Lore-Roman 71 - Helga Winter - E-Book

Lore-Roman 71 E-Book

Helga Winter

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Beschreibung

Der geächtete Graf

Liebe ist stärker als jedes Vorurteil


Der Zwangsaufenthalt von Nana von Koldehoff auf Schloss Blomberg zieht sich in die Länge, denn die ältere Dame von Eschenbach erholt sich nur langsam von ihren Verletzungen.
Doch Nana ist nicht traurig, ganz im Gegenteil, so hat sie Gelegenheit, dem Grafen von Blomberg nahe zu sein. Denn längst weiß sie, dass sie ihr Herz an diesen einsamen Mann verloren hat, und wenn sich ihre Blicke begegnen, keimt in ihr die Hoffnung, dass er eines Tages wieder Vertrauen fassen und sie lieben kann.
Was über ihn geredet wird, kann sie nicht glauben. Und weil sie keine Sekunde daran zweifelt, dass der von allen geächtete Mann unschuldig ist, nimmt sie den Kampf gegen eine Welt von Vorurteilen auf ...

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Inhalt

Cover

Impressum

Der geächtete Graf

Vorschau

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige eBook-Ausgabeder beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2020 by Bastei Lübbe AG, Köln

Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller

Verantwortlich für den Inhalt

Titelbild: Bogdan Sonjachnyj / shutterstockBilder Innenteil: Traditions / shutterstock; wikicommons

eBook-Produktion:3w+p GmbH, Rimpar (www.3wplusp.de)

ISBN 9-783-7325-9307-1

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

www.bastei.de

Der geächtete Graf

Liebe ist stärker als jedes Vorurteil

Von Helga Winter

Der Zwangsaufenthalt von Nana von Koldehoff auf Schloss Blomberg zieht sich in die Länge, denn die ältere Dame von Eschenbach erholt sich nur langsam von ihren Verletzungen.

Doch Nana ist nicht traurig, ganz im Gegenteil, so hat sie Gelegenheit, dem Grafen von Blomberg nahe zu sein. Denn längst weiß sie, dass sie ihr Herz an diesen einsamen Mann verloren hat, und wenn sich ihre Blicke begegnen, keimt in ihr die Hoffnung, dass er eines Tages wieder Vertrauen fassen und sie lieben kann.

Was über ihn geredet wird, kann sie nicht glauben. Und weil sie keine Sekunde daran zweifelt, dass der von allen geächtete Mann unschuldig ist, nimmt sie den Kampf gegen eine Welt von Vorurteilen auf …

Nana hatte am nächsten Morgen vergessen, dass sie einen Wagen für Frau von Eschenbach kaufen wollte. Im Schloss drehte sich alles um die kleine Lisa, und Marias Kind genoss es offensichtlich, einmal beachteter und geliebter Mittelpunkt zu sein.

Kein Wunder, dass die junge Mutter so strahlte. Es hatte ihr bitter wehgetan, dass ihr Mädchen zu Hause vom Großvater so schlecht behandelt worden war.

„Essen Sie doch noch etwas, Herr Graf“, drängte sie nun schon zum fünften Male. Ihr Blick hing in schwärmerischer Verehrung an seinem Gesicht.

„Vielen Dank, ich bin wirklich satt, Maria, es hat ausgezeichnet geschmeckt.“ Graf Blomberg tupfte sich mit der Serviette die Lippen ab. „Wir müssen uns auf den Weg machen, Robert“, wandte er sich an seinen Diener.

Robert stand sofort auf, aber bevor er hinausging, nahm er Lisa noch einmal auf den Arm und drückte sie kurz an sich.

„Sie ist so ein nettes Kind“, sagte er fast verlegen und gab sie rasch ihrer Mutter zurück.

Marias Augen wurden feucht. Sie wandte sich hastig ab und begann, die Küche aufzuräumen. Nana ging zu Frau von Eschenbach hinüber. Die alte Dame schaute ihr aus hellwachen Augen entgegen.

„Helfen Sie mir aufzustehen!“, befahl sie.

