Ligurien – ReiseMomente - Bernadette Olderdissen - E-Book

Ligurien – ReiseMomente E-Book

Bernadette Olderdissen

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Beschreibung

Ligurien – Italiens drittkleinste Region klemmt zwischen der französischen Côte d’Azur und der Toskana, wird umarmt von Mittelmeer und Bergen. Genau das macht sie so einzigartig. Schon die stolze Provinzhauptstadt Genua lädt mit ihrem Altstadtlabyrinth voller Geschichten und Legenden zum Verweilen ein, ebenso wie mit ihren Museen, ihrem Leuchtturm-Wahrzeichen und zahlreichen Festungen im Rücken. Östlich von Genua erheben sich postkartentaugliche Steilküsten und die weltberühmten Cinque Terre in unmittelbarer Nähe des wenig besuchten Hinterlandes, im Westen lockt die sogenannte „Blumenriviera“ mit Sandstränden und Liguriens höchsten Bergen als Kulisse. ReiseMomente Ligurien entführt zu 50 bekannten und weniger bekannten Attraktionen der abwechslungsreichen Region und richtet sich damit sowohl an Ligurien-Anfänger als auch Kenner der Region. Es geht von den schönsten Stränden über Bergregionen bis in mittelalterliche Dörfer an der Küste oder in den Hügeln des Hinterlandes. Jeder Tipp bildet dabei eine in sich geschlossene Einheit mit Ausflügen oder Aktivitäten, die sich gut für einen halben oder einen ganzen Tag eignen.

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Bernadette Olderdissen

Ligurien

50

MIKROABENTEUER

ZUM ENTDECKEN UND GENIESSEN

IMPRESSUM

Ligurien

50 MIKROABENTEUER ZUM ENTDECKEN UND GENIESSEN

Bernadette Olderdissen

© 2022 360° medien

Nachtigallenweg 1 I 40822 Mettmann

Das Werk ist in allen seinen Teilen urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlags unzulässig. Dies gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung sowie Verarbeitung in elektronischen Systemen.

Der Inhalt des Werkes wurde sorgfältig recherchiert, ist jedoch teilweise der Subjektivität unterworfen und bleibt ohne Gewähr für Richtigkeit, Vollständigkeit und Aktualität.

Redaktion und Lektorat: Christine Walter

Satz und Layout: Lucas Walter

Gedruckt und gebunden:

LD Medienhaus GmbH & Co. KG I Feldbachacker 16 I 44149 Dortmund

www.ld-medienhaus.de

Bildnachweis: siehe Seite 256

ISBN: 978-3-96855-194-4

Hergestellt in Deutschland

360grad-medien.de

Bernadette Olderdissen

Ligurien

50

MIKROABENTEUER

ZUM ENTDECKEN UND GENIESSEN

Vorwort

Werde ich gefragt, was für mich Heimat bedeutet, denke ich zuerst an Ligurien. Nicht, weil ich dort geboren worden wäre, auch nicht, weil ich dort den größten Teil meines Lebens verbracht hätte. Es waren nicht einmal zwei Jahre, die ich in Liguriens Hauptstadt Genua lebte, Erwachsene in Deutsch unterrichtete und mich in jeder freien Minute auf den Weg machte, um bekannte und verborgene Winkel von Italiens drittkleinster Region zu erkunden.

Es war nicht einmal Liebe auf den ersten Blick, als ich im Oktober 2009 mit zwei Koffern am Bahnhof Genua Principe aufschlug, bis heute eine Dauerbaustelle. Vielmehr verbinde ich meine damalige Ankunft im Herzen Liguriens mit Gassen, die kein Sonnenstrahl je erreichte und in denen es stets nach Überresten vom letzten Diskoabend stank. Genau dort mietete ich überstürzt eine Wohnung an, in der sich der Putz vor Schimmel von den Wänden pellte und die trotzdem mehr als ein halbes Monatsgehalt verschlang. Aber es dauerte nicht lange, bis sich hinter der rauen Fassade der Charme offenbarte. Bis der Duft nach ofenfrischer Focaccia jeglichen Gestank überlagerte, sich das Stimmengewirr aus genuesischem Dialekt, italienischer, arabischer und manch anderer Sprache in Musik verwandelte und mich der Mikrokosmos im angeblich größten erhaltenen Altstadtkern Europas nicht mehr abschreckte, sondern faszinierte.

