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Das Leben ist spannend. Kinder erleben Dinge, die für Erwachsene ganz normal sind. Doch mit Kinderaugen und Kinderohren, erscheinen sie ganz anders. Gemeinsam mit ihrem Vater erlebt sie Abenteuer und erkennt, wie wichtig Freunde sind. Auch ihre besten Freundin Emmy ist dabei und gemeinsam wird jedes Problem gelöst. Kommt mit und begleitet Lina durch ihre Kinderwelt.
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Veröffentlichungsjahr: 2018
Ben Bertram
Lina
Großes Herz & kleine Füße
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- gekürzte Vorschau -
Inhaltsverzeichnis
Titel
Linas großer Urlaub
Linas Papa sagt komische Sachen
Lina will Prinzessin werden
Lina macht Cappuccino
Linas erste Schuldisco
Lina hat Angst
Lina findet Fußball blöd
Lina liebt Geschichten
Lina und Teddy auf Sylt
Lina: „Tick, du bist“!
Lina geht zum Tennis
Lina hatte eine Idee
Lina hat gelogen
Lina und der Traumzug
Lina im Fußballfieber
Lina hat Ferien
Lina will erwachsen sein
Linas Anruf bei Opili
Leseprobe aus: Sylt, ich komme!
Leseprobe aus: Leinen los!
Leseprobe aus: Strandleben
Leseprobe aus: Das Wunder von Sylt
Impressum tolino
Ferien sind einfach cool.
Vor allem dann, wenn auch noch die beste Freundin zur gleichen Zeit ihre Ferien in Hamburg verbringt. Drei lange Wochen hatten Emmi und Lina großen Spaß. Gemeinsam wurde Eis gegessen, Fahrrad gefahren und auf der Kükeninsel gespielt. Wasserschlachten waren ebenfalls an der Tagesordnung, da der Sommer in Hamburg in diesem Jahr ein richtig toller Sommer war.
Viel zu schnell vergingen die ersten drei Ferienwochen und auch, wenn Lina sich total auf den Urlaub mit ihren Eltern freute, war sie etwas traurig. Immerhin konnte sie Emmi jetzt für zwei Wochen nicht sehen.
Während Emmi sich mit ihren Eltern im Wohnmobil auf die Reise machte, ging es für Lina mit dem Flugzeug in den Süden.
Zwei Wochen war Badeurlaub angesagt, und Lina konnte es kaum erwarten, mit ihrem Papa in den Wellen zu toben.
Nur ein Foto durfte ihr Vater in diesem Jahr nicht von ihr machen. Zumindest keins, auf dem sie im flachen Wasser stand und in die Kamera gucken musste.
Beim letzten Urlaub tat sie es nämlich, und als ihr Papa auf den Auslöser der Kamera drückte, war von Lina plötzlich nichts mehr zu sehen.
Eine riesige Welle hatte sie erwischt. Nachdem sie zunächst viel Wasser geschluckt hatte, wurde sie an das Ufer gespült und hatte vor Schreck geweint. Gemein an der Sache war allerdings, dass ihr Vater gelacht hatte, anstatt ihr zu helfen.
Nein, Wellenfotos waren in diesem Jahr absolut tabu.
Nachdem sie in Hamburg gestartet waren, landete das Flugzeug ungefähr drei Stunden später am Urlaubsort.
Auf ihrem Schoss hatte Lina ihren kleinen Rucksack, in dem sie - neben Teddy und ihrem Kuschelkissen - auch ihre drei Lieblingsketten verstaut hatte. Ohne diese Dinge wäre ein Urlaub kein richtiger Urlaub. Das Kissen und ihren Teddy brauchte Lina zum Schlafen und die Ketten waren dafür gedacht, sie am Abend umzunehmen, wenn sie in die Mini-Disco gehen wollte.
Puh, war es heiß. Innerhalb von wenigen Sekunden waren Lina und ihre Eltern total nass geschwitzt. Zum Glück dauerte es noch ein paar Minuten, bevor der Bus, der sie zu ihrer Ferienanlage bringen sollte, starten würde.
An einem Stand mit frischem Obst und kalten Getränken wurde zunächst ein Stück Melone gegessen und sich dann für die Busfahrt mit Getränken eingedeckt.
Die Fahrt zur Ferienanlage dauerte zum Glück nur fünfundvierzig Minuten, und wenn der Bus nicht so häufig an anderen Hotels gehalten hätte, wären sie noch sehr viel schneller dort gewesen.
