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„Wir sind nicht allein“ – Der epische Auftakt zur Yerion-Saga Tauche ein in die düstere Parallelwelt Yerion, in der Magie, Dunkelheit und Rassenkonflikte aufeinandertreffen. „Wir sind nicht allein“, der Auftakt der Yerion-Saga, entführt dich in ein faszinierendes Fantasy-Universum voller Gefahren, Abenteuer und emotionaler Tiefe. Besonderheiten der Geschichte 1. Eine lebendige und vielfältige Welt: Yerion besteht aus fünf einzigartigen Kontinenten – von finsteren Wäldern über verschneite Tundren bis hin zu mystischen Ozeanen und Vulkanlandschaften. Jede Region hat ihren eigenen Charakter und lädt dazu ein, ihre Geheimnisse zu entdecken. 2. Vielschichtige Charaktere: Vier außergewöhnliche Figuren stehen im Mittelpunkt: Seriphon, ein stolzer Magier mit unbändiger Macht und gefährlicher Arroganz. Destina, eine unerfahrene Werwölfin, die sich zur Kämpferin entwickelt. Shino, ein tödlicher Assassine, der mit seinen inneren Dämonen ringt. Terrivon, ein weiser Troll-Schamane, der mit Humor und Wissen für Stabilität sorgt. Ihre Konflikte und Bindungen verleihen der Geschichte emotionale Tiefe und machen sie unvergesslich. 3. Inspirierende Ideen: Eine Parallelwelt, die durch ein Computerspiel mit unserer verbunden ist, sorgt für ein faszinierendes Setting. Fans von MMORPGs wie World of Warcraft werden die Strukturen, Rassen und Abenteuer in Yerion lieben. Eine lockere Reihenstruktur wie bei Terry Pratchetts Scheibenwelt ermöglicht es, die Bücher unabhängig voneinander zu lesen. 4. Berührende Themen: Die Geschichte behandelt Loyalität, innere Zerrissenheit und die Suche nach dem eigenen Platz. Die Idee der Seelenverwandtschaft zieht sich als emotionaler roter Faden durch die Handlung. Für Fans von: „World of Warcraft“: Für Liebhaber von epischen Welten und komplexen Rassen. „Scheibenwelt“ von Terry Pratchett: Unabhängige, aber miteinander verknüpfte Geschichten. „Das Lied von Eis und Feuer“ (Game of Thrones): Düstere Atmosphäre und moralisch graue Figuren. „Der Herr der Ringe“: Epische Kämpfe und einzigartige Kulturen. Dark Fantasy Bücher: „Wir sind nicht allein“ gehört zu den besten neuen Fantasy-Büchern mit düsterer Atmosphäre. Fantasy Buchreihe 2024: Ein Muss für Leser*innen tiefgründiger und epischer Geschichten. MMORPG-inspirierte Bücher: Perfekt für Gamer und Fantasy-Fans. Erlebe den Beginn der Yerion-Saga: Begleite Seriphon, Destina, Shino und Terrivon
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Veröffentlichungsjahr: 2025
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de/ abrufbar.
Herstellung und Verlag:
Neopubli GmbH
Köpenicker Straße 154a
10997 Berlin
Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Alle Rechte sind dem Autor vorbehalten, einschließlich der Vervielfältigung, Übersetzung, Mikrovorführung, Verfilmung, sowie Einspeicherung und Verarbeitung in elektronische Systeme.
Alle Charaktere und Handlungen sind frei erfunden.
4. Auflage 2022
©️ Shino Tenshi (aka A. R. Tost)
All rights reserved
Webseite: https://shinotenshi.de/
E-Mail: [email protected]
Instagram: @shinotenshi87
Facebook: www.facebook.com/autorshinotenshi
Artwork: PenguArts
Lektorat: B. Tost
Sensitivity Reading: Julia Neikes
Cover & Buchsatz: BinDer Buchsatz Verena Binder
Wir sind nicht allein
Ein Roman der Yerion-Saga
Shino Tenshi
Kapitel 1
„Seriphon! Pass auf! Hinter dir!“ Die rote Robe flog unter der hastigen Bewegung, als die Luft zu knistern begann. Der Blitz wollte sich von den langen, zierlichen Fingern lösen, doch der Werwolf erschlaffte noch mitten im Sprung. Sein geiferndes Maul weit aufgerissen und bereit zu töten. Die einst so hasserfüllten grünen Augen erstarben langsam, als der leblose Körper hart auf den Boden aufschlug.
Ein kleiner Dolch steckte in dem Rücken des Werwolfes, doch der Elf achtete nicht länger darauf, sondern wandte sich schon wieder in eine andere Richtung. Die Luft um ihn herum war wie elektrisiert, als dieses Mal der Blitz aus seiner Hand fuhr und mit einem lauten Knall in den Körper eines anderen Gegners einschlug.
Wie ein schwarzer Schatten flog eine Gestalt an dem Zauberer vorbei, der schon einen Feuerball in die rasende Meute schleuderte, doch sie hielt nicht an. Das riesige Rudel von Werwölfen stürmte unaufhaltsam auf den Elfen zu. Sie sprangen über ihre regungslosen Kameraden und alles an ihnen schrie nach Blut.
„Wir hätten doch mehr mitnehmen sollen, Seriphon.“ Der lange schwarze Mantel tanzte unter den gezielten Attacken des Assassinen.
