Lockwood & Co. - Die Seufzende Wendeltreppe - Jonathan Stroud - E-Book
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Lockwood & Co. - Die Seufzende Wendeltreppe E-Book

Jonathan Stroud

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Beschreibung

Die große Serienverfilmung der Erfolgsreihe nun auf Netflix

LONDON, ENGLAND: In den Straßen geht des Nachts das Grauen um. Unerklärliche Todesfälle ereignen sich, Menschen verschwinden und um die Ecken wabern Schatten, die sich nur zu oft in tödliche von Geisterwesen ausgesandte Plasmanebel verwandeln. Denn seit Jahrzehnten wird Großbritannien von einer wahren Epidemie an Geistererscheinungen heimgesucht. Überall im Land haben sich Agenturen gebildet, die in den heimgesuchten Häusern Austreibungen vornehmen. So auch die drei Agenten von »Lockwood & Co.« Dem jungen Team um den charismatischen Anthony Lockwood steht in ihrem ersten Abenteuer ein hochgefährlicher und zutiefst dubioser Auftrag bevor. Dieser führt sie in eines der verrufensten Herrenhäuser des Landes und stellt sie auf eine Probe, bei der es um nichts weniger als Leben oder Tod geht …
Die faszinierende Fantasy-Reihe des Bestsellerautors Jonathan Stroud schlägt einen von der ersten Seite an in ihren schaurig-schönen Bann.

Die »Lockwood & Co.«-Reihe:
Lockwood & Co. – Die Seufzende Wendeltreppe (Band 1)
Lockwood & Co. – Der Wispernde Schädel (Band 2)
Lockwood & Co. – Die Raunende Maske (Band 3)
Lockwood & Co. – Das Flammende Phantom (Band 4)
Lockwood & Co. – Das Grauenvolle Grab (Band 5)
Lockwood & Co. – Der Verfluchte Dolch (E-Short-Story)

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Seitenzahl: 472

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JONATHAN STROUD

DIE SEUFZENDE

WENDELTREPPE

Aus dem Englischen von Katharina Orgaß und Gerald Jung

Der Inhalt dieses E-Books ist urheberrechtlich geschützt und enthält technische Sicherungsmaßnahmen gegen unbefugte Nutzung. Die Entfernung dieser Sicherung sowie die Nutzung durch unbefugte Verarbeitung, Vervielfältigung, Verbreitung oder öffentliche Zugänglichmachung, insbesondere in elektronischer Form, ist untersagt und kann straf- und zivilrechtliche Sanktionen nach sich ziehen.

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cbj ist der Kinder- und Jugendbuchverlag in der Penguin Random House Verlagsgruppe

© 2013 für die deutschsprachige Ausgabe cbj, München in der Penguin Random House Verlagsgruppe GmbH, Neumarkter Straße 28, 81673 München.

Alle deutschsprachigen Rechte vorbehalten

© 2013 Jonathan Stroud

Die englische Originalausgabe erschien 2013 unter dem Titel »Lockwood & Co. – The Screaming Staircase« bei Doubleday, einem Imprint von Random House Children’s Books, London

Übersetzung: Katharina Orgaß und Gerald Jung

Covergestaltung: semper smile

Covermotiv: © Netflix 2023. Used with permission.

MP · Herstellung: UK

Satz: Uhl + Massopust, Aalen

ISBN 978-3-641-10603-4V008

www.cbj-verlag.de

www.lockwood-und-co.de

Für Mum & Dad in Liebe

Inhalt

I. Der Geist

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

II. Vorher

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

III. Die Halskette

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Kapitel 16

IV. Das Herrenhaus

Kapitel 17

Kapitel 18

Kapitel 19

Kapitel 20

Kapitel 21

Kapitel 22

Kapitel 23

Kapitel 24

V. Und danach

Kapitel 25

Kapitel 26

Glossar

Kapitel 1

Zu den ersten Fällen, an denen ich bei Lockwood & Co. mitgearbeitet habe, möchte ich hier nicht viel sagen. Einerseits, weil die Opfer anonym bleiben sollen, andererseits, weil die Einzelheiten allzu grausig sind, aber vor allem, weil wir es tatsächlich fertiggebracht haben, diese Aufträge allesamt gründlich zu vermasseln. So, jetzt ist es raus. Kein Einziger dieser ersten Fälle lief so ab, wie es geplant war. Gut, den Mortlake-Geist konnten wir vertreiben, aber nur bis zum Richmond Park, wo er nun nachts in der Stille der Bäume sein Unwesen treibt. Der Graue Wiedergänger von Aldgate und die Wesenheit, die unter dem Namen Knochenknirscher bekannt war, konnten wir zwar unschädlich machen, aber leider erst, nachdem sich noch weitere (und, wie ich heute glaube, vermeidbare) Todesfälle ereignet hatten. Und was die Heimsuchung betrifft, welche die junge Mrs Andrews beinahe um den Verstand und den Rocksaum brachte … Wo immer die Ärmste jetzt sein mag, der Geist verfolgt sie nach wie vor. Lockwood und ich hatten also keine besonders ruhmreiche Bilanz vorzuweisen, als wir an jenem nebligen Nachmittag durch den Vorgarten der Sheen Road Nr. 62 gingen, die Stufen vor der Haustür hochstiegen und läuteten.

Die gedämpften Verkehrsgeräusche der Straße im Rücken, betätigte Lockwood mit der behandschuhten Rechten den Klingelzug. Das Läuten verhallte tief im Inneren des Hauses. Ich betrachtete die Tür. Der Lack warf kleine Blasen, der Briefschlitz war verschrammt, und hinter den vier rautenförmigen Milchglasscheiben war nichts als Dunkelheit auszumachen. Überhaupt wirkte der überdachte Vorbau unbenutzt und vernachlässigt. In den Ecken häufte sich das gleiche feuchte Buchenlaub, das auch Gartenweg und Rasen bedeckte.

»Ach übrigens … bitte denk an unsere neuen Regeln«, sagte ich. »Nicht einfach drauflosreden. Nicht gleich vor dem Klienten Vermutungen darüber anstellen, wer wen wo und wann umgebracht hat. Und vor allem: Nicht den Klienten nachäffen! Das geht immer schief.«

»Ganz schön viele Nichts«, erwiderte Lockwood.

»Aus gutem Grund.«

»Ich hab nun mal ein Ohr für Dialekte. Ich mache die Leute ganz automatisch nach.«

»Dann mach sie nach, wenn wir hinterher wieder unter uns sind. Aber nicht, wenn der Klient vor dir steht, nicht, wenn er dich hören kann, und schon gar nicht, wenn der Klient ein zwei Meter großer irischer Hafenarbeiter mit einem Sprachfehler und sonst weit und breit niemand zu sehen ist.«

»Für so einen bulligen Typen war er ziemlich schnell, das stimmt. Aber Wegrennen hält fit. Spürst du schon was?«

»Noch nicht. Aber das ist hier draußen auch eher unwahrscheinlich. Und du? Siehst du etwas?«

Lockwood ließ den Klingelzug los und richtete seinen Mantelkragen. »Komischerweise ja. Hier im Vorgarten hat sich ein Todesfall ereignet. Es ist erst ein paar Stunden her. Da vorn, unter der Lorbeerhecke.«

»Als Nächstes erzählst du mir bestimmt, dass die leuchtende Stelle nur ganz klein ist, oder?« Ich legte den Kopf schief und lauschte auf die Stille hinter der Haustür.

»Stimmt. Ungefähr so groß wie eine Maus«, gab Lockwood zu. »Oder ein Maulwurf. Wahrscheinlich hat ihn die Katze erwischt.«

»Dann hat der Todesschein vermutlich nichts mit unserem Fall zu tun.«

»Vermutlich nicht.«

In der rabenschwarzen Finsternis hinter den Milchglasscheiben regte sich etwas. »Los geht’s!«, sagte ich. »Sie kommt. Denk dran, was ich dir gesagt habe.«

Lockwood bückte sich nach seiner Tasche. Wir traten einen Schritt zurück und setzten unser professionellstes und charmantestes Lächeln auf.

Nichts geschah. Die Tür blieb geschlossen.

Da war niemand.

Als Lockwood eben wieder etwas sagen wollte, hörten wir hinter uns Schritte.

»Tut mir furchtbar leid!« Die aus dem Nebel tretende Frau ging langsam, verfiel aber, als wir uns umdrehten, in einen leichten Trab. »Tut mir wirklich leid«, sagte sie noch einmal. »Ich wurde aufgehalten. Ich hatte nicht damit gerechnet, dass Sie so pünktlich sein würden.«

Sie kam die Vordertreppe hoch, eine untersetzte, rundliche Frau mittleren Alters mit einem runden Gesicht. Ihr glattes aschblondes Haar wurde über den Ohren von zwei Spangen zurückgehalten, was ziemlich streng wirkte. Sie trug einen langen schwarzen Rock und eine viel zu weite Strickjacke mit ausgebeulten Taschen. In der Hand hatte sie eine dünne Mappe.

»Mrs Hope?«, fragte ich. »Guten Abend. Ich bin Lucy Carlyle und das ist Anthony Lockwood, von Lockwood und Co. Sie hatten bei uns angerufen.«

Die Frau blieb auf der vorletzten Stufe stehen und schaute uns zum ersten Mal richtig an. In ihren grauen Augen spiegelten sich die üblichen Regungen: Misstrauen, Feindseligkeit, Unsicherheit und Angst. Angesichts unseres Berufs war das nichts Ungewöhnliches, deshalb nahmen wir es nicht persönlich.

