Lovesongs for Alex - Katharina B. Gross - E-Book

Lovesongs for Alex E-Book

Katharina B. Gross

5,0

Beschreibung

Richard Clark, Mitglied der erfolgreichen Boyband 5Minutes, hat alles, was sich jeder Popstar wünscht: Geld, Ruhm und Millionen von Fans weltweit. Was zu seinem Glück noch fehlt, ist jemand, mit dem er sein Leben teilen kann. Doch wer könnte sich in jemanden wie Rick verlieben, der jeden Tag eine andere Affäre hat und nicht weiß, wie man eine Beziehung führt? An Liebe auf den ersten Blick glaubt der Popstar nicht – bis er nach einem Konzert auf Alex trifft. Alex, der so ganz anders ist als die Fans, mit denen Rick bisher zusammen gewesen ist. Alex, der ihm einfach nicht mehr aus dem Kopf geht. Doch es gibt ein Problem: Alex ist ein Mann und eine öffentliche Beziehung zu ihm wäre für 5Minutes ein Skandal. Kann sich Rick auf Alex einlassen, ohne seine Musikkarriere zu gefährden?

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Seitenzahl: 472

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Inhaltsverzeichnis

Widmung

Playlist

Somebody to Love (Justin Bieber)

You and me (Lifehouse)

Moment (One Direction)

Imagination (Shawn Mendes)

If our life is wrong (Calum Scott)

Don't go breaking my heart (Backstreet Boys)

They don't know about us (One Direction)

Secrets (OneRepublic)

That should be me (Justin Bieber)

Love you goodbye (One Direction)

Happier (Ed Sheeran)

Breathe Easy (Blue)

Sorry Seems To Be The Hardest Word (Blue feat. Elton John)

You are the reason (Calum Scott)

Rewrite The Stars (Zac Effron feat. Zendaya)

Danksagung

Leseprobe Gitarrengeist

Impressum

© dead soft verlag, Mettingen 2018

http://www.deadsoft.de

© the author

Cover: Irene Repp

http://www.daylinart.webnode.com

Bildrechte:

© dwphotos – shutterstock.com

eBook / Layout: Grittany Design

www.grittany-design.de

 1. Auflage

ISBN 978-3-96089-272-4

Für Alex

1. Somebody to love (Justin Bieber)

2. You and me (Lifehouse)

3. Moments (One Direction)

4. Imagination (Shawn Mendes)

5. If our love is wrong (Calum Scott)

6. Don’t go breakting my heart (Backstreet Boys)

7. They don’t know about us (One Direction)

8. Secrets (One Republic)

9. That should be me (Justin Bieber)

10. Love you goodbye (One Direction)

11. Happier (Ed Sheeran)

12. Breathe Easy (Blue)

13. Sorry seems to be the hardest word (Blue feat. Elton John)

14. You are the reason (Calum Scott)

15. Rewrite the stars (Zac Efron feat. Zendaya)

Die Arena ist brechend voll. Fans drängeln sich rechts und links an mir vorbei. Lisa zerquetscht beinahe meine Hand vor Aufregung, aber ich kann es ihr nicht übelnehmen, denn mir geht es genauso. Meine Hände schwitzen und mein Herz hämmert wie wild gegen meinen Brustkorb. Gleich werde ich sie sehen: 5Minutes – meine absolute alltime Lieblingsboyband!

Das Konzert war innerhalb von wenigen Tagen komplett ausverkauft. Es war pures Glück, dass wird noch an Karten bekommen haben. Vermutlich hätte es meiner Freundin das Herz gebrochen, dieses Konzert zu verpassen. Es ist das einzige Konzert, das 5Minutes in Köln spielen, ehe sie zurück nach England fliegen, um ihre Tour dort fortzusetzen. Lisa würde vermutlich so weit gehen, ihrer Lieblingsband hinterher zu reisen, wenn ihr das Studium nicht so wichtig wäre. Meine Freundin studiert Medizin, während ich mich nach dem Abi für BWL eingeschrieben habe. Trotzdem stand schon in unserer Schulzeit fest, dass wir uns nach dem Abschluss eine WG teilen werden.

Die Lichter gehen aus und kurz wird es um uns herum dunkel, bis bunte Strahler durch den Raum zucken. Meine Aufregung steigt. Die Fans kreischen wie verrückt, weil es sofort losgeht.

»Gleich werde ich Louis endlich live sehen«, sagt Lisas Freundin Juliane neben mir. »Ich bin so aufgeregt!« Sie greift nach meiner freien Hand und drückt sie noch fester, als Lisa es auf der anderen Seite schon tut. Wie gebannt sehen wir zur Bühne. Es ist dunkel, nur einzelne bunte Strahler erleuchten den vorderen Bereich der Bühne. Die Band stimmt im Hintergrund bereits ihre Instrumente. Ich habe wirklich lange für das Ticket gespart, weil ich unbedingt einen Stehplatz haben wollte. Schon seit heute Mittag haben wir vor der Arena gewartet, um möglichst weit vorne stehen zu können. Es ist zwar nicht besonders angenehm, inmitten der Fans, die sich dicht an einen drängeln, um noch näher an die Bühne heranzukommen. Aber besser, als nur von den oberen Rängen zuzuschauen. Juliane neben mir zappelt aufgeregt und auch ich trete von einem Fuß auf den anderen, als sich die Spots auf die Bühne richten. Als ich Lisa von dem Konzert erzählt habe, musste sie es natürlich gleich ihrer Freundin berichten. Juliane kommt aus Lisas Heimatstadt Konstanz. Vor fünf Jahren ist Lisa mit ihren Eltern hierhergezogen, weil ihr Vater eine Stelle als Chefarzt an der Uniklinik bekommen hat. Und obwohl Juli noch siebzehn und viel jünger als meine beste Freundin ist, sind beide unzertrennlich. Die Distanz scheint ihrer Freundschaft gar nicht im Weg zu stehen, denn wozu gibt es Social Media? Die beiden sind so verrückt, dass sie kaum noch ohne ihr Handy schlafen gehen. Lisa hängt ständig auf Twitter, Facebook oder Instagram, um jedes noch so kleine Detail über unsere Lieblingsband sofort mit ihrer Freundin zu teilen. Die Liebe zu 5Minutes verbindet die beiden.

Der Geräuschpegel schwillt an. Ich glaube, ich bin hier der einzige einundzwanzigjährige Mann zwischen Tausenden von kreischenden Mädchen. Aber das ist mir völlig egal. Ich liebe diese Boyband! Vor allem aber liebe ich den Leadsänger Richard Clark. Lisa liebt Rick ebenfalls, während Julianes Herz für Louis schlägt. Aber ich glaube, meine Gefühle unterscheiden sich deutlich von denen der Mädchen. Lisa hat ganz sicher keine feuchten Träume, in denen sie sich Nacht für Nacht vorstellt, mit Rick im Bett zu liegen und Dinge zu tun, an die ich am Tag nicht mal zu denken wage. Allein, weil Lisa einen festen Freund namens Michael hat, der jedoch so gar nichts mit dem Musikgeschmack seiner Freundin anfangen kann. Außerdem ist der Kerl eifersüchtig bis zum geht nicht mehr, was ihn nicht gerade sympathisch macht. Er kann nicht verstehen, warum Lisa lieber mit ihrem schwulen besten Freund statt mit ihm zusammenwohnen will. Das hat einen praktischen Grund: Unsere WG liegt nur wenige Gehminuten von der Uni entfernt, während Michael am anderen Ende der Stadt wohnt.

»Ah! Da sind sie!«, kreischt Lisa mir ins Ohr. Sie ist total aus dem Häuschen. Einige der Fans drängen sich von hinten gegen uns und schieben uns dadurch weiter nach vorne durch die Menge. Zum Glück halte ich beide Mädchen an den Händen fest, sonst hätte ich sie sicher schon im Gedränge verloren. Dass wir hier wie die Ölsardinen gequetscht werden, macht mir nichts aus. Hauptsache, ich verliere Lisa und Juli nicht, die aufgeregt neben mir auf und ab hüpfen. Musik tönt aus den Boxen, die Band beginnt zu spielen.

Die Just 5Minutes-Tour ist letzten Monat in London gestartet und endet auch dort. Ich bin richtig froh, dass die Jungs auch ein Konzert in Köln spielen. Juliane ist extra hierher angereist, da sie keine Tickets mehr für das Konzert in Stuttgart bekommen hatte. Die Mädels tragen ihre Fanshirts der Band mit dem Logo und den Tourdaten der aktuellen Europatour, die sie extra für das Konzert bestellt haben. Ich konnte mich erfolgreich dagegen wehren, dass mir Lisa ebenfalls eins mitbestellt. Ich brauche kein Shirt, um der Band meine Liebe zu zeigen. Außerdem wäre es peinlich, mit den Mädchen im Partnerlook hier aufzutauchen, auch wenn ich glaube, dass sowieso niemand Notiz von mir nimmt. Alle sind auf die Band fixiert.

