LSD - Kulturgeschichte von A bis Z - Wayne Glausser - E-Book

LSD - Kulturgeschichte von A bis Z E-Book

Wayne Glausser

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Beschreibung

2018 jährt sich die Entdeckung der psychedelischen Eigenschaften des LSD zum 75. Mal. Damit wird es Zeit, eine Enzyklopädie der Kulturgeschichte dieser einflussreichen Substanz zu verfassen. Der US-amerikanische Autor Wayne Glausser hat sich dieser Herausforderung gestellt und ein Werk vorgelegt, das alle damit in Zusammenhang stehenden wichtigen Stichworte vereint - von A wie Ralph Abraham und Acid bis Z wie Frank Zappa und Zen-Buddhismus. Wayne Glausser präsentiert in seinem Buch eine Auswahl an Artikeln zu wichtigen und einflussreichen Persönlichkeiten der psychedelischen Bewegung sowie über 400 Stichworte rund um die weltweite LSD-Kultur. Mit Texten zur psychedelischen Kunst und Kultur des Untergrunds, zum Einfluss des Acid auf Religion, spirituelle Praxis, Philosophie, Politik, Wissenschaft, Sport und Wirtschaft, bis hin zum Einsatz des LSD in Psycholyse und psychedelischer Psychotherapie. Aus dem Englischen übertragen und um wichtige Stichworte der europäischen psychedelischen Kultur ergänzt. Mit einem Vorwort von Christian Rätsch.

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Wayne Glausser

LSD

Kulturgeschichte von A bis Z

Wie ein Molekül die Welt veränderte

Mit einem Prolog von Christian Rätsch

Aus dem amerikanischen Englisch übersetzt von Inge Aures

Impressum

Nachtschatten Verlag AG

Kronengasse 11

CH-4500 Solothurn

Tel: 0041 32 621 89 49

Fax: 0041 32 621 89 47

[email protected]

www.nachtschatten.ch

© 2011 Wayne Glausser

© 2018 Nachtschatten Verlag

Dieser Titel ist eine erweiterte und aktualisierte Übersetzung desenglischsprachigen Originals Wayne Glausser: Cultural Encyclopedia of LSDJefferson, North Carolina, and London:

McFarland & Company, Inc., Publishers, © 2011.

Mit freundlicher Genehmigung.

Übersetzung: Inge Aures

Lektorat, Ergänzungen und Gesamtredaktion: Markus Berger

Korrektorat: Jutta Berger

Gestaltung & Layout: Felix Mäcke, felix.maecke.de

Umschlaggestaltung: Felix Mäcke

Schriften: Baskerville von John Baskerville, © Monotype Typography, Ltd und

Frutiger von Adrian Frutiger, © Adobe Systems Incorporated

Druck: Druck & Verlag Steinmeier, Deinigen

Papier: Gedruckt auf Circlematt (115 g/m2), 100% Recyclingpapier

Printed in Germany

Umschlag Photografie: von Laura Converse (Lurm), www.iamlurm.com

Umschlag Muster: von Lluisa Iborra, thenounproject.com

ISBN: 978-3-03788-551-2eISBN: 978-3-03788-565-9

Alle Rechte der Verbreitung durch Funk, Fernsehen, fotomechanische Wiedergabe, Tonträger jeder Art, elektronische digitale Medien und auszugsweiser Nachdruck sind nur mit Genehmigung des Verlags erlaubt.

Inhalt

Dank

Christian Rätsch: Prolog

Vorwort des Autors

Einführung

Lexikon von A bis Z

Bibliografie

Über den Autor

Für Meg und Annie.

Dank

DePauw University unterstützte meine Arbeit durch ein Forschungsstipendium und ein Sabbatjahr. Neben den wissenschaftlichen, journalistischen und biografischen Quellen, die in der Bibliografie aufgeführt sind, trug auch der Gedankenaustausch mit Kollegen, Freunden und Familienmitgliedern viel zu diesem Werk bei. Mein Dank gilt besonders Michael Sinowitz für die Hilfe bei den Themen Musik und populäre Kultur, Istvan Csicsery-Ronay und Tom Chiarella für die Unterhaltungen über diverse psychedelische Themen sowie Keith Nightenhelser für die vielen nützlichen Hinweise, die seinem wahrhaft enzyklopädischen Gedächtnis entspringen. In zwei Seminaren über Drogen, Literatur und Kultur gaben mir meine Studenten an DePauw University viele Anregungen und stellten provokative Fragen zu diesen Themen. Ich bin ihnen dafür sehr dankbar, insbesondere Shelby Sleight und Michael Schmidt, die einen Sommer lang mit mir recherchierten.

Ich bedauere sehr, dass mein Bruder Grant, der ein lebhaftes Interesse an diesem Thema hatte, die Veröffentlichung des Buches nicht mehr erleben konnte. Ich hoffe, dass Marnie McInnes die Ansicht teilen wird, dass sich die Mühe lohnte, und dass Meg und Annie Glausser – Schwestern und Wissenschaftlerinnen, denen ich dieses Buch widme – mit Vergnügen in dem Buch herumblättern werden.

Prolog

Zum 75. Jubiläum ist es wirklich angemessen, die Kultur des LSD zusammenzufassen. Der US-Amerikaner Wayne Glausser hat sich dankenswerter Weise die Mühe gemacht, musste aber bald feststellen: „Ein Kulturlexikon über LSD zu schreiben, stellte sich überraschenderweise als ein komplexes Unterfangen heraus.“ Aber er hat doch vieles aus englischsprachiger Literatur zusammengetragen und miteinander in Zusammenhang gebracht. Sein Buch ist ein erster Leitfaden für junge LSD-Adepten in die Kultur des LSD. Vor allem für deutschsprachige Interessierte, die nach den 1970er Jahren geboren wurden und die psychedelische Revolution nur aus den Medien oder aus den Erzählungen ihrer Eltern kennen.

Die psychedelische Revolution bestand aus weitaus mehr, als daraus, ein paar Trips einzuwerfen. Das LSD, genauer gesagt: die verblüffende LSD-Wirkung, hat Kunst und Kultur generiert. Besonders wichtig waren die Trip-Verarbeitungen von Kreativen, die der Menschheit neue Musik, neue Lyrik und Literatur, neue Malerei, neue Filme geschenkt haben. Was wäre die Welt ohne Albert Hofmann, ohne die Beatles, ohne Timothy Leary, ohne den Surrealismus, ohne die Gedanken von Ernst Jünger oder Rudolf Gelpke, ohne Easy Rider, ohne Woodstock, ohne Burg Herzberg oder Finkenbach; was ohne Dosis, Set und Setting? – Die heutige Welt wäre nicht vorstellbar … es würde eine andere Wirklichkeit existieren, aber wohl eher eine, in die man nicht freiwillig reisen möchte. Deshalb ist es wichtig, in die Kraft der antiken Mysterienkulte zu vertrauen und den rituellen Genuss von LSD zu zelebrieren. Albert Hofmann hat zeit seines Lebens davon geträumt, die Mysterien von Eleusis mit LSD wiederzubeleben.

Nun hat der 1968 in Lüneburg geborene deutsche Autor Arne Ahlert in seinem SF-Roman Moonatics eine Party-Szene auf dem Mond beschrieben, die der Vision von Albert Hofmann recht nahekommt. Die Moonatics haben ein richtungsweisendes Ritual entwickelt: Die Mysterien von Delysium – eine geniale Verknüpfung von Delysid und Elysium, und eine direkte Anspielung auf die Mysterien von Eleusis … „Das sind die Mysterien von Delysium, die dich schauen lassen … Jeder bekommt das zu sehen, was ihm zusteht.“

Christian Rätsch

Hamburg im Frühjahr 2018

Vorwort des Autors

Als der Schweizer Chemiker Albert Hofmann 1938 Verbindungen der Lysergsäure synthetisierte, hatte er keine Vorstellung davon, welche dramatischen Auswirkungen seine Arbeit auf die Geschichte haben würde: Er suchte einfach nur nach einem Medikament, das den Kreislauf und die Atmung anregen sollte. Die Verbindung, die er LSD-25 nannte, überraschte ihn durch bisher einmalige bewusstseinsverändernde Wirkungen. Zum Glück handelte es sich bei dem Prometheus des LSD um einen belesenen, wissensdurstigen Menschen, und er begann, die psychiatrischen, religiösen und künstlerischen Auswirkungen der von ihm erzeugten Substanz zu erforschen. Drei Jahrzehnte später sorgte seine Entdeckung für Schlagzeilen und veränderte sein Leben auf eine Weise, wie er es sich nie hätte vorstellen können.

LSD nimmt unter den psychoaktiven Substanzen eine Sonderstellung ein. Nicht nur, weil es nicht zu Abhängigkeit führt, sondern auch, weil seine Wirkungen so unberechenbar wie heftig sind, beeinflusst es das Leben der Menschen auf vollkommen andere Weise als Substanzen wie Heroin, Kokain und Methamphetamin, welche vorhersehbare Freuden und gesundheitliche Schäden mit sich bringen. Sogar unter seiner pharmakologischen Verwandtschaft – die psychedelische Familie schließt Meskalin und Psilocybin mit ein – zeichnet sich LSD durch seine außergewöhnliche psychotrope Potenz aus. Auf dem Höhepunkt seiner Popularität beeinflusste LSD alle Sphären der Kultur, da die Menschen versuchten, seine Kraft für ein breites Spektrum von Verwendungszwecken zu nutzen: um Neurosen zu heilen, Kommunismus zu bekämpfen, Kunst zu inspirieren, das politische Establishment zu untergraben, die menschliche Evolution zu katalysieren und um Menschen mit Gott in Kontakt zu bringen.

Das Studium von LSD erschließt eine Goldader von historischen und phänomenologischen Ironien. Schon bei Hofmanns allererstem Trip löste Acid ein Spektrum an Emotionen aus, die von Panik bis zu Euphorie reichten. LSD kann eine Person „verrückt‘‘ werden lassen oder das seelische Gleichgewicht einer Person wieder herstellen. Es war bzw. ist ein potenzielles therapeutisches Hilfsmittel und eine Waffe, die gegen einen Feind eingesetzt werden könnte; eine Bedrohung der Gesellschaftsordnung und ein Sakrament; eine Inspiration für Künstler und deren Nemesis. Die Regierung, die letztendlich den Gebrauch von LSD verurteilte und kriminalisierte, hatte vorher seine Produktion unterstützt und angehende gegenkulturelle Propheten damit bekannt gemacht.

