Lust auf Leistung - Ingo Hamm - E-Book

Lust auf Leistung E-Book

Ingo Hamm

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Beschreibung

Zum Werk
Deutschland hat aufgehört zu arbeiten! Gewiss: Wir alle reißen täglich unsere Stunden runter – aber wer hat noch Spaß dabei? Scheinbar keiner, was die lauten Forderungen nach 4-Tage-Woche, mehr Work-Life-Balance und immer neuen Benefits zeigen.

Zugleich beklagen Unternehmen einen nie dagewesenen Fachkräftemangel – kein Wunder, denn trotz New Work suchen wir im Job vergeblich nach Sinn und Erfüllung, fehlt uns Lust auf Arbeit, Lust auf Leistung. Wir denken, wir machen zu viel, aber dabei machen wir zu wenig – von dem, was uns erfüllt.

Wir brauchen keinen Überbietungswettbewerb von Belohnungen und Prämien, Benefits und Goodies. Wir wollen lieber die Arbeitsfreude zurück! Wir brauchen Tätigkeiten, die unsere natürlichen Kompetenzen fordern und fördern, in einem Umfeld, in dem jeder selbst gestalten, selbst erleben, selbst bewirken kann. So entsteht Freude am Machen und Stolz auf das Tun – Arbeit mit Werkstolz, Arbeit mit Lust auf Leistung.
Dieses Buch zeigt Ihnen, wie Sie wieder Lust auf Leistung bekommen – und was Personalverantwortliche und Führungskräfte ihren Mitarbeitenden für mehr Leistungslust bieten müssen.

Mit zahlreichen Fallbeispielen, Praxisberichten und Tipps & Tricks vermittelt das Buch neue psychologische Erkenntnisse zu Motivation, Arbeitszufriedenheit, Kompetenzorientierung, Selbstverwirklichung, Sinnfindung und Talententwicklung – von der Leistungsverweigerung zum wirkmächtigen Tun, von einem Manchmal-Bullshit-Job und Beinahe-Burnout zu einem echten Glücks-Beruf.

Zielgruppe
Wirtschaftsentscheider, Führungskräfte, Personalverantwortliche und ambitionierte Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer jeden Alters, die den Status quo hinterfragen und eine Arbeitswelt anstreben, in der Leistung wieder Freude bereitet.

Vorteile

  • Dieses Buch ist ein unverzichtbarer Ratgeber für Wirtschaftsentscheider, Führungskräfte, Personalverantwortliche und ambitionierte Arbeitnehmer, die den Status quo hinterfragen und eine Arbeitswelt anstreben, in der Leistung wieder Freude bereitet.
  • Erfahren Sie, wie man das psychologische Glücksgefühl der 'Leistungslust' neu entfacht – eine Welt, in der Arbeit nicht nur als notwendiges Übel, sondern als Quelle der Erfüllung und des Werkstolzes gesehen wird.
  • Wir zeigen Ihnen, wie man aus einem 'Manchmal-Bullshit-Job' einen 'Glücks-Beruf' macht, und wie man selbst im stressigsten Job die Leistungslust wiederentdeckt. Dieses Buch ist mehr als nur ein Leitfaden – es ist ein Manifest für eine neue Ära der Arbeitszufriedenheit, in der 'besser' statt 'mehr' zählt.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB

Veröffentlichungsjahr: 2024

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Zum Inhalt:

ZURÜCK ZUR LEIDENSCHAFT IM JOB!

Deutschland hat aufgehört zu arbeiten! Gewiss: Wir alle reißen täglich unsere Stunden runter – aber wer hat noch Spaß dabei? Scheinbar keiner, was die lauten Forderungen nach 4-Tage-Woche, mehr Work-Life-Balance und immer neuen Benefits zeigen.

Zugleich beklagen Unternehmen einen nie dagewesenen Fachkräftemangel – kein Wunder, denn trotz New Work suchen wir im Job vergeblich nach Sinn und Erfüllung, fehlt uns Lust auf Arbeit, Lust auf Leistung. Wir denken, wir machen zu viel, aber dabei machen wir zu wenig – von dem, was uns erfüllt.

Wir brauchen keinen Überbietungswettbewerb von Belohnungen und Prämien, Benefits und Goodies. Wir wollen lieber die Arbeitsfreude zurück! Wir brauchen Tätigkeiten, die unsere natürlichen Kompetenzen fordern und fördern, in einem Umfeld, in dem jeder selbst gestalten, selbst erleben, selbst bewirken kann. So entsteht Freude am Machen und Stolz auf das Tun – Arbeit mit Werkstolz, Arbeit mit Lust auf Leistung.

Dieses Buch zeigt Ihnen, wie Sie wieder Lust auf Leistung bekommen – und was Personalverantwortliche und Führungskräfte ihren Mitarbeitenden für mehr Leistungslust bieten müssen.

Mit zahlreichen Fallbeispielen, Praxisberichten und Tipps & Tricks vermittelt das Buch neue psychologische Erkenntnisse zu Motivation, Arbeitszufriedenheit, Kompetenzorientierung, Selbstverwirklichung, Sinnfindung und Talententwicklung – von der Leistungsverweigerung zum wirkmächtigen Tun, von einem Manchmal-Bullshit-Job und Beinahe-Burnout zu einem echten Glücks-Beruf.