Doch Ligurien wurde für mich nicht in Genua zur Heimat. Auch nicht auf einer obligatorischen Wanderung zwischen den bilderbuchreifen Dörfchen der Cinque Terre. Es passierte wenige Wochen nach meinem Umzug nach Bella Italia. Eines sonnigen Herbstsonntags saß ich auf der Mini-Fähre vom Küstendorf Camogli in die Bucht von San Fruttuoso, neben mir ein amerikanisches Pärchen auf Hochzeitsreise, das die Schönheit der ligurischen Küste in den blumigsten Worten lobte. Sie fragten mich, ob ich im Urlaub sei. „Nein, ich lebe hier!“, lautete meine Antwort, woraufhin die beiden neidvoll ihre Gesichter verzogen.

Es war in jenem Moment, vor der Kulisse grüner, steil zum Meer abfallender Hügel, geziert von hohen, bunten Häusern mit grünen Fensterläden, dass mich ein wahnsinniges Gefühl von Dankbarkeit packte. Ein Gefühl des Ankommens, das ich fast 30 Jahre lang nirgendwo verspürt hatte. Es war ab jenem Tag, dass ich die Definition von „Heimat“ nicht mehr googeln musste.

Damals dachte ich während vieler Stunden an steinigen Stränden, in altertümlichen Dörfern oder im bergigen Hinterland, dass ich Ligurien nie mehr verlassen würde. Doch meine Geschichte endete knapp zwei Jahre später ähnlich wie der letzte Abschnitt eines meiner Lieblingsbücher, „101 Dinge, die man in Genua zumindest einmal im Leben machen sollte“ (frei aus dem Italienischen übersetzt): „Und an diesem Punkt wird Genua erneut das für dich sein, was es Jahrhundert um Jahrhundert für viele Menschen war: nicht mehr eine Stadt, die du entdecken kannst, sondern der Hafen, von wo aus du eine neue Reise beginnst.“

Nur meine erste Assoziation mit Heimat, die ist über die Jahre unverändert geblieben, und ich bin an keinen Ort der Welt so oft zurückgekehrt wie nach Ligurien. Eine Region, über die ich mehr Geschichten gesammelt habe, als ein einzelnes Buch fassen könnte. Und so wünsche ich jedem Leser, in Ligurien viele besondere Momente zu erleben, die vielleicht sogar über reines Reiseglück hinausgehen.

Bernadette Olderdissen

Inhaltsverzeichnis

WILLKOMMEN IN LIGURIEN

TOP 10 DER SEHENSWÜRDIGKEITEN IN LIGURIEN

KURIOSES UND BESONDERHEITEN

GENUA UND UMGEBUNG

  1.Sich treiben lassen im Altstadtlabyrinth

  2.Genua in den Fußstapfen Fabrizio De Andrés und anderer Liedermacher

  3.Mit dem Castelletto-Lift zum Weitblick

  4.Vom Porto Antico zum Museo del Mare

  5.Der Leuchtturm: Genuas Wahrzeichen

  6.Castello d’Albertis: die ganze Welt in einem Schloss

  7.Festungs-hopping oberhalb von Genua

  8.Staglieno: ein Friedhof als Museum

  9.Boccadasse: das Fischerdorf in der City

10.Nervi: da, wo Genua am schönsten ist

LEVANTE – GENUAS HINTERLAND UND GOLFO PARADISO

11.Castello della Pietra: die Steinburg

12.Lago del Brugneto: Liguriens größter See

13.Recco: Käse-Focaccia und Feuerwerk

14.Camogli: das Vorzeigedorf

15.Punta Chiappa: Liguriens schönes Hinterteil

16.San Fruttuoso: die versteckte Bucht

17.Portofino: Luxus und Natur in einem

LEVANTE – BIS ZU DEN CINQUE TERRE

18.Zoagli: der stille Ort

19.Sestri Levante: der Märchenort?