Dieses Lexikon versucht den kulturellen Einfluss von LSD in all seiner Komplexität aufzuzeichnen – besonders in Amerika und England, den zwei Ländern, die die psychedelische Kultur dominierten, und deren jeweiligen psychedelischen Hauptstädten, San Francisco und London. Obwohl sich eine größere Anzahl der Einträge auf den Höhepunkt der psychedelischen Ära von Mitte bis Ende der 1960er-Jahre bezieht, behandeln weitere Einträge frühere und spätere Zeiträume wie auch den anhaltenden zeitgenössischen Einfluss von LSD.

Dieses Lexikon enthält zahlreiche Einträge über psychedelische Enthusiasten und deren Beweggründe, LSD in ihr Leben zu implementieren, schenkt aber den Kritikern und Risiken der Substanz ebenso die nötige Aufmerksamkeit. Eine wissbegierige, aber vorsichtige Vorgehensweise scheint angebracht bei einer Droge, die so voll von Widersprüchen ist, dass Albert Hofmann sie „mein Sorgenkind” nannte: LSD war etwas, das er liebte und worüber er sich gleichzeitig Sorgen machte.

Einführung

Mein Interesse an diesem Thema entspringt sowohl meiner persönlichen Erfahrung – als Student in Kalifornien während der späteren Jahre der psychedelischen Ära – als auch meinen wissenschaftlichen Forschungsinteressen – als Englischprofessor, der sich mit diversen Fragen im Umfeld von Drogen, Literatur und Kultur beschäftigt. Ein Kulturlexikon über LSD zu schreiben stellte sich überraschenderweise als ein komplexes Unterfangen heraus. Obwohl der Höhepunkt der psychedelischen Ära nur von kurzer Dauer war, übte LSD einen beträchtlichen und nachhaltigen Einfluss aus. Die Droge wurde in Verbindung mit den gegenkulturellen Lebensstilen und Werten berühmt, aber diese Hippie-Elemente unterwanderten alsbald die Alltagskultur. Zudem erforschten zunächst die Mainstream-Kulturen (wenn auch im Geheimen) der Psychiatrie und des militärischen Geheimdienstes während der Zeit des Kalten Krieges LSD und bereiteten den Weg für das psychedelische halbe Jahrzehnt Mitte bis Ende der 1960er-Jahre.

Die schätzungsweise 400 Einträge in diesem Lexikon können verschiedenen Themenbereichen zugeordnet werden. Eine kleine Anzahl von Personen, die LSD förderten, spielt eine wichtige Rolle – von umsichtigen Intellektuellen wie Albert Hofmann und Aldous Huxley, zu Acid-Befürwortern wie Timothy Leary und Ken Kesey, den psychedelischen Zauberern des Ostens bzw. des Westens. Persönlichkeiten, von denen man weniger erwartet, dass sie LSD befürworteten, wie z. B. die Ernährungsberaterin Adelle Davis und die konservative Politikerin Clare Boothe Luce, treten auch in Erscheinung. Gleichermaßen überraschend ist, dass einige Helden der Gegenkultur den Gebrauch der Droge ablehnten, u. a. Jack Kerouac und Frank Zappa. Darüber hinaus werden namhafte LSD-Hersteller abgedeckt, von der offiziellen Marke „Delysid”, die Sandoz psychiatrischen Wissenschaftlern zugänglich machte, über Owsleys farblich gekennzeichnete Tablettenchargen, bis hin zu den neueren, mit sakralen und säkularen Bildern geschmückten Blotter-Bögen.

Da LSD zuerst im Zusammenhang mit der Psychiatrie in Erscheinung trat, sind viele Einträge Psychiatern gewidmet, die klinische Studien durchführten und die Wirksamkeit der Droge für die Therapie verschiedener Erkrankungen erprobten; weitere psychiatrische Einträge fassen die Resultate solcher Therapien bei der Behandlung von Alkoholismus, Depression, Schizophrenie, Autismus, Sexualproblemen und Unruhezuständen, z. B. bei Sterbenden, zusammen. Tierversuche werden ebenso behandelt, wie beispielsweise die traurige Geschichte von Tusko, dem Elefanten, der an den Folgen eines missglückten LSD-Experimentes starb (positivere Ergebnisse lieferten Experimente mit Spinnen und Delfinen).

Mehrere Hollywoodstars nahmen LSD aus therapeutischen Gründen. Der erste, der sich öffentlich dazu bekannte, war Cary Grant, der in Zeitschriften verlauten ließ, dass die psychedelische Therapie ihn zu einem geistig gesünderen, glücklicheren Menschen gemacht hatte. Andere Filmstars gingen mit ihrem LSD-Konsum vertraulicher um: Sean Connery zum Beispiel, der gleich nach Goldfinger einen turbulenten Trip eingeworfen hatte, und Groucho Marx, der Acid nahm, um sich auf eine Filmrolle als Gott vorzubereiten. Andere Einträge zeichnen den Einfluss von LSD auf berühmte Persönlichkeiten aus unterschiedlichen Bereichen auf, darunter mit dem Nobelpreis ausgezeichnete Wissenschaftler, führende Industrielle (wie Steve Jobs und Bill Gates) und sportliche Größen (insbesondere der Basketballspieler Phil Jackson und der Baseballspieler Dock Ellis, der im LSD-Rausch einen No-Hitter warf).

In den 1950er-Jahren, zur selben Zeit als die Psychiater das Potenzial von LSD als therapeutisches Mittel untersuchten, testeten die CIA und das Militär den Einsatz von LSD als Waffe im Kalten Krieg. Mehrere Einträge beschäftigen sich mit den Menschen, die diese Experimente durchführten, und mit den daraus gewonnenen Ergebnissen. Das CIA-Programm, bekannt als MK-ULTRA, finanzierte sorgfältige klinische Studien ebenso wie wildere Unternehmen, z. B. „Midnight-Climax”, bei denen Martini-trinkende Drogenpolizisten den Umgang von Prostituierten mit ihren Klienten beobachteten, denen Acid verabreicht worden war. Eine der umstrittensten Episoden in der Geschichte des LSD betraf den CIA-Wissenschaftler Frank Olson, dem von seinem Vorgesetzten ein Überraschungs-LSD-Trip verabreicht worden war und der kurz danach allem Anschein nach Selbstmord beging. Die CIA und die militärischen Versuche machten eine Reihe von Menschen mit LSD bekannt, die psychedelische Enthusiasten und Führer der Gegenkultur wurden – u. a. Ken Kesey, Allen Ginsberg und Robert Hunter, der Lyriker der Grateful Dead (der das Geheimnis dann seinem Freund Jerry Garcia verriet).

Das Lexikon zeichnet LSD-Verbindungen mehrerer politischer Aktivisten und Utopisten auf, die sich in den 1960er-Jahren an der Gegenkultur beteiligten. Ihre Meinungen über den politischen Wert der Droge waren sehr unterschiedlich: Innerhalb der Haight-Ashbury-Gruppe, bekannt als die Diggers, sahen manche LSD als ein wichtiges Instrument, um die Selbstzufriedenheit mit dem Status quo zu untergraben, wogegen andere das Trippen auf Acid als hemmungslose Ablenkung von der eigentlichen Arbeit, nämlich den sozialen Wandel herbeizuführen, kritisierten. Eine Reihe von Einträgen konzentriert sich auf Menschen, Orte und Ereignisse, die mit den politischen Utopisten dieser Ära in Verbindung stehen. Dies schließt auch die kranke Vorstellung Charles Mansons mit ein, der den LSD-Konsum innerhalb seiner „Family” anordnete und der im Folsom-Gefängnis landete, wo er sich dann mit seinem Zellennachbarn Timothy Leary über LSD-Trips austauschte.

Viele Einträge untersuchen die Verbindung von LSD zu Religion und Spiritualität. Einige Wissenschaftler behaupten, dass der sakramentale Kern der Mysterien von Eleusis im antiken Griechenland ein dem LSD ähnliches Halluzinogen natürlichen Ursprungs gewesen sei. Der Einfluss von LSD auf die Religion in den 1960er-Jahren war nachhaltig. Psychedelische Verbindungen zu Zen-Buddhismus und anderen östlichen Religionstraditionen waren weit verbreitet, aber die Droge hatte auch Auswirkungen auf die Mainstream-Religionen: Professoren an theologischen Fakultäten spekulierten über ihren sakramentalen Wert, und sogar katholische Priester – insbesondere Jesuiten – begaben sich mithilfe von Acid-Trips auf spirituelle Reisen. In der „psychedelischen Religion‘‘ war sowohl Albernheit wie auch Erhabenheit an der Tagesordnung, z. B. täuschten einige Acid-Enthusiasten die Gründung von religiösen Gemeinden vor, um die Drogengesetze zu umgehen. (Siehe z. B. Chief Boo-Hoo)

Das Lexikon enthält Einträge über den rechtlichen Status von LSD, so auch den einzigen relevanten Fall vor dem Obersten Gerichtshof, und erklärt jüngste Versuche, legale psychiatrische und medizinische Experimente wieder aufzunehmen. Die Gesetzgeber in den Vereinigten Staaten und anderswo erklärten LSD für illegal, weil es ihrer Meinung nach zu ernsthaften Gesundheitsrisiken führen könne. Ein allgemeiner Eintrag fasst zusammen, was sowohl über physische wie auch psychische Gesundheitsrisiken bekannt ist. Ein gesonderter Eintrag ist der kontroversen Theorie gewidmet, dass LSD die Chromosomen schädigen könne, eine Behauptung, die viel effektiver verbreitet wurde als die wissenschaftliche Studie, die diese Annahme ein paar Jahre später als Irrtum entlarvte. Ein weiterer Eintrag erläutert, was über den Selbstmord von Diane Linkletter bekannt ist. Ihr Vater hatte ihren Tod mit einem LSD-Trip in Verbindung gebracht und führte in der Folge die Bewegung der Acid-Gegner an, die schließlich ein Verbot von LSD erwirkte.

