschlägen zum Lernen anregen.
In diesem Buch habe ich mein Wissen und meine ganze Erfahrung niedergeschrieben. Ich wünsche Ihnen das ein oder andere Aha-Erlebnis, Freude am Lesen und viel Erfolg bei der Umsetzung.
Die Rolle der Eltern
Erziehungsratgeber
Das Gehirn lernt
Die Welt der Gedanken
Das Gehirn (Teil 2)
Der Stress
Nervensystem, Herz, Hormone
Jetzt wird es praktisch!
Zielsetzungen
Struktur
Schlaf
Ernährung
Handy & Co.
Lerntechniken und -methoden
Übungen aus der Praxis
Geschichten aus der Praxis
Anhand der Inhaltsangabe können Sie sich einen kurzen Überblick der Themen verschaffen. Ansonsten brauchen Sie sie nur, wenn Sie zu einem späteren Zeitpunkt einen gezielten Bereich nachlesen möchten.
Beim ersten Lesen empfehle ich, das Buch am Stück von vorne nach hinten durchzuarbeiten. Die Zusammenhänge sind wichtig und man muss stets das gesamte Ganze sehen.
Nur an einzelnen Symptomen „herumzudoktern“ bringt auf Sicht keinen Erfolg. Der Schlaf gehört genauso zum Lernen wie Langeweile, die Ernährung, Pausen oder die richtigen Lerntechniken.
Nun wollen wir aber endgültig starten! Viel Freude.
Welche Rolle nehmen Eltern bei Lernsituationen ihrer Kinder ein?
Welche Rolle sollten sie einnehmen?
Wie denken Eltern über die aktuelle IST-Situation? Und wie die Kinder? Wie die Außenstehenden, wie Lehrer oder die Verwandtschaft?
Es ist keine leichte Rolle, die die Eltern zu übernehmen haben. Sie haben nämlich die Rolle des Erziehenden zu übernehmen. Von ihnen lernen die Kinder am meisten. Es beginnt im Säuglingsalter. Die ersten Silben werden kennengelernt, Verhaltensmuster ebenso wie Gesichtsausdrücke. Wie verhält es sich jedoch beim Lernen, wenn es um das Thema ‚Schule‘ geht?
Hier sollten die Eltern ganz klar nicht die Lehrer sein. Aus einem ganz einfachen Grund kann das auf die Dauer nicht gut gehen. Die Schule ist für das Kind wie der Beruf für die Eltern. Es ist wichtig, wenn man seinen Beruf hat und zu Hause beim Partner auch mal Dampf ablassen kann. Darüber hinaus sollten berufliche Dinge nicht in das Privatleben getragen werden. Der Beruf bleibt in der Firma. Ebenso verhält es sich mit der Schule. Je mehr sich Eltern in das Lernen zu Hause einmischen, umso mehr werden das Lernen und die Schule Thema in der Freizeit sein. Hier wird es schwer, eine Grenze zu ziehen. Während der Erwachsene nach Feierabend „auschecken“ kann, muss ein Schüler immer damit rechnen, mit seinen Problemen konfrontiert zu werden. Ein Abschalten ist kaum noch möglich. Der Stress staut sich an, der Stresspegel steigt ins Unerträgliche. Schulischer Stress oder gar Ärger vermischen sich zu sehr mit dem Privaten.
Kein guter Therapeut therapiert seine Familienmitglieder. Ihm fehlt schlichtweg die Distanz. Ein Elternteil lässt sich schneller über die kindliche Ignoranz in Rage bringen als eine fremde Person.
Da ist Stress für alle Beteiligten vorprogrammiert.
Nun ist es aber auch nicht so, dass Eltern sich komplett raushalten sollten. Es müssen Vereinbarungen getroffen werden. Die Eltern sollten die Alltagsstruktur ihres Kindes kontrollieren. Dazu gehört es auch, zu schauen, ob die Hausaufgaben gemacht sind. Auch ein Abhören von Vokabeln ist völlig legitim und gehört dazu. Ein Kind sollte aber auch erklärt bekommen, wie weit die Kontrolle sowie die elterliche Unterstützung geht.