Die ersten Klänge von Lucky girl hallen durch die Arena. Erst leise, dann immer lauter. Die Fans jubeln und toben, als sich die Lichter auf die Bühne richten und die Jungs von 5Minutes nacheinander die Bühne betreten. Erst Matthew, dann Tyler, gefolgt von Marc und Louis. Mein Puls beschleunigt sich, als sie die ersten Zeilen singen.

Hey lucky girl, when I see you, you’re always smiling.

Lots of friends, everytime another man.

Hey lucky girl, you’re always at a party, sourrounded by loud music.

You’re dancing, but you’re alone, but you’re alone.

Gänsehaut breitet sich auf meinen Armen aus und ich starre wie gebannt auf die Bühne. Trotz des Lärms um mich herum nehme ich nur noch die Band und ihre Musik wahr. Und dann – endlich – rennt er auf die Bühne: Richard Clark. Als ich ihn sehe, glaube ich fast, dass mein Herzschlag vor Aufregung für einen Moment aussetzt. Alles in mir kribbelt vor Adrenalin.

Rick läuft an den Rand der Bühne, breitet die Arme aus und lacht.

»Hello Cologne, are you ready?«, schreit er ins Mikrofon. Unter tosendem Applaus des Publikums steigt Rick in den Refrain ein. Seine Stimme hallt durch den Saal, durchdringt mich und lässt meinen Bauch angenehm kribbeln. Gott, wie ich seine Stimme liebe! Ich höre die Songs von 5Minutes fast durchgehend. Ihre Musik ist einfach großartig. Sie macht mich glücklich. Und Lucky girl ist mein absolutes Lieblingslied!

Oh lucky girl, oh lucky girl,

if you only let me, I’ll offer you the world.

Oh lucky girl, oh lucky girl,

if you only let me, I’ll love you forever,

‘cause you’re special to me.

Lisa und Juliane singen lautstark mit. Auch ich kann nicht anders, als in den Refrain einzusteigen. Ich bin wie berauscht von der Musik und dem unglaublichen Gefühl, die Band endlich live zu sehen. Noch viel besser wäre es, wenn Lisa und ich nach dem Konzert ebenfalls zu dem Meet & Greet mit Louis gehen könnten. Keine Ahnung, wie Juli es angestellt hat, an Louis heranzukommen, aber als sie bei uns in der WG angekommen ist, hat sie uns voller Vorfreude berichtet, dass sie von Louis persönlich zu einem Treffen eingeladen wurde. Hoffentlich haben wir Glück und die Security lässt uns ebenfalls rein. Es wäre echt der Wahnsinn, Louis persönlich kennenzulernen. Und wenn ich dann vielleicht noch zufällig Rick über den Weg laufen würde, wäre es das Highlight meines Lebens!

Auf den Leinwänden rechts und links neben der Bühne kann ich die Bandmitglieder genau erkennen. Rick hält sein Mikrofon beim zweiten Refrain in die Menge, damit wir alle seinen Part mitsingen können. Die Kameras sind auf ihn gerichtet und ich beobachte jede seiner Regungen auf der Leinwand. Wie er sich lachend die blauen Strähnen aus der Stirn streicht, die seine Augen verdecken. Heute trägt er ein schwarzes, viel zu enges Muskelshirt mit einer Regenbogenfahne mitten auf der Brust und dazu zerrissene Bluejeans. Rick ist derjenige aus der Band, der mit seinen Klamotten heraussticht. Vermutlich will Rick mit seinem Aufzug wieder die Medien provozieren. Es kursieren massenhaft Gerüchte über seine Bisexualität im Internet. Ich kann mir kaum vorstellen, dass das wirklich wahr sein könnte. Keine Ahnung, wer es in Umlauf gebracht hat, aber ich folge ihm schon sehr lange auf Twitter, wo ich noch nie Tweets oder Bilder gesehen habe, die Rick mit einem Mann zeigen. Außer natürlich mit seinem besten Freund Marc.

Rick ist ein ziemlicher Frauenmagnet, der, laut Presse, jeden Tag eine neue Affäre hat. Dieser Gedanke schmerzt. Natürlich weiß ich, dass ich nicht einmal in seine Nähe kommen werde, um ihm meine Gefühle zu offenbaren. Aber träumen ist bekanntlich nicht verboten. Er ist ein Weltstar, ich bloß ein verliebter BWL-Student. Uns verbindet nichts außer die Liebe zur Musik. Das Einzige, das mir vergönnt ist, ist, ihn aus der Ferne zu bewundern und seine Musik zu hören.

Als die Band das nächste Lied anstimmt, schließe ich meine Augen und lasse mich von der Musik davontreiben.

»Jetzt hör auf herumzutrödeln«, ruft mir mein Chef Peter zu.

»Ja.« Ich eile zu ihm hinter die Theke und hole das Bier ab, das er für Tisch fünf gezapft hat. Die beiden Männer dort lachen über irgendwas und der jüngere von ihnen wirft mir einen anzüglichen Blick zu, als ich das Bier abstelle. Okay, diese Hose ist etwas gewagt für die Arbeit. Aber es ist Samstagabend, vielleicht ergibt sich ja noch etwas. Peters Bar ist zwar keine Szenenkneipe, doch ab und zu verirrt sich der ein oder andere schwule Mann hierher. One-Night-Stands sind zwar nicht gerade das, was ich mir von meinem Leben wünsche, aber gelegentlich sage ich nicht nein.

Peter verabschiedet sich ins Lager, um ein weiteres Fass Bier zu holen, also stelle ich mich an die Bar und beginne damit, die schmutzigen Gläser abzuspülen. An den Job hier bin ich durch einen Kommilitonen gekommen. Peter ist sein Onkel, der für die Semesterferien eine Aushilfe gesucht hat. Und ich brauchte einen Job.

Heute ist noch nicht wirklich viel los, was untypisch für einen Samstagabend ist. Normalerweise sind hier fast alle Tische besetzt und ich renne nur so von einem Gast zum nächsten. Jetzt habe ich wenigstens ein bisschen Ruhe, um meinen Gedanken nachzuhängen.

Ich bin immer noch total geflasht vom gestrigen Konzert, obwohl ich traurig gewesen bin, dass Lisa und ich nicht mit Juliane zum Meet & Greet mit Louis gehen durften. Der Bodyguard hat uns nicht reingelassen, weil es ein inoffizielles Treffen war. Das hätte meine Chance sein können, Rick endlich einmal aus der Nähe zu sehen. Aber vermutlich hätte ich in seiner Gegenwart sowieso keinen Ton herausbekommen. Also ist es vielleicht besser gewesen. Ich hätte mich doch nur blamiert.

Trotzdem war es so überwältigend, 5Minutes endlich live auf der Bühne zu sehen, dass ich gestern Nacht vor Aufregung kaum einschlafen konnte. Stattdessen habe ich in meinem Bett gelegen und an die Zimmerdecke gestarrt, während das neue Album meiner Lieblingsboyband in Dauerschleife lief. Ich hätte ewig in der Arena bleiben können, um Ricks Stimme zu lauschen. Ich liebe die Texte der neuen CD. Rick hat sogar einige der Songs für das neue Album selbst geschrieben.

Lucky girl vor mich hin summend, strecke ich mich und stelle die Gläser ins oberste Regal. Die Typen von Tisch fünf winken mich erneut zu sich.

»Wir hätten gerne noch zwei Kölsch«, bestellt der ältere der beiden.

»Und deine Handynummer«, ergänzt der andere, der mir vorhin schon auf den Hintern gestarrt hat.

»Sorry, aber meine Nummer steht nicht auf der Karte.« Ich zwinkere ihm zu und verschwinde wieder, um das Bier zu holen. Der Typ sieht eigentlich gar nicht übel aus. Aber ich bin immer noch so im Rausch, weil ich Rick gestern live gesehen habe, dass jeder andere Mann jetzt sowieso keine Chance bei mir hätte. Warum sollte ich ihm also Hoffnungen machen, indem ich ihm meine Nummer gebe?