„Wir schaffen das, Shino. Niemals werden wir auf andere angewiesen sein. Diese Meute aus wilden Tieren ist doch ein Kinderspiel.“
Seriphon ignorierte die skeptischen roten Augen seines Begleiters, der sich mit seinen Dolchen und Kurzschwertern einen Weg durch die Werwölfe schlug. „Wenn du mal vernünftig auf deinen Rücken achten würdest, vielleicht.“ Genau dort erschlaffte in diesem Moment erneut ein schäumendes Maul, wenige Zentimeter von dem Nacken des Elfen entfernt.
„Wenn sie wenigstens schmecken würden.“ Angewidert wischte sich Shino über seine Lippen und warf den reglosen Leib von sich, doch er bekam nur ein Lächeln von dem Elfen.
Ein Feuerball raste an seinem Gesicht vorbei und brachte den Werwolf zum Jaulen. „Wir sind hier, um diese Bastarde auszurotten. Azrael hat sie schon viel zu lange geduldet, doch jetzt ist Schluss. Wir werden ihre Zahl radikal reduzieren. Koste es, was es wolle.“
Der Elf musste stoppen, als ein gleißender Schmerz durch sein rechtes Schulterblatt raste und den dazu gehörenden Arm nutzlos herunter baumeln ließ. Die Finger seiner linken Hand tasteten nach hinten und spürten ein dünnes Stück Holz. Warmes Blut klebte an seinen Fingerspitzen und er bekam nur am Rande mit, wie Shino an ihm vorbei stürmte. Seine Klingen leuchteten feucht unter dem vielen Blut, das über sie geflossen war. Doch es würde noch mehr werden. Noch so viel mehr.
Seriphon biss die Zähne zusammen und brach den Schaft des Pfeils ab, bevor er sich mit einem lauten Schrei aufrichtete und eine Salve von Feuerbällen in die Meute schoss. Es war ihm egal, dass den Werwölfen inzwischen Zentauren zur Hilfe gekommen waren. Sie sollten auch sterben, wenn sie diese räudige Meute unterstützten. Schließlich waren die Werwölfe nicht mehr als ein Unfall gewesen, der außer Kontrolle geriet. Seriphon würde diesen Fehler nun teilweise korrigieren. Das war er dieser Welt schuldig, und wenn Azrael es nicht tun wollte, dann mussten seine Leute es in die Hand nehmen.
Mit einer kräftigen, wischenden Bewegung schleuderte er eine ganze Reihe von Werwölfen nach hinten. Sie fielen in den Pfeilhagel der Zentauren und schützten so ihn und seinen Begleiter, der immer noch wie ein tödlicher Schatten durch die Feindesreihen tanzte. Sein bleiches Gesicht war mit Blut bedeckt und seine Augen dem Wahnsinn verfallen, doch Seriphon war das nur recht. Sie würden hier wüten und erst aufhören, wenn auch der letzte Feind reglos am Boden lag.
Im nächsten Moment raste eine riesige Ansammlung aus Eiszapfen in die Meute und durchbrach Haut, Fleisch und Knochen. Das Jaulen der Verletzten und Sterbenden überschattete immer mehr das Kampfgeschrei. Seriphon bemerkte, wie immer mehr Werwölfe den Kampfeswillen verloren. Selbst die Zentauren schossen weniger Pfeile ab, als sich die Leichen ihrer Kameraden zu ihren Füßen stapelten, doch die zwei Angreifer hörten nicht auf, zu wüten wie Rachegötter.
Immer wieder flogen Zauber der Elemente durch den Raum und hielten die Werwölfe von dem Elfen fern, während der Vampir weiter durch die Reihen huschte und jegliches Leben nahm, das seine Klingen kreuzte. Langsam erstarben die Angriffe und die Kampfesschreie verstummten. Man hörte nur noch das Wimmern der Verletzten und das schwere Atmen der Angreifer, als das Gemetzel vorbei war.
„Siehst du? Wir schaffen es auch alleine.“ Ein breites Grinsen lag auf Seriphons Lippen, doch Shino sah ihn nur skeptisch an. Er wollte gerade etwas sagen, als erneut Schmerz durch das Gesicht des Elfen raste. Eine metallene Spitze ragte aus seinem Bauch hervor. Seriphon hustete und ein blutiges Rinnsal lief aus seinem Mund. Der Vampir bewegte sich, ohne nachzudenken. Sofort stürmte er auf seinen Freund zu, doch er konnte ihn nur vor dem Sturz auf den Boden bewahren, als der Werwolf hinter ihm schon zusammenbrach. Das graue Fell war durchtränkt vom Blut, doch in seinem Gesicht war ein zufriedenes Lächeln: „Zeit zu sterben, Elf. Das Spiel ist auch für dich vorbei. Für immer.“
Shino zog seine Klinge, aber der Werwolf bewegte sich schon nicht mehr. Ohne nachzudenken, packte er seinen Kameraden und rannte los. Weg von dem Schlachtfeld in die nächste Stadt, um das Leben des Elfen vielleicht doch noch zu retten. Er durfte nicht sterben. Nicht durch die Hand eines dreckigen Werwolfes. Niemals durch einen Werwolf…
Shards of Fantasy
Dieses Spiel lag heute auf meinem Schreibtisch. Ich hatte es mir gekauft, weil in meiner Klasse von nichts anderem mehr gesprochen wurde. Darum wollte ich es mir zumindest einmal ansehen, auch wenn sich immer noch alles in mir dagegen sträubte.
