Liebe Lügen trügen: Roman - Annina Boger - E-Book

Liebe Lügen trügen: Roman E-Book

Annina Boger

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Beschreibung

Berenice, ehemaliges Mannequin aus Paris, betreibt eine eigene Modelagentur in San Diego. Als sie zum ersten Mal Justin, dem attraktiven neuen Befüller ihrer Getränkeautomaten gegenübersteht, gibt sie sich spontan als ihre Putzfee Lizzy aus. Passt gut, denn diese ist soeben krankheitsbedingt ausgefallen. Von da an treffen Berenice und Justin sich jeden Abend in der Agentur, um ihren Job auszuführen. Es knistert heftig zwischen den beiden. Doch wer ist Justin wirklich? Als er plötzlich aus ihrem Leben verschwindet, erkennt Berenice, dass sie nichts von ihm weiß! Meinungen dazu: "Über 300 Druckseiten Spannung und grandiose Unterhaltung (...) 'LIEBE LÜGEN TRÜGEN' ist ab sofort mein absolutes Lieblingsbuch, das ich jedem, der humorvolle Liebesromane mag, nur wärmstens empfehlen kann." (HEIKES SCHREIBBLOG). "Die Figuren im Roman konnte ich mir bildlich so gut vorstellen, dass ich im Nachhinein verwirrt war, ob ich nun einen TV-Film gesehen habe oder ob es doch ein E-Book war. (...) Genau so sollten Geschichten aufhören." (SHANY). "Eine fesselnde Geschichte, die süchtig macht" (DAISY). Vollständig bearbeitete E-Book-Ausgabe V4. Anzahl Wörter: ca. 61'150 (plus Anhang). Anzahl Seiten der Taschenbuchausgabe: 312.

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Seitenzahl: 316

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Inhalt

Liebe Lügen trügen

Zu diesem Buch

Prolog

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Kapitel 16

Kapitel 17

Kapitel 18

Kapitel 19

Kapitel 20

Kapitel 21

Kapitel 22

Kapitel 23 – Epilog

Bücher von Annina Boger

Annina Boger Romance Liebesromane

Kinderbücher von Annina Boger

Annina Boger, Schriftstellerin

Dankeschön

Copyright und Impressum

Liebe Lügen trügen

Roman

Annina Boger

Annina Boger Romance

Liebesromane Band 2

Überarbeitete E-Book-Fassung (V4)

Herausgegeben Oktober 2017 von:

SchreibARTelier Gerber Germany

Anzahl Wörter: ca. 61‘150 (plus Anhang)

Anzahl Seiten Taschenbuch: 312 (plus Anhang)

© 2014-2017 Copyright geschütztes Material.

Alle Rechte vorbehalten.

Dieser Roman ist als Taschenbuch bestellbar:

epubli 2017, ISBN 978-3-7450-2118-9.

Zu diesem Buch

Berenice, ehemaliges Mannequin aus Paris, betreibt eine Modelagentur in San Diego. Als sie zum ersten Mal Justin, dem attraktiven neuen Befüller ihrer Getränkeautomaten gegenübersteht, gibt sie sich spontan als ihre Putzfee Lizzy aus. Passt gut, denn diese ist soeben krankheitsbedingt ausgefallen.

Von da an treffen Berenice und Justin sich jeden Abend in der Agentur, um ihren Job auszuführen. Es knistert heftig zwischen den beiden. Doch wer ist Justin wirklich? Denn als er plötzlich aus ihrem Leben verschwindet, erkennt Berenice, dass sie nichts von ihm weiß.

»Über 300 Druckseiten Spannung und grandiose Unterhaltung (...) Liebe Lügen trügen ist ab sofort mein absolutes Lieblingsbuch, das ich jedem, der humorvolle Liebesromane mag, nur wärmstens empfehlen kann.« (HEIKES SCHREIBBLOG)

»Die Figuren im Roman konnte ich mir bildlich so gut vorstellen, dass ich im Nachhinein verwirrt war, ob ich nun einen TV-Film gesehen habe oder ob es doch ein E-Book war. (...) So sollten Geschichten aufhören.« (SHANY)

Annina Boger lebt seit einigen Jahren in Bayern. Die Schweizer Schriftstellerin, Auftragsbiografin und begeisterte Hobbyfotografin schreibt mit Vorliebe Kinderabenteuer, bunte Kurzgeschichten und spannende, sinnlich-romantische Liebesromane unter dem Label Annina Boger Romance.

Prolog

An ihrem ersten freien Tag in San Diego bummelte Berenice Beauregard durch die luxuriöse Shoppingmeile, wo sie einige außergewöhnliche Accessoires erstand. Sie war erst vor einer Woche von Paris nach Kalifornien gezogen, einen Modelvertrag mit einer angesehenen Kosmetikfirma in der Tasche.

Mit einem Ausruf des Entzückens blieb Berenice vor dem Schaufenster einer Modeboutique stehen. Ein atemberaubendes Abendkleid hing darin, das sie sich, trotz ihres ansehnlichen Honorars, nicht auch noch leisten konnte: Ein Traum aus gerafftem und gewickeltem Seidenchiffon in fließenden Grüntönen, mit einem verführerischen, schulterfreien Dekolletee.

Sie schaute auf das Schild mit der Prägung Chez Monique über der Eingangstür. Hätte ich doch die teure Handtasche und die Schuhe aus Ziegenleder nicht gekauft. Einmal nur in das Kleid schlüpfen ...

Entschlossen trat sie ein und bat die elegant gekleidete Dame mit dem weißblonden Pagenschnitt, die ihr entgegenkam, ob sie das Kleid im Schaufenster ganz rechts anprobieren dürfe.

Mit einem diskreten Kennerblick umfasste Monique Curtain ihre neue Kundin: Etwas über zwanzig Jahre alt, vermutete sie. Schlicht und in unauffälligen Farben, doch exquisit gekleidet, trug die junge Dame Hut und Handschuhe, an den Handgelenken baumelten Einkaufstüten von auserlesenen Designermarken.

Die junge Frau hatte perfekte Masse! Das kupferrote, lockige Haar hatte sie zu einer raffinierten, asymmetrischen Frisur hochgesteckt. Ihre meergrünen Augen waren meisterhaft geschminkt, was ihnen einen geheimnisvollen Schimmer verlieh.

Mit einer knappen Handbewegung bedeutete Monique ihren Kundenberaterinnen, sich zu entfernen, sie wolle diese Dame selbst bedienen. Eine Auszeichnung, die Berenice erst später bewusst werden sollte.