Immer noch summend ziehe ich mein iPhone aus der Hosentasche und öffne Twitter, um die offizielle Seite von 5Minutes und Louis’ Profil zu checken. Oh, beinahe hätte ich seinen neuen Tweet verpasst. Louis hat Fotos vom gestrigen Konzert gepostet. Einmal die Zuschauer in der Arena, die alle ihre Handylichter hochhalten und dann noch eins, auf dem alle fünf Mitglieder nach dem Konzert fröhlich in die Kamera grinsen. »Es war unglaublich, Leute«, steht unter den Fotos. Ich klicke auf das Herz unter dem Tweet, dann scrolle ich durch sein Profil zu den älteren Beiträgen. Es ist bereits eine ganze Weile her, seitdem Louis etwas gepostet hat. Untypisch, denn von Juliane weiß ich, dass Louis der einzige aus der Band ist, der ständig in den sozialen Medien unterwegs ist. Ich schaue mir einen der Tweets an und muss plötzlich laut lachen. Oh Mann! Lou und eine Banane?

Louis Adams @mysteriousLou: Esse eine Banane. L.

Der Uhrzeit nach zu urteilen, isst Louis ziemlich langsam, denn der zweite Tweet kommt fast fünfzehn Minuten später.

Louis Adams @mysteriousLou: Esse immer noch eine Banane. L.

Juli @holyjulicamoli: Ich denke daran, was ich alles mit deiner Banane anstellen könnte.

Sekunden später twittert sie erneut.

Juli @holyjulicamoli: Denke immer noch daran, was ich alles mit deiner Banane anstellen könnte.

Ein breites Grinsen stiehlt sich auf mein Gesicht. Gott, Juli traut sich ganz schön was! Ich hätte nie im Leben den Mut aufgebracht, so etwas auf einen Tweet von Louis zu antworten. Vor allem nicht öffentlich!

Louis Adams @mysteriousLou: @holyjulicamoli: Erzähl mir mehr. L.

Marc und Rick haben ebenfalls auf Lous Bananen-Tweet geantwortet.

Marc Hall @MarcHallOfficial: Kann ihm mal jemand die Banane wegnehmen, sonst drehe ich gleich durch!

Richard Clark @RickyBoy: @MarcHallOfficial Habe ihm die Banane erfolgreich aus den Händen gerissen und zerstört.

Dazu hat Rick das Bild einer Banane gepostet, die zermatscht auf dem Boden liegt. Ich kann mir Louis wirklich gut vorstellen, wie er seine Bandkollegen mit einer Banane völlig verrückt macht. Okay. Stopp. Jetzt wird die Vorstellung ein wenig zu bildlich. Grinsend schüttele ich den Kopf, um dieses Bild zu vertreiben, und stecke das Handy wieder ein. Mir würde im Traum nicht einfallen, die Tweets von 5Minutes zu kommentieren, so wie es Juliane regelmäßig tut. Vor allem nicht die von Rick. Obwohl ich ihm auf Twitter und Instagram folge, würde ich mich nie und nimmer trauen, ihn einfach so anzuschreiben. Ich meine, wie könnte ich? Rick ist ein Star und ich bloß ein verliebter Junge!

Seufzend widme ich mich wieder den dreckigen Gläsern. Meine Gedanken wandern immer wieder zum gestrigen Konzert zurück. Obwohl ich fast nur Augen für Rick gehabt habe, ist mir dennoch aufgefallen, dass Louis auf der Bühne irgendwie traurig gewirkt hat. Vermutlich, weil Juli vor dem Konzert über ihn und seine seltsame Zurückhaltung in den sozialen Medien gesprochen hat. Er hat sogar seinen zweiten Einsatz bei Lucky girl verpasst. Marc hat ihm geholfen und wahrscheinlich ist es kaum einem aufgefallen, aber da ich dieses Lied gerade rauf und runter höre, habe ich es bemerkt. In der Pause habe ich die Mädchen darauf angesprochen. Juliane hat gleich auf Liebeskummer getippt, während Lisa bloß ratlos mit den Schultern gezuckt hat. Juli meinte, es aus einem seiner letzten Tweets herausgelesen zu haben, da Lou vor einiger Zeit ein paar Zeilen aus einem Liebeslied auf seinem Twitteraccount geteilt hat. Rick hat es als einen neuen Song abgetan, was Juli aber nicht glaubt. Wenn es um Louis geht, hat sie sich selbst zum Fan Nummer eins erkoren. Sie verpasst keine Nachrichten von oder über ihn und hat, laut Lisa, unzähligen Merchandise von Lou. Shirts, Armbänder, Tassen und solchen Kram. Vermutlich mag sie ihn so sehr, weil er immer so geheimnisvoll wirkt. Oder aber, weil er mit gerade zwanzig der Jüngste ist. Keine Ahnung. Vermutlich hat sie auch einfach einen Narren an ihm gefressen, weil er total niedlich und sie heimlich in ihn verliebt ist. Louis ist aber auch der einzige von 5Minutes, der in der Presse oder im Fernsehen nie mit einer Frau oder einem Mann gesehen wird. Alle Fragen der Journalisten, wie es um sein Liebesleben steht, ignoriert er. Glaubt Juliane vielleicht deshalb, er könnte unglücklich verliebt sein? Ich wollte sie spaßeshalber damit aufziehen, ob sie nicht einfach selbst Liebeskummer hat und diesen auf Louis projiziert. Doch sie hat gleich dichtgemacht und es abgestritten.

Juli bleibt noch bis morgen Nachmittag bei uns, bevor sie zurück nach Konstanz fährt. Heute Abend sind die beiden Mädchen zu Lisas Freundin Vanessa gefahren, um mit ihr ein bisschen zu feiern. Also habe ich sturmfreie Bude. Ich könnte bei meinem Kumpel Tim anfragen, ob er Lust auf Party hat. Alternativ könnte ich mir nach meiner Schicht eine schöne Pizza Hawaii bei meinem Lieblingsitaliener bestellen und es mir mit einem guten Film auf dem Sofa gemütlich machen. Ja, Plan B klingt wirklich vielversprechend.

Gedankenverloren lasse ich meinen Blick durch den Raum gleiten. Die Typen von Tisch fünf sitzen immer noch vor ihren halbvollen Gläsern. Plötzlich fällt mir ein Mann in der hinteren Ecke des Raumes auf. Als ich ihn erkenne, beschleunigt sich mein Herzschlag. Ach du scheiße! Das kann doch nicht wahr sein! Ich blinzle ein paar Mal, aber er ist es wirklich. Er trägt dasselbe Shirt wie gestern unter dem schwarzen Kapuzenpullover. Der von blauen Strähnen durchzogene Pony wird von einem Bandana zurückgehalten. Obwohl er eine schwarze Sonnenbrille trägt, damit ihn niemand erkennt, würde ich es unter Tausenden tun. Richard Clark, meine heimliche Liebe. Ich muss mich am Tresen abstützen, meine Beine bestehen plötzlich nur noch aus Wackelpudding. Die Gedanken in meinem Kopf überschlagen sich. Gott, was macht er hier? Das kann doch nicht wahr sein! Es gibt unzählige Kneipen in Köln. Wie hoch ist da die Wahrscheinlichkeit, dass Rick gerade in die Kneipe geht, in der ich arbeite? Das … Gott … ich glaube mein Herz bleibt gleich vor Aufregung stehen!

»Hör endlich auf damit, Löcher in die Luft zu starren, und bediene unsere Gäste. Was ist heute los mit dir? Sonst bist du doch auch immer so aufmerksam. Geh und nimm die Bestellung von dem Mann da drüben auf. Ich glaube, er sitzt schon eine ganze Weile dort«, höre ich Peter hinter mir schimpfen. Erschrocken zucke ich zusammen. Wie lange steht er schon da?

»Ich?«, krächze ich panisch. Meine Kehle ist plötzlich staubtrocken.

»Siehst du hier etwa noch jemanden, der fürs Kellnern bezahlt wird?« Peter zieht belustigt die Augenbrauen hoch. Ich schlucke nervös und schiele kurz zu Rick, der gerade die Getränkekarte studiert. Vermutlich kann er sie nicht lesen. Kann ich denn einfach so zu Rick rübergehen und ihn fragen, was er trinken will? Das ist zwar mein Job, aber … ich meine, das ist Rick, der da am Tisch sitzt. Mein Herz schlägt mir bis zum Hals.

»Worauf wartest du?«, fragt mein Chef ungeduldig. Mit wild klopfendem Herzen und wackeligen Beinen gehe ich zu Rick rüber. Meine Handflächen schwitzen so sehr, dass ich Angst habe, meinen Kuli fallen zu lassen.

»Ähm … Hallo«, bringe ich mühsam hervor und wische mir die Hände an meiner Schürze ab. Gott, meine Stimme klingt furchtbar! Wozu zur Hölle brauche ich ein Meet & Greet, wenn Richard Clark höchstpersönlich in der Kneipe sitzt, in der ich arbeite? Rick hebt den Kopf, aber hinter seiner Sonnenbrille kann ich seinen Blick gar nicht deuten, was mich noch nervöser macht.