Ihr Blick huschte zwischen Lockwood und mir hin und her. Sie musterte unsere gepflegte Kleidung, das sorgfältig gekämmte Haar, die blitzenden Degen an unseren Gürteln, die schweren Taschen in unseren Händen. Sie machte keine Anstalten, die Haustür zu öffnen und uns hereinzubitten. Ihre freie Hand hatte sie in der Jackentasche vergraben, die sich daraufhin noch mehr ausbeulte.

»Nur Sie beide?«, fragte sie schließlich.

»Nur wir«, erwiderte ich.

»Sie sind noch sehr jung.«

Lockwood knipste sein verbindlichstes Lächeln an, dessen Leuchtkraft den trostlosen Abend erhellte. »Das ist ja gerade der Witz an der Sache.«

»Genau genommen bin ich nicht Mrs Hope.« Sie erwiderte Lockwoods Lächeln reflexartig, aber das ihre blitzte nur flüchtig auf und erlosch sogleich wieder. Zurück blieb der ängstliche Ausdruck. »Ich bin Suzy Martin, die Tochter von Mrs Hope. Meine Mutter ist leider verhindert.«

»Aber Ihre Mutter hat den Termin mit uns vereinbart«, sagte ich. »Sie wollte uns durchs Haus führen.«

»Ich weiß.« Die Frau blickte verlegen auf ihre blank geputzten schwarzen Schuhe. »Sie weigert sich, jemals wieder einen Fuß über die Schwelle zu setzen. Die Umstände von Vaters Tod waren schrecklich genug, aber seither sind die nächtlichen … Störungen unerträglich geworden. Letzte Nacht war es so schlimm, dass Mutter einfach nicht mehr konnte. Sie hat ihre Sachen gepackt und ist zu mir gezogen. Wir wollen das Haus verkaufen, aber das geht natürlich nur, wenn … aber deswegen sind Sie ja hier. Verzeihen Sie die Frage, aber haben Sie denn keinen Vorgesetzten? Ich dachte, bei einer Ermittlung muss immer ein erwachsener Berater dabei sein. Wie alt sind Sie überhaupt?«

»Gerade alt genug und eben noch jung genug«, erwiderte Lockwood lächelnd. »Also im perfekten Alter.«

Jetzt mischte ich mich wieder ein: »Das Gesetz schreibt lediglich die Anwesenheit eines Erwachsenen vor, wenn die Agenten noch in der Ausbildung sind. Es stimmt zwar, dass die größeren Agenturen immer mit Beratern arbeiten, aber das ist deren Geschäftspolitik. Wir sind absolut qualifiziert und unabhängig und brauchen so etwas nicht.«

»Wir haben die Erfahrung gemacht«, sagte Lockwood honigsüß, »dass Erwachsene eher hinderlich sind. Aber wir können Ihnen gern unsere Zulassungsurkunde zeigen, wenn Sie das möchten.«

Mrs Martin strich sich mit der Hand über ihr ordentliches blondes Haar. »Nein … nicht nötig. Mutter wird sich schon etwas dabei gedacht haben, als sie ausgerechnet Ihre Agentur beauftragt hat.« Ihre Stimme verriet nicht, was sie selbst davon hielt. Eine kurze Pause entstand.

»Ich hätte da noch eine Frage«, brach ich das Schweigen. »Ist jemand im Haus? Als wir geklingelt haben, hatte ich den Eindruck …«

Mrs Martin hob sofort den Blick und sah mich an. »Das kann nicht sein. Ich habe den einzigen Schlüssel.«

»Dann habe ich mich wohl geirrt.«

»Ich will Sie nicht weiter aufhalten«, sagte Mrs Martin. »Meine Mutter hat das Formular ausgefüllt, das Sie ihr zugeschickt hatten.« Sie hielt uns die Mappe hin. »Hoffentlich hilft Ihnen das weiter.«

»Ganz bestimmt.« Lockwood versenkte die Unterlagen inder Innentasche seines langen, weiten schwarzen Mantels.»Vielen Dank. Dann fangen wir am besten gleich an. Richten Sie Ihrer Mutter bitte aus, dass wir uns morgen früh bei ihr melden.«

Die Frau überreichte Lockwood einen Schlüsselbund. Auf der Straße ertönte eine Autohupe. Eine zweite Hupe antwortete. Bis zur Ausgangssperre waren es noch ein paar Stunden hin, aber es dämmerte und die Leute wurden allmählich kribbelig. Sie wollten nach Hause. Bald schon würde sich nichts anderes mehr durch die Straßen Londons bewegen als Nebelschwaden und Mondstrahlen. Zumindest nichts, was Erwachsenesehenkonnten.

Auch Suzy Martin war sich dessen bewusst. Sie zog fröstelnd die Schultern hoch und wickelte sich enger in ihre Strickjacke. »Ich muss los. Viel Glück für Sie beide …« Sie schaute uns nicht an, als sie hinzusetzte: »Noch so jung … In was für schrecklichen Zeiten leben wir bloß!«

»Auf Wiedersehen, Mrs Martin«, sagte Lockwood. »Schönen Abend noch.«

Sie gab keine Antwort, sondern eilte die Treppe hinunter und durch den Vorgarten. Der Nebel hatte sie im Nu verschluckt.

»Ihr gefällt das Ganze nicht«, stellte ich fest. »Wahrscheinlich sind wir den Fall morgen früh wieder los.«

»Dann lösen wir ihn am besten gleich heute Nacht«, gab Lockwood zurück. »Bist du so weit?«

Ich tätschelte meinen Degenknauf. »Klar.«

Lockwood grinste mich an, steckte den Schlüssel ins Haustürschloss und drehte ihn mit der schwungvollen Gebärde eines Zauberkünstlers herum.

* * *

Sobald man ein Haus betritt, in dem sich ein Besucher eingenistet hat, sollte man sich ranhalten. Das gehört zu den ersten Regeln, die man lernt. Kein Zögern, kein unschlüssiges Verweilen auf der Schwelle.

Warum? Weil es in diesen paar Sekunden noch nicht zu spät ist. Wenn man in der offenen Haustür steht, hinter sich die frische Luft und vor sich die Dunkelheit, müsste man verrückt sein, nicht den übermächtigen Wunsch zu verspüren, kehrtzumachen und wegzurennen. Hat man sich das aber erst einmal eingestanden, versickert der eigene Mut, das Herz beginnt zu rasen, die Kehle schnürt sich zu, und zack!, schon ist es passiert: Man will aufgeben, bevor man überhaupt angefangen hat.

Lockwood und ich hatten diese Erfahrung beide schon gemacht, darum traten wir entschlossen in die dunkle Diele, stellten unsere Taschen ab und machten leise die Tür hinter uns zu. Mit dem Rücken dagegengelehnt, standen wir reglos Seite an Seite und lauschten.

Die Diele des Hauses, in dem bis vor Kurzem das Ehepaar Hope gewohnt hatte, war ein schmaler, lang gestreckter Raum, den die hohe Decke großzügiger wirken ließ. Die schwarz-weißen Fliesen auf dem Boden waren diagonal verlegt, helle Tapeten zierten die Wände. Eine steile Treppe führte nach oben. Hinter der Treppe machte die Diele einen Knick und verlor sich in der Finsternis. Die Türen auf beiden Seiten des vorderen Teils standen klaffend offen wie schwarze Mäuler.

Wir hätten natürlich Licht machen können. Der Schalter war gleich neben der Tür. Aber das ließen wir schön bleiben. Die zweite Grundregel lautet nämlich: keine Elektrizität. Sie beeinflusst die sinnliche Wahrnehmung negativ. Im Dunkeln stehen und Augen und Ohren offen halten, ist immer noch das Beste. Außerdem schärft Angst die Sinne.

Also horchte ich und Lockwood spähte umher. Es roch muffig und ein bisschen säuerlich, so wie es eben riecht, wenn ein Haus nicht geliebt und gepflegt wird. Und es war kalt.

Ich beugte mich zu Lockwood hinüber. »Keine Heizung«, raunte ich.

»Mm-hm.«

»Da ist noch was, oder?«

»Mm-hm.«

Meine Augen hatten sich an die Dunkelheit gewöhnt, sodass ich jetzt Einzelheiten erkennen konnte. Neben der Treppe stand ein kleiner Lacktisch. Darauf befand sich eine Porzellanschale mit getrockneten Blüten. An den Wänden hingen gerahmte Landschaftsfotos und verblichene Plakate alter Musicals. Alles ganz alltäglich. Eigentlich war es ein hübscher Raum. Tagsüber, wenn die Sonne schien, wirkte er bestimmt einladend. Aber nicht um diese Uhrzeit, da das letzte Tageslicht durch die Scheiben in der Haustür fiel und in rautenförmigen Bahnen schiefe Särge, in denen sich unsere Schatten abzeichneten, auf den Boden warf. Und schon gar nicht, wenn man wusste, auf welch schreckliche Art der alte Mr Hope hier in der Diele ums Leben gekommen war.

Ich verscheuchte die morbiden Gedanken, machte die Augen zu und lauschte erneut.