„Gnädige Frau …“

„Verstehen Sie kein Deutsch mehr? Los, stützen Sie mich! Ich habe keine Lust, hier ewig die Kranke zu spielen.“ Energisch warf Frau von Eschenbach die Decke zurück und ließ ihre Beine über die Bettkante baumeln.

Nana sah, wie sie sich verfärbte. Das Blut schoss jetzt in das verletzte Bein, wahrscheinlich litt Frau von Eschenbach starke Schmerzen. Die alte Dame holte noch ein paarmal tief Luft, dann gab sie Nana einen Wink mit dem Kopf.

Behutsam schob die junge Dame ihre Arme unter ihre Achseln. Als Frau von Eschenbach stand, konnte sie ein Stöhnen nicht unterdrücken. Nana beeilte sich, sie wieder ins Bett zu heben.

„Es war doch noch etwas zu früh, scheint mir“, murmelte Frau von Eschenbach. „Sehen Sie mich nicht so mitleidig an, Nana. Ich bin eine zimperliche alte Frau geworden.“

„Nein. Sie sind sehr tapfer. Rex, wirst du wohl rausgehen!“, schalt sie mit dem Hund, der ihr auf Schritt und Tritt folgte. Rex hatte sich schnell auch mit Maria angefreundet, und Lisa durfte mit ihm machen, was sie wollte.

Der Hund schaute sie mit seinen treuen Augen bittend an. Es war Nana einfach unmöglich, weiter mit ihm zu schelten.

„Gehen Sie ein bisschen ins Freie, Kind“, befahl Frau von Eschenbach. „Sie können ganz gut etwas mehr Farbe im Gesicht gebrauchen.“

„Ich möchte lieber bei Ihnen bleiben.“

„Und ich will Sie nicht sehen, Nana.“ Frau von Eschenbach flüchtete sich in einen strengen Ton, um ihre Rührung zu verbergen. Nana war ihr mehr geworden als nur eine Reisebegleiterin; eine Tochter hätte sie nicht lieber haben können.

„Kann ich Ihnen ein bisschen helfen, Maria?“, fragte Nana in der Küche.

„Nein, gnädiges Fräulein, ich werde gut allein fertig. Ach herrje!“ Ihr Blick war auf die Thermosflasche gefallen, die auf dem Küchentisch stand. „Sie haben den Kaffee vergessen.“

„Ich bringe ihnen den Kaffee“, schlug Nana vor. „Wissen Sie, wo die Herren arbeiten?“

„Ja, Robert hat es mir gesagt … Es ist eine halbe Stunde zu gehen, gnädiges Fräulein. Ich habe leider keine Zeit, sonst würde ich … Aber der Herr Graf muss doch zum zweiten Frühstück warmen Kaffee haben.“

„Das ist auch meine Meinung“, stimmte Nana ihr fröhlich zu.

Sie stellte die Thermosflasche in eine Tasche. Maria beschrieb ihr den Weg, und von Rex gefolgt, verließ Nana das Schloss.

Es war ein herrlicher Tag, die Sonne schien von einem wolkenlosen Himmel, und beim Gehen wurde es Nana bald warm. Wie schön es hier ist, dachte sie. Eine herrliche Ruhe umgab sie. Nur die Vögel zwitscherten, und das klang so fröhlich, dass Nanas Herz mit jedem Schritt leichter wurde.

Sie war nicht traurig darüber, dass ihr Zwangsaufenthalt auf Schloss Blomberg sich in die Länge zog. Ihr gefiel es hier.

Nach einer halben Stunde entdeckte sie die beiden Männer. Sie besserten einen Zaun aus, der bei dem Unwetter beschädigt worden war.

Nana blieb stehen und beobachtete sie, ohne von ihnen bemerkt zu werden. Graf Blomberg hatte seine Jacke abgelegt und arbeitete im Hemd. Die Ärmel hatte er aufgekrempelt; Nana konnte keinen Blick von ihm abwenden. Automatisch kraulte sie Rex, der sich zu ihrer Seite hingekauert hatte und gleichfalls auf seinen Herrn schaute.

