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„Liebe des Todes“ – Eine emotionale Gay Romance voller Mut und Leidenschaft Tauche ein in „Liebe des Todes“, eine fesselnde queere Liebesgeschichte, die die Grenzen zwischen Hoffnung und Schmerz, Dunkelheit und Licht auslotet. Worum geht es? Sebastian lebt ein geordnetes Leben, geprägt von der Angst, aufzufallen, und der Ablehnung seiner Umwelt. Doch dann trifft er Oliver – einen charismatischen jungen Mann mit rotem Haar und blauen Augen. Oliver, der selbst die Wunden familiärer Ablehnung und gesellschaftlicher Vorurteile trägt, zieht Sebastian in seinen Bann. Ihre Verbindung wächst im Verborgenen, in einer Welt, die sie nicht versteht. Doch können sie gegen den Druck der Gesellschaft und ihre eigenen Ängste ankämpfen? „Liebe des Todes“ ist mehr als eine Gay Romance – es ist eine Geschichte über Mut, Identität und die Kraft der Liebe. Was macht „Liebe des Todes“ besonders? Tiefgründige Charaktere: Sebastian und Oliver sind vielschichtige Figuren, die ihre Unsicherheiten und Stärken auf packende Weise offenbaren. Wichtige Themen: Die Geschichte behandelt Homophobie, familiäre Ablehnung und den ständigen Druck, unsichtbar zu bleiben. Fesselnde Atmosphäre: Von der ersten Begegnung bis zu den emotionalen Wendungen entfaltet sich eine intensive und mitreißende Geschichte. Slow Burn Romance: Die Beziehung der beiden Protagonisten entwickelt sich behutsam, authentisch und voller Spannung. Für wen ist „Liebe des Todes“ geeignet? Dieses Buch ist perfekt für Leser:innen, die: Gay Romance mit Tiefgang und emotionaler Intensität suchen. Nach einer queeren Liebesgeschichte suchen, die schwierige Themen wie Homophobie aufgreift. Fans von Geschichten wie „Call Me By Your Name“ oder „Heartstopper“ sind. Jetzt dein Exemplar sichern! „Liebe des Todes“ ist als Taschenbuch und eBook erhältlich – eine Geschichte, die dich berühren und lange begleiten wird. Lass dich von einer Geschichte fesseln, die zeigt, dass wahre Liebe alle Grenzen sprengt.
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Veröffentlichungsjahr: 2025
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de/ abrufbar.
Verlag:
Living Oils
Elisabeth Dunker
Münchener Straße 80
84453 Mühldorf am Inn
Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Alle Rechte sind dem Autor vorbehalten, einschließlich der Vervielfältigung, Übersetzung, Mikrovorführung, Verfilmung, sowie Einspeicherung und Verarbeitung in elektronische Systeme.
Alle Charaktere und Handlungen sind frei erfunden.
1. Auflage 2024
Taschenbuch: 978-3-949750-18-2
E-Book: 978-3-949750-07-6
©️ Shino Tenshi (aka A. R. Tost)
All rights reserved
Webseite: https://shinotenshi.de/
E-Mail: [email protected]
Instagram: @shinotenshi87
Facebook: www.facebook.com/autorshinotenshi
Cover-Artwork: PenguArts
Lektorat: B. Tost
Sensitivity Reading: Julia Neikes
Chibi-Artwork: Suki's Art
Cover & Buchsatz: BinDer Buchsatz Verena Binder
Shino Tenshi
Es reicht ein Blick, sagt man,
um einander für immer zu binden.
Es reicht ein falscher Schritt,
um sich für immer zu verlieren.
Wann habe ich dich gesehen?
Wann haben wir uns verloren?
So fest hatte ich deine Hand umklammert.
So tief war die Liebe, die ich zu dir empfand.
So laut, war der Knall,
als du aus meinen Leben gerissen wurdest.
Ich hatte dich geliebt.
Du hattest mich geliebt.
Ich hab in deine Augen gesehen.
Als sie für immer erloschen.
Und auch wenn du in meinen Armen starbst.
So werde ich die Zeit niemals vergessen.
Die Zeit, in der ich deine Hand hielt
und dein Körper so warm neben mir lag.
Denn sie war die schönste Zeit meines Lebens...
Sebastian! Jetzt warte doch einmal auf mich!”
Ich hörte die Stimme meiner besten Freundin hinter mir, wobei ich seufzte und mich dann zu ihr umdrehte. Ihr kurzes braunes Haar klebte ihr durch den Schweiß der Sommersonne an den Schläfen und sie atmete schwer aufgrund des anstrengenden Laufs, den sie gerade hinter sich gebracht hatte.
“Was ist, Cathy? Du wolltest ins Kino. Also, beeil dich. Sonst verpassen wir den Anfang”, schnauzte ich sie ein wenig an. Da hatte sie mich, obwohl ich eigentlich am liebsten in meinem kühlen Zimmer geblieben wäre, dazu überredet in diese Hitze zu gehen, um einen Film anzusehen, und dann trödelte sie herum.
“Du bist fies! Schließlich hast du viel längere Beine als ich!”, beschwerte sie sich sofort und in ihren blauen Augen blitzte es trotzig auf, wobei sie wirklich fast zwei Köpfe kleiner war als ich.
Nun ja, das konnte daran liegen, dass ich ein Riese mit einer Körpergröße von zwei Metern war. Da war fast jeder kleiner als ich. Meine Beine waren zudem bedeutend länger als mein Oberkörper. Deshalb war ich auch als Sprinter im Leichtathletik-Verein.
“Ja, ja. Hör auf zu meckern. Es ist heiß”, maulte ich nur und wandte mich dann ab, um einfach weiterzugehen. Meine schwarzen Haare, die mir bis knapp über die Schultern gingen, hatte ich in einen Pferdeschwanz gebändigt, damit mir nicht so schnell warm wurde, während meine dunkelbraune Augen, die schon fast schwarz waren, missmutig über die Straßen glitten.
Ich wäre echt lieber Zuhause geblieben, doch Cathy hätte das nie zugelassen. Sie mochte es nicht, wenn ich mich in meinem Zimmer verkroch und dort an meinem Computer saß oder gar ein Buch oder Comic las. Es war ihr ein Dorn im Auge, dass ich nur für das Training vom Leichtathletikteam mit anderen Menschen außer ihr Kontakt hatte. Nur deswegen musste ich hin und wieder solche Ausflüge über mich ergehen lassen. Sie hätte sich aber definitiv einen besseren, kühleren Tag dafür aussuchen können.
Schließlich erreichten wir das Gebäude und meine Freundin stürmte sofort an die Kasse, um die Tickets zu kaufen, wodurch ich mich einfach für das Popcorn und die Getränke anstellte.
“Haben sie wirklich keine Cola Light? Und ihr Wasser? Das ist doch nur aus der Leitung gezapft, oder?” Deine Stimme fing mich sofort ein. Sie war sanft, aber voller Wissen, so dass man hörte, dass du von Dingen sprachst, die dir durchaus bekannt waren.
“Nein, tut mir Leid. Und Wasser ist bei uns eine gängige Marke namens Bonliqua”, meinte die Verkäuferin, wodurch du nur seufztest: “Da kann man gleich aus der Leitung saufen. Ist gut. Dann nehme ich nur ein kleines Popcorn, sonst stehe ich morgen noch da.”
Du nahmst deine Bestellung entgegen und ich sah dich an. Dein rotes Haar fiel dir neckisch ins Gesicht und unterstrich die blauen Augen harmonisch. Ich wusste nicht, was mich an dir fesselte. Es war einfach alles. Deine Stimme. Die Art, wie du dich bewegtest und deine Lider sich sanft senkten. So lange Wimpern. So wunderschön.