Lina saß neben ihrem Papa und war ganz schön müde, da sie heute Morgen sehr früh aufgestanden war.
„Papi, gibst du mir Teddy und mein Kissen?“
„Das lohnt sich doch gar nicht mehr. Wir sind gleich da.“
„Bitte, Papi.“
Als Linas Vater sich umsah, konnte er den kleinen Rucksack nicht sehen. Auch Linas Mutter konnte ihn nicht finden und zuckte fragend mit den Schultern.
„Bekomme ich nun Teddy?“ Lina war bereits im Halbschlaf, als sie die Frage stellte.
„Wo hast du Deinen Rucksack hingestellt?“ Statt eine Antwort von seiner Tochter zu bekommen, musste Linas Papa mit ansehen, wie seine kleine Maus in Tränen ausbrach.
Erst als der Bus bereits an der Ferienanlage angehalten hatte und die Koffer neben dem Bus standen, bekam Linas Vater eine Antwort.
„Den habe ich bestimmt am Getränkestand vergessen.“ Wieder brach Lina in Tränen aus.
Ein Blick von Linas Vater genügte und Linas Mutter wusste, was zu tun war. Während die Koffer in die Ferienwohnung gebracht wurden, ging sie Hand in Hand mit Lina zum Eistresen, der sich in der Eingangshalle befand.
„Wo ist Papa?“
„Der kommt gleich wieder. Papa muss nur schnell etwas regeln.“
Der Bus fuhr wieder los.
Da die Ferienanlage von Lina und ihren Eltern die Letzte auf der Tour war, ging es für den Busfahrer direkt von hier zurück zum Flughafen.
Auf dem Sitz, der sich direkt hinter dem Busfahrer befand, saß Linas Vater und hoffte, dass der Rucksack noch immer am Getränkestand stehen würde.
Natürlich war die Chance nur sehr gering, aber einen Versuch war es auf jeden Fall wert.
Ruckzuck waren sie am Flughafen. Die Fahrt ging, ohne die Zwischenstopps an den Hotels, sehr schnell, und nachdem sich Linas Vater von dem Busfahrer verabschiedet hatte, lief er direkt zum Getränkestand.
Es war kein Rucksack zu sehen. Weder vor noch neben dem Stand, konnte Linas Vater den Rucksack entdecken.
Doch es gab noch eine Möglichkeit. Vielleicht wurden Linas Sachen ja gefunden und abgegeben.
Leider hatte der freundliche Verkäufer Linas Sachen nicht hinter seinem Tresen liegen.
Enttäuscht wollte sich Linas Vater gerade auf den Weg zu einem Taxi machen, als jemand hinter ihm herlief und rief,
„Warten Sie. Hallo, bitte warten Sie doch.“ Eine Frau kam hinter ihm her und fuchtelte mit ihren Armen.
„Da hinten ist eine Art Fundbüro. Schauen Sie mal dort nach.“ Noch bevor Linas Vater sich bedanken konnte, war die junge Frau schon wieder im Getümmel verschwunden.“
Als das Taxi die große Auffahrt zur Ferienanlage hinauf fuhr, stand Lina bereits mit ihrer Mama an der Hand am Eingang und wartete.
„Lag mein Rucksack am Getränkestand?“ Aufgeregt stellte Lina die Frage und sah ihren Vater erwartungsvoll an, als er aus dem Taxi stieg.
„Nein. Am Getränkestand war nichts zu finden.“ Enttäuscht sah Lina erst ihren Vater und anschließend ihre Mutter an.
Während Linas Vater seine linke Hand hinter seinem Rücken hervorzauberte, sagte er freudig und laut:
„Aber im Fundbüro habe ich ihn bekommen.“ Strahlend und glücklich sprang Lina auf Papas Arme.
„Papili, du bist der beste Papa der Welt!“
Nachdem Lina den Rucksack überprüft und erkannt hatte, dass noch alles da war, stand einem tollen Urlaub nichts mehr im Weg.
„Es ist gut zu wissen, dass man sich stets auf den besten Papa der Welt verlassen kann.“ Stolz sagte Linas Papa diese Worte. Allerdings leise und nur zu sich selbst.
Lina war schon sehr verwundert, als sie dabei war, den Wunsch ihres Vaters zu erfüllen. Ihre Spiele hatte sie bereits an der langen Wand ihres Zimmers übereinandergestapelt. Der Turm aus Spielen war zwar ziemlich krumm, aber er stand. Stolz sah sie ihn an und war sich sehr sicher, dass ihr Papa sich darüber freuen würde.