Lauschte …

Dielen, Flure und Treppen sind die Adern und Atemwege eines jeden Gebäudes. Dort muss alles hindurch. Dort sammeln sich die Geräusche aus den anderen Räumen, man hört alles, was vor sich geht. Und manchmal hört man noch etwas anderes – Geräusche, die streng genommen dort nichts zu suchen haben. Es sind Echos aus der Vergangenheit, der Nachhall verborgener Geschehnisse …

So wie gerade jetzt.

Ich machte die Augen wieder auf, nahm meine Tasche und ging langsam zur Treppe.

Lockwood stand schon vor dem Lacktischchen. Das Licht, das durch den Glaseinsatz der Haustür fiel, erhellte sein Gesicht. »Hast du etwas gehört?«, fragte er.

»Ja.«

»Was denn?«

»Ein Klopfen. Es kommt und geht. Es ist sehr leise und ich kann es nicht orten. Aber es wird bestimmt noch lauter, wenn es hier drinnen erst richtig dunkel ist. Und du? Siehst du etwas?«

Lockwood zeigte auf den Boden vor der Treppe. »Du weißt, was mit Mr Hope passiert ist, oder?«

»Er ist die Treppe heruntergefallen und hat sich das Genick gebrochen.«

»Richtig. Die Stelle leuchtet immer noch, obwohl der Unfall schon drei Monate zurückliegt. Der Todesschein ist so hell, dass ich am liebsten meine dunkle Brille aufsetzen würde. Leider habe ich sie nicht dabei. Damit wäre das bestätigt, was Mrs Hope George am Telefon erzählt hat. Ihr Mann ist gestolpert, die Treppe heruntergestürzt und unten aufgeschlagen.« Er spähte die Stufen hoch. »Ziemlich steil. Kein schöner Tod.«

Ich ging in die Hocke. »Sogar die Fliesen sind hier gesprungen. Der Aufprall muss so –«

Es krachte zweimal kurz hintereinander. Ein heftiger Luftzug fegte über mein Gesicht. Bevor ich zurückweichen konnte, landete etwas Großes, Weiches direkt vor mir, und zwar mit solcher Wucht, dass meine Zähne aufeinanderschlugen.

Ich sprang zurück und zog meinen Degen. Mit dem Rücken an der Wand, die Waffe abwehrbereit erhoben, stand ich zitternd und mit hämmerndem Herzen auf der Treppe. Mein Blick huschte panisch umher.

Nichts. Auf der Treppe war niemand. An ihrem Fuß lag kein alter Mann mit verrenkten Gliedern.

Lockwood lehnte lässig am untersten Geländerpfosten. Inzwischen konnte ich sein Gesicht nicht mehr richtig erkennen, aber ich hätte wetten können, dass er spöttisch die Augenbraue hochzog. Er hatte überhaupt nichts gehört.

»Alles in Ordnung, Lucy?«

Ich atmete tief durch. »Nein. Ich habe den Nachhall von Mr Hopes tödlichem Sturz gehört. Als würde er mir direkt entgegenkommen und mich mit sich reißen. Lach nicht! Das ist nicht komisch.«

»Entschuldige. Das geht ja heute Abend früh los. Nachher wird es bestimmt noch spannend. Wie spät ist es?«

Dritte Regel: Kauf dir eine Uhr mit fluoreszierendem Zifferblatt. Am besten eine, die auch plötzliche Temperaturschwankungen und starke ektoplasmische Erschütterungen aushält. »Kurz vor fünf.«

»Gut.« Lockwoods Zähne fluoreszierten natürlich nicht, aber wenn er im Dunkeln grinst, sieht es fast so aus. »Dann haben wir noch reichlich Zeit für eine Tasse Tee. Und danach schnappen wir uns den Geist.«

Kapitel 2

Bei der Jagdnach Geistern kommt es oft auf die einfachen Dinge an: die versilberte Degenspitze, die im Dunkeln aufblitzt, die Eisenspäne auf dem Fußboden, die versiegelten Büchsen mit Griechischem Feuer für den äußersten Notfall …

Aber Tee – schwarz und im Beutel, vorzugsweise von Pitkin Brothers in der Bond Street – ist vielleicht die einfachste und zugleich wirkungsvollste Zutat für einen erfolgreichen Einsatz.

Natürlich sind Teebeutel nicht auf die gleiche Weise lebensrettend wie eine Degenspitze oder ein Schutzkreis. Sie schrecken den Gegner auch nicht ab wie eine auflodernde Magnesiumflamme. Aber Teebeutel sorgen für etwas, das mindestens genauso lebenswichtig ist: nämlich, dass man bei Verstand bleibt.

In einem Heimgesuchten Haus herumzusitzen und zu warten, ist nicht gerade lustig. Die Dunkelheit umfängt einen wie ein schweres Tuch, die Stille rauscht in den Ohren, und wenn man sich nicht zusammenreißt, sieht und hört man nach einer Weile Dinge, die gar nicht da sind. Soll heißen: Man braucht eine Ablenkung. Was das betrifft, hat jeder Mitarbeiter bei Lockwood & Co. seine eigene Methode entwickelt. Ich persönlich zeichne gern. George liest Comics. Lockwood schmökert in Glamourzeitschriften. Gemeinsam ist uns, dass wir alle drei gern Tee trinken und Kekse dazu knabbern. Der Abend im Haus der Familie Hope stellte in dieser Hinsicht keine Ausnahme dar.

Die Küche lag am hinteren Ende der Diele, jenseits der Treppe. Sie war groß, modern und sauber, außerdem war es hier deutlich wärmer als in der Diele. Nichts ließ auf übernatürliche Aktivitäten schließen. Alles war ruhig. Ich hörte es nicht mehr klopfen und auch das Poltern auf der Treppe wiederholte sich nicht.

Ich setzte Wasser auf. Lockwood zündete eine Petroleumlampe an und stellte sie auf den Tisch. Als die Flamme größer wurde, nahmen wir unsere Gürtel und Degen ab und legten sie auf den Küchentisch. Unsere Gürtel haben sieben verschiedene Täschchen und Karabinerhaken, und wir überprüften wortlos und systematisch sämtliche Ausrüstungsgegenstände, die daran befestigt waren. Der Wasserkessel schnaufte und zischte leise vor sich hin. Wir waren die Ausrüstung schon im Büro durchgegangen, bevor wir aufgebrochen waren, aber sicher ist sicher. Vorige Woche war ein Mädchen von der Agentur Rotwell ums Leben gekommen, weil sie ihr Griechisches Feuer nicht nachgefüllt hatte.

Draußen vor dem Küchenfenster war die Sonne endgültig untergegangen. Wolkenschleier verhüllten den dunkelblauen Himmel, der Garten war im aufsteigenden Nebel fast versunken. Hinter der schwarzen Lorbeerhecke leuchteten die Fenster der Nachbarhäuser. Eigentlich waren sie gar nicht weit weg, schienen uns aber so fern wie Schiffe, die auf dem nächtlichen Meer am Horizont vorüberziehen.

Wir legten die Gürtel wieder an und überprüften ein letztes Mal die Gurte, die unsere Degen hielten. Dann goss ich den Tee auf und stellte die Becher auf den Tisch. Lockwood holte die Kekse raus. Die Lampe flackerte. Schatten tanzten in den dunklen Winkeln der Küche.

Nach ein paar Schluck Tee schlug Lockwood seinen Kragen hoch. »Mal sehen, was uns Mrs Hope mitzuteilen hat.« Er griff mit seiner schlanken Hand in die Manteltasche, legte die Mappe auf den Tisch und öffnete sie. Sein dichtes dunkles Haar glänzte im Lampenschein.

Während er sich den Fragebogen durchlas, warf ich einen Blick auf das Thermometer an meinem Gürtel. Fünfzehn Grad. Nicht gerade mollig warm, aber um diese Jahreszeit hätte es in einem unbeheizten Haus eigentlich kälter sein müssen. Ich holte mein Notizbuch aus einer Gürteltasche und vermerkte Ort und Temperatur, dazu die akustischen Phänomene in der Diele.

Lockwood schob den Ordner beiseite. »Interessant.«

»Im Ernst?«

»Quatsch. Das war ironisch gemeint. Oder eher sarkastisch? Ich kann mir den Unterschied einfach nicht merken.«

»Um ironisch zu sein, braucht man mehr Grips. Darum würde ich sagen, du warst sarkastisch. Was schreibt sie denn?«

»Lauter unbrauchbares Zeug. Sie hätte den Bogen genauso gut auf Lateinisch ausfüllen können. Ich fasse kurz zusammen: Die Hopes haben zwei Jahre in diesem Haus gewohnt. Davor hatten sie irgendwo unten in Kent gelebt. Mrs Hope schildert lang und breit, wie glücklich sie dort waren. Kaum Ausgangssperren, die Geisterlampen haben fast nie geleuchtet, man konnte spätabends noch spazieren gehen und traf dabei nur lebendige Nachbarn. Und so weiter, blablabla. Ich glaube ihr kein Wort. Von allen Gegenden außerhalb Londons ist Kent am schwersten betroffen, das sagt George jedenfalls.«

Ich trank einen Schluck Tee. »Stimmt. Dort hat das Problem überhaupt erst seinen Anfang genommen, wenn du mich fragst.«