Ich starrte dir lange nach. Deine perfekten Bewegungen, die mich einfingen, wodurch ich nicht einmal mitbekam, wie mich die Dame ansprach. Erst als sie mich sanft berührte, zuckte ich zusammen und sah sie erschrocken an: “Was kann ich Ihnen geben? Ist alles in Ordnung mit Ihnen?”
“Ähm ja. Danke. Eine große Cola und ein großes Popcorn bitte”, bestellte ich dann einfach und versuchte noch einmal einen Blick auf dich zu erhaschen, doch du warst verschwunden, wodurch ich nur seufzte und meine Bestellung entgegen nahm.
Cathy wartete schon ungeduldig auf mich. “Was hat das so lange gedauert?”
“Es gab dort ein Problem. Aber egal. Hast du die Karten?”, fragte ich sie ruhig und sie nickte mir zu, bevor sie mit den zwei Papierstreifen vor meiner Nase herumwedelte, was mich sanft lächeln ließ. “Okay, dann lass uns mal gehen. Sonst fängt er doch noch ohne uns an.”
“Du sagst es. Also, komm schon.” Sie hakte sich sofort bei mir ein, wie sie es immer tat, woraufhin wir dann so gemeinsam nach oben gingen, um dann in dem Kinosaal zu verschwinden.
Es war schon dunkel, als wir den Saal betraten, wodurch man uns zu unserem Platz geleitete und ich ließ mich in den Sitz nieder. Meine Freundin nahm rechts von mir Platz und krallte sich sofort das Getränk und das Popcorn. So war es immer.
Jetzt musste ich immer einen Moment abwarten, in dem sie nicht hinsah, um etwas abzubekommen, sonst würde sie mich zerfleischen, wie eine Tigermutter, die ihr Junges beschützte.
Aber was faszinierend war. Die Sachen waren nach dem Film immer leer. Egal, wie viel ich kaufte oder wie kurz der Streifen war. Sie schaffte es immer, alles so gut wie selbst zu essen. Manchmal hatte ich das Gefühl, dass das Kino in ihr ein schwarzes Loch erschuf, das alles verschlang. Sogar den Sinn fürs Teilen. Vor allem, das Zeug gehörte eigentlich mir.
Schließlich seufzte ich nur und atmete tief ein, um mich dann auf den Film zu konzentrieren, doch als ich Luft holte, wurden meine Sinne von etwas benebelt, das mich berauschte. Es war ein sinnlicher, angenehmer, aber doch natürlicher Duft, der nicht aufdringlich wirkte, sondern einfach da war und einen für sich einnahm. Ich hatte schon einiges gerochen, dank bekannter Dame rechts neben mir, doch das war etwas anderes.
Es berührte nicht nur meine Geruchszellen, sondern erfüllte mich mit einem Gefühl der Geborgenheit. Ich wusste nicht, wieso es so war, doch ich konnte nichts anderes tun, als einfach diesen Duft zu genießen und vergaß sogar den Film.
Nach einer geraumen Weile begann ich nach der Quelle dieses Geruchs zu suchen, wobei mein Blick nach links wanderte und ich erneut in ein Profil sah, dass ich wohl nie vergessen würde.
Die langen Wimpern warfen komische Schatten auf dein Gesicht, wenn das Licht des Films darauf fiel und du warst so leise mit deinem Popcorn und so sehr mit dem Geschehen auf der Leinwand beschäftigt, dass du nichts um dich herum wahrnahmst.
Du warst so nah. Ich brauchte nur meine Hand auszustrecken, dann würde ich dich berühren können. Doch irgendwas verbat es mir und so starrte ich dich einfach an.
Wusste nicht wie lange und vergaß die Zeit, als ich mich weiter in deinem Antlitz verlor. Dein Haar schimmerte unter den wechselnden Lichtverhältnissen, die im Raum herrschten und deine Lippen nahmen jedes einzelne Popcorn lautlos in deinen Mund auf. Würde ich es nicht sehen, würde ich nicht glauben, dass du neben mir eigentlich etwas aßest.
Es war irritierend aber wunderschön zu gleich. Plötzlich zucktest du zusammen und ich tat es dir gleich. Alleine weil du es tatest. Obwohl ich nicht einmal wusste warum. Ich spürte nur, dass es irgendwie sein musste. Außerdem hatte ich Angst, dass du mich bemerken würdest, wodurch ich mich fast panisch nach vorne wandte.
Das Geschehen auf der Leinwand verstand ich nicht. Irgendwelche Leute schlugen sich gerade die Köpfe ein und das in meinen Augen ohne Grund, wodurch ich nur kurz dem Film folgte, bevor ich dann einfach wieder zu dir sah.
Dich weiter bewunderte und jede noch so kleine Nuance von deinem Sein erfasste und tief in mir speicherte. Ich wusste nicht, warum es so war. Warum du mich gerade so sehr fasziniertest. Aber ich konnte mich gegen den Bann, den du auf mich ausübtest, einfach nicht wehren. Denn plötzlich machte mein Leben ohne dich keinen Sinn mehr.
Auf einmal sanken deine Lider für einen längeren Moment nach unten und neben mir war das Rascheln des Popcorns verklungen und bevor ich mich versah, wurde das Licht langsam wieder angedreht.
Ich starrte dich an. Wie deine wahre Farbe langsam wieder zum Leben erwachte und verlor mich erneut in diesen blauen Augen, wobei ich das Gefühl hatte, dass ich selbst das Atmen vergaß, doch im nächsten Moment zerbrach der Bann.
Du standest auf und drängeltest dich an uns vorbei. Erst in diesem Moment begriff ich, dass du ein Mann warst, wobei Cathy neben mir nur zischte. Sie hasste es, wenn Leute zu schnell das Kino verließen. Du nuscheltest nur irgendeine Entschuldigung und verschwandest erneut in der Masse.
Ein Seufzen stahl sich über meine Lippen, als ich schon die Stimme von Cathy hörte: “Und wie fandest du den Film? Für mich war er zu blutig.”
“Ja, blutig war er.” Mehr hatte ich auch nicht mitbekommen, wobei ich froh war, dass Cathy mich nur komisch von der Seite ansah. So kurze Kommentare waren nicht meine Art. Normalerweise ließ ich eine riesige Palette ablaufen, was gut war und was schlecht. Wo Fehler versteckt waren und alles Mögliche. Doch das konnte ich ja schlecht machen, wenn ich den Film eigentlich gar nicht gesehen hatte.
“Sag mal? Hast du ihn dir überhaupt angesehen?” Sie sah mich skeptisch an, wobei ich kurz zusammen zuckte. “Ja...”
“Zumindest teilweise”, fügte ich in Gedanken noch hinzu und wich ihrem Blick aus, bevor ich dann ebenfalls aufstand. “Lass uns gehen. Sonst werden wir noch mit aufgekehrt.”
Sie schmunzelte darüber und nickte, bevor sie sich bei mir einhakte und wir ruhig den Saal und kurz darauf das Kino verließen.
“Und was machen wir jetzt? Wie wäre es mit einem Eis?” Cathy schleppte mich wieder hinaus in die Hitze, wobei ich alleine schon, als wir aus der Kühle des Kinos schritten, jämmerlich aufseufzte, als die schwere Luft sich auf meine Lungen drückte.
Es war viel zu warm. Und ich hasste es, wenn man das Gefühl hatte, bei kleiner Flamme gegart zu werden, doch ich sah es Cathy an, dass sie jetzt noch nicht nach Hause gehen würde, wodurch ich mich wohl auch noch eine Weile kochen lassen musste.