Etliche Einträge widmen sich dem Einfluss von LSD auf die Künste. Nirgends war dieser Einfluss größer als in der populären Musik. Ein Eintrag beschreibt typische Merkmale des Psychedelic Rock als eine Untergattung, und viele andere behandeln Bands, die während der psychedelischen Ära populäre Musik produzierten. Meist erscheint Information über Musik unter dem Stichwort der Bandnamen mit Querverweisen auf bekannte Songs und Künstler; einige der namhaftesten Vertreter, wie z. B. Jerry Garcia und alle vier Mitglieder der Beatles, bekamen ihre eigenen Einträge. Einige wenige Einträge erfassen mit LSD in Verbindung stehende Musik aus den prä-psychedelischen (z. B. „LSD-25“ von den Gamblers) und den post-psychedelischen Jahren (einschließlich The Clash und Talking Heads). Mehrere Einträge widmen sich der psychedelischen bildenden Kunst. Es gibt einen allgemeinen Eintrag über dieses Thema sowie einzelne Artikel für die bedeutendsten Posterkünstler und ein paar Mainstream-Künstler, Zap Comix, Lightshows und Batikmuster. Die Literatur wird ebenfalls ausführlich behandelt, wobei die Themenauswahl belletristische Werke umfasst, in denen LSD vorkommt. Andere literarische Einträge beziehen sich auf Dichter, die LSD als ihre Muse nutzten, ein paar Journalisten, die Insider- oder Outsiderberichte schrieben, und diverse Sachbücher (darunter sowohl Learys Handbuch für Acid-Konsumenten, The Psychedelic Experience (dt. Titel: Psychedelische Erfahrungen), und sein kulturelles Gegenstück, das Pseudo-Tagebuch Go Ask Alice (dt. Titel: Fragt mal Alice). Mehrere Einträge beschreiben Filme, in denen die Droge eine Rolle spielt, von den frühesten filmischen Beschreibungen eines LSD-Trips – unternommen von Vincent Price in The Tingler (1962) (dt. Titel: Schrei, wenn der Tingler kommt) – zu Ang Lees Acid-Szene aus seinem Film über Woodstock (2009). Die meisten der hier aufgeführten Filme stammen aus der eigentlichen psychedelischen Ära und unterscheiden sich in ihrer Qualität; sie reichen von Acid Eaters bis zu 2001: A Space Odyssey (dt. Titel: 2001: Odyssee im Weltraum). Auch Fernsehsendungen werden berücksichtigt. Die bekannteste ist sicherlich Jack Webbs „Blue Boy” aus Dragnet (dt. Titel: Polizeibericht), andere Einträge behandeln Episoden von Startrek mit Hippie-Thematik sowie satirische Perspektiven von Saturday Night Live und den Simpsons.

Psychedelische Themen beeinflussten den Kommerz ebenso wie die Kunst. In der Mode erfreute sich der Hippiestil eine zeitlang großer Beliebtheit, und Designerkollektionen greifen bis heute von Zeit zu Zeit immer wieder auf retro-psychedelische Looks zurück. Ein Jahr lang gab es eine Hippie-Barbiepuppe, und in jüngerer Zeit brachten Ben and Jerry’s Eissorten auf den Markt, deren Namen auf die Welt des psychedelischen Rocks anspielten. In den späten 1960er-Jahren verwendeten Werbeagenturen für etablierte Firmen wie Disney, McDonald’s und Campbell‘s Soup psychedelische Bilder, um damit ihre Produkte für Babyboomer attraktiver zu machen.

Da es sich hier um ein kulturelles und nicht um ein technisches Lexikon handelt, ging ich nicht auf die chemische Zusammensetzung von LSD und seine Wechselwirkung mit Neurotransmittern ein. Beim Verfassen dieser Einträge versuchte ich weitgehend, mich auf die LSD-spezifischen Informationen über die jeweiligen Personen, Orte, Organisationen oder Texte zu konzentrieren. Der Eintrag über Aldous Huxley bezieht sich beispielsweise auf seine Verbindungen zu LSD und überlässt eine ausführliche Darstellung seiner Interessen und Leistungen anderen Quellen. In Fällen, in denen Informationen über ein bestimmtes Thema mehrdeutig oder unvollständig sind, bemühte ich mich, eine möglichst genaue und objektive Darstellung, von dem, was bekannt ist, vorzulegen. Beispielsweise werden wir wahrscheinlich nie genau herausfinden, was im Fall von Frank Olson wirklich passiert ist, daher stellt der Olson-Eintrag die widersprüchlichen Theorien über seinen Tod dar, ohne jedoch irgendeiner den Vorzug zu geben. Meine Hoffnung ist, dass Leser mit unterschiedlichen Ansichten über LSD dieses Lexikon informativ, ansprechend und unterhaltsam finden mögen. Mit anderen Worten ist es nicht notwendig, sich dafür auszusprechen „on the bus“ („im Bus”) oder „off the bus“ („nicht im Bus”) zu sein, wie es die Merry Pranksters formulieren würden, um sich diesen Seiten in der richtigen seelischen Verfassung anzunähern.

Für diejenigen, die vor Jahrzehnten am Enthusiasmus teilhatten, der LSD umgab, und die sich nostalgisch an die edleren Ziele der psychedelischen Ära erinnern – sozio-politische Reformen, erhabene Musik, Erneuerung des Bewusstseins, spirituelle Erleuchtung – mag das Erscheinen eines retrospektiven Lexikons verstörend wirken. Es signalisiert, dass dieser Zeitabschnitt der Vergangenheit angehört – bewahrt und schön verpackt zur Einsichtnahme. Das gleiche kann bezüglich einer Museumsausstellung über die psychedelische Ära gesagt werden, wie sie vor Jahren im Denver Museum of Art gezeigt wurde. Ich kann meine persönliche Erfahrung mit der Denver-Ausstellung nur als Trostpflaster anbieten. Nachdem ich den ersten Schock darüber überwunden hatte, wie Museumsführer mit Laserpointern Rick-Griffin-Poster entschlüsselten (ganz zu schweigen von einer maßstabsgetreuen Nachbildung einer Haight-Ashbury-Wohnung), merkte ich, dass mich das Erlebnis nachdenklich stimmte, ja sogar belebte. Ich hoffe, dass die Leser dieses Lexikons ähnliche Erfahrungen machen werden.

Abraham, Ralph. Abraham war ein bedeutender Mathematiker und einer der Pioniere der Chaostheorie, der bei der Entwicklung seiner Theorien häufig LSD nahm. Für Abraham war LSD aber nicht einfach nur eine Möglichkeit, seine Gedanken zu befreien und seine Kreativität zu entfachen: Was er auf seinen psychedelischen Trips sah, trug wesentlich zu der von ihm entwickelten Theorie bei. In einer Abhandlung über Abrahams Arbeit an der Chaostheorie schreibt John David Ebert: „Abraham experimentierte mit LSD, nachdem er es 1967 zum ersten Mal genommen hatte, und es eine Reihe von Visionen von strahlenden mathematischen Topologien katalysiert hatte, die er später ‚Dynamatons’ nannte.” Er nahm wiederholt LSD, als er sich Schritt für Schritt in ein neues Forschungsgebiet einarbeitete, das auf den Visionen, die er während seiner Trips sah, basierte. Abraham erzählte Ebert: „Die heilige Geometrie unserer Zeit ist fraktale Geometrie und das Raum-Zeit-Muster der Chaostheorie … Und einige dieser Muster sehen wir, wenn wir auf psychedelischen Trips oder bei der Meditation einfach die Augen schließen.” Abraham unterrichtete an den Universitäten Berkeley, Columbia und Princeton, bevor er 1968 zur University of California, Santa Cruz wechselte. (Siehe Santa Cruz)

Abramson, Harold. Abramson war ein amerikanischer Psychiater, der 1953 als einer der Ersten von der CIA Fördergelder für LSD-Forschung erhielt. Er veröffentlichte mehrere Forschungsberichte über seine Experimente und organisierte eine Reihe internationaler Konferenzen über die psychiatrischen Implikationen von LSD. Unter anderen machte Abramson auch den Anthropologen Gregory Bateson mit LSD bekannt. (Siehe Bateson, Gregory)

Acid. Der geläufigste umgangssprachliche Ausdruck für LSD beruht auf der englischen Übersetzung des deutschen Wortes „Säure”, wofür das „S” in LSD steht. Das eigentliche englische Akronym für Lysergic Acid Diethylamide (Lysergsäurediethylamid) wäre LAD. Dem Oxford English Dictionary zufolge wird „Acid” in diesem Sinne erstmals in einem Brief Neal Cassadys aus dem Jahr 1965 erwähnt: „Bin heute Abend spät aufgestanden, habe mich mit Acid zugedröhnt und einen Streifzug durch die Kneipen gemacht, um großartigen Rock and Roll zu hören” (siehe Cassady, Neal). 1966 wurden die Begriffe „Acidhead”, jemand der häufig LSD konsumiert, und „Acid-Test” zum ersten Mal benutzt. (Siehe Acid-Test)

Acid Eaters. Dieses B-Movie aus dem Jahr 1968 begleitet eine Gruppe von Sekretärinnen und Bikern, die ihr Wochenende mit Sex und im LSD-Rausch verbringen. Sie begeben sich zu einer Zuckerwürfelpyramide, die die Pforte zur Hölle zu sein scheint. Einer der Biker verwandelt sich in den Teufel und bietet den anderen LSD an; ihre psychedelischen Erfahrungen konzentrieren sich fast ausschließlich auf die Erfüllung sexueller Fantasien. Acid Eaters ist auch der Titel einer Langspielplatte von The Ramones mit Cover-Songs von Jefferson Airplane, Rolling Stones und anderen Bands der psychedelischen Ära.

(Siehe Jefferson Airplane; Rolling Stones)

Acid House. Mitte der 1980er-Jahre begannen Club-DJs in Amerika und England einen pulsierenden, repetitiven Musikstil zu spielen, der als „Acid House” in die Geschichte einging. Die ersten Acid-House-Künstler benutzten einen Synthesizer, dessen Klänge an gewisse Grundzüge der psychedelischen Musik erinnerten. Acid House verdankt seinen Namen nicht nur dem charakteristischen Sound, sondern auch seiner Assoziation mit den Raves, bei denen viele Raver psychedelische Drogen nahmen – meist MDMA (siehe Ecstasy), aber auch LSD.

Acid Queen. In Peter Townshends Rockoper Tommy (1969) bringen Tommys Eltern ihn zu einer Figur namens „The Acid Queen”, um seine traumatisierte Psyche heilen zu lassen. Wie ihr Name schon andeutet, bevorzugt sie eine psychedelische Therapie (zusammen mit sexuellen Annäherungen); ihre Bemühungen bleiben jedoch erfolglos und ihre Drogenwelt wird in dem Lied „The Acid Queen” bedrohlich dargestellt. The Who lassen dem Lied „Underture” ein Instrumentalstück im hochpsychedelischen Stil folgen.

Acid Rock. Obwohl „Acid Rock” und „Psychedelic Rock” häufig als Synonyme verwendet werden, bevorzugen es einige Kritiker, den Begriff „Acid Rock” ausschließlich auf intensive, beat-getriebene Musik anzuwenden, die zur Heavy-Metal-Musik führte. Die Acid-Rock-Band Iron Butterfly wird gemeinhin als Wegbereiter für Heavy-Metal-Musik angeführt (siehe Iron Butterfly). Der Begriff „Heavy Metal” selbst stammt aus „Born to Be Wild”, einem Song der Acid-Rock-Band Steppenwolf (siehe Steppenwolf).