»Mit dieser Meinung stehst du nicht allein da. Aber wie auch immer, die Hopes sind nach London und in dieses Haus gezogen. Am Anfang war alles bestens. Keine Erscheinungen oder sonstige Anzeichen einer Heimsuchung. Mr Hope wechselte den Beruf und arbeitete ab da von zu Hause aus. Das war vor einem halben Jahr. Auch danach gab es keine besonderen Vorkommnisse. Bis er die Treppe runtergestürzt ist und …«

»Moment mal«, unterbrach ich Lockwood. »Wie kam es zu dem Sturz?«

»Er ist offenbar gestolpert oder ausgerutscht.«

»Ich meine, war jemand dabei?«

»Nein. Mrs Hope lag schon im Bett. Es war mitten in der Nacht. Sie schreibt, ihr Mann sei schon ein paar Wochen vor seinem tödlichen Unfall nicht gut beieinander gewesen. Er hatte Schlafstörungen. Sie glaubt, er wollte sich ein Glas Wasser holen.«

»Klar doch.«

Lockwood schaute mich an. »Meinst du, sie hat ihn die Treppe runtergestoßen?«

»Muss nicht sein, aber das könnte die Heimsuchung erklären. Verstorbene Ehemänner erscheinen ihren Gattinnen normalerweise nur, wenn sie gute Gründe dafür haben. Schade, dass Mrs Hope nicht persönlich mit uns sprechen wollte. Ich hätte ihr gern ein bisschen auf den Zahn gefühlt.«

Lockwood zuckte die Schultern. »Das klappt auch nicht immer. Habe ich dir schon mal von meiner Begegnung mit dem berüchtigten Harry Crisp erzählt? Auf den ersten Blick ein netter Mann mit Lachfältchen und sanfter Stimme. Immer gut gelaunt und sehr überzeugend. Er hat mich sogar überredet, ihm einen Zehner zu borgen. Trotzdem stellte sich letztlich heraus, dass er ein brutaler Mörder war. Er hat seinen Opfern mit Vorliebe …«

»Danke, das hast du mir bereits beschrieben. Ungefähr tausendmal.«

»Ach ja? Jedenfalls kann es alle möglichen Gründe geben, weshalb Mr Hopes Geist keine Ruhe findet. Es muss nicht unbedingt Rache sein. Vielleicht hat er auf Erden noch etwas zu erledigen. Er könnte ein Testament gemacht haben, von dem seine Frau nichts weiß, oder er hat einen Haufen Geld unter der Matratze versteckt …«

»Lass gut sein, ich hab’s kapiert. Das heißt also, die Heimsuchung begann erst nach seinem Tod?«

»Ein oder zwei Wochen danach. In den ersten Tagen nach dem Unfall war Mrs Hope oft außer Haus. Als sie aber das erste Mal wieder hier übernachtete, sah sie eine Erscheinung.« Lockwood tippte auf die Mappe. »Was es war, schreibt sie hier leider nicht. Da steht nur, sie hätte es unserem Sekretariat am Telefon geschildert.«

Ich musste lachen. »Unserem Sekretariat? Meint sie damit George? Das würde ihm aber gar nicht gefallen! Ich habe seine Mitschrift dabei. Soll ich vorlesen?«

Lockwood lehnte sich erwartungsvoll zurück. »Lass hören.«

Ich holte Georges Notizen aus der Innentasche meiner Jacke und strich die Blätter auf den Knien glatt. Ich überflog den Text kurz und räusperte mich. »Soll ich?«

»Nur zu.«

»Eine schwebende Gestalt.« Ich faltete die Blätter übertrieben umständlich wieder zusammen und steckte sie ein.

»Eine schwebende Gestalt? Ist das alles? War die Gestalt groß, klein, dunkel oder hell oder was?«

»Oder was, trifft es gar nicht schlecht. Ich zitiere: Eine schwebende Gestalt erschien im hinteren Schlafzimmer und folgte mir auf den Flur. So hat George es wortwörtlich mitgeschrieben.«

Lockwood tunkte den letzten Keks in seinen Tee. »Tolle Beschreibung. Fertige danach mal eine Phantomzeichnung an!«

»Hast du etwas anderes erwartet? Mrs Hope ist eine Erwachsene. Immerhin hat sie George erzählt, was sie dabei empfunden hat. Das ist schon aussagekräftiger. Sie hatte das Gefühl, als suche jemand nach ihr. Als wisse der Betreffende, dass sie da sei, könne sie aber trotzdem nicht finden. Die Vorstellung, dass er sie doch finden könnte, war grauenvoll, hat sie gesagt.«

»Schon besser. Sie hat also gespürt, dass eine Absicht dahintersteckte. Das deutet auf einen TYP ZWEI hin. Aber ganz egal, was den armen Mr Hope umtreibt, er ist nicht der Einzige, der heute Nacht in diesem Haus zugange ist. Wir beide sind nämlich auch noch da. Was meinst du … wollen wir uns mal umsehen?«

Ich trank meinen Tee aus und stellte den Becher behutsam auf den Tisch. »Gute Idee.«

* * *

Wir verbrachten fast eine volle Stunde damit, das Erdgeschoss zu durchsuchen. Dabei leuchteten wir in jedes Zimmer kurz hinein, bewegten uns aber sonst im Dunkeln. Die brennende Lampe hatten wir in der Küche gelassen, außerdem Kerzen, Streichhölzer, weitere Petroleumleuchten und eine Ersatztaschenlampe. Ein hell erleuchteter Rückzugsort ist immer von Vorteil. Es ist auch ratsam, verschiedenartige Lichtquellen bereitzuhalten für den Fall, dass der Besucher über die Fähigkeit verfügt, einige davon untauglich zu machen.

In Küche und Esszimmer im hinteren Teil des Hauses schien alles in Ordnung zu sein, aber auch hier roch es muffig und trostlos. Die Zeitschriften auf dem Esstisch waren säuberlich gestapelt, in der Speisekammer stand noch ein Korb mit verschrumpelten, schon austreibenden Zwiebeln. Lockwood entdeckte nirgendwo optische Spuren und ich hörte nichts Verdächtiges. Das leise Klopfen, das ich beim Betreten des Hauses vernommen hatte, war verstummt.

Als wir wieder in die Diele kamen, schauderte Lockwood plötzlich, und auch ich spürte, wie sich die Härchen auf meinen Unterarmen aufstellten. Die Temperatur war weiter gesunken. Meine fluoreszierende Anzeige meldete neun Grad.

Im vorderen Teil des Hauses gingen von der Diele zwei fast quadratische, einander gegenüberliegende Räume ab. In dem einen standen ein Fernseher, ein Sofa und zwei bequeme Sessel. Hier war es wieder so warm wie in der Küche. Sonst wirkte alles unauffällig. Das andere Zimmer war ein eher ungemütlicher Salon mit den üblichen hochlehnigen Stühlen und polierten Kommoden. Vor den Fenstern hingen lange Gardinen und in großen Übertöpfen wucherten drei riesige Farnpflanzen.

Hier war es ziemlich kühl. Zwölf Grad laut Thermometer, also kälter als in der Küche. Das konnte alles und nichts bedeuten. Ich schloss die Augen und konzentrierte mich.

»Guck mal, Lucy!«, raunte Lockwood. »Da ist Mr Hope!«

Mir blieb fast das Herz stehen. Mit gezücktem Degen fuhr ich herum … und sah Lockwood vor einer Kommode stehen, die Taschenlampe auf eine kleine, goldgerahmte Fotografie gerichtet. »Mrs Hope ist auch mit drauf«, setzte er hinzu.

»Blödmann!«, zischelte ich. »Ich hätte dich beinahe durchbohrt!«

Er lachte leise. »Reg dich ab. Was hältst du von den beiden?«

Das Foto zeigte ein grauhaariges Paar in einem Garten. Mrs Hope war eine ältere, fröhlichere Ausgabe ihrer Tochter. Sie hatte ebenfalls ein rundes Gesicht, war geschmackvoll gekleidet und strahlte in die Kamera. Dem Mann neben ihr reichte sie nur bis zur Brust. Mr Hope hatte schütteres Haar, hängende Schultern und auffallend kräftige Unterarme. Auch er lächelte breit. Das Paar hielt Händchen.

»Auf dem Bild sehen sie doch ganz vergnügt aus«, sagte Lockwood.

Ich nickte skeptisch. »Trotzdem kommt TYP ZWEI infrage. George sagt immer, TYP ZWEI bedeutet, dass irgendwer irgendwem etwas angetan hat.«

»Ja, aber George ist auch ein schauerlicher, fantasieloser Kleingeist. Dabei fällt mir ein, dass wir ihn mal anrufen sollten. Ich habe ihm zwar einen Zettel hingelegt, aber er macht sich bestimmt trotzdem Sorgen. Aber vorher bringen wir unseren Rundgang zu Ende.«

Lockwood entdeckte keinen weiteren Todesschein und ich hörte nichts mehr. Damit war das Erdgeschoss abgehakt. Unsere Vermutung hatte sich bestätigt. Das, was wir suchten, war oben.

* * *

Tatsächlich: Kaum hatte ich den Fuß auf die unterste Treppenstufe gesetzt, fing das Klopfen wieder an. Erst war es so leise wie zu Anfang.Tock-tock-tock,machte es, als würde jemand mit dem Knöchel gegen die Wand klopfen oder einen Nagel in ein Brett hämmern. Von Stufe zu Stufe wurde das Klopfen lauter. Das meldete ich auch Lockwood, der mir wie ein Schatten folgte.

»Kälter wird es auch«, erwiderte er nur.