»Das Grünseidene? Gerne, es ist erst vor wenigen Stunden eingetroffen und hat bereits einiges Aufsehen erregt! Ich bin übrigens Monique.« Lächelnd deutete sie auf eine kleine Sitzgruppe in der Ecke. »Nehmen Sie doch solange hier Platz, damit Sie Ihr Gepäck ablegen können.«

Angenehm berührt von der Freundlichkeit der Dame, deren Vorname sie als Besitzerin der Boutique auswies, setzte Berenice sich auf das kleine Sofa. »Bitte, nennen Sie mich Berenice«, sagte sie leise zu Monique.

Sie bestellte einen Orangensaft bei der freundlichen Mitarbeiterin, die mit einem großzügig bestückten Servierwagen auf sie zukam, und je ein Schälchen mit Pralinen und Knabbereien vor sie hinstellte.

Monique erschien mit einem fahrbaren Kleiderständer, an dem Berenices Traumrobe hing.

»Calinda Caë, die junge Modeschöpferin, hat es Mermaid’s Summerdream benannt. Rufen Sie mich, wenn Sie so weit sind, ich helfe Ihnen in das Kleid.« Sie entfernte sich diskret, um ihrer Kundin Zeit zu geben, die Robe ungestört zu betrachten.

Berenice versank einen Moment lang in den Anblick des bezaubernden Modells vor sich.

Sommertraum einer Meerjungfrau. Wie passend.

Durch die verschiedenen Lagen des hauchdünnen Seidenstoffes, jede in einem anderen Grünton eingefärbt, ergab sich im sanften Luftzug der Klimaanlage ein faszinierendes Farbenspiel, ähnlich wie bei einer Meeresströmung.

Sie winkte Monique herbei, die sie in eine geräumige Umkleidekabine führte und den Vorhang zuzog, bis Berenice leise rief:

»Ich bin soweit!«

Vorsichtig half Monique ihr in das Kleid hinein, atmete auf und nickte, als hätte die junge Frau ihre Vermutung bestätigt.

»Kommen Sie Berenice, hier können Sie sich von allen Seiten betrachten.« Monique führte sie in einen Nebenraum, in welchem mehrere raffiniert angeordnete Spiegel einen Rundumblick boten.

Im Katzenschritt des erfahrenen Models setzte Berenice einen Fuß vor den anderen, überwältigt von der Wirkung dieses Kleides, das beim Gehen seine ausgeklügelte Schnittführung entfaltete. Sie hatte natürlich schon viele wunderbare, raffiniert geschnittene Gewänder einiger bekannter Designer gesehen und vorgeführt. Doch dieses hier hatte eine ganz eigene Klasse.

»Es ist wie für Sie entworfen, Berenice!«, sprach Monique leise aus, was in der jungen Frau vorging. »Als ob Sie selbst dafür Modell gestanden hätten. Ihre grünen Augen kommen wunderbar zur Geltung und ihre kupferroten Locken heben sich wie bei einer Meerjungfrau davon ab!«

»Ja, aber ich kann es mir nicht leisten, es tut mir Leid!«, flüsterte Berenice beschämt und eilte zur Kabine zurück.

Monique half ihr beim Ausziehen und hängte Berenices Meerjungfrauentraum an den Ständer, wo er in den Wogen ihrer unerfüllten Wünsche unterzugehen drohte.

In ihrem Designerkostüm kam die junge Frau wieder heraus, setzte sich und griff mit einem betrübten Gesichtsausdruck nach ihrem Glas.

Monique näherte sich ihr. »Darf ich mich einen Moment zu Ihnen setzen?«

»Bitte!« Überrascht hob Berenice die Brauen.

»Ich möchte Ihnen einen Vorschlag machen.«

Berenice nickte und sah die Dame abwartend an.

»Sie haben Modelerfahrung, nicht wahr? Sie sind mir gleich beim Eintreten bekannt vorgekommen, Ihr Stil ist unverwechselbar. Kann es sein, dass ich Sie in Paris gesehen habe?«

»Ja, ich war einige Jahre als Model auf dem Laufsteg. Diese Tätigkeit liegt mir nicht mehr, weshalb ich das Angebot einer Kosmetikfirma angenommen habe, hier in San Diego für deren Gesicht des Jahres als Fotomodell zu arbeiten.« Sie beugte sich vor.

»Ich könnte den Betrag für das Kleid schon aufbringen, aber ich spare, um später eine eigene Modelagentur zu gründen. Außerdem weiß man in unserem Beruf nie, wie lange man noch gefragt ist.« Mit einem Blick auf ihre Tüten fuhr sie fort: »Wenn ich heute nicht schon leichtsinnig gewesen wäre, würde ich mir den Sommertraum trotzdem erfüllen.«

»Sie kennen den Preis des Kleides doch nicht.«

»Schon, aber in meinem Beruf kann man den Wert einer solchen Robe ziemlich gut einschätzen.«

Lächelnd nannte Monique ihr den Kaufpreis.

»Das ist nur etwa ein Zehntel des üblichen Wertes«, entfuhr es Berenice. »Wo liegt der Haken?«

»Es gibt keinen. Calinda Caë ist eine sehr talentierte Newcomerin, weshalb ich ihre Kreationen in mein Sortiment aufgenommen habe.«

»Wenn das so ist, möchte ich das Kleid doch erwerben«, beschloss Berenice und nahm sich vor, dafür in Zukunft etwas mehr zu sparen.

»Das freut mich, Berenice. Ich mache Ihnen ein zusätzliches Angebot: Sie tragen das Kleid, nennen den Namen der Designerin sowie unseren Salon als Lieferanten. Da dies für uns eine willkommene Werbequelle darstellt, biete ich Ihnen eine Ermäßigung von 20 Prozent an. Was sagen Sie dazu?«

Nach kurzem Zögern willigte Berenice erleichtert ein. So günstig würde sie sich wohl selten wieder einen solch exklusiven Traum erfüllen können. Und mit diesem hier würde sie Furore machen, das spürte sie ebenso gut wie die erfahrene Monique.

Die Bewunderungsrufe der Modeberaterinnen noch im Ohr machte Berenice sich mit ihren neu erworbenen Schätzen auf den Heimweg.

Kapitel 1

Ihr Weinglas umklammernd, stand Berenice Beauregard vor dem Panoramafenster ihrer Penthouse-Wohnung. Sie starrte auf die nächtliche Skyline der kalifornischen Stadt San Diego, ohne etwas wahrzunehmen.