“Wie wäre es mit einer Portion Eis und dann vielleicht runter zum See. Schwimmen wird zwar nicht drinnen sein. Aber wer weiß. Vielleicht finden wir einen anderen Weg uns abzukühlen”, schlug ich etwas vor, was mich zumindest halbwegs aus dieser tödlichen Hitze bringen würde. Am See gab es viel Schatten, der wohl ein wenig Kühlung versprechen würde, wodurch ich froh war, als sie mir mit einem Nicken zustimmte und sofort den Weg zur Eisdiele einschlug.
Unbewusst begann ich in der Masse nach dir zu suchen, doch dein rotes Haar erschien mir nicht. Auch dein Duft drang nicht mehr zu mir hindurch und ich spürte in mir eine Leere, als hätte man mir eine Hälfte meines Selbst geraubt. Ich konnte es mir nicht erklären, wie ich dir in so wenigen Momenten so sehr verfallen konnte. Vor allem war ich immer der Meinung gewesen, dass mich Frauen mehr interessierten als Männer. Klar, sie waren mir nicht egal, aber ich hatte mich noch nie in einen verliebt.
Verliebt? Konnte ich das überhaupt schon so nennen? Ich kannte dich nicht. Das war eindeutig nur Schwärmerei. Nicht mehr und auch nicht weniger. Mehr durfte es nicht sein. Und für weniger würden mich die Gefühle bestrafen, die in mir tobten.
Cathy redete neben mir über den Film, wobei ich ihr nicht wirklich zuhörte, da ich den Streifen sowieso nicht richtig gesehen hatte und nur hin und wieder zustimmte. Auch wenn ich nicht wusste wobei.
“Sebastian... du hast gerade zugestimmt mit mir zu schlafen. Wo bist du in deinen Gedanken?” Sie hatte an meinen Ärmel gezupft, um meine Aufmerksamkeit zu bekommen, wobei ich sie erschrocken ansah. “Was? Das ist gar nicht wahr!”
“Doch hast du. Also, wo bist du in Wahrheit?” Sie sah mich ruhig an, wobei ich seufzte und dann den Kopf schüttelte. “Nicht so wichtig. Ich war nur in Gedanken. Wir sind eh schon da.”
Sofort löste ich mich von ihr, um mich beim Eis anzustellen und ignorierte sie weiter. Nein, ich wollte darüber definitiv noch nicht reden. Vielleicht in zwei Tagen oder gar einer Woche. Aber nicht heute. Jetzt musste ich erst einmal selbst verstehen, wodurch ich mir zwei Kugeln kaufte und als auch Cathy ihr Eis hatte, ging ich mit ihr hinunter zum See.
“Also, das nächste Mal gehen wir in einen Liebesfilm. Da fließt normalerweise nicht so viel Blut. Mein Blutkonto ist für dieses Jahr wieder mehr als gefüllt”, sprach Cathy munter weiter, wobei ich sie nur kurz anlächelte.
Klar, sie hasste solche Filme eigentlich. Es wunderte mich, warum sie ihn überhaupt vorgeschlagen hatte. Doch ich sagte nichts, sondern ging nur ruhig neben ihr her.
Liebesfilme.
Da würde ich dich bestimmt nicht treffen. Du warst nicht der Typ dafür.
Ich seufzte innerlich und langsam näherten wir uns dem See, wobei ich mir mein Eis schmecken ließ.
“Ganz schön was los.” Cathy sah ein wenig suchend über die große Ansammlung an Menschen, was mich müde lächeln ließ. “Was erwartest du an so einen Tag? Klar, dass die meisten schwimmen gehen. Warm genug ist es ja. Anders hält man es draußen ja nicht aus.”
“Du übertreibst mal wieder, Sebastian.” Sie winkte ab und ergriff erneut meine Hand, um dann einfach durch die Massen zu gehen und uns irgendwo ein gemütliches Fleckchen zu suchen, damit wir unser Eis in Ruhe essen konnten.
Ich selbst suchte auch etwas. Oder besser gesagt: Jemanden. Aber ob ich dich hier wirklich treffen würde? Ich bezweifelte es. Man sah sich immer zweimal im Leben. Und das hatten wir schon hinter uns. Wahrscheinlich würde ich dich nie wieder sehen.
Ich wusste nicht, wie es meine Freundin geschafft hatte, doch schließlich saßen wir im Gras und sogar im Schatten von einem Baum.
In Gedanken bezichtigte ich sie schon des Schummelns, wobei ich dies eigentlich fast sofort wieder fallen ließ. Cathy war eine ehrliche Person. Die ehrlichste, die ich kannte. Wodurch ich sie sanft anlächelte, als ich mir einfach mein Eis schmecken ließ.
Der Tumult um uns herum war mir egal. Ich hörte das Lachen der Kinder und die Stimmen von Erwachsenen. Sie alle waren hier. Sie alle hatten Spaß. Und doch lebten sie alle nur nebeneinander her. Heute sah man sich. Doch morgen war man schon vergessen. Ich seufzte in mich hinein. Eigentlich hasste ich es, wenn ich auf diese Vergänglichkeit kam, doch in solchen Momenten konnte ich nicht anders.
“Sebastian. Hast du schon gehört? Wir bekommen einen neuen Mitschüler”, sprach mich Cathy plötzlich an, wodurch ich sie überrascht ansah. “So? Nein, das ging an mir vorbei. Aber woher hast du es gehört?”
Sie lächelte spitzbübisch, wobei sie geheimnisvoll eine Weile verstreichen ließ. “Nun ja, du weißt ja, ich habe meine Quellen. Ich bin schon gespannt, wie er so drauf ist.”
“Junge oder Mädchen?”, fragte ich dann ruhig weiter, wobei Cathy mit den Schultern zuckte. “Ich weiß es nicht. So viel hat meine Quelle dann doch nicht herausgefunden. Wir werden es morgen schon sehen. Ich bin irgendwie aufgeregt. Du etwa nicht?”
“Doch, doch. Schon.” Es war gelogen, weil mir der Neuling egal war. Es war viel interessanter herauszufinden, wer du warst.
“Das hört sich aber nicht so an.” Cathy sah mich schräg von der Seite an, wobei ich sie nur kurz anlächelte. “Doch, wirklich. Aber es gibt Dinge, die wichtiger sind als das.”
“Und die wären?” Das war ja wieder so typisch für sie. Sie interessierte sich immer schon für den neusten Tratsch und das würde wohl nie anders werden, wodurch ich sie geheimnisvoll anlächelte. “Das verrate ich dir nicht.”
“SEBASTIAN! Das ist gemein!”, fuhr sie auf, doch ich begann nur zu lachen und versteckte mich dann hinter meinem Eis, während sie zu schmollen begann.
Der restliche Tag verging ereignislos. Cathy schmollte weiter, wobei ich nicht darauf ansprang, ihre Laune doch noch irgendwie zu heben. Ich war viel zu sehr damit beschäftigt, dass ich irgendwo eine Spur von dir ausmachen konnte. Aber dies war nicht mit Erfolg gekrönt gewesen.
Wodurch ich mich schließlich am Abend von meiner Freundin verabschiedete, um dann nach Hause zu gehen. Dort angekommen, erwartete mich meine Familie schon zum Essen. Auf dieses Zusammensein hatte ich gerade nicht wirklich Lust, doch ich wusste, dass es nur dumme Fragen geben würde, wenn ich mich jetzt ohne vernünftigen Grund zurückzog.