Auf dem Cover war ein zersprungener Spiegel zu sehen, und in jeder der zehn Scherben war eine Fantasiegestalt abgebildet: Werwolf, Vampir, Troll, Ork, Goblin, Elf, Fee, Minotaurus und Zentaur. Die Beschreibung auf der Rückseite versprach eine Welt voller Abenteuer und nie endenden Spielspaß, wie es alle Spiele dieser Art taten. Ich war kein großer Fan von diesem Genre, doch ich wollte nicht mehr der Einzige in meiner Klasse sein, der es nicht spielte.
Das Installationsfenster war nun schon seit ein paar Minuten auf dem Bildschirm meines Computers zu sehen, was für mich unbedeutend war. Jedes Spiel brauchte seine Zeit, um sich auf dem Rechner zu verewigen. Anstatt mich zu langweilen, spielte ich lieber weiter mit der Verpackung. Welche Rasse wollte ich denn nehmen? Ich nahm das Handbuch zur Hand und begann ein wenig darin herumzublättern, bis ich auf die Beschreibung der einzelnen Rassen stieß.
Für jede Rasse war eine Seite vorgesehen. Man sah ein Bild von einer typischen Figur, die als Repräsentant diente, und einen kleinen Text, den ich mir komplett durchzulesen vornahm.
Der Elf: Er ist ein magisches Wesen, das über einen hohen Intelligenzwert verfügt, weshalb man ihn eher selten mit dem Schwert kämpfen sieht. Dieser Rasse stehen die Magier- und Schamanenklasse offen.
Ich wusste nicht, ob ich wirklich so etwas spielen wollte. Magier fand ich schon immer langweilig. Sie waren zwar gut darin Schaden auszuteilen, doch dafür fielen sie auch leicht um, wenn sie einmal angegriffen wurden. Und Schamanen? Mit dieser Kultgruppe hatte ich mich noch nie identifizieren können. Diese Rasse fiel schon mal weg.
Der Minotaurus: Er ist ein großes Mischwesen aus Mensch und Stier. Sein bulliger Körperbau macht ihn zu einem perfekten Nahkämpfer, sodass seine Rasse sich auf den Krieger und Dunkelritter spezialisiert hat.
Krieger klang langweilig, doch Dunkelritter wirkte reizvoll. Kurzerhand blätterte ich zu den Klassenbeschreibungen und überflog diese schnell, bis ich seinen Eintrag fand.
Der Dunkelritter: Er trägt schwere Plattenrüstung und bedient sich meist zweier Einhandschwerter, die er mit tödlicher Präzision schwingen kann. Wenn der Gegner mal zu weit entfernt ist, um ihm körperlichen Schaden zuzufügen, kann der Dunkelritter auch auf die Schattenmagie zurückgreifen.
Diese Klasse versprach einen hohen Grad an Abwechslung, allerdings empfand ich die Minotauren als Rasse nicht unbedingt sehr reizvoll, weshalb ich mir lieber noch die Beschreibungen der anderen Rassen durchlas. Vielleicht würde ich den Dunkelritter bei einer Rasse finden, die mir mehr zusagte.
Der Vampir: Der Blutsauger unter den Völkern von Yerion. Er ist ein Wesen der Tarnung und Täuschung, weshalb er es bevorzugt, im Verborgenen zu bleiben und sich perfekt in den Schatten zu bewegen. Unter ihnen sind die meist gefürchteten Assassinen zu finden, jedoch sind sie auch begnadete Schützen.
Ich schnaubte nur.
Nein, Vampir wollte ich wirklich nicht werden. Seit diesem riesigen Boom in der Literaturwelt und somit auch Fernsehwelt war mir die Lust an dieser Rasse gründlich vergangen. Außerdem konnten sie keine Dunkelritter werden und ich wollte auch nicht mit einer so feigen Spielweise, wie die eines Assassinen, beginnen.
Die Bilder der Rassen waren schön, doch auch von diesen sprach mich bisher keines an, und so blätterte ich ruhig weiter, um die nächste Beschreibung zu lesen.
Der Goblin: Klein, grün, habgierig und hinterlistig. Das sind wohl die vier meist gehörten Eigenschaften, wenn man Leute nach dieser Rasse fragt. So sind sie auch in diesem Spiel. Klein und wendig, also perfekt für den Job des Schurken. Manche unter ihnen begnügen sich aber nicht mit Diebstählen, sondern machen sich als Auftragsmörder einen Namen und werde so zu einen Assassinen.
Ich mochte weder kleine, noch grüne Typen, weshalb auch der Goblin für mich nicht in Frage kam. Ein Seufzer glitt über meine Lippen, als ich wieder auf den Bildschirm sah. Der Computer hatte gerade einmal dreißig Prozent des Spiels installiert. Also hatte ich noch ein wenig Zeit, um auch die restlichen Rassen durchzulesen.
Die Fee: Klein aber oho trifft auf diese winzigen Wesen perfekt zu. Auf Grund ihrer geringen Körpergröße können sie keine schweren Waffen tragen oder gar eine feste Rüstung. Dadurch haben sie sich gänzlich auf das Zaubern spezialisiert, ob nun als Heiler oder als Magier. Sie haben eine hohe Intelligenz und Zauberkraft, sodass sie die ideale Wahl sind, wenn man sich für eine der zwei Klassen interessiert.
