Lilo auf Löwenstein – Nichts für Feiglinge - Mara Andeck - E-Book

Lilo auf Löwenstein – Nichts für Feiglinge E-Book

Mara Andeck

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Beschreibung

Band 3 der Reihe Lilo auf Löwenstein. Die Kinder von Löwenstein sind Freunde geworden und haben eine Bande gegründet. Als Löwen von Löwenstein meistern sie eine ziemlich gruselige Aufnahmeprüfung, sprechen gemeinsam den Bandenschwur und bereiten alles vor für eine Zeltnacht im Wald. Doch dort überrascht sie ein heftiges Gewitter. Nur mit Glück schaffen sie es zurück ins sichere Schloss.
Am nächsten Morgen der Schreck: Das Schlossdach wurde beschädigt - und die Reparatur ist ungeheuer teuer. Doch was ist, wenn der Graf das nötige Geld nicht auftreibt? Muss er das Schloss dann verkaufen? Womöglich sogar an den merkwürdigen Dachdecker, der auf dem Gelände herumschleicht und sich sehr verdächtig benimmt.
Ein Plan muss her! Kann der Schatz auf dem Dachboden die Lösung all ihrer Probleme sein? Die Kinder setzen alles daran, endlich die Tür zum Geheimzimmer zu öffnen. Denn eins ist klar: Löwenstein muss gerettet werden!

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Seitenzahl: 172

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Inhalt

Cover

Über dieses Buch

Über die Autorin

Titel

Impressum

Einleitung

Kapitel 1: A wie Anfang

Kapitel 2: B wie Barney und Bob

Kapitel 3: E wie »Einer für alle, alle für einen«

Kapitel 4: N wie Nacht

Kapitel 5: T wie Trümmer

Kapitel 6: E wie Einfall

Kapitel 7: U wie Uiuiui

Kapitel 8: E wie Endlich

Kapitel 9: R wie Rettung

Kapitel 10: Schl wie Schlimm

Kapitel 11: O wie Oha!

Kapitel 12: S wie Schatz

Kapitel 13: S wie Schluss

Über dieses Buch

Band 3 der Reihe Lilo auf Löwenstein. Die Kinder von Löwenstein sind Freunde geworden und haben eine Bande gegründet. Als Löwen von Löwenstein meistern sie eine ziemlich gruselige Aufnahmeprüfung, sprechen gemeinsam den Bandenschwur und bereiten alles vor für eine Zeltnacht im Wald. Doch dort überrascht sie ein heftiges Gewitter. Nur mit Glück schaffen sie es zurück ins sichere Schloss. Am nächsten Morgen der Schreck: Das Schlossdach wurde beschädigt – und die Reparatur ist ungeheuer teuer. Doch was ist, wenn der Graf das nötige Geld nicht auftreibt? Muss er das Schloss dann verkaufen? Womöglich sogar an den merkwürdigen Dachdecker, der auf dem Gelände herumschleicht und sich sehr verdächtig benimmt. Ein Plan muss her! Kann der Schatz auf dem Dachboden die Lösung all ihrer Probleme sein? Die Kinder setzen alles daran, endlich die Tür zum Geheimzimmer zu öffnen. Denn eins ist klar: Löwenstein muss gerettet werden!

Über die Autorin

Mara Andeck wurde 1967 geboren. Sie hat Journalismus und Biologie studiert, volontierte beim WDR und arbeitet heute als Wissenschaftsjournalistin. Sie lebt mit ihrem Mann, zwei Töchtern und ihrem Hund in einem kleinen Dorf bei Stuttgart. Wen küss ich und wenn ja, wie viele? ist ihr erstes Jugendbuch, in dem sie die Erfahrungen mit ihren Teenagertöchtern, ihre Begeisterung für Biologie und ihren Spaß an guten und lustigen Geschichten zusammenbringt. Die Fortsetzung ist bereits in Vorbereitung.

