Liegengelassenes aufgehoben - Hartmut Moreike - E-Book

Liegengelassenes aufgehoben E-Book

Hartmut Moreike

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Beschreibung

Eigentlich bin ich ein Geschichtenerzähler, hierzulande Prosaiker genannt. Doch die Lyrik bietet sich an, als zu verführerische Verlockung. Schon Miguel de Cervantes, Autor des Ritters von der traurigen Gestalt, war die Poesie Freundin in der Einsamkeit, Begleiterin bei Glücksmomenten und Trauertagen, Weggefährtin in Liebessehnsüchten und des Abschiedsschmerzes, kurz Quelle von Dichtung. Poeten sind allesamt Narren, verliebt in Worte, in Menschen, in Musen und in Landschaften. Sie sind Genießer und zugleich Beflügler aller unserer Sinne. Und jeder Dichter muss sich, bis er die Feder für immer aus der Hand legt, kindliche Neugier und naive Unverletzlichkeit bewahren. Die vorliegenden Gedichte aus sechs Jahrzehnten sind herausgerissen aus meinen Tagebüchern eines europäischen Herumtreibers. Getreu meines Wahlspruches: Ich liebe das Leben und Träumen, zwischen Welten und Zeiten und Räumen.

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Seitenzahl: 35

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Ein Poet

muss

mit beiden Beinen auf

der Erde stehen

und dennoch

auf Wolken gehen.

Inhaltsverzeichnis

Wenn ich schreibe

Hiroshima, mon amour

St. Petersburg, so kühl wie schön

Moskau, meine Trauer

Picassos Taube

Der Kastanienbaum

Jura

Nur Vögel des Glücks?

Ach Iwuschka

Welterklärer

Am Ostseestrand

Der erste Kuss

Sylphide

Trauer um J.

Anspruchslos verliebt

Träume und Schäume

Verführung

Petticoat

Augenblick

Wenn Du mich küsst

Anatomie amore

Alte Liebe

Schattenmorelle

Die erste Nacht

Abschied

Schlummernde Venus

Abendlied

Silberwäldchen im Mai

Die Schleifen der Moskwa

Anspruchsvoller verliebt

Zärtlichkeit

Wenn die Nacht kommt

Sommerregen

Sibirien

Ach, Du mein Baikal

Der Narr Wassili

Andersherum

Untersteh Dich

Morpheus

Spuren im Sand

Die Nachtigall

Bei Mozart

Piters Denkmale

Jahrgang 42

Dekabristen

Viele Male

Unheilger Verbündeter

Wenn der Himmel weint

Hörselberg

Altlandsberg

Mädchenaugen

Kleingeschwenda

Lautenklang

Ach, du Violine

Rosenschicksal

Meermusik

Der Tenor

Paukenschlag

Capella, die kleine Ziege

Aphrodite

Weltwahnsinn

Angara

Woher und Wohin

Weiße Birke

Unvergessen

A.

Traumbild

Bewegendes

Sternschnuppe

Amedeo

Tränen

Paris

Barnim

Erwachen

Sternschnuppen

Was für ein Irrsinn

Stoff zum Schreiben

Anziehende Gegensätze

Meine Muse

Troika

Im Gras

Frieden fängt klein an

Momente

Kremlsterne

Liebesrausch

Steppe

Liebe

Rotfuchs

Bei Puschkin

Sergijew Possad

Politiker

Ein einsames Segel

Was ich würde

Wenn ich schreibe

Wenn ich schreibe

träume ich

von fernen Welten

und auch Zeiten,

von Gesichtern ungezählt,

die mich noch heut begleiten.

Ich träum

von den Ländern,

die ich rastlos längst durchreist

und Fernen,

die ich immer wollte seh'n,

und einen Platz nur,

wo ich müde Ruhe fände,

um meinen Träumen nachzugehn.

1975

Hiroshima, mon amour

Eingebrannt in Stein

kaum sichtbar ein Schatten nur

wo einst ein Mädchen saß,

Hiroshima, mon amour!

Stiller Protest

und dumpfer Bronzeglockenton

umrunden mahnend unsre Welt

erinnernd an den Feuerball,

in dem Amerikas Unschuld verglühte.

Ein Ruinentor,

ein Leichenfeld im Kirschblütenland

aus dem ein Mahnruf uns beschwört:

Nie sei's Soldat du, gespaltenes Atom,

sollst dienen uns als Arbeiter und Arzt.

Ein alter Ginkgobaum allein

widerstand kahl und verbrannt

dem mörderischen Strahlensturm.

Auf seine schwarze Rinde schrieb

ein Sterbender mit weißer Kreide nur

die Worte: Hiroshima, mon amour!

August 2016

St. Petersburg, so kühl wie schön

Weiße Nächte

hoch im Norden,

wo sonst Statuen erfrieren,

sitzen hier in lauer Nacht

Liebespaare auf den Stufen

des granitnen Newakais.

Peters Schöpfung

ist verzaubert

von der lichten Dämmerung

und ich frag mich:

Ist es Nacht oder schon Tag

unter duftger Linden Pracht.

Und die Sterne

blass am Himmel

sehen auf dem Boulevard des Newski

birkengleiche Mädchen

streben hin zu Puschkins Garten.

Dort auf den verwunschnen Bänken

unter alten Zarenlinden

sie verstohlen Küsse tauschen

ihre Schatten zart verschmelzen

im Gesang der Nachtigall.

An der Brücke mit dem Greif

steh ich und seh trunken

Lichter auf den Wellen tanzen

vor Auroras schwarzen Schatten

golden auf dem Newafluss.

2014

Moskau, meine Trauer

Hier liegen sie alle begraben

unter Granit und Marmor schwer,

die einst die Welt verändert haben

mit Feder und Noten und Gewehr.

Wo einst die Jungfrauen starben

ist heute ein stiller Hain,

blüht Flieder in allen Farben

an schwarzen eisernen Kreuzen

und manchen behauenen Stein.

Hier kommt der Moloch zu Ruhe

umtost von brausendem Verkehr,

die zarten steinernen Schuhe

einer Ballerina führen mich her.

Als Schwan ist sie unsterblich

und in Carrara modelliert,

halb Schwan halb Fee,

die ich umarme und zart küsse,

doch ihre Lippen bleiben kühl,

dass mir das heiße Blut gefriert.

1981

Picassos Taube

Pablo hat eine Taube gemalt

Striche auf Leinwand gebannt,

und dann war sie flügge geworden

und als Vogel des Friedens bekannt.

Der Palmzweig in ihrem Schnabel

wohl ein uraltes Friedenssymbol

und für den Künstler eine Parabel

für der Menschen Sehnsucht Idol.

Ihr weißes Kleid ist nun rot befleckt

von blutgen Kriegen ohne Zahl,

ihr Zustand hat mich aufgeschreckt