Hausaufgaben müssen auf jeden Fall allein angegangen werden. Weder Eltern noch Nachhilfelehrer oder Freunde dürfen diese direkt unterstützen. Die Hausaufgaben sollen das Repetieren des Unterrichtsstoffes sein. Im Unterricht wurde das Thema besprochen und erläutert. Hat ein Kind es nicht verstanden und bei den Hausaufgaben wird es von einer anderen Person erneut erklärt, ist dem Kind nicht wirklich geholfen, da das Repetieren ausgeblieben ist. Diese Informationen werden nach kurzer Zeit das Gedächtnis wieder verlassen haben.
Ein Erklären des Stoffes durch einen Nachhilfelehrer oder das gemeinsame Erarbeiten mit einem Klassenkameraden ist immer hilfreich. Aber bitte nicht anhand der Hausaufgaben. Selbst in der Nachhilfe sollte der Unterstützer nur erklärend zur Seite sitzen. Das heißt, er erklärt die Inhalte des Stoffes. Das Lernen und das Auflösen von Aufgaben hat der Schüler selbst zu bewältigen. In Fächern wie Mathe geht es auch nicht nur darum, dass das Gehirn einzelne Informationen erlernen muss. Es muss sich ganze Prozesse antrainieren. Das geht von außen nicht. Dafür muss das Gehirn selbständig und allein Aufgaben lösen.
Von allen Seiten erfährt der Schüler Druck.
Bewussten, also direkten Druck, erfährt er durch die Schule und den Nachhilfelehrer, der darauf angewiesen ist, Erfolg zu haben.
Unbewusster Druck kommt von der Verwandtschaft und Freunden. Man weiß, sie schauen auf einen und da möchte man nicht schlecht dastehen.
Wo stehen die Eltern? Wie viel Druck darf von ihnen kommen? Sollten sie nicht der Ruhepol sein, bei dem der Stress abgebaut wird?
In der Abbildung 1 sehen wir den Idealfall. Der Schüler steht im Mittelpunkt des Ganzen und hat schulisch betrachtet zu jedem ein anderes Verhältnis.
Abbildung 1
Sehr häufig geraten jedoch die Eltern selbst in den Mittelpunkt. Vor allem dann, wenn die Objektivität verloren geht. Die Gesellschaft bringt es mit sich, dass der Werdegang eines Kindes eine immense Bedeutung hat und einiges über den Status der Familie aussagt.
Bereits in der Grundschule ist das Phänomen zu beobachten, dass Ende der dritten Klasse die Eltern vor der Schule auf den Schulschluss warten und sich darüber unterhalten, auf welche weiterführende Schule ihr Kind – in über einem Jahr – gehen wird.
Die Auswirkungen sind ihnen selbst gar nicht bewusst, aber die Kinder fragen sich in der dritten Klasse untereinander und wissen genau, dass nichts über das Gymnasium geht. Der Druck wächst immer mehr. So wuchs in den vergangenen Jahren auch die Zahl jener Grundschulkinder, die vermehrt über Kopfschmerzen und Bauchweh klagten.
In der Abbildung 2 sehen wir häufige Realitäten. Das passiert vor allem dann, wenn Eltern sich zu viel mit den Hausaufgaben und dem Lernen ihres Kindes beschäftigen. Ihnen fehlt letztendlich die Objektivität. Sie befinden sich mittendrin im „Chaos“. Dabei wird Kritik von Lehrern an die Kinder auch von Eltern deutlich persönlicher genommen. Schließlich saßen sie mit an den Hausaufgaben und beim Lernen und glauben zu wissen, was ihr Kind kann und was nicht.