(Siehe Psychedelic Rock)

Acid-Test. 1965 begannen Ken Kesey und The Merry Pranksters große öffentliche Partys abzuhalten, die sie „Acid-Tests” nannten (siehe Kesey, Ken; Merry Pranksters). Kesey entlehnte den Namen einem von Goldgräbern angewandten Säuretest, aber der Ausdruck erinnerte auch an die von der CIA in Auftrag gegebenen klinischen Versuche, die Kesey zuerst mit LSD bekannt machten. Die Pranksters veranstalteten im darauffolgenden Jahr etwa ein Dutzend Acid-Tests, deren Höhepunkt die „Acid-Test-Graduation” (Acid-Test-Reifeprüfung) war, die das Ende der Pranksters-Saga markierte.

Die Acid-Tests wurden an den verschiedensten Veranstaltungsorten an der Westküste sowohl im Freien wie auch in diversen Konzertsälen abgehalten. Der Grundgedanke war, ein größeres Publikum an den psychedelischen Abenteuern, die die Pranksters auf ihrer Bustour quer durchs Land erlebt hatten, teilhaben zu lassen. Die Veranstalter kündigten die Veranstaltungen auf bunten Postern an, auf denen groß der Slogan „Can YOU pass the Acid Test” („Bestehst Du den Acid-Test?”) zu lesen war. Auf den Acid-Tests nahmen die meisten Anwesenden LSD – manchmal auch ohne ihr Wissen. Sie waren von den verschiedensten Bildern und Klängen umgeben, was einen interessanten Trip auslösen und dazu beitragen sollte, das Gemeinschaftsgefühl unter den LSD-Konsumenten zu stärken. Räume (oder Bäume) waren in DayGlo-Farben angestrichen, wobei Stroboskoplichter die visuellen Effekte verstärkten. Rundherum wurden sowohl psychedelische Lightshows wie auch Filmausschnitte von der Bustour der Pranksters projiziert.

Normalerweise spielten die Grateful Dead, die Hausband der Acid-Tests. Bei ihren Auftritten auf den Tests entwickelten die Dead ihren freifließenden Improvisationsstil, der sie zum Inbegriff einer psychedelischen Band machte. Jerry Garcia sagte, dass diese Veranstaltungen es ihnen ermöglichten, ohne den Druck, den traditionelle Konzertauftritte mit sich brachten, zu experimentieren und sich weiterzuentwickeln (siehe Grateful Dead). Das Soundsytem für die Acid-Tests umfasste unter anderem Verstärker, Lautsprecher und Mikrofone, die auf dem ganzen Veranstaltungsgelände verteilt waren; Besuchern stand es frei, eigene Klänge beizusteuern, wann immer ihnen danach war. Acid-Test-Teilnehmer unterhielten sich miteinander, sangen, tanzten oder saßen in ihre psychedelische Grübelei versunken allein herum.

In den Augen von Timothy Leary und seinen Freunden vom Ostflügel des amerikanischen Psychedelia waren die Acid-Tests unverantwortlich. Leary betonte, wie wichtig sorgfältige Vorbereitung und stressfreie Umgebung für Acid-Trips seien. Seiner Meinung nach waren Leute, deren Trips plötzlich und chaotisch einsetzten, großen Risiken ausgesetzt. Sogar unter den Pranksters gab es Meinungsverschiedenheiten darüber, wie Acid-Tests organisiert sein sollten und ob sie überhaupt weiterhin stattfinden sollten. Die Polizei war inzwischen auf die Tests aufmerksam geworden und griff mitunter ein. Kesey war aus seinem mexikanischen Exil mit der Vorstellung zurückgekehrt, dass sich die psychedelischen Enthusiasten von der Droge lossagen sollten. Er organisierte einen letzten Test, die „Acid-Test-Graduation” („Acid-Test-Reifeprüfung”), um diese Botschaft zu überbringen; dieser Test hatte jedoch nicht den gewünschten Erfolg, und es wurden keine weiteren geplant. Tom Wolfe, ein Vertreter des literarischen Journalismus, traf sich mit Kesey und den Pranksters gegen Ende ihrer Laufzeit, kurz vor der Acid-Test-Reifeprüfung. Das dabei entstandene Buch wurde ein Bestseller und bot der amerikanischen Öffentlichkeit einen detaillierten Einblick in die psychedelische Perspektive (siehe Electric Kool-Aid Acid Test).

Die Acid-Tests der 1960er-Jahre werden oft als Vorläufer der als „Raves” bekannten Tanzpartys angeführt, die in späteren Jahrzehnten ihre Blütezeit hatten. Wie bei den Acid-Tests stehen bei den Raves Lightshows, ein unverkennbarer Musikstil und der weitverbreitete Konsum von Halluzinogenen (u. a. LSD, häufiger aber MDMA oder „Ecstasy”; siehe Ecstasy) im Mittelpunkt. Und wie bei den Acid-Tests üben die Behörden aufgrund gesundheitlicher Bedenken Druck auf die Raves aus.

Acid Western. In einer Rezension von Jim Jarmuschs Film Dead Man (1995) prägte der Kritiker Jonathan Rosenbaum den Ausdruck „Acid Western”. Rosenbaum betrachtete Dead Man als das eindruckvollste Beispiel dieses Subgenres, dessen Anfänge ihm zufolge auf die 1960er- und 1970er-Jahre zurückgingen. Er bezeichnete eine Reihe von Filmen aus dieser Zeit als Acid Western, darunter drei Filme, die Hauptfiguren aus Easy Rider (siehe Easy Rider), wiederum selbst ein Acid Western, aufgreifen: Ride in the Whirlwind (Drehbuch und Hauptrolle Jack Nicholson; dt. Titel: Ritt im Wirbelwind), The Hired Hand (Regie und Hauptrolle Peter Fonda; dt. Titel: Der weite Ritt) und Kid Blue (Hauptrolle Dennis Hopper). Rosenbaums Definition zufolge unterscheiden sich Acid Western von traditionellen Western durch ihre Assoziationen mit den Werten der Gegenkultur und ihren Umkehrungen der mythischen Archetypen. Zum Beispiel verbindet Dead Man eine Reise in den Westen „mit Tod anstatt mit Wiedergeburt, und mit Pessimismus anstatt mit Hoffnung”. Dead Man hat auch filmische Eigenschaften, die mit den psychedelischen Erfahrungen in Einklang stehen: eine verfremdete Landschaft, ein ruhiges Erzähltempo, ein paar halluzinatorische Bilder und Neil Youngs spacigen Elektro-Soundtrack.

Jarmusch begrüßte Rosenbaums Konzept des Acid Western. Er erklärte, dass er einen Schwarzweißfilm gedreht habe, „um die Atmosphäre unheimlich und ein wenig trippig zu halten”. Jim Jarmusch hat seine eigene saloppe Definition des Subgenres improvisiert – „Western von Leuten gemacht, die LSD genommen haben, würde ich sagen” – und auf die Frage, ob er selbst LSD genommen habe, antwortete er: „Nicht in letzter Zeit”.

Agora Scientific Trust. 1962 gründete John Beresford diese Treuhandgesellschaft in New York City; die erste Gesellschaft, die sich der LSD-Forschung widmete. (Siehe Beresford, John)

Alkoholismus. In den frühen Jahren der LSD-unterstützten Psychotherapie sahen einige Psychiater in der Droge ein vielversprechendes Hilfsmittel zur Behandlung von Alkoholismus. Der erste Psychiater, der LSD als Therapie für Alkoholiker testete, war Humphry Osmond, der Mann, der auch den Begriff „psychedelisch” prägte (siehe Osmond, Humphry; Psychedelisch; Psychiatrie).

Osmond und sein Kollege Abram Hoffer, die in einer psychiatrischen Anstalt in Saskatchewan arbeiteten, erzielten in einer Reihe von Studien überraschend gute Resultate. Insgesamt gaben ungefähr die Hälfte der Alkoholiker, die eine psychedelische Therapie gemacht hatten, erfolgreich das Trinken auf. Dies war eine weit bessere Erfolgsquote als mithilfe anderer Behandlungsmethoden erzielt worden war, darunter pharmazeutische Interventionen und traditionelle Psychotherapie.

Osmond und Hoffer stellten sich die LSD-Erfahrung zunächst als ein psychotomimetisches Ereignis vor, vielleicht ähnlich dem Delirium tremens, das ein Alkoholiker beim Entzug durchmachte. In ihrer ersten Theorie, wie LSD Alkoholiker heilen könnte, gingen sie davon aus, dass Patienten, die den negativen Effekten des Delirium tremens ausgesetzt werden – allerdings ohne die physischen Risiken dieses Zustands –, möglicherweise eine therapeutische Panik bekämen. Als sie jedoch ihre Versuchsergebnisse überprüften, entwickelten Osmond und Hoffer eine positivere Theorie dieses Vorgangs: Anstelle von Patienten, die durch eine Simulation einer Psychose in Panik versetzt zur Abstinenz fanden, sahen sie Patienten, die eine bessere Selbstwahrnehmung entwickelt hatten.

Das LSD half Alkoholikern, bestehende Verhaltensmuster zu erkennen und sich von ihnen zu lösen. Bei der Fortführung ihrer Studien beobachteten Osmond und Hoffer, dass Patienten nicht nur ihre Selbstwahrnehmung verbesserten, sondern auch ein tieferes Verständnis einer spirituellen Bestimmung erlangten. Bill Wilson, Gründer der Anonymen Alkoholiker, war ebenso der Überzeugung, dass eine spirituelle Grundlage die Chancen auf eine permanente Abstinenz erheblich verbessere; als Wilson selbst LSD ausprobierte, war er von dessen entheogenem Potenzial beeindruckt und begrüßte die psychedelische Therapie als eine Ergänzung seiner eigenen Methoden. (Siehe Wilson, Bill)

Osmond und Hoffer gaben ihren Patienten eine einzige Dosis von 200 bis 400 Mikrogramm. Patienten waren zuvor auf ihre psychische Verfassung überprüft worden. Es wurden ausschließlich Patienten, die als nur gering risikobehaftet eingestuft wurden, in die Studie aufgenommen und während ihrer Trips sorgfältig überwacht. Die Medizinhistorikerin Erika Dyck schreibt in ihrer Studie über Osmonds und Hoffers Arbeit:

„In den ersten Versuchen wurden keine aufeinander abgestimmten Bemühungen unternommen, eine stimulierende Umgebung zu schaffen, aber bei weiteren Versuchen wurden Anreize wie Musik, frische Schnittblumen, Gemälde und andere visuelle Hilfsmittel hinzugefügt, um bewusst eine Umgebung mit Wahrnehmungsablenkungen zu schaffen. Das Personal ermutigte Patienten, die Erfahrung zu genießen und entweder mit anderen im Zimmer zu sprechen oder sich von ihnen zurückzuziehen … Am darauffolgenden Tag wurden die Testpersonen gebeten, ohne Beeinflussung durch das Krankenhauspersonal eine schriftliche Darstellung ihrer Erfahrungen aufzuschreiben.” Dyck zufolge lösten gerade diese entspannten Versuchsbedingungen bei anderen Wissenschaftlern Skepsis aus.