Mara Andeck

Nichts für Feiglinge

Mit Bildern von Eleni Livanios

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige eBook-Ausgabe

des in der Bastei Lübbe AG erschienenen Werkes

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

Originalausgabe

Copyright © 2018: by Bastei Lübbe AG, Köln

Umschlaggestaltung: Götz Rohloff – Die Buchmacher, Köln

Umschlagmotiv und Illustrationen: Eleni Livanios, Graz

eBook-Produktion: le-tex publishing services GmbH, Leipzig

ISBN 978-3-7325-5743-1

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

Einleitung

Wer ich bin und warum ich einen Schlüssel suche

Krmpf. Knrps. Krrkkk. Eins, zwei, eins, zwei. Achtung, Aufnahme!

Hallo. Ich bin Lilo. Also, eigentlich Lisa Lorenz, aber alle kürzen das ab. Ich bin elf Jahre alt und wohne in einem Schloss. Vor ein paar Wochen bin ich mit meiner Familie hierhergezogen, in eine Wohnung im ersten Stock, und ich will nie wieder weg. Es ist nämlich richtig cool auf Schloss Löwenstein. Drinnen gibt es viel altes Zeugs und ausgestopfte Tiere und so. Und drum herum wächst ein wuscheliger Wald, durch den ein hellgrüner Fluss fließt, in dem man sogar baden kann. In diesem Schloss wohnen außerdem meine besten Freunde, und wir sind eine Bande. Ungefähr so sehen wir aus:

Natürlich gibt es auf Schloss Löwenstein auch Eltern. Man merkt nicht viel von ihnen, denn sie sind eigentlich immer beschäftigt, genau wie wir. Aber wenn alle Zeit haben, machen wir gern was zusammen. Und das ist immer lustig. Aber auch ziemlich chaotisch, unsere Eltern sind nämlich extrem unterschiedlich, und jeder will immer alles ganz anders machen als die anderen.

Ja, stimmt, auf dem Bild fehlt ein Elternpaar. Golos Eltern nämlich. Sie leben in London und waren noch nie hier, deswegen sind sie nicht drauf.

Aber natürlich hat Golo auch jemanden hier auf Schloss Löwenstein, der dafür sorgt, dass er genug isst und sich die Füße wäscht. Und das ist sein Großvater, der Graf. Leider ist er brummig und streng. So sieht er aus:

Eine Sache gibt es noch, die ich euch zeigen will, bevor die Geschichte losgeht, und das ist dieser Schrank:

Er steht auf dem Dachboden von Schloss Löwenstein, und in seiner Rückwand ist eine Geheimtür. Sie führt in ein noch viel geheimeres Zimmer, das Anni und ich entdeckt haben.1

Jetzt wollt ihr bestimmt vor allem wissen, was in diesem geheimen Zimmer drin ist. Tja. Um das herauszufinden, braucht man einen Schlüssel. Und den haben wir leider nicht gefunden, als wir endlich auf die Geheimtür gestoßen sind. Aber wer Anni und mich kennt, weiß, dass so was für uns kein Hindernis ist.

So, und jetzt geht die Geschichte los.

Krschlknistermumpkrkkrkniste

Moment mal! Da will jemand was sagen. Hey, Leute, ihr müsst näher rankommen, sonst zeichnet euch das Mikro nicht auf.

»Lilo, du kannst noch nicht mit der Geschichte anfangen«, sagt Anni. »Du musst erst mal erklären, dass du das alles erzählst und es mit dem Handy aufnimmst, damit wir es später abtippen und unser drittes Buch daraus machen können.«

Jetzt mischt Helli sich ein: »Und du hast noch gar nicht gesagt, dass wir hier auf Löwenstein sogar ein Pony haben. Das schönste der Welt.«

»Genau«, gibt Ben ihr recht. Das tut er immer. »Und unser Schloss hast du auch nicht näher beschrieben. Und nicht, dass wir Ferien haben.«

