Letzte Bibliotheken - Konrad Heyde - E-Book

Letzte Bibliotheken E-Book

Konrad Heyde

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Beschreibung

Plötzlich ist klar: Ein Goldenes Zeitalter der Bibliotheken, wie es ehrgeizigen Bibliothekaren und optimistischen Bildungs- und Kulturpolitikern manchmal vor Augen stand, wird nicht kommen. Der bescheidene Fortschritt der Bibliotheksentwicklung ist schier unbemerkt in Rückschritt übergegangen. Gelegentliche Berichte über neu eröffnete Bibliotheken täuschen darüber hinweg; sie beschreiben euphorisch die herausragende Architektur und berauschen sich an Bildschirmarbeitsplätzen, Selbstverbuchungsanlagen, Mediensortiergeräten und elektronischen Leitsystemen, von Büchern ist keine Rede. Unter Bibliothekaren verbreitet sich eine Ablehnung des Buchs. Sie wollen Bibliotheken in Treffpunkte, Veranstaltungszentren und Erlebnisorte verwandeln. Die Tendenz, dass Bibliothekare nichts mehr mit Büchern und Bibliotheken zu tun haben wollen, wird immer offensichtlicher. Das dürftige Zeitalter der Bibliotheken läuft aus. Gerade im Niedergang entdeckt Konrad Heyde Aspekte, die bisher kaum beachtet wurden, aber deutlich machen, dass Bibliotheken, auch wenn sie dem Ende entgegengehen, immer noch interessante Einrichtungen sind.

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Inhalt

Publikationsbündel

Vorwort

Bibliotheksende

Groteske

Handhabbarkeit der Bibliotheksmedien

Restbibliotheken und Bibliotheksreste

Prognose

Bibliothekare, Die Introvertiertheit der

Versatzstücke zum bibliothekarischen Befinden

Bibliotheksentropie

Rocaille

Anmerkungen

Publikationsbündel

Vorwort

Anlass, dieses kleine Buch zu produzieren, war die Unmöglichkeit, den Aufsatz »Bibliotheksende« in einer Zeitschrift unterzubringen. Schon beim Schreiben wurde mir klar, dass es mit einer Veröffentlichung im bibliothekarischen Umfeld schwierig werden würde. Denn es handelt sich weder um einen bibliothekswissenschaftlichen Beitrag noch um einen Bericht aus der Bibliothekspraxis; beide wären von Nüchternheit geprägt und mit Fußnoten garniert. Aber der Vorgang, der den Text initiierte, hat etwas mit Gefühlen zu tun, die gezeigt werden sollten. Gefühle sind jedoch weder in der Wissenschaft noch in die Praxis befördernden Berichten angebracht. Da eine Veröffentlichung allein in digitaler Form nicht in Betracht kam, blieb nur die Möglichkeit, den Text mit weiteren Texten zu bündeln und so zu veröffentlichen.

Die weiteren Texte gab es nicht, sie waren erst noch zu schreiben. Dafür konnte ich auf Notizen, die ich mir vor einiger Zeit – analog zu: Georg Steiner, Meine ungeschriebenen Bücher, Hanser 2007 – unter dem Titel »Worüber ich gerne geschrieben hätte« gemacht hatte, zurückgreifen, im Wesentlichen eine annotierte Liste bibliotheksrelevanter Themen, angereichert mit Gründen, warum ich darüber niemals schreiben können würde (zu faul, zu apathisch, keine Zeit, nicht kompetent, als Thema zu läppisch, zu lange aus der beruflichen Praxis, interessiert eh nur mich und sonst niemanden, unfähig, interessant zu schreiben und Probleme und Sachverhalte richtig zu durchdenken usw.).

Als ich mir die Liste vornahm, begriff ich, dass darunter Themen sind, die zwar alle aus dem bibliothekarischen Umfeld stammen und in diesem virulent sind, aber weder in der bibliothekarischen Fachliteratur vorkommen, noch in informellen Situationen angesprochen werden. Es handelt sich um Themen, die unter der Decke gehalten werden, als seien sie peinlich. Umso lustvoller ist es, beim einen oder anderen dieser Themen die Decke anzulupfen und noch eine Reihe weiterer in petto zu wissen, über die bei anderen Gelegenheiten geschrieben werden kann.