»Ähm … was möchtest du trinken?«, frage ich ihn in meinem besten Schulenglisch, das ich zustande bringe, und hoffe, die Vokabeln nicht durcheinander gebracht zu haben. Englisch war im Abi nicht mein bestes Fach. Meine Lehrerin hat immer nur verzweifelt den Kopf geschüttelt und gemeint, würde ich jemals in ein englischsprachiges Land reisen, würde ich mich elendig verlaufen und dann nicht einmal nach dem Weg fragen können. Aber wozu jemanden fragen, wenn es Google Maps gibt?

Rick schiebt sich die Brille von der Nase, sodass ich endlich in seine blauen Augen sehen kann. Das Licht hier ist zwar gedämmt, aber ich weiß, dass seine Augen strahlend blau sind, immerhin habe ich ein Poster von ihm über meinem Bett hängen. Es ist das erste, was ich jeden Morgen sehe, wenn ich aufwache. Aus der Nähe sieht er noch viel besser aus als im Fernsehen oder gestern auf der Bühne! Mein Herz überschlägt sich beinahe in meiner Brust. Wenn er mich weiterhin so ansieht, bekomme ich auf der Stelle einen Herzinfarkt und Rick heute gar nichts mehr zu trinken. Hoffentlich bemerkt er nicht, dass ich am ganzen Körper zittere. So unauffällig wie möglich lehne ich mich an den Tisch, um wenigstens ein bisschen Halt zu haben.

Rick fixiert mich immer noch, dann huscht ein Lächeln über sein Gesicht, für das ich vermutlich vor Aufregung sterben werde. Weil es mir gilt. Vielleicht lacht er mich aber auch nur für mein schlechtes Englisch aus, doch das ist mir gerade total egal. Hauptsache, ich bin es, der ihm ein Lächeln aufs Gesicht zaubert.

»Was empfiehlst du mir denn?«, fragt er und schiebt die Getränkekarte zur Seite.

»Ähm … Bier?«, schlage ich wenig geistreich vor, weil ich keine Ahnung habe, was Rick gerne trinkt. Ich muss wohl die Frage zu seinen Lieblingsgetränken in den Interviews übergangen haben.

»Okay.«

Heißt das jetzt, ich soll ihm ein Bier bringen? Aber welches? Pils? Kölsch? Weizen? Ich stehe immer noch wie angewurzelt vor seinem Tisch, Block und Kuli fest umklammert, und starre Rick an. Fragend zieht er eine Augenbraue hoch, unterbricht den Augenkontakt zu mir jedoch nicht. Oh scheiße! Mein blödes Herz dreht gerade total durch. Ein Wunder, dass ich nicht schon längst einen Herzinfarkt erlitten habe.

»Alexander!«, ruft Peter quer durch den Raum. Jetzt kehrt wieder Leben in mich und ich eile davon, um das Bier für Rick zu organisieren.

Ich denke, dass ihm das Kölsch ganz gut geschmeckt hat, immerhin hat Rick noch zwei weitere bestellt, ehe er vor ungefähr einer Stunde die Kneipe verlassen hat. Bis zum Ende meiner Schicht füllt sich die Kneipe stetig, sodass ich kaum noch Zeit habe, weiter über Ricks Besuch nachzudenken.

Nachdem ich das letzte der sauberen Gläser ins Regal geräumt habe, löse ich die Enden meiner Schürze.

»Ich bin dann weg für heute«, rufe ich Peter zu, der gerade einen der leeren Tische abwischt.

»Ist gut, Alex. Den Rest schaffe ich alleine. Hab noch einen schönen Abend.«

»Danke. Bis morgen dann.« Ich schnappe mir meinen Rucksack und verlasse die Kneipe. Soeben habe ich mir online eine leckere Pizza Hawaii bestellt, die in knapp einer halben Stunde zu mir nach Hause geliefert wird. Bei dem Gedanken an Pizza knurrt mein Magen bereits.

»Hey«, sagt jemand hinter mir, als ich gerade die Straße überqueren will. Ich drehe mich zu demjenigen um und erstarre. Rick lehnt mit dem Rücken gegen die Wand in der Nähe vom Eingang, die Hände in den Taschen seiner Kapuzenjacke vergraben. Wie konnte ich ihn eben übersehen? Das Licht der Eingangsbeleuchtung wirft Schatten auf seine Gestalt, aber es ist unverkennbar Richard Clark. Erschrocken sehe ich mich nach allen Seiten um, aber es ist niemand in der Nähe, den er statt mir hätte meinen können. Rick löst sich von der Wand und kommt langsam auf mich zu. Soll ich dem Schicksal jetzt danken oder es verfluchen, dass mir mein Schwarm heute gleich zweimal über den Weg läuft?

»Alexander?«

»Woher kennst du meinen Namen?«, frage ich verdattert. Als mich Rick jedoch nur verwirrt ansieht, fällt mir ein, dass er mich gar nicht versteht. Also übersetze ich ihm meine Frage nochmal.

»Dieser große Mann hat dich so genannt.« Rick zuckt mit den Schultern.

»Was machst du noch hier?«, will ich wissen, um nicht wie ein völliger Idiot hier vor ihm zu stehen und ihn stumm anzustarren. Hat er etwa auf mich gewartet? Bei diesem Gedanken beschleunigt sich mein Puls und plötzlich beginne ich zu schwitzen, obwohl heute Abend ein frischer Wind weht.

»Das klingt jetzt blöd, aber ich weiß nicht mehr, in welchem Hotel wir untergekommen sind. Keiner der Jungs geht ans Handy und ich werde mich hier vermutlich verlaufen, bevor ich das Hotel wiederfinde. Es hatte so einen seltsamen Namen …« Ein wenig verlegen sieht er mich an. Das hätte ich jetzt nicht vermutet. Warum hat sich Rick denn kein Taxi zu einem x-beliebigen Hotel genommen? Und wozu gibt’s Google?

»Ähm …« Was nun? Rick sieht mich an. Zumindest glaube ich, dass er es tut. Es ist dunkel auf der Straße, nur wenige Laternen beleuchten den Gehweg. Das Licht der umgebenden Kneipen reicht nur knapp bis hierher. Außerdem kann ich Ricks Augen hinter der Sonnenbrille, die er immer noch trägt, nicht erkennen.

»Mein Akku hat den Geist aufgegeben, als ich Marc eben eine Nachricht geschickt habe«, teilt er mir mit und hält mir sein Smartphone entgegen, als sei es die Erklärung dafür, dass er immer noch hier ist.

»iPhone?«

Richard nickt.

»Also …« Ich schlucke nervös. »Willst du vielleicht mit zu mir kommen? Ich wohne nicht weit weg und … vielleicht passt mein Ladekabel ja.« Meine Wangen brennen. Zum Glück ist es dunkel, sodass Rick nicht sehen kann, wie rot ich geworden bin. Wie komme ich nur auf diese Schnapsidee, ihn in meine WG einzuladen? Ist mein Zimmer überhaupt aufgeräumt? Wenigstens weiß ich, dass Lisa und Juliane heute Abend nicht mehr nach Hause kommen. Es ist sowieso völlig verrückt, dass mir Richard Clark über den Weg läuft und dann auch noch meine Hilfe braucht. Popstars sind doch sonst immer so … distanziert. Zumindest, wenn man das glaubt, was man so aus den Nachrichten mitbekommt. Rick ist das genaue Gegenteil. Er hat keine Scheu, mit mir zu reden, als wären wir alte Bekannte.

Zu meiner Überraschung schenkt Rick mir ein strahlendes Lächeln und nickt. Na großartig. Jetzt stehe ich hier mit einem Superstar, der mit zu mir nach Hause will.

»Gut, dann komm. Vielleicht hast du ja Glück und auf dich wartet schon eine Nachricht von den anderen, sobald dein Handy wieder angeht«, sage ich und versuche, meine Stimme nicht so zittrig klingen zu lassen, wie ich mich fühle. Rick folgt mir zur Straßenbahnhaltestelle. Die nächsten fünfzehn Minuten bis zur WG verbringen wir schweigend. Ich, weil ich völlig nervös bin, und Rick, weil er immer wieder auf sein iPhone schaut, in der Hoffnung, es könnte doch noch ein Funken Leben im Akku stecken.

