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Wie triffst du wirklich logische Entscheidungen – jeden Tag? Hast du dich schon einmal gefragt, wie man sicher beweist, ob etwas wahr ist? Die alten Tibeter auf dem Dach der Welt entwickelten ein einzigartiges System, um genau das zu tun. Dieses Buch macht diese kraftvolle Technik für dich verständlich und anwendbar – ganz ohne komplizierte Fachbegriffe. Egal, ob du vor wichtigen Entscheidungen stehst wie der Wahl des richtigen Jobs, dem Umgang mit Beziehungsthemen oder der Frage, welches Fitnessprogramm zu dir passt: Lerne auf der Basis alter Weisheitsschriften, Informationen klar zu analysieren und zu logischen, verlässlichen Schlussfolgerungen zu kommen. "Logik leicht gemacht" zeigt dir Schritt für Schritt, wie du ein korrektes Argument formulierst, seine Gültigkeit prüfst und mit bewährten Strategien sicher zur richtigen Antwort gelangst. So stärkst du deine Entscheidungsfähigkeit und gewinnst mehr Klarheit in allen Lebensbereichen. Starte jetzt – und meistere die Kunst des logischen Denkens!
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Seitenzahl: 133
Veröffentlichungsjahr: 2025
Eric Brinkman
Logik leicht gemacht
Tibetische Weisheit für Glück und Erfolg
Aus dem Amerikanischen von Jens Grotefeldt
Lektorat Gabriele Schönig
Impressum
Titel der amerikanischen Originalausgabe:
Easy Logic
German translation copyright © 2014 editionBlumenau
Deutsche Erstausgabe als e-book Dezember 2014
Original English language edition © 2014
by Eric Brinkman
All rights reserved.
Alle Rechte vorbehalten
© der deutschen Ausgabe: editionBlumenau, Hamburg
Übersetzung aus dem Amerikanischen: Jens Grotefeldt, Hamburg
Lektorat: Gabriele Schönig, Hamburg
Satz: Tanja Renz, Herrsching am Ammersee
www.editionblumenau.com
ISBN 978-3-9816188-9-1
Weitere Bücher aus der EditionBlumenau:
Der Diamantschneider, Geshe Michael Roach
Kamic Management, Geshe Michael Roach
Karma, Schicksal und Chance, Geshe Pema Samten
Wunschgebete - Glück kann man üben, Geshe Pema Samten
Die Mackarelli, Andrea Liebers
Für alle meine Lehrer
Inhalt
Einleitung
Kapitel 1: Weisheit vom Dach der Welt
Kapitel 2: Harte Arbeit und Geld
Kapitel 3: Die Spielregeln
Kapitel 4: Geld verdienen
Kapitel 5: Bessere Gesundheit
Kapitel 6: Beziehungen
Kapitel 7: Ein korrekter Syllogismus
Kapitel 8: Der Schlüssel für alles
Kapitel 9: Samen wachsen
Kapitel 10: Die wahren Ursachen für Gesundheit
Kapitel 11: Verneinungen
Kapitel 12: Beweis der Leerheit
Kapitel 13: Die wahre Ursache für Beziehungen
Kapitel 14: Ein weiterer Beweis für Leerheit
Kapitel 15: Die Leerheit davon, wie die Dinge funktionieren
Kapitel 16: Dinge zum Funktionieren bringen, Teil zwei
Kapitel 17: Der König der Begründungen
Kapitel 18: Noch mehr zum Syllogismus
Kapitel 19: Nicht notwendigerweise, mein Freund
Kapitel 20: Zusammenfassung und Ermutigung zum Weitermachen
Anhang A: Die drei Tests
Anhang B: Die vier Gesetzmäßigkeiten der Samen
Anhang C: Debatte
Anhang D: Silly-gismen
Anhang E: Lösungen
Anhang F: Annahmen
Anhang G: Selbst Leerheit muss leer sein
Anhang H: Zusätzliche Quellen
Über den Autor
Einleitung
Eines Tages las ich ein Buch über „mentale Tricks“, in dem es um die Verbesserung der kognitiven Fähigkeiten ging, und ich sah, dass es auch ein Kapitel über Logik gab. Ich liebe Logik, und so schlug ich sofort dieses Kapitel auf. Gleich zu Anfang gab es ein anschauliches Beispiel dafür, dass menschliche Wesen nicht so ausgestattet sind, dass sie abstrakt denken können (die meisten Leute können ein Problem mit reinen Zahlen nicht lösen, sondern erst wenn man ihnen sagt, dass die Zahlen – zum Beispiel – Alkohol-Altersbeschränkungen meinen). Das hatte eine große Wirkung auf mich, denn als Logiklehrer hatte ich immer Schwierigkeiten, nachzuvollziehen, warum Logik für meine Schüler so schwer verständlich war.