20.In den Fußstapfen des Schriftstellers Mario Dentone durch Moneglia

21.Varese Ligure: das nachhaltige Dorf

22.Brugnato: Kultur und Natur im Doppelpack

23.Wanderung von Bonassola nach Framura

24.Cinque Terre: wandern von Dorf zu Dorf

LEVANTE – GOLFO DEI POETI UND SEIN HINTERLAND

25.„Farfalla dorata“: das Mysterium des goldenen Schmetterlings…

26.Castelnuovo Magra: abseits der Touristenpfade

27.Monesteroli: Liguriens „Stairway to heaven“

28.UNESCO-Weltkulturerbe: Portovenere

29.Palmaria, Tino und Tinetto: drei Inseln, ein UNESCO-Welterbe

30.Lerici: „Perle des Golfs der Poeten“

31.Tellaro: Fischerdorf mit Kraken-Legende

32.Sarzana: Stadt mit zwei Festungen

PONENTE – HINTERLAND UND KÜSTE NAHE GENUA

33.Lago di Osiglia

34.Von Arenzano bis Cogoleto: zu Fuß oder per Rad dem Meer nach

35.Leichte Wanderung zum Lago della Tina

PONENTE – ZWISCHEN SAVONA UND ALASSIO

36.Bergeggi: Liguriens Best-of an Stränden

37.Tiny Home in Noli: Übernachten im Künstleratelier mit Weitblick

38.Varigotti und Donald Duck

39.Finalborgo: ein Stück Mittelalter hinter dem Meer

40.Borgio Verezzi: Dorf der Weinbergschnecken

41.Die Grotten von Toirano

42.Alassio: Liebe und süße Küsse

PONENTE – ZWISCHEN IMPERIA UND DER FRANZÖSISCHEN GRENZE

43.Bussana Vecchia: vom Geister- zum Künstlerdorf

44.Triora: das Hexendorf

45.Monte Saccarello: das Dach Liguriens

46.Dolceacqua: Rotwein und Monet

47.Willkommen im Fürstentum Seborga!

48.Bordighera: zwischen Mittelalter und Moderne

49.Cervo: perfekter Ausklang eines Strandtages

50.Der Botanische Garten Hanbury

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BILDNACHWEIS

Bussana Vecchia

Während der Recherche zu diesem Buch änderten Lokale und Besucherattraktionen aufgrund der Corona-Pandemie immer wieder ihre Arbeitsweise. Darum wurde bei den Service-Informationen auf die Angabe von Öffnungszeiten verzichtet. Allen Ligurien-Reisenden sei empfohlen, sich aktuell vor Ort bzw. auf den aufgeführten Internetseiten zu informieren.

Willkommen

in Ligurien

Manch einer behauptet, das „echte Italien“ beginne erst südlich von Rom. Ich aber sage, dass Ligurien auf nicht einmal 5500 sehr schlanken Quadratkilometern zwischen französischer und toskanischer Grenze und mit den Bergen des Piemont im Rücken ein kleines „Best-of“ des vielseitigen Stiefel-Landes darstellt. Mit der pulsierenden Regionshauptstadt Genua, angeblich Geburtsort von Christoph Kolumbus (ca. 1451), deren Gassen lange vor allem als Schauplatz von Drogenhandel, Prostitution und Verbrechen galten. Überreste von allen dreien sind noch immer erkennbar, doch daneben siedelten sich hübsche Boutiquen, edle Restaurants und hippe Bars im riesigen Altstadtviertel an, unweit von Museen und dem zweitgrößten Aquarium Europas.

Ligurien ist eine Region von malerischen Stränden und teils so klarem, blauem oder türkisfarbenem Wasser, dass die Mittelmeer-Urlaubsbroschüren ausnahmsweise mal nicht zu dick auftragen. Von bunten Häusern in Küstendörfern, wo man die Fischer manchmal noch bei der Rückkehr vom Meer beobachten kann. Mit bewaldeten Hügeln, die sich aus dem Hinterland bis nah ans Mittelmeerufer wälzen, gepunktet von Häuschen und Villen, die allesamt Anwärter auf „das Haus mit dem schönsten Ausblick“ sind. Wie überall in Italien finden sich in Ligurien auch mittelalterliche Dörfer über dem Meer oder verborgen im Hinterland, wo die Geschäftigkeit der Küstenorte von Hühnergackern, auf der Straße spielenden Kindern oder teils freilaufenden Ziegen ersetzt wird. Dörfer, deren geschichtliche Hintergründe oft ebenso ergreifend sind wie der Weitblick über Mittelmeer oder Landschaft.