Grelle Blitze zuckten über die Wolkenkratzer, deren Reklameschilder bunte Lichterstreifen auf dem Meer spiegelten. Der Frühlingssturm warf hohe Wellen an die Küste, doch Berenice achtete nicht darauf.

Sie konnte die Tränen nicht mehr zurückhalten, obwohl sie ihr Make-up zu verschmieren drohten. Schniefend wandte sie sich Monique Curtain zu, die auf der weißen Ledercouch saß und die jüngere Freundin besorgt anblickte.

»Warum passiert das immer mir?«, fragte Berenice mit sich überschlagender Stimme, die grünen Augen anklagend zum Himmel erhoben, als ob der Missetäter dort oben säße.

Monique Curtain seufzte auf. Sie erhob sich und legte tröstend einen Arm um die zuckenden Schultern der wie verloren wirkenden Gestalt am Fenster. Im Laufe der vergangenen zehn Jahre war ihr Berenice wie eine Tochter ans Herz gewachsen, nicht zuletzt, weil ihr das Schicksal eigene Kinder verwehrt hatte. Mit einer sanften Geste strich sie Berenice über die feuchten Wangen.

»Das liegt wahrscheinlich daran, dass du dir die falschen Männer aussuchst, Liebes.«

Berenice schniefte erneut. Sie wischte mit dem Handrücken die Tränen fort, bevor sie ihre langen, kupferroten Locken zurückwarf und Monique aus geröteten Augen ansah.

»Was mache ich denn falsch?«

»Du hast nichts falsch gemacht! Miguel ist ein Filou, der es nur auf dein Geld abgesehen hat, sonst hätte er sich nicht in eurem Urlaub mit dem Zimmermädchen vergnügt.«

»Ich müsste es langsam wissen, dass die Männer mehr an meinem Status interessiert sind als an mir. Es ist jetzt schon das dritte Mal. Da hast du mit Percy das bessere Los gezogen!«

Monique winkte ab. »Das kannst du nicht vergleichen. Percy und ich haben in den vergangenen fünfundzwanzig Jahren Seite an Seite die Modeboutique aufgebaut und uns ein ansehnliches Kapitalpolster erwirtschaftet. Das schweißt zusammen!«

»Dann ist es für mich wohl zu spät! Ich hätte mich der Partnersuche widmen sollen, bevor ich meine Modelagentur gegründet habe.«

Die graublauen Augen der erfahrenen Freundin funkelten sie an. »Rede nicht solchen Unsinn, Liebes! Es ist nie zu spät! Eines Tages wirst du den Richtigen finden.«

»Ich bin nun schon 34. Mir bleibt nicht mehr viel Zeit«, brach es aus Berenice hervor.

»Darling! Du kommst über diesen Miguel hinweg! Jetzt bist du noch verletzt und verunsichert, weil er dich betrogen hat, das ist nur natürlich. Aber eine attraktive Frau wie du lernt schnell wieder jemanden kennen.«

»Meinst du?« Berenice straffte sich. »Vielleicht sollte ich es eher machen wie meine Assistentin Elaine. Sie ist seit sechs Jahren geschieden und hat seither die Nase voll von Männern.«

Schockiert über diese Vorstellung sog Monique den Atem ein. Was für eine Verschwendung, wenn dieses entzückende, liebenswerte und intelligente Geschöpf aus Enttäuschung keinen Mann mehr an sich heranlassen würde.

»Lass es einfach auf dich zukommen. Du bist doch wie geschaffen für eine tiefe, erfüllende Liebe! Wenn die Zeit reif dafür ist, wird sich von allein etwas ergeben.«

Berenices Miene hellte sich auf. »Danke Monique, dass du immer für mich da bist und nun auch noch mein Gejammer erträgst.« Sie drückte ihr einen Kuss auf die duftende Wange.

»Dafür sind Freundinnen doch da, Liebes.« Aufmunternd lächelte Monique ihr zu und zog einen Hochglanzkatalog aus ihrer Tasche. »Und nun zeige ich dir unsere neuesten Kreationen. Du wirst staunen!«

Etwa zur selben Zeit, in einem der exklusiven Nobelclubs in San Diego, saßen sich zwei elegant gekleidete Herren in ein Streitgespräch vertieft gegenüber.

Die klagenden Laute eines Blues wehten von der Tribüne her zu ihrem Tisch in der hinteren Ecke. Die Freunde hörten einen Augenblick dem virtuosen Solospiel des Saxophonisten zu, bevor sie ihre angeregte Diskussion weiterführten.

Nick White beugte sich vor und hob beide Arme. »Du willst es nicht einsehen, Justin!«

Justin Hurlington funkelte sein Gegenüber aus finsteren, dunkelbraunen Augen an. Eine steile Falte bildete sich zwischen seinen Brauen.

»Das sagst ausgerechnet du!«

»Ich stehe aber dazu und möchte gar nicht heiraten.«

»Wie auch? Du hast ja jede Woche eine andere Partnerin.«

Nicks jungenhaftes Gesicht verzog sich zu einem siegessicheren Lächeln, während sein Jägerblick durch den weiten Raum schweifte. »Warum nicht? Ich genieße mein Leben und kann es mir leisten«, grinste er und zwinkerte zwei attraktiven Ladys am Nebentisch zu.

Justin schüttelte den Kopf. »Diese Frauen haben es doch hauptsächlich auf den Luxus abgesehen, den du ihnen bietest, und lieben dich nicht wirklich.«

»Ach, und deine heißgeliebte Amy? Denkst du etwa, ich hätte ihr Betteln nicht mitgekriegt, als wir uns in der Stadt begegnet sind?« Nick kniff seine blauen Augen zusammen und fixierte den Freund mit jener unerträglich besserwisserischen Miene, die Justin verabscheute.

Seine Miene verdüsterte sich.

»Sie hat nicht gebettelt, sondern mich lieb gefragt, ob ich ihr das Outfit kaufe«, knurrte er. Seine schmalen Hände fuhren durch die vollen dunklen Haare und zerzausten damit die sorgfältig gestylte Frisur.