“Na, Sebastian? Wie war der Film?” Meine kleine Schwester erschien vor meinem Gesicht, als ich gerade ein paar Teller aus dem Schrank holte, wobei ich sie nur flüchtig anlächelte: “Zu blutig für dich. Also, brauchst du auch nicht mehr zu erfahren.”
Sofort zog sie einen Schmollmund. Anscheinend war das heute meine Aufgabe: Alle Frauen zum Schmollen zu bringen.
Ich musste darüber schmunzeln, wobei ich mich dann an den Tisch setze und mit meiner Familie aß. Wir redeten über belanglose Dinge. Und es half mir sogar, dass ich mich ein wenig von dir ablenken konnte. Doch schon löste sich die Runde auf und ich ging in mein Zimmer.
Dort war ich leider nicht mehr davor bewahrt, an dich zu denken. Ich verstand nicht, wie ein Mann mich so sehr verzaubern konnte, dass ich in jeder freien Minute an ihn dachte. Ein Seufzer stahl sich über meine Lippen und ich nahm schließlich an meinem Schreibtisch Platz. Wollte einfach nur noch etwas lernen. Auch wenn es nicht ging. So versuchte ich es. Bis ich dann irgendwann über den Heften einschlief.
Es war der Wecker, der mich schließlich aus meinem unbequemen Schlaf holte, wobei ich murrte und nur noch kurz das Bild eines roten Blitzes verspürte, bevor der Schlaf mich endlich losließ und ich das Piepen ausschalten konnte.
Mein Nacken und Rücken war verspannt, wodurch ich mich erst einmal streckte, damit diese Körperpartien wieder etwas an Gefühl und Geschmeidigkeit gewannen.
Ich gähnte, denn auch wenn ich recht fest geschlafen hatte, erholsam war er irgendwie nicht in dieser Position gewesen. Ich sah nach draußen. Erneut würde es ein warmer Tag werden, wodurch ich mir träge durch die Haare strich, dann auf stand und ins Bad ging, um kurz zu duschen und mich fertig zu machen, bevor ich nach unten ging, um dort zu frühstücken.
Irgendwie fühlte ich mich, als hätte ich die ganze Nacht durchgemacht, wobei es schon an der Tür klingelte, als ich dabei war meine Pausenbrote einzupacken. Träge schlurfte ich zu dem Störenfried und öffnete sie, wobei Cathy davor stand und mich viel zu gut gelaunt angrinste.
“Morgen, Sebastian. Na? Fit für die Schule?”, fragte sie mit ihrer zuckersüßen Stimme. Ich mochte Zucker noch nie und auch jetzt bekam sie nur einen vernichtenden Blick, bevor ich missmutig grummelte, ehe ich mich dann fertig machte und anzog, bevor ich ihr erneut gähnend nach draußen folgte. Sie begann sofort zu reden, doch ich hörte ihr nicht zu, sondern begann noch ein wenig zu dösen. Mit geöffneten Augen. Ich konnte im Nachhinein nicht sagen, wie ich es geschafft hatte, in einem Stück in mein Klassenzimmer zu kommen und dann auch noch auf meinen Platz. Verdankte ich wohl alles Cathy, die dafür gesorgt hatte, dass mich niemand umfuhr und dass ich nirgendwo dagegen rannte.
Ich hörte das Getuschel um mich herum. Es ging um den neuen Mitschüler. Oder Mitschülerin. Anscheinend war die Person das Gesprächsthema Nummer eins, wobei ich dann doch nicht vermeiden konnte, dass ich langsam neugierig wurde.
Wenn so viele über sie sprachen, dann musste da wirklich etwas Großes kommen. Und so war es auch. Zumindest für mich persönlich.
Als der Lehrer das Zimmer betrat, sah ich dich in seinem Schlepptau. Ich konnte es nicht glauben. Sah dich an. Merkte, dass du es warst. So perfekt, wie ich dich im Kino wahrgenommen hatte. So verführerisch, wie du neben mir den Film angeschaut hattest.
Mir war es fast so, als würde ich erneut deinen Duft riechen, der mich trunken machte.
“Sein Name ist Oliver Reichert.” Du wurdest vorgestellt, wobei sich der Name sofort in mein Gedächtnis brannte. Der Name der Person, die mich vollkommen einnahm und jetzt sogar den Schlafmangel von meinen Schultern riss.
Du warst hier. Hier in meiner Klasse. Meine Kehle trocknete aus. Was sollte ich tun? Ich wollte dir näher kommen. So unfassbar nah. Doch ich wusste nicht wie, und ich spürte, wie ich zu zittern begann, als du dich mir langsam nähertest und schließlich vor mir Platz nahmst, weil der Tisch frei war.
Mein Herz schlug unglaublich hart und schnell in meiner Brust. Ich schluckte, weil ich Angst hatte, dass es bald auf den Tisch sprang und dir in die Arme. Dein Duft drang in meine Nase. Umnebelte meine Sinne. Ich spürte, wie ich erneut zitterte und musste trocken schlucken.
Ruhig bleiben. Ganz ruhig. Doch das ging nicht, denn als du dich zu mir umdrehtest und ich dein Lächeln sah, waren alle Vorsätze wie in den Wind geblasen. Das erste Mal sah ich dich lächeln und ich spürte, wie mir Flügel wuchsen, die mich noch mehr in deine Arme trugen.
“Hallo, ich heiße Oliver.” Du reichtest mir deine Hand, wodurch ich sie ergriff. Wie warm fühlte sie sich an und wie sanft deine Haut war. Ich zitterte erneut und schluckte trocken, bevor ich mich räusperte. “Sebastian.”
Ich bekam nicht mehr raus.
Ich war einfach zu nervös, wodurch du abermals lächeltest. So sanft. “Schön. Ich hoffe, dass wir gute Banknachbarn - oder wie man das nennt – werden.” Dann drehtest du dich um und folgtest dem Unterricht. Im Gegensatz zu mir. Ich beobachtete deine Bewegungen und ließ mich immer mehr von dir einfangen, denn entkommen, das wollte und konnte ich nicht mehr.
“Hey, Sebastian.” Die Stunde war vorbei, als du dich zu mir umdrehtest und ich dein Lächeln erneut sah. “Wie sieht es aus? Willst du mir in der Pause vielleicht die Schule zeigen?”
Mein Herz begann wie wild zu schlagen. Das war nicht wahr. Nein, das konnte nicht wahr sein. Du wolltest wirklich, dass ich dich herumführte. Dass ich die Pause mit dir verbrachte. Sofort legte sich ein Lächeln auf meine Lippen und ich nickte viel zu schnell und überschwänglich. “Natürlich. Ich bin sofort dabei. Gerne zeige ich dir die Schule.”
“Gut, ich freu’ mich.” Das Lächeln wurde sanfter und du drehtest dich wieder nach vorne, weil der nächste Lehrer den Raum betrat, wobei er sich kurz mit dir unterhielt, um dich kennenzulernen, während ich in meine eigene Traumwelt abdriftete.
Ich würde dich herumführen. Bei dir sein können und vielleicht den ersten Stein für eine Freundschaft legen können. Wie sehr freute ich mich darauf. Ich wollte dich besser kennen lernen. Vollständig in mein Leben integrieren. Es war perfekt. Super perfekt. Ich würde diese Chance nutzen. Ja, das würde ich. Und dann würde ich vielleicht irgendwann dein Herz gewinnen.
Auch diese Unterrichtseinheit ging wie im Flug vorbei, wobei ich kaum etwas vom Stoff mitbekam, doch es war mir egal. Ich würde es dann irgendwann einfach nachholen. Es war viel interessanter dich zu beobachten und mir deine Bewegungsmuster einzuprägen.