Eine rivalisierende Gruppe aus Toronto erhob den Einwand, dass Osmond und Hoffer unzureichende Kontrollmaßnahmen für die über LSD hinausgehenden Faktoren getroffen hatten, die die Ergebnisse beeinflusst haben könnten. Die Forscher aus Toronto schlugen ein neues Verfahren vor, das die Umgebungsvariablen regulieren und damit gewährleisten sollte, dass der Schwerpunkt auf der Droge selbst lag. In dem Toronto-Konzept sollten Patienten Augenbinden und in einigen Fällen Fesseln tragen und von anderen Menschen isoliert bleiben. Das Ziel war „herauszufinden, ob die Droge wirklichen Nutzen brachte oder ob die wahrgenommenen Vorteile nur einen klinischen Enthusiasmus beflügelten, der das wirkliche Ergebnis korrumpierte” (Dyck).

Die Toronto-Versuche konnten die bemerkenswerten Ergebnisse von Saskatchewan nicht reproduzieren. Befürworter traditioneller Methoden waren überzeugt, die LSD-Therapie als nichts Besonderes entlarvt zu haben, aber Osmond und seine Anhänger schoben die Schuld der wenig überzeugenden Ergebnisse auf die Augenbinden, Fesseln und Isolation. Psychedelische Therapie führte ihrer Meinung nach nur zum Erfolg, wenn die LSD-Trips in einer stimulierenderen, angenehmeren Umgebung verabreicht wurden.

Obwohl einige Psychiater Anfang der 1960er-Jahre psychedelische Psychotherapie weiterhin bei der Behandlung von Alkoholismus einsetzten, endete diese Arbeit mit dem Verbot von LSD. Befürworter, darunter die Multidisciplinary Association for Psychedelic Studies (MAPS), fordern eine Wiederaufnahme derartiger Versuche. (Siehe MAPS)

Alexander, Marsha. Alexander schrieb The Sexual Paradise of LSD.

(Siehe Sexual Paradise of LSD)

Alice in Acidland. Dieses B-Movie von 1968 versuchte, aus der psychedelischen Popularität Kapitel zu schlagen. Grob umrissen handelt der Film von den Abenteuern einer Schülerin namens Alice, die gerade die High School abgeschlossen hat. Sie nimmt verschiedene Drogen und beteiligt sich an unkonventionellen Sexspielen. Filmisch gesehen bietet Alice in Acidland nur wenige psychedelische Effekte; als Alice ungefähr 45 Minuten nach Filmbeginn LSD nimmt, wechselt der Film jedoch von Schwarz-Weiß auf Farbe. (Siehe Alice in Wonderland)

Alice in Wonderland (dt. Titel: Alice im Wunderland). In der Gegenkultur der 1960er-Jahre wurden Lewis Carrolls Bücher über Alice eng mit LSD-Konsum und anderen halluzinogenen Drogen in Verbindung gebracht (siehe Carroll, Lewis). Verschiedene Handlungselemente und die Metaphorik in Carrolls Büchern verstärkten diese Assoziation, Beispiele dafür sind der plötzliche Wechsel visueller Wahrnehmung und die Unterwanderung der Logik, der Sprache und des konventionellen Verhaltens. Die Walt Disney Company nutzte diese günstige Gelegenheit, ihre Trickfilmversion von Alice im Wunderland in der psychedelischen Ära wieder in die Kinos zu bringen. David Koenig bemerkt: „Das Studio erstellte Werbung mit Texten wie ‚Hinunter in den Kaninchenbau, wo hinter der sprechenden Tür eine Welt liegt, in der leuchtende Farben zu fantastischen Formen verschmelzen und den Blumen Musik entströmt’, ‚Neun von zehn Haselmäusen empfehlen Walt Disneys Alice im Wunderland wegen der visuellen Euphorie und des guten, puren Unsinns’ und ‚Sollst du ihn dir anschauen? Frag doch Alice’” (siehe Disney, Walt). Dieser letzte gelungene Werbeslogan zitiert den Refrain von Grace Slicks „White Rabbit”, einem populären Song von 1967, der die Verbindung zwischen Alice und der psychedelischen Kultur maßgebend beeinflusste (siehe „White Rabbit”; Slick, Grace).

Der Antidrogenbestseller Go Ask Alice (1971; dt. Titel Fragt mal Alice) knüpfte mit seinem Titel an den Refrain von „White Rabbit” an (siehe Go Ask Alice).

Weitere Verbindungen bestehen zu dem B-Movie Alice in Acidland (1968), in dem eine Studentin LSD nimmt und der Film in diesem Moment von Schwarz-Weiß auf Farbe wechselt, zu vielen Beispielen von Alice-thematisierter „Blotter Art” (siehe Blotter Art) und zu mehreren dramatischen Adaptionen von Alice-Büchern, die die psychedelischen Verwicklungen ihrer Abenteuer betonten. Beispielsweise wurde 2008 eine Adaption vom „Bruin Live” Theater an der University of California, Los Angeles, aufgeführt: Lewis Carroll selbst tritt als eine Figur auf und gibt Alice LSD als Ticket ins Wunderland.

Alpert, Richard. Alpert lernte Timothy Leary kennen, als beide in der Psychologieabteilung an der Harvard-Universität unterrichteten (siehe Leary, Timothy; Harvard). Der ausgebildete Therapeut war von LSD und anderen psychedelischen Drogen ebenso begeistert wie Leary; Alpert war davon überzeugt, dass LSD beim Einzelnen die Selbstwahrnehmung verbessern und der Menschheit an sich zu spirituellem Fortschritt verhelfen könne. Wegen seiner Beteiligung an Drogenexperimenten, die in den Augen der Verwaltung unverantwortlich waren, wurde Alpert später von Harvard entlassen. Er schloss sich Leary in Millbrook an, um mit ihm zusammen die psychedelischen und sozialen Experimente fortzusetzen. Zusammen mit Leary und Ralph Metzner schrieb Alpert The Psychedelic Experience (dt. Titel: Psychedelische Erfahrungen), ein Handbuch für LSD-Konsumenten, in Anlehnung an Das Tibetanische Totenbuch (siehe Psychedelic Experience). Ende der 1960er-Jahre reiste Alpert nach Indien, um mit dem Guru Neem Karoli Baba zu studieren. Alpert nahm den Namen „Ram Dass” (Diener Gottes) an und widmet sich seither der spirituellen Beratung. Er schrieb es dem LSD zu, dass es ihn von den – seiner Meinung nach – oberflächlichen „Spielen” der akademischen Welt entwöhnt und zu einer intensiveren Konzentration auf spirituelles Wachstum geführt habe. In einem Fernsehinterview von 1967 betonte er, wie sehr LSD seine Wahrnehmung vom Einssein mit der gesamten Menschheit verstärkt habe. Auf einem Acid-Trip erkennt man: „Es gibt kein ‚Anderes’: es ist alles Eines.” Ironischerweise gab der Schöpfer der Fernsehserie Lost dem kampfeslustigen Anführer der Gruppe „Die Anderen” den Namen Richard Alpert.

Altamont. Am 6. Dezember 1969 traten die Rolling Stones als Headliner auf einem großen kostenlosen Rockmusik-Festival auf dem Altamont Speedway östlich von San Francisco auf. Diese Veranstaltung war als eine eintägige Westküstenversion von Woodstock konzipiert (siehe Woodstock). Die wichtigsten psychedelischen Bands aus San Francisco waren für das Konzert gebucht worden, darunter Grateful Dead, Jefferson Airplane und Santana. Altamont erwies sich jedoch keineswegs als Woodstock: Anstatt eines Hippiefestivals mit Peace and Love artete es in eine wilde, gewalttätige Szene aus. Ein Konzertbesucher wurde getötet, zwei weitere starben bei einem Unfall und zwei Musiker wurden schwer verletzt.

Mehrere Faktoren trugen zu dem tragischen Ausgang bei. Viele Konzertbesucher nahmen LSD, was teilweise zum Chaos beitrug; in Woodstock hatte jedoch eine vergleichbare Menge LSD keine größere Störung verursacht. Der auf Altamont getötete Mann hatte sich unter dem Einfluss von Methamphetamin, nicht von LSD, unberechenbar verhalten. Weil das Konzert in letzter Minute nach Altamont verlegt worden war, waren die Vorbereitungen für die Kontrolle und Sicherheit der Menschenmasse übereilt getroffen worden und erwiesen sich als unzureichend. Als die Headliner zu spielen anfingen, kam es unter den 300 000 Besuchern zu einer Drängelei, da alle einen Platz nahe der kleinen Bühne ergattern wollten. Mitglieder der Hell’s Angels waren mit Bier bezahlt worden, um für die Sicherheit der Bands zu sorgen, aber sie reagierten auf die chaotische Szene mit äußerster Gewalt (siehe Hell’s Angels). Ein Angel schlug Marty Balin von Jefferson Airplane bewusstlos; als Grateful Dead davon erfuhren, sagten sie ihren Auftritt ab und verließen Altamont. Die Rolling Stones blieben und traten auf, aber als sie „Under My Thumb” spielten, rannte ein mit einer Pistole bewaffneter Mann auf die Bühne zu und wurde von einem Hell’s Angel erstochen. Die tragischen Ereignisse von Altamont wurden von vielen als die unausweichliche Kehrseite von Woodstock gesehen, wobei LSD und andere Drogen für das unzivilisierte Verhalten verantwortlich gemacht wurden. Robert Hunter schrieb „New Speedway Boogie” für die Grateful Dead als düsteren Kommentar zu dem Konzert. Der Altamont-Vorfall wurde in dem Dokumentarfilm Gimme Shelter von 1970 geschildert.