Ihrer Machart nach passen die Texte zusammen. Die größte Gemeinsamkeit liegt jedoch in ihrer Stimmung. Durch diese unterscheiden sie sich von Texten in gewohnt fachlichem Duktus, die noch im Glauben an die Zukunft der Bibliotheken verfasst und optimistisch sind, z. B. Vorschläge für die Bibliotheksentwicklung transportieren. Die hier vorliegenden Texte sind hingegen nach dem Ereignis entstanden, das Anlass für den Aufsatz »Bibliotheksende« war, und sind im Zweifel verfasst. Zweifel beendet jede Gewissheit: hier den Glauben an eine Zukunft der Bibliotheken, der, wie sich jetzt herausstellt, ein naiver Glaube war, also ein paradiesischer. Die Texte sind absurd, mit ihnen werden keine Ziele mehr verfolgt, es sind Reflexe des verlorenen Paradieses.

Bibliotheksende

Groteske

Bradbury irrte. Jetzt wissen wir, nicht Brandspezialisten, also Feuerwehrmänner, sondern Spezialisten für Buch und Bibliothek, also Bibliothekare, sind zuständig für die Vernichtung von Büchern und Bibliotheken. Das ist Fortschritt. Und wie jeder Fortschritt hat auch dieser zum Ziel, Tradition zu werden, zu bibliothekarischer Tradition. Der Anfang ist gemacht.

Bislang fanden Überlegungen zum Bibliotheksende stets auf der festen Basis real existierender Bibliotheken statt. Von daher gesehen schien ein Ende – wenn auch von deutlich sichtbaren Zeichen ausgehend – eher hypothetisch; denn es bestand die Hoffnung, dazu werde es schon nicht kommen, vielmehr werde das Ende in einem Wandel der Bibliotheken aufgefangen, und Betrachtungen darüber liefen auf Spekulationen über diesen rettenden Wandel hinaus. Symptomatisch hierfür ist das Fragezeichen im Titel des 2011 von Uwe Jochum und Armin Schlechter herausgegebenen Tagungsbandes Das Ende der Bibliothek?, das dazu dient, das Ende als unwahrscheinlich hinzustellen. Aber hier berichte, erinnere, räsoniere und spekuliere ich über eine wirkliche Bibliotheksvernichtung, die noch dadurch akzentuiert wird, als sie von Bibliothekaren gewollt und vollzogen wurde und es sich um deren eigene bibliothekarische Fachbibliothek handelte. Es geht also um einen Präzedenzfall sondergleichen.

Liquidation der Bibliothek

Am 10. März 2014 beschlossen die Bibliothekarinnen und der Bibliothekar der Fachstelle für das öffentliche Bibliothekswesen Freiburg, die Fachbibliothek der Fachstelle aufzulösen. Der Beschluss fiel im Rahmen der wöchentlichen Dienstbesprechung. Ihm ging keine weitere Diskussion voraus; denn diese war in der Fachstelle – teils formal, vor allem informell, stets nach dem Motto des steten Tropfens, der den Stein höhlt, bereits seit über zehn Jahren gelaufen, so lange, bis klar war, dass nun so beschlossen werden würde. Der Beschluss wurde ein ganz klein wenig modifiziert, zum einen, weil eine Bibliothekarin sich anbot, eine ihr bekannte Lehrerin eines nahen Gymnasiums zu fragen, ob die Schule Interesse habe, die literaturwissenschaftliche Literatur aus der Fachbibliothek zu übernehmen, zum anderen, ganz aktuelle bibliothekarische Fachliteratur sowie Literatur, die die Fachstelle selbst beträfe, noch zu behalten.

Wenige Tage später kamen drei Gymnasiastinnen auf Fahrrädern mit einem Kinderanhänger vorbei, beluden diesen mit Büchern und füllten zwei Rucksäcke. Als sie gerade losziehen wollten, überreichte ihnen eine freundliche, etwas verlegen lächelnde Fachstellenbibliothekarin einen Karton mit dem Hinweis, der enthielte Literatur über Comics und Filme, wofür sie gewiss Abnehmer finden würden …

