Liebesmord - Eveline Schulze - E-Book

Liebesmord E-Book

Eveline Schulze

4,7

Beschreibung

Es hat schon mancher aus Liebe gemordet. Auch in der DDR-Provinz. Eveline Schulze hat Mordfälle in ihrer Heimatstadt aufgespürt, die in den 70er und 80er Jahren die Menschen aufwühlten und nichts von ihrer emotionalen Wirkung eingebüßt haben: In einem Dorf bei Görlitz brennt ein Haus ab. Die Feuerwehr findet die Leiche der 20-jährigen Sabine G., die, wie die Gerichtsmedizin feststellt, nicht Opfer der Flammen, sondern vergewaltigt und erwürgt wurde. Ein Sohn ersticht aus Mutterliebe seinen Vater, weil der seine Frau fortgesetzt quält. Oder die Geschichte von "Broiler-Eddi", dessen kriminelle Karriere in Görlitz als Heiratsschwindler begann und als Doppelmörder in Bayern endete ...

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Man kann sich nicht von der Lektüre losreißen

Sehr fesselnd. Sehr gut.
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Impressum

ISBN eBook 978-3-360-50008-3

ISBN Print 978-3-360-02106-9

© 2012 Verlag Das Neue Berlin, BerlinUmschlaggestaltung: Buchgut, Berlin unter Verwendung eines Motivs von picture alliance/Trigger Image

Das Neue Berlin Verlagsgesellschaft mbHNeue Grünstraße 18, 10179 Berlin

Die Bücher des Verlags Das Neue Berlin erscheinen in der Eulenspiegel Verlagsgruppe

www.das-neue-berlin.de

Eveline Schulze

Liebesmord

Authentische Kriminalfälle aus der DDR

Vatermord

Das Messer dringt fast ohne Widerstand ein. Kein Knochen stoppt die Klinge. Bis zum Heft gleitet sie in den Oberkörper. Er hat nicht gezielt, nur zugestoßen. Mit ganzer Kraft. Zwölf, fünfzehn Zentimeter rutschte der Stahl durchs Unterhemd in den massigen Brustkorb. Er ist darüber nicht weniger überrascht als der Mann, in welchem jetzt das Küchenmesser steckt. Der Mann ist sein Vater. Aus dem Mund kommt kein Ton. Dann kippt er nach vorn über. Wie in Zeitlupe. Im Fallen reißt er Geschirr vom Tisch. Es klirrt und scheppert. Er schiebt sich im Sturz noch das Hemd bis zu den Brustwarzen hoch und presst sich die Hand auf die Wunde, aus der etwas Blut tropft. Der Mann stöhnt ein wenig. Zuckt. Dann ist es still. Nur das Ticken der Uhr auf dem Küchenschrank füllt den Raum. Sonst nichts. Ein Vakuum der Ruhe.

Auch in Norberts Kopf herrscht plötzlich Leere. Bis vor wenigen Minuten tobte dort Hass. Ein Schlachtfeld der Gefühle. Nun aber ist dort nichts mehr. Wie ein Fernseher, den man abgeschaltet hat. Die Mattscheibe ist schwarz und tot. Stand das, was eben geschah, auf dem vorgedruckten und besprochenen Programm? Was war für Samstag, den 23. März 1973, in Görlitz geplant?

Der Zwanzigjährige steht und mustert den Mann zu seinen Füßen. Zum ersten Mal in seinem Leben sieht er einen Toten. Hatte er ihn sich so vorgestellt? Natürlich nicht. Wie sollte er auch. Das war ja nicht geplant. Er hatte sich doch nicht über den Abwasch gemacht mit der Absicht, nebenbei seinen Vater zu erstechen. Er war zuvor bei der Mutter. Sie lag im Bett. Der Kerl, mit dem sie seit über zwei Jahrzehnten verheiratet war, hatte sie mal wieder geprügelt. Ohne Anlass. Einfach so. Wobei: Was sollte es überhaupt für einen Grund geben, einen Menschen zu schlagen? Keinen. Noch dazu eine Frau. Die keine fünfzig Kilo wiegt. Ein Spatz neben dieser Übelkrähe. Nicht nur Mitleid nimmt ihn für sie ein. Es ist seine Mutter. Er liebt sie. Und leidet mit ihr, wenn der Vater sie prügelt. So lange er denken kann, schlägt er sie.

»Was ist los?«

Ihre Stimme kommt schwach aus dem Schlafzimmer. Sie reißt den jungen Mann aus seiner Starre. Langsam kommt er zu sich, das Hirn nimmt nach der Schrecksekunde seine Arbeit wieder auf.

»Nichts«, sagt er. »Alles in Ordnung.« Er macht eine Drehung und setzt sich in Bewegung. Wie ein Roboter geht er hinüber.

»Ich hatte schon gedacht, er schlägt dich tot. Nach diesem Gebrüll und seinem Gebell.«

Norbert lässt sich langsam auf die Bettkante nieder.

»Er ist tot.«

»Wer?«

Die Frage ist unnötig. Nur die beiden Männer waren in der Küche. Wenn der Sohn neben ihr sitzt, muss also der andere hinüber sein. So will es die Logik.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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