Lob des Fußballs - Jürgen Kaube - E-Book

Lob des Fußballs E-Book

Jürgen Kaube

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Beschreibung

Der Fußball, so einst Peter Handke, ist ein Sinnbild für das Ungewisse, für das Glück und die Zukunft. Das gilt immer noch, trotz Torkamera und Videobeweis! Ein Fallrückzieher war von der Evolution nicht vorgesehen. Aber auch statistisch betrachtet ist Fußball das Spiel, in dem mehr Unwahrscheinliches geschieht als in allen anderen Sportarten. Gerade darauf beruht das Vergnügen am Fußball. Jürgen Kaube klärt die verwirrende Lage mit dem Kopf. Er weiß, warum früher alles besser war, das Spiel aber nie so gut wie heute. Fußballspielen kann man überall. Man braucht dazu nichts weiter als einen Ball. Das hat den Fußball auf der ganzen Welt populär gemacht. Aber was passiert, wenn man Fußball sieht? Warum dehnt sich plötzlich die Zeit? Und weshalb hält man seinem Verein die Treue? Die Liebe zum Fußball gibt es nicht ohne Nostalgie. Fußball besteht aus Geschichten: Cruyff, Maradona, Zidane. Doch die Nostalgie von morgen ist heute Gegenwart: Messi, Neuer, Griezmann. Wie hat sich das Spiel geändert? Wie seine Helden? Kann Geld auch Eigentore schießen? Fußball zu loben heißt, solche Fragen zu beantworten.

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Jürgen Kaube

Lob des Fußballs

Mit zwölf Zeichnungen von Philip Waechter

C.H.Beck

Zum Buch

Fußballspielen kann man überall. Man braucht dazu nichts weiter als einen Ball. Und Nostalgie nährt die Liebe zum Fußball: Cruyff, Maradona, Zidane. Doch die Nostalgie von morgen ist heute Gegenwart: Messi, Neuer, Griezmann. Wie hat sich das Spiel geändert? Wie seine Helden? Kann Geld auch Eigentore schießen? Und weshalb hält man seinem Verein die Treue?

Jürgen Kaube klärt die verwirrende Lage mit dem Kopf. Er weiß, warum früher alles besser war, das Spiel aber nie so gut wie heute.

Mit zwölf Zeichnungen von Philip Waechter.

Über den Autor

Jürgen Kaube, Herausgeber der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, hängt seit seiner Kindheit an den Klubfarben grün-weiß. Er ist Mitglied von Werder Bremen und war Außenverteidiger des legendären Teams der Deutschen Akademie für Fußballkultur, die der Schriftstellernationalmannschaft einst nur knapp unterlag.

Inhalt

I

II

III

IV

V

VI

VII

VIII

IX

X

XI

Literatur

Für Levin und Ailton

I

Sieht man vom Selbstlob Gottes ab – Gott sah alles an, was er gemacht hatte: Und siehe, es war sehr gut. (1. Mose 1, 31) –, dann war das Erste, was überhaupt gelobt wurde, ein Sportler. Die ältesten Gedichte des Abendlandes handeln nicht von der Liebe und nicht vom Tod, nicht von der Schönheit der Natur und nicht von der Schönheit der Nacht – sondern von Olympiasiegern. Es sind Lobgesänge, auf Hieron aus Syrakus, pflückend aller Vorzüge Wipfel, dessen Wagen erster im Pferderennen war, auf Hippokles aus Thessalien, der mit Güte der Füße siegreich im Doppelwettlauf blieb, oder auf Sogenes aus Ägina, den Besten im Fünfkampf, dem Vater bewahrend ein zärtliches Herz. Die ersten Loblieder besingen das Siegen und das Gedenken, das sich der Sieger erwirbt. In gewisser Weise war der Sieg für die Griechen jener Zeit das Wichtigste am Sport, weil schon der Zweite in einem Wettkampf sich bei ihnen nicht mehr sehen lassen konnte und, wie es bei Pindar heißt, sich heimlich nach Hause schleichen musste. In dieser Verachtung der Unterlegenen wirkte nach, dass sie nicht lange zuvor sogar noch den Gottheiten geopfert worden waren, so wie die Verlierer – manche Forscher sagen auch: die Sieger – in den Ballspielen der Maya. Nun aber hatte bei den Griechen als symbolische Stellvertretung für Krieg und Opferritual der Sport den Totschlag ersetzt (Uvo Hölscher). Wer aber siegt: sein ferneres Leben lebt er/in honigmilder Heiterkeit/dank der Kampfpreise. Das Erste, was Dichtung lobte, waren, wie hier in Pindars erster Olympischer Ode, die großen Athleten.

Folgerichtig erfährt der Leser solcher lyrischen Lobgesänge aus ihnen nicht sehr viel über die Verläufe der antiken Wettkämpfe. Sie liegen im Schatten des Sieges. Nach dem berühmten Bonmot des Football-Trainers Vince Lombardi von den Green Bay Packers ist Siegen im Sport nicht alles, sondern das Einzige: Winning isn’t everything, it’s the only thing. Und in einem anrührenden Gespräch hat Berti Vogts, unter den großen Verteidigern einer der Zähesten, davon berichtet, wie im Gladbacher Mannschaftsbus auf der Rückfahrt von einem verlorenen Spiel in München einst sieben Stunden lang geschwiegen wurde, weil der Trainer kein Wort duldete: Die Niederlage war der größte Feind. Wer so antik denkt, für den tritt im Sieg der Sport selbst in seinen Mühen, Zufällen und Bedingtheiten gegenüber seinem Glanz in den Hintergrund. Denn der Triumph, der den Sieger unvergleichlich macht, überstrahlt für ihn alles, worin er den Verlierern ähnelt, was er mit ihnen teilt. Nicht der Sport, sondern der Sportler wird so zum Gegenstand des Lobes.

Das Lob des Siegers sollte dem Helden dabei, so Pindar ganz ausdrücklich, zurückgeben, was dieser seinerseits der Gemeinschaft gegeben hatte. Das Ensemble der griechischen Stadtstaaten empfand sich um 500 v.Chr. fast nur noch in der Betrachtung jener panhellenischen Wettkämpfe als eine solche Gemeinschaft. Das Lob des Siegers war darum das Lob einer Tat, die als glücklicher Augenblick für die Uneinigkeiten des Lebens entschädigte, die Individuen vor allem aber für ihre Vergänglichkeit: Doch besser / Aufs Nächste immer, das vor den Füßen liegt, schaun. / Denn tückisch hängt über dem Mensch die Zeit. Das Lob des Athleten hielt das Glück reiner Gegenwart fest, das sein Sieg für Sekunden aufkommen ließ. Gelobt wurden die Mühe, die der Athlet daran wandte, und seine Selbstüberwindung, gelobt wurden die Kosten, die er nicht gescheut hatte, sowie sein Mut, die Niederlage riskiert zu haben, aber auch den Neid, den jeder Sieg auf sich zog.