Vier Wochen nach dem Beschluss, am 8. April, wurden über 5000 Bücher und andere Materialien als Müll entsorgt. In gemeinsamer Aktion der Fachstellenmitarbeiter wurden die Medien in Kartons und Plastikkisten gepackt, eine Treppe heruntergetragen, auf Wägelchen verladen, mit dem Aufzug nach unten transportiert und in die bereitgestellte Müllmulde geworfen. Nachmittags wurde die Mulde abgeholt und zur Müllverbrennungsanlage in Eschbach, 25 Kilometer südlich von Freiburg, gefahren, wo die Bibliothek noch am selben Tag verbrannt wurde. Ob das auch so ein gemeinschaftsförderndes und identitätsstiftendes Ereignis war wie andere gemeinsame Aktionen, etwa wie ein Betriebsausflug oder das Drucken und Legen der Seiten einer Fachstellenveröffentlichung oder die sich aus der Routine der täglichen Arbeit abhebenden Arbeiten zur Vorbereitung und Durchführung der Fachkonferenz der Staatlichen Fachstellen (in Freiburg 1992) oder das Fußballspiel auf einem nahegelegenen Bolzplatz mit anschließendem Verzehr von Schmalzbroten?

Sich aufdrängende Fragen

Die Aktion wirft Fragen auf, vor allem drei, die auf Existenz und Arbeitsmöglichkeiten der Fachstelle zielen. Zum einen: Wie hat die Liquidation ihrer Fachbibliothek das Ansehen der Fachstelle innerhalb des Regierungspräsidiums verändert? Die Frage muss gestellt werden; denn seit 2005 ist die Fachstelle ins Regierungspräsidium integriert (Abteilung 2 – Wirtschaft, Raumordnung, Bau-, Denkmal- und Gesundheitswesen / Referat 23 – Kulturelle und soziale Infrastruktur, Krankenhausfinanzierung, Fachstelle für das öffentliche Bibliothekswesen), damit Teil dieser Behörde und von ihr abhängig. Ansehen und Akzeptanz der Fachstelle im Regierungspräsidium sind für ihre Ausstattung und Arbeit wichtig (z. B. für die finanziellen Möglichkeiten, etwa für das Abonnement von Fachzeitschriften, für Dienstfahrten, für die Gewinnung und Weitergabe von Fachinformationen, für die Durchführung von Fortbildungsveranstaltungen, für die Wiederbesetzung freiwerdender Stellen), letztlich hängt die Existenz der Fachstelle davon ab. Weil die Aktion mit ihrem Treppauf-Treppab, Liftauf-Liftab, dem Gerolle, Geschiebe und Gewuchte unüberseh- und -hörbar war, haben Bedienstete des Präsidiums darauf reagiert: erstaunt, erfreut, verwundert? War ihnen verständlich, was da geschah? War es einsichtig, dass Bibliothekare ihre eigene Bibliothek wegwerfen? Konnten die Fachstellenmenschen ihnen das erklären? Wie waren die Erklärungen? Kurz angebunden, resigniert, verlegen, besserwisserisch, ausführlich, von oben herab? Waren die Fachstellenmenschen gewappnet und hatten sie sich argumentativ darauf vorbereitet? Oder hatte man improvisiert und dilettiert?

Zum Zweiten: Wird es zu verhindern sein, dass die Entscheidungsträger in den Kommunen, also Bürgermeister, Amtsleiter, Gemeinderäte, Kenntnis von der Vernichtung der Bibliothek erlangen? Wenn nicht, dürfte es mit der Überzeugungsarbeit der Fachstelle nicht mehr weit her sein. Denn die Argumentation für Bibliotheken und bessere Bibliotheken – das Kerngeschäft einer Fachstelle – dürfte bei Kenntnis der kommunalen Entscheidungsträger darüber, was die Fachstelle mit ihrer eigenen Bibliothek angestellt hat, obsolet sein.

Und zum Dritten: Mit welcher Überzeugungskraft können Fachstellenbibliothekare, immer das Wissen von der Bibliotheksvernichtung im Kopf, gegenüber kommunalen Entscheidungsträgern noch für Bibliotheken argumentieren? Denn solches Wissen lähmt …

Wovon wurden die Bereitstellung der Müllmulde durch einen Muldendienst und die Mehrkosten für die Verbrennung von Sondermüll bezahlt, denn die Bucheinbände waren mit Klebefolie verstärkt, ältere Bücher mit PVC-Folie, die beim Verbrennen Chlor freisetzt, also Giftgas? Wurde dafür – ein letztes Mal – auf den nicht mehr benötigten Haushaltsposten »Fachliteratur« zurückgegriffen, jetzt nicht zur Beschaffung von Fachliteratur, sondern zur Abschaffung von Fachliteratur?