Altered States. (dt. Titel: Der Höllentrip) Dieser Film von 1980 basiert auf den psychedelischen Experimenten von John C. Lilly (siehe Lilly, John). Paddy Chayefsky schrieb Altered States zuerst als Roman und dann als Drehbuch. William Hurt spielt die Rolle eines Psychologieprofessors, der, wie Lilly, psychedelische Drogen konsumiert, bevor er in einem Isolationstank abtaucht. Der Professor durchlebt eine evolutionäre Regression: Er verwandelt sich vorübergehend in einen primitiveren Primaten und später in eine viel elementarere einzellige Substanz. Seine Frau greift schließlich ein und holt ihn in seine normale Identität zurück. Lilly gefiel der Film und er sagte, dass das Regressionsthema auf eine reale psychedelische Erfahrung eines Kollegen zurückgehe. In einem Interview mit Judith Hooper von 1983 erinnerte sich Lilly, wie sein Freund „plötzlich zum Schimpansen ‚wurde’, der fünfundzwanzig Minuten lang auf und ab sprang und schrie”. Der „Schimpanse” erklärte Lilly später: „Ich war in einem Baum. Ein Leopard versuchte, mich zu erwischen. Also versuchte ich, ihn zu verjagen.”

„And She Was.” Dieser 1985 veröffentlichte Kulthit von Talking Heads, zwei Jahrzehnte nach dem goldenen psychedelischen Zeitalter geschrieben, bietet einen subtilen Text über LSD. David Byrne erklärte: Dies war „ein Song, den ich über ein Mädchen geschrieben habe, das ich in der Highschool in Baltimore, Maryland gekannt habe, das oft LSD genommen und in einem Feld hinter der Yoo-hoo Kakaofabrik gelegen hat” (erzählt beim Auftritt, aus „Live at Union Chapel”). Byrne besuchte Ende der 1960er-Jahre die Highschool, womit der LSD-Konsum des Mädchens mitten in die Hippie-Ära fällt. Im Unterschied zu den Psychedelic Rocksongs der 1960er-Jahre stellt „And She Was” einen psychedelischen Moment aus der Perspektive eines Außenseiters dar. Byrne betrachtet das Mädchen im LSD-Rausch sowohl mit Skepsis wie auch mit Verständnis: Er nimmt die Position eines unbeteiligten und leicht amüsierten Beobachters ein, aber bis zu einem gewissen Grad findet er Gefallen an dem psychedelischen Höhenflug des Mädchens. Obwohl das Lied ansatzweise satirisch ist, drückt der Titel einen gewissen Respekt für das fundamentalste Hippieziel aus, einfach zu sein (to be) – wie in „Human Be-In”. (Siehe Human Be-In)

Apocalypse Now. In Coppolas Vietnam-Epos kommt LSD in zwei aufeinanderfolgenden Szenen vor, die zu den denkwürdigsten Szenen des Films zählen. Ein Offizier, der in der Army Security Agency (Armeesicherheitsbehörde) gedient hatte, bestätigte die realistische Darstellung des Filmes. „Apocalypse Now – so war es wirklich. Nach einiger Zeit war Vietnam ein Acid-Trip. Vietnam war psychedelisch, sogar wenn man kein LSD genommen hat” (Lee and Shlain).

In der ersten Szene kommt ein Boot mit amerikanischen Soldaten an der Do-Lung-Brücke an, dem letzten Stützpunkt, an dem sie noch Vorräte auffrischen können. Einer der Soldaten (Lance, der Surfer) hat bei dieser Gelegenheit LSD genommen. Auf die Frage, was er über die ominöse Szene denkt, der sie sich soeben nähern, sagt Lance: „Es ist wunderschön”. Lance hat sein Gesicht in grünen Tarnfarben bemalt und hält einen Hundewelpen unter seiner Jacke. Trotz der ihn umgebenden Gewalt und Verzweiflung scheint er abgeklärt und fasziniert. Coppola hat die Do-Lung-Brücken-Szene so arrangiert, dass sowohl akustische als auch visuelle Elemente eine psychedelische Erfahrung andeuten. Die verwirrten Soldaten sind abwechselnd in vollkommene Dunkelheit und grelle Beleuchtung getaucht, was einen langsamen stroboskopischen Effekt erzielt. Gleißende Leuchtraketen fliegen in regelmäßigen Abständen durch die Dunkelheit; ihr Zweck ist brutal (um Geschütze auszurichten), aber aus Lances psychedelischem Blickwinkel sehen sie wunderschön aus. Die Brücke selbst ist von Lichtgirlanden umrahmt, was an einen Jahrmarkt erinnert. Als Lance glücklich mit seinem Welpen dasitzt, muss Captain Willard ihn immer wieder daran erinnern, Schutz zu suchen. Der Soundtrack verstärkt das halluzinatorische Chaos der Szene. Coppola setzt einen Synthesizer ein, um einen unheimlichen an Dampfpfeifenorgel erinnernden Sound mit verzerrtem Ton und Rhythmus zu erzeugen. Später hört man inmitten der Kriegsgeräusche einen Hendrix-Gitarrenriff. Als Willard beunruhigt nach der verantwortlichen Person sucht, um seine Angelegenheiten zu regeln, trottet Lance hinterher, erfreut sich aber an dem Spektakel. In der nächsten Szene – die Bootsbesatzung hat nun die Brücke passiert und es ist wieder helllichter Tag – ist Lance weiterhin im LSD-Rausch. Er zündet einen Kanister mit lila Rauch an und improvisiert ein kleines „Purple Haze”-Programm. Währenddessen eröffnen die Vietcong-Soldaten das Feuer und erschießen den Bootsführer. Die Soldaten geraten wegen des Verlustes in Panik, und irgendwie scheint Lances psychedelische Verspieltheit an allem Schuld zu sein.

Die zwei Szenen vermitteln eine mehrdeutige Botschaft über die Vereinigung der psychedelischen Ära mit der Vietnam-Ära. Einerseits ermöglichte das LSD Lance, inmitten einer höllischen Szene eine noble Unschuld zu bewahren, während er seine Rolle als Soldat transzendierte (und letztendlich überlebte). Andererseits lenkte der Acid-Trip Lance ab und gefährdete seine Freunde. Das von ihm beim Anblick der Szene empfundene ästhetische Vergnügen steht im Kontrast zu der realen blutigen Tragöde, die sich vor ihm abspielte. Zum Film ist außerdem eine Making-of-DVD erschienen, auf der die Erlebnisse der Veteranen eindrücklich geschildert werden. (Siehe Vietnam)

Artischocke. Das LSD-Testprogramm der CIA lief ursprünglich unter dem Namen „Bluebird”, wurde dann aber in „Artischocke” und letztendlich in „MK-Ultra” umbenannt. (Siehe MK-Ultra; Bluebird)

Asher, Harry. Der Physiologe Asher bot sich an, LSD im Selbstversuch zu nehmen und sich von Wissenschaftlern der Psychiatrie in Birmingham, England, beobachten zu lassen. Ashers Beschreibung seines Trips wurde 1963 als Titelgeschichte des Saturday Review veröffentlicht: „Experiment with LSD: They Split My Personality” („Experiment mit LSD: Sie haben meine Persönlichkeit gespalten”). Mit Ausnahme eines Berichts über Cary Grants erfolgreiche psychedelische Therapie war dies der erste bedeutende Beitrag über LSD, der in einer populären Zeitschrift erschien (siehe Grant, Cary). (Zu einem entsprechenden Artikel in einer kanadischen Zeitschrift, der zehn Jahre zuvor veröffentlicht worden war, siehe Katz, Sidney; Macleans). Ashers Trip-Tagebuch beschrieb sowohl die positiven als auch die negativen Effekte, aber im Großen und Ganzen tendierte es mehr zum Negativen, wobei Asher sehr verstörende Impulse offenbarte, die durch die Droge freigesetzt worden waren.

Zunächst genoss er den veränderten Zustand: „Die anfänglichen Erfahrungen waren höchst angenehm. Es war ein Gefühl der Euphorie und des Selbstvertrauens, wie man es selten erlebt, und eine übertriebene Tendenz, über wirklich alles zu lachen.” Später sah er mit geschlossenen Augen eine euphorische Vision einer Strandlandschaft mit drei Frauen. „Es war nicht nur, dass ich diese Frauen sehr, sehr liebte”, erinnerte er sich. „Ich fühlte vielmehr eine Verwunderung, die wirklich da war, wirklich da in der Sinnestäuschung, wenn Sie mir folgen können; man kann das einfach nicht in Worte fassen.” Häufiger zeichnete Asher allerdings unangenehme Effekte auf. Mitten auf dem Trip teilte er sich in zwei Hälften: zur Linken ein Schattenwesen, „das Ungezogene”, und daneben die Hauptperson, die „wirklich ich war, aber in einer verbesserten Form. Sie war eine sehr starke Figur.” Das ungezogene Selbst schlug vor, dass er aus dem Fenster springen solle. Später, wieder zu Hause, aber immer noch unter dem Einfluss der Droge, bemerkte Asher „einen zwanghaften Drang, seinen Kindern Gewalt anzutun”, er bat seine Frau dringend, die Kinder von ihm fernzuhalten, bis er wieder sein normales Bewusstsein erlangte. Seine Rückkehr in den Normalzustand dauerte viel länger, als er erwartet hatte. Einige Tage lang weinte er und sprach emotional über Erlebnisse aus seiner Vergangenheit. In einem Kasten mit Hintergrundinformation über LSD ließ der Saturday Review erste Hoffnungen schwinden, dass die Droge als Hilfsmittel in der Therapie dienen könnte: „Leider ist auf LSD in der Therapie kein Verlass … LSD wird nicht als Medikament verwendet, sondern als ein Forschungsmittel, um die Geheimnisse der Seele zu enthüllen.”

Austin Powers. Die von Mike Myers 1997 gedrehte Parodie auf Spionagefilme der 1960er-Jahre erweckte kurzzeitig wieder das Interesse an der psychedelischen Kultur. Ziemlich am Anfang von Austin Powers: International Man of Mystery (dt.: Das Schärfste, was Ihre Majestät zu bieten hat) betritt Austin den „Electric Psychedelic Pussycat Swinger’s Club”, während „Incence und Peppermints” im Soundtrack zu hören ist (siehe Strawberry Alarm Clock). Im Nachfolgefilm erfindet Myers die Wortkreuzung „shagedelic” – „psychedelisch” kombiniert mit „shag” (ein vulgäres Wort für Geschlechtsverkehr) –, um seine Wertschätzung für die atemberaubende sexuelle Attraktivität einer britischen Spionin auszudrücken.