Glöckchen? Nein, das wollte ich wirklich nicht spielen. Außerdem hatte ich dort wieder das Problem, dass ich keinen Schaden erleiden durfte, was ich nicht einsah. Ich war ein sehr offensiver Mensch und so wollte ich auch spielen. Angriff war immer noch die beste Verteidigung, immer mitten rein in die Schlacht. Also weiterlesen, denn bis jetzt war noch nichts Passendes dabei.
Der Troll: Die Trolle sind ein sehr naturverbundenes Volk, das jedoch nicht vor roher Gewalt zurückschreckt und somit sowohl die Klasse des Schamanen als auch des Berserkers für sich beansprucht.
Na toll. Schon wieder dieser komische Naturkult, und Berserker waren für mich nur Barbaren, die nichts anderes konnten, als draufzuhauen. Langweiliger als Krieger, weil sie noch weniger Hirn besaßen. Mir war klar, dass meine beste Freundin Laura diese Rasse gewählt hatte, weil sie Schamanen sehr gerne mochte. Das hatte ich noch nie verstanden und daran wird sich wohl auch nichts mehr ändern.
Der Zentaur: Diese Mischwesen aus Mensch und Pferd sind schnelle Läufer und begnadete Schützen, während sich die Friedlicheren unter ihnen auf das Heilen mit Kräutern und Zaubern spezialisiert haben. Sie verstehen sich sehr gut auf Naturheilkunde und besitzen ein großes Wissen über die Welt um sich herum.
Pferde? Wollte ich wirklich die ganze Zeit einen Pferdehintern vor meiner Nase haben? Ich bekam schon die Krise, wenn sie vor unserem Auto herumliefen oder ich irgendjemanden reiten sah. Diese komische, wippende Bewegung des Gesäßes machte mich fertig. Diese Rasse schied also auch aus. Zumindest wenn ich das Spiel genießen wollte.
Ich seufzte, denn es waren nicht mehr viele übrig. Um genau zu sein, zwei Stück. Vielleicht hätte ich mich vorher informieren sollen, ob es überhaupt eine Rasse gab, die mich interessierte? Doch jetzt war es schon zu spät. Das Spiel war geöffnet und zu achtzig Prozent installiert. Es gab kein Zurück mehr. Wenn mir wirklich keine Rasse gänzlich zusprach, musste ich die Interessanteste unter ihnen nehmen. Doch noch gab es Hoffnung, und so las ich ruhig weiter.
Der Ork: Orks sind noch animalischer als Trolle. Sie verstehen sich nur auf rohe Gewalt und bilden nur Krieger aus. Die Besten unter ihnen werden zu Berserkern. Für diese Rasse gibt es nur eine Sprache, die sie verstehen: pure Gewalt. Orks sind in ganz Yerion gefürchtet und ihre Gesellschaft nur ungern gesehen.
Na, toll. Noch mehr hau drauf und Schluss. Diese Rasse wollte ich wirklich nicht spielen und ich wollte auch nicht wissen, welcher Typ Mensch sich dafür interessierte. Doch bestimmt wurde sie genommen, sonst würde sie nicht immer in solchen Spielen auftauchen. Oder etwa nicht? Na ja, eine Rasse gab es noch. Vielleicht war sie ja das, was ich mir wünschte.
Der Werwolf: Der Urfeind des Vampirs und auch ein Herrscher über die Schatten. Jedoch bedient er sich nur kleiner Schurkereien und der Schattenmagie, dadurch hat er auch Dunkelritter in seinen Reihen, die sich einen Namen machten, während die Faulen den Weg des Schurken einschlagen.
Das war es! Genau diese Rasse! Ich spürte es, als ich das Bild des Werwolfes betrachtete, wie er mich in seiner schwarzen Plattenrüstung mit stolz erhobenem Haupt aus dem Heft heraus ansah. Oh ja! Den wollte ich spielen. Einen Dunkelritter-Werwolf. Er verkörperte alles, was ich mir von diesem Spiel wünschte. Spaß, Abwechslung und eine gute Balance zwischen verursachten Schaden und Verteidigung. Ideal für mich.
Das kurze Klingeln meines Rechners wies mich darauf hin, dass das Spiel nun installiert war. Es konnte also losgehen. Meine Reise würde nun beginnen. Ich klickte ungeduldig auf den Button des Spiels, sodass es sich starten konnte.
Es dauerte ein paar Sekunden, bis der Log-in-Bildschirm erschien. Ich gab meine Daten ein und nach zwei Atemzügen war ich mit dem Server verbunden, als mir sofort die Worte von Laura in den Sinn kamen: „Achte darauf, auf welchem Server du startest. Mein Troll ist auf dem Server namens Breaking Dawn angemeldet. Wenn du auf einem anderen Server anfängst, dann können wir nicht gemeinsam spielen.“
Kurz huschte mein Blick über den Bildschirm, der eine ruhige Landschaft zeigte. Links war eine Liste mit dem Button „Neuen Charakter erstellen“. Wahrscheinlich würde der Charakter in der Landschaft angezeigt, wenn man ihn ausgewählt hatte. Nach wenigen Augenblicken fand ich die Anzeige des Servers und musste feststellen, dass ich auf einem anderen war. Okay, das musste ich also ändern. Kurz auf den Button geklickt und schon hatte ich eine kleine Liste. Es gab erst vier Server, weil das Spiel noch nicht allzu lange existierte. Doch dies würde sich wohl ändern, wenn es wirklich Erfolg haben sollte.