AUS DEM INHALT

Nachhaltige Motivation durch inneren Antrieb und Kompetenz

Flow-Erleben durch Kompetenzentwicklung und optimalen Anspruchsniveau

Motivationsbooster oder Leistungskiller? Die Interpretation von Erfolg und Misserfolg

Von der „DNA des Tuns“, echtem „Tiefen-Interesse“ und den „17 Archetypen aller Tätigkeiten“

Werte und Moral als universelle Antriebskraft

Lernen von Spitzensport und professioneller Talententwicklung

Mehr Selbstwirksamkeit durch Job Crafting & Empowerment

Resilienz durch Teamgeist – gemeinsam mit Rückschlägen und Fehlern umgehen

Werkstolz – die existenzialistische Kraft des einfachen Tuns

Sich selbst führen – mit konkreten Zukunftsbildern, Disziplin und Aufgabenmanagement

Zum Autor

PROF. DR. INGO HAMM

ist Professor für Wirtschaftspsychologie an der Hochschule Darmstadt, war Berater bei McKinsey, arbeitete dann auf Konzernseite in Human Resources und Kommunikation und folgte schließlich seiner Leidenschaft für angewandte Forschung und Beratung.

Hamm berät Menschen und Organisationen bei den Herausforderungen der neuen Arbeitswelt. Hamm ist Autor erfolgreicher Sachbücher, promovierter Wirtschaftswissenschaftler und Diplom-Psychologe. Zudem ist Hamm Leiter des Darmstädter Instituts für Wirtschaftspsychologie.

Prof. Dr. Ingo Hamm

LUST AUFLEISTUNG

WIE WIR ARBEIT (WIEDER) LIEBEN LERNEN!

Verlag Franz Vahlen München

5INHALTSVERZEICHNIS

1 Warum wir über Leistungslust reden müssen

Würden Sie als Lotto-Millionär noch arbeiten wollen?

Der Zeitgeist: Weniger Arbeit ist bessere Arbeit

Wir machen nicht das, was uns glücklich macht (zumindest tagsüber)

Ökonomie ist nicht Psychologie

Employability first, employee second?

Muss Arbeit instagrammable sein?

Überarbeitet und zugleich unterfordert

Gut für Gleichheit, schlecht für die Leistung

Das Glück des tätigen Lebens: Selbstwirksamkeit

Wir können uns nicht glücklich denken, sondern nur glücklich machen

Arbeit aus Lust am Tun

2 Leistungslust ist innerer Antrieb

Oder anders gefragt: Was meint Leistungslust?

Ganz konkret, ganz normal – Arbeiten wie ein Fährmann

Wo bleibt Ihre Leistungslust? Der Leverage-Effekt

Ganz konkret, ganz normal – Arbeiten wie eine Oberärztin

Weil wir nicht finden können, was wir nicht suchen

Ganz konkret, nicht normal – Arbeiten als Philosoph?

6Erfüllung im Matsch und Dreck dieser Welt

Was ist Ihr Antrieb?

Wir müssen Leistung anders denken

Wirken, machen, ändern

Das Problem: Leistung ist anstrengend

Leistung wie in der Physik – überraschend vielfältig

Der Zweite gilt leider schon als der erste Verlierer

Motivforschung – Warum »tun« wir überhaupt?

Das 1. Motiv allen Machens: Zugehörigkeit

Das 2. Motiv allen Machens: Vergleich

Sozialer Vergleich – ein Abfallprodukt menschlicher Kulturgeschichte

Sie sind mehr als ein soziales Wesen!

Das 3. Motiv allen Machens: Entwicklung

Warum wir träge werden

Der gefährliche Korrumpierungseffekt der Motivation

Anregungen für Führungskräfte & HR

Anregungen für Mitarbeitende

3 Leistungslust ist im »Flow« sein

Wenn der innere Antrieb alles um einen herum vergessen lässt

Wo man Flow nicht erwartet

Kennen auch Sie den Flow?

Wo der Flow auf Sie wartet – im Job

Wo der Flow auf Sie wartet – im Leben

Flow braucht: Hundertprozentigen Fokus

Flow braucht: Feedback durch die Tätigkeit selbst

Flow braucht: Alle Zeit der Welt

Lösen Sie die Anspruchs-Bremsen

»Komm raus aus der Komfortzone!« Aber nicht zu weit…

The Dark Side of Flow

Das höchste der Gefühle beim Machen

Anregungen für Führungskräfte & HR

Anregungen für Mitarbeitende

74 Leistungslust durch Suche nach Erfolgen statt Vermeiden von Misserfolgen

Das Geheimnis des Glücks

Schon Kinder lernen Leistungslust

Sind Sie lieber Stürmer oder Verteidiger?

Sind Sie lieber »Erfolgssucher« oder »Misserfolgsvermeider«?

Nur Pessimisten sind »hinterher immer schlauer«

Das Misserfolgs-Paradoxon der zu leichten und zu schweren Aufgaben

Der Ballast der kindlichen Erlebnisse

Attribution: Wer hat’s verbockt? Und wer hat’s geleistet?

Hören Sie auf, sich selbst ein motivatorisches Bein zu stellen!

Eine Faustregel der Erfolgs- und Misserfolgs-Attribution

Sich der eigenen, auch kleinen Erfolge bewusst werden

Der Anstrengungs-Leistungs-Disconnect

Wie gute Führung bei Erfolgsattribution unterstützt

Flogging a Dead Horse – Attribution hat Grenzen

Anregungen für Führungskräfte & HR

Anregungen für Mitarbeitende

5 Leistungslust durch »Tiefen-Interesse« – das, was Sie können, mögen und wollen

Mythos Möhre

Vom Folgenanreiz zum Tätigkeitsanreiz

Wissen, was man tun will – statt bekommen will

Motivationale Kompetenz: Seinen inneren Antrieb finden wollen

Schwer in Worte zu fassen

Die »DNA des Tuns«: Warum mach’ ich, was ich mach’?

Passt Ihr Job zu Ihrer »DNA des Tuns«?