Es schien, als spüre Graf Blomberg, dass er beobachtet wurde. Er richtete sich auf, drehte sich halb herum, und dann glitt ein Lächeln über sein eben noch ernstes Gesicht. Es war nur ein ganz flüchtiges Lächeln, so kurz, dass Nana fast glaubte, sie müsse sich getäuscht haben.

Finster wie eh und je schaute er ihr entgegen, als sie auf ihn zuging. Aber er hatte bei ihrem Anblick gelächelt, er musste sich gefreut haben, sie zu sehen. Du kannst mich nicht mehr täuschen, dachte Nana. Dein finsteres Aussehen ist nur eine Maske. Ich habe sie durchschaut.

Rex lief auf seinen Herrn zu und sprang um ihn herum. Es kam selten vor, dass Graf Blomberg seinen Hund nicht beachtete. Diesmal war es der Fall. Je näher Nana kam, desto finsterer wurde seine Miene.

„Sie haben den Kaffee vergessen, Graf Blomberg.“

Nana war Schüchternheit sonst fremd, aber diesem Mann gegenüber fühlte sie sich schrecklich befangen. Sie schaute ihn an und achtete nicht auf den Weg. Sie sah den Stein nicht, sie stolperte — und ließ vor Schreck die Tasche fallen. Die Thermosflasche zerklirrte, aber die beiden Menschen hörten es nicht.

Graf Blomberg hatte die Arme ausgestreckt und Nana aufgefangen. Fest lagen seine Hände auf ihrem Rücken, ganz dicht war sein Gesicht vor ihrem.

Erschrocken schaute Nana ihn an. „Der Kaffee … Die Flasche ist kaputt gegangen.“

Der Graf schien sie nicht gehört zu haben. Sein Blick brannte auf ihrem Gesicht, sein Atem ging schwer wie nach einer übergroßen körperlichen Anstrengung. Nana spürte seine Hände schmerzhaft fest auf ihrem Rücken. Er tat ihr weh, aber das wollte er nicht, und er wusste es auch nicht.

Ein winziges Lächeln nistete sich um ihren Mund ein, und der Schrecken wich aus ihrem Blick und machte einem anderen Ausdruck Platz.

„Nana …“ Die Stimme des Mannes klang rau.

„Ich weiß nicht einmal, wie du heißt“, flüsterte das Mädchen.

„Erik.“ Noch fester zog der Mann sie an sich. „Du …“

„Ist Ihnen etwas zugestoßen, gnädiges Fräulein?“, fragte Robert besorgt. Er wischte sich die Hände an der Hose ab. „Sie sind beinahe gestürzt …“

Nana schaute ihn an, als hätte sie ihn nie gesehen. Sie brauchte einen Moment, um in die Gegenwart zurückzufinden. Verlegen lächelnd trat sie einen Schritt zurück.

Erik von Blomberg hatte sie sofort freigegeben, als der Diener sie angesprochen hatte.

„Fräulein von Koldehoff hat uns den Kaffee gebracht, Robert“, sagte er trocken.

Der Diener bückte sich und nahm die Tasche hoch.

„Die Thermosflasche ist kaputt … Schade … aber das macht nichts, gnädiges Fräulein. Hier in der Nähe ist eine Quelle mit herrlichem Wasser.“ Er hatte Nanas Gesichtsausdruck falsch gedeutet.

„Machen wir weiter, Robert“, sagte Erik von Blomberg. „Sonst werden wir heute nicht mehr fertig. Vielen Dank für Ihre Mühe, Fräulein von Koldehoff. Es war wirklich nicht nötig, dass Sie extra unseretwegen gekommen sind.“

Er drehte ihr den Rücken zu und griff nach dem Hammer. Er schlug eine Krampe in den Pfahl, und es schien, als gäbe es für ihn im Moment nichts Wichtigeres.

Er liebt mich, dachte Nana. Ich weiß es, auch wenn er es nicht gesagt hat. Aber warum beachtet er mich jetzt nicht mehr? Er muss doch wissen, dass ich ihn auch liebe.