»Noch was hast du vergessen«, wirft Golo ein. »Du hast nicht gesagt, dass wir den Erwachsenen nichts von unserem Geheimzimmer erzählen konnten. Weil wir nämlich nicht wollten, dass mein Großvater was davon erfährt.«

»Das müsstest du wirklich kurz erklären«, meint Anni. »Falls jemand unsere ersten beiden Bücher nicht kennt.«

»Mensch, lasst Lilo doch mal anfangen«, sagt David. »Das kommt doch alles noch.«

»Hmmm«, überlege ich. »Jetzt habt ihr es ja schon erzählt. Das reicht doch eigentlich. Ich fang lieber mit der Geschichte an. Auf dem Dachboden. Vor dem Schrank mit der Geheimtür. Als ich den Schlüssel … wisst ihr noch?«

Alle verdrehen die Augen. Sie erinnern sich anscheinend noch gut.

Okay, also dann …

Kapitel 1

A wie Anfang

Der Schlüssel knackte. Dann brach er ab. Was richtig blöd war, denn jetzt war er futsch. Die eine Hälfte hatte ich in der Hand, die andere steckte im Schloss, und leider ließ sie sich nicht herausziehen, egal, wie sehr ich es versuchte.

Wer den Schaden hat, braucht eigentlich nicht auch noch so was wie Ben. Das ist dann echt ein bisschen viel Pech. Aber ausgerechnet in diesem Moment stand Ben direkt neben mir, und jetzt legte er los. »Hä?«, fragte er und starrte erst mich, dann das Schlüsselloch an. »Hast du gerade den Schlüssel abgebrochen?« Dann sagte er, schon etwas lauter: »Du hast doch jetzt nicht den Schlüssel abgebrochen, oder?« Und zuletzt brüllte er: »Lilo, ich fass es nicht, du hast wirklich und wahrhaftig den Schlüssel …?«

»JA, VERDAMMT!«, brüllte ich zurück. »Ich. Hab. Den. Schlüssel. Abgebrochen.« Ich drehte mich um und starrte die anderen wütend an, die hinter mir standen. David. Helli. Anni. Golo. Ben. »Noch irgendwer hier, der das nicht kapiert hat?«

David hob beschwichtigend die Hände. »Gaaaanz ruhig!«, sagte er. »Wir regen uns jetzt alle wieder ab, okay?«

Ben und ich atmeten tief durch. Aber ich wandte lieber schnell den Blick von meinem Bruder ab. Mir war nämlich klar: eine falsche Bewegung, und ich würde ihn anfallen und zerfleischen. Und Ben ging es vermutlich genauso. Wir waren alle ein klitzekleines bisschen gereizt an diesem Tag.

Aber das war auch kein Wunder. Auf dem Dachboden war es heiß. Stickig. Und staubig war es auch. Wir probierten seit Stunden alle Schlüssel aus, die wir im ganzen Schloss gefunden hatten, aber keiner passte zu der Geheimtür. Alle waren zu groß oder zu klein, zu dick oder zu dünn. Unsere Haut juckte, unsere Augen tränten, und wir waren total verschwitzt.

David wählte seine nächsten Worte ganz vorsichtig. »Du, Lilo, bevor der Schlüssel abge…«

»Was?«, knurrte ich.

»Bevor es … geknackt hat«, sagte David noch vorsichtiger. »Hattest du da das Gefühl, dass er der richtige war? Also, dass er passte?«

»Nein!«, fauchte ich. »Der war vorne viel zu lang, und insgesamt war er viel zu dünn. Ich musste ihn schräg in das Schlüsselloch einfädeln, sonst wäre er nicht mal reingegangen.«

Ben raufte sich aus lauter Verzweiflung mit beiden Händen die Haare. »Oh Mann!«, schimpfte er. »Und da dachtest du, na, wo er schon nicht reinpasst, warum dreh ich ihn nicht einfach so lange mit Gewalt rum, bis er abbricht, oder was? Wie doof kann man eigentlich sein?«