»Ist das nicht dasselbe?«, erwiderte Nick. »Ich erkenne diese geldgierigen Frauen auf den ersten Blick. Glaube mir, Amy ist nicht besser!«

»Amy ist eine aufrichtige junge Frau, Nick. Sie hat mehrmals betont, wie attraktiv sie mich findet. Außerdem lieben wir uns! Da ist es nur natürlich, dass ich sie unterstütze.«

Nick lachte amüsiert auf. »Wetten, sie findet in erster Linie deine Supermarktkette Hurlington’s Best attraktiv?«

Verärgert schüttelte Justin den Kopf. »Amy ist keine dieser billigen Frauen. Wir sind seit drei Wochen zusammen und hatten bisher nicht einmal Sex.«

Nick lehnte sich im Clubsessel zurück und schlug die Beine übereinander. »Bei diesen Frauen musst du deine Bezahlung eben einfordern. Die werden nicht von selbst mit dir in die Kiste steigen! Schon gar nicht, wenn sie, wie Amy, sechzehn Jahre jünger sind als du.«

Justin stand auf und warf einen Geldschein auf den Tisch.

»Tschüss. Sicher wartet Amy schon mit dem Abendessen auf mich!« Mit ausholenden Schritten stapfte er Richtung Ausgang. In seinem Schädel rumorte es wie in einem Wespenhaus. So ein Unsinn! Nick ist der schnelle Erfolg mit seiner Informatik-Firma wohl zu Kopf gestiegen.

Sein unbeständiges Liebesleben hatte das Übrige dazu beigetragen. Der Mann konnte sich doch eine Beziehung, die auf echten Gefühlen aufbaute, gar nicht mehr vorstellen.

Das heftige Gewitter, das vor einer Stunde über die Stadt gebraust war, hatte die Luft dieser Aprilnacht gereinigt. Justin schlenderte noch eine Weile durch die regenfeuchten Straßen, um seine aufgewühlten Sinne zu beruhigen und die absurden Vorwürfe des Freundes aus dem Gedächtnis zu streichen.

Wenig später erreichte er das beleuchtete Tor zu seiner herrschaftlichen Villa, die sich über drei Etagen erstreckte. Er fuhr die Parkallee entlang und stellte den Wagen vor der Eingangstreppe ab. Ungeduldig hastete er die Stufen hoch und klingelte, denn er wollte Amy möglichst rasch in die Arme schließen, um sich zu vergewissern, dass alles in Ordnung war.

Es war freilich nicht Amy, sondern Sophie, seine langjährige Haushälterin, die ihm öffnete und erstaunt fragte, ob er den Schlüssel vergessen habe. Die kleine mollige Frau gehörte praktisch zur Familie, seit seine Eltern nach Florida übergesiedelt waren.

»Einen schönen guten Abend, Justin, bis du okay?«, begrüßte sie ihn und nahm ihm das Jackett ab. Als er ihr versicherte, dass er nur hungrig sei, fügte sie in geringschätzigem Ton hinzu:

»Deine Amy wartet schon im Esszimmer auf dich.« Damit marschierte sie in die Wirtschaftsräume zurück.

Dass Sophie Amy nicht besonders schätzte, wusste Justin, seit er die junge Frau vor drei Wochen nach Hause brachte und sie bei ihm einzog. Unwillkürlich musste er wieder an Nicks Worte denken.

Er horchte einen Moment, ob er Amys leichten Schritt vernahm. Ein Schatten glitt über sein Gesicht, als sie ihm nicht entgegenkam, um ihn zu begrüßen. Er betrat den großzügigen Speisesaal, wo sie am oberen Ende des Tisches aus geschwungenem Nussbaumholz saß und ihm zuwinkte.

»Guten Abend Darling. Wie war dein Tag?«

Aufatmend erwiderte Justin ihr Lächeln. Na also, alles in bester Ordnung. »Guten Abend, mein Schatz, ich hatte eine ...«

Amy streckte ihm ihre Hände entgegen. »Schau mal meine neuen Fingernägel, sind sie nicht schön?« Ihre kornblumenblauen, mit einem Lidstrich und rauchgrauem Lidschatten intensiv geschminkten Augen glänzten vor Freude.

Justin runzelte die Stirn. »Hast du deine Nägel nicht erst gestern ...?«

»Ach, die haben mir nicht gefallen«, fuhr sie ihm ins Wort. Sie wedelte mit den Fingern vor seinem Gesicht herum. »Schau, da sind funkelnde Steine eingearbeitet!«

Nachdenklich betrachtete Justin seine Freundin.

Amys neckisch wippender Rock war bis zu den Schenkeln hochgerutscht, das durchsichtige Glitzertop gab mehr von ihren Reizen preis, als es verbarg.

»Du hast ja gar nicht gesehen, dass deine Amy beim Frisör war!«, rief sie mit einer niedlichen Schnute. »Bin ich nicht todschick?« Sie drehte sich vor ihm im Kreis.

Justin stellten sich die Nackenhaare auf. Schmerzlich riss der rosarote Vorhang entzwei, den er in seiner ersten Verliebtheit um Amy drapiert hatte. Er blinzelte und betrachtete die junge Frau nun mit Nicks und Sophies kritischen Blicken.

Mein Gott, Nick hat Recht! Wie konnte ich nur so blind sein? Sie ist ja noch ein halbes Kind mit ihren einundzwanzig Jahren. Es fehlt ihr an Reife und Vernunft, offensichtlich ist sie vor allem auf ein luxuriöses Leben aus.

Nachdem Sophie mit mürrischer Miene das Essen aufgetragen und sich wieder entfernt hatte, setzte Amy sich auf Justins Schoss und wollte ihn füttern.

Er schob sie sanft von sich. »Bitte Amy, setz dich auf deinen Platz, und lass uns den delikaten Lachs genießen, den Sophie zubereitet hat.«

Sie verzog den dunkelrot geschminkten Mund und ließ sich auf den gepolsterten Stuhl fallen. »Och, bist du aber langweilig heute! Zum Glück gehen wir nachher noch aus.«

Ach, deshalb ist sie so auffällig zurechtgemacht!

»Aus? Wo wolltest du denn hin, ich bin etwas müde.«

Sie sah ihn groß an. Wie konnte er das vergessen? »Na, heute eröffnet doch die angesagteste Disco der Stadt, mit Zauberkünstlern, Live-Bands, Varieté-Shows und den allerneuesten ...«, zwitscherte sie aufgeregt.

Justin strich sich über die pochende Stirn. »Sei mir nicht böse, aber heute möchte ich lieber nicht ausgehen. Ich habe morgen früh ein Meeting mit meinen ...«

Amys Augen loderten auf. Sie presste ihre Lippen zusammen und holte tief Luft, wobei ihr Busen sich gefährlich weit aus dem knapp sitzenden Oberteil hob.