»Dann komm mal rein«, fordere ich ihn auf, nachdem ich die Wohnungstür aufgeschlossen und Licht im Flur gemacht habe. Rick zieht sich seine Schuhe aus und folgt mir ins Wohnzimmer. Etwas unschlüssig stehe ich im Raum und beobachte ihn dabei, wie er sich umsieht. Sicher hat er im Vergleich zu uns eine riesige Penthouse-Wohnung irgendwo im Zentrum von London. Das, was Lisa und ich uns hier in Köln leisten können, ist nur eine winzige Drei-Zimmer-Wohnung im Dachgeschoss. Für einen allein wäre diese Wohnung als Student kaum bezahlbar. Da bin ich wirklich froh, mir mit meiner besten Freundin die Miete teilen zu können. Ich besinne mich und gehe zur Kommode an der Wand rüber, in der wir unseren Technikkram aufbewahren, und ziehe mein iPhone-Ladekabel heraus, das ich Rick reiche. Dieser setzt sich damit aufs Sofa und ich deute auf die Steckdose in Höhe der rechten Sofalehne, an der er sein Handy anschließen kann. Sofort, als er das tut, piept es.

»Willst du etwas trinken?«, frage ich ihn, ganz der gute Gastgeber. Ich meine, hey, wie oft hat man denn schon einen Superstar im Wohnzimmer?

»Gerne. Hast du Bier?«

Ich nicke und hole zwei Beck’s aus der Küche. Rick nimmt die Flasche entgegen und trinkt sogleich einen großen Schluck.

»Deutsches Bier schmeckt echt klasse«, sagt er genießerisch. Ich setze mich in einigem Abstand neben ihn. Mein Handy vibriert in meiner Hosentasche. Ich ziehe es heraus und lese die Nachricht von Lisa, da auch Rick mit seinem Smartphone beschäftigt ist.

Was machst du heute Abend, Süßer? Willst du nicht doch noch rüber zu Vanessa, um nicht so alleine zu Hause zu sein? Immerhin ist Samstagabend.

Grinsend antworte ich ihr, ich wäre müde und nicht in Partylaune. Einen Teufel werde ich tun und jetzt zu Vanessa fahren, wenn Richard Clark höchstpersönlich neben mir auf dem Sofa sitzt und Bier trinkt! So etwas passiert vermutlich nur einmal in hundert Jahren! Verdammt, was habe ich nur für ein Glück, meinem Idol so nah zu sein? Heute Morgen war ich noch so traurig, weil das Konzert bereits vorbei ist, und jetzt sitzt er neben mir! Das ist so verrückt, dass ich glaube, zu träumen. Wenn ich meine Hand nur ein paar Zentimeter weit ausstrecke, könnte ich ihn berühren. Einfach so.

Rick ist immer noch in sein Handy vertieft. Ob ihm wohl einer seiner Bandkollegen geschrieben hat und er gleich wieder verschwindet? Mit bangem Herzen schiele ich auf sein Smartphone. Rick macht gar keine Anstalten, zu verbergen, dass er gerade auf Twitter unterwegs ist.

Richard Clark @RickyBoy: Rick allein in Köln – und sofort verlaufen! Was müssen diese Straßen hier auch so unaussprechliche Namen haben?

Unweigerlich muss ich grinsen. Wenn Juliane diesen Tweet sieht, kommt ganz sicher prompt eine Antwort. Selbst mich juckt es in den Fingerspitzen, darauf zu antworten. Alleine, damit Rick meinen Nicknamen erfährt, obwohl dieser ziemlich dämlich klingt. Ich will ihn schon lange ändern, aber irgendwie bin ich nie dazu gekommen. Lisa hat mir diesen Namen verpasst, als wir eines Abends ziemlich betrunken nach einer dieser Studentenpartys nach Hause gefahren sind.

Das iPhone in meiner Hand blinkt auf und zeigt eine Nachricht auf Twitter an. Neugierig öffne ich die Seite.

Juli @holyjulicamoli: @RickyBoy Verrate uns, wo du bist, und wir kommen zu dir. Dann können wir gemeinsam einsam sein.

Na hoffentlich antwortet Rick nicht auf den Tweet. Wenn Lisa und Juliane erfahren, dass Rick in unserem Wohnzimmer sitzt … die Party bei Vanessa wäre sofort vergessen und die beiden wären schneller hier, als ich bis drei zählen kann. Vermutlich würden sie Vanessa auch noch mitschleppen, und wer weiß wen noch. Nein danke! Ich möchte die Zeit allein mit Rick auskosten, solange es geht.

Das Klingeln an der Wohnungstür lässt mich erschrocken zusammenzucken. Sind das jetzt etwa schon meine Freundinnen? Das kann nicht sein, Lisa hat doch einen Schlüssel …

»Entschuldige mich kurz«, sage ich zu Rick, der immer noch in sein Smartphone vertieft ist, und eile zur Tür. Erleichtert stelle ich fest, dass es bloß der Lieferservice ist. Meine Pizza habe ich in dem ganzen Trubel völlig vergessen. Der Pizzaduft steigt mir in die Nase und ich merke jetzt erst, wie hungrig ich bin. Ob Rick wohl Pizza Hawaii mag?

»Hey, ich hatte vorhin Pizza bestellt. Möchtest du mitessen? Ansonsten … ich könnte auch anrufen und noch eine zweite bestellen?«

»Quatsch. Wenn es dir nichts ausmacht, nehme ich ein Stück von dir«, winkt Rick ab und legt sein iPhone zur Seite. Anscheinend hat sich bisher niemand aus der Band bei ihm gemeldet, sonst würde er mein Pizzaangebot wohl kaum annehmen. Ich setze mich mit dem Karton auf dem Schoß wieder neben ihn, diesmal etwas näher, damit er problemlos nach der Pizza greifen kann. Voller Vorfreude öffne ich den Deckel. Ich liebe Pizza Hawaii.

Rick beugt sich zu mir vor und späht in den Pizzakarton. Seine Schulter streift kurz meine und diese kleine Berührung reicht schon aus, um meinen Körper unter Strom zu setzen. Sogleich schlägt mein Herz einen Takt schneller. Leider ist der Körperkontakt viel zu schnell vorbei.

»Hawaii?«, fragt er und verzieht das Gesicht. »Das ist doch nicht dein Ernst!«

»Wieso? Was gibt es denn besseres als Pizza Hawaii an einem Samstagabend?«

»Also für mich hat Ananas nichts auf einer anständigen Pizza zu suchen. Da müsste Peperoni drauf«, meint Rick fachmännisch und verschränkt die Arme vor der Brust.

»Peperoni? Niemals!« Schmollend schiebe ich die Unterlippe vor. Nichts ist besser als Pizza Hawaii. Da wäre Juli sicher auch meiner Meinung. Und Louis sowieso. Weiß Rick eigentlich, dass sein Bandkollege auch so sehr auf Pizza Hawaii abfährt? Das Foto, das Louis damals auf seiner Seite gepostet hat, auf dem er versucht, ein Stück Pizza zu essen, das eigentlich zu groß für seinen Mund ist, hat Juli immer noch als Sperrbildschirm auf ihrem iPhone.

Unwillkürlich muss ich über Ricks Gesichtsausdruck lachen, als er die Ananasstückchen aus dem Teig pickt und das Stück dann in die Hand nimmt. Irgendwie kommt es mir total unwirklich vor, dass wir hier über unsere Pizzavorlieben streiten, als wären wir alte Freunde. Dass Richard Clark einmal in meinem Wohnzimmer sitzt und mit grimmiger Miene Ananasstückchen aus meiner Pizza Hawaii pult, hätte ich mir nie träumen lassen.

Mein Puls beschleunigt sich immer weiter, je länger ich ihm beim Essen zusehe. Und mein Herz macht schon lange, was es will, ohne auf meinen Verstand zu hören. Neben Lisa und Juliane bin ich wohl der größte 5Minutes Fan. Ich habe die Band, und vor allem Rick, seit ihren Anfängen bei der Casting Show vor gut drei Jahren verfolgt und ihre Musik seit dem ersten Song geliebt. Die Songs sind für mich etwas ganz Besonderes, haben mich in schweren Zeit aufgebaut und mir Mut gemacht, wenn ich nicht an mich geglaubt habe. Scheiße, über meinem Bett hängt sogar ein Poster von Rick!

Die Wärme seines Körpers strahlt zu mir rüber, so nah ist er mir. In mir kribbelt alles. Ist ihm denn gar nicht heiß unter seiner Kapuzenjacke? Ich für meinen Teil schwitze fürchterlich – und dabei trage ich bloß ein T-Shirt! Seine Anwesenheit versetzt meinen Körper in einen Ausnahmezustand. Hoffentlich stinke ich nicht. So unauffällig, wie möglich, schnuppere ich an mir. Nein, noch ist alles in Ordnung.

Zum Glück beachtet Rick mich nicht weiter, weil er mit der Pizza und seinem Bier beschäftigt ist. Dafür, dass er Pizza Hawaii so gar nicht leiden kann, hat er einen ordentlichen Appetit. Mein Hunger ist hingegen vergessen. Vor Aufregung würde ich vermutlich sowieso keinen Bissen herunterbekommen.