Tatsächlich sank die Temperatur mit jeder Treppenstufe, fiel erst von neun auf sieben und dann, auf halber Höhe der Treppe, auf sechs Grad. Ich blieb stehen und zog mit klammen Fingern den Reißverschluss meiner Jacke zu, den Blick unverwandt nach oben gerichtet. Am Ende der hohen, schmalen Treppe ballte sich die Finsternis. Ich verspürte den Drang, meine Taschenlampe anzuknipsen, beherrschte mich aber, weil mich das Licht nur geblendet hätte. Mit der Hand auf dem Degenknauf ging ich langsam weiter, dem anschwellenden Klopfen und der Eiseskälte entgegen.

Noch eine Stufe und noch eine. Tock-tock-tock! Das Klopfen hatte jetzt etwas Frenetisches, geradezu Wütendes. Sechs Grad, fünf Grad, dann nur noch vier.

Die Finsternis am Ende der Treppe war undurchdringlich. Die weißen Geländerstreben über mir glichen gebleckten Zähnen.

Ich hatte die letzte Stufe erklommen und stand oben …

… da hörte das Klopfen auf.

Das Thermometer zeigte immer noch vier Grad, elf Grad weniger als unten in der Küche. Bestimmt bildete mein Atem Wölkchen in der Luft.

Wir waren sehr nah dran.

Lockwood schob sich an mir vorbei. Er knipste kurz die Taschenlampe an und sondierte die Lage. Wir standen am Anfang eines Flurs. Tapezierte Wände, geschlossene Türen, Totenstille. Ein Stickbild in einem breiten Rahmen. Verblasste Farben und in Schönschrift der Spruch: Trautes Heim, Glück allein. Ein Wandschmuck aus früheren Zeiten, als es daheim wirklich noch am schönsten und sichersten gewesen war und niemand auf die Idee gekommen wäre, über den Kinderbetten eiserne Amulette aufzuhängen. Vor dem Problem.

Der Flur war L-förmig. Wir standen am kurzen Ende. Hinter uns erstreckte sich der längere Teil parallel zum Treppenaufgang. Der Parkettboden glänzte. Es gab fünf Türen: eine rechts von uns, eine direkt vor uns und drei weitere am langen Schenkel des »L«. Keine stand offen. Lockwood und ich verhielten uns ganz still, lauschten und beobachteten.

»Nichts«, sagte ich schließlich. »Sobald ich oben war, hat das Klopfen aufgehört.«

Lockwood antwortete nicht sofort. »Kein Todesschein«, kam es dann von ihm. Seine schleppende Stimme verriet, dass er die Maladigkeit genauso fühlte wie ich, jene bleierne Schwere, die einen befällt, wenn ein Besucher sich nähert. Lockwood stieß einen leisen Seufzer aus. »Ladys first, Lucy. Such dir eine Tür aus.«

»Lieber nicht. Weißt du nicht mehr, was los war, als ich mir bei dem Einsatz im Waisenhaus eine Tür aussuchen durfte?«

»Wieso? Du lebst doch noch.«

»Aber nur, weil ich mich rechtzeitig geduckt habe. Na gut. Ich entscheide mich für diese Tür hier. Dafür gehst du als Erster rein!«

Ich zeigte einfach auf die nächstbeste Tür rechts von uns. Wie sich herausstellte, befand sich dahinter ein erst kürzlich renoviertes Bad. Moderne Fliesen blitzten im Strahl der Taschenlampe auf, eine große weiße Badewanne, ein Waschbecken und eine Toilette. Es roch schwach nach Jasminseife und war genauso kalt wie draußen im Flur. Sonst fiel uns nichts auf.

Lockwood öffnete die nächste Tür. Sie führte in ein ehemaliges Schlafzimmer, das jetzt das vermutlich unordentlichste Arbeitszimmer von ganz London beherbergte. Vor dem Fenster, dessen schwere Vorhänge zugezogen waren, stand ein wuchtiger Schreibtisch. Die Platte war unter den Papierbergen kaum noch auszumachen. Auch sonst türmten sich überall Papierstapel. Dunkle Regale, in denen die Bücher kreuz und quer standen und lagen, nahmen drei Viertel der hinteren Wand ein. Außerdem gab es noch ein paar Schränke und neben dem Schreibtisch einen abgewetzten Ledersessel. Es roch schwach nach Rasierwasser, Whisky und einem Hauch Tabak.

Hier drinnen war es geradezu eisig. Zwei Grad, verkündete das Thermometer.

Ich bahnte mir einen Weg zwischen den bedenklich schiefen Stapeln hindurch und zog die Vorhänge beiseite. Staubwolken wirbelten auf und ich musste husten. Von den Häusern jenseits des Gartens fiel fahles Licht ins Zimmer.

Lockwood begutachtete den abgewetzten Perserteppich. »Alte Abdrücke.« Er tippte mit der Schuhspitze darauf. »Hier hat anscheinend ein Bett gestanden, bevor Mr Hope sich hier eingerichtet hat.« Sein Blick wanderte durchs Zimmer. »Vielleicht findet sein Geist keine Ruhe, weil er noch aufräumen muss.«

»Jedenfalls hat die Heimsuchung hier ihre Quelle«, sagte ich. »Schau dir das Thermometer an. Und hast du auch dieses bleierne Gefühl?«

Lockwood nickte. »Außerdem hat Mrs Hope hier ihre schwebende Gestalt gesehen.«

Irgendwo im Erdgeschoss schlug eine Tür. Wir fuhren zusammen. »Ja, ich glaube, hier sind wir richtig«, sagte Lockwood. »Lass uns einen Kreis ziehen.«

»Späne oder Ketten?«

»Späne reichen.«

»Meinst du? Es ist noch nicht mal neun und der Geist macht sich jetzt schon ziemlich heftig bemerkbar.«

»Ach was. Ich gehe nicht davon aus, dass Mr Hope nach seinem Tod plötzlich bösartig geworden ist, ganz egal, was ihm keine Ruhe lässt. Ketten wären eindeutig übertrieben. Außerdem …« Er stockte.

»Außerdem was?«

»Ich hab die Ketten vergessen. Sieh mich nicht so an! Da läuft’s einem ja kalt den Rücken runter.«

» Du hast die Ketten vergessen? Spinnst du?«

»George ist schuld. Er wollte sie ölen, und ich habe nicht nachgeschaut, ob er sie wieder eingepackt hat. Aber wir brauchen die Ketten hier sowieso nicht. Du ziehst den Kreis und ich werfe rasch einen Blick in die anderen Zimmer.«

Ich hätte noch einiges zum Thema »Ketten« zu sagen gehabt, aber zum Streiten war jetzt nicht der richtige Zeitpunkt. »Sieh dich vor«, sagte ich nur. »Als du das letzte Mal auf eigene Faust losgezogen bist, musste ich dich aus dem Badezimmer befreien.«

»Wie oft muss ich dir noch sagen, dass mich ein Geist dort eingeschlossen hatte!«

»Das behauptest du. Mir ist nichts aufgefallen, was darauf –«

Weg war er.

Den Kreis zu ziehen, dauerte nicht lange. Um in der Zimmermitte Platz zu schaffen, schob ich ein paar der vergilbten Papierstapel an die Wand. Dann schlug ich den Teppich beiseite und streute mit den Eisenspänen einen kleinen Kreis, weil ich nicht gleich alle Späne verbrauchen wollte. In diesen Schutzkreis würden wir uns flüchten, wenn es hart auf hart kam, und je nach dem, was wir entdeckten, mussten wir vielleicht noch mehr Kreise anlegen.

Ich verließ das Zimmer und rief durch den Flur: »Ich geh mal eben runter und hole noch mehr Späne.«

Lockwood antwortete aus einem der Schlafräume: »Ist gut. Setzt du noch mal Wasser auf?«

»Mach ich.« Auf dem Weg zur Treppe warf ich einen Blick durch die offene Badezimmertür. Das Treppengeländer war eiskalt. Ich zögerte auf der obersten Stufe und lauschte, erst dann setzte ich mich langsam in Bewegung, der trüb erleuchteten Diele entgegen. Nach ein paar Stufen glaubte ich es hinter mir rascheln zu hören, aber als ich herumfuhr, war nichts zu sehen. Mit der Hand am Degen ging ich bis zum Fuß der Treppe und dann durch die Diele zur Küche, durch deren Türspalt ein warmer Lichtstrahl fiel. Als ich eintrat, musste ich erst mal die Augen zukneifen, obwohl die Lampe nicht besonders hell war. Ich mopste einen Keks, spülte die Becher aus und setzte Wasser auf. Dann nahm ich unsere beiden Taschen und stieß die Küchentür mit dem Fuß auf. Jetzt kam mir die Diele noch dunkler vor. Im Haus war es totenstill. Auch von Lockwood war nichts zu hören. Wahrscheinlich überprüfte er immer noch die übrigen Zimmer. Ich ging die Treppe hoch – von kühl zu kalt zu eisig. In jeder Hand schleppte ich eine schwere Tasche.

Oben angekommen setzte ich die Taschen ab und verschnaufte in gebückter Haltung. Als ich mich wieder aufrichtete und nach Lockwood rufen wollte, sah ich das Mädchen.

