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Dieses Büchlein ist eine gesunde Mischung aus sachlichem Text, Literatur und Poesie. Es handelt von der fünfjährigen Lotti, die keinen Verstand kennt, denn ihre Neugier geht dem Verstehen voraus. Sie stellt ihrem Opa Max einige Lebensfragen, als sie ein wunderschönes Wochenende bei ihm verbringt. Er hat ihr ausführlich erklärt, was im Leben wirklich zählt. Denn wir brauchen Aufklärung, Wärme und Zärtlichkeit - mit einem Wort: Liebe.
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Seitenzahl: 42
Veröffentlichungsjahr: 2016
Lieber Gott,
bitte beschütz die Leute überall, wo sie
sind. Nimm ihnen die Angst weg und gib
ihnen die schöne Ruhe deiner Seele.
Deine Lotti
Oppa, worum ham sich nich alle lieb?
Was is denn ein reines Herz?
Worum sin nich alle glücklich, Oppa?
Wofür denken die Leute viel?
Oppa, was is denn ein Verstand?
Was meins du mit Ego?
Aha, un was is ein Universum?
Oppa, was meins du mit Energie?
Erzähls du mir auch das Geheimnis?
Das wunderschöne Wochenende
Von frühester Kindheit blicken wir in eine unentdeckte Welt, die nie aufhört, uns in Staunen zu versetzen, und stellen immer wieder neue Fragen, die das Geheimnis des Lebens beinhaltet, denn auf der Klaviatur der Wirklichkeit gibt es so viele Spielarten, dass es schier unglaublich klingt. Wie wenig wir im Großen und Ganzen wissen, erkennen wir, wenn kleine Kinder anfangen, Fragen zu stellen, und so beruht auch dieses Büchlein auf neugierigen Fragen, welche die fünfjährige Lotti ihrem Opa Max stellte. Er trug zwar die äußere Verkleidung eines Erwachsenen, doch er war im Herzen Kind geblieben. Er war auf ganz natürliche Art alt geworden und strahlte so viel Offenheit und Lebensfreude aus, dass sie ihn gern in seinem gemütlichen Haus besuchte, das in einer idyllischen Landschaft unweit ihres Elternhauses gelegen war. Sie setzte sich gerne mit ihrem Opa ans Ufer des Baches, der hinter dem Obstgarten vorbeifloss, wenn er ihr etwas aus seiner Lebensgeschichte erzählte. Sie hörte ihm dabei nicht nur aufmerksam zu, sondern fragte auch direkt nach, denn sie brachte eine furchtlose Neugierde mit. Lotti hatte von Geburt an ein riesiges Glück, denn ihre Mutter betrachtete sie als das wertvollste Geschenk. Lotti hatte schon vor den ersten Gehversuchen das tiefe Gefühl, wirklich geliebt zu werden. Sämtliche Bedürfnisse wurden ohne Wenn und Aber erfüllt, denn die Liebe ihrer Mutter wurde niemals an Bedingungen geknüpft. Daran war Opa Max nicht unbeteiligt, denn er hatte auch seiner Tochter schon als Kind die Augen geöffnet für das, was im Leben wesentlich ist und wirklich zählt. Er hatte wie jeder Mensch auf dem blauen Planeten Erde eine besondere Vorliebe, und sein Interesse galt der Grunddisziplin der Philosophie. Dadurch hatte er eine gelebte Weisheit erlangt, die dem Grab am Ende aller Tage den Sieg entreißt. Im Eingang seines Hauses hing ein goldenes Gedicht über der Tür, das alle Gäste genau darauf hinweisen sollte:
Die frohe Botschaft ist nicht lang,
an Buchstaben kennt sie nur drei,
sie ruht im jetzigen Moment,
und lautet herzerfrischend: Sei.
Immer, wenn Lotti ihren Opa besuchte, funkelten die goldenen Buchstaben des Gedichts, als ob sie Lotti ganz freundlich begrüßen würden. Und so geschah es, dass sich an einem sonnigen Wochenende eine faszinierende Erkundungsreise entwickelte, die Lotti durch neugieriges Hinterfragen in Gang hielt, und die ihr Großvater Max durch absurde Geistesblitze befeuerte. Doch fangen wir ganz von vorne an, am ersten Tag, in der ersten Stunde, in der ersten Minute, im ersten Augenblick, als Lotti ihrem Opa die erste philosophische Frage stellte. Sie saß zu diesem Zeitpunkt vergnügt am Küchentisch, umringt von vielen Buntstiften, und malte ein wunderschönes Bild mit Blümchen, Herzen und Schmetterlingen auf einen leeren Schuhkarton. Als ihr Großvater hereinkam, sah sie ihn mit leuchtenden Augen an und fragte unschuldig:
„Weil sie nicht mehr reinen Herzens sind, liebe Lotti. Sie leben in der Vergangenheit und nicht mit der Vergangenheit. Sie erkennen nicht mehr das wahre Leben direkt vor ihren Augen.“ Diese Antwort schien der neugierigen Lotti jedoch nicht zu genügen, und so bedankte sie sich nur mit einem ausgedehnten Hmmm. Und so dauerte es auch nur wenige Stunden, bis sie erneut eine philosophische Frage stellte, als sie mit ihrem Großvater am Bachufer saß:
Diese Frage erfreute ihn und er versuchte, seiner lieben Enkelin Lotti eine umfassende Antwort zu liefern. Er sagte mit einem klaren Blick auf das fließende Gewässer: „Alles Lebendige kommt aus dem Wasser, alle Flüssigkeiten zirkulieren im Großen wie im Kleinen in einer einheitlichen Welt, die sich immer weiter dreht. Wenn ich auf das ruhig dahin strömende Wasser schaue, bin ich im Einklang mit dem Fluss des Lebens. Dabei ist kein überflüssiger Gedanke in meinem Kopf, und diese geistige Klarheit ist mit dem Gleichnis „reines Herz“ gemeint.
Für das reine Herz ist eine Minute ganze neunundfünfzig Sekunden zu lang, denn das wundervolle Leben bringt sich mit jedem Herzschlag zum Ausdruck. Das reine Herz pflanzt friedliche Blümchen auf unseren Lebensweg und ist eine Wohltat für die Menschheit, denn wenn wir von Herzen froh sind, juckt uns kein ängstlicher Gedanke. Doch wir haben unseren allergrößten Schatz noch nicht geborgen, die Bildung unseres Herzens ist der Menschheit bislang versagt geblieben. Als höchste Form der Bildung wird in unserer Gesellschaft das wissenschaftliche Studium angepriesen, das ja eine tolle menschliche Errungenschaft ist. Allerdings sollten wir nicht zu sehr am erlernten Wissen festkleben, das sich im Laufe der Zeit immer wieder verändert. Es ist empfehlenswert, das zu verspüren, was sich nicht ändert: Die Reinheit des Herzens.