Dann begann ich, meinen Charakter zu erstellen. Zuerst wählte ich die Rasse und dann die Klasse, die ich mir vorher ausgesucht hatte. Kurz betrachtete ich die zwei Geschlechter, wobei ich die Männer mit ihrer leicht gebückten Haltung zu animalisch fand und mich schließlich für einen aufrecht stehenden weiblichen Werwolf entschied.
Anschließend stellte ich ihre Haarfarbe, die Augenfarbe und ihre Gesichtszüge ein, bevor ich ihr noch ein paar Narben gab und auch die Frisur auswählte.
Dann kam das schwierigste: der Name. Ich betrachtete meinen Werwolf und versuchte zu sehen, was für einen Namen das Leben ihr gegeben hätte. Es dauerte ein paar Atemzüge, doch da erschien er plötzlich vor meinem inneren Auge:
Destina
Die Werwölfe sind ein mächtiges Volk. Sie werden von allen Völkern gefürchtet und gemieden. Denn ihre Körperkraft ist kaum zu bändigen, genauso wie ihre Wildheit. Trotz ihrer Nähe zur Natur sind sie durch einen tragischen Unfall entstanden.
Ein Elf versuchte, einem Wolf durch Zauberei das Sprechen beizubringen. Doch was er ihm schenkte, war viel mehr als nur die Gabe, sich artikulieren zu können, sondern auch humane Intelligenz und die Fähigkeit, auf zwei Beinen zu gehen. Außerdem schenkte er ihm Daumen, wodurch diese neue Rasse die Möglichkeit bekam, Dinge zu greifen.
Schnell vermehrte sich der Wolf unter seinen Artgenossen und immer mehr Werwölfe, wie man sie fortan nannte, wurden geboren. Sie begannen zu einer Plage zu werden, sodass ein hohes Preisgeld auf ihre Köpfe ausgesetzt wurde. Sofort nahmen die Vampire sich dieses Problems an und begannen, Jagd auf die Werwölfe zu machen.
Zu Beginn fielen viele Wölfe den Vampiren zum Opfer, doch nach und nach fingen sie an sich zu wehren und ihre eigenen Mächte zu entwickeln. Ihr Kampfmotto wurde: „Sieh, bevor du selbst gesehen wirst. Denn nur dann wirst du derjenige sein, der tötet.“
Einige gingen auch in die Lehre bei den Minotauren und eigneten sich so die Kunst der Schattenmagie an. Es schien ihre einzige Möglichkeit zu sein, sich gegen die Hetzjagd der Vampire zu behaupten. Mittlerweile sehr erfolgreich sogar.
Dies alles ist nun schon einige Jahrhunderte her. Doch ist die Jagd noch lange nicht beendet. Nicht für die Vampire. Und das, obwohl sich der dunkle Schatten immer weiter über Yerion ausbreitet…
Ich betrachtete die kleine Filmsequenz ruhig, während ich der Geschichte über die Werwölfe folgte. Nun ja, so wie es sich anhörte, sollte ich mich vor den Mitspielern der Vampirrasse in Acht nehmen. Aber das würde wohl nicht allzu schwierig werden.
Die Welt, in die man mich gesetzt hatte, wirkte düster und kalt. Es war ein dichter Nadelwald aus Tannen und Fichten. Man roch das Moos und die Pilze, die sich aus dem Boden kämpften. Oft sah man Wölfe durch die Schatten huschen.
Ich selbst stand vor einem Höhleneingang und wurde sofort von einem anderen Werwolf angesprochen: „Willkommen, Destina. Schön, dass du dich dem Rudel anschließen möchtest, das sich auf die Suche nach neuen Höhlen macht. Wir können jeden tapferen Kämpfer gebrauchen.“
Es war nur ein NPC, dennoch hörte ich geduldig zu, bevor ich dann ruhig weiterging, um mich in der Umgebung umzusehen. Ich war wirklich in einem Wald. Anscheinend waren die Werwölfe noch nicht gut genug entwickelt, um in richtigen Siedlungen zu leben. Oder aber sie lebten absichtlich hier, weil sie sich so besser vor den Vampiren verstecken konnten.
Ein Chatfenster ploppte in meinem Sichtfeld auf.
„Hey, Shujo! Bist du nun auch endlich online? Hat aber lange gedauert, bis sich das Spiel auf deinem Rechner angesiedelt hat.“
Ich erkannte, dass es Laura war. Ihr Charakter trug den Namen Terrivon und sie war nicht mehr allzu weit vom Maximallevel 60 entfernt, was auf Grund ihrer Spieldauer nicht allzu verwunderlich war.
„Ja, ich konnte mich nicht mehr dagegen wehren. Schließlich durfte ich mir in diesem Bereich schon einiges anhören und darauf habe ich langsam keinen Bock mehr“, antwortete ich ruhig.