Kapitel 3

Ich erstarrte. Mein Herz hämmerte und ich konnte mich nicht mehr rühren. Das lag zum Teil am Schreck, aber nicht nur. Ein eisiges Gewicht lastete wie ein Grabstein auf meiner Brust, meine Glieder fühlten sich an wie in zähem Schlamm begraben. Eine lähmende Kälte kroch durch meine Gehirnwindungen, sodass ich nicht mehr klar denken konnte. Alle Kraft hatte mich verlassen, mir war, als könnte ich mich nie wieder bewegen. Ein Gefühl ergriff von mir Besitz, das in Verzweiflung umgeschlagen wäre, wenn ich nicht zu benommen für jede wie auch immer geartete Regung gewesen wäre. Nichts spielte mehr eine Rolle, mein eigenes Befinden am allerwenigsten. Stille, Schweigen und Reglosigkeit waren alles, was ich mir noch wünschte. Mehr hatte ich nicht verdient.

Anders ausgedrückt: Mich hatte die Geisterstarre befallen, ein typischer Zustand, der eintritt, wenn ein TYP ZWEI Macht über einen ausüben will.

Jeder normale Mensch wäre dem Geist wehrlos ausgeliefert gewesen. Aber ich war eine erfahrene Agentin. Ich wusste, wie ich mich zu verhalten hatte. Ich überwand mich, die eisige Luft in gleichmäßigen Zügen einzuatmen, und wehrte mich gegen die Benommenheit, die meinen Verstand vernebelte. Kurzum: Ich zwang mich dazu, am Leben zu bleiben – und meine Hände glitten unauffällig in Richtung der Waffen an meinem Gürtel.

Das Mädchen stand in dem vollgestopften Arbeitszimmer, das ehemals ein Schlafzimmer gewesen war. Ihre Gestalt war verschwommen, aber ich konnte erkennen, dass sie barfuß auf dem zusammengerollten Teppich stand. Besser gesagt: Sie stand im Teppich, denn ihre Füße versanken bis zu den Knöcheln darin, als würde sie durch Wasser waten. Sie hatte lange blonde Haare und trug ein Sommerkleid. Das Muster mit den gelben Blumen hatte etwas Altmodisches. Das Kleid und das Mädchen selbst verströmten ein unirdisches Licht. Und ihr Gesicht …

Ihr Gesicht war ein dunkles Dreieck.

Es ließ sich schwer sagen, aber ich schätzte sie auf ungefähr achtzehn. Auf jeden Fall war sie älter als ich, aber nur ein paar Jahre. So stand ich eine ganze Weile da, ließ das gesichtslose Mädchen nicht aus den Augen, überlegte und ließ die Hände Zentimeter um Zentimeter zu meinem Gürtel wandern.

Dann endlich fiel mir ein, dass ich nicht allein im Haus war.

»Lockwood?«, rief ich. »Huhu, Lockwood!« Ich achtete darauf, dass meine Stimme nicht furchtsam, sondern ganz unbekümmert klang. Gegenüber Geistern darf man keine Angst zeigen und auch keine anderen starken Gefühle wie Wut und dergleichen. Das saugen sie sofort auf und werden nur noch aggressiver und tückischer. Lockwood gab keine Antwort. Ich räusperte mich. »Lo-ock-wo-ho-hod? Wo steckst du de-henn?« Ich schlug einen fröhlichen Singsangton an, als würde ich mit einem Baby sprechen oder einem niedlichen Haustier. Was ungefähr zum gleichen Ergebnis geführt hätte, denn Lockwood reagierte immer noch nicht.

Ich wandte den Kopf und rief ein bisschen lauter: »He, Lockwood, komm doch bitte mal her!«

Als er endlich antwortete, klang seine Stimme nur gedämpft bis zu mir. »Augenblick noch, Luce. Ich hab hier was entdeckt …«

»Das ist ja schön! Ich übrigens auch …«

Als ich mich wieder dem Mädchen zuwandte, war sie ein gutes Stück näher gekommen und stand schon beinahe draußen im Flur. Ihr Gesicht war immer noch nicht zu erkennen, aber das Flimmern des Anderlichts, das sie umgab, war noch heller geworden. Sie hielt die knochigen Arme eng am Körper und krümmte die Finger wie Krallen. Ihre nackten Beine unter dem Kleid waren schrecklich mager.

»Was willst du?«, fragte ich und spitzte die Ohren.

Worte streiften mein Ohr, zart wie Spinnenbeine: »Mir ist kalt.«

Bruchstücke. Immer erfährt man nur Bruchstücke. Ihr zartes Stimmchen hörte sich an wie aus weiter Ferne, zugleich aber bedrohlich nah. Deutlich näher als Lockwoods Stimme, als er mir geantwortet hatte.

»Ach, komm schon, Lockwood«, rief ich munter. »Es ist wirklich dringend …«

War das zu glauben? Seine Antwort klang doch tatsächlich gereizt! »Nerv mich nicht, Lucy! Ich habe einen Todesschein entdeckt! Er ist ganz, ganz schwach, aber auch in diesem Schlafzimmer ist jemand ums Leben gekommen. Muss aber schon lange her sein, denn ich hätte den Schein beinahe übersehen. Es könnte sich um ein Verbrechen handeln. Das ist vorerst reine Spekulation, aber wenn meine Vermutung zutrifft, wären in diesem Haus gleich zwei Menschen gewaltsam zu Tode gekommen. Was sagst du dazu?«

Ich lachte künstlich. »Ich glaube, dass ich dir helfen könnte, diese Vermutung zu bestätigen, vor allem, wenn du mal herkommen würdest …«

»Ich weiß nur noch nicht, ob dieser erste Todesfall in irgendeiner Verbindung mit den Hopes steht. Immerhin haben sie nur zwei Jahre hier gewohnt. Es könnte also sein, dass die Phänomene, die wir beobachtet haben, gar nicht …«

»Gar nicht von Mr Hope verursacht werden?«, fiel ich ihm ins Wort. »Da hast du ganz recht! Sie werden auf keinen Fall von Mr Hope verursacht!«

Kurze Pause. Jetzt hatte er es endlich kapiert. »Wie bitte?«

»Ich habe gesagt, es ist nicht Mr Hope. Und jetzt komm endlich her!«

Wie euch vielleicht aufgefallen ist, hatte ich meine Bemühungen, unbekümmert zu klingen, inzwischen eingestellt. Das wiederum lag daran, dass die Erscheinung im Arbeitszimmer meine Aufregung gewittert hatte und nun auf den Flur herausgeschwebt kam. Die Nägel ihrer schmalen, bleichen Füße waren lang und gekrümmt.

Meine Hände lagen auf meinem Gürtel. Die eine umfasste den Degenknauf, die andere schloss sich um eine kleine Büchse mit Griechischem Feuer. Ich weiß natürlich, dass man in Wohnräumen keine Leuchtbomben entzünden soll, aber ich wollte lieber nichts riskieren. In meinen Handflächen sammelte sich kalter Schweiß, meine Finger rutschten von dem Metallbehälter ab.

Links von mir bewegte sich etwas. Aus dem Augenwinkel sah ich, dass Lockwood in den Flur heraustrat. Auch er blieb wie angewurzelt stehen. »Ach so«, sagte er.

Ich nickte grimmig. »Ja – ach so. Und wenn ich dich das nächste Mal während eines Einsatzes rufe, bewegst du deinen Hintern gefälligst im Laufschritt her.«

»Tut mir leid. Aber wie ich sehe, hast du die Situation im Griff. Hat sie schon etwas gesagt?«

»Ja.«

»Was denn?«

»Dass ihr kalt ist.«

»Sag ihr, wir kümmern uns drum. Und fummle nicht an deinen Waffen rum, das macht es nur schlimmer.« Das Mädchen war wieder ein Stück näher gekommen und ich hatte meinen Degen ein paar Zentimeter aus dem Gurt gezogen. »Sag, dass wir ihr helfen«, setzte Lockwood hinzu. »Dass wir für sie suchen, was immer sie verloren hat.«

Ich befolgte seinen Rat mit so ruhiger Stimme wie möglich. Die erhoffte Wirkung blieb aus. Weder schrumpfte die Erscheinung zusammen noch änderte sie die Gestalt, sie verblasste weder noch verschwand sie, und sie tat auch sonst nichts von dem, was Besucher laut dem von der Agentur Fittes herausgegebenen Leitfaden für Agenten tun, wenn sie darauf hoffen können, erlöst zu werden.

»Mir ist kalt«, wiederholte das Geistermädchen nur, und noch einmal deutlich lauter: »Ich bin allein und mir ist kalt.«

»Was hat sie gesagt?« Lockwood hatte den Kontakt gespürt, aber nichts gehört.

»Noch mal das Gleiche. Aber diesmal klang es gar nicht mehr wie eine zaghafte Mädchenstimme, eher tief und dumpf wie aus einer Gruft.«

»Kein gutes Zeichen, was?«

»Nein. Ich denke, es soll eine Warnung sein.« Ich zog meinen Degen ganz heraus. Lockwood folgte meinem Beispiel. So standen wir der Erscheinung schweigend gegenüber. Niemals als Erster angreifen. Abwarten und den Gegner beobachten – was er tut, wie er sich verhält, was er vorhat. Die Erscheinung befand sich jetzt so dicht vor mir, dass ich jedes einzelne lange blonde Haar und jeden noch so winzigen Leberfleck erkennen konnte. Ich staune immer noch jedes Mal, dass ein Widerschein so deutlich sein kann. George nennt das den »Daseinswillen«, die Weigerung eines Lebewesens, alles aufzugeben, was es einst besessen hat. Aber natürlich zeigen sich nicht alle Geister auf diese Weise. Es hängt von der Persönlichkeit des Betreffenden ab und davon, welches Ende er genommen hat.