Rex schaute verwundert von ihr zu seinem Herrn und wieder zu Nana zurück. Dann stieß er ein klagendes Jaulen aus. Nana beugte sich zu ihm hinab.

„Dein Herrchen ist schwierig“, murmelte sie ihm zu. „Aber wir wissen, was wir von ihm zu halten haben, nicht wahr?“

Rex leckte ihr die Hand. Er schien völlig mit ihr einverstanden zu sein.

Erik arbeitete weiter, ohne Nana zu beachten. Es war Robert, der ein paar Worte mit ihr wechselte. Das Gesicht des Grafen war immer düster gewesen, aber jetzt war ein neuer Ausdruck hinzugekommen. Nana wusste ihn nicht recht zu deuten. Fast sah der Mann aus, als müsse er gewaltsam einen seelischen Schmerz unterdrücken.

Sie erhob sich und lächelte. Sie glaubte eine logische Erklärung gefunden zu haben.

„Bis nachher dann“, rief sie den beiden Männern zu.

„Seien Sie vorsichtig beim Abstieg, gnädiges Fräulein“, mahnte Robert besorgt.

Sein Herr richtete sich nicht einmal auf, als Nana ging.

***

„Was ist mit Ihnen los?“, fragte Frau von Eschenbach, als Nana nach ihrer Rückkehr zu ihr ins Zimmer kam.

„Nichts. Was soll mit mir los sein?“

„Das möchte ich ja gerade von Ihnen wissen. Spannen Sie mich nicht auf die Folter, Nana. Eine alte Frau wie ich hat ein Recht, neugierig zu sein.“

„Ich wusste nicht, dass Sie sich für eine alte Frau halten, gnädige Frau.“

„Lenken Sie nicht ab. Was ist geschehen?“

„Nichts.“

„Was haben Sie heute Morgen gemacht?“ Frau von Eschenbach war nicht bereit, sich mit Ausflüchten abspeisen zu lassen.

„Nichts Besonderes. Ich habe den beiden Männern nur den Kaffee gebracht.“

„Aha!“ Frau von Eschenbach nickte, als sei ihr jetzt einiges klar geworden. „Und weiter?“

„Dann bin ich zurückgegangen — das ist alles.“

Beim Nachdenken beulte Frau von Eschenbach die rechte Wange mit der Zunge aus. Ihr forschender Blick ruhte unverwandt auf Nanas Gesicht.

„Seid ihr euch einig geworden?“

Die junge Dame zuckte bei dieser direkten Frage zusammen.

„Ich verstehe nicht, gnädige Frau …“

„Machen Sie mir nichts vor, Sie haben genau verstanden, was ich meinte. Es wäre auch ein Wunder gewesen, wäre es anders gekommen. Wann wollt ihr heiraten?“

„Davon war überhaupt nicht die Rede.“ Nana wurde über und über rot. „Ich weiß nicht einmal, ob Graf Blomberg mich liebt.“

„Aber ich weiß es. Er liebt Sie. Und Sie lieben ihn auch. Kinder, seid vernünftig, macht euch das Leben nicht unnötig schwer. Es ist zu kurz, um nur einen einzigen Tag zu verschenken.“

„Soll ich ihm womöglich eine Liebeserklärung machen?“, fragte Nana aufsässig.

„Wenn er es nicht tut, warum nicht? Einer muss schließlich den Anfang machen. Ihr jungen Leute wollt doch heutzutage gleichberechtigt sein.“

„Gnädige Frau, zwischen dem Grafen Blomberg und mir ist nichts, was …“

„Papperlapapp, mir können Sie nichts vormachen. Aber meinetwegen spielt weiterhin Verstecken, wenn ihr Spaß daran findet. War doch keine schlechte Idee von mir, das Bein zu verletzen, nicht wahr?“, fragte sie schmunzelnd.

Nana machte, dass sie hinauskam. Sie war vollkommen verwirrt. Sieht man mir denn an, dass ich verliebt bin?, fragte sie sich. In ihrem Zimmer schaute sie in den Spiegel, den Robert inzwischen aufgehängt hatte. Ihre Augen leuchteten stärker als sonst, aber das konnte nur jemand sehen, der sie genau kannte.