Da wäre Bussana Vecchia, das in den 1960er-Jahren aus Ruinen entstandene Künstlerdorf. Seborga, das sich selbst zum unabhängigen Fürstentum ernannte. Triora, bis heute Synonym für Liguriens Hexenjagd. Das als besonders ökologisch bekannte Varese Ligure. Einige von ihnen zählen zu den „Borghi più belli d’Italia“, den schönsten Dörfern Italiens, die eine Vereinigung seit 2001 nach besonderer historischer oder künstlerischer Bedeutung kürt. Kein Wunder, dass sich darunter auch Vernazza befindet, ein Dorf der weltberühmten Cinque Terre – fünf Küstendörfer, eines postkartentauglicher als das nächste und UNESCO-Welterbe – wo sich farbenfrohe Häuschen an die Klippen über dem Meer klammern.

Blick über die Bucht von La Spezia bis Lerici

Die knapp 1,6 Millionen Ligurer, die überwiegend entlang der mehr als 300 Kilometer langen Riviera (Küste) leben, zweiteilen ihre Region in die Levante-Riviera östlich von Genua („die Küste der aufgehenden Sonne“) und die Ponente-Riviera westlich davon. Letztere ist zwischen der Musikfestival-Stadt San Remo und Imperia als Blumenriviera bekannt, wobei die dort wachsenden prächtigen Lilien, Gladiolen, Rosen und vielen anderen Blumen leider hinter Gewächshäuserfassaden versteckt bleiben. Wer sich kleine Sandstrände und etwas mehr Platz im Rücken wünscht, verbringt einen Sommertag an der Ponente-Küste, in hübschen Dörfern wie Noli oder Alassio, wer es lieber wildromantisch mit Klippen im Nacken mag, fährt nach Levante, beispielsweise nach Lerici oder in die Gegend um Portovenere. Dort kuscheln sich die steil abfallenden Hügel nämlich so nah ans Meer, dass nur Platz für winzige bis kleine Kieselstein- oder Felsstrände bleibt. Wer keine Fakir-Erfahrung hat, nimmt Sandalen mit festen Sohlen/Wasserschuhe und eine solide Matte zum Hinlegen mit.

Platzmangel hin oder her, an diesem Küstenabschnitt findet sich der Golfo dei Poeti, der seinen Namen Percy B. Shelley, Lord Byron und John Keats verdankt, die dort im 19. Jahrhundert die Muse küsste. Der Golf vor Camogli nennt sich aus gutem Grund Golfo Paradiso, und das schmucke Dorf Sestri Levante bietet nicht nur eine sogenannte stille Bucht (Baia del Silenzio), sondern auch eine Märchenbucht (Baia delle Favole). An einem Juli- oder August-Wochenende machen beide ihren Namen jedoch wenig Ehre.

Wer nun glaubt, Levante wäre spannender als Ponente, irrt sich allerdings. Es war rund um San Remo an der Westküste, dass der Ligurien-Tourismus im 19. Jahrhundert überhaupt begann, als betuchte Engländer in den Wintermonaten entschieden, ihre vornehme Blässe gegen die in Italien höchst beliebte „bella abbronzatura“, schöne Sonnenbräune, einzutauschen. Dieser ehrenwerten Gesellschaft ist manch ansehnliche Villa zu verdanken, aber auch die Fülle an exotischen Pflanzen, die dem ohnehin milden, mediterranen Winter noch mehr Farbe verleiht. Da blühen Palmen an den Strandpromenaden, Kakteen ragen in die Höhe und es duftet nach Magnolien – und das nicht nur im Botanischen Garten Hanbury in Ventimiglia, einem Pflanzentraum. Hinter den sanften Rundungen des Ponente-Hinterlandes türmt sich das Gestein immer steiler zu den sogenannten Ligurischen Alpen auf, gekrönt vom Monte Saccarello, dem mit 2201 Metern höchsten Berg Liguriens. Dort treffen Italien und Frankreich aufeinander, dort tragen die Ligurer nicht mehr die neuste Bikini-Mode und prall gefüllte Strandtaschen, sondern Wanderfunktionskleidung und Rucksäcke.