»Kannst du ihr Gesicht sehen?«, fragte ich.

»Nein. Es ist verhüllt. Aber alles andere ist strahlend hell. Ich glaube, dass –«

Ich brachte ihn mit erhobener Hand zum Verstummen. Die Stimme des Geistermädchens glich einem kaum wahrnehmbaren Lufthauch. »Mir ist kalt«, flüsterte sie. »Ich bin allein und mir ist kalt. Und ich bin TOT!«

Das Licht um ihre Gestalt loderte gleißend auf und einen Sekundenbruchteil lang hob sich der schwarze Schleier von ihrem Gesicht. Ich schrie auf. Das Licht erlosch. Eine Gestalt glitt auf mich zu und streckte die knochigen Arme nach mir aus. Ein Schwall eisiger Luft schlug mir entgegen und trieb mich rückwärts zur Treppe. An der Kante verlor ich das Gleichgewicht und taumelte ein paar Stufen hinunter. Geistesgegenwärtig ließ ich den Degen los und stützte mich an der Wand ab. Der eisige Wind toste mir entgegen, meine Finger suchten verzweifelt Halt an der glatten Tapete. Die Gestalt kam noch näher. Gleich würde ich stürzen …

Da sprang Lockwood zwischen uns und hieb mit seinem Degen kreuz und quer durch die Luft. Die Gestalt bäumte sich auf und hielt schützend den Arm vors Gesicht. Lockwood trieb den Geist mit seiner blitzenden Klinge in die Enge. Die Gestalt wich zurück und flüchtete sich in das Arbeitszimmer, aus dem sie gekommen war. Lockwood setzte ihr nach.

Der eisige Sturm erstarb. Der Treppenabsatz war leer. Ich tastete mich an der Wand entlang und kroch die Stufen hinauf. Oben angekommen blieb ich einen Moment liegen. Das Haar hing mir ins Gesicht, ein Fuß baumelte noch über dem Treppenabsatz.

Als ich mich schließlich aufrichtete und nach meinem Degen angelte, verzog ich vor Schmerzen das Gesicht. Meine Schulter und der Arm hatten Prellungen abbekommen.

Lockwood kam zurück, beugte sich über mich und ließ gleichzeitig den Blick über den dunklen Flur gleiten. »Hat sie dich berührt?«

»Nein. Wo ist sie hin?«

»Ich zeig’s dir.« Er zog mich hoch. »Alles in Ordnung mit dir, Lucy?«

»Klar doch.« Ich strich mir das Haar aus dem Gesicht und stieß den Degen wieder in seine Schlaufe. Meine Schulter protestierte, aber es war auszuhalten. »Dann wollen wir mal«, sagte ich und machte einen Schritt in Richtung Arbeitszimmer.

Lockwood hielt mich zurück. »Gleich. Erst musst du dich wieder beruhigen.«

»Mir geht’s gut.«

»Du bist sauer. Dazu besteht kein Grund. Dieser Angriff hätte jeden überrumpelt. Mich auch.«

»Aber du hast deinen Degen nicht fallen lassen.« Ich machte mich los. »Wir haben keine Zeit zu verlieren. Wenn sie zurückkommt …«

»Sie hatte es nicht auf mich abgesehen. Es ging darum,dichdie Treppe hinunterzustoßen. Jetzt wissen wir, warum Mr Hope gestolpert ist. Ich sag’s noch mal, du musst dich erst beruhigen, Lucy. Sonst saugt sie deinen Ärger auf und wird noch stärker.«

»Das weiß ich selber«, knurrte ich. Dann schloss ich die Augen und rief mir in Erinnerung, was derLeitfadenfür solche Fälle empfahl: sich in den Griff zu bekommen und von allen heftigen Gefühlen frei zu machen. Es dauerte eine Weile, aber dann war ich so weit, streifte meinen Ärger ab wie eine Schlange ihre alte Haut.

Dann lauschte ich wieder. Im Haus war es alles still, aber es war eine beklemmende Stille. Es kam mir vor, als belauerte sie mich.

Als ich die Augen wieder aufmachte, stand Lockwood mit den Händen in den Manteltaschen vor mir und beobachtete mich. Auch er hatte seinen Degen weggesteckt.

»Geht’s wieder?«

»Ich fühl mich besser.«

»Noch sauer?«

»Keine Spur.«

»Gut. Sonst würden wir jetzt nämlich schnurstracks nach Hause gehen.«

»Wir bleiben hier«, sagte ich. »Und weißt du auch, warum? Weil uns Mrs Hopes Tochter nicht noch mal hier reinlassen würde. Sie glaubt, wir sind zu jung und deshalb dem Auftrag nicht gewachsen. Wenn wir bis morgen keinen Erfolg vorweisen können, ruft sie bei Fittes oder Rotwell an. Wir brauchen das Geld. Wir bringen die Sache zu Ende.«

Lockwood verzog keine Miene. »Bei jedem anderen Einsatz würde ich dir sofort zustimmen. Aber die Voraussetzungen haben sich geändert. Es geht nicht mehr um irgendeinen alten Knacker, der seine Frau erschreckt. Wir haben es aller Wahrscheinlichkeit nach mit dem Geist eines Mordopfers zu tun. Du weißt selbst, wie gefährlich die werden können. Wenn du da nicht voll und ganz bei der Sache bist …«

Ich war immer noch ruhig, aber sein herablassender Ton ärgerte mich trotzdem. »Du hast’s grad nötig«, erwiderte ich.

»Was soll das heißen?«

»Ich sage nur: Eisenketten.«

Lockwood verdrehte die Augen. »Darum geht es doch jetzt gar nicht.«

»Eisenketten gehören zur Standardausrüstung. Sie sind der beste Schutz gegen einen starken TYP ZWEI. Und du hast vergessen, sie mitzunehmen!«

»Weil George sie unbedingt ölen wollte! Was übrigens dein Vorschlag war, wenn ich mich nicht irre.«

»Ach – jetzt binichauf einmal schuld oder was? Die meisten Agentenwürden eher ihre Hose im Büro vergessen als ihre Ketten. Aber du hattest es ja mal wieder dermaßen eilig! Ein Wunder, dass wir überhaupt irgendwas dabeihaben! George hat uns sogar davon abgeraten, den Auftrag sofort anzunehmen. Er wollte erst ein paar Nachforschungen über das Haus anstellen. Aber du wolltest dir natürlich von ihm nichts sagen lassen!«

»Natürlich nicht! Ich bin der Chef dieser Agentur. Ich bin dafür verantwortlich, dass –«

»… vorschnelle Entscheidungen getroffen werden? Stimmt genau. Dafür bist du verantwortlich.«

Wir standen uns mit verschränkten Armen gegenüber und funkelten einander böse an. Und das auf dem Treppenabsatz eines dunklen Geisterhauses. Dann wich Lockwoods finstere Miene einem freundlichen Grinsen, als wäre die Sonne durch die Wolken gebrochen.

»Wie war das noch gleich, Luce? Von Ärger keine Spur mehr?«

»Ja, ich bin sauer«, schnaubte ich. »Aber auf dich, nicht auf den Geist. Das ist etwas anderes.«

»Da bin ich nicht so sicher. Was das Geld betrifft, muss ich dir übrigens recht geben.« Er klatschte in die behandschuhten Hände. »Du hast gewonnen. George wäre bestimmt nicht damit einverstanden, aber ich glaube, wir können es riskieren. Fürs Erste habe ich sie vertrieben. Das verschafft uns eine Atempause. Wenn wir uns beeilen, sind wir in einer halben Stunde hier fertig.«

Ich bückte mich nach den beiden Taschen. »Zeig mir, wohin sie verschwunden ist.«

* * *

Die besagte Stelle befand sich im Arbeitszimmer: ein Stück Wand zwischen zwei Bücherregalen. Die verblasste Tapete löste sich oben schon ab. Ihr Muster deutete noch auf das ehemalige Schlafzimmer hin. Ranken mit aufgedunsenen Rosen schlängelten sich vom Boden bis zur Zimmerdecke.

In der Mitte des Wandstücks hing eine farbige geologische Karte der Britischen Inseln. Auf dem Boden davor stapelten sich fast bis auf Hüfthöhe Fachzeitschriften. Zwei der Stapel waren mit verstaubten Gesteinshämmern beschwert. Mein ausgeprägter detektivischer Spürsinn verriet mir, dass Mr Hope von Beruf Geologe gewesen war.

Ich betrachtete die Bücherregale und die ein bisschen vorspringende Wand dazwischen. »Ein alter Kamin«, stellte ich fest. »Und dadrin ist sie verschwunden?«

»Sie ist schon verblasst, bevor sie die Wand erreicht hat, aber es wäre nicht das erste Mal, dass sich die Quelle eines Geistes in einem Kamin befindet, oder?«

Ich konnte Lockwood nur zustimmen. So ein Hohlraum konnte manche Überraschung bergen.