Abbildung 2
Für Eltern ist es nicht leicht, das richtige Mittelmaß zu finden. Es fällt auch nicht leicht, zuzugeben, dass das eigene Kind reif genug ist, um in die Selbstständigkeit entlassen zu werden. Es ist aber ein Trugschluss zu glauben, man wisse, welches Wissen das eigene Kind hat. Das Kind konnte vieles nur dadurch, weil jemand daneben saß und immer wieder auf die Sprünge geholfen hat.
Elternrolle
Eltern sollten niemals ihr Kind im Stich lassen und sich selbst überlassen. Kinder brauchen eine starke, führende Hand, die den Weg weist, die Strukturen mit auf den Lebensweg gibt, die mal erzieherisch und mal unterstützend mit Rat und Tat zur Seite steht.
Wichtig ist es für die Eltern, die Objektivität bestmöglich zu behalten.
Direkt mit dem Schulischen können die Hilfen wie folgt aussehen:
Hausaufgaben- und Schultaschenkontrolle
Abfragen von Vokabeln, Formeln, Fakten usw.
Inhalte aus den einzelnen Unterrichtsstunden berichten lassen
Lerntipps und –methoden geben
immer ein offenes Ohr haben, ob es in der Schule Probleme gibt; ob zwischenmenschliche Probleme mit Lehrern oder Mitschülern, ob fachliche Schwierigkeiten oder Lernprobleme bestehen
Gespräche mit Lehrern führen, um rechtzeitig (indirekt) eingreifen zu können
Es gibt viele Bücher über Erziehung und viele gute Ansätze, und viele davon sind für das eine Kind passend und für ein anderes wiederum unpassend. Es liegt mir fern, hier über einzelne Erziehungen zu schreiben.
Ich konzentriere mich auf jene Themen, die das Lernen betreffen oder auch tangieren. Eltern sollten zwei Ziele haben: Wenn das Kind klein ist, ihm Wurzeln zu geben und wenn es größer ist, benötigt es Flügel. Mit diesen beiden Werkzeugen kann aus dem Kind ein erfolgreicher Erwachsener werden. Beides, Wurzeln wie Flügel, benötigt es auch beim Lernen.
Die Wurzeln entstehen durch feste Struktur, antrainiertes Lernverhalten und dem Wissen, dass die Eltern da sind, wenn Hilfe benötigt wird. Mit den Flügeln erfährt das Kind die nötige Selbstständigkeit. Es muss in der Lage sein, Hausaufgaben allein zu bewältigen und ebenso das Lernen auf Klassenarbeiten.
Wer erzieht?
Wer erzieht ein Kind denn tatsächlich? Und wer am meisten? Nun, viele dürften nun „Mama und Papa“ bzw. „die Eltern“ im Kopf haben. Bei der Erziehung geht es darum, dem Kind den Weg in die Zukunft zu ebnen. Es soll Dinge lernen, die ihm helfen, die es voranbringen, die es höflich und hilfsbereit werden lassen und vieles mehr. Diese Dinge, wie ich es hier mal salopp formulieren möchte, lernt es aber nicht nur von den Eltern. Da sind auch die Verwandten, Ärzte, Nachbarn, die Kinder in der Krabbelgruppe, Kindergarten, Schule, das Fernsehen und jeder andere, dem das Kind begegnet. Das Kind ist im ständigen Lernprozess. In diesem übernimmt es viele Verhaltensmuster, die es in seinem Umfeld aufnimmt.
Wie diese Aufnahme im Einzelnen aussieht, wird zu einem späteren Zeitpunkt im Kapitel über das Gehirn erläutert.
An der Erziehung sind also viele beteiligt. Jeglicher Umgang eines Kindes erzieht mit. Daher ist es die Aufgabe der Eltern, den Umgang genauer zu betrachten. Damit ist nun nicht gemeint, die Oma vor die Tür zu setzen. Die Fernsehsendungen jedoch können kontrolliert werden. Die Auswahl jener, die miterziehen, liegt ganz bei den Erziehungsberechtigten; also in der Regel bei den Eltern.