Ich muss mich heute Mittag zusammennehmen, dachte sie, wenn wir in der Küche essen. Erik darf auf keinen Fall glauben, ich wolle mich ihm an den Hals werfen. Wie er mich angeschaut hat … Sie geriet unversehens ins Träumen.

***

Mittags half Nana, den Tisch zu decken. Sie hörte gleich darauf die Männer zurückkehren, und beim Klang von Eriks Stimme begann ihr Herz prompt schneller zu schlagen. Was er mit Robert besprach, verstand sie nicht. Es war wohl auch nicht wichtig, aber allein der Klang seiner Stimme genügte schon, um sie zu verwirren. Ich bekomme heute Mittag bestimmt keinen Bissen herunter, wenn er links neben mir sitzt, dachte sie.

„Mahlzeit“, wünschte Robert, als er eintrat. Er nickte Maria zu und bückte sich dann, um Lisa auf den Arm zu nehmen. „Warst du auch brav, mein Schätzchen?“, fragte er mit gespieltem Ernst.

Die Kleine nickte eifrig. Ihre Hände zerrten am Haar des Mannes, aber der lachte nur darüber, obwohl es bestimmt wehtat.

„Das darfst du nicht, Lisa“, schalt Maria. „Du tust Onkel Robert weh!“

„Lass sie nur. Was gibt es heute Gutes zu essen?“

Maria hob den Deckel vom Topf.

„Was machst du da?“, fragte sie, als Robert ein Gedeck vom Tisch nahm und auf ein Tablett stellte.

Der Diener machte plötzlich einen verlegenen Eindruck.

„Der Herr Graf … er hat immer wenig Zeit und … er möchte beim Essen lesen. Ich bringe ihm das Essen in sein Zimmer.“

„Ist gut, Robert.“ Maria fand das vollkommen in Ordnung.

Nana dagegen war wie vor den Kopf geschlagen. Ihre Knie wurden weich, sie setzte sich rasch. Er weicht mir aus, dachte sie. Warum? Er liebt mich doch. Hat er Angst vor der Liebe? Fürchtet er, ich würde ihn zurückstoßen?

Maria füllte den Teller des Grafen, und Robert griff nach dem Tablett, um es zu ihm zu tragen.

„Das mache ich schon.“ Nana kam ihm zuvor. „Wenn Sie mir bitte die Tür öffnen würden …“

Robert tat es sofort. Er ging ihr auf der Diele voran, klopfte an die Tür zum Zimmer des Grafen und öffnete sie auf sein brummiges Herein.

„Ihr Essen, Herr Graf.“

Erik von Blomberg stand am Fenster, mit dem Rücken zu ihnen. „Stell es auf den Tisch, Robert.“

Nana trug das Tablett; es zitterte in ihren Händen. Sie sah nur den Rücken des Mannes, aber schon er drückte Hoffnungslosigkeit aus.

„Wenn Sie noch mehr möchten, Graf Blomberg …“

Erik schnellte herum. „Sie?“, fragte er wild. „Warum bringt mir Robert das Essen nicht?“

„Schreien Sie mich nicht so an! Was haben Sie gegen mich, Graf Blomberg?“

„Nichts, meine liebe junge Dame!“ Seine Stimme war eisig.

„Doch, Sie haben etwas gegen mich. Was habe ich falsch gemacht? Es war bestimmt nicht meine Absicht.“

„Nichts, Fräulein von Koldehoff. Lassen Sie Ihr Essen nicht kalt werden. Guten Appetit.“

„Danke …“ Nana blieb am Tisch stehen. „Wäre es Ihnen lieber, ich würde das Schloss verlassen?“, fragte sie gepresst. „Maria könnte Frau von Eschenbach pflegen.“

„Nein. Sie nehmen sich zu wichtig, Fräulein von Koldehoff.“

Nana zuckte zurück, als hätte er sie geohrfeigt.

„Entschuldigen Sie bitte, ich war aufdringlich.“

Erik schaute sie düster an. Er widersprach ihr nicht, und sein Schweigen war wie eine Bestätigung.