Die 17 Archetypen der beruflichen Tätigkeit

Die wenigen Dinge im Leben, die Sie echt total antreiben

Kurztest: »Was treibt mich innerlich wirklich an?«

»Ja, das bin genau ich!«

Warum haben Sie den Beruf, den Sie haben?

Es ist Ihr Beruf und nicht der Job des Arbeitgebers!

Anregungen für Führungskräfte & HR

Anregungen für Mitarbeitende

86 Leistungslust durch Wert-volles Handeln

Das Wertvollste im Leben (und Beruf)

Tun, weil es einem wert ist

Werte als Konsens des Zusammenlebens

Neun Werte als Bausteine einer jeden Kultur

Der ehrbare Kaufmann – Stärker als Ökonomie

Moral als Meta-Wert

Warum Kant mehr denn je gefragt ist

Wertebeispiel: Das aufstrebende Medienunternehmen

Wertebeispiel: Der traditionsreiche Automobilkonzern

Wertebeispiel: Der locker-dynamische »Internet-Riese«

Bleiben Sie Werte-treu!

Anregungen für Führungskräfte & HR

Anregungen für Mitarbeitende

7 Leistungslust wie ein Spitzensportler

Wollen wir nicht alle spitze sein? Nicht wirklich

»Willkommen im Leistungszentrum!«

Der Mythos vom angeborenen Talent

Was hatte Picasso, was van Gogh nicht hatte?

Spitze auch später im Leben

Decken Sie Ihr »Element« auf!

Die 10.000 Stunden-Regel – Training intensiv, aber bitte gezielt

Nur Fehler ohne Feedback sind dumme Fehler

Fünf Grundprinzipien für Training, das nicht nervt

Klassische Tugenden guten Trainings

Gibt es die Talentpersönlichkeit?

Sonst völlig normal

Auch mal Glück haben – Beispiel Bill Gates

Ein förderliches Umfeld suchen – Beispiel Beatles

»Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne«

Mutig sein, ein Talent auszugraben

(Auf)Begehren – und dafür trainieren

Anregungen für Führungskräfte & HR

Anregungen für Mitarbeitende

98 Leistungslust: An die Grenzen gehen – und teilweise darüber hinaus

Flow ist leider extrem

Voll im Stress – und zugleich im Flow. Wie geht das?

»Way beyond my conscious understanding«

Der schmale Grat zwischen Unter- und Überforderung

Flow durch Grenzgang

Volle Hingabe, volle Aufmerksamkeit

Wie geht man im Job an die Grenzen?

Job Crafting – das optimale Setting selbst fordern und fördern

Von kreativen Putzkräften lernen

Die drei Gestaltungs-Ebenen des Job Crafting

Kämpfen Sie für Ihre berufliche Freiheit – im Job, nicht auf der Straße!

Sein eigener Selbstgestalter sein

Grenzgang – Hart an der Grenze, aber nicht jenseits der Grenze

Wie Unternehmen Flow-Grenzgänge fördern können

Was haben glückliche Frisör/innen, Köch/innen und Barista gemeinsam?

Kundenorientierung sticht Purpose

Empowerment als Herausforderung für Führungskräfte

Anregungen für Führungskräfte & HR

Anregungen für Mitarbeitende

9 Leistungslust ist, mit Rückschlägen umzugehen

Reality Slap: Wenn das Leben hart zuschlägt

Resilienz made in Hawaii

Job & Life Crafting

Niemand ist von Natur aus resilient

Wie ein Extremschwimmer den Stress umarmt

Essenzieller Resilienz-Treiber: Selbstwirksamkeit

Die Kunst, sich selbst ein Bein zu stellen

Wie resiliente Menschen Stress umdefinieren

Resilienz durch Selbstorganisation

Schritt für Schritt, Meter für Meter

10Krisenfest dank Regeneration

Resilienz-Ressource: Der Blick nach innen

Resilienz-Ressource: Umfeld und Beziehungen

Resilienz-Ressource: Der Körper

Resilienz-Ressource: Rückblick auf starke Momente

Resilienz-Ressource: Das Team

Was resiliente Teams so stark macht

Gesinnung sticht Kompetenz

Resilienz in fragilen Zeiten

Anregungen für Führungskräfte & HR

Anregungen für Mitarbeitende

10 Leistungslust ist »einfach tun«

Sinn ist nicht gleich Sinn

Der Fels des Sisyphos

Der Faden des Oknos – Sisyphos mit Esel

Der moderne Sisyphos lauert überall

Existenzialismus – Die Philosophie der befreienden Sinnlosigkeit

Umgang mit Sinnkrisen – Glauben ja, aber nicht nur an das Gute

Akzeptieren Sie: »Zur Arbeit gehört Vergänglichkeit«

Akzeptieren Sie: »Zur Arbeit gehört Leid«

Akzeptieren Sie: »Zur Arbeit gehört Ungerechtigkeit.«

Akzeptieren Sie: »Zur Arbeit gehört Angst.«

Das Leben als ständige Grenzsituationen – eine Sicht der Psychotherapie

Im Spannungsfeld zwischen »Ich« und »Anderen«

Über das Unbegreifliche sprechen

Selbstwirksamkeit oder: Warum spielen Menschen Federball?

Selbstwirksamkeit durch ganz konkretes Tun

Der Bergsteiger in dir – Selbstmächtigkeit durch Grenzgang

»Vogel fliegt, Mensch läuft« – Selbstwirksamkeit durch Bewegung

Pain? No Gain!