Der nächste Text ließ nicht lange auf sich warten: „Ah, okay. Hast eh lange durchgehalten. Warte, ich komm' vorbei, dann können wir etwas zusammen machen. Ich kann dir ein paar Orte zeigen. Du bist ein Werwolf. Ich weiß, wo diese Rasse startet. Warte kurz. Ich bin bald da.“
Ich lächelte. Ja, ich wusste, wie sehr sie sich darauf gefreut hatte, mit mir zu spielen. Schließlich hatte ich ihr sofort meine Kontaktdaten geben müssen, sodass sie mich adden konnte. So oft hatte sie versucht, mich zu überreden. Viel zu oft, wenn ich ehrlich war. Ein breiteres Lächeln legte sich auf meine Lippen, während ich mich ruhig umsah. Die Grafik war schön. Sehr realistisch gehalten, was mir durchaus gefiel. Ich mochte diese Comicgrafik nicht. Es kam mir vor, als machten sich die Entwickler mit einem derartigen Stil über ihr eigenes Spiel lustig. Außerdem würde es zu Shards of Fantasy schlichtweg nicht passen.
„Hier bin ich“, riss mich die Stimme von Laura in meinem Ohr aus meinen Gedanken und ich erschrak kurz.
Ich sah irritiert auf den buckligen Troll, der mich schelmisch angrinste. Seine blaue Mähne hing lässig über seine Schultern, während die gewaltigen Stoßzähne für den nötigen Respekt sorgten.
„Na, hab ich dich erschreckt? Ich hab dir doch gesagt, dass sich das Spiel der neusten Technik bedient, sodass man direkt kommunizieren kann und auch Emotionen von dem Spieler auf die Figur übertragen werden. Aber ich wusste, dass du mir wieder nicht zuhörst“, redete sie weiter auf mich ein. Ich erholte mich langsam von dem Schreck, als ich schon die nächste spöttische Anmerkung hörte: „Hey, du bist ja ein Weibchen. Wie kommt das denn?“
„Da redet gerade die Richtige. Du bist doch selbst ein Kerl. Mir sind die männlichen Werwölfe zu animalisch“, erklärte ich mich kurz und trat dann ruhig näher zu ihr. „Und warum ist dein Troll männlich?“
„Ganz einfach, weil mich so niemand blöd anmacht.“ Sie zuckte mit den Schultern, bevor sie dann ein Reittier beschwor. „Komm, steig auf. Ich will dir die Hauptstadt zeigen und noch ein paar andere interessante Orte.“
Sie hatte einen gewaltigen Greif gerufen, auf den sie anschließend stieg. Ich nahm zögerlich hinter ihr Platz. „Wieso wird man blöd angemacht, wenn man ein Weibchen spielt?“
„Das wirst du schon noch selbst sehen. Oh ja, du wirst deine Wahl noch bereuen.“ Sie lachte auf, was mich nur irritiert meine Augenbrauen zusammenziehen ließ.
Irgendwie wollte ich das nicht wirklich glauben. Schließlich würde jeder hören, dass ich ein Junge war. Bestimmt übertrieb Laura nur wieder einmal…
Während wir über die Landschaft flogen, ließ ich die Grafik auf mich wirken. Unter uns raste ein savannenähnliches Gebiet vorbei, das immer mal wieder von kleinen Grünoasen unterbrochen wurde. Auch erkannte ich vereinzelte Wassergebiete, an dem sich Tiere versammelten. Es schien alles so real, dass ich glaubte, die Tiere und das Wasser zu riechen. Ich begann mich immer mehr in dieser Welt zu verlieren. Unbewusst scrollte ich in die Egoperspektive, sodass das Gefühl, selbst der Charakter zu sein, nur noch mehr verstärkt wurde.
„Und wie ist dein erster Eindruck von dem Spiel?“, fragte Laura.
„Sehr gut. Die Grafik ist klasse und mehr hab ich ja leider noch nicht gesehen“, antwortete ich, was sie auflachen ließ: „Da hast du durchaus Recht. Aber ich werde dir noch mehr zeigen. Wichtig ist erst einmal, dass wir dir ein paar Sachen in der Stadt besorgen. Wie größere Taschen und einige besondere Ausrüstungsgegenstände. So wird der Start leichter.“
„Hm, wenn du meinst.“ Ich war mir nicht sicher, ob das wirklich nötig war, doch ich vertraute Laura und konzentrierte mich lieber wieder auf die Landschaft. Immer wieder sah ich andere Spieler, wie sie hinter Monstern herjagten und Aufgaben für die NPCs erledigten. Die alltägliche Arbeit in diesen Spielen eben. Nicht mehr und auch nicht weniger.
„Was treibst du denn hauptsächlich mit deinem Troll?“, wechselte ich das Thema und lauschte ihrer Antwort: „Dies und jenes. Was sich gerade anbietet. Entweder ich gehe mit einer Gruppe in einen Dungeon oder mache selbst ein paar Quests, um etwas über die Geschichte des Spiels zu erfahren. Was mir gerade Spaß macht oder worauf ich Lust habe.“
„Hm, klingt nicht nach viel Abwechslung.“ Meine Skepsis kehrte zurück. Ob es wirklich gut war, mit diesem Spiel angefangen zu haben? Nun ja, jetzt war ich schon einmal da. Vielleicht würde es spannender sein, als es sich anhörte. Ansonsten könnte ich ja nach ein paar Tagen wieder aufhören.
„Wie man es sieht. Ich habe mich bis jetzt noch nicht gelangweilt“, schmetterte sie meinen Einwand ab und ich merkte, wie der Greif langsam in den Sinkflug überging, „nun ja, wir sind bald in der Hauptstadt. Halt dich fest, denn an meinen Landungen muss ich noch ein wenig arbeiten.“
Ich wusste gar nicht, wie ich mich festhalten sollte, sodass ich irritiert auf die Steuerung des Charakters blickte. Doch bevor ich den richtigen Knopf gefunden hatte, setzten die Füße des Greifs schon auf den Boden auf und mein Charakter blieb im Sattel sitzen.