»Willst du gar nichts essen?«, durchbricht Rick die Stille zwischen uns. »Die Pizza ist schon kalt.« Zu meiner Überraschung nimmt er ein Stück aus dem Karton und hält es mir an die Lippen. Mein Mund öffnet sich wie von selbst, mein Körper reagiert ganz automatisch auf diese vertraute Geste. Gott, das ist so verrückt! Ich beiße ein Stück von der Pizza ab und greife mit der Hand nach dem Rest, um es Rick abzunehmen. Unsere Hände berühren sich für einen kurzen Moment. Seine Wärme schickt Stromschläge von meinen Fingerspitzen durch meinen ganzen Körper. Ich kann mich nicht rühren, sondern nur stumm in seine blauen Augen schauen, die mich ernst mustern.

»Du hast da Soße«, meint er leise, ehe er sich noch ein Stück vorbeugt und plötzlich viel zu nahe ist! So nah, dass ich sein After Shave riechen kann. Ich schnappe hörbar nach Luft, als er mit dem Daumen über meine Oberlippe streicht. Wie gebannt sehe ich ihm dabei zu, wie er sich genüsslich die Tomatensoße vom Finger leckt. Scheiße, das ist heiß! Meine Kehle wird trocken, mein Herz überschlägt sich beinahe in meiner Brust und meine Gedanken kreisen wild durcheinander, ohne dass ich einen fassen kann. Rick sieht mich weiterhin stumm an und ich Idiot kann nichts anderes tun, als zurück zu starren, weil mir die Worte im Hals stecken bleiben. Es fühlt sich an, als würde die Luft zwischen uns vibrieren.

»Ich … ich …«, beginne ich zu stottern, weil ich den Drang verspüre, irgendwas zu sagen, um diese seltsame Anspannung zwischen uns aufzulockern. Wenn ich es nämlich nicht tue, springt mir mein Herz gleich aus der Brust. Ich bin sowieso erstaunt, dass Rick das laute Pochen meines Herzens nicht hört, denn es ist das einzige Geräusch im ganzen Raum. Mein Körper spielt in seiner Nähe verrückt. Ich hoffe inständig, dass Rick nicht bemerkt, was seine Nähe mit mir anstellt. Jetzt bereue ich meine enge Hose, denn so kann ich, auch wenn ich es wollte, meine körperliche Reaktion auf ihn nicht verbergen. Zum Glück schützt mich der Pizzakarton in meinem Schoß vor der Peinlichkeit, dass Rick meinen Ständer bemerkt.

»Ich … Ich liebe eure Musik … Deine Stimme … Ich war gestern auf eurem Konzert in der Lanxess Arena und stand sogar in deiner Nähe. Na ja, wenn man die rund tausend Menschen zwischen uns mal außen vorlässt und …«

»Alexander.« Ricks blaue Augen fixieren mich erneut. Das Blut schießt mir in den Kopf. Es hat mich schon lange keiner bei meinem vollen Namen genannt. Mein Chef Peter nennt mich nur so, wenn er sauer auf mich ist. Aber so, wie Rick meinen Namen ausspricht, mit diesem sexy britischen Akzent … Seine tiefe Stimme verursacht eine Gänsehaut auf meinem Körper und lässt mein Herz noch schneller schlagen, obwohl ich wirklich geglaubt habe, mehr geht nicht. Vermutlich stelle ich gerade einen neuen Weltrekord in Sachen Herzklopfen auf.

»J … Ja?«, krächze ich.

»Halt einfach die Klappe, okay?«

Ehe ich auf seine Worte reagieren kann, spüre ich seine Lippen auf meinem Mund. Vor Schreck fällt mir das Stück Pizza aus der Hand in den leeren Karton. Passiert das gerade wirklich oder halluziniere ich, weil mein Hirn bereits vor Stunden seinen Dienst versagt hat? Werde ich etwa tatsächlich von Richard Clark, dem Leadsänger meiner Lieblingsboyband, geküsst? Ich?

Ich kann einfach nicht glauben, dass das hier gerade wirklich geschieht. Dabei wollte ich mir nur einen gemütlichen Abend mit meiner Pizza und einer DVD machen … Ach, scheiß auf Pizza! Das ist tausendmal besser als die beste Pizza der Welt! Von Rick geküsst zu werden, habe ich in meinen kühnsten Träumen nicht zu hoffen gewagt. Ich bin so überrascht und gleichzeitig überrumpelt, dass ich wie erstarrt dasitze, statt seinen Kuss zu erwidern. Seine Zunge dringt durch meine Lippen und ich will gar nicht, dass er je wieder aufhört, mich zu küssen. Mein Herz rast in meiner Brust, ich bin wie benebelt von seinem unglaublichen Geschmack. Rick schmeckt so viel besser als alles, was ich bisher probiert habe. Ein bisschen nach Pizza Hawaii, obwohl er die Ananasstückchen nicht mitgegessen hat, aber eben auch einfach nach sich selbst. Diese Kombination ist so unglaublich gut, dass mir spätestens jetzt alle Sicherungen durchbrennen. Jeder Gedanke an Pizza wird unwichtig, Ricks Kuss ist alles, worauf sich meine Sinne konzentrieren.

Seine Lippen sind genauso weich, wie ich es mir immer vorgestellt habe, wenn ich alleine in meinem Bett gelegen und das neue Album von 5Minutes hoch und runter gehört habe. Der Kuss ist unerwartet zärtlich und beinahe vorsichtig. So habe ich Rick gar nicht eingeschätzt. Ich dachte, er wäre ein Mann, der sich einfach nimmt, wonach ihm der Sinn steht. Schließlich eilt ihm sein Ruf voraus. Die Medien berichten immer wieder, was für ein Casanova Rick in Bezug auf Frauen ist, dass er nichts anbrennen lässt. Genau aus diesem Grund verwirrt mich dieser Kuss. Fast schon zögerlich streicht seine Zunge über meine Lippen, entzieht sich meinem Mund immer wieder, als würde er sich vor meiner Reaktion fürchten. Natürlich wäre ich ziemlich blöd, würde ich ihn jetzt von mir stoßen und einen auf keusche Jungfrau machen, wo dieser Kuss doch alles ist, wovon ich seit Jahren träume. Seit dem Tag, an dem ich Rick mit einem Mikrofon in der Hand auf der Bühne bei dieser Castingshow habe stehen sehen, wo er mit vor Nervosität bebender Stimme einen Song der britischen Boyband Blue performt hat. Dass Rick mir die Wahl lässt, diese Sache zu beenden oder zu vertiefen, verursacht einen wahren Gefühlssturm in meinem Inneren.

Ich nehme allen Mut zusammen und wage mich mit meiner Zunge in seinen Mund. Sofort nutzt er diese Chance, mich in einen Kuss zu verwickeln, der mir den Atem raubt. Scheiße, kann er gut küssen! Ein letzter Funke Zweifel meldet sich in meinem Kopf. Ich sollte das hier nicht tun, um nicht mit einem gebrochenen Herzen zu enden. Ich weiß, wie Rick tickt. Zumindest glaube ich das, was im Internet über ihn geschrieben wird. Er macht sich nicht viel aus Gefühlen wie Liebe und Treue, denn sein Weg ist mit gebrochenen Herzen gepflastert. Ich kenne die Gerüchte um seine zahlreichen Affären. Vermutlich hört er jeden Tag, wie toll er ist und wie sehr die Fans in ihn verknallt sind. Für ihn bin ich bloß einer von vielen, doch er ist für mich der Einzige. Ich schwärme schon so lange für Rick, dass mir dieser Moment unglaublich viel bedeutet. Auch wenn er mir morgen mein Herz bricht, kann ich es nicht ändern. Einer mehr auf seiner endlos langen Liste von gebrochenen Herzen. Dieser Gedanke schmerzt, aber ich verbanne ihn aus meinem Kopf. Wenn er weg ist, kann ich immer noch darüber nachdenken. Jetzt gehört er jedoch mir. Jetzt will ich seine Nähe einfach nur genießen.

Wie von selbst legen sich meine Hände auf seine Schultern und schieben ihm die Kapuzenjacke vom Körper. Nun ist es an ihm, mich zu stoppen. Er tut’s nicht. Stattdessen löst er unseren Kuss und greift nach dem Saum seines Shirts, um es sich über den Kopf zu ziehen. Mit offenem Mund starre ich ihn an, kann meinen Blick einfach nicht von seinem nackten Oberkörper und den vielen Tattoos abwenden, die ich bereits von Fotos kenne. Aber live ist es nochmal etwas ganz anderes!