Eigentlich wäre jetzt die Sache mit dem Anfallen und Zerfleischen dran gewesen. Aber ich konnte nicht. Ich war plötzlich ganz kraftlos und schlapp. Stattdessen ließ ich mich auf ein paar alte Klamotten fallen, die am Boden lagen, und seufzte abgrundtief. »Ich hab nur so fest gedreht, weil das der letzte Schlüssel war, den wir hatten«, sagte ich. »Und weil ich dachte, vielleicht funktioniert er ja doch. Gerade weil er so lang und dünn war, hätte das doch sein können. Ich hab darin einfach unsere letzte Chance gesehen.«

Mutlos starrte ich das Schlüsselloch in der Rückwand des Schrankes an. Das jetzt verstopft war.

David nieste. Kein Wunder, bei dem ganzen Staub. Nachdenklich rieb er sich die Nase. »Ist ja nicht schlimm«, sagte er. »War bestimmt kein wichtiger Schlüssel. Wir müssen das Ding da nur irgendwie wieder rauskriegen.«

»Aber wie?«, fragte Golo.

»Mit Hellis Krallen«, sagte Anni.

Helli fauchte wie eine Katze, aber dann drängelte sie sich doch an mir vorbei und versuchte, den Schlüssel mit ihren langen lila Fingernägeln herauszuknibbeln. Leider hatte sie keinen Erfolg.

»Dann mit einem Draht!«, überlegte Anni laut und schob ihre Brille höher, die bei der Hitze dauernd nach unten rutschte. »Wir formen ihn zu einer Art Häkelnadel, fummeln den Haken irgendwie drunter und hebeln das Ding raus.«

Ich nickte erleichtert. Das klang eigentlich ganz einfach.

War es aber nicht. Wir brauchten ewig, bis wir einen Draht gefunden hatten, der dünn genug war. Und dann dauerte es noch mal genauso lange, bis ich den kaputten Schlüssel damit heraushebeln konnte. Doch irgendwann fiel das abgebrochene Ende klirrend auf den Schrankboden, und ich atmete erleichtert auf. »Ich probier mal, ob ich mit dem Draht auch gleich das Türschloss aufkriege«, sagte ich, meine Stimme klang ganz dumpf, weil ich in dem muffigen Schrank hockte. »In Filmen klappt das manchmal.«

Von den anderen kam nur ein Brummen. Trotzdem kratzte ich mit dem Draht in dem Schlüsselloch herum und versuchte, darin irgendetwas zu ertasten, was ich aufhebeln konnte.

»Gib lieber auf«, hörte ich irgendwann Bens Stimme. »Bevor du noch mehr kaputtmachst. Es funktioniert ja doch nicht.« Das reichte. Ich feuerte den Draht auf den Boden und kletterte so schnell es ging aus dem Schrank. Mit einer wütenden Handbewegung wischte ich mir den Schweiß von der Stirn. Ich rechnete fest damit, dass Ben noch was Fieses sagen würde, er holte schon Luft.

Aber ich wollte jetzt nichts hören. »Ja, ich weiß«, sagte ich deswegen. »Ich war’s. Ich hab den Schlüssel abgebrochen. Aber krieg dich endlich wieder ein, jetzt ist er ja draußen. Und es war sowieso nur ein alter von uns, aus Mamas Schlüsseldose. Den brauchte keiner mehr.«

»Ich wollte was ganz anderes sagen.« Ben grinste mich schief an. »Und zwar: Tut mir leid, Lilo. Also, ich meine, dass ich eben so unfreundlich war. So langsam macht mich diese Tür einfach fertig.«

Ich sah überrascht auf. Ben wirkte echt zerknirscht. Der meinte das wirklich so.