Durch die ligurischen Berge und den sich östlich davon anschließenden Apennin führen nämlich gut ausgeschilderte Pfade, darunter der etwa 440 Kilometer lange Alta via dei Monti Liguri, auf rot-weiß-gestreiften Schildern mit AV abgekürzt. Der Weg führt von der französischen bis zur toskanischen Grenze, einmal quer durch Ligurien, denn wer es noch nicht wusste: Wandern kann man in Ligurien nicht nur auf dem ausgetretenen Küstenpfad zwischen den Cinque Terre, sondern vielerorts auf den Steilklippen über dem Meer oder im Hinterland, durch einige der etwa 69 Prozent Waldgebiete, durch Macchie (typisch mediterranen Buschwald), Pinienwälder, vorbei an Olivenhainen und Zitronenbäumen, durch Nationalparks und Naturreservate. Ligurien verlangt seinen Besuchern keine Entscheidung zwischen Bergen oder Meer ab – morgens geht es zum Wandern in die Berge oder Hügel, danach zum Entspannen ans Meer.

Keine Frage, dass man sich nach so viel Action-Angeboten abends einen Aperitif mit Meeresblick verdient hat – einen alkoholischen Drink inklusive Snacks, den viele Italiener mehr schätzen als das eigentliche Abendessen. Mehr als genug Örtlichkeiten dafür bieten neben den größeren Orten auch alle Dörfer in Küstennähe oder im Binnenland. Wer sehr viel Kleingeld übrig hat, nimmt seinen Aperitif mit Blick auf Jachten in Portofino ein, dem wohl schicksten Flecken Liguriens. Allerdings stößt man dort überwiegend auf Touristen, denn die Ligurer selbst bekräftigen gerne das Klischee, äußerst sparsam – um nicht zu sagen knausrig – zu sein.

Wer echt ligurische Spezialitäten verkosten möchte, kann dies andernorts günstiger tun. Zu den Gaumenfreuden der Region gehört neben ligurischem Olivenöl natürlich Pesto aus frischem Basilikum, der besonders lecker auf Trofie schmeckt, kleine Nudel-Würmchen. Aus vielen Bäckereien duftet es nach Farinata aus Kichererbsenmehl oder Focaccia, ofengebackenem Fladenbrot. Besonders beliebt: Focaccia al formaggio, eine Käse-Focaccia aus dem ansonsten eher unscheinbaren Küstenort Recco, der jeden Mai ein Fest gewidmet wird, genauso wie im benachbarten Camogli dem Fisch (Sagra del pesce), ebenfalls im Mai.

Und wer die etwas längere Anfahrt ins Ponente-Hinterland auf sich nimmt, der wird im verträumten Dorf Dolceacqua mit dem besten Rotwein Liguriens – sonst eher für Weißweine bekannt – belohnt, dem Rossese. Denn was könnte es Schöneres geben, als einen lauen Abend mit dem Geschmack Liguriens auf der Zunge ausklingen zu lassen, vielleicht zu den Liedklängen von Fabrizio De André oder Gino Paoli, zwei von Liguriens bekanntesten Liedermachern, die ab den 60er-Jahren ihre Heimat in den buntesten Bildern besangen?

Top 10

der Sehenswürdigkeiten in LIGURIEN

1Cinque Terre: Gäbe es unter den fünf Dörfern an Liguriens Ostküste einen Schönheitswettbewerb, wäre die Jury nicht zu beneiden. Ob Riomaggiore, Manarola, Corniglia, Vernazza oder Monterosso – alle warten mit bunten Häuschen auf, die zwischen tiefblauem Mittelmeer und steilen Hügeln des Hinterlandes klemmen. Mit kopfsteingepflasterten Gassen und verbunden durch einen spektakulären Küstenweg. Leider ist die in den Felsen gehauene Via dell’Amore zwischen Riomaggiore und Manarola wegen eines Erdrutsches geschlossen und die Öffnung frühestens für 2024 vorgesehen. Aktuell führt die Strecke mit Weitblick über Meer und Terrassenfelder auf etwa elf Kilometern von Manarola bis nach Monterosso. Wer gerne wandert, kann sie an einem Tag zurücklegen. Corniglia, das einzige Dorf im Landesinneren, bietet von 80 Meter Höhe die schönste Aussicht. Wer nicht gerne wandert und die Dörfer lieber vom Wasser aus bewundert, kann dies im Rahmen einer Bootstour ab Riomaggiore oder Monterosso tun.