Immerhin hatte sie die großen Kartons nach ganz unten gepackt und dann die anderen, kleineren Spiele darauf gestellt.
Neben den Spielen gab es einen weiteren Stapel. Alle CDs waren dort aufgetürmt und nach Hörspielen geordnet.
Toll fand Lina die Idee von ihrem Vater allerdings nicht. Wenn sie jetzt ein Hörspiel der „Wilden Hühner“ hören wollte, musste sie die CD mitten aus diesem Turm herausziehen. Beim ersten Versuch war der CD-Turm sogar umgekippt. Was allerdings ein noch sehr viel schwierigeres Problem darstellte, war es, wenn Lina die CD wieder in den Stapel zurücklegen wollte.
Sie musste alle CDs, die über den „Wilden Hühnern“ lagen, herunternehmen, die CD an ihren Platz legen und alle anderen wieder darauf stellen.
Aber vielleicht hatte Lina auch nur noch nicht den einfachen Trick entdeckt. Ganz bestimmt gab es eine bessere Möglichkeit. Warum hätte ihr Papa es sonst so von ihr verlangen sollen?
Lina nahm sich fest vor, ihren Vater heute Abend danach zu fragen, und damit sie es nicht vergessen würde, schrieb sie es auch gleich auf einen Zettel.
Auf dem Zettel hatte sie schon eine andere Frage notiert.
Schließlich hatte ihr Vater gesagt, dass sie alle ihre Schuhe vor das Bett stellen sollte. Doch jetzt konnte sie nur noch über Umwege in ihr Bettchen krabbeln. So richtig praktisch fand sie es nicht.
Okay, Lina hatte zwar eingesehen, dass es nicht toll von ihr war, fünf Paar Schuhe in die Küche zu stellen. Aber immerhin waren sie in der Küche nicht so doll im Weg wie jetzt vor ihrem Bett.
Zum dritten Mal fiel dieser blöde T-Shirt-Stapel nun schon um. Was Lina wirklich ärgerte, war allerdings noch viel mehr, dass sie nicht schuld daran war. Ohne, dass sie gegen den Stapel gekommen war, kippte er einfach zur Seite. Sie musste ihn nicht nur immer wieder aufbauen, sondern auch mindesten drei dieser verflixten T-Shirts immer wieder zusammenlegen.
Eine völlig überflüssige Arbeit und außerdem auch eine Arbeit, die nur sie machen musste. Die Klamotten ihrer Eltern lagen nämlich noch immer im Kleiderschrank, und Lina vermutete, dass sie dort auch liegenbleiben würden.
Gespannt war Lina auch auf die Antwort von ihrem Papa, was mit ihren Jacken passieren sollte.
Von der gemeinsamen Garderobe im Flur sollte sie die Jacken entfernen. Aber warum ihr Vater, nachdem sie gefragt hatte, wohin sie die Jacken legen sollte, gesagt hatte, dass sie die Jacken auf ihrem Bett ausbreiten sollte, verstand sie noch immer nicht.
„Voll unpraktisch“, hatte sie gedacht, es aber nicht gewagt zu sagen. Schließlich wirkte ihr Vater etwas genervt, und Lina wusste nur zu gut, wann sie lieber den Mund halten sollte.
Lina sah sich in ihrem Zimmer um, und so richtig gut gefiel es ihr nicht, was sie dort sah. Überall waren Stapel verteilt. Neben den T-Shirts gab den Hosenstapel, der etwas schräg stand und nur noch hielt, weil er an den Stapel der Pullis angelehnt war.
Das ganze Zimmer war voll, und eine Aufgabe hatte sie noch zu erledigen.
Ihr Blick ging weiter durchs Zimmer, und in ihrem Kopf grübelte sie, wo um Himmelswillen sie ihre gesamte Playmobilsammlung aufbauen konnte.
Viel Platz war nicht mehr und so entschied sie sich dafür, das Playmobil-Hotel, den Reiterhof und den Zoo im Zickzack um die Stapel aus Klamotten und CDs herumzubauen.
Mit einem lauten Scheppern flog der Turm aus CDs um. Die eine Hälfte lag im Zimmer verteilt auf dem Fußboden, während Lina dabei war, unter der anderen Hälfte herauszukrabbeln.