In der Erwachsenenbildung lernen wir, dass wir uns den fünf Menschen anpassen, mit denen wir uns am meisten abgeben. Möchte man finanziell erfolgreich sein, sollte man sich nicht mit Mindestlohnempfängern umgeben, sondern mit wirklich erfolgreichen Menschen.
Nicht anders ist das bei Kindern. Ein Kind, welches Freunde hat, die stets weniger gute Noten schreiben, wird sich nach und nach anpassen. Eltern werden ihr Kind nicht mit drogenabhängigen, straffälligen Kindern um die Häuser ziehen lassen. Das heißt, sie geben ihrem Kind einen Rahmen vor. Einen solchen Rahmen bekommen die Kinder auch in anderen Bereichen, wie bei der Umgangsweise mit den Eltern, wie bei der Zimmerordnung usw. Einen solchen Rahmen benötigen Kinder auch beim Lernen. Je reifer sie werden, um so selbstständiger und verantwortungsbewusster sollten sie werden. Das werden sie aber nur, wenn sie innerhalb eines Rahmens kennengelernt haben, wie so etwas funktioniert.
Bezogen auf die Schule sollten Eltern und Lehrer im Idealfall Hand in Hand arbeiten. Dabei ist das kein „gegen“ das Kind, sondern ein „für“ das Kind, welches erklärt bekommen muss, was wofür nötig und hilfreich ist.
Vorbildfunktion
Die wichtigste Erziehung ist die des Vorlebens. Ein junger Mensch lernt am meisten durch das Abschauen von Verhaltensmustern. Da sind sich viele Erwachsene ihrer Verantwortung überhaupt nicht bewusst. Sie denken entweder gar nicht darüber nach oder aber sie haben Ausreden parat, wie, dass das Kind zu klein ist, um das zu verstehen oder nachzumachen oder man erkläre ja dem Kind, dass man das ein oder andere erst machen dürfe, wenn man erwachsen sei. In vielen Fällen glauben das die Erwachsenen sogar selbst. Das ist jedoch ist ein Trugschluss.
Dabei sind nicht nur die Eltern gefordert, sondern jeder einzelne Erwachsene ist ein Vorbild und sollte sich dieser Verantwortung bewusst sein.
Im Straßenverkehr sehen und hören wir die negativen Vorbilder sehr häufig. Eine rote Fußgängerampel scheint für so manchen nicht zu gelten. Wenn kein Auto kommt, achtet man gar nicht darauf, ob Kinder in der Nähe sind; man geht einfach.
Im Auto flucht man über andere Verkehrsteilnehmer. Nicht einmal, nicht zweimal – nein, ständig. Während dem Kind auf der Rückbank zu Hause das Benutzen „böser“ Worte verboten wird, kommt es bei den Eltern des Öfteren zur Anwendung.
Von Kindern wird das Einhalten von Regeln erwartet. Welche Regeln nun sinnvoll und pädagogisch wertvoll sind, lassen wir an dieser Stelle mal offen. Wie ist das bei den Erwachsenen? Gefällt ihnen eine Regel nicht, sehen sie nur das Negative und lassen ihrem Frust oder Ärger freien Lauf. Ein häufig gesehenes Beispiel ist die Radarkontrolle. Der Erwachsene hat eine bestimmte Geschwindigkeit nicht zu überschreiten. Macht er es dennoch, wird er geblitzt und hat zu bezahlen. Punkt. Sache erledigt. Anstatt sich über den eigenen Regelverstoß zu ärgern bzw. sich selbst Besserung zu geloben, wird über die Sinnlosigkeit der Messung an jener Stelle geschimpft und es ist von Abzocke die Rede. Das kann ein Kind auf andere Bereiche übertragen und bezweifelt ebenfalls aufgestellte Regeln, die es selbst als sinnlos ansieht.