Autismus. Mitte des 20. Jahrhunderts vermuteten viele Experten, dass es sich bei Autismus um eine Manifestation der Schizophrenie in der Kindheit handele. Da herkömmliche Behandlungsmethoden für Autismus nur minimale Erfolge aufwiesen und da Psychiater mit LSD als Hilfsmittel zur Behandlung von Schizophrenie bei Erwachsenen experimentiert hatten (siehe Schizophrenie), begannen sie LSD als Therapie für autistische Kinder zu testen. Die ersten Resultate wurden 1959 auf einer Konferenz an der Princeton University vorgelegt und in den darauffolgenden Jahren wurden weitere Studien durchgeführt. Ein kürzlich veröffentlichter Artikel fasst die Ergebnisse der LSD-Therapie bei Autismus von 1959 bis 1974 zusammen. „Mehrere positive Ergebnisse wurden nach der Verabreichung von LSD gemeldet, aber den meisten dieser Studien mangelte es an angemessenen Versuchskontrollen und sie präsentierten hauptsächlich narrative/beschreibende Daten” (Sigafoos). Unter den Psychiatern, die Anfang der 1960er-Jahre über vielversprechende Resulte berichteten, war Gary Fisher (siehe Fisher, Gary). Weniger erfolgreich war eine Studie von 1962 mit zwölf stummen Kindern, bei denen Autismus diagnostiziert worden war: Ärzte beobachteten „rapide Stimmungsschwankungen vom Hochgefühl bis zur Depression”, „bei den meisten verminderte Aufmerksamkeit, aber bei einigen gesteigerte Aufmerksamkeit” und keinen Hinweis auf „den erhofften Wechsel von Stummheit zu Sprache” (Freedman).

Avalon Ballroom. Dieser eher kleine Veranstaltungsort in San Francisco war der Austragungsort von psychedelischen Konzerten, die von 1966 bis 1968 von Chet Helms und Family Dog ausgerichtet wurden (siehe Helms, Chet; Family Dog). Im Avalon war Platz für ca. 500 Besucher, von denen viele LSD konsumierten und zur Musik der Bands tanzten. Liquid Lightshows begleiteten die Musik (siehe Lightshows). Bei einem typischen Konzert spielten zwei Bands jeweils zwei Sets; alle wichtigen Bands aus San Francisco traten dort auf, wie auch viele der weniger bekannten Bands aus der Bay Area.

Helms engagierte psychedelische Posterkünstler, um die Konzerte im Avalon anzukündigen, unter anderem Stanley Mouse und Alton Kelley, Rick Griffin, und Viktor Moscoso (siehe Psychedelische Poster). Konzerte im Avalon gelten bei vielen Hippie-Veteranen als Inbegriff der psychedelischen Szene San Franciscos.

Babbs, Ken. Babbs war ein Mitglied der Merry Pranksters und einer von Ken Keseys engsten Freunden (siehe Merry Pranksters; Kesey, Ken). Die beiden lernten sich Ende der 1950er-Jahre an der Stanford University in einem Seminar über Kreatives Schreiben kennen. Babbs machte seinen Abschluss als Mitglied des ROTC bei den Marines (Reserveoffizier der Marine); er diente in Vietnam, wo er Hubschraubereinsätze flog. Als Babbs zurückkehrte, tat er sich wieder mit Kesey zusammen und die beiden gründeten zusammen eine lose Gemeinschaft von LSD-Enthusiasten, die als Merry Pranksters in die Geschichte eingingen. Während ihrer legendären Bustour quer durch Amerika erwies sich Babbs ingenieurtechnisches Wissen als äußerst nützlich, um den alten Bus instand zu halten. Später entwickelte er Verbesserungen für Konzert-Tonanlagen, die es den psychedelischen Bands ermöglichten, bei maximaler Lautstärke ohne übermäßige Verzerrungen zu spielen. Als Kesey 1966 nach Mexiko floh, rückten Babbs und sein Prankster-Kollege Wavy Gravy als Anführer der Gruppe nach (siehe Wavy Gravy). Babbs und Kesey blieben weiterhin enge Freunde und arbeiteten später zusammen an einigen Schreibprojekten.

Bananen. Eine der interessanteren Legenden, die in der psychedelischen Ära entstand, hat mit den vermeintlichen halluzinogenen Eigenschaften von Bananen zu tun. Einer weitverbreiteten Geschichte zufolge soll es angeblich zu einem LSD-ähnlichen Drogenrausch führen, wenn Bananenschalen getrocknet, abgeschabt und geraucht werden. Wenn man Bananenschalen raucht, führt dies jedoch keinesfalls zu dem erwünschten Effekt. Die Vorstellung von psychedelischen Bananen wurde allerdings von der FDA (Food and Drug Administration; US-amerikanische Behörde für Lebensmittel- und Arzneimittelsicherheit) so ernst genommen, dass Wissenschaftler die Frucht mehr als drei Wochen lang testeten, um sicherzugehen, dass keine neue Drogengefahr inmitten der Supermärkte lauerte.

Der Mythos von der psychedelischen Banane entstand Anfang 1967 während einer Konzerttour von Country Joe and the Fish (siehe Country Joe and the Fish). Einer der Fische, der Schlagzeuger Gary „Chicken” Hirsh, behauptete, dass Bananen einen Drogenrausch auslösen könnten. Die Band beschloss, dies an jenem Abend bei einem Konzert in Vancouver auszuprobieren. Sie schabten Bananenschalen ab, backten sie und rollten dann daraus einen Joint, den sie vor dem letzten Set des Abends rauchten. Dieses Set verwandelte sich in eine ausgedehnte Improvisation, eher typisch für The Grateful Dead als für Country Joe. Die Bandmitglieder führten ihre psychedelische Erhabenheit auf die Bananen zurück. In ihrem Enthusiasmus hatten sie allerdings den wahren Grund ihres Drogenrausches vergessen: Vor dem Konzert hatten sie Wasser getrunken, dem die Roadies LSD zugesetzt hatten.

Am nächsten Tag fuhr Country Joe wieder nach Berkeley zurück und brachte die Geschichte von den psychedelischen Bananen in Umlauf. Die Nachricht verbreitete sich so schnell, dass es in kürzester Zeit in den örtlichen Supermärkten keine Bananen mehr zu kaufen gab. Zeitungen in San Francisco berichteten darüber, und Nachrichtenagenturen verkündeten die Geschichte im ganzen Land: „Bananen stimulieren, neuester Hippie-Schrei” (San Francisco Chronicle, Februar 1967). Ungefähr zur selben Zeit veröffentlichten Autoren des Berkeley Barb ein ausführliches Rezept für halluzinogene Bananen; das Rezept war eine Falschmeldung, zusammengebraut von skeptischen Barbsatirikern, aber viele Leser nahmen die Meldung ernst. Einer dieser leichtgläubigen Leser war William Powell, der das Rezept in seinem Anarchist Cookbook nachdruckte: Man schabe 15 Pfund Bananen ab, mache einen Brei und „verteile diesen Brei auf einem Backblech und trockne ihn ca. 20-30 Minuten in einem Ofen. Dies ergibt ein feines Pulver (Bananadin). Normalerweise spürt man den Effekt von Bananadin nach drei oder vier Zigaretten.” Die FDA beauftragte ein Laborteam damit, etwas „Bananadin” aufzubereiten und auf halluzinogene Eigenschaften zu testen. Nach einem dreiwöchigen Test auf einer Rauchmaschine konnten die Wissenschaftler keinerlei psychedelische Wirkung feststellen: „Das Bureau of Science hat den Rauch von einigen Rezepten für getrocknete Bananenschalen und konzentrierten Bananensaft analysiert. Es wurden in diesen Materialien keine nachweisbaren Mengen von bekannten Halluzinogenen entdeckt” (FDA Pressemitteilung, Mai 1967).

Ein zufälliger Nutznießer des Bananenmythos war Donovan (siehe Donovan), der 1966, also schon vor Country Joes Offenbarung, das Lied „Mellow Yellow” aufgenommen hatte. „Mellow Yellow” verschmolz dennoch mit psychedelischen Bananen auf eine Weise, die beiden dazu verhalf, sich gegenseitig als Mem zu verstärken. Hörer vermuteten, dass Donovans „elektrische Banane” sich auf das LSD-ähnliche Bananen-High bezog. Donovan begrüßte die Verbindung, obgleich er Jahre später zugab, dass er erst von den psychedelischen Bananen erfuhr, nachdem er „Mellow Yellow” geschrieben und aufgenommen hatte. „Elektrische Banane” bezieht sich in Wirklichkeit auf ein vibrierendes Sexspielzeug.

Barrett, Syd. Barrett war Frontmann der englischen Rockband Pink Floyd während ihrer frühen Phase der innovativen psychedelischen Musik. Sein starker LSD-Konsum setzte seine Kreativität frei, könnte aber auch der Auslöser für seine Geisteskrankheit gewesen sein, die seine Karriere frühzeitig beendete. (Siehe Pink Floyd)

Barron, Frank. Barron, ein Kommilitone Timothy Learys an der Graduate School der Berkeley-Universität, führte in den 1950er-Jahren von der CIA finanzierte psychologische Forschungen durch. Er entwickelte großes Interesse für LSD und gründete 1960 das Harvard Psychedelic Drug Research Center. Barron holte Leary nach Harvard, um mit ihm an Experimenten mit LSD und anderen Psychedelika zusammenzuarbeiten (siehe Harvard; Leary, Timothy). 1969 trat Barron eine Lehrstelle an der Universität of California, Santa Cruz an, wo er sich mit Kreativitätsforschung beschäftigte (siehe Santa Cruz). Bis zu seinem Tod im Jahre 2002 war Barron Mitglied der Albert-Hofmann-Stiftung.