Wir schufen erst einmal Platz, indem wir die Zeitschriftenstapel an die andere Wand verfrachteten. Dabei achtete Lockwood darauf, dass der Weg zum Schutzkreis frei blieb. Dafür mussten wir noch mehr Zeitschriften wegräumen. Die meisten stapelten wir neben der Zimmertür, manche sogar draußen im Flur. Beim Absetzen jeder zweiten Ladung hielt ich inne und horchte, aber alles blieb still.

Als wir fertig waren, öffnete ich unsere Taschen, holte eine Büchse mit Eisenspänen heraus und streute einen Halbkreis auf den Boden, der sich zu dem verdächtigen Wandstück hin öffnete. Die beiden Endpunkte verband ich mit einer geraden Linie, die mit etwas Abstand parallel zur Wand verlief, sodass die Eisenspäne nicht von herunterfallenden Putzbrocken verschoben werden konnten. Der Halbkreis bot ausreichend Platz für Lockwood, mich und unsere Taschen. Ketten wären allerdings sicherer gewesen.

Anschließend überprüfte ich den Schutzkreis in der Zimmermitte noch einmal. Bei unserer Räumaktion waren wir versehentlich ein paarmal über den Rand getrampelt. Ich reparierte den Schaden.

Lockwood nahm die geologische Karte ab und lehnte sie an den Schreibtisch. Dann holte er die Petroleumlampen aus der Küche. Für das, was wir jetzt vorhatten, brauchten wir mehr Licht. Lockwood stellte die Lampen in den Halbkreis und richtete ihren Schein auf das Wandstück, das jetzt einer erleuchteten Bühne glich.

Alle diese Vorbereitungen hatten eine Viertelstunde in Anspruch genommen. Schließlich standen wir nebeneinander im Halbkreis, Taschenmesser und Brecheisen gezückt. »Soll ich dir sagen, was ich vermute?«, fragte Lockwood.

»Ich kann’s kaum erwarten.«

»Das Mädchen wurde in diesem Haus umgebracht. Der Mord ist aber schon so lange her, dass sie irgendwann Ruhe gegeben hat. Dann hat Mr Hope hier sein Arbeitszimmer eingerichtet, und das hat sie aus irgendeinem Grund wieder aufgescheucht. Ich bin ziemlich sicher, dass hinter dieser Wand etwas steckt, was ihr gehört und was sehr wichtig für sie ist. Vielleicht ein Kleidungsstück oder ein Geschenk, das sie jemandem versprochen hatte. Oder –«

»Oder etwas anderes«, schnitt ich ihm das Wort ab.

Wir standen nebeneinander, den Blick fest auf die Wand gerichtet.

Kapitel 4

Seit Marissa Fittes und Tom Rotwell in den ersten Jahren nach dem Auftauchen des Problems ihre bahnbrechenden Untersuchungen durchgeführt hatten, ist es für jeden Agenten das vordringlichste Ziel, die Quelle einer Heimsuchung ausfindig zu machen. Selbstverständlich bieten wir auch andere Leistungen an. Wir statten Häuser mit Schutzvorrichtungen aus und geben Klienten Ratschläge, wie sie für ihre leibliche Sicherheit sorgen können. Wir platzieren Salzfallen in Vorgärten, umwickeln Türklinken mit Eisenblechstreifen, hängen Amulette über Babybetten und versorgen die Kunden mit Lavendel-Räucherstäbchen, Geisterlampen und Schutzartikeln des täglichen Gebrauchs. Aber das Kernstück unserer Arbeit ist immer das Gleiche: den Ort oder den Gegenstand ausfindig zu machen, der die Verbindung mit dem betreffenden ruhelosen Toten darstellt.

Was es mit dieser Quelle, wie wir dazu sagen, eigentlich auf sich hat, ist nicht abschließend geklärt. Manche Fachleute behaupten, dass die Besucher tatsächlich darin gefangen seien, andere vertreten die Ansicht, dass es sich um Stellen handelte, an denen die Grenzmauer zwischen dieser und der jenseitigen Welt durch Gewalt oder extreme Gefühlsausbrüche rissig geworden sei. Agenten haben keine Zeit, sich über solche Theorien den Kopf zu zerbrechen. Wir haben alle Hände voll damit zu tun, uns der Geistersieche zu erwehren, da bleibt für Rumphilosophiererei keine Zeit.

Insofern kann es sich bei der Quelle, wie Lockwood ganz richtig gesagt hatte, sowohl um den Ort handeln, an dem ein Verbrechen stattgefunden hat, aber genauso gut um einen Gegenstand, der für den Verstorbenen von besonderer Bedeutung war. In 73 Prozent der Fälle jedoch (den Erhebungen des Rotwell-Instituts zufolge) handelt es sich um das, was der Leitfaden als persönliche organische Überreste bezeichnet. Ihr könnt euch bestimmt denken, was damit gemeint ist, oder? Sicher kann man aber erst sein, wenn man nachschaut.

Ebendas hatten wir jetzt vor.

Nach fünf Minuten war die Mauer so gut wie freigelegt. Die alte, brüchige Tapete und der pulverisierte Kleister boten wenig Widerstand. Wir konnten mit den Taschenmessern unter die Ränder der Bahnen fahren und mit Leichtigkeit große Stücke ablösen. Manche zerfielen uns unter den Fingern, andere legten sich wie riesige Hautfetzen über unsere Arme. Der Putz darunter war rosa-weiß marmoriert und mit bräunlichen Kleisterresten überzogen. Unwillkürlich musste ich an ein paniertes Schnitzel denken.

Lockwood nahm eine Lampe, hielt sie dicht vor die Wand und fuhr mit der Hand über die raue Oberfläche. Dann schwenkte er die Lampe hin und her und inspizierte die Mauer ausgiebig.

»Hier war tatsächlich früher mal ein Hohlraum«, verkündete er schließlich. »Ein ziemlich großer. Siehst du, dass die Wand hier eine andere Farbe hat, Luce?«

»Ich bin ja nicht blind. Glaubst du, wir können eine Öffnung hineinschlagen?«

»Dürfte nicht allzu schwer sein.« Lockwood wog sein Brecheisen in der Hand. »Sonst alles ruhig?«

Ich warf einen Blick über die Schulter. Außerhalb des Lichtkreises der Lampen war nichts zu erkennen. Wir befanden uns auf einer erleuchteten Insel in einem Meer aus Finsternis. Ich sah und hörte nichts Verdächtiges, aber die Stille wurde zunehmend beklemmender. Der Druck pflanzte sich bis in meine Ohren fort. »Ja, aber nicht mehr lange«, sagte ich.

»Dann legen wir besser los!« Lockwood holte weit aus und hieb mit Schwung auf die Wand ein. Es hagelte Putzbrocken.

Nach zwanzig Minuten war unsere Kleidung weiß gesprenkelt und unsere Schuhspitzen waren von Schutt bedeckt. Das Loch, das Lockwood in die Wand gebrochen hatte, war groß genug, dass einer von uns hätte hindurchklettern können. Dahinter kamen unbehandelte, mit rostigen Nägeln übersäte Bretter zum Vorschein.

Lockwood stand der Schweiß auf der Stirn, aber er sagte munter: »Na bitte. Eine Truhe oder so was. Sie nimmt offenbar den ganzen Hohlraum ein.«

»Pass auf die Eisenspäne auf!«, erwiderte ich knapp. Lockwood war einen großen Schritt zurückgetreten und hatte den Halbkreis beschädigt. Wir durften uns keine Fehler erlauben. Mit Ketten hätten wir nicht so aufzupassen brauchen, aber Spankreise sind empfindlich. Ich ging in die Hocke und schloss die Lücke sorgfältig mit dem Handfeger. Lockwood holte tief Luft, dann grub sich das Brecheisen über mir ins Holz.

Der Halbkreis war wieder geschlossen. Ich hob noch ein paar Putzstücke auf, die bedenklich nah an der vorderen Linie lagen. Dann stützte ich mich mit einer Hand auf dem Dielenboden ab und verharrte reglos in dieser Haltung.

Als ich wieder aufstand, hatte Lockwood tiefe Kerben in die Bretter gehauen, sie aber noch nicht losgehebelt. Ich tippte ihm auf die Schulter.

»Was ist denn?«

»Sie ist wieder da.«

Die Klopfgeräusche waren anfangs so schwach gewesen, dass der Lärm, den wir machten, sie übertönte. Ich hatte sie nur wahrgenommen, weil der Fußboden leise bebte. Doch jetzt schwollen sie an: zwei kurze Schläge und dann ein dumpfer Aufprall. Es folgte eine kurze Pause, dann ging es von vorn los, wie in einer Endlosschleife. Der Nachhall von Mr Hopes Treppensturz.

Ich beschrieb Lockwood, was ich hörte.

»Aha. Ich mache trotzdem weiter. Du passt auf und lässt dich nicht aus der Ruhe bringen. Darauf hat sie es ja nur abgesehen. Sie spürt, dass du von uns beiden die Schwächere bist.«

»Was soll das denn heißen?«

»Lass uns das ein andermal ausdiskutieren. Ich meinte, die emotional Schwächere.«

»Wie bitte? Das ist ja wohl genauso daneben!«

»Ich wollte damit nur sagen, dass … Weißt du, deine Gabe erfordert viel größere Empfindsamkeit als meine, aber die Kehrseite ist eben, dass dir übernatürliche Einflüsse mehr zusetzen als mir. In Fällen wie diesen kann das zum Problem werden. Alles klar?«

Ich starrte ihn an. »Und ich dachte schon, du hättest dir von George etwas einreden lassen.«