»Schon okay«, sagte ich und rempelte ihn freundschaftlich an. »Mir geht’s genauso. Allein der Gedanke, dass ein paar Zentimeter von uns entfernt vielleicht Gold und Edelsteine liegen und wir nicht drankommen, weil diese doofe Tür den Weg versperrt, macht mich sauer.« Ich gab dem Schrank einen Fußtritt. »Autsch!« Tja, jetzt hatte ich auch noch einen blauen Zeh. Aber offenbar hatte ich Ben damit auf eine Idee gebracht.

»Wir könnten die Tür eintreten«, meinte er. »Wie Polizisten im Fernsehen. Zack. Bumm. Wusch. Offen.«

»Warum eigentlich nicht«, sagte Anni langsam. »Klingt doch nach einem Plan.«

Kurz war es so still, dass wir über uns auf dem Dach die Tauben gurren hörten.

»Macht allerdings Lärm«, gab David zu bedenken.

Auch Golo war von dieser Idee nicht gerade begeistert. »Hmmm«, brummte er. »Guckt mal, da oben.« Er zeigte auf die Umrandung des Schrankes. »Da ist diese Zahl eingeschnitzt. 1901. Der Schrank ist also mehr als hundert Jahre alt. Und er hat eine Geheimtür. Irgendwie hab ich den Verdacht, dass der selbst wertvoll sein könnte.«

Ben nickte zögernd. »So was gibt es in alten Schlössern bestimmt nicht oft.« Er dachte kurz nach. »Vielleicht sollten wir ihn doch lieber nicht kaputtmachen. Außerdem könnte was Zerbrechliches hinter der Tür stehen, und wenn wir sie auftreten, fällt es um.«

»Hast recht.« Anni seufzte. »Und wir könnten die Tür dann auch nicht mehr abschließen. Aber das müssen wir ja vielleicht. Denn wenn da wirklich was Wertvolles drin ist, sollten wir es vor dem Grafen verstecken können.«

Auch wahr. Sonst war der plötzlich reich. Dann würde er uns alle rausschmeißen, weil er das Geld aus der Miete nicht mehr brauchte. Bestimmt war er froh, wenn er uns loswerden konnte. Er mochte uns ja sowieso nicht. »Aber was machen wir dann?«, fragte ich.

Helli hatte lange gar nichts gesagt. Jetzt warf sie ihre langen schwarzen Haare schwungvoll nach hinten. »Pause!«, schlug sie vor und fächerte sich mit einem alten Hut Luft zu. »Mir wird es hier oben echt zu heiß. Wir könnten zur Abwechslung mal wieder in den Fluss hüpfen, find ich. Hier kommen wir sowieso nicht weiter.«

»Jaaa«, sagte Ben. »Ich bin schon verdorrt wie eine Mumie. Bald zerfalle ich zu Staub.«

Eigentlich keine schlechte Idee. »Okay«, stimmte ich zu. »Dann lasst uns die Sachen mal wieder einräumen.« Ich bückte mich nach einem der Schrankbretter.

Doch Ben zog sein Handy aus der Tasche und tippte etwas ein. »Fangt schon mal an«, sagte er. »Ich guck vorher kurz im Internet, ob ich da Tipps finde. Schloss. Schrank. 1901. Geheimtür. Öffnen. Vielleicht gibt es solche Schränke ja doch öfter. Dann finden wir bestimmt Hinweise, wie man die aufkriegt.«

Ich verdrehte die Augen. Typisch Ben. Der war doch nur zu faul zum Helfen. Außerdem wollte er mal wieder mit seinem Handy angeben. Aber ich hatte keine Lust auf einen neuen Streit, deswegen sagte ich nichts. Seufzend schob ich das Brett zurück in den Schrank.

»So, hier«, sagte Ben. »Da steht was. Geheimtür. Wikipedia.« Er überflog ein paar Zeilen. »Also: Eine Geheimtür ist ein verborgener und nicht sofort als Tür erkennbarer Wanddurchgang, der nur einem kleinen Kreis eingeweihter Personen bekannt ist.«

Anni zuckte mit den Schultern. »Ganz was Neues!« Sie nahm ein weiteres Brett und wuchtete es in den Schrank. Helli, David und Golo taten dasselbe.