„Ging doch. Auch ohne Festhalten“, warf ich kurz ein, was ein amüsiertes Lachen von Laura heraufbeschwor: „Das war ja auch nur so ein Spruch. Egal wie bekloppt ich lande, du kannst gar nicht runterfallen. Manchmal bist du schon süß mit deiner Naivität.“
Ich schnaubte nur und stieg schließlich beleidigt ab.
Laura sah mich irritiert an, bevor sie zur Verfolgung ansetzte. „Jetzt warte doch mal, Destina.“
Ich sah mich einige Sekunde irritiert um, bis ich verstand, dass sie mich meinte.
„Warum sprichst du mich so an?“
„Weil das hier dein Name ist. Ich bitte dich auch darum, dass du mich Terrivon nennst. Meinen richtigen Namen braucht hier niemand zu erfahren, verstanden?“ Ihre Stimme war eisig, sodass ich nur nickte, um mich dann wieder in die vorherige Richtung zu wenden.
„Wo müssen wir hin?“
„Folge mir einfach. Der alte Terrivon kennt den Weg.“ Sie machte sofort wieder einen Scherz, was mich nur den Kopf schütteln ließ.
„Du magst deinen Charakter, kann das sein?“
„Oh ja, sehr. Ich habe mir auch schon einen Namen mit ihm gemacht.“ Man konnte den Stolz in ihrer Stimme direkt hören und kaum betraten wir die Mauern der Stadt, wurden wir auch schon von ein paar Mitspielern begrüßt.
Beziehungsweise nur Laura.
Mir selbst wurden nur hinterhergepfiffen, was ich aber gekonnt ignorierte.
Die Stadt selbst bestand aus Steinhäusern, die sich gemütlich aneinanderreihten. Immer mal wieder liefen Soldaten vorbei, Händler standen an den verschiedensten Ecken und Waren wurden von Ort zu Ort mit der Hilfe eines Zugwagens transportiert. Die Häuser selbst waren meist nicht größer als zwei Stockwerke. Nur in der Mitte stand ein riesiges Gebäude, das wie eine Kreuzung aus Kirche und Schloss wirkte.
„Hey, Terrivon, wer ist denn die Schnalle, die du da bei dir hast? Ein Low-Level und wahrscheinlich auch noch Jungblut?“ Ein männlicher Goblin trat auf uns zu und ich verzog ein wenig angewidert mein Gesicht. Diese Rasse wurde wirklich gespielt? Das war ja kaum zu glauben.
„Das ist Destina und ja, sie hat gerade erst angefangen. Ich will sie ein wenig ausrüsten und ihr die Welt zeigen“, erklärte sich Laura.
Ich musterte sie ein wenig skeptisch von der Seite, bevor der Goblin wieder meine Aufmerksamkeit auf sich zog.
„Destina. Ein interessanter Name. Man nennt mich Sinbad. Falls du irgendwas brauchst, was man nicht auf legalen Weg beschaffen kann, dann meld' dich bei mir. Ich kann dir da bestimmt weiterhelfen.“
„Ähm, danke, aber nein, kein Interesse.“
Es war ja klar, dass es auch noch ein Schurke war, der mir über den Weg lief. So ein Kleinkrimineller oder, nach seinen Worten zu urteilen, wohl schon ein Profi und dick im Geschäft.
Laura griff nach meiner Hand und zog mich schon hinter sich her. Ich begriff noch gar nicht, wie sie das machte. Anscheinend sollte ich mir die Steuerung noch einmal genauer ansehen. Doch das hatte Zeit. Bis jetzt kam ich ganz gut klar.
„Komm mit. Wir haben heute noch einiges vor. Man sieht sich, Sinbad“, verabschiedete sie sich von dem Goblin, bevor sie mit mir tiefer in die Straßen ging. Überall begegneten uns andere Spieler, die mich amüsiert musterten. Ein paar pfiffen mir sogar zu, doch die Tatsache, dass ich wohl in männlicher Begleitung war, schreckte sie von weiteren Taten ab und man mich einigermaßen in Ruhe ließ.
„Kennst du diesen Sinbad auch im privaten Leben?“ Ich durchbrach nach einer Weile die Stille, als sich Laura die Waren eines Händlers ansah.
Sie brauchte ein paar Sekunden, um zu antworten: „Nein, ich glaube zumindest nicht. Wir haben uns noch nie über unser Privatleben unterhalten. Eigentlich habe ich auch keine große Lust, Kontakte über das Spiel hinaus zu knüpfen. Bei vielen interessiert es mich nicht, wie der Mensch hinter dem Charakter aussieht. Ich habe hier meinen Spaß mit ihnen und für den Rest habe ich ja dich.“
Ich sah sie verblüfft an, doch dann lachte sie erneut auf, was mich auch ein wenig entspannte. „Nun gut. Da hast du wohl Recht. Ich will an sich auch keine großartigen Bekanntschaften hier schließen. Was suchst du eigentlich?“
„Eine bestimmte Klinge. Aber ich glaube, dass wir dafür den Schwarzmarkt aufsuchen müssen. Ich hatte gehofft, wir könnten diesen Ort meiden, aber im Moment hat kein Händler dieses Schwert“, erklärte sie mir kurz ihre Pläne, worauf ich sie irritiert ansah.