Schließlich läutete es zur Pause und ich nahm mein Sandwich aus der Tasche, um mich dann zu erheben und den Raum zu verlassen. Du wartetest schon draußen auf mich und begrüßtest mich mit einem Lächeln.
“Also, dann zeig mir das alte Gemäuer mal, damit ich mich nicht bei der ersten Gelegenheit verlaufe.” Du tratest neben mich und schon gingen wir den Gang entlang.
Ich zeigte dir die Klassenzimmer. Jedes Stockwerk, sodass du auch die anderen Räume finden würdest. Das Sekretariat, das Direktorat und das Lehrerzimmer. Alles was man brauchte, um das Leben in der Schule einigermaßen zu überstehen.
Wir unterhielten uns über alles Mögliche und ich merkte, dass wir viele Gemeinsamkeiten hatten: Die Musik, die Kunst, die Freizeitgestaltung und vieles andere auch. Ich hatte fast das Gefühl, dass wir seelenverwandt waren. Aber es war zu diesem Zeitpunkt definitiv noch zu früh, um so etwas festzulegen.
Schließlich erklang die Schulglocke erneut und signalisiert so das baldige Ende der Pause. “Danke. Das hat Spaß gemacht. Wie sieht es aus? Wollen wir heute Nachmittag nicht ein Eis essen gehen? Wir haben uns, glaube ich, noch viel zu erzählen.” Dein Lächeln erlosch nicht und diese Frage löste in mir ein unendliches Glücksgefühl aus, wodurch ich ruckartig nickte, bevor ich mich kurz räusperte und auch mit meiner Stimme antwortete: “Ja, natürlich. Wir können uns ja gegen vier am Stadtbrunnen treffen.”
“Das klingt gut.” Du wirktest genauso froh und so gingen wir zurück ins Klassenzimmer, um auch den restlichen Schultag hinter uns zu bringen.
Wenn es die Zeit zuließ, dann unterhielten wir uns über alles Mögliche. Scherzten und lachten. Du hattest ein so wunderschönes Lachen. Wie sich kleine Fältchen an deinen Augen bildeten, kaum dass du sie beim Lachen geschlossen hattest.
Alles faszinierte mich. Deine Haltung dabei, wie du versuchtest dich an deinem Bauch festzuhalten und so vielleicht die Kontrolle zurück zu bekommen, doch es gelang dir nicht immer so gut, wie du gerne gehabt hättest.
Deine Augen glänzten feucht, als du dir die Lachtränen wegwischtest und ich musste ebenfalls lächeln. Es tat gut zu sehen, wie ich dir ein gutes Gefühl bescherte. Ich wollte nur positiv für dich sein.
Deine Hand legte sich auf meine Schulter. “Oh Mann, Basti, du bist echt gemein. Liebst du es so sehr, mich zu foltern? Das tut langsam nämlich echt weh.”
Es fühlte sich alles so vertraut an und es schien egal zu sein, dass wir uns erst seit wenigen Stunden wirklich kannten. Deine Hand auf meiner Schulter fühlte sich so gut an. Wie jede Berührung von dir. Ich konnte mich aus diesem Bann nicht mehr befreien.
“Ich bin halt gut und was kann ich dafür, dass du nicht witzfest bist?” Ich grinste zurück und schon wieder sah ich deine Mundwinkel zucken, als du eine erneute Lachattacke zurückhalten musstest.
Du wolltest noch etwas sagen, doch der Lehrer kam herein und somit begann die letzte Stunde, wobei du dich wieder umdrehtest und sich der Kontakt für die nächsten 45 Minuten erledigt hatte.
Dachte ich zumindest, doch im nächsten Moment hatte ich einen weißen Zettel vor mir liegen. “Du bist echt cool drauf. Freu’ mich schon auf das Eis nachher.”
“Ich mich auch und danke. Du bist aber auch nicht ohne”, schrieb ich kurz die Antwort drauf und reichte dir den Zettel zurück, wobei sich erneut unsere Blicke trafen und ich spürte, wie mein Herz schneller schlug.
Wir hatten ein Date. Ein Date heute Nachmittag. Na ja, für mich war es ein Date. Für dich wohl eher ein normales, freundschaftliches Treffen. Doch das war mir egal. Es musste nicht alles so schnell gehen. Ich hatte Zeit und ich würde dich für mich gewinnen. Als Freund bestimmt und hoffentlich auch als Geliebten...
Ich war schon eine halbe Stunde vor der verabredeten Zeit am Brunnen eingetroffen. Irgendwie hatte ich es nicht länger Zuhause ausgehalten, wodurch ich sofort losgegangen war, als ich mit meinen Hausaufgaben fertig gewesen war. Nein, ich war viel zu aufgeregt, um Zuhause auf die richtige Uhrzeit zu warten.
Wir hatten so viel Zeit zusammen. Erst würden wir ein Eis essen gehen und dann vielleicht noch ein wenig durch die Straßen schlendern. So viele Dinge wollte ich von dir erfahren.
„Hey, Basti.“ Ich hörte deine Stimme und im nächsten Moment warst du schon neben mir, wobei du mich leicht anlächeltest. „Mist. Eigentlich hatte ich gehofft, dass ich vor dir da sein würde. Anscheinend habe ich mich getäuscht. Wie lange wartest du schon?“
„Nicht lange. Ich bin auch gerade erst gekommen.“ Ich winkte ab und lächelte leicht, wobei ich mich nun vom Brunnen abstieß und neben dich trat. Ich war sogar größer als du. Einen ganzen Kopf.
„Das ist gemein, dass du so groß bist.“ Ich hörte dich grummeln, doch ich lächelte sanft: „Du hättest dich halt nicht so früh dazu entschließen dürfen, mit dem Wachsen aufzuhören.“
„Als hätte ich das festlegen dürfen.“ Du strecktest dich neben mir. „Ich habe es mir auch nicht ausgesucht. Die Größe ist manchmal sehr hinderlich. Deine wäre mir um einiges lieber. Könnten wir es, würde ich sofort mit dir tauschen“, meinte ich gelassen. Erneut erklang dein Lachen, wobei du mich ruhig ansahst. „Dir wird die Größe bestimmt dann fehlen. Nein, eigentlich ist es gut, so wie es gekommen ist. Deine Beine würden komisch aussehen, wenn du kleiner wärst.“
„Vielleicht.“ Ich zuckte mit den Schultern und nach wenigen Schritten kamen wir schließlich bei der Eisdiele an, die ich gerne mit Cathy besuchte, wodurch mich der Besitzer kurz neckisch begrüßte: „Na, wo hast du denn deine temperamentvolle Freundin gelassen?“
„Bei sich Zuhause, schätze ich.“ Ich müsste lügen, wollte ich behaupten, dass es mich in jenem Moment interessierte, was sie tat. Du warst einfach wichtiger für mich, wodurch wir uns beide jeweils einen Eisbecher bestellten und dann darauf warteten, dass man sie uns brachte.
„Und? Was machst du sonst noch, außer ins Kino zu gehen oder irgendwelche Strecken zu laufen?“, begannst du sofort ein Thema, wodurch ich leicht lächelte. „Ist das nicht genug? Nun ja, ich bin eigentlich gerne Zuhause und lese ein gutes Buch oder Comic. Auch beschäftige ich mich gerne mit Computern. Und was machst du neben Kino und Skateboard fahren?“
„Hab ich da überhaupt noch Freizeit? Nicht wirklich. Aber wenn das Wetter schlecht ist, dann spiel’ ich eigentlich gern ein gutes Computerspiel oder ein Gemeinschaftsspiel, wenn genügend Leute Zeit haben.“ Erneut dein Lächeln. Ich hätte nicht gedacht, dass es wirklich so einfach sein würde, mit dir in Kontakt zu treten. Aber es war nun einmal da: Ein Band, das uns unsichtbar aneinander kettete.