Ein weiteres Beispiel ist die viel zu häufige Handynutzung von Erwachsenen. Die junge Mutter mit dem Kinderwagen auf dem Gehweg, der Vater zu Hause auf dem Sofa, die Frau im Wartezimmer des Arztes, Erwachsene in der Bahn und im Bus; da sind den Beispielen keine Grenzen gesetzt.
Kinder nehmen das alles ganz genau auf und leben es nach.
Jeder einzelne Erwachsene muss sich an die Nase fassen und sich bewusst machen, zu jederzeit ein Vorbild zu sein.
Zu sagen, „die heutige Jugend …“ ist stets ein Eigentor! Das muss jedem Erwachsenen bewusst sein. Das war immer so und wird immer so sein. Das reicht weit über 2000 Jahre zurück. Ich denke da gerne an das Zitat des griechischen Philosophen Sokrates:
„Die Jugend liebt heutzutage den Luxus. Sie hat schlechte Manieren, verachtet die Autorität, hat keinen Respekt vor den älteren Leuten und schwatzt, wo sie arbeiten sollte. Die jungen Leute stehen nicht mehr auf, wenn Ältere das Zimmer betreten. Sie widersprechen ihren Eltern, schwadronieren in der Gesellschaft, verschlingen bei Tisch die Süßspeisen, legen die Beine übereinander und tyrannisieren die Lehrer.“
Im Grunde denkt jede Generation ähnlich. Es ist die Folge unserer eigenen Revolution gegenüber unseren Eltern, die uns in einigen Bereichen als schlechtes Beispiel dienten, uns aber gegenteilig handeln ließen. Es ist eine gesellschaftliche Unsitte, von jungen Menschen Dinge zu erwarten, die man selbst nicht vorleben kann.
Der Mensch beginnt mit dem Lernen bereits im Mutterleib und es endet erst mit dem Tod. Das heißt, wir lernen und lernen und lernen – das ganze Leben lang.
Für Schüler ist das häufig ein absolutes Unwort: LERNEN.
Unser Gehirn dagegen macht nichts lieber als lernen. So ist das Gehirn – so ist der Mensch – programmiert.
Viele Tiere haben zum Überleben ihre Besonderheiten.
Der Gepard ist das schnellste Tier auf dem Land, ein Tiger hat extrem scharfe Zähne, mit der er seine Beute reißen kann, der Eisbär ist perfekt auf die kalten Witterungsbedingungen am Nordpol eingestellt, der Elefant ist mächtig und stark, der Albatros ist ein Flugkünstler und der Mensch hat sein Gehirn zum Lernen.
Während all diese Tiere vom Aussterben bedroht sind, ist der Mensch seiner Existenz sehr sicher. Denn er ist in der Lage aus Fehlern und Problemen zu lernen und es besser zu machen.
Wir lernen, um es einfach zu erklären, auf zwei Arten:
Durch ständiges Wiederholen und Üben.
Durch die Abspeicherung des Erlernten in der Ruhephase.
Darauf gehen wir zu einem späteren Zeitpunkt deutlich intensiver ein. Um das Lernen besser verstehen zu können, sollte man das Gehirn etwas kennenlernen und verstehen, wie es arbeitet und was es kann.
Das Gehirn
Das Gehirn ist längst noch nicht vollständig erforscht. Die bekannten Fakten jedoch sind schon sehr beeindruckend. Kein Computer kann es mit ihm aufnehmen. Unser Gehirn ist eine absolute Supermaschine.
Fakten:
Das Gehirn wiegt zwischen 1,2 und 1,4 Kilogramm und somit rund 2% des Körpergewichts.
Das Gehirn benötigt 20% des gesamten Energiehaushaltes. (Es benötigt ca. 20% des Sauerstoffs und 25% der Glukose.)