„Wieso willst du dort nicht hingehen? Du bist ein starker Troll, was hast du schon zu fürchten?“
„Ich nicht, aber du, Destina. Du bist ein Werwolf und dazu noch ein sehr schwacher. Der Schwarzmarkt liegt im Revier der Vampire. Sie werden dich dort nicht gerne sehen“, löste sie auch dieses Rätsel auf, doch ich sah sie weiter verwirrt an.
„Ist das wirklich so, wie es im Heft steht?“
„Oh ja, es gibt Vampire, die lauern den Werwölfen in den Wäldern auf und töten sie. Viele töten sie auch aus dem Hinterhalt heraus, wenn sie ihnen über den Weg laufen. Schließlich bekommen sie dafür Erfahrung und auch ein wenig Gold. So ist die Geschichte des Spiels. Das hätte dir aber bewusst sein müssen, als du diese Rasse gewählt hast“, erklärte sie mir das Spielsystem, doch ich traute meinen Ohren nicht. Die Vampire bekamen wirklich Erfahrung, wenn sie einen Werwolf töteten? Wie grausam war denn das?
„Aber nicht nur die Vampire. Auch die Werwölfe werden belohnt, wenn sie einen Vampir töten.“ Anscheinend hatte sie meinen Gesichtsausdruck perfekt gedeutet, sodass ich sie kurz anlächelte.
„Ähm, okay. Dann ist es nicht ganz so unfair. Aber irgendwie müsste das auch nicht sein. So erschwert man diese Rassen ja nur unnötig. Oder nicht?“
„Da könntest du durchaus Recht haben. Aber nun ja, sie werden dennoch gerne gespielt. Aber Vampire oder Goblins, also die Assassinen unter ihnen, können jeden Charakter töten, wenn sie wollen. Jedoch bekommen sie nur Belohnungen, wenn auf diesen ein Kopfgeld ausgesetzt ist. Eigentlich kann jeder jeden töten, wenn er lustig ist. Was aber dazu führt, dass man ihn irgendwann als Mörder jagt oder sogar ein Kopfgeld auf einen ausgesetzt wird. Nur die Assassinen dürfen diese Spieler dann ohne Nachteile jagen und töten. So einfach ist das. Man kann auch stehlen oder andere Verbrechen begehen. Aber alles wird irgendwann gelistet und man wird verfolgt, damit man für diese Taten büßt. Manche landen am Pranger, andere müssen eine gewisse Zeit im Gefängnis absitzen, sodass sie den Charakter für ein paar Tage oder gar Wochen nicht spielen können. Wir haben hier eine sehr realistische Gesellschaft“, erklärte sie mir weiter die Welt, aber ich konnte das nicht glauben. Wie war das möglich, dass man so ein Spiel programmierte? Dahinter musste ein gewaltiges und vor allem aufwendiges Programm stehen. Oder etwa nicht? Ich kannte mich in der Informatik nicht aus, darum unterbrach ich meine Gedankengänge, die eh kein Ergebnis lieferten.
„Ich werde hier auf dich warten, während du auf den Schwarzmarkt gehst. Ist vielleicht das Beste“, machte ich ihr schließlich einen Vorschlag. Sie sah mich kurz zweifelnd an, bevor sie dann darüber nachdachte und schließlich nickte. „Da könntest du Recht haben. Geh einfach die Straße entlang. Da müsstest du irgendwann an ein Gasthaus namens ‚zum singenden Hirsch’ kommen. Setz' dich an einen Tisch und trinkt etwas. Hier, ich gebe dir ein paar Münzen.“
Damit drückte sie mir das kalte Metall in die Hand. Ich nickte ihr zu, bevor ich in die Richtung sah, in die sie mich schicken wollte. Das war machbar. Ich lächelte sie zuversichtlich an und nickte. „Ist gebongt. Viel Erfolg und danke für deine Hilfe.“
„Kein Problem. Man sieht sich, und halt dich von den Männern fern. Sie können sehr lästig werden.“ Sie wandte sich ab und bog nach wenigen Metern in eine dunkle, kleine Gasse ein. Ich seufzte noch einmal und drehte mich dann auch um, um in den besagten Gasthof zu gehen…
Ich war dort unbehelligt angekommen, ließ mich an einen Tisch nieder und bestellte mir ein Getränk, so wie es mir Laura gesagt hatte. Wenige Augenblicke später stand der Trank auch schon vor meiner Nase auf dem Tisch, sodass ich ruhig danach griff und zu trinken begann.
Die Steuerung war nicht so schwer, wie ich am Anfang dachte. Vieles geschah über Gedanken. Nur das Gehen selbst nicht. Aber die restlichen Bewegungen, wie etwas zu greifen oder wie die Füße standen, passten sich an die Gedanken des Spielers an.
Der Gasthof selbst war eher zweckgebunden eingerichtet. Durch die winzigen Fenster drang nur wenig Licht und der Rest wurde von kleinen Lampen an den Wänden gespendet. Wenn man nicht gesehen werden wollte, dann musste man das hier auch nicht. Der Geruch von Bier und Erbrochenen lag in der Luft. Es gab viele dunkle Ecken. Bei manchen davon war ich mir nicht sicher, ob sie so leer waren, wie sie zu sein vorgaben.