»Movere et labora«

»Wir müssen uns den Klempner als glücklichen Menschen vorstellen«

11Das Sisyphos-Paradoxon – Die Tretmühle des Glücks

Anregungen für Führungskräfte & HR

Anregungen für Mitarbeitende

11 Leistungslust ist, sich selbst zu führen

Disziplin braucht mehr als Willen & Wünsche

Achtsamkeit – Zermahlen zwischen Vergangenheit und Zukunft

Schiffbruch im Hier und Jetzt – ein dramatisches Fallbeispiel

Die einzige Fähigkeit, die Erfolg garantiert

Disziplin ist keine Motivation, sondern eine Technik

Verantwortung für sich selbst übernehmen

Der Marshmallow-Effekt – Die Kunst, geduldig zu sein

»An Instrument of My Own Will«

Maßnahmen statt Ziele setzen

Angst vor der eigenen Zukunft – wenn sie zu groß erscheint

Die 5-Minuten-ganz-konkrete-Zukunft-Technik

»What to do on Monday morning?«

Die »Hoffnungsmaschine Google« und Mikro-Erfolge

Der Denkfehler der Fehlerkultur

Wie Sie 25 Prozent dümmer werden

Die Fehler der anderen sind die besseren Fehler

Die zwei wichtigsten Menschen in Ihrem Leben

Anregungen für Mitarbeitende, Führungskräfte & HR

12 Leistungslust kommt nicht von New Work

Tischkicker, dreieckig

Alles nur schmackhafte Köder?

Haben Sie einen Bullshit Job?

»Huch, ich habe einen Bullshit Job!«

The Great Escape: Raus aus dem Bullshit-Leben

Die Utopie von New Work durch No Work

New Work im »Psychology Check«

Besser »Good Work« statt »New Work«

Erfahrung – Die Kunst zu erleben, was man gerne macht

Immerhin steckt in New Work noch Work

12Von der Führungskraft, die nicht mehr führt

Es braucht Führung mehr denn je

Ganz allein Sie machen Ihr New Work!

Anregungen für Führungskräfte & HR

Anregungen für Mitarbeitende

13 Leistungslust zusammengefasst – Was uns bremst und was uns antreibt

Barriere: Automatisierung

Barriere: Kundenferne

Barriere: Nein- & Bedenken-Mentalität

Barriere: »Liking« ohne »Wanting«

Barriere: Richtungslose Motivation

Barriere: Mangelnde Wertschätzung

Barriere: Falsches Sinn-Verständnis

Treiber: Innerer Antrieb

Treiber: »Werkstolz«

Treiber: Trainieren wie ein Spitzensportler

Treiber: Arbeit als Kompetenzerleben

Treiber: Resilient dank Team

Fazit: Treiber und Barrieren

14 Leistungslust zusammengefasst – in 7 Maximen

Die Weniger-ist-mehr-Maxime

Die Mach-trotzdem!-Maxime

Die Mehr-statt-Meer-Maxime

Die Mach’s-passend!-Maxime

Die Arbeit-statt-Kohle!-Maxime

Die Trag-was-bei!-Maxime

Die Spitzensportler-Maxime

15 Schlusswort zum Leistungsglück

Anmerkungen

Quellenverzeichnis

131

WARUM WIR ÜBERLEISTUNGSLUSTREDEN MÜSSEN

»Aber in der Beschäftigung selbst Vergnügen finden – dies ist das Geheimnis des Glücklichen!«

Sophie Moreau

Würden Sie als Lotto-Millionär noch arbeiten wollen?

Was ist das für eine Frage? Da fällt uns die Antwort doch leicht:

Auf keinen Fall, dann hätte ich ja ausgesorgt!Hm, vielleicht noch ein wenig.Ich würde weiterhin arbeiten – mir würde etwas fehlen.Meine Arbeit gibt mir auch etwas; warum das aufgeben?

Was haben Sie angekreuzt? Wenn ich diese Frage privat oder im Hörsaal, bei Vorträgen oder bei Unternehmensbesuchen stelle, ist die spontane Antwort oft: »Auf keinen Fall!« Sobald die Leute jedoch über den spontanen Augenblick hinaus nachdenken, was die meisten unweigerlich tun, ändern viele ihre Meinung. Meinungsforscher bestätigen das1.

Sie stellten diese Frage einer repräsentativen Anzahl von Menschen und – was schätzen Sie? Wie viele von ihnen würden auch nach dem Gewinn der Lotto-Million noch arbeiten wollen?

14Es sind erstaunliche 85 Prozent; selbst bei einem Gewinn von mehreren Millionen Euro. Wie verrückt ist das denn: Arbeit ist diesen Leuten wichtiger als mehrere Millionen Euro Lotto-Gewinn? Spinnen die? Von so einem Gewinn träumen wir doch alle!

Einmal im Lotto gewinnen und dann: Keine stressige Führungskraft, keine nervigen Kolleginnen und Kollegen und keine nörgelnden Kundinnen und Kunden mehr! Nur noch jeden Tag Cocktail schlürfend am Strand liegen oder wahlweise im Indoor-Pool – was will man mehr? Wer würde dafür nicht seinen Chef oder Chefin in die Wüste schicken? Antwort: 56 Prozent der Befragten einer zweiten Studie, diesmal von McKinsey2. Die Befragten dieser Studie hatten sogar eine toxische Führungskraft, also eine vorgesetzte Person zum Davonlaufen, der einen in den Wahnsinn treibt. Trotzdem wollten sie weiterarbeiten. Nicht, weil sie das Geld brauchen (wer braucht es nicht), sondern: An Arbeit muss was dran sein (außer Geld). Was?