„Oh, ein Zocker.“ Ich hob eine Augenbraue, wobei ich schelmisch grinste. „Was für Spiele spielst du denn?“
„Nun ja, gerne Rollenspiele oder Adventurespiele. Sonst gerne auch mal ein Strategiespiel oder Simulationsspiel, wenn ich mal ein wenig Abwechslung möchte.“ Du zucktest mit den Schultern und gabst die Frage zurück: „Welche Bücher findet man bei dir im Regal?“
„Thriller, Krimi und normale Romane. Also nichts Besonderes.“ Auch ich zuckte am Ende meiner Aussage mit den Schultern und schließlich kamen unsere Eisbecher, wodurch wir ruhig damit begannen, zu essen.
„Wo siehst du dich in zehn Jahren?“, stelltest du eine Frage, die mich zunächst ein wenig überraschte, bevor ich dann kurz überlegte, um schließlich zu antworten: „Nun ja, darüber habe ich eigentlich noch nie so wirklich nachgedacht. In zehn Jahren sollte ich meinen Abschluss in der Tasche haben. Vielleicht ein gemeinsames Zuhause mit dem Menschen, den ich liebe, bewohnen.“
„Den Menschen, den du liebst? Stehst du denn nicht nur auf Frauen?“ Du sahst mich irritiert an und ich schluckte kurz, bevor ich dann mit den Schultern zuckte. „Nein, ich finde beide Geschlechter reizvoll.“
Mein Herz schlug gegen meine Brust. Hart und unnachgiebig, wobei ich spürte, wie meine Handinnenflächen feucht wurden. Ich hatte Angst, dass ich nun alles verdorben hätte. Schließlich wusste ich, wie die meisten Männer auf dieses Thema reagierten.
„Interessant. Ich begegne selten einem Jungen, der offen zugibt, Bi zu sein.“ Ich hörte deine Stimme und ein Stein fiel mir vom Herzen, wobei ich ein erleichtertes Lächeln nicht verhindern konnte. „Ich weiß, ist auch nicht so einfach, dazu zustehen.“
„Traurig irgendwie. Na ja, gibt es einen solchen Menschen im Moment in deinem Leben?“, stelltest du schon die nächste Frage, wobei ich kurz stockte und dann überlegte, was ich antworten sollte: „Ich bin im Moment Single.“
„Komisch. Ich hätte damit gerechnet, dass so ein Kerl wie du, schon längst vergeben wäre. Du kannst dich wahrscheinlich vor Angeboten kaum retten.“ Du schobst dir einen Löffel voller Eis in den Mund und ich musste erneut leicht lächeln. „Ja, vielleicht. Aber niemand, der mich interessiert. Um Sex zu haben, brauche ich ja keine Beziehung.“
Etwas veränderte sich in deinem Blick. Irgendwas starb dort. Ich wusste nur nicht, ob das gut war oder nicht, wodurch du erneut einen Löffel nahmst und ich ebenfalls ein wenig weiter aß.
Wir schwiegen eine gefühlte Ewigkeit. Ich wusste nicht, was ich sagen sollte und als ich mich dazu durchgerungen hätte, dich ebenfalls nach deinem Liebesleben zu fragen, durchbrachst du selbst die Stille: „Hast du es schon einmal mit einem Mann getrieben?“
Die Frage war eigentlich viel zu privat, doch ich wollte ja selbst, dass du der Mensch wurdest, der alles über mich wusste, wodurch ich sanft den Kopf schüttelte. „Nein. Hat sich bis jetzt nicht ergeben.“
„Hm. Woher weißt du dann, dass du auf Kerle stehst?“, kam prompt die nächste Frage und ich seufzte kurz: „Nun ja, weil mich die Vorstellung daran nicht wirklich abschreckt oder abturnt. Es gab schon den ein oder anderen Mann, bei dem ich mir mehr vorstellen konnte als Freundschaft. Aber nun ja, hat sich halt nicht ergeben. Wie sieht’s bei dir aus? Vergeben oder frei? Mann oder Frau?“
„Im Moment bin ich Single und nun ja, mit Frauen kann ich nur sehr wenig anfangen.“ Du zucktest wieder mit den Schultern und erneut spürte ich, wie mein Herz schneller schlug. Oh mein Gott, du warst auch noch schwul. Es konnte nicht besser werden. Jetzt musste ich dich nur noch von mir überzeugen.
„Musst du ja auch nicht“, meinte ich ruhig, um deine Anspannung ein wenig zu lösen, wobei du mich unsicher ansahst. „Warum reagierst du so locker darauf?“
„Warum nicht? Ich weiß die Vorzüge von Männern auch zu schätzen. Also kann ich mich darüber ja nicht beschweren, oder?“ Ich versuchte dich weiter ein wenig aus der Reserve zu locken, wobei ich dich sanft anlächelte.
„Hast auch wieder Recht“, kam es kleinlaut über deine Lippen und erneut nahmst du einen Löffel Eis in deinen Mund, wobei ich nicht verhindern konnte, dass ich deine Zunge dabei beobachtete, wie sie genüsslich über deine Lippen glitt. Wie sehr wünschte ich mir, dass ich mit diesem Muskel spielen konnte?
Doch ich schluckte nur trocken und aß selbst weiter, bis erneut deine Stimme zu mir durchdrang. „Du bist ein richtig guter Mensch, Basti. Ich bin froh, dass ich an dich geraten bin. Ich glaube, dass du mir noch sehr gut tun wirst.“
Erneut lächelten wir uns an und aßen dann schweigend weiter. Genossen einfach die Anwesenheit des anderen und versanken in unseren eigenen Gedanken…
Nein, bitte nicht“, jammerte ich auf, als du erneut nach meiner Hand griffst, um mich in das nächste Kleidungsgeschäft zu schleifen, „ich kann keine Klamotten mehr sehen. Hab Erbarmen mit mir.“
„Wären dir Schuhe lieber?“, necktest du sofort zurück, wodurch ich jeglichen Widerstand aufgab und von selbst neben dir herging. „Nein, danke. Da zerrt mich Cathy schon oft genug rein. Aber nach diesem Geschäft gehen wir endlich mal in eines, das mich interessiert, okay?“
„Na gut, wenn ich hier endlich die Jacke finde, die ich schon seit Wochen suche. Ansonsten muss ich dich leider noch weiter quälen.“ Na ja, das war ja nicht wirklich ein Kompromiss, doch ich hatte damit eigentlich kein Problem. Es gefiel mir, dir beim Umziehen zu zusehen und dich immer wieder in neuen Kleidungsstücken zu betrachten. Auch wenn ich eigentlich gehofft hatte, dass mir so etwas bei einem Mann erspart blieb, musste ich gestehen, dass es dir anscheinend einfach nur Spaß machte, dich immer wieder neu zu erfinden.
„Endlich! Da ist sie ja!“ Du ranntest zu einem Kleidungsständer und im nächsten Moment holtest du eine schlichte, schwarze Lederjacke hervor, was mich ein wenig skeptisch machte. Deswegen sind wir jetzt durch die halbe Stadt gelaufen? Wegen einer normalen Lederjacke? Das konnte doch nicht dein Ernst sein?