Bateson, Gregory. Bateson, ein englischer Anthropologe, der die „Doppelbindungstheorie“ und das Gebiet der „Psychokybernetik“ entwickelte, führte Ende der 1950er-Jahre an der Stanford University klinische Untersuchungen mit LSD durch. Einer der freiwilligen LSD-Konsumenten, der an diesen Studien teilnahm, war Ken Kesey (siehe Kesey, Ken). Bateson wurde Stammgast am Esalen Institute (siehe Esalen) und nahm gegen Ende seiner Karriere eine Stelle an der University of California, Santa Cruz, an. (Siehe Santa Cruz)

Batik. Die Hippies wandten diese alte handwerkliche Kunst zum Färben von Kleidung an, um ihren unverkennbaren Hippie-Stil zu kreieren. Batikmuster fanden bei LSD-Konsumenten als Möglichkeit, bestimmte Effekte der psychedelischen Wahrnehmung nachzuahmen, Anklang: Lebhafte Farben und Spiralmuster ließen gewöhnliche T-Shirts so aufleuchten, wie LSD Gegenstände der alltäglichen Wahrnehmungswelt aufleuchten ließ. In gewisser Weise ähnelten Batikmuster den Effekten, die durch Liquid Lightshows bei Acid-Rockkonzerten dieser Zeit entstanden (siehe Lightshows). Im Umsonst-Laden der Diggers im Haight-Ashbury-Distrikt nutzten Batiker ihre handwerkliche Kunst zum Auffrischen der alten Kleidung, die sie verschenkten. Das Batiken war praktisch für die Hippies, und zwar nicht nur weil es psychedelisch, sondern auch weil es billig und einfach war: Alles, was man brauchte, war ein einfaches Hemd, einige Gummibänder (um das Hemd abzubinden, was die unverkennbaren Muster erzeugte) und ein paar Fläschchen leuchtender Farbe bzw. Chlorbleiche. In den Jahren nach dem Summer of Love wurde Batikkleidung nicht mehr nur mit der Hippie-Kultur assoziiert, sondern erlangte allgemeinere Popularität in der Modewelt (siehe Psychedelische Mode). Das Unternehmen Rit Dye konnte in diesen Jahren seinen Umsatz deutlich steigern, indem es seine Färbemittel vermarktete und Anleitungen zum Batiken mitlieferte. In der heutigen Kultur ist das Batiken immer noch populär und seine Assoziation mit Psychedelia scheint seiner Beliebtheit in Ferienlagern, im Kunstunterricht und ähnlichen Mainstream-Einrichtungen nicht geschadet zu haben. Trotzdem wird Batiken wohl immer mit den Hippies assoziiert werden, die es begeistert übernahmen, um ihre neue Wertschätzung für Farben zu verkünden.

Beach Boys. Brian Wilson, kreativer Kopf der Beach Boys, sagte, dass sowohl sein Leben als auch seine Musik nachdrücklich von seinen LSD-Erfahrungen Mitte der 1960er-Jahre geprägt wurden. Wilson nahm 1965 das erste Mal LSD und die Droge hatte sowohl positive wie auch negative Auswirkungen auf sein Leben. 1966 erzählte er dem Journalisten Tom Nolan: „Ich nahm LSD … und lernte vieles, z. B. Geduld und Verständnis. Ich kann Ihnen nicht vermitteln oder erklären, was ich dabei gelernt habe, aber ich betrachte es als eine sehr religiöse Erfahrung“ (Cateforis). Viele Jahre später schilderte er in Interviews seine Acid-Erfahrungen viel ambivalenter. „Es [LSD] hat mich der Musik näher gebracht, aber es hat mich auch erschreckt“ (Chapman). Er „überwand“ seine Ängste „zum großen Teil“, sagte Wilson, „aber wenn man eine Droge wie LSD nimmt, wird man nie wieder derselbe sein“ (Lester). In der Tat kämpfte Wilson viele Jahre nach seinen größten Erfolgen mit den Beach Boys mit Paranoia und Depressionen, was sein Leben und seine Arbeit überschattete.

Wilsons erster Acid-Trip veranschaulicht diese gemischten Erfahrungen sehr gut. Er erzählte dem Reporter Geoff Boucher, dass sein erster Impuls gewesen sei, seinen Kopf unter einem Kissen zu vergraben: „Er wurde heimgesucht. Er hatte Bilder von seiner Mutter und seinem Vater in seinem Kopf und vor allem hatte er Angst.“ In dieser Nacht hörte er „zum ersten Mal eine andere Stimme in seinem Kopf, eine bedrohliche Stimme, die ihn dann jahrelang begleitete.“ Nach einiger Zeit fühlte Wilson sich jedoch besser, er setzte sich an sein Klavier und komponierte schließlich „California Girls“. „Ich habe an die Musik aus Cowboyfilmen gedacht“, erinnerte er sich. „Und ich habe mich hingesetzt und zu spielen angefangen, bum-buhdeeda, bum-buhdeeda. Das habe ich ungefähr eine Stunde lang gemacht. Ich habe diese Akkorde gespielt. Dann ist mir diese Melodie eingefallen und danach ist alles ziemlich schnell gegangen.“ Er „arbeitete weiterhin am Keyboard und dachte sich, mit seinen Gedanken bei Modezeitschriften, eine der berühmtesten Anfangszeilen der Popmusik aus“ – einen Text über modische Eastern Girls (Boucher). Auch wenn „California Girls“ ein unpassendes Beispiel für einen psychedelischen Song zu sein scheint, so entstand die unerwartete Kombination von Cowboymusik und Models unter LSD-Einfluss. Wilsons „Good Vibrations“ aus dem folgenden Jahr hat charakteristischere psychedelische Eigenschaften. Er arbeitete sechs Monate an dem Song und fügte technische Innovationen ein – darunter komplexes Overdubbing –, die Sergeant Pepper’s Lonely Hearts Club Band von den Beatles beeinflussten (siehe Beatles). Der Text von „Good Vibrations“ enthält keinen direkten Hinweis auf Drogen, aber er deutet zum Teil eine frühe farbenfrohe Hippie-Landschaft mit Blumen und Sonnenschein an.

Beat-Generation. Der Schriftsteller Jack Kerouac verlieh einer Gruppe von unkonventionellen Schriftstellern der 1950er-Jahre diesen mehrdeutigen Namen: „Beat“ lässt müde oder niedergeschlagen anklingen, bedeutet aber auch cool, sogar „beatific“ (seligmachend). Einige wichtige Vertreter der Beat-Generation spielten eine bedeutende Rolle beim Übergang von der Beat- zur Hippie-Gegenkultur. Der Dichter Allen Ginsberg, der an den LSD-Versuchen der amerikanischen Regierung teilgenommen hatte, schloss Anfang der 1960er-Jahre eine enge Freundschaft mit Timothy Leary und anderen psychedelischen Enthusiasten. Ginsberg stand der neuen Hipster-Generation viel offener gegenüber als die anderen berühmten Beatniks. Er trug wesentlich zu der psychedelischen Geschichte New Yorks, San Franciscos und Londons bei (siehe Ginsberg, Allen). Ein weiterer berühmter Beatnik, Neal Cassady, schloss sich den Merry Pranksters als Stammgast bei den Acid-Tests und als Fahrer ihres farbenprächtigen Busses an (siehe Cassady, Neal; Merry Pranksters). Eine wichtige, wenn auch weniger berühmte Übergangsfigur war der Jazzkritiker und Zeitschriftenherausgeber David Solomon: Inspiriert von Aldous Huxley gab Solomon Schriften über LSD heraus, setzte sich für seinen Gebrauch ein und saß später eine Gefängnisstrafe wegen Beihilfe zur Herstellung von LSD-Microdots ab (siehe Microdots, Operation Julie). Von den bekanntesten Vertretern der Beatniks lehnte nur Kerouac die neuere rebellische Generation der Gegenkultur eindeutig ab. Kerouac fand keinen Gefallen an psychedelischen Drogen, er äußerte den denkwürdigen Satz: „Auf dem Wasser zu gehen, wurde nicht an einem Tag vollbracht.“ Als Cassady mit den Pranksters bei seinem alten Freund vorbeifuhr, reagierte Kerouac verärgert auf deren anti-patriotische Gebärden und zog sich bis zu ihrer Abfahrt schmollend in eine Ecke zurück.

Beatles. Der LSD-Konsum der Beatles hatte einen großen Einfluss auf ihre Musik, und ihre Musik hatte wiederum einen großen weltweiten Einfluss auf die psychedelische Kultur. John Lennon und George Harrison waren die ersten Beatles, die die Droge nahmen. Im April 1965 waren Lennon, Harrison und ihre Frauen zu einer Dinnerparty bei Harrisons Zahnarzt eingeladen. Nach dem Essen gab der Zahnarzt heimlich etwas LSD in deren Kaffee, und die zwei Beatles befanden sich in einer kleinen Londoner Wohnung überraschenderweise auf einem LSD-Trip. Laut Steve Turner sagte Harrison, dass er an diesem Abend das Gefühl gehabt habe, „sich in alle zu verlieben“. Harrison und Lennon wurden enthusiatische Acidheads, sie nahmen Hunderte Trips; McCartney und Starr nahmen weniger häufig LSD, aber oft genug, um die bewusstseinsverändernde Wirkung der Droge zu verstehen. Bald darauf zeichnete sich eine psychedelische Wende in der Musik der Beatles ab.

Revolver (1966) war das erste Beatles-Album, bei dem der Einfluss von LSD offensichtlich ist. Der am eindeutigsten psychedelische Song ist Lennons „Tomorrow Never Knows“, der mit Worten beginnt, die Timothy Learys Handbuch für das Trippen, The Psychedelic Experience (dt. Titel: Psychedelische Erfahrungen; siehe Psychedelic Experience), entlehnt waren; das Ende des Songs greift Learys Themen der Distanziertheit und Transzendenz auf, wobei das Leben als eine Reihe von Spielen gesehen wird. Lennon, die restlichen Beatles und der Produzent George Martin arbeiteten lange im Studio, um Klangeffekte zu erzeugen, die dem psychedelischen Inhalt angemessen waren. Lennon wollte, dass sein Gesang eine gespenstige Vibrato-Eigenschaft haben solle. Er schlug vor, dass sie ihn an ein Seil hängen und beim Singen herumwirbeln sollten, aber Martin ließ sich etwas Praktischeres einfallen; er nahm Lennons Stimme mit einem speziellen Lautsprecher auf, der den gewünschten Effekt erzielte. Was das Instrumentelle betrifft, erzeugten sie durch den Einsatz von Sitar und Tanbur einen östlichen Sound. Andere Neuerungen waren rückwärts gespielte Trommel- und Gitarrenriffs und ein kompliziertes System von Tonbandschleifen, was einen komischen mövenähnlichen Ton im Hintergrund erzeugte. All diese Innovationen machten den Song zu einem Wegbereiter der psychedelischen Musik. In anderen Revolver-Songs ist der psychedelische Einfluss weniger offensichtlich, mit Ausnahme einiger Hinweise, die aber nur im Nachhinein zu verstehen sind. „She Said She Said“ enthält eine Zeile über den Tod; Lennon erklärte später, dass er diese Worte auf einem Acid-Trip in Kalifornien von Peter Fonda gehört habe. „Yellow Submarine“ wurde erst nachträglich durch die Assoziation mit dem gleichnamigen Film zu einem psychedelischen Song (siehe Yellow Submarine). Aber „Yellow Submarine“ und einige andere Revolver-Songs zeigen, wie die Beatles mit neuen Aufnahmetechniken experimentierten, um fremdartige Klänge zu erzeugen. Diese neuen Techniken und Klänge erreichten ihren Höhepunkt auf dem nächsten Album Sergeant Pepper’s Lonely Hearts Club Band (1967), dem wohl einflussreichsten Rockmusikalbum der psychedelischen Ära überhaupt. Den