2Portofino: Es stimmt leider: In Portofino kostet vieles, vom Eis bis zur Pizza und Unterkunft, oftmals doppelt so viel wie anderswo in Ligurien. Dafür ist das Dorf mit gerade mal 500 Einwohnern auch der liebste Urlaubsort der Wohlbetuchten – sichtbar an den im Hafen ankernden Jachten und luxuriösen Boutiquen entlang der Promenade. Schön auf einer Halbinsel gelegen, lädt Portofino zum Flanieren zwischen den bunten Häusern ein oder zu Wanderungen durch Pinien, Zypressen- und Olivenhaine bis in die Nachbarbucht San Fruttuoso. Um den schönsten Weitblick streiten sich das Castello Brown und der Leuchtturm.

3Genua: Liguriens Hauptstadt ist keine offensichtliche Schönheit wie Rom oder Florenz, aber wer ihr ein wenig Zeit gibt, entdeckt wahre Schätze – vor allem in den nie langweiligen Altstadtgassen, denen ein eigenes Mikroabenteuer gewidmet ist (siehe Tipp 1, Seite 30) . Ein schöner Startpunkt für die Erkundungstour ist der herausgeputzte Porto Antico, wo Boote und Jachten ebenso ankern wie das Piratenschiff Galeone Neptune, um 1986 für Roman Polanskis Film „Piraten“ erbaut. Dank des Panoramaaufzugs Bigo des genuesischen Stararchitekten Renzo Piano kann man sich den Hafen und das dahinter beginnende Gassengewirr aus 40 Meter Höhe anschauen – bzw. aus 50 Metern vom 2018 eröffneten Riesenrad. Oder man schlendert durch Genuas Nobelstraße Via Garibaldi voller altehrwürdiger Palazzi, die teils Museen beheimaten, kraxelt auf den Leuchtturm (Wahrzeichen der Stadt) oder geht bei schlechtem Wetter auf große Seefahrt im lohnenswerten Galata Museo del Mare.

4Camogli: Camogli ist fraglos eines der beliebtesten Küstendörfer bei Ligurern und Besuchern von außerhalb zugleich. An der Strandpromenade reihen sich hohe, pastellfarbene Häuser aneinander, davor liegt der für ligurische Verhältnisse lange Kieselsteinstrand. Malerisch erhebt sich auf einer Landspitze die Basilica di Santa Maria Assunta, kurz vor dem nicht minder pittoresken Minihafen, wo sich auch ein paar schöne aufgemalte Fassaden finden. Von dort starten in der Hochsaison stündlich Ausflugsboote nach Punta Chiappa (siehe Tipp 15, Seite 88) und San Fruttuoso. Jeden zweiten Sonntag im Mai steigt in Camogli das große Fischfest „Sagra del pesce“, wobei in einer riesigen Pfanne Fisch für alle gekocht wird.

5Alassio: Es sind nicht nur der hübsche Strand und das milde Klima, die Alassio an der Ponente-Küste zum beliebten Urlaubsort machen. Für viele ist es auch das Gefühl, in die Fußstapfen Ernest Hemingways zu treten: Der brachte dort 1951 die erste Fliese am sogenannten Muretto (Mäuerchen) von Alssio an, das den Stadtpark umfasst. Die Tradition setzt sich bis heute fort, mittlerweile haben sich Hunderte von VIPs an der Mauer verewigt. Außerdem gibt es dort genau das Richtige für Naschkatzen: den Bacio di Alassio, Kuss von Alassio, der jede Kalorie wert ist. Er verführt die Geschmacksnerven bereits seit 1910 mit Bitterschokolade und einem cremigen Herzen.

6Portovenere: Bevor Ligurien in die Toskana übergeht, hält es kurz hinter den Cinque Terre noch ein Juwel bereit: das zum UNESCO-Weltnaturerbe zählende Portovenere. Schon von Weitem fallen die Festung und die über dem Meer thronende Kirche San Pietro ins Auge, die auf dem Grund des einstigen Tempels der Liebesgöttin Venus steht – daher auch der Ortsname. Die bunten Häuser sind denen von Portofino nicht unähnlich, und doch könnten beide Dörfer kaum unterschiedlicher sein. Ist Portofino fest in der Hand der Schickeria, herrscht in Portovenere eine entspannte, an ein uriges Fischerdorf erinnernde Atmosphäre, vor allem, wenn man die vor Touristen wimmelnde Meerespromenade oder Geschäftsstraße verlässt und durch die Gassen mit Wohnhäusern weiter oberhalb schlendert.