Nicht nur, dass sie diesen blöden Stapel jetzt noch mal aufbauen musste. Nein, Lina konnte die ganzen blöden CDs auch wieder neu sortieren. Außerdem tat ihr Knie weh, da sie dort am dollsten von den dämlichen Dingern getroffen wurde. Garantiert bekam sie jetzt auch noch einen blauen Fleck, auf dem ihre Mutter wieder aus Spaß an der Freude herumdrücken würde.
Lenny würde auch fragen, woher sie den blauen Fleck hatte. Was sollte sie ihm denn bloß als Antwort geben? Ganz sicher konnte sie ihm nicht die Wahrheit sagen. Er würde sie doch für einen Dussel halten, wenn sie zugeben würde, dass sie von einem CD-Stapel begraben worden war.
Schuld an allem war Papa, und als sie auf die Uhr sah, erkannte sie, dass ihr Papa in einer halben Stunde wieder zurück sein würde.
Jetzt musste sie sich aber wirklich beeilen, da ihre Playmobilsammlung noch immer in den Kisten im Schrank verstaut war und sie den Auftrag hatte, alles in ihrem Kinderzimmer aufzubauen.
Als Lina den Schlüssel hörte und jemand dabei war, die Wohnungstür aufzuschließen, war sie nervös. Immerhin war sie mit dem Aufbau noch nicht ganz fertig.
Zum Glück war es Mama.
Als Linas Mutter das Kinderzimmer betrat, sah sie sich verwundert um und überlegte, ob sie lachen oder doch lieber weinen sollte.
„Wie sieht es denn hier aus?“
„Magst du es? Ich bin fast fertig. Papa ist bestimmt ganz doll stolz auf mich.“ Freudig lachend saß Lina in dem Chaos, das sie in den letzten zwei Stunden angerichtet hatte.
„Was hast du denn gemacht?“ Eigentlich hätte Linas Mutter sprachlos sein müssen. Doch ihre Neugier war größer.
„Papa wollte es so.“ Achselzuckend antwortete Lina ihrer Mutter.
„Findest du es toll?“ Linas Mama musste einfach nachhaken.
„Nein. Ich finde es voll unpraktisch. Aber jetzt muss ich schnell weitermachen. Ich brauch nur noch den Zoo aus dem Schrank zu nehmen und aufzubauen. Dann bin ich fertig, und Papa kann sich freuen, dass ich alles geschafft habe.“
Linas Mama verließ wieder das Zimmer, um sich in der Küche einen Kaffee zu kochen.
Als Lina einige Minuten später zu ihrer Mutter in die Küche kam, griff sie nach ihrer Hand.
„Komm mit, Mama. Ich bin fertig, und du musst mir sagen, wie du es findest.“
Am Eingang vom Kinderzimmer blieben sie stehen.
Lina hielt ihre Mama vom Betreten des Zimmers ab. Sie hatte Angst, dass etwas umkippte, falls sie gemeinsam in das Zimmer gehen würden.
Allerdings wäre es auch gar nicht möglich gewesen, das Zimmer zu zweit zu betreten. Es war einfach zu voll.
Alle Sachen von Lina waren im Zimmer verteilt. Es war nicht möglich, einen Fuß vor den anderen zu stellen.
Es gab nur noch einen Platz im Kinderzimmer, an dem man sich bewegen konnte. Der große und leere Wandschrank stand mit geöffneten Türen in der Ecke vom Zimmer und wunderte sich, falls sich Schränke überhaupt wundern können, darüber, dass alle Sachen, die eben noch in ihm lagen, jetzt überall verteilt waren.
„Ob Papa sich sehr freut?“
„Ganz bestimmt – ich bin mir sicher.“ Nach ihrer Antwort konnte Linas Mutter ihr Lachen nicht mehr verbergen.
„Mama, warum lachst du so doll?“
„Mir ist einfach danach. Ich glaube, das soll dir lieber Papa nachher erzählen. Komm Lina, wir gehen ins Wohnzimmer und gucken Fernsehen.“
„Jetzt schon?“
„Was willst du sonst machen? In deinem Zimmer kannst du ja schließlich nicht spielen.“
Mit einem Kakao und Keksen saßen Papas Mädels vor dem Fernseher, als sie die Wohnungstür hörten.
„Hallo, ihr Süßen. Was macht ihr denn?“ Linas Vater war zurück.
„Wir schauen uns einen Film an. Mama hat es erlaubt.“
„Um diese Uhrzeit?“ Erstaunt sah Linas Vater auf die Uhr.