Ganz gleich, was es auch ist, es muss mächtig sein. Mächtig, stark und hoch attraktiv. Tatsächlich muss es sehr viel attraktiver sein als ein Millionengewinn im Lotto – für viele Menschen, sicher nicht für alle, ganz sicher aber für Sie, sonst wären Sie nicht hier. Arbeit soll mehr wert sein als Millionen? Das will einiges heißen, so scharf wie jeder vernünftige Mensch auf eine schöne Stange Geld ist. Was ist es, das Arbeit entgegen aller Erwartung und sogar im Vergleich zu einem Lotto-Gewinn so attraktiv macht? Eine interessante Frage.

So interessant, dass sich Arbeitgeber, Gewerkschaften, Betriebsräte, Politiker, Forscher und nicht zuletzt wir Arbeitenden selbst brennend dafür interessieren. Was macht Arbeit so außerordentlich attraktiv?

Machen macht glücklich – darum geht es in diesem Buch, das ist das einfache Credo. Aber wie oft hören oder lesen Sie diesen Satz an einem normalen Tag? Null Mal? Was hören und lesen wir stattdessen? Worüber wird in Medien, Politik, WhatsApp-Gruppen und am Stammtisch stattdessen diskutiert?

Über die 4-Tage-Woche, die innere Kündigung, Work-Life-Balance, Homeoffice, »Quiet Quitting«, die innere Emigration am Arbeitsplatz, mehr Perks & Benefits, Workation, Holacracy (Wir brauchen keine Chefs und Chefinnen mehr), agiles Arbeiten, supermoderne Büro- und Schreibtischkonzepte, Homeoffice, Saftbar im Foyer, eigener Barista im Aufenthaltsraum, Mobilitätsbudget statt Firmenwagen, Firmen-E-Bikes, Fressnapf am Arbeitsplatz für Bello, Kinderbetreuung sowieso.

Der Zeitgeist: Weniger Arbeit ist bessere Arbeit

Sind das nicht alles Synonyme für »Arbeit muss nicht unbedingt sein…«? Dieser ganze öffentlich-mediale Anti-Arbeit-Shitstorm läuft letztendlich auf die Empfehlung hinaus: »Lasst uns weniger arbeiten, damit wir glücklicher werden!«, üblicherweise intellektuell vermengt mit Utopien eines bedingungslosen Grundeinkommens. Das neue Credo. Zeitgeist. Kultur.

15Was sagt das alles über die eigentliche Arbeit aus? Arbeit ist ein Übel, eine Last, uncool, stressig, belastend, reiner Gelderwerb, Pflicht, Fron, eines modernen Menschen unwürdig, Maloche und galoppierende Fremdbestimmung. Arbeit ist für einen normalen Menschen heutzutage nur noch mit wenig Arbeitstagen, satter Entlohnung und dem neuesten Tischkicker im Aufenthaltsraum zu ertragen. Ohne Zweifel: So empfinden momentan viele hart arbeitende Menschen ihre Arbeit, ihren Job, ihren Beruf, ihre Beschäftigung. Da herrscht in weiten Teilen der Bevölkerung ein großer Leidensdruck. Irgendwoher müssen die lauten Forderungen nach weniger Arbeitszeit, mehr Teil- und Freizeit, nach immer neuen Perks & Benefits ja kommen. Vom unerträglich gewordenen Leiden an der Arbeit.

Weniger machen macht glücklich. Angeblich. Zumindest glauben das viele. Viele? Die erschreckende Mehrheit. Eine Studie der Hans-Böckler-Stiftung zeigt3:

73 % der Befragten sind für die 4-Tage-Woche bei vollem Lohnausgleich.97 % der 4-Tage-Wöchler wollen auch deshalb nur noch vier Tage arbeiten, damit sie mehr Zeit für sich selbst zu haben.89 % wünschen sich mehr Zeit für die Familie,88 % mehr Zeit für Aktivitäten wie Hobbys, Sport, aber auch Ehrenamt.

Warum wollen so viele Menschen weniger arbeiten? Weil sie mehr Zeit mit dem verbringen wollen, was sie wirklich erfüllt. Sie wollen nicht wegen der Arbeit weniger arbeiten (»mieser Chef, schlechter Lohn, schlimme Arbeitsbedingungen«), sondern wegen eines erfüllten Lebens. Sie wollen grob gesagt nicht weniger arbeiten, sondern mehr leben, mehr erleben, mehr sich selbst erleben – und das in ihrer Freizeit, nicht bei der Arbeit. So weit, so bedenklich.

Seltsam ist nur: 17 Prozent der Befragten der Hans-Böckler-Studie tun was? Sie lehnen die 4-Tage-Woche ab. Sakrileg! Warum um Himmels willen wollen die länger als vier Tage arbeiten? Auch das sagt die Studie, was für ihre Seriosität spricht: 86 Prozent dieser befragten 17 Prozent 4-Tage-Ablehner geben an, dass sie Spaß bei der Arbeit haben. Unerhört! Ticken die noch richtig? Sowas darf man doch nicht laut aussprechen. Das ist politisch inkorrekt.

Denn wenn wir ehrlich sind, verspüren wir alle schon seit Jahren einen fortschreitend schleichenden Verlust der Zufriedenheit mit der eigentlichen Arbeit, ein Erschlaffen der inneren Motivation, einen Rückgang der Erfüllung im Job. Das hat einen so einfachen wie tabuisierten Grund:

Wir machen nicht das, was uns glücklich macht (zumindest tagsüber)

Seien wir ehrlich: Die meisten von uns kommen nach einem anstrengenden Tag in der Fabrik, der Werkstatt, auf dem Bau oder im Büro abends ziemlich erledigt heim und freuen sich schon auf Familie, Freizeit und Hobby – da können wir uns richtig erholen, ausleben und wieder auftanken (Ähnliches gilt selbstverständlich für jene, die tagsüber in der Familie arbeiten). Und allein der Gedanke, dass es am nächsten 16Morgen wieder zurück in die Tretmühle geht, verursacht uns mildes Unbehagen bis handfestes Magengrimmen. »Wenigstens wird der Job gut bezahlt!«, trösten sich die Gutbezahlten unter uns mit einer dieser Perks & Benefits-Karotten, ohne die wir Esel den Karren scheinbar nicht mehr ziehen würden. Nur noch mit der Karotte vorm grimmig verkniffenen Maul traben wir die vorgeschriebene Strecke und erledigen die aufgezwungene Arbeit. So von Esel zu Esel: Macht Ihnen das etwa Freude? Sicher nicht. Aber: Uns bleibt ja wohl keine andere Wahl!