»Das ist jetzt nicht dein Ernst, oder? Du willst doch nicht wie ein klappriger Greis zuhause hocken, während sich die High Society von San Diego heute in der neuen Super-Disco trifft?«, kreischte sie auf und stieß ihren Stuhl so heftig zurück, dass er krachend zu Boden fiel. Ihr puppenähnliches Gesicht ähnelte einer Fratze.

Justin war auf einmal froh, dass Sophie sich gleich zurückgezogen hatte. Es wäre ihm peinlich gewesen, wenn sie diese hässliche Szene mitbekommen hätte.

An seinem ungewohnt nachdenklichen Gesichtsausdruck erkannte Amy, dass sie zu weit gegangen war. Blitzschnell stellte sie den Stuhl wieder auf, flog in seine Arme und lächelte ihn um Verzeihung bittend an.

»Och Darling, nicht böse sein, ich war nur so überrascht, dass du unsere Abmachung vergessen hast. Hier ist immer so wenig los«, schmollte sie und wollte ihn auf den Mund küssen.

Seit sie bei ihm eingezogen war, hatte sie ihn nur liebkost, wenn sie etwas von ihm wollte, erkannte Justin. Er sah seine junge Freundin so forschend an, als sei er bisher nicht nur blind, sondern auch taub gewesen. Sanft schob er sie um Armeslänge von sich fort.

»Abmachung?« Er schüttelte den Kopf. »Ich kann mich nur erinnern, dass du vor einigen Tagen gesagt hast, heute würde diese Disco aufgehen. Vereinbart haben wir beide nichts!«

»Ja aber, wenn du doch weißt, wie gerne ich an der Eröffnung dabei wäre, ist es doch selbstverständlich, dass wir dorthin gehen, oder?«, fragte sie ihn in einem so verwunderten Ton, dass er aufseufzte.

»Nein, Amy!«, erklärte er ihr wie einem trotzigen Kind. »Für mich war das nur eine Information. Lass uns ein Glas Wein trinken und fernsehen, ja?«

Amy kochte innerlich. Was fiel diesem Spießer ein, ihre Wünsche so zu missachten. Am liebsten wäre sie hinaufgejagt, um ihre Koffer zu packen, und danach alleine zur Party gegangen. Sie würde sofort Anschluss finden, das wusste sie aus Erfahrung. Doch sie hatte das großzügige Taschengeld, das Justin ihr gestern wieder gegeben hatte, bis auf ein paar Dollar aufgebraucht. Zudem sagte ihr etwas in seinem Verhalten, dass sie es nicht zu weit treiben sollte.

Sie warf Justin einen abschätzigen Blick zu. Was ging in ihm vor? Unwillkürlich schauderte sie zusammen beim Gedanken an ihr winziges, chaotisches Zimmer in einer Absteige nahe dem Rotlichtmilieu.

Nein, erst musste sie einen neuen Beschützer finden, der ihre Vorzüge zu schätzen wusste, sie angemessen ausführte und verwöhnte. Sie presste die Lippen zusammen und atmete tief durch, um die riesige Enttäuschung hinunterzuschlucken, obwohl sie am liebsten wie eine Furie getobt hätte.

Justin hob überrascht die Brauen, als sie ihm über den Arm strich und mit sanfter Stimme sagte: »Nun gut, wenn du meinst. Vielleicht können wir ein anderes Mal ausgehen.«

Der Rest dieses Donnerstagabends verlief ähnlich wie die übrigen, seit Amy zu Justin gezogen war. Wenn sie nicht in angesagten Bars, Clubs oder Discos unterwegs waren, tranken sie zusammen eine Flasche Wein, den Amy viel zu hastig hinunterleerte.

Dazu schauten sie fern, bis Justin das laute Geplapper seiner Freundin und die oberflächlichen Unterhaltungssendungen auf die Nerven gingen. Früher als sonst verabschiedete er sich, während Amy noch stundenlang weiterschaute.

Sie brauchte am Morgen nicht aufzustehen.

In dieser Nacht konnte Justin lange nicht einschlafen. Zu viele Gedanken kreisten ihm durch den Kopf. Die Erkenntnis, wieder einmal hereingefallen zu sein, hinterließ einen bitteren Geschmack auf seiner Zunge.

Kaum hatte er Amy in der Bar kennengelernt und einige Male zum Essen eingeladen, waren sie auch schon ein Paar. Am vierten Abend, nachdem sie engumschlungen zusammen getanzt hatten, nahm sie ihn mit in ihre Wohnung. Sie schmiegte ihre Wange an seine Brust und machte eine ausladende Handbewegung.

»Ist das ein passendes Zuhause für dein Schatzi?«

Ihr Lächeln war herzerweichend, ihr Kuss schmeckte so unschuldig süß, dass es ihm fast die Sinne raubte.

Justins Blick schweifte durch den länglichen Raum, an dessen Ende eine winzige Kochecke eingerichtet war. Er zog die Nasenflügel zusammen. Es roch nach verdorbenen Lebensmitteln, nach einem süßlichen Parfüm und nach ... Tatsächlich, in den Ecken und entlang den Fugen hatte sich Schimmelpilz angesiedelt.

Diesen unwürdigen Lebensstil konnte er Amy nicht zumuten. Wozu besaß er eine Villa mit zwölf Zimmern? »Selbstverständlich nicht, Liebling!« Er machte eine umfassende Handbewegung. »Am besten packst du gleich alles, was du für die nächsten Tage brauchst, in eine Tasche und kommst zu mir nach Hause.«

Amy warf sich so ungestüm in seine Arme, dass er den Halt verlor und mit ihr zusammen auf die zerrissene Couch fiel. Sie hauchte lauter kleine Schmatzer auf seine Wangen. »Danke, Darling, ich wusste doch, dass du ein gutes Herz hast«, murmelte sie ihm ins Ohr und knabberte daran, was ein Kribbeln in seinem Leib bewirkte.

Genießerisch schloss er die Augen und wollte seine neue Freundin an sich ziehen.

Doch Amy war schon wieder aufgestanden und flatterte wie ein Irrlicht in dem chaotischen Raum umher. Sie beugte sich über einen Haufen auf dem Boden, der sich als ein Gewirr von äußerst reizvollen Dessous, Negligees, Tops, Blusen, Miniröcken und weiteren Kleidungsstücken herausstellte.

»Siehst du, ich habe nicht einmal genügend Platz, um meine Sachen ordentlich zu verstauen!«, klagte sie und zwinkerte ihm zu.