„Das ist eine normale Lederjacke“, gab ich meine Bedenken preis, wobei du mich nur anlächeltest. „Nein, ist sie nicht. Sie hat erstens auch an den Ärmeln Taschen und außerdem ein wunderschönes Motiv hinten drauf.“
Du drehtest das Kleidungsstück so, dass ich das Motiv sehen konnte. Es war ein Dämon, der sterbend in den Armen eines Engels lag. Sie hatten anscheinend gerade gekämpft und der Engel hatte gewonnen, wobei ein Schwert auf dem Boden lag, während das andere in der Erde steckte.
Es war durchaus ein schönes Motiv, wodurch ich nicken musste. „Okay, das überzeugt mich ein wenig.“ „Wusste ich es doch!“ Dein Lächeln wurde breiter und prompt probiertest du sie an. Sie passte dir sofort, betonte deinen wunderschönen Körper und ließ den Bann, den du auf mich ausübtest, noch stärker werden.
„Perfekt.“ Mehr brachte ich nicht über die Lippen und ich merkte, wie du leicht rot wurdest, als du meinen Blick bemerktest. „Das will ich doch auch hoffen.“ Du versuchtest die Röte in deinem Gesicht zu überspielen, wodurch ich erneut lächelte. Deine Nähe tat so gut.
Somit konnten wir endlich recht schnell zur Kasse gehen und der Stolz auf deinem Gesicht wollte gar nicht mehr verschwinden, als wir mit der Jacke das Geschäft verließen.
„Du bist unglaublich.“ Ich musste leicht lachen. „Wie kann dich eine einzige Jacke so glücklich machen?“ „Ich suche sie halt schon sehr lange, weil ich das Motiv so genial finde. Es ist das letzte Bild von meinem Lieblingskünstler, bevor er starb“, antwortetest du mir auf meine Frage, wobei ich es langsam verstand.
Diese Jacke hatte alleine durch das Bild schon einen emotionalen Wert für dich. Irgendwie wünschte ich mir, dass ich dich eines Tages auch mal so zum Strahlen bringen würde.
Wir gingen noch in ein paar Elektronikläden und durchstöberten DVDs. Ich hatte sogar das ein oder andere Exemplar für mich gefunden, wobei wir uns zum Film schauen verabredeten, denn dich hatten die Rückentext auch neugierig gemacht.
So würden wir uns auf jeden Fall außerhalb der Schule wiedersehen. Ich wollte noch so viel über dich erfahren und dein Lachen wollte aus meinem Herzen nicht mehr verschwinden.
Wo warst du nur all die Jahre gewesen?
So, da haben wir Popcorn und Cola Light. Dann kann der Filmmarathon ja beginnen, oder?“ Ich grinste breit, als ich die Schüssel mit dem gepufften Maiskörnern und die Flasche Cola Light mit zwei Gläsern auf unseren Couchtisch stellte. Wir hatten die ganze Wohnung für uns, weil meine Eltern zum Essen ausgegangen waren und meine Schwester wieder bei unseren Großeltern war, wo sie die meiste Zeit verbrachte, was mir ganz recht war. Ich wollte dich im Moment nicht teilen.
„Das ist ja perfekt!“ Du grinstest über das ganze Gesicht, wobei du das Getränk sofort in die zwei Gläser einschenktest und einen kräftigen Zug aus deinem nahmst.
„Puh, das hat gut getan.“ Ich wusste nicht, wie du so sein konntest, wie du eben warst. So natürlich und unverfälscht. Du sprachst, wie dir der Mund gewachsen war, und achtetest nicht darauf, ob du irgendwen damit verletzten könntest. Ich war da ganz anders. Viel bedachter und auch ein wenig ruhiger.
„Mit welchem Film wollen wir anfangen?“, fragte ich schließlich und hielt die drei DVDs, die ich heute gekauft hatte, vor dein Gesicht, sodass du dich entscheiden musstest. Es war ein Action- und zwei Horrorfilme.
„Erst einmal den. Dann den Actionfilm und dann den anderen Horrorfilm. So haben wir ein wenig Abwechslung.“ Eine kluge Wahl, das musste ich dir eingestehen, wobei ich nur nickte und dann den ersten Film in den DVD-Player legte.
Ruhig nahm ich neben dir auf der Couch Platz und ließ das Intro laufen. Ich verfolgte den Film so gut es ging, doch deine Anwesenheit und dein Duft machten es mir nicht gerade leicht.
Es war einfach zu verführerisch die Augen zu schließen und mit all meinen Sinnen deine Existenz wahrzunehmen: Dein Atem, dein Duft und deine leichten Bewegungen. Ich konnte es nicht verhindern, dass ich immer wieder zu dir sah.
Wie du da saßest. Ein Bein leicht angewinkelt und an deinen Körper gezogen. Die Schüssel mit Popcorn lag in deiner Hand und du verfolgtest den Film gespannt, wobei immer mal wieder ein Popcorn in deinem Mund verschwand. Genauso lautlos wie damals im Kino. Du warst so wunderschön perfekt.
Ohne es wirklich zu wollen, drehte ich mich gänzlich zu dir um und lächelte dich einfach an. Der Film war mir egal. Ich könnte ihn mir irgendwann auch alleine ansehen, doch dich konnte ich nur betrachten, wenn du auch da warst, wodurch ich mich lieber mit dir beschäftigte, als mit dem Geschehen im Fernseher.
Doch dieses Mal war es anders als damals im Kino. Ich konnte dich nicht ungestört beobachten, denn nach einer Weile wandtest du deinen Blick zu mir und sahst mich irritiert an. „Was ist los, Basti? Hab’ ich irgendwas im Gesicht?“
„Nein, ich schau dich nur gerne an.“ Ich lächelte ein wenig schüchtern und zuerst trat Verwirrung in deine Augen, doch dann schienst du zu verstehen, denn ein Lächeln legte sich auf deine Lippen und du stelltest das Popcorn auf den Tisch, bevor du dich ebenfalls zu mir umdrehtest.
Ich ignorierte das Schreien der Todesopfer im Fernsehen und auch wie das Blut spritzte. Es war mir egal. Es zählten nur deine blauen Augen, die mich verführerisch anfunkelten und im nächsten Moment warst du schon ganz nah bei mir.
„Zu nah?“ Deine Stimme war nur ein Flüstern, doch ich musste dadurch leicht lächeln und lehnte mich leicht nach hinten, wodurch du nun gänzlich über mich kommen konntest, bevor ich dann den Kopf schüttelte. „Das schaffst du nicht.“
„Die Herausforderung nehme ich an.“ Erneut das spielerische Funkeln in deinen Augen, als deine Hand schon auf meinem Unterschenkel zu liegen kam und langsam nach oben strich.
Ich hatte dieses Spiel schon öfters gespielt. Vorzugsweise mit Cathy oder auch einen anderen Mitschüler, doch sie alle hatten gegen mich verloren und so würde es auch jetzt sein.
Deine Berührungen taten gut und fachten das Feuer in meinem Körper weiter an, wobei ich nicht verhindern konnte, dass ich kurz zuckte, als du über mein Knie fuhrst, denn dort war ich leicht kitzlig.
Langsam kamen deine Finger immer höher. Strichen über die Innenseite meines rechten Oberschenkels und ich musste zittrig Luft holen. Es hatte sich noch niemals so gut angefühlt, wobei ich mich konzentrieren musste, dass nicht all mein Blut zwischen meinen Beinen landete.
Deine Augen fraßen sich in meine und ich wollte auch nicht loslassen. Einfach nur tiefer versinken in das blaue Meer und mich entführen lassen, während mich dein Duft weiter berauschte. Noch nie hatte ich mich so in der Nähe eines anderen Menschen gefühlt.