Schon vor Jahren hatten mich einige Schüler gebeten, ein Buch zu schreiben, und so ging ich daran, für sie mein erstes Logik-Arbeitsbuch zu verfassen. Keiner benutzte es. Schließlich hat es dann eine Studentin ausprobiert (Dank an Amie), und durch die Fragen, die sie mir stellte, hab ich dann schnell verstanden, warum es niemand benutzte; es war zu schwierig, zu abstrakt und erinnerte zu sehr an Mathematiklernen.
Logik ist der Mathematik sehr ähnlich (man könnte sagen, dass Mathematik eine Unterart der Logik ist, die Zahlen verwendet). Vielleicht geht es auch dir so wie den meisten Leuten, die Mathematik nicht mochten, sie auf der weiterführenden Schule gehasst und versucht haben, sie so weit wie möglich zu vermeiden. Vielleicht hast du dich auch bei all deinen Freunden beschwert, dass sie nutzlos sei und dass du sie nie brauchen oder verwenden würdest, wenn du erwachsen bist.
! Hast du den Film „Peggy Sue hat geheiratet“ gesehen, in dem Peggy Sue in der Zeit zurückreist und ihrer Mathematiklehrerin sagt, dass sie definitiv weiß, dass sie nie Algebra anwenden wird?
Aber meine Erfahrung mit dem Lernen von Logik ist anders. In den tibetischen Klöstern wird als klassisches Argument für das Studium der Logik angeführt, dass es einem ermöglicht, Dinge zu erkennen, die man mit dem Auge nicht sehen kann. Man kann nicht alles Erkennbare sehen – wie zum Beispiel Elementarteilchen, die kleinsten Bausteine unserer physikalischen Realität.
Und so bedeutete das Studium der Logik für mich, Zugang zu einer neuen Welt zu bekommen. Robert Thurman verwendete einmal den Begriff „Psychonaut“ zur Beschreibung eines tibetischen Konzepts. Ich fühlte mich so beim Studium der Logik; durch das Verständnis des logischen Denkens wurde ich zu einem Astronauten oder Erforscher von Welten, die durch das menschliche Auge nicht zu erkennen waren.Und so sehe ich meine Aufgabe darin, zu zeigen, wie nützlich Logik ist und wie hilfreich sie dabei sein kann, Dinge zu erfahren, die man sonst nicht wissen könnte. Wollt ihr wissen, wie man jedes Mal erfolgreich sein kann? Möchtet ihr, dass all eure Beziehungen erfreulich verlaufen? Wie kannst du dir sicher sein, dass der Plan, deine Gesundheit zu verbessern, auch funktioniert? Die meisten von uns raten bloß – aber wenn du die Logik dahinter verstehst, kennst du die Resultate.
Ich möchte versuchen, dieses Buch so wenig wie möglich wie Mathe-Unterricht zu gestalten. Deshalb werde ich konkrete Beispiele verwenden. So versteht ihr den praktischen Nutzen davon, logisch denken zu lernen, und gleichzeitig lernt ihr leichter und schneller, weil unser Bewusstsein nicht so ausgelegt ist, dass es abstrakte Informationen verarbeiten kann.
Im ganzen Buch werden wir Beispiele verwenden, die sich direkt auf euer Leben beziehen, sodass ihr euch nicht wie Peggy Sue fühlt: gezwungen, Mathematik zu lernen, die man nie brauchen wird.
Am Anfang fragen wir erst einmal: Woher kommen diese Ideen?
Kapitel 1
Weisheit vom Dach der Welt
Über Jahrhunderte hatten die Tibeter, abgeschirmt vom Rest der Welt auf dem „Dach der Welt“ lebend, mentale Techniken, die ihnen erlaubten, ihr Denken zu verfeinern und einige der größten menschlichen Geister hervorzubringen, die die Welt je gesehen hat. Bedauerlicherweise waren diese Methoden im Westen nicht leicht zugänglich. Aufgrund von kulturellen Unterschieden und einer starken Sprachbarriere haben nur wenige Leute überhaupt versucht, diese Geheimnisse zu ergründen.