Im Nachhinein fragte Justin sich, wieso Amy sich nicht erkundigt hatte, wo genau sie in seinem Haus wohnen und schlafen würde. Wäre es ihr egal gewesen, wenn er sie mit in sein Bett genommen hätte? Stattdessen hatte er ihr eine feudale Gästesuite mit angrenzendem Bade- und Ankleideraum zugewiesen. Ihre offensichtliche Freude hatte ihn so berührt, dass ihm gar nicht auffiel, wie rasch sie bei ihm einziehen wollte.

Bei dieser Erinnerung verlagerte Justin seufzend sein Gewicht auf der Matratze. Viel mehr als ein paar Wangenküsse hatte Amy ihm seither nicht gewährt. Gerade darum hatte er sich erhofft, dass ihre Verbindung langsam wachsen und sich vertiefen würde.

Nur einmal hatten sie sich ausgiebig liebkost, als Amy ziemlich angeheitert gewesen war.

Das war, als ich ihr das erste Mal fünfhundert Dollar Taschengeld gegeben habe. Schon drei Tagen später bat sie mich um Nachschub, mit allen möglichen Begründungen.

Er schüttelte den Kopf über sich selbst. Auch wenn er es die ganze Zeit zu verdrängen versuchte, hatten nicht zuletzt Nicks Worte ihm die Augen geöffnet. Vor allem aber Amy selbst: Ihr erschreckender Ausbruch beim Abendessen zeigte ihm eine Seite an der jungen, betörenden Frau, die er zuvor nicht gekannt hatte.

Die Erkenntnis traf ihn härter als erwartet.

Da konnte nichts wachsen, Amy zeigte kein Interesse an seinem Leben. Sie interessierte sich nur für sein Geld und dafür, wie sie es möglichst rasch verschleudern könnte, während er seit seiner Jugend hart arbeitete, um sich und seiner zukünftigen Familie einen feudalen Lebensstil zu ermöglichen.

Am Freitagabend traf Justin sich erneut mit Nick im Club. Er klopfte dem Freund auf die Schulter.

»Du hast Amy offenbar doch richtig eingeschätzt, Nick! Ich glaube, es geht ihr vor allem um ein sicheres, luxuriöses Leben an meiner Seite.« Er fuhr sich durch die Haare, was ihm ein verwegenes Aussehen verlieh. »Wie kann ich mich von ihr trennen, ohne dass sie mir ein Riesentheater macht? Soll ich ihr eine Summe anbieten? Du als Frauenheld hast doch Erfahrung damit.«

Nick grinste über das ganze Gesicht. »Danke für das Kompliment, ich weiß eine einfachere Lösung: Ich lade sie morgen auf meine Yacht ein, dann bist du sie für immer los!«

Justin blickte seinen Freund ungläubig an. »So einfach wird das kaum gehen!«

Nicks tiefblaue Augen funkelten ihn an. »Du wirst sehen, die beißt sofort an!«

Als Justin am Samstagnachmittag erwähnte, er habe seinen Freund Nick zum Abendessen eingeladen, entwickelte Amy eine auffallende Hektik.

»Huch, dann muss ich mich beeilen mit Duschen und Umziehen, bevor Nick kommt. Wir sehen uns«, rief sie, schickte ihm eine Kusshand zu und eilte die Stufen zu ihrer Suite im Obergeschoss hoch.

Mit einem Fachmagazin legte Justin sich auf eine Sonnenliege im Garten. Doch seine Gedanken schweiften zu Nick. Amy und er hatten den dunkelblonden Schwerenöter kürzlich beim Einkaufsbummel getroffen, wo Justin die beiden einander vorstellte. Natürlich konnte Nick es nicht lassen, auch mit Amy zu flirten.

Schon da wollte seine neue Freundin alles über Nick wissen. Was er beruflich machte, ob er eine Partnerin hatte und weitere Details aus seinem Leben. Justin hatte anfangs bereitwillig, dann zunehmend widerstrebend geantwortet. Wozu wollte Amy so viele Auskünfte über seinen Freund haben?

Justins legte das Magazin beiseite, er konnte sich heute nicht auf die Lektüre konzentrieren.

Ob Nick mit seiner Vermutung doch Recht hatte?

Der angekündigte Besuch hatte Amys Interesse an Nick neu aufflammen lassen. Vielleicht ergaben sich da ungeahnte Chancen? Zwar gefiel ihr der dunkelhaarige Justin, denn sie mochte Männer mit Latinoflair. Doch seit er sich als überkorrekter Langweiler entpuppt hatte, verlor er für sie an Anziehungskraft. Wenn er nicht so immens reich und spendabel gewesen wäre, hätte sie sich nach einem flotteren Ersatz umgesehen.

Stunden später klingelte Nick an der Tür des Herrenhauses, und wurde gleich darauf von Amy persönlich empfangen. Sie flatterte so rasch vom Obergeschoss die Treppe hinunter, dass Sophie ihr von den Wirtschaftsräumen aus kopfschüttelnd nachsah.

Wie hat die sich wieder zurechtgemacht. Man könnte meinen, sie wolle sich auch noch Nick angeln.

»Hallo Nick«, flötete Amy mit einem betörenden Aufschlag ihrer sehr sorgfältig geschminkten Augen.

Nick grinste sie an. Warum bepinselt sich dieses Mädel, als hätte es ein Fotoshooting, fragte er sich. Das ist mir schon beim ersten Treffen aufgefallen. Hat sie doch nicht nötig, bei diesem perfekten Teint und den ausdrucksvollen blauen Augen. Sie hat was von Marylin Monroe, besonders mit ihrer neuen Frisur.

»Hallo, meine Süße, du siehst zum Anbeißen aus!« Sein Blick glitt über ihr Outfit im Marine-Look, mit weißen Shorts, deren Saum sie bis zum Schritt hochgekrempelt hatte. Die langen, gleichmäßig gebräunten Beine steckten in hochhackigen Ledersandalen. Dazu trug sie ein eng anliegendes, blauweiß geringeltes Top mit Kapuze und einem tiefen V-Ausschnitt, der ihren wohlgeformten Busen betonte.

Amy kicherte, während sie sich auf die Zehenspitzen stellte, und ihn auf beide Wangen küsste. Der süßliche Duft ihres Parfüms umwehte ihn.

»Danke, komm doch herein«, flötete sie mit einer einladenden Geste, wobei ihr zu entgehen schien, dass sie nicht die Hausherrin war.