Schließlich stoppte deine Berührung und ich fühlte, dass deine Hand neben meinem Schritt zum Liegen gekommen war, was ich jedoch lieber nicht bemerkt hätte, denn sofort spürte ich, wie besagte Gegend langsam zum Leben erwachte, wodurch ich den Spieß schnell umdrehte, damit du diesen Umstand nicht sofort bemerktest.
„Hoppla!“ Du schienst über meinen Tatendrang etwas überrascht, als du plötzlich unter mir auf dem Sofa lagst und mich ein wenig verwirrt ansahst.
„Jetzt bin ich dran. So sind die Spielregeln“, versuchte ich deine Verwirrung ein wenig zu beseitigen, wobei ich dich sanft anlächelte.
Ich spürte, wie sich mein Atem alleine bei dem Gedanken diesen Körper zu berühren ein wenig beschleunigte, doch ich zwang mich zur Ruhe, als ich meine Finger an derselben Stelle starten ließ, wie vorher deine.
Die Hose störte mich schon nach wenigen Zentimetern, dennoch nahm ich sie als gegeben hin. Schließlich konnte ich dich schlecht dazu zwingen, sie auszuziehen. Das wäre dann doch zu viel des Guten gewesen.
Langsam strich ich höher und bemerkte, wie dein Atem immer schwerer wurde und dass du ebenfalls kitzlig an deinem Knie warst, sodass du kurz wegzucktest.
„Ey, das gilt nicht. Ich bin nur kitzlig“, wolltest du deinen Verlust sofort als ungültig erklären, wobei ich nichts dagegen hatte. Ich wollte dich noch ein wenig länger berühren, was ich mit einem Nicken auch tat: „Kenn’ ich, war bei mir nicht anders.“
Ich strich höher.
Fuhr besonders zärtlich über den Oberschenkel und bemerkte, dass sich ein leichter Rotschleier auf deinen Wangen ausbreitete, was mir durchaus gefiel. Es tat gut, zu sehen, dass dir meine Berührungen nicht egal waren.
Schließlich kam ich auch bei deiner Leistengegend an und stoppte, wobei ich mich dir noch ein wenig näherte und so deinen warmen Atem auf meiner Wange spüren konnte. „Unentschieden.“
Deine Lippen waren so nah. Nur noch wenige Zentimeter und ich würde dich schmecken können. Es war so verführerisch, wobei ich nicht verhindern konnte, wie meine Hand einfach weiter nach oben fuhr und sich unter dein Shirt stahl. Ich spürte die sanfte Haut, die mich noch trunkener machte, während ich ein leichtes Stöhnen von deiner Seite aus vernahm.
Jetzt hielt mich nichts mehr. Ohne großartig nachzudenken senkte ich meinen Kopf noch ein wenig und versiegelte deine Lippen mit meinen.
Ich spürte, wie du kurz erschrakst, doch dann entspanntest du dich wieder und gabst dich dem Kuss hin. Es war ein berauschendes Gefühl, dass du mich gewähren ließest und sogar deinen Mund nach wenigen Sekunden öffnetest, um meiner Zunge Einlass zu gewähren.
Ohne zu zögern drang ich vor und begann deine Mundhöhle zu erforschen, wobei ich auch mein Becken langsam auf deines herabsenkte und bemerkte, dass diese Aktion fast die gleichen Spuren bei dir hinterlassen hatte wie bei mir.
Meine Hand löste sich von deinem Bauch und ich strich dir sanft durchs Haar, während ich den Kuss weiter ausbaute und einfach nur deinen Geschmack genoss, der meine Sinne noch mehr berauschte. Ich wollte nicht mehr aufhören.
Doch plötzlich war sie da: Deine Hand, die mich leicht wegdrückte. Ich trennte mich verwirrt von dir, wobei du mich gänzlich von dir schobst und ich somit wieder auf meinem ursprünglichen Platz saß.
„Was ist los?“ Ich begriff nicht, wobei ich plötzlich eine Verzweiflung in deinen Augen erkannte, die ich dort niemals sehen wollte.
„Das geht nicht“, huschte es leise über deine Lippen und ich verstand noch weniger: „Was geht nicht?“
„Das mit uns. Wir dürfen das nicht. Ich, ich gehe jetzt wohl besser.“ So kannte ich dich gar nicht. Du wirktest plötzlich wie ein verschrecktes Reh und als du aufsprangst, um zu flüchten, griff ich reflexartig nach deinem Arm, damit du nicht verschwinden konntest.
„Nein, du bleibst!“ Meine Stimme war mehr ein Befehl als ein Wunsch, wobei sich erneut unsere Augen trafen. Ich sah die Angst in deinen und die Panik. Vielleicht waren dort sogar Tränen, doch die wollte ich nicht sehen.
„Dir hat es doch auch gefallen, oder?“, fragte ich nach, wobei ich meine Hand langsam zu deiner wandern ließ und meine Finger mit deinen verschränkte, um dir so noch mehr Halt zu bieten.
Du nicktest zögernd und wichst erneut meinem Blick aus. Ich verstand nicht, was hier gerade geschah, doch egal wie sehr ich es versuchte, ich wurde aus deinem Verhalten nicht schlau. Ich wusste, dass ich jetzt keine Erklärung bekommen würde, dennoch konnte ich dich jetzt nicht so gehen lassen. Denn ich hatte das Gefühl, dass ich dich dann verlieren würde.
„Was ist daran dann falsch?“, fragte ich weiter nach und hörte dein Seufzen, bevor du durch deine Haare fuhrst und ich sogar ein leichtes Streicheln an meiner Hand wahrnahm.
„Es wäre nicht gut, wenn wir zusammen kommen. Klar, du gefällst mir, Basti. Sehr sogar. Aber ich weiß auch, was solch eine Beziehung für eine Belastung sein kann. Vor allem bist du beliebt und berühmt an der Schule. Sie würden es sofort herausfinden und zu hetzen beginnen. Ich wäre dann der Böse, der dich dazu verführt hat und keiner wird auch nur einmal nach deiner Meinung fragen, sondern dich als Opfer meiner bösen Magie beschimpfen. Darum ist es besser, wenn wir nicht weitermachen.“ Du wolltest dich aus meinem Griff lösen, doch ich ließ es nicht geschehen, sondern stand auf und zog dich einfach zu mir, um dich sanft zu umarmen.
„Dann sagen wir es halt niemanden. Das, was zwischen uns läuft, geht nur uns etwas an und der Rest muss es nicht wissen. Oli, du bist mir wichtig und ich möchte so mit dir zusammen sein. Bitte, gib uns eine Chance.“ Sanft griff ich nach deinem Kinn und hob es ein wenig an, um dann einen leichten Kuss auf deine Lippen zu hauchen.
Ich wollte mehr, doch gleichzeitig wollte ich auch deine Antwort hören, die letztlich nur aus einem leichten Nicken bestand und meinen Herzen einen Freudensprung machen ließ.
„Danke“, war das einzige Wort, was über meine Lippen kam, doch ich bekam keine Antwort sondern nur einen Kuss…
Dein Oberkörper lehnte an meinem, wobei ich einen Arm um deinen Brustkorb gelegt hatte und wir einfach gemeinsam den Geschehnissen auf dem Fernseher folgten. Den ersten Film hatten wir gänzlich verpasst, doch es war uns egal gewesen, wodurch wir einfach mit dem Actionfilm weitermachten und jetzt war der Raum mit Explosionen, Kugelhagel und weiteren Kampflärm erfüllt.
Es tat gut, dich so nah bei mir zu fühlen.