! Als ich das erste Mal mit tibetischer Logik in Kontakt kam, wurde mir gesagt, dass sie nicht ins Englische übersetzt werden könne und dass man auch nicht auf Englisch debattieren könne. Keine dieser Annahmen ist wahr – obwohl es zu der Zeit sehr schwer war.
Aus der Perspektive der tibetischen Weisheitstradition ist das Verständnis der Logik der Schlüssel, um jegliches Ziel zu erreichen. Die meisten von uns raten einfach, wenn es darum geht, etwas im Leben anzugehen. Aber mittels der Logik lässt sich mit Sicherheit herausfinden, wie das Ergebnis deiner Handlung aussehen wird, weil Ursache-Wirkung-Beziehungen logischer Natur sind. Möchtest du gesund sein, den Partner deiner Träume finden, Erfolg im Leben haben und generell glücklich sein? Tibetische Weisheit besagt: Wenn du sicher sein möchtest, diese Dinge zu bekommen, dann fange damit an, Logik zu studieren.
Mein Ziel mit diesem Buch ist, dir diese tiefgründige Methode nahezubringen, und das auf leicht verständliche Weise, aber auch so, dass du ihre Möglichkeit, dein Leben zu verändern, kennenlernst.
Einer der größten tibetischen Logiker aller Zeiten, Gyältsab Dsche Dharma Rinchen, sagte über seinen Lehrer: „Das Gütigste, was er je für mich getan hat, war, mir Logik beizubringen.“ Warum? Weil es der tibetischen Weisheitstradition zufolge zwei Arten gibt, etwas zu erkennen: die direkte und die indirekte Wahrnehmung. Direkte Wahrnehmung ist einfach: Sie besteht aus fühlen, schmecken, riechen, hören und sehen. Wie kannst du wissen, ob der Stift blau ist? Weil dein Sehvorgang die Farbe Blau wahrnimmt.
Es gibt noch einen anderen Weg, Wissen über Dinge zu erhalten, wir können es indirekte Wahrnehmung oder schlussfolgernde Wahrnehmung, Begründen oder einfach nur Logik nennen.
! Manchmal ist es auch gut, es „klares Denken“ zu nennen, um das Stigma, das dem Wort „Logik“ anhaftet, zu vermeiden. Zu mir ist einmal jemand in den Unterricht über „klares Denken“ gekommen, der dann zugab, dass er nicht gekommen wäre, wenn die Stunde „Logik“ geheißen hätte.
Meine Absicht mit diesem Buch ist also, euch zu erklären, wir ihr diese vormals schwer fassbare Technik anwenden könnt, um für euch selbst die Wahrheit einer Sache zu beweisen. Und wir werden es nicht machen, indem wir über hochgestochene philosophische Konzepte reden, die uns Kopfzerbrechen bereiten; stattdessen nehmen wir Dinge, die euch betreffen: Geld, Gesundheit und Beziehungen. Wie kannst du herausfinden, ob dein Investment Geld abwirft? Ob der nächste Job der richtige für dich ist? Ob du dich einer Operation unterziehen oder lieber eine homöopathische Behandlung beginnen solltest? Welche Methode wird funktionieren? Wie steht es mit der Frau oder dem Mann auf der Arbeit, der Person, mit der du flirtest – solltest du dich verabreden?
Wenn wir durchs Leben gehen, raten wir meistens, wie sich die Dinge entwickeln werden, die wir uns vorgenommen haben. Aber die tibetische Weisheit besagt, dass wir wissen können, wie sich eine Sache entwickelt. Finde mittels Logik heraus, wie das Resultat aussehen wird, dann brauchst du dir keine Sorgen zu machen. Wenn du die Methode korrekt anwendest, dann wird das, was du mittels Logik herausgefunden hast, auch eintreten.
Ich werde also die kulturellen Beschränkungen und Sprachunterschiede durchbrechen und die tibetische Logik in einer Weise erklären, die jeder verstehen kann. Also lasst uns anfangen! Ich werde mit einer ganz einfachen Frage beginnen: Bringt harte Arbeit Geld ein?
Kapitel 2
Harte Arbeit und Geld
Als wir aufwuchsen, haben unsere Mütter, Väter, Lehrer und Chefs uns gesagt, dass uns gute Dinge widerfahren werden, wenn wir hart arbeiten. Der sehr erfolgreiche American-Football-Trainer Vince Lombardi sagte mal: „Das Wörterbuch ist der einzige Ort, wo Erfolg vor Arbeit kommt (im Englischen kommt – alphabetisch –„success“ (Erfolg) vor „work“ (Arbeit), d. Übersetzer). Arbeit ist der Schlüssel zum Erfolg, und harte Arbeit kann dir helfen, alles zu erreichen.“
Uns allen wurde dies auf die eine oder andere Weise vermittelt. Arbeite hart, und du wirst deine Ziele erreichen, einen guten Beruf finden und erfolgreich sein. Wir wissen alle, dass es stimmt, richtig? Das sagt uns doch der gesunde Menschenverstand!
Wenn in den tibetischen Klöstern begonnen wird, den 13-jährigen Mönchen Logik beizubringen (ein Schlüsselfaktor: früh damit beginnen), dann wird ihnen ein Spiel gezeigt. Es heißt „drei oder vier Möglichkeiten“. Zwischen zwei x-beliebigen Dingen (die eine Beziehung zueinander haben und nicht dasselbe sind) gibt es drei oder vier Möglichkeiten, entweder drei oder vier der folgenden Liste sind wahr:
1. A, aber nicht B
2. B, aber nicht A
3. Beides
4. Weder noch
Wenn alle vier Varianten möglich sind, erhält man „vier Möglichkeiten“, und wenn nur drei möglich sind, erhält man „drei Möglichkeiten“.
! Hinweis: Wenn nur drei Möglichkeiten wahr sind, bedeutet es, dass entweder Nummer eins oder Nummer zwei nicht möglich ist.
Okay, das war jetzt ein bisschen abstrakt. Versuchen wir es mal konkreter: „A“ steht für harte Arbeit, und „B“ steht für „Geld machen“. Kannst du dir jemanden vorstellen, der:
1. Hart arbeitet, aber kein Geld hat
2. Geld hat, aber nicht hart arbeitet
3. Hart arbeitet und Geld hat
4. Nicht hart arbeitet und kein Geld hat
Geht das? Bei mir klappt es. Denken wir uns mal einige Beispiele aus. 1. Beim ersten Fall denke ich normalerweise: „ich“. Nur Spaß. Aber jeder von uns kann an jemanden denken, der sehr hart arbeitet und doch immer pleite ist. Ich habe da dieses Bild vor Augen von einer indischen Frau, die bei großer Hitze am Straßenrand Steine zertrümmert. Mir wurde gesagt, dass diese Frau am Ende des Tages kaum genug Geld hat, um sich auch nur Reis zum Essen zu kaufen. 2. Jemand, der reich geerbt oder im Lotto gewonnen hat. 3. Warren Buffet sowie jeder erfolgreiche Workaholic. 4. Bei diesem Fall denke ich: „mein Cousin“. Die meisten haben so jemanden in der Familie, der sich ständig Geld leihen muss, weil er es nicht schafft, einer Arbeit nachzugehen.
Also für „harte Arbeit“ und „Geld“ gibt es alle vier Möglichkeiten.
Na und? Was lernt man durch das Spiel? Nun, eine Reihe von Dingen, aber für unseren jetzigen Zweck ist das Wichtige, dass die Beziehung zwischen harter Arbeit und Geld keine Ursache-Wirkung-Beziehung ist.
Wenn jemand hart arbeitet und kein Geld damit erwirtschaften kann (wie etwa ein Freiwilliger) oder viel Geld hat und nicht hart arbeitet, dann gibt es keine notwendige Beziehung zwischen harter Arbeit und Geld machen, das bedeutet, es ist keine Ursache-Wirkung-Beziehung. Es mag gewisse Entsprechungen geben, aber harte Arbeit ist nicht die Ursache für Geld besitzen oder erwirtschaften.
Anders ausgedrückt: Jeder, der uns gesagt hat, dass wer hart arbeitet, zwangsläufig Geld verdienen wird, lag falsch.
Übungen
1. Denke über die positiven Gründe für das Studium der Logik nach. Fange mit eher allgemeinen Gründen an und werde dann spezifischer (so wie: „Es wird meinen Verstand schärfen“, „ Ich werde klarer denken und Probleme besser lösen können“ bis hin zu „Ich werde das Problem xy auf der Arbeit effektiver lösen können“).
2. Spiele das „Drei oder vier Möglichkeiten“- Spiel. Fange mit etwas Einfachem an wie: „rot“ und „Ball“. Dann versuche etwas Komplexeres wie „intelligent“ und „reich“ oder „schön“ und „hat eine tolle Beziehung“.
Kapitel 3
Die Spielregeln
Nun, da wir mit dem Spiel „drei oder vier Möglichkeiten“ vertraut sind, beginnen wir damit, die formale Logik zu untersuchen. Die offizielle tibetische Logik baut auf der Verwendung des Syllogismus auf. Also: Was ist ein Syllogismus?
Bedauerlicherweise ist dieser Teil ein wenig schwierig. Aber haltet durch, es ist die Sache wert (das werde ich am Ende noch beweisen).
Fangen wir mal damit an, zu behaupten, es wäre gar nicht so schwierig und ihr wärt auch schon ein wenig vertraut damit. Die Logik des Aristoteles verwendet Syllogismen, und sie sind den tibetischen ziemlich ähnlich.
! Wir nehmen an, dass es sogar eine Verbindung gibt. Als Alexander der Große Indien eroberte, war er ein Schüler des Aristoteles, und in seiner Begleitung befand sich ein Schüler des Aristoteles, dessen Aufgabe es war zu debattieren. Nachdem Alexander eine Stadt erobert hatte, forderte er in seiner im eigenen erleuchteten Weise auf: „Bringt mir eure Philosophen!“ Sie wurden ihm ausgeliefert, und der Schüler und die ortsansässigen Philosophen wurden „aufeinander losgelassen“.
Alexander zog dann weiter, aber bevor er ging, benannte er einen griechischen General, der zurückgelassen wurde, um sich um alles Weitere zu kümmern. Die Abkömmlinge dieser von Aristoteles ausgebildeten Generäle wurden in vielen Fällen zu den regionalen Königen. Das erste Sutra in der tibetischen Tradition, das eine Debatte enthält, wird „Die Fragen des Königs Milinda“ genannt. In diesem Sutra debattiert ein buddhistischer Mönch, unter Verwendung von Syllogismen, mit einem König – und dieser war Nachfahr eines griechischen Generals, der von Alexander zurückgelassen wurde. Das ist der erste formale Debattentext, über den wir verfügen. Zufall? Es ist also möglich, dass Aristoteles Einfluss auf die Entwicklung der tibetischen Weisheitstradition der Debatte hatte.
Ein Beispiel:
Hans ist ein Arzt.
Alle Ärzte sind Menschen.
Also ist Hans ein Mensch.
Das ist aristotelische Logik. Nicht so schwierig. Und tibetische Logik ist bloß eine Variation davon.
! Für mehr Infos über die Unterschiede zwischen der tibetischen und aristotelischen Logik siehe Anhang F, Annahmen.
Jetzt fangen wir an. Alle tibetischen Syllogismen haben drei Teile:
ein Subjekt, eine Behauptung und eine Begründung.
! Tatsächlich können tibetische Syllogismen noch einen vierten Teil besitzen, ein Beispiel, aber darüber sprechen wir später noch.
Vereinfacht:
(1) Das Subjekt – welches Thema besprochen wird.
(2) Die Behauptung – was man versucht zu beweisen.
(3) Die Begründung – warum man denkt, dass die Behauptung stimmt.
Nicht so schwierig, oder? Wir versuchen mal einen:
Syllogismus Nummer 1
(1) Untersuche einen Audi A4,
(2) er ist ein Auto,
(3) weil ich Affen mag.
Da haben wir den ersten Syllogismus, mit dem wir arbeiten können. Er hat drei erforderliche Teile: (1) ein Subjekt (ein Audi A4), (2) was wir versuchen zu beweisen (ein Auto) und (3) einen Grund (weil ich Affen mag). Also stimmt alles, oder?
Natürlich nicht. Und ihr denkt vielleicht: „Genau deshalb habe ich mich nie abgemüht, die Regeln der Logik zu verstehen. Es ist nur Gehirngymnastik, es hat keinen Bezug zur Wirklichkeit. Nun, schauen wir noch einmal. In der tibetischen Logik wird eine Begründung definiert als „das, was als Begründung gegeben wird“. Daher ist alles, was als Begründung präsentiert wird, eine Begründung. Aber das macht es nicht zur einer korrekten Begründung.
Und da haben wir den springenden Punkt aller Debatten: Wie finden wir heraus, ob der Grund ein korrekter ist oder nicht? Den Tibetern nach ist eine korrekte Begründung eine, welche die drei Tests besteht. Nun gut, was sind diese drei Tests?