Justin kam hinzu und begrüßte gespannt seinen Freund, dessen Zwinkern ihm zu sagen schien:

Sie hat schon angebissen!

Die Drei setzten sich an den Tisch auf der Veranda, den Sophie festlich gedeckt hatte.

Amy war zu beschäftigt gewesen, um Justins Haushälterin zur Hand zu gehen. Sie nahm neben Nick Platz und sah ihn aufgeregt und bewundernd zugleich an. Mit seinem siegessicheren Auftreten, der dunkelblonden Mähne und der sonnengebräunten Haut sah er verboten attraktiv aus.

»Justin hat mir erzählt, du hast eine Yacht. Das muss aufregend sein«, sprudelte sie hervor.

Sophie brachte ihnen ein Tablett mit Weißwein und Häppchen zum Aperitif.

»O ja, wir beide könnten mal ein paar Tage damit in See stechen, wenn Justin nichts dagegen hat.« Nick blinzelte seinem Freund verschwörerisch zu.

Hörbar sog Sophie die Luft ein, sagte aber nichts. Sie dachte sich ihren Teil, als sie durch die Terrassentür zur Küche eilte.

Amy schaute zu Justin hinüber: »Bitte Justin. Amy war noch nie auf einer Yacht. Du hast bestimmt nichts dagegen, oder?«

»Natürlich nicht, Liebling, geh nur!«, antwortete dieser mit einem leicht aggressiven Unterton.

Sie wandte sich Nick zu: »Wann hättest du denn Zeit für eine Tour, Nick?«

»Am besten gleich heute, dann haben wir den ganzen Sonntag für uns.«

Bei seinem Lächeln schmolz Amy dahin wie Butter im Ofen. Sie klatschte in die Hände. »O ja, das wird ein tolles Abenteuer.« Plötzlich fiel ihr Justin wieder ein. Mit einer bekümmerten Miene legte sie ihm die Hand auf den Arm. »Es macht dir doch nichts aus, Schatzi?«

Justin presste die Lippen zusammen. Seine Abscheu war inzwischen so tief, dass er direkt froh war, bald Ruhe zu haben. Es kam seiner Freundin gar nicht in den Sinn, dass er mitgehen könnte. »Meine liebe Amy, diese Gelegenheit solltest du dir auf keinen Fall entgehen lassen«, entgegnete er so bestimmt, dass sie ihn einen Moment von unten herauf fragend ansah.

Wie meinte er das nun genau? Sie hob die Schultern. Wahrscheinlich wollte er den freien Sonntag nutzen, um Geschäftliches zu erledigen. »Danke Schatzi, das ist lieb von dir.« Sie schob sich ein wenig über den Tisch und drückte ihm einen Kuss auf die Wange.

Diese Position sah so sexy aus, dass Nicks Augen aufleuchteten. Er lehnte sich zufrieden im Stuhl zurück und rieb sich die Hände. Sein Einsatz würde sich für ihn mehr als lohnen.

Während die Freunde die Nachspeise aßen, packte Amy fürs Wochenende. Danach gesellte sie sich dazu und flirtete abwechselnd mit ihnen, bis Nick aufstand.

Er lud Amys Gepäck in sein Cabrio, während sie sich mit zarten Küsschen von Justin verabschiedete und mit einem erwartungsvollen Seufzer auf den Beifahrersitz kletterte.

»Siehst du, was ich gemeint habe?« Nick schloss die Autotür auf Amys Seite und nickte zu ihr hin.

In Justin brodelte es. Er musste an sich halten, um der jungen Frau nicht seine Meinung ins Gesicht zu schleudern. Seine Miene war wie versteinert, während er eine wegwerfende Handbewegung machte.

»Du kannst sie haben, wenn sie dich will!«

Nick grinste vielsagend und klopfte dem Freund auf die Schulter. »Ich melde mich!«

Als Justin nach einer schlaflosen Nacht griesgrämig am Frühstückstisch saß, klingelte das Telefon.

»Hallo Justin, gut geschlafen?«, erkundigte Nick sich mit aufgekratzter Stimme.

Justin wusste die bittere Wahrheit, noch bevor Nick sie ausgesprochen hatte. Trotz seiner Enttäuschung durchfuhr ihn ein heftiger Stich. Bei Nick war Amy also nicht so prüde gewesen, wie sie sich bei ihm stets gab, sobald er versuchte, ihre Beziehung zu vertiefen, sie zu streicheln und ihr seine Gefühle zu zeigen.

»Danke, du kannst dir sicher vorstellen, wie diese Nacht für mich gewesen ist«, erwiderte er frostiger, als er beabsichtigt hatte. Er wollte dem Freund gar nicht zeigen, wie weh ihm zumute war. »Aber du rufst mich sicher nicht an, um dich höflich nach meinem Befinden zu erkundigen, oder liege ich da falsch?«

»Nein, nicht nur. Ähem, Amy sagt, sie möchte lieber bei mir bleiben«, verkündete Nick in einer Mischung aus Verlegenheit und Stolz.

Justin holte tief Luft. »Warum sagt sie mir das nicht selbst?« Seine Stimme klang rau vor Empörung.

»Sie traut sich nicht! Ich soll es dir lieber sagen«, lachte Nick fröhlich.

»Dann soll sie morgen Nachmittag ihre restlichen Sachen holen kommen, Sophie wird da sein und zusehen, dass sie nichts vergisst.« Und nichts mitlaufen lässt. Er machte eine kleine Pause.

»Danke, Nick!« presste er endlich heraus.

»Ach was!«, lachte Nick, »ich hatte meinen Spaß, wenn du verstehst, was ich meine!«

»Hat sie wirklich einfach so mit dir ...«, hakte Justin vorsichtig nach.

»Logisch!«, Nick klang amüsiert. »Ich sagte doch, man muss es einfordern. Es war eine turbulente Nacht, Amy war etwas ausgehungert.«

Justin ballte die Hände zu Fäusten. Er wusste selbst nicht, warum er nachgefragt hatte. »Kein Wunder, sie hatte einige Wochen keinen Sex mehr, oder?«

»Ich habe dich doch damit nicht verletzt?«, fragte Nick in besorgtem Ton.

»Nein! Das war ja der Plan. Sie hat mich verletzt, aber das werde ich rasch überwinden. Wie gehst du nun vor? Seid ihr beide also schon ein Liebespaar?« Er schloss gequält die Augen bei dieser Vorstellung.