Das Ende deutet sich an

Bereits ein halbes Jahr, nachdem ich im September 2003 aus der Fachstelle ausgeschieden war, wurde mir nahegelegt, was mich aus der Fachbibliothek interessiere, auszuleihen und einfach zu behalten; die Bibliothek werde nicht mehr so weiter betrieben wie bisher. Sie war also bereits vor über zehn Jahren zur Plünderung freigegeben. – Zweimal habe ich »Argumente« gegen die Bibliothek gehört. Das eine war, es sei nötig, die Bibliothek gründlich zu durchforsten und alles, was nicht mehr aktuell und brauchbar sei, auszuscheiden; denn man müsse ja mit gutem Beispiel vorangehen und das, was man den öffentlichen Bibliotheken permanent predige, nämlich nicht mehr gefragte Literatur laufend auszuscheiden, ebenfalls praktizieren; wobei der dahinterstehende Gedanke, wenn niemand die Fachbibliothek nutze, könne sie insgesamt ausgeschieden werden, unausgesprochen blieb. – Das andere war, man brauche dringend den Raum (was für ein Raum das war, wird gleich geschildert).

Von einem weiteren Argument habe ich aus zweiter Hand erfahren: dass die Fachbibliothek »Steckenpferd des früheren Fachstellenleiters« gewesen sei. Das stimmt. Und zwar insofern, als ich es war, der sich für die Etablierung, den Ausbau, die Vermehrung der Bibliothek eingesetzt hat und (nicht ganz, aber doch ziemlich weitgehend) ihr einsamer Nutzer war. Aber das stimmt insofern nicht, als für mich die Bibliothek ein Element unter vielen war, die zusammengenommen und in Abhängigkeit voneinander Fachstellenarbeit ausmachten, und die mir insgesamt wichtig waren.

Als ich im März 1982 in die Fachstelle kam, fand ich keinen halben Regalmeter älterer Fachliteratur vor, etwa zwanzig Titel; außerdem waren zwei Fachzeitschriften abonniert, Buch und Bibliothek (BuB) und Bibliotheksdienst. Der Haushaltsplan der Fachstelle wies für diesen Bereich zwei Posten auf; der für »Fachliteratur« war noch nie in Anspruch genommen worden, der für »Fachzeitschriften« nur teilweise. Jetzt wurden weitere Zeitschriften abonniert und die Ausschöpfung des Postens für »Fachliteratur« ermöglichte jährlich die Beschaffung von 15 bis 25 Titeln. Fachliteratur, die sich bei mir privat angesammelt hatte, wurde in die entstehende Fachbibliothek eingebaut. Bei Kontakten im bibliothekarischen Umfeld hielt ich mit meinem Interesse für Fachliteratur nicht hinterm Berg; Vernetzung, Teilnahme an Gremienarbeit, Referate für Fortbildungsveranstaltungen, Tagungen usw. steigerten die Möglichkeiten, an Fachliteratur zu kommen. Mehrmals bestand Aussicht auf Übernahme von Nachlässen, aber nur einmal gelang es, einen kleinen Teil eines Nachlasses zu erhalten. Immer wieder wurden Beiträge von Fachstellenmitarbeitern veröffentlicht, Belegexemplare fanden meist Eingang in die Bibliothek. Einiges wurde kopiert und aufgebunden, z. B. eine Zusammenstellung medizinischer Gutachten zur Übertragbarkeit von Infektionen durch Bibliotheksmedien oder Archivalien, die sich bei der Recherche für Veröffentlichungen zur Fachstellengeschichte oder zur Dokumentation von Planungsabläufen von Bibliotheksbauten einfanden. Aufgebunden wurden auch Bibliotheksmaterialien, die einem bestimmten Thema zuzuordnen waren, etwa Mitgebrachtes von einer Informationsfahrt durch ein Land oder aus Bibliotheken einer Stadt. Und schließlich hat die Fachstelle selbst immer wieder Veröffentlichungen produziert.

Ständige Aufmerksamkeit für Fachliteratur führte dazu, dass nach 21 Jahren die Fachbibliothek auf mehr als 5000 Medien gewachsen war. Einen Eindruck davon, welche inhaltliche Mischung zusammenkam, kann, als Pars pro toto, die kleine, aus der Erinnerung hervorgekramte Zusammenstellung, vermitteln.