Wir brauchen keine Work-Life-Balance, die Work und Life als zwei gegeneinander spielende Gewichte in zwei Waagschalen betrachtet, eine Diskussion, die somit Arbeit immer als negativen Gegenpol zum Leben betrachtet. Work sollte eine faire Chance bekommen, ein erfüllender Bestandteil des Lebens zu sein.

Es klingt paradox, jedoch: Die moderne Arbeitswelt fokussiert auf Prozesse ökonomischer Optimierung (ja, darunter fällt auch fast jeder Change-Prozess zur Digitalisierung des Arbeitsplatzes oder dem Erzeugen von mehr Agilität) und eben nicht auf die Förderung individueller Kompetenzen – und ich sage bewusst nicht: auf das individuelle Wohlergehen. Individuelle Kompetenzen sind aber unsere innersten Antriebe, unseren wichtigsten Motiven allen Machens, und gleichzeitig können die ökonomisch wirken. Aber in der modernen Arbeitswelt ist »individuell« häufig zu aufwändig. Damit verbietet sie Lebensglück und Handeln aus eigenem, innerem Antrieb, aus Kompetenzverwirklichung am Arbeitsplatz.

Ökonomie ist nicht Psychologie

In meiner Beratungstätigkeit höre ich von Führungskräften oft die schlafraubende Frage: »Was kann ich tun, damit meine Mitarbeitenden mit 120 Prozent Leistung bei der Arbeit sind und nicht ständig von Teilzeit und ›Paid Time Off‹ reden?« Das ist die falsche Frage. Die richtige Frage ist: Was kann ich tun, damit meine Mitarbeitenden im Flow sind? Das beantwortet sowohl die erste wie die zweite Frage mit: Lass Sie machen! Nämlich das, was sie wirklich gut können und daher auch gerne machen. Kurz: Was sie gut und gerne machen. Dann hängen sie sich auch mit 120 Prozent rein – wie sie es für ein Hobby tun. Revolutionärer Gedanke. Doch keine Rede davon an modernen Arbeitsplätzen.

Kompetenzen werden in vielen Firmen nicht bei den Beschäftigten entwickelt, sondern am Markt »eingekauft«. Benötigt man eine bestimmte zusätzliche (oder neue) Kompetenz, holt man sich einen Zeitarbeiter oder Berater oder Interims-Manager und nach sechs Monaten: Aus. Schluss. Oder man stellt einfach neue Leute ein und hofft, dass die »Träger der nicht mehr benötigten Kompetenzen« mit dem nächsten Abfindungsprogramm freiwillig und unauffällig von selbst gehen.

Kompetenz als Kompetenzaufbau, als Kompetenzpflege, als Herstellen von kompetenzfördernden Arbeitsbedingungen gilt dem Unternehmer von heute als Kostenfaktor und nicht als bester Treiber der Motivation oder als Mittel zum Glück. Das ist die ultimative Entfremdung des Menschen von seiner Arbeit. Warum machen 17viele Arbeitgeber so etwas? Warum vergessen sie den inneren Antrieb ihrer Mitarbeitenden?

Vielleicht weil sie den inneren Antrieb nicht kennen. Und weil Aufdecken und Fördern von Kompetenzen als teuer gilt. So mancher Personaler freut sich zum Beispiel, dass junge Menschen ihre Fort- und Weiterbildung selbst in die Hand nehmen und sich einbilden, hierfür reichen ein paar Online-Sessions in der morgendlichen U-Bahn zur Arbeit oder bei akutem Bedarf ein YouTube-Tutorial. Das spart (Arbeits)Zeit und Geld und hält nicht von der Arbeit ab. Doch das entfremdet noch stärker von der eigenen Arbeit, so dass gerade die Generationen X, Y und Z immer lauter nach der »Teilzeit schon für Berufseinsteiger« rufen: Die kurzfristige Lösung der betrieblichen Kompetenzverweigerung wird zum langfristigen Problem von Arbeitsmotivation und Produktivität. Bumerang-Effekt, Eigentor. Natürlich gibt es Unternehmen, welche die eminente Bedeutung von Personal- und Kompetenzentwicklung für Motivation und Produktivität erkannt haben und auch Geld dafür ausgeben. Rühmliche Ausnahmen. Seltsamerweise erleiden diese seltener einen Fachkräftemangel (das ist ironisch gemeint). Was stellt die moderne Arbeitswelt sonst noch mit unserer Motivation an?

Employability first, employee second?

Es gibt tatsächlich in Deutschland etliche Studiengänge mit Ziel »Employability«: Wie kann ich junge Menschen so ausbilden, dass sie perfekt in die moderne Arbeitswelt passen? Denn auch die moderne Bildungsökonomie denkt vom Arbeitsmarkt, vom Job aus und nicht von den individuellen Kompetenzen. Sie »produziert« Arbeitnehmer bedarfsgerecht – wie Eier in der Hühnerfarm.