7Bergeggi: Wer in Ligurien auch Strandurlaub machen möchte und von den vielen winzigen Steinstränden enttäuscht ist, dem bietet der Strand von Bergeggi vielleicht ein wenig Trost. Zwar besteht auch dieser Lieblingsstrand der Ligurer an der Ponente-Küste aus kleinen Steinen, die von Weitem aussehen wie heller Sand, aber das Meer vor diesem Küstenabschnitt ist glasklar und karibisch türkisfarben. In der Sommersaison ist ein Großteil des Strandes wie überall fest in der Hand von „Stabilimenti balneari“, kostenpflichtigen Badeanstalten mit Liegen- und Sonnenschirmverleih, aber man findet auch kleinere freie Abschnitte.

8Bussana Vecchia: Es war in den 1960er-Jahren, dass Künstler das 1887 von einem Erdbeben zerstörte und verlassene Dorf in den Hügeln entdeckten und die mittelalterlichen Häuser wieder bewohnbar machten. Heute finden Besucher dort einen einmaligen Ort voller Kunstläden und geprägt vom noch immer freiheitsliebenden Lifestyle der Bewohner, den die französische Künstlerin Marie-Eve Merilou als „wahrgewordene Utopie“ bezeichnet, der malende Sänger Silvano Manco als „zu viel Bier, zu wenig Kultur“. Doch zum Entstehungszeitpunkt dieses Buches ist Bussana Vecchia – wie seit Jahrzehnten immer mal wieder – vom Aus bedroht! Die Kommune von Genua möchte die Künstler nun endgültig aus den illegal erworbenen Häusern vertreiben, Ausgang ungewiss.

9Grotten von Toirano: Diese prähistorischen Grotten im Ponente-Hinterland wurden erst ab 1890 erkundet und in den 1950er-Jahren für Besucher eröffnet. Insgesamt gibt es vier Grotten, von denen zwei allerdings nur Wissenschaftlern zugänglich sind. In den beiden anderen gibt es unzählige Stalagmiten- und Stalaktitenformationen zu bewundern, wie sie nur die Kreativität der Natur erschaffen kann. Bärenknochen ließen darauf schließen, dass die Tiere dort früher wohl überwinterten, wahrscheinlich lange Zeit, nachdem sie urzeitliche Menschen vor etwa 20.000 Jahren nutzten, die ebenfalls Spuren in den Grotten hinterließen

10Botanischer Garten Hanbury: Dieser 1867 von dem britischen Kaufmann Thomas Hanbury ins Leben gerufene Botanische Garten zählt zu den Top-Parkanlagen in Ligurien. Auf 18 Hektar gedeihen knapp 6000 Pflanzen, von mediterran bis tropisch und subtropisch, und ein Spaziergang über das Gelände wird zur Weltreise durch die Pflanzenwelt: vom japanischen Garten über Südafrika mit seinen herrlichen Akazien bis in den australischen Busch, geprägt von Eukalyptusbäumen.

Kurioses und Besonderheiten

aus Ligurien

Wer durch Ligurien reist, wird vielerorts Häuser täuschend echt aussehende, jedoch aufgemalte Fassaden entdecken, darunter in Camogli und am kleinen Hafen des Dorfes. Laut Legende war es Geiz, der die Ligurer ab der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts dazu verführte, Hausfassaden – darunter Fenster, Fensterläden und Stuckverzierungen – aufzumalen, eine Technik, die sich Trompe-l’oeil nennt, das Auge trügen. Eine andere Geschichte berichtet dagegen von einer Steuer auf Fenster in der damaligen Republik Genua, wonach bis zu fünf Fenster steuerfrei waren, ab dem sechsten aber Fenster-Steuern anfielen. Also mauerte man die Fenster kurzerhand zu und ließ sie der Ästhetik wegen neu aufmalen.

Apropos Geiz – die Ligurer sind in ganz Italien dafür bekannt, besonders knausrig zu sein. Ein vollkommen aus der Luft gegriffenes Klischee ist das nicht, und die Sparsamkeit lässt sich sogar erklären: In einer zwischen Meer und Bergen eingeklemmten Region war es für die Menschen stets mühsam, Ackerflächen erfolgreich zu bebauen, und so lernten sie früh, sorgsam mit den spärlichen Erträgen umzugehen.