»Wo ist dein Schlafzimmer?«, fragt Rick mit einem spitzbübischen Lächeln. Ich schlucke, unfähig, etwas zu sagen, und deute mit dem Kopf in die Richtung, in der ich mein Zimmer vermute. Denken ist gerade nicht meine Stärke. Rick schnappt erneut nach meinen Lippen und dieses Mal erwidere ich den Kuss mit derselben Leidenschaft. Er erhebt sich und zieht mich auf die Beine, ohne den Kuss auch nur für einen Moment zu unterbrechen. Der Pizzakarton fällt auf den Teppich und ich stolpere darüber. Egal. Aufräumen kann ich, wenn Rick weg ist. Gerade kreisen meine Gedanken nur um das Gefühl seiner Hände auf meinem Hintern.

Wir taumeln mehr durch den Flur, als dass wir gehen. Zum Glück steht meine Zimmertür offen. Wir stolpern hinein. Keine Ahnung, was das zwischen uns ist. Anziehung vielleicht? Zumindest macht Rick es mir gerade verdammt schwer, vernünftig zu sein. Seine Zunge in meinem Mund sorgt dafür, dass ich all meine Zweifel darüber, was wir hier gerade tun, einfach vergesse. Das hier ist Richard Clark, der mich um den Verstand küsst! Und er küsst so wahnsinnig gut! Ich wäre ein Idiot, wenn ich jetzt einfach aufhören würde. Es ist sowieso ein Wunder, dass er hier in meiner Wohnung gelandet ist. Mit ihm auch noch Sex zu haben, ist so etwas wie ein Sechser im Lotto. Dass es unweigerlich dazu kommen wird, kann ich nicht abstreiten. Ich bin verdammt heiß auf Rick und so, wie er rangeht, wird er nicht einfach nur neben mir einschlafen wollen. Vermutlich wird es mir das Herz brechen, wenn er nach dem Sex geht. Für ihn bin ich nichts anderes als ein weiterer One-Night-Stand auf der Europatour. Und obwohl ich mich nur sehr selten auf One-Night-Stands einlasse, kann ich Rick nicht widerstehen, weil ich schon so lange heimlich in ihn verliebt bin.

Rick zerrt am Stoff meines Shirts. Für einen kurzen Augenblick löse ich mich von ihm, um das lästige Kleidungsstück auszuziehen. Einen Moment bleiben wir atemlos voreinander stehen. Es ist dunkel in meinem Zimmer. Jetzt bereue ich es, kein Licht gemacht zu haben, denn so kann ich seinen Körper nur undeutlich erkennen. Das Mondlicht reicht nicht aus, um mir all seine Konturen einzuprägen. Dieser Moment wird sich nie wiederholen. Es ist eine einmalige Gelegenheit für mich. Gott, ich klinge furchtbar! Aber gegen meine Gefühle für Rick kann ich einfach nichts machen. Vor allem jetzt nicht, wo er mir so nah ist!

Seine Augen ruhen auf mir und machen mich ganz nervös. Die Hitze der Leidenschaft von vorhin ist wie weggeblasen. Ich starre Rick an und versuche, in seinem Gesicht zu lesen, aber es ist verdammt schwer, in dem dunklen Raum viel von seinen Gefühlsregungen zu erkennen. Ich wage kaum, mich zu rühren. Was, wenn er jetzt geht? Was, wenn er plötzlich merkt, dass er einen Fehler macht? Zwar weiß ich, dass Rick nichts anbrennen lässt, aber ich bin ein Mann. Das kann er nicht übersehen haben! Und ich habe keine Ahnung, ob er sich im Klaren ist, was er hier tut. Schließlich weiß ich nicht, ob er wirklich bisexuell ist, wie im Internet verbreitet wird. Hatte er schon mal Sex mit einem Mann? Und falls nicht, sieht er hier die Gelegenheit, es einmal auszuprobieren?

Mein Herz schlägt immer schneller und meine Anspannung wächst, je länger er mich schweigend ansieht. Gott, gleich falle ich einfach um, so nervös bin ich. Diese seltsame Stimmung zwischen uns ist kaum noch zu ertragen.

Rick streckt seine Hand nach mir aus und berührt mit seinen Fingern meine Brust. Erschrocken zucke ich zurück. Die Berührung ist ganz sanft und hat nichts von der Wildheit, mit der er mich eben geküsst hat.

»Du bist schön«, haucht er kaum hörbar. Seine Worte verklingen im Raum wie ein Echo. Ein Zittern geht durch meinen Körper, angespannt presse ich die Luft aus meinen Lungen. Bevor meine Beine nachgeben können, ist Rick bei mir und schließt mich in seine Arme. Ich presse mich an ihn, vergrabe mein Gesicht an seiner Halsbeuge und atme seinen einzigartigen Duft ein. Seine Haare kitzeln meine Wange. Scheiße, fühlt sich das gut an!

»So schön«, wiederholt er nochmal. Seine Lippen wandern über meinen Hals und vermutlich hinterlässt er an genau dieser Stelle einen Knutschfleck. Falls mich Lisa am Morgen danach fragt, werde ich geheimnisvoll schweigen. Hoffentlich kommen die Mädels nicht so früh von Vanessa zurück.

Ricks Hände wandern über meinen Rücken und hinterlassen überall dort eine Gänsehaut, wo er mich berührt. Ich schmiege mich noch näher an ihn. Seine Hände legen sich auf meinen Hintern. Mir wird heiß und die Jeans spannt noch schlimmer in meinem Schritt. Er schiebt mich ein Stück von sich, um mich erneut anzusehen. Wir sind fast gleich groß und ich muss meinen Blick nur ein wenig heben, damit ich ihm direkt in seine blauen Augen sehen kann. Dass er unglaublich schöne Augen hat, weiß ich. Dafür brauche ich kein Licht im Schlafzimmer. Immerhin hängt über meinem Bett ein Poster von ihm – in Nahaufnahme. Verdammt, das Poster habe ich ganz vergessen! Spätestens morgen Früh wird er es sehen, falls er so lange bleibt. Gott, wie peinlich!

Rick durchbricht mein Gedankenkarussell, indem er seinen Mund erneut auf meinen drückt. Dieses Mal ist der Kuss so sanft und zärtlich, dass mir das Herz schwer wird. Ich seufze leise in unseren Kuss hinein. Unglaublich, welche Gefühle ein einziger Kuss in mir auslöst. Auch wenn diese Nacht für Rick bloß ein bedeutungsloser One-Night-Stand ist, mir wird sie immer in Erinnerung bleiben.

Ohne den Kuss zu lösen, schiebt mich Rick weiter durchs Zimmer, bis ich das Bett in meinen Kniekehlen spüre. Ich lasse mich nach hinten auf die Matratze sinken und ziehe ihn mit mir, bis er auf mir liegt. Mit meinen Händen erkunde ich seinen Rücken, streiche über jedes Stückchen Haut, das mir unter die Finger kommt, um mir seine Konturen einzuprägen. Unser Kuss wird wieder leidenschaftlicher, bis er mir den Atem raubt. Keuchend trennen wir uns voneinander. Rick kniet sich über mich und öffnet mir mit flinken Handbewegungen den Gürtel, um mir danach die Jeans auszuziehen. Ich hebe das Becken an, damit er es leichter hat, und strample mir das Kleidungsstück halb von den Beinen, bis es endlich irgendwo auf dem Boden neben dem Bett landet. Meine Socken ziehe ich mir schnell selbst aus. Und ehe ich mich versehe, sind auch meine Shorts verschwunden. Nackt liege ich vor Rick, der mich erneut mustert. Mein Herz rast in meiner Brust, meine Atmung geht stoßweise. Mein Gesicht glüht und jetzt bin ich doch froh darüber, kein Licht gemacht zu haben.

Rick dreht mir den Rücken zu und setzt sich auf die Bettkante, um sich ebenfalls auszuziehen. Mein Blick heftet sich auf seinen aufgerichteten Schwanz, als er sich erneut über mich kniet. Keine Ahnung, ob Rick wirklich bi ist, aber es sieht nicht so aus, als würden ich und unsere wilde Knutscherei ihn völlig kalt lassen. Die Tatsache, dass ich es bin, der ihn so erregt, macht mich irgendwie stolz. Ich lege meine Hände auf seine Wangen und ziehe sein Gesicht zu mir heran, um ihn erneut zu küssen. Obwohl ich es vor Erregung kaum noch aushalte, will ich das Gefühl seiner weichen Lippen auf meinen einfach nicht missen. Rick lässt sich sofort auf den Kuss ein und gewährt meiner Zunge nur zu gerne Einlass, während er sich erneut auf mich rollt. Das Gewicht seines Körpers auf meinem fühlt sich so unglaublich gut an. Ich schiebe meine Beine auseinander, damit er besser dazwischen Platz findet. Seine Hände streichen über meine Seiten weiter hinab zu meinem Hintern.