Die Ausrichtung auf ganz konkrete Jobs (auch und gerade der Zukunft) erschwert oder verhindert sogar eine kompetenzbasierte Ausbildung und Persönlichkeitsformung. Du hast zwar einen gutbezahlten Job, hängst dich auch rein, engagierst dich, aber darfst deine Kompetenzen nicht weiterentwickeln, erfährst kaum Selbstwirksamkeit, lernst deine eigenen Stärken nicht kennen und darfst sie nicht einsetzen und ausbauen. Du bist eher Maschine als Mensch. Aber gut bezahlt. Wenn dir das reicht … Vielen reicht es eben nicht mehr. Daher die lauten Rufe nach mehr »Me Work«. Daher die Leistungsverweigerung im eigenen Beruf: innere Kündigung, Dienst nach Vorschrift, Gammeldienst während der Arbeitszeit. Wenn wir uns neben Hobby, Beziehung und Familie überhaupt noch mächtig für etwas engagieren, dann wofür?

Wir brauchen Arbeit, die nicht nur Full-Time-Equivalents, Human Capital, Belegschaft sieht, sondern Menschen mit Motivation, etwas wirklich gerne tun zu wollen, idealerweise bei der Arbeit.

Wir brauchen HR-Abteilungen, die sich in die Niederungen der Rahmenbedingungen der Arbeit begibt, die individuelle Aus- & Weiterbildung in den Mittelpunkt stellt, auch wenn es Mühe macht.

18Wir brauchen Führung, die Menschen als Individuen mit Potenzial sieht, die sich die Mühe gibt, überhaupt die Einzelnen zu betrachten, mit unterschiedlichen Stärken und Schwächen, mit unterschiedlichen Werdegängen und Vorstellungen – und mit einer individuellen Motivation, die von innen kommen kann und muss und nicht von außen per Leitbild, Purpose oder Vision einfach verordnet wird.

Muss Arbeit instagrammable sein?

Die Likes-Industrie ist milliardenschwer, weil so viele Millionen Menschen für eine Handvoll Likes buchstäblich alles tun (und davon Fotos und Videos posten). Warum? Warum sind TikTok und Konsorten fast noch die einzige Domäne, in der echtes Engagement in dieser Verbreitung anzutreffen ist?

Weil hier ein mächtiges Motiv unseres Handlungsantriebs wirkt: der soziale Vergleich. Soziale Medien sind die globale Arena des ewigen Kampfes um die eigene Position auf der sozialen Hackordnung, auf der Hühnerleiter der Gesellschaft. Ein Kampf, geführt mit der scharfen Waffe eines wackelig gefilmten Urlaubsvideos. Dank dieser Medien sind wir im permanenten Kampfmodus des unerbittlichen sozialen Vergleichs oder wie die Amerikaner sagen: »Keeping up with the Joneses«.

Auch im Arbeitskontext posten wir exotische Tagungs-Orte, lukullisch angerichtete Business-Lunch-Teller, exklusive Café Lounges im Coworking Space und brüsten uns mit möglichst ausgefallenen Workation-Workplaces. Und privat kaufen und kaufen wir – und posten unsere Einkäufe. Oder wie Robert Quillen, ein amerikanischer Komiker, schon vor ungefähr 100 Jahren gesagt haben soll: »Wir kaufen Dinge, die wir nicht brauchen, mit Geld, das wir nicht haben, um Leute zu beeindrucken, die wir nicht mögen.« Der ultimative soziale Vergleich regiert dabei nicht nur unser Urlaubs- und Privatleben, sondern ist auch bereits bis in die Berufswelt vorgedrungen. Frei nach Quillen:

»Wir machen Jobs, die wir nicht wollen, für Geld, das wir nicht brauchen, um Chefs zu beeindrucken, die wir nicht mögen«

Als sozial angesehen, respektiert und geachtet gilt heute nicht nur, wer gut verdient, sondern wer ganz im Sinne der 4-Tage-Ideologie möglichst viel Urlaub und Freizeit bei seinem Arbeitgeber herausverhandelt hat, wer möglichst oft im Homeoffice ist, fern vom Büro, auf Extratour – das alles sind in einer Ära der Leistungsverweigerung moderne Statussymbole. Nicht mehr wer am besten arbeitet, gilt am meisten, sondern wer es am meisten nicht tut. Die sozialen Medien fördern und propagieren diese Leistungsflucht. Sie sagen so implizit wie wirkungsmächtig:

»Arbeite weniger! Klicke mehr! Like und werde geliked!«

Millionen fallen auf diese Versuchung herein. Trotzdem ist es immer noch eine Versuchung, die von Glück durch (echte) Arbeit ablenkt.

Wir brauchen mehr Ich statt Wir, mehr »ich selbst« statt »die anderen«, mehr »ich denke über mich nach« statt »ich denke über die anderen nach«. Wert und Leistung fängt bei einem selbst an und nicht mit Resonanz durch andere.

19Überarbeitet und zugleich unterfordert

Eines der häufigsten und heftigsten Argumente gegen Arbeit und Leistung lautet: »Wir sind doch alle total unterbesetzt und überlastet!« Kurz vor dem Burnout. Viele arbeitende Menschen fühlen sich seit Jahren erschöpft, matt und lustlos, fast ein wenig depressiv. Die Symptome passen, doch wir stellen ständig die falsche Diagnose: zu viel Arbeit!