Nur Ben nicht, der las weiter vor. »Schon lange bevor es Tresore gab, waren Geheimtüren eine Möglichkeit, Wertvolles zu schützen und vor unberechtigtem Zugriff zu verbergen.«

»Nicht zu fassen!«, sagte ich spöttisch. »Da kann ich ja echt noch was lernen.«

Ben ließ sich davon nicht stören. »Eine Geheimtür besitzt normalerweise keine Türklinke«, las er vor. »Sie wird durch einen nicht erkennbaren Mechanismus verschlossen. Sie kann auch mit einem Türschloss und Schlüssel verriegelt sein, wobei das Schlüsselloch versteckt angebracht sein kann.«

Jetzt horchte ich auf. »Und weiter?«

Er zuckte mit den Schultern. »Mehr steht da nicht.«

»Na toll! Wirklich sehr hilfreich, Ben«, sagte ich. »Aber jetzt hilf beim Einräumen, verflixt noch mal! Ich brauch schleunigst frische Luft.«

Seufzend schob Ben sein Handy in die Hosentasche, bevor er nach ein paar Hüten griff.

Meine Laune war in diesem Moment auf dem Tiefstpunkt. Schon komisch, dachte ich, als ich einen Stapel Hemden in den Schrank schob. Da hat man Ferien und ein Schloss und ein richtiges, echtes Abenteuer, also alles, was man sich immer gewünscht hat. Und dann fühlt sich das kein bisschen gut an. Nur heiß und staubig und langweilig.

Aber dann tröstete ich mich mit dem Gedanken an mein Vorbild Lavinia Stone. Sie erlebt Abenteuer und schreibt darüber Bücher. Wenn Lavinia durch eine Wüste wandert, ist es auch tagelang heiß und staubig und nix passiert. Aber irgendwann wird es doch spannend. Und das ist dann der Lohn für alle Mühen. Man darf nur einfach nicht vorher aufgeben.

Das hier war jetzt eben so was wie unsere Wüstenwanderung. Und aufgeben würden wir garantiert nicht. Aber eine Pause war trotzdem eine gute Idee. Die machte Lavinia in der Wüste bestimmt auch.

Also gingen wir baden. Wir hatten endlich wieder Spaß. Und vertrugen uns dabei bestens.

Tja, damals war die Sache mit dem Schatz eben noch so was wie ein Spiel für uns. Wir wussten noch nicht, dass wir eigentlich kaum noch Zeit hatten, um das Zimmer zu öffnen. Und dass wir besser mal ganz schnell weitergesucht hätten …

»Lilo?« Anni unterbricht mich beim Diktieren. »Und wenn du damals alles schon gewusst hättest?«, fragt sie.

»Dann hätte ich in diesem Moment bestimmt trotzdem Pause gemacht«, sage ich. »Ich war echt fertig. Aber nur kurz. Ich hätte mich draußen irgendwo in den Schatten gesetzt, was getrunken und nachgedacht. Vielleicht wär ich dann früher auf die Lösung des Rätsels gekommen.«

Anni denkt nach. »Wäre dann wohl alles anders gekommen?«, überlegt sie laut.

Ich zucke mit den Schultern. »Das kann man nie wissen.«

Anni nickt. »Wir hätten dann aber auf jeden Fall eine Menge verpasst«, gibt sie zu bedenken. »Zum Beispiel das mit Barney und Bob. Oder das mit der Mutprobe. Und die Sternenglitzernacht. Das wäre echt schade gewesen.«

»Stimmt!«, gebe ich zu. »Also war es wohl gut so, wie es war!«

Kapitel 2

B wie Barney und Bob

Als wir nach dem Baden zurück zum Schloss gingen, hörten wir schon von Weitem Stimmengewirr.