Viele Dächer Liguriens bestehen nicht etwa aus irgendeinem Schiefer! Nein, sie werden mit Ardesia gedeckt, dem echt ligurischen Schiefer, den man beispielsweise auf den Felsen vor der Passeggiata Anita Garibaldi im Stadtteil Genua Nervi findet, unterhalb der gesamten Meerespromenade. Viele Schiefer-Gruben gab es im Landesinneren der Levante-Küste, am Monte Tugio und in Fontanabuona, wo der Schiefer teils bis heute abgebaut wird. Manche Ligurer lassen ihre Hausdächer mit dem grau-glänzenden Material decken, aber auch Inneneinrichtungen daraus herstellen. Besucher können Ardesia-Souvenirs erwerben, beispielsweise auf Schiefer gemalte Bilder, Nippes, Geschirr oder kleine Möbelstücke.

Wer mit der Regionalbahn von Genuas Osten in den Westen fahren möchte – oder umgekehrt – der braucht viel Geduld. Entlang des Küstenstreifens zwischen Genua Nervi und Genua Voltri hält die Bahn nämlich (je nachdem, ob es sich um einen Expresszug handelt oder nicht) locker an die zwölf Mal innerhalb von Genua selbst. Bereits die Durchsage am Bahnhof mit allen Stopps klingt nach einer neverending story.

Wale-watching geht nur im Atlantik? Falsch! Auch in Ligurien kann man Wale und Delfine sehen. Das ligurische Meer gilt sogar als erstes Walschutzgebiet weltweit. Die Saison zur Beobachtung der großen Säuger ist der Sommer, wenn Ausflugsboote raus aufs Meer fahren und die Besucher hoffentlich mit Impressionen von in die Höhe spritzenden Fontänen oder glitschigen Walrücken zurückkommen.

Fans von feinsandigen, kilometerlangen Stränden werden in Ligurien tatsächlich immer wieder enttäuscht. Aufgrund seiner natürlichen Beschaffenheit sind nur wenige Strände (überwiegend in Richtung Ponente) grobsandig, alle anderen aber von kleinen oder größeren Kieselsteinen bedeckt (Richtung Portovenere auch von Felsbrocken), so auch Genuas Strände. Daran, wie jemand auf den Steinen läuft, unterscheiden die Ligurer Einheimische und Besucher – also Zähne zusammenbeißen und sich keinen Schmerz anmerken lassen, wenn man wie ein Einheimischer rüberkommen will!

Kulinarisch steht Ligurien nicht allein für Olivenöl, Pesto und Focaccia – die Region ist auch bekannt für ihren ausgezeichneten Käse, der vielerorts produziert wird. Besonders lecker: der Schafskäse Toma della Pecora Brigasca oder der Ziegenkäse Caprino di Malga, der häufig zu Pasta gegessen wird. Ein Klassiker zu Wein oder Brot ist dagegen der sehr kräftige Formaggio di Malga di Triora von der Kuh.

Befindet man sich an der bebauten Küste, ist es schwer vorstellbar, aber Ligurien besteht zu 69 Prozent aus Wald und ist daher in heißen und trockenen Monaten einer großen Waldbrandgefahr ausgesetzt. An der Küste findet man kaum Wald, der versteckt sich nämlich überwiegend im Hinterland – ausschweifende Buchenwälder im Appenin, aber auch viele Weißtannen, die gemeinsam mit den Buchen einen für Ligurien typischen Mischwald ausmachen.

Genua und Umgebung

In der Innenstadt Genuas

Genua und Umgebung

  1.Sich treiben lassen im Altstadtlabyrinth

  2.Genua in den Fußstapfen Fabrizio De Andrés und anderer Liedermacher

  3.Mit dem Castelletto-Lift zum Weitblick

  4.Vom Porto Antico zum Museo del Mare

  5.Der Leuchtturm: Genuas Wahrzeichen

  6.Castello d’Albertis – die ganze Welt in einem Schloss

  7.Festungs-hopping oberhalb von Genua

  8.Staglieno: ein Friedhof als Museum

  9.Boccadasse: das Fischerdorf in der City

10.Nervi: da, wo Genua am schönsten ist

1 Sich treiben lassen im Altstadtlabyrinth