Tatsächlich arbeiten wir nicht zu viel, sondern im Gegenteil zu wenig. Zu wenig von der Arbeit, die uns wirklich erfüllt und unserem inneren Antrieb folgt, uns in den Flow bringt. Natürlich gibt es viele Menschen, die objektiv überlastet sind. Alleinerziehende Mütter mit Halbtagsjobs, zum Beispiel. Oder Chirurgen, die wegen des Ärztemangels 12 Stunden am Stück im OP stehen und eine Operation nach der andere abliefern. Doch gerade der Vergleich zwischen diesen beiden exemplarisch extremgestressten Berufsgruppen macht den wahren Grund der Überarbeitung deutlich.

Viele Chirurgen sind nach 12 Stunden OP zwar erschöpft, aber danach noch ganz weit weg von der Kündigung – weil sie 12 Stunden lang ihrer Berufung nachgingen und das machten, was sie gut und gerne machen. Alleinerziehende Mütter dagegen reiben sich tagtäglich an so viel Papierkram, Behörden, verständnislosen Arbeitgebern, fehlenden Parkplätzen und einem indolenten sozialen Umfeld auf, dass die eigentlich beglückende Flow-Tätigkeit, sich um die eigenen Kinder zu kümmern, völlig zu kurz kommt und daher kaum bis kein Lebensglück mehr stiften kann. Muss man sich mal vorstellen! Solche Mütter sind nicht total überlastet, weil sie einen Burnout haben, sondern wegen einer Gratifikationskrise (sie geben so viel, und nichts kommt zurück). Und tatsächlich konzentrieren sich moderne Burnout-Therapien weniger auf die Reduktion von Belastung nach dem Motto »Weniger Arbeit!« als nach der Devise »Mehr von dem, was dich erfüllt!«

Wir brauchen eine offene Diskussion über Unterforderung, fehlender Erfüllung und keine heroischen Überarbeitungsmythen. Wir brauchen die Offenheit und Ehrlichkeit, so viele Fälle der mentalen Erschöpfung als das zu bezeichnen, was sie eigentlich sind: Depressionen, als verloren gegangener Antrieb, mangelndes Interesse – an der Arbeit.

Gut für Gleichheit, schlecht für die Leistung

Schließlich gibt es auch einen gesellschaftlichen Trend, der aktiv bei der Ausrottung einer beglückenden Leistungskultur mitwirkt: Mitbestimmung und Beteiligung. Ich weiß, das klingt provokant und undemokratisch – also lassen Sie es mich darlegen.

Überspitzt gesagt: Heutzutage darf quasi jeder überall mit- und dreinreden, sein Veto einlegen, seinen Senf dazugeben, die immer weniger werdenden Macher kritisieren, gegen alles protestieren, sich empören. Das ist geradezu zum Volkssport geworden, auch in den USA. Dort nennen sie es »Outrage Porn«. Damit keine Missverständnisse entstehen: Auch ich möchte mitreden und mich gegebenenfalls 20lautstark einmischen, wenn ein Investor am Ortsrand ein 250 Meter hohes Windrad bauen möchte! Oder wenn der Arbeitgeber sagt: Euch müssen wir leider entlassen.

Doch wenn ich den Spieß umdrehe, wird aus der legitimen Bürgerbeteiligung schnell ein Disincentive to Invest: Ich habe keine Lust mehr, angesichts so viel Empörung, Anfeindung, Shitstorm, Widerspruch und teurem Rechtsstreit noch ein Windrad zu bauen bzw. eine Belegschaft aufzustocken. Und genau das passiert aktuell tausendfach in der Republik: Es wird empört, aber nicht mehr gebaut. Weil Empörung als – vornehm ausgedrückt – Beteiligung gut ist für die Demokratie und schlecht fürs Vorankommen einer Nation, schlecht fürs Leistungsprinzip.

So lautet schon das alte Meeting-Motto lange vor der Erfindung der Windkraft-Gegner:

»Es wurde schon alles gesagt, nur nicht von mir.«

Wenn mir jeder dreinreden darf, zerstört das meine Leistungslust – Ihre doch auch, oder? Mitbestimmung untergräbt persönliche, individuelle Kompetenzen, ist das Gegenteil von Wertschätzung in »Expertenkreisen«. Mitbestimmung ist, wenn viele Köche am Brei mitwirken wollen.

Wir brauchen mehr Anerkennung von Expertise, von Erfahrung, von Kompetenzen. Wir brauchen eine wahre Wertschätzung, nicht in Form von Feedbackgesprächen, sondern der Würdigung von erworbenen und ausgebauten Kompetenzen.

Das Glück des tätigen Lebens: Selbstwirksamkeit

Dass nichts vorangeht, wenn nichts gemacht wird, erleben wir in einem deutschlandweiten Feldexperiment seit Jahren in unterschiedlichem Ausmaß und unterschiedlichen Ausprägungen. Doch nicht nur Nation und Gesellschaft nehmen dadurch Schaden – auch wir selbst als Bürger, Menschen und Individuen.

Denn Nichtstun betrügt uns um das beste Rezept für nachhaltiges Glück, Zufriedenheit und Selbstverwirklichung: Selbstwirksamkeit. Nur wer handelt, erfährt sich als wirksam. Selbstwirksamkeit wird von vielen Psychologen als eine der wichtigsten, wenn nicht die wichtigste Voraussetzung für nachhaltiges Glück betrachtet. Das sagen manchmal die Glücklichsten unter uns mit Redewendungen wie: »Ich könnte Bäume ausreißen!« Warum wohl setzt diese Redensart ultimatives Glücksgefühl mit einer herkuleischen Handlung gleich? Nicht weil ersteres die Voraussetzung für das zweite ist – wie jene Leute meinen, die ständig zu wenig Motivation für tatkräftiges Handeln vorschützen. Sondern weil es genau umgekehrt ist, weil unter anderem Herkules wie Sisyphus das Geheimnis des Glücks kannten: Ich handle, