Lore-Roman 118 - Regina Rauenstein - E-Book

Lore-Roman 118 E-Book

Regina Rauenstein

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Beschreibung

Marisa von Hohenfried lernt auf etwas ungewöhnliche Weise einen jungen Mann kennen, der einen großen Eindruck auf sie macht, obwohl es anfangs gar nicht den Anschein hat. Bei ihm weiß sie genau, dass er nicht ihres Reichtums wegen um sie wirbt. Denn er kennt nur ihren Vornamen und hat keine Ahnung, dass Marisa aus reichem Hause stammt.
So jedenfalls denkt das junge Mädchen, doch Gaston de Befut lächelt insgeheim triumphierend, der Zufall ist seinen Plänen zu Hilfe gekommen. Bald wird er den Goldfisch an der Leine haben ...


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Seitenzahl: 163

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Inhalt

Cover

Zu schade für ein Abenteuer

Vorschau

Impressum

Zu schade für ein Abenteuer

Der Roman einer schicksalhaften Liebe

Von Regina Rauenstein

Marisa von Hohenfried lernt auf etwas ungewöhnliche Weise einen jungen Mann kennen, der einen großen Eindruck auf sie macht, obwohl es anfangs gar nicht den Anschein hat. Bei ihm weiß sie genau, dass er nicht ihres Reichtums wegen um sie wirbt. Denn er kennt nur ihren Vornamen und hat keine Ahnung, dass Marisa aus reichem Hause stammt.

So jedenfalls denkt das junge Mädchen, doch Gaston de Befut lächelt insgeheim triumphierend, der Zufall ist seinen Plänen zu Hilfe gekommen. Bald wird er den Goldfisch an der Leine haben ...

»Nun sag doch schon etwas, Marisa. Ist er nicht eine Wucht, mein Spätzchen?«

Connys Augen leuchteten, als sie behutsam über den glänzenden Lack des kleinen roten Wagens streichelte.

Cornelia Berger, von allen nur Conny gerufen, hatte sich ihre neue Errungenschaft förmlich vom Mund abgespart. Das wollte schon etwas heißen bei dem knappen Zuschuss, den sie zu ihrem Studium von zu Hause bekam. In ihrer Freizeit hatte sie jeden Job angenommen, nur das eine Ziel vor Augen, sich endlich den kleinen Wagen erlauben zu können.

Marisa von Hohenfried lächelte nachsichtig. Sie war in Luxus aufgewachsen und konnte die Begeisterung der Freundin zwar nicht völlig verstehen, aber sie stimmte ihr zu, nur um ihr die Freude nicht zu verderben.

»Ja, er ist wirklich sehr hübsch, Conny. Aber warum hast du ihn denn Spätzchen getauft. Ich finde, ein anderer Name wäre doch viel passender für ihn. Warum nennst du ihn nicht Goliath?«

Misstrauisch sahen die braunen Augen zu Marisa auf.

»Sag mal, willst du mich auf den Arm nehmen?«, fragte sie vorwurfsvoll. »Ich verstehe ja, dass du meine Begeisterung nicht teilen kannst. Du bist eben andere Schlitten gewöhnt. Aber mir bedeutet mein kleiner Wagen sehr viel.«

Begütigend legte Marisa ihr die schöne, gepflegte Hand auf die Schulter.

»Du tust mir unrecht, Conny. Ich habe keinen Augenblick daran gedacht, dich zu verspotten. Nein, ich meine nur, gerade weil dein Wagen so klein ist, solltest du ihm einen Namen geben, der allen zeigt, wie viel er dir bedeutet. Für dich ist er doch der schönste Wagen, den es gibt, nicht wahr? Deshalb solltest du ihm auch einen bedeutungsvollen Namen geben.«

Connys Augen leuchteten auf. Vergnügt nickte sie der Freundin zu.

»Wenn du es von dieser Seite betrachtest, hast du recht, Marisa. Heute Abend werden wir ihn feierlich taufen, und ich werde ihm dann seinen Namen aufmalen. Ich habe unsere Freunde zu einer Party geladen, damit sie alle dem feierlichen Ereignis beiwohnen. Du kommst doch auch, nicht wahr, Marisa? Bitte sage nicht Nein. Ohne dich würde mir das Fest keine Freude machen.«

»Natürlich komme ich«, stimmte Marisa schnell zu.

Unwillkürlich musste sie an den zu erwartenden Besuch denken, den ihre Eltern so feierlich angemeldet hatten. Tief in ihrem Innern war ein jähes Misstrauen erwacht. Sie hatte den Vater in Verdacht, dass er mit dieser Einladung eine ganz besondere Absicht verband. Warum hätte er sonst so großen Wert darauf gelegt, dass auch sie zum Empfang der Gäste zugegen war?

So kam ihr Connys Einladung sehr gelegen. Damit hatte sie wenigstens einen Grund, sich zurückzuziehen.

»Du, ich muss noch in die Stadt fahren und Einkäufe machen. Komm doch mit, dann kannst du gleich einmal feststellen, welche fantastische Kurvenlage mein Goliath hat. Du wirst dich wundern.« Conny klimperte mit den Autoschlüsseln. »Oder traust du dich nicht, willst du vielleicht lieber mit deinem eigenen Wagen fahren?«

»Unsinn, warum sollte ich mich nicht trauen? Zudem finde ich es viel praktischer, mit deinem kleinen Wagen in die Stadt zu fahren. Der passt in jede kleine Parklücke, während ich oft lange herumfahren muss, um meinen Wagen abstellen zu können.« Sie stieg ein und setzte sich auf den Beifahrersitz.

Conny lachte leise in sich hinein, während sie den Schlüssel in das Zündschloss steckte und herumdrehte. Behutsam gab sie Gas.

Verzückt lauschte Conny dem sonoren Brummen des Motors, als sei es eine besonders schöne Melodie.

»Was ziehst du denn heute Abend an?«, fragte Marisa.

»Meine lange Hose und die schicke Bluse, die ich mir neulich gekauft habe. Aber niemand ist gezwungen, sich besonders herauszuputzen. Es ist eine ganz zwanglose Party, jeder kann anziehen, was ihm gerade passt. Nur keine große Robe, das würde nur störend wirken. Wir sind doch unter uns.«

»Kenne ich deine Gäste?«

»Die meisten davon, Marisa. Ich habe einige unserer alten Freunde eingeladen. Sie werden sich riesig freuen, dich wiederzusehen. Natürlich sind auch einige unter ihnen, die du noch nicht kennst.«

»Ich kann dich bei deinem Einkauf nicht begleiten, Conny. Aber wir treffen uns in einer Stunde wieder bei deinem Wagen. Bis dahin hast du es doch geschafft, oder?«, wollte sie wissen.

»Ich denke doch. Auf jeden Fall wartet der, der zuerst kommt, beim Wagen. So können wir uns nicht verfehlen, einverstanden?«

In einer Seitenstraße fand Conny einen Parkplatz.

Marisa stieg aus und winkte der Freundin zu.

»Also in einer Stunde hier am Wagen.«

Zuerst ging sie zu ihrer Schneiderin, danach musste sie für die Mutter noch einige Einkäufe erledigen. So ging die Stunde schnell herum, und sie machte sich langsam auf den Weg zum Auto.

Aber der Wagen stand verlassen da, von Conny war weit und breit nichts zu sehen.

Langsam schlenderte Marisa näher. Kopfschüttelnd betrachtete sie das heruntergekurbelte Fenster. Conny musste schon hier gewesen sein, denn sie konnte sich nicht darauf besinnen, dass sie selbst während der Fahrt das Fenster heruntergedreht hatte.

Marisa sah sich suchend um, aber nirgendwo war eine Spur von der Freundin zu entdecken. Aber hier gewesen musste sie sein, denn auf dem Sitz lag eine geöffnete Packung Kekse.

Bei ihrem Anblick begann Marisas Magen zu knurren, seit dem knappen Frühstück hatte sie nichts mehr zu sich genommen.

Sie langte durch das Fenster und ergriff die Packung. Gemütlich lehnte sie sich mit dem Rücken gegen den Wagen und begann zu essen, während sie Ausschau nach der Freundin hielt.

Plötzlich fühlte sie sich beobachtet. Sie wandte den Kopf und sah einen Mann, der in einiger Entfernung stand und sie reichlich ungeniert betrachtete.

Unwillkürlich richtete Marisa sich auf. Ein kühler abweisender Blick traf den Fremden, dann wandte sie ihm brüsk den Rücken zu.

Aber der Mann kam trotzdem näher, blieb dicht vor Marisa stehen und grinste sie unverschämt an.

»Ich hoffe, es schmeckt Ihnen?«

»Danke, aber was geht Sie das an?«, gab sie patzig zurück.

»Eigentlich sehr viel, aber ich bedauere nur, dass ich Ihnen nicht auch etwas zu trinken anbieten kann. Die Kekse sind ziemlich trocken und rutschen nur schlecht.«

So eine Dreistigkeit war ihr noch nie widerfahren. Sekundenlang stand ihr der Mund buchstäblich offen, und sie vergaß weiterzuessen. Aber dann schluckte sie krampfhaft, verschluckte sich dabei und bekam einen Hustenanfall.

Er stand dabei und wartete seelenruhig, bis der Anfall vorbei war. Als Marisa wieder durchatmen konnte, sagte der Mann gelassen, und wieder lag dabei dieses anzügliche Lächeln um seinen Mund: »Schade, ich hätte mich noch gern etwas mit Ihnen unterhalten. Aber leider ist meine Zeit begrenzt, und ich muss weg.«

Marisa starrte ihn an, als wäre er der erste Mann, der ihren Lebensweg kreuzte.

Woher nahm dieser Typ eigentlich die Unverschämtheit her? Ihr war schon mancher verrückte Kerl über den Weg gelaufen, aber dieser hier setzte allem bisher Erlebten die Krone auf.

Zorn stieg unvermittelt in ihr hoch. Sie richtete sich unwillkürlich kampfbereit etwas auf, ohne aber ihren Platz aufzugeben.

»Dann lassen Sie sich nicht aufhalten, mein Herr. Was hindert Sie eigentlich daran, Ihren Weg fortzusetzen? Merken Sie denn nicht, wie unerwünscht Sie sind?«

Hatte sie geglaubt, ihn nun endlich in die Flucht geschlagen zu haben, so sah sie sich getäuscht. Im Gegenteil, sein breites Grinsen wurde noch aufreizender und spöttischer, und dann sagte dieser unverschämte Kerl auch noch völlig gelassen: »Sie – mein Fräulein.«

Marisa rang förmlich nach Luft. Fassungslos starrte sie ihn an.

»Ich?«, brach es dann zornig aus ihr heraus. »Was bilden Sie sich eigentlich ein? Gehen Sie endlich Ihres Wegs und befreien Sie mich von Ihrem Anblick.«

»Aber ich würde lieber fahren, und zwar mit diesem Auto da, wenn Sie nichts dagegen haben.«

Unwillkürlich wich Marisa etwas vor ihm zurück, als fürchte sie, es mit einem Verrückten zu tun zu haben.

»Sagen Sie mal, haben Sie wirklich dieses Auto gemeint?«, fragte sie vorsichtig und tippte dabei auf den roten glänzenden Lack des Wagens.

»Endlich scheint der Groschen gefallen zu sein. Genau diesen Wagen meine ich.«

Marisa wollte wieder auffahren, zwang sich aber zur Ruhe. »Damit dürfte meine Freundin aber kaum einverstanden sein, mein Herr. Ihr gehört der Wagen nämlich, sie hat ihn erst gestern gekauft. Damit dürfte wohl alles geklärt sein.«

Er schüttelte gelassen den Kopf.

»Es tut mir leid, aber Sie befinden sich in einem Irrtum, mein Fräulein. Der Wagen hier ist auf meinen Namen ordnungsgemäß eingetragen.« Er kramte in seiner Brusttasche und holte eine Mappe hervor. »Hier, überzeugen Sie sich, meine Fahrzeugpapiere.«

Langsam begann es Marisa zu dämmern, dass sie keinen Verrückten vor sich hatte, sondern dass dieser junge Mann ganz genau wusste, was er sagte.

Eine glühende Röte schoss ihr langsam in die Wangen. Hilflos irrte ihr Blick von seinem Gesicht zu dem kleinen Wagen, und sie hätte selbst in diesem Augenblick noch geschworen, dass es sich hier um Connys Goliath handelte.

In diesem Augenblick klang eine Stimme hinter ihr auf.

»Marisa – Menschenskind, wo bleibst du denn nur? Ich stehe mir die Beine in den Bauch, und du stehst hier herum und unterhältst dich in aller Seelenruhe.«

Marisa starrte die Freundin fassungslos an. Nun verstand sie gar nichts mehr.

»Aber ich warte doch schon fast eine Viertelstunde auf dich«, gab sie heftig zurück.

»Aber mein Wagen steht doch da drüben auf der anderen Straßenseite. Mir schien der Platz hier nicht sicher genug.«

»Wenn ich das Ganze richtig verstehe, handelt es sich hier um eine Verwechslung«, kam der junge Mann nun zur Hilfe und lächelte Marisa plötzlich auf eine gewinnende Art freundlich an.

Conny schaltete schneller. Sie betrachtete den Wagen und begann plötzlich zu lachen.

»Du hast gemeint, dieser hier wäre Goliath, nicht wahr? Kein Wunder, die beiden gleichen sich ja auch wie ein Ei dem anderen. Da kann einem das schon mal passieren.«

Marisa wäre am liebsten in den Boden versunken vor Scham. Sie starrte auf die Kekse, die sie inzwischen fast alle aufgegessen hatte und die gar nicht der Freundin gehörten, wie sie angenommen hatte.

»Himmel, dann gehören die Kekse also wirklich Ihnen. Mein Gott, ist mir das peinlich«, brachte sie nach einer Weile mühsam hervor und wäre am liebsten davongerannt.

Nun lachte der Mann, und es klang fröhlich und ansteckend.

»Aber warum denn? Ich freue mich, wenn sie Ihnen geschmeckt haben. Um ehrlich zu sein, mir hat die ganze Sache Spaß gemacht.« Er wandte sich an Conny. »Ich glaube, Ihre Freundin hätte Ihr Eigentum bis zum letzten Blutstropfen verteidigt.«

Es erboste Marisa, dass Conny so unbekümmert darüber lachen konnte. Ahnte sie denn nicht, wie peinlich ihr die ganze Geschichte war, wie lächerlich sie sich vorkam?

»Im Grunde genommen bist du doch an allem schuld mit deiner übertriebenen Vorsicht um deinen Wagen«, fuhr sie Conny an. »Als ich dich verließ, stand er hier.«

»Das stimmt ja alles, Marisa. Aber schau, ich konnte Goliath doch hier nicht stehen lassen. Gerade als ich weggehen wollte, da parkte auf der anderen Seite ihm genau gegenüber ein Lieferwagen. Stell dir vor, was alles hätte passieren können, wenn nun ein größerer Wagen hier durch die Straße gefahren wäre. Man hätte Goliath doch gerammt, wo die Fahrbahn hier so eng ist.« Heftig schüttelte Conny den Kopf. »Nein, darauf konnte ich es doch nicht ankommen lassen. Deshalb habe ich Goliath dort hinten abgestellt, da war er wenigstens sicher.«

»Zum Teufel mit deinem Goliath«, fauchte Marisa wie eine gereizte Katze. »Ist dir denn kein Augenblick in den Sinn gekommen, in welch peinliche Situation ich dadurch kommen konnte?«

Unschuldig sahen die braunen Mädchenaugen sie an. Entschieden schüttelte Conny den Kopf.

»Woher soll ich denn wissen, dass ausgerechnet hier der gleiche Wagen abgestellt würde. Ich bin doch kein Hellseher.« Sie wurde nun auch wütend, da sie sich zu Unrecht angegriffen fühlte.

Nun hielt der Mann es an der Zeit, sich einzumischen. Aller Spott und auch das breite Grinsen waren aus seinem Gesicht verschwunden.

»Aber meine Damen, ich bitte Sie. Der kleine amüsante Zwischenfall ist es doch wirklich nicht wert, sich zu streiten. Bitte, nehmen Sie es doch nicht so tragisch. Ich für meinen Teil gestehe ehrlich ein, dass ich dem Zufall dankbar bin, der mir auf diese, wenn auch etwas ungewöhnliche Art, die Bekanntschaft zweier so reizender junger Damen beschert hat.« Er sah sie aufmunternd an. »Wie wäre es, wenn wir das Kriegsbeil bei einer Tasse Kaffee begraben würden? Darf ich Sie dazu einladen?«

Marisa betrachtete den Fremden eingehend, und sie musste sich ehrlich eingestehen, dass er ihr sehr gut gefiel. Das schmale ausdrucksstarke Gesicht verriet Willenskraft. Das pechschwarze Haar und der dunkle Teint bildeten einen seltsamen Kontrast zu den hellen grauen Augen. Alles in allem ein schöner Mann, ging es ihr flüchtig durch den Kopf.

»Na, ist Ihre Musterung zu Ihrer Zufriedenheit ausgefallen?«, fragte er leise auflachend.

Wütend spürte Marisa, wie sie wieder errötete. Hochmütig warf sie den blonden Kopf in den Nacken zurück.

»Ich pflege mir die Menschen vorerst anzusehen, ehe ich eine Einladung annehme. Zudem lehne ich es ab, mit einem mir völlig fremden Menschen ein Café aufzusuchen.«

Der Mann lachte schallend.

»Dem kann abgeholfen werden.« Mit einer übertriebenen höflichen Verneigung nannte er jetzt seinen Namen: »Gestatten, Gaston de Befut.«

Ein Franzose wahrscheinlich, durchzuckte es Marisa.

Ehe sie etwas sagen konnte, ergriff nun Conny das Wort, die nicht begriff, warum die Freundin so hochmütig und ablehnend gegenüber dem jungen Mann war, der ihr auf Anhieb sehr gut gefiel.

Sie streckte ihm die Hand hin, die er kräftig drückte.

»Ich bin Conny, und das ist meine Freundin Marisa. So, und nun meine ich, dass damit nichts mehr im Wege steht, Ihre freundliche Einladung anzunehmen.«

»Aber, Conny – Herr de Befut hatte es eben doch noch so eilig. Wie kannst du jetzt über seine Zeit verfügen?«, hielt Marisa ihr spitz entgegen.

Aber der Mann wehrte gelassen ab.

»Das war eben, Fräulein Marisa. Nun aber habe ich sehr viel Zeit. Es ist mir ein Vergnügen, Sie einladen zu dürfen, denn von den trockenen Keksen kann doch Ihr Hunger kaum gestillt sein.«

»Danke, mein Herr. Natürlich werde ich Ihnen die Kekse ersetzen. Ich lasse mir nichts schenken.«

Sekundenlang zuckte es zornig in seinen grauen Augen auf. Aber dann lachte er schon wieder.

»Sie haben eine spitze Zunge, Fräulein Marisa. Aber ich mag Frauen, die sich zu wehren wissen.«

Ihm war einfach nicht beizukommen. Alles, was sie sagte, prallte an ihm einfach ab. Sie wusste selbst nicht, warum sie ihn immer wieder herausforderte, ihn zu verletzen suchte. Etwas an seiner Art reizte sie ungeheuer, machte sie einfach wütend.

Conny wurde ungeduldig.

»Gehen wir endlich, oder wollt ihr beide erst noch ein Rededuell austragen? Bis dahin bin ich verhungert. Nun mach schon, Marisa. Wir hatten doch sowieso vor, noch essen zu gehen.«

»Gut gehen wir, aber nur unter der Bedingung, dass jeder seine Zeche selbst begleicht. Wie gesagt, ich lasse mir nichts von Fremden schenken.«

Der Mann wandte sich mit einem Ruck ab.

»Und ich bin nicht gewohnt, mich aufzudrängen, noch viel weniger, dass Damen in meiner Begleitung ihre Zeche selbst bezahlen. Unter diesen Umständen werden die beiden Damen auf meine Begleitung verzichten müssen.«

Er trat an seinen Wagen und holte den Schlüssel hervor. Sein schmales Gesicht wirkte jetzt hart und verschlossen.

Plötzlich tat es Marisa leid, so schroff gewesen zu sein. Eigentlich hatte er ihr doch keinen Grund dazu gegeben, hatte den peinlichen Zwischenfall mit Humor überspielt. Anstatt ihm dafür dankbar zu sein, spielte sie auch noch die Beleidigte.

Schnell trat sie auf ihn zu und legte ihre Hand auf seinen Arm.

»Ich wollte Sie nicht verletzen, Herr de Befut, bitte, entschuldigen Sie mein schroffes Benehmen. Aber das alles war mir so entsetzlich peinlich.« Es fiel ihr nicht leicht, sich zu entschuldigen, aber sie war gerecht genug, sich zu sagen, dass sie im Unrecht war.

Er war auch sofort wieder versöhnt und ließ den Schlüssel in seine Tasche zurückgleiten.

»Gehen wir«, sagte er nur.

Es war ein hübsches, gepflegtes Lokal, in das der Mann die beiden Mädchen führte. Höflich fragte er nach ihren Wünschen und überließ es ihnen, zu wählen.

Mit einem einzigen Blick überzeugte Marisa sich davon, dass die Preise annehmbar waren, denn es wäre ihr ungeheuer peinlich gewesen, wenn ihr Begleiter zu einer höheren Geldausgabe gezwungen würde.

Es wurde noch ein schönes Zusammensein. Langsam hatte Marisa ihre innere Hemmung überwunden und wurde wieder das fröhliche junge Mädchen, das alle kannten. Der junge Mann machte keinen Hehl daraus, wie glücklich er war, sie kennengelernt zu haben, und als Conny ihn beim Abschied spontan bat, doch zu ihrer Party zu kommen, da sagte er spontan zu.

Er stand da und sah hinter den beiden Mädchen her, die leichtfüßig davonschritten. Ein seltsames Lächeln lag um seinen Mund, und seine grauen Augen funkelten triumphierend, als er seinen Wagen aufschloss und sich hinter das Steuer setzte.

***

»Sag mal, wie viel Gäste hast du denn eingeladen?«, fragte Marisa skeptisch und sah sich in dem kleinen Raum um.

»Wenn alle kommen, werden wir so zehn bis fünfzehn sein. Es können aber auch mehr werden. Du weißt doch, meist bringt noch einer seinen Freund oder seine Freundin mit.«

Entsetzt riss Marisa die Augen auf.

»Aber wie willst du sie denn alle hier unterbringen? Wir treten uns ja gegenseitig auf die Füße.«

Gelassen wehrte Conny ab.

»Keine Bange. Ric, der Sohn meiner Hauswirtin, hat mir großzügig sein Zimmer zur Verfügung gestellt. Es ist fast dreimal so groß wie meines. Dafür habe ich ihn natürlich mit eingeladen«, tat sie großzügig, als wäre es für den hilfsbereiten jungen Mann eine Ehre, an ihrer Party teilnehmen zu dürfen.

Marisa musste lachen. Das war wieder einmal echt Conny.

»Aber seine Mutter, war sie denn damit einverstanden?«

»Sie glänzt durch Abwesenheit«, gab Conny vergnügt lachend zurück. »Sie wurde zu einer kranken Schwester gerufen. Es war wie eine Fügung des Himmels. Ric für meinen Plan zu gewinnen, war eine Kleinigkeit. Er ist ja selbst froh, seine ewig nörgelnde Mutter mal für eine Weile loszusein, sich endlich einmal frei fühlen zu können. Komm, geh mit herunter. Du wirst staunen, was der Jüngling sich alles hat einfallen lassen, um unserer Party den richtigen Rahmen zu geben.«

»Und wenn seine Mutter nun unerwartet früher heimkommt?«

Conny verdrehte entsetzt die Augen.

»Das wäre freilich eine Katastrophe und nicht auszudenken, was dann passiert. Mir kann ja nicht viel geschehen, aber für den armen Ric würde ich schwarzsehen.«

Sie sah die Freundin vorwurfsvoll an.

»Musst du mir einen solchen Schreck einjagen und gleich den Teufel an die Wand malen?« Aber im gleichen Augenblick lachte sie schon wieder unbekümmert. »Ach, Unsinn. Ric hat erst gestern mit seiner Mutter gesprochen und sich nach dem Befinden der Tante erkundigt. Vor einer Woche wird sie nicht zurückkommen können, wie sie ihm versichert hat.«

Ric Breuer begrüßte die beiden jungen Mädchen in seiner schüchternen Art. Eigentlich war er ein hübscher junger Mann, der sich jedoch neben seiner herrschsüchtigen Mutter nicht behaupten konnte.

Heute schien er ihr viel freier und selbstbewusster aufzutreten. Beim Anblick der beiden Mädchen leuchteten seine Augen freudig auf. Stolz führte er sie in das hübsch geschmückte Zimmer, das fast einem Tanzsaal glich. In einer Ecke hatte er eine Bar gezaubert, auf der verschiedene Flaschen standen.

Conny blieb überwältigt stehen, dann fiel sie dem jungen Mann jubelnd um den Hals und gab ihm einen Kuss.