»Ich werde ein paar Wochen meinen Spaß mit ihr haben, dann suche ich mir eine neue Spielgefährtin.«

»Wie kannst du nur?«, keuchte Justin entsetzt.

»Sie lässt sich das doch sehr gut bezahlen!«

»Stimmt, darin hatte sie keine Hemmungen. Sie hat mich eine hübsche Summe gekostet in den vergangenen drei Wochen.«

»Wenn du die wahre Liebe suchst, ist es wohl besser, deinen Reichtum zu verschweigen!«, überlegte Nick laut.

»Woher willst du das wissen, wo du nur mit geldgierigen Frauen zusammen bist?«

»Na ja, um diese Art von Frauen zu finden, muss man mit seinem wirtschaftlichen Status prahlen. Darum gehe ich davon aus, wenn man eine Frau sucht, die es ernst meint, sollte man ihn besser verheimlichen!«

Justins Mundwinkel verzogen sich zu einem spöttischen Lächeln. »Klingt logisch!« Er richtete sich auf. »Dann wünsche ich dir weiterhin viel Vergnügen mit Amy!« Mit spitzen Fingern legte er den Hörer auf die Ladestation zurück und betrachtete ihn mit solcher Abscheu, als schlängelte sich eine giftige Natter darum.

Er würgte etwas Frühstücksspeck und Spiegelei hinunter, warf die Serviette auf den Tisch und verschanzte sich bis zum Mittagessen in seinem Arbeitszimmer.

Kapitel 2

An einem regnerischen Dienstag im August saß Justin Hurlington mit seinem Werbeteam im Konferenzraum des Verwaltungsgebäudes der Hurlington Merchandising Ltd.

Eric Baker, der Hauptagent für die Getränkeautomaten der Hurlington Warenhauskette, hob bedauernd die Hände. »Wie ärgerlich, wir haben die neue Werbetafel vergessen, sorry. Ich bringe sie Ihnen später persönlich vorbei, damit Sie sich ein Bild davon machen können.«

Zwischen Justins Augenbrauen bildete sich die steile Falte, vor der seine Mitarbeiter sich fürchteten. »Bringt uns der Wechsel eine angemessene Erhöhung des Umsatzes ein?«, fragte er stirnrunzelnd. »20’000 Dollar sind ein stolzer Preis.«

Pete Hudson, Mister Bakers Mitarbeiter, nickte bekräftigend. »Mit den neuen Schildern können Sie den Konsum erheblich steigern, wie unsere Zahlen belegen. In der Beauregard Modelagentur haben wir die Automaten vor drei Wochen ersetzt, und wir haben schon 15 Prozent mehr Umsatz gemacht.«

Justins Supermarktkette Hurlington’s Best betrieb inzwischen Filialen in drei Dutzend US-Amerikanischen Staaten sowie in Übersee. Die Aufstellung der Automaten war eher ein Kundenservice als ein Nebenverdienst. Zumindest die Standgebühren und sämtliche damit verbundenen Betriebskosten mussten mit den Einnahmen gedeckt werden. Darin waren die Löhne der Automatenbefüller eingeschlossen, wie sie die Fachkräfte Automatenservice nannten. Bei einer zu erwartenden Umsatzsteigerung würde sich die Investition lohnen, doch das wollte Justin selbst prüfen. Er überlegte kurz.

»Diese Modelagentur liegt an meinem Heimweg, ich werde gegen Abend persönlich dort einen Augenschein nehmen. Meine Herren, wir bleiben in Verbindung. Das nächste Traktandum, bitte!«

Berenice Beauregard legte ihren schicken Hut auf die Ablage in der Garderobe ihrer Modelagentur.

Ihre langjährige Mitarbeiterin, Elaine Dumont, streckte den blonden Kopf aus dem Büro. »Guten Morgen, Berenice. Unsere Putzfee Lizzy hat angerufen. Sie ist stark erkältet und kann heute Abend nicht kommen.«

Berenice hob die Brauen und sah um sich.

»O je ... Wer soll dann hier saubermachen?«

»Das schaffen wir schon, ausnahmsweise!«

»Okay, wenn wir einander helfen, sind wir schnell fertig damit.«

Elaine stemmte scherzhaft die Hände in die Hüften. »Aber das soll nicht zur Gewohnheit werden!«

»Natürlich nicht! Falls Lizzy länger ausfällt, rufen wir eine Reinigungsfirma an. Ich habe nicht vor, mich auch noch als Putzfrau zu betätigen.« Berenice schaltete ihren Rechner ein. »Wie gut, dass du aus dem Urlaub zurück bist, Elaine, die Akten stapeln sich beängstigend hier.«

Prüfend schaute sie zu ihrer Assistentin hinüber. »Du hast etwas Farbe angenommen. Und wie hast du das Urlaubsresort in Quebec angetroffen, das deine Eltern dir überschrieben haben?«

Elaine seufzte. »Es ist ziemlich verwahrlost! Irgendwann werde ich es renovieren lassen und wieder in Betrieb nehmen, es liegt einzigartig schön rund um einen kleinen Waldsee. Ich weiß, dass Maman und Papa sich nichts sehnlicher wünschen. Bis dahin spare ich eisern.«

»Das klingt nach großen Plänen.« Berenice deutete auf die Dokumentenstapel auf ihren Schreibtischen. »Wenn wir wieder etwas Luft haben, kannst du mir mehr darüber erzählen.«

»O ja, danke! Es würde mir helfen, wenn ich die verzwickte Situation mit jemandem besprechen könnte.« Elaines Blick schweifte für einen Moment in die Ferne.

»Das verstehe ich, mir fehlt manchmal auch die Sicht eines verständnisvollen Partners, aber zum Glück habe ich ja dich, wenn es um unsere Projekte geht.«

Die beiden Frauen arbeiteten hochkonzentriert an ihren Aufgaben. Der Tag verging wie im Flug.

Kurz nach 17 Uhr schaltete Elaine ihren Rechner aus und wischte mit einem Mikrofasertuch darüber.

Wie erwachend sah Berenice auf die Armbanduhr und dehnte ihre verspannten Glieder. Sie war in das umfangreiche Dossier eines neuen Models vertieft und machte sich laufend Notizen dazu. »Schon so spät! Aber ich möchte das hier noch durchgehen«, murmelte sie.

Elaine reinigte ihren Arbeitsplatz und leerte die Papierkörbe. Danach wies sie auf die Putzutensilien in ihren Händen. »Soll ich sie gleich dalassen? Das Gäste-WC habe ich schon geputzt.«