Das Gehirn kann kaum Sauerstoff und Energie abspeichern und ist daher auf eine ständige Blutzufuhr angewiesen.
Das Gehirn besitzt rund 100 Milliarden Neuronen.
Das Gehirn beherbergt zwischen 65 und 120 Billionen Synapsen. (Auf die gehen wir noch genauer ein.)
Das Gehirn hat seine Stärke in der Flexibilität und Veränderbarkeit.
Das Gehirn ist erst mit 21 Jahre ausgebildet.
Was genau ist nun das Lernen?
Die Synapsen
Die Synapsen sind äußerst wichtig für den Menschen. Sie prägen uns und entscheiden neben unseren Gedanken über unser Tun, Handeln, Neigungen und über unsere Zukunft.
Sie sind die Verbindungen zwischen den Neuronen. An jeder der 100 Milliarden Neuronen sind 10.000 Synapsen verknüpft. Jedoch nicht von Geburt an. Sie sind die sprichwörtlichen Spuren im Sand. Durch Lernen schaffen wir neue Synapsen; neue Pfade im Gehirn.
Kommt ein Baby auf die Welt, beginnt es sofort an zu lernen: Farben, Formen, Gesichter, Wörter und vieles mehr. Es schafft im Gehirn Verbindungen zwischen den Neuronen: Synapsen. In den ersten beiden Lebensjahren lernt ein Mensch so viel, dass er die doppelte Anzahl an Synapsen wie ein Erwachsener hat.
Ein 2-jähriges Kind hat ca. 120.000.000.000.000 Synapsen.
In den darauffolgenden Jahren geht es nun darum, Synapsen zu kappen. Die Frage ist natürlich, welche sollen behalten werden und auf welche können wir verzichten. Die verbleibenden Synapsen werden uns als Mensch ausmachen; von der politischen Richtung bis hin zu unserem Tun.
Es ist, wenn auch sehr grob, aber besser verständlich, vergleichbar mit einer großen Wiese. Das Gras ist hochgewachsen und die Wiese unbetreten.
Ein Mensch bewegt sich auf dieser Wiese von A nach B. Er hat einen Pfad geebnet. Das Gras ist niedergedrückt. Beim nächsten Mal geht er von A über C nach B. Ein zweiter Weg ist geebnet. Nun bekommt er von außen die Information, dass der erste Weg der schnellere und einfachere ist.
Von nun an geht er nur noch den ersten Weg. Das Gras ist nach einigen Malen komplett niedergetreten. Beim anderen Weg richten sich die Halme mit der Zeit wieder auf. Der Pfad gerät in Vergessenheit.
Genauso verhält es sich in der Realität mit den Synapsen. Das zweijährige Kind hat nun viele Pfade in seinem Gehirn. Nun wird er durch die Erziehung lernen, welche Pfade für ihn die richtigen und besten sind. Läuft die Erziehung falsch und ein Kind kappt die falschen Synapsen, kann es auf die schiefe Bahn geraten.
Nach einigen Jahren schätzt man ab, ob die Erziehung positiv verläuft. Ist das Kind aus dem Gröbsten raus, kommt eine zweite Welle auf das Kind und somit auf die Eltern zu. Zwei Jahre vor Beginn der Pubertät entstehen wieder viele neue Synapsen. Sozusagen neue Pfade, neue Wege, neue Möglichkeiten zum gleichen Ziel zu kommen. Nach zwei Jahren ist das Gehirn voller Synapsen und benötigt von außen wieder Unterstützung. Erschwert wird diese Phase von den Hormonen in der Pubertät. Die Erziehung der Eltern wird nun weniger angenommen; das Gehirn ist in dieser Phase besonders risikofreudig.
Während der Pubertät trennen wir uns wieder von vielen Synapsen. Ist das Erwachsenenalter erreicht, wurde die Hälfte aller Synapsen gekappt.