»Hast du ein Kondom?«, fragt er mich, nachdem er den Kuss gelöst hat. Kondome … richtig. Scheiße, hoffentlich habe ich noch welche! Es wäre jetzt verdammt peinlich, wenn ich erst rüber in Lisas Zimmer schleichen müsste, um bei ihr nach Kondomen zu suchen. Vermutlich hat sie nicht mal welche, weil sie auf die Pille schwört. Rick gibt mich frei und ich rutsche zur Seite, um in der Nachttischschublade zu wühlen. Tatsächlich finde ich noch einen Streifen Kondome und sogar Gleitgel. Die Tube ist fast voll, was deutlich zeigt, wie wenig Sex ich in letzter Zeit hatte. Vielleicht ist das auch ein Grund dafür, dass ich mir diese Gelegenheit einfach nicht entgehen lassen möchte. Na ja, wenn ich ehrlich bin, habe ich schon lange von einer Nacht mit ihm geträumt, jedoch nie auch nur einen Gedanken daran verschwendet, dass es tatsächlich einmal passieren könnte.

Ich drehe mich wieder um und reiche Rick wortlos die Sachen. Mit einer routinierten Bewegung öffnet er die Folienverpackung und streift sich das Kondom über seine Härte. Ich schlucke bei diesem Anblick. Okay, jetzt ist es tatsächlich gleich so weit. Mit wild klopfendem Herzen mache ich es mir bequem. Oder sollte ich mich lieber umdrehen? Keine Ahnung, wie Rick es am liebsten macht. Scheiße, hat er es überhaupt schon mal mit einem Kerl getan?

»Soll ich mich umdrehen?«, frage ich schüchtern. Meine Stimme klingt dabei total furchtbar, weil ich so schrecklich aufgeregt bin. Rick schüttelt den Kopf und rutscht erneut zwischen meine Beine. Er greift nach meiner Wade und legt sich mein rechtes Bein über die Schulter. Ich keuche überrascht auf, als Rick ohne Umschweife einen gelbenetzten Finger in mich hineinschiebt. Schwer atmend stoße ich die Luft aus und versuche, mich zu entspannen. Oh ja, er weiß genau, was er tun muss, um mich um den Verstand zu bringen. Der anfängliche Schmerz wandelt sich schnell in Lust. Ich bin nicht sein erster Mann, das steht fest.

»Ah … hör nicht auf«, stöhne ich ungehalten und schiebe ihm mein Becken entgegen. Rick hält mitten in der Bewegung inne und sieht mich verwirrt an. Oh scheiße, ich habe völlig vergessen, dass er kein Deutsch versteht. Mein vor Lust benebeltes Hirn konnte gar nicht so schnell ins Englische wechseln. Ich wiederhole die Worte noch einmal, damit er mich versteht. Rick lacht leise und nimmt einen zweiten und dritten Finger hinzu, um mich zu weiten. Wimmernd klammere ich mich an seine Schultern, kann es kaum noch erwarten, ihn endlich in mir zu spüren. Mein Hirn setzt völlig aus, ich bestehe nur noch aus Lust.

»Jetzt mach schon«, fordere ich ihn ungeduldig auf. Obwohl ich nicht will, dass es vorbei ist, kann ich doch nicht länger warten. Rick zieht seine Finger wieder zurück und lässt mein Bein runter. Ich hebe mein Becken auf seinen Schoß und spreize die Beine weiter, damit er es leichter hat, in mich einzudringen. Auch wenn es noch ein wenig wehtut, dränge ich mich ihm ungeduldig entgegen, bis er komplett in mir versinkt. Rick unterdrückt ein Stöhnen, lässt sich nach vorne fallen und ergreift erneut Besitz von meinen Lippen. Jede seiner Bewegungen schürt das Verlangen in mir. Mein Stöhnen wird von unserem Kuss gedämpft. Als er tief in mich eindringt, glaube ich fast, mir würde mein Herz aus der Brust springen. Das hier ist viel mehr als ein One-Night-Stand und ich weiß, spätestens morgen Früh bin ich verloren. Er wird mein Herz mitnehmen, sobald er durch die Tür unserer Wohnung geht. Und es wird mir nichts ausmachen, weil mein Herz schon lange ihm gehört.

Ich sehe Rick an, betrachte sein schönes Gesicht, die winzigen Schweißperlen auf seiner Stirn uns das zerzauste blonde Haar mit dem blaugefärbten Pony, der ihm bei jedem Stoß in die Augen fällt. Auch er sieht mich fest an. Unsere Blicke verhaken sich ineinander, sodass ich mich einfach nicht abwenden kann. Ich verliere mich in dem Blau, das jetzt viel dunkler und intensiver aussieht. Und mit jedem Stoß, den er mich weiter zum Höhepunkt treibt, verliebe ich mich mehr in ihn.

Mit der Hand taste ich zwischen uns und greife nach meinem Schwanz, um ihn im Rhythmus seiner Stöße zu massieren. Es dauert tatsächlich nicht mehr lange, bis die Wellen der Lust über mir zusammenbrechen. In einigen Schüben komme ich.

Ricks Bewegungen werden schneller und auch er kommt kurz nach mir. Schwer atmend sinkt er in meine Arme. Ich genieße den kurzen Augenblick, in dem wir beide völlig erschöpft und verschwitzt, eng umschlungen daliegen. Mein Herzschlag beruhigt sich nur sehr langsam. Ein bisschen habe ich Angst, dass dieser Moment plötzlich endet. Dass Rick aufsteht und geht, weil ihm am Ende doch noch einfällt, in welchem Hotel er untergekommen ist, oder ihm einer seiner Bandkollegen eine Nachricht mit der Hoteladresse hinterlassen hat.

Rick küsst mich noch einmal, ehe er sich aus mir zurückzieht und das benutzte Kondom entsorgt. Dann schlüpft er in seine Shorts. Ich sehe zu, dass ich auch meine wieder anziehe. Mit bangem Herzen starre ich auf seinen Rücken, beobachte, wie sich seine Schultern leicht bewegen, wenn er einatmet. Wird er jetzt gehen? Ich will schon etwas sagen, irgendwas Unverfängliches wie Danke für diese Nacht oder Es war schön mit dir, als er sich zu mir umdreht und mir ein Lächeln schenkt. Ein Lächeln, das mir unter die Haut geht und mein Herz höherschlagen lässt.

»Kann ich bleiben?«, fragt er und wirkt plötzlich verlegen. So, als hätten wir gerade nicht verdammt heißen Sex miteinander gehabt. Eher so, als würden wir uns das erste Mal begegnen. Ich nicke und schlage die Decke zurück, damit er sich neben mich legen kann.

Oh Mann, was für eine Nacht! Ich kann immer noch nicht glauben, dass Rick eng an meine Seite gepresst neben mir liegt. Seine Lippen streifen meine Schulter immer wieder sanft und er murmelt irgendetwas Unverständliches vor sich hin, bis ich nur noch ruhige Atemzüge von ihm höre. Ich bleibe auf dem Rücken liegen, darauf bedacht, mich nicht zu bewegen und ihn dadurch aus Versehen zu wecken. An Schlaf ist gar nicht zu denken, alles in mir tobt. Ein Grinsen, das ich nicht unterdrücken kann, breitet sich auf meinem Gesicht aus. Ich hatte Sex mit Richard Clark! Verrückt! Es war keiner meiner Träume. Es war echt.

Am nächsten Morgen bin ich nicht alleine, als ich wach werde. Rick liegt immer noch neben mir, hat sich von mir weg auf die Seite gedreht und atmet ruhig. Vorsichtig drehe ich mich zu ihm und rutsche nah an ihn heran. Eine ganze Weile liege ich mit wild klopfendem Herzen da, lausche seinen gleichmäßigen Atemzügen und starre auf das Tattoo in seinem Nacken. Es sind Sterne, die mittig über seine Wirbelsäule entlanglaufen und sich mit einer Dornenranke verbinden. Ich kenne seine Tattoos auswendig, muss nicht einmal hinsehen, um zu wissen, dass er auf der rechten Seite bis zum Hüftknochen die Namen der Bandmitglieder tätowiert hat. Die Tattoos live zu sehen, ist jedoch etwas völlig anderes als auf Bildern im Internet.

Das Bedürfnis, ihn zu küssen, wird übermächtig, also lege ich meine Lippen leicht auf den ersten Stern direkt unter seinem Haaransatz und hauche einen sanften Kuss auf seine weiche Haut. Dann schmiege ich mich nah an ihn und drücke meine Nase in sein Haar, schnuppere leicht an ihm. Zu seinem eigenen Geruch hat sich der leichte Duft nach Sex vermischt. Er erinnert mich an die vergangene Nacht und lässt mein Blut direkt in tiefere Regionen wandern …