Nachdem er sich die Jacke ausgezogen hatte, schnappte sich Lina die Hand ihres Vaters und ging mit ihm in die Richtung des Kinderzimmers.
„Bekomme keinen Schreck“, hörte er seine Frau, begleitet von lautem Lachen, rufen.
Sprachlos sah Linas Papa in das Kinderzimmer hinein.
„Bist du stolz auf mich? Ich habe alles gemacht, was du gesagt hast.“
„Was ich gesagt habe?“ Zu mehr kam Linas Vater nicht. Ihre Mama stand bei den beiden und sagte:
„Komm, Lina, wir schauen uns weiter den Film an. Dein Papa hat jetzt etwas zu erledigen.“
Lina saß schon wieder im Wohnzimmer, als ihre Mutter lachend zu ihrem Vater sagte:
„Deine Tochter hat alles gemacht, was du von ihr verlangt hast. Aber ich glaube, dass Lina noch etwas zu klein ist, um Ironie zu verstehen. Dann leg mal los und beseitige das Chaos. Falls du uns suchen solltest, wir sind im Wohnzimmer.“
Lachend ging Linas Mutter zu ihrer Tochter zurück.
Als die beiden erst ein lautes Scheppern und anschließend ein noch lauteres Fluchen hörten, wussten sie, dass gerade der CD-Stapel umgekippt war.
Dann hörten sie eine Stimme:
„Manchmal ist der direkte Weg vielleicht der bessere.“
Und Lina wusste auch ganz genau, warum!
Auch ihre Freundinnen wollten es. Aber das war gar nicht der Grund dafür, warum Lina seit heute ebenfalls dieses Ziel hatte.
Bisher wollte sie immer Tierpflegerin oder vielleicht auch Ärztin werden. Ärztin aber nur, wenn sie dabei kein Blut sehen musste. Spritzen wollte sie auch nicht geben, und seitdem sie neulich geimpft wurde, war sie sich auch sicher, dass sie niemals jemand anderem eine Impfung geben könnte. Daher hatte sich ihr Plan geändert.
Schuld war Frau Moritz, als sie Lina die Mathearbeit zurückgeben hatte. Fünf von fünfundzwanzig möglichen Punkten hatte Lina nur erreicht.
Zunächst fand sie es gar nicht so schlimm. Immerhin konnte es jedem passieren, dass man eine Mathearbeit so richtig versemmelte.
Aber, dass Frau Moritz eine Unterschrift von Linas Eltern auf der Mathearbeit haben wollte, fand Lina nun wirklich sehr gemein und nicht wirklich nötig.
Heute hätte Lina die unterschriebene Arbeit wieder abgeben müssen. Leider hatte sie es jedoch versäumt, ihren Eltern an den letzten drei Tagen die Arbeit zu zeigen.
Um ehrlich zu sein, hatte sie etwas Angst davor, Ärger von ihren Eltern zu bekommen, und so lag die Arbeit noch immer gut verstaut im Schulranzen.
„Aber morgen bringst du die Arbeit mit.“ Es war keine Bitte von Frau Moritz. Sie sprach in einem energischen Ton, der Lina etwas Angst machte.
Der Schultag war für Lina ab diesem Moment gelaufen. Sie hatte nur noch einen Gedanken im Kopf. „Wie kann ich Papa am besten von der Arbeit erzählen?“ Immer wieder kreisten diese Worte durch ihren Kopf, und als die Schule endlich beendet war, hatte sie noch immer keinen wirklich tollen Plan.
Als sie mit Emmi an der Bushaltestelle saß, hatten die beiden Freundinnen eine Idee. Wer zuerst darauf gekommen war? Sie wussten es nicht mehr.
Nebeneinander setzten sie sich ins Gras, und jede hatte ein Schreibheft auf ihrem Schoß. Immer wieder versuchten sich die beiden Freundinnen daran, die Unterschrift von Linas Papa nachzumachen.
Doch es gelang einfach nicht.
„Das ist eine blöde Idee“, sagte Lina irgendwann. Dann sah sie Emmi an und sagte:
„Wir bekommen das sowieso nicht hin. Außerdem ist es doch irgendwie wie lügen. Mein Papa und ich haben aber abgemacht, dass wir uns immer die Wahrheit sagen wollen.“
„Genau wie mein Papa und ich.“ Emmis Antwort kam wie aus der Pistole geschossen.
„Und was mache ich jetzt?“
„Deinem Papa die Mathearbeit zeigen.“
„Okay.
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