Ein Bibliotheksende nach dem anderen

Solche Bücher und Materialien wurden entsorgt, entfernt, weggeworfen, vernichtet, verbrannt, in Asche verwandelt, vaporisiert:

Alles von Uwe Jochum, darunter

Die Idole der Bibliothekare

, das den Essay

Brennende Bibliotheken

enthält. Der beschäftigt sich damit, dass bei der Eroberung Konstantinopels durch Truppen des Sultans Mehemmed II. am 29. Mai 1453 die kaiserliche Palastbibliothek in Flammen aufgeht, was als endgültiges Ende der Antike und als Beginn einer neuen Zeit interpretiert wird. »Der Brand der Bibliothek bringt diese Zeitenwende in einem grandiosen Symbol zum Ausdruck: Das Ende von überlieferter Schrift ist das Ende der alten Götter. Das neue Zeitalter beginnt mit einer neuen Schrift, der arabischen, und mit dem neuen Gott Allah, der die Musen vertreibt.«

Die verschwundene Bibliothek

von Luciano Canfora, das Buch über die universale Bibliothek in Alexandria, über den Traum der Ptolemäer vom umfassenden Herrschaftswissen, von der Machtausübung mittels einer allumfassenden Datensammlung und über deren Ende durch den befohlenen Bibliotheksbrand.

Die Bibliothek von Löwen: Eine Episode aus der Zeit der Weltkriege

von Wolfgang Schivelbusch. Dargestellt wird, wie am Beginn des 1. Weltkriegs in der belgischen Stadt Löwen deutsche Truppen im Zuge einer »Strafaktion« die Universitätsbibliothek niederbrannten und welche Konsequenzen das hatte. Beispielsweise wurden in den Jahren nach dem Krieg hohe Staatsbesuche, wie anderswo zum Grab des unbekannten Soldaten, in Belgien stets in die Bibliotheksruine geführt, die mit dem Transparent versehen war: ICI FINIT LA CULTURE ALLEMANDE.

(Die Zerstörung von Kulturgut in bewaffneten Konflikten am Beispiel des ehemaligen Jugoslawien 1991-1996: Bibliotheken, Archive und Museen als strategisch wichtige Angriffsziele und Kriegstrophäen

von Teresa Elisabeth Pribil. Die an der Fachhochschule Eisenstadt geschriebene Diplomarbeit erschien 2007 und damit zu spät, um Eingang in die Fachbibliothek zu finden; so wurde sie nicht zerstört. Sie enthält eine Reihe bedenkenswerter Formulierungen zur Bibliotheksvernichtung, z. B.: »Faschisten im Zweiten Weltkrieg verbrannten unter dem Vorwand der Reinigung und ideellen Erneuerung der gegenwärtigen Kultur die eigenen Sammlungen, und so überrascht es nicht, dass auch die feindlichen Sammlungen dem Feuer zum Opfer fielen« oder: »Ignoranz und Vandalismus sind die größte Gefahr für diese Sammlungen genauso wie mangelnde Sorgfalt und Verletzung der Dienst- und Aufsichtspflicht.«)

Der 2002 erschienene Sammelband

Die besondere Bibliothek oder: Die Faszination von Büchersammlungen

, der die Rede »…

sie würden auch Goethe verbrennen

« –

Über die Angst vor dem Buch und der Erinnerung

von Wolfgang Frühwald enthält, in der die Bücherverbrennung vom 10. Mai 1933 reflektiert und feststellt wird, sie »wurde aus einer tief sitzenden Angst vor der Macht des Wortes und des Buches gespeist«. Und: Die Nazis haben »im Kampf gegen das Weltwissen und das Menschheitsgewissen konsequent das Medium gewechselt, (…) vom Buch zur Rede, von der Bibliothek zum Hörfunk (…) und zum Tonfilm.«

Das schmale Bändchen

Über das Verbrennen von Büchern

von Erich Kästner, 1958 bei Kiepenheuer & Witsch erschienen.

Anregungen für die Fachstellenarbeit

Der kleine Klassiker jedes bibliotheksfachlichen Buchbestands:

Die Bibliothek

von Umberto Eco, ein Festvortrag zur