»Nanu, was ist denn da los?«, fragte ich und blinzelte gegen die Sonne. Auf dem Parkplatz vor dem Schloss stand eine ganze Gruppe um den geblümten Bus der Chevaliers herum. Ich legte die Hand über die Augen und erkannte unser ganzes Elternrudel: Mama und Papa, Rod und Isabell, sogar Fred und Moira waren dabei. Davids Eltern waren vermutlich gekommen, um ihren Sohn abzuholen, es war nämlich schon fast fünf Uhr.

Mücke war auch da, sie versuchte gerade, sich durch die vielen Beine hindurch zum Bus zu schlängeln. Als wir näher kamen, hörte ich, wie sie Papa bat: »Heb mich mal hoch! Ich seh nix!«

Da gab es was zu sehen? Sofort waren wir auch beim Bus. Gerade noch rechtzeitig. »Ich habe eine Überraschung für euch«, sagte Rod. Er stand neben der Rückklappe und strahlte gut gelaunt in die Runde.

»Was denn?«, krähte Mücke, die auf Papas Arm saß.

Rob rieb sich die Hände und lächelte verlegen, als würde er sich einerseits diebisch auf unsere überraschten Gesichter freuen, hätte aber andererseits auch irgendwie ein schlechtes Gewissen. »Ich war gerade bei einem alten Freund«, erzählte er, »und der hat mir was geschenkt. Oder besser: jemanden. Und wer kann dazu schon Nein sagen?« Er öffnete die Klappe des Wagens, und wir reckten die Hälse. Leider sah ich nichts, denn Golo stand direkt vor mir. Doch als ich mich neben ihn drängelte, nützte das auch nichts. Im Bus war nämlich nur ein brauner Pappkarton. Sonst nichts.

»Sie sind noch ein bisschen verschreckt von der Fahrt«, sagte Rod. »Aber seid mal ganz leise, dann werden sie neugierig.«

»Pssst«, machte Mama. Sofort waren alle mucksmäuschenstill. Und tatsächlich. Langsam und vorsichtig schob sich ein grün schillernder Kopf über den Rand des Kartons. Runde, schwarze Augen sahen uns an. Ein gelber Schnabel öffnete sich. Und eine leise, rauchige Stimme sagte »Räpf, räpf, räpf«. Sofort tauchte aus dem Karton ein zweiter Kopf auf, ebenfalls grün schillernd. Wieder klappte ein gelber Schnabel auf. »Räpfräpf«, antwortete das zweite Tier.

»Enten!«, jubelte Mücke auf, schlang ihre Arme um Papas Hals und zerquetschte ihn fast vor Aufregung. »Wir haben Enten!«

Schwupp, schon waren die Entenköpfe wieder im Karton verschwunden.

»Laufenten«, verbesserte Rod seine jüngste Tochter. »Indische Laufenten! Warte nur, bis du gesehen hast, wie sie sich bewegen. Das sieht lustig aus. Sie watscheln stocksteif und aufrecht wie Pinguine.«

Isabell sah ihren Mann entgeistert an. »Um Himmels willen, Rod! Laufenten?«

»Das sind tolle Tiere. Sie werden ganz zahm«, sagte er. »Sie fressen Nacktschnecken. Und legen Eier!«

Davids Vater musterte die beiden grünen Köpfe, die sich langsam wieder über den Kartonrand schoben. »Diese wohl eher nicht«, meinte er. »Wenn mich nicht alles täuscht, sind das zwei Jungs.«

»How lovely«, hauchte Moira.

Isabell war nicht so begeistert. »Was sollen wir denn mit Laufenten?«, fragte sie ihren Mann. Sie verschränkte die Arme über ihrem großen, runden Babybauch und schüttelte fassungslos den Kopf. »Rod, wir haben genug Schnäbel, die wir stopfen müssen.«

»Liebhaben sollen wir sie natürlich«, sagte Mücke. »Hol sie raus. Ich will sehen, wie die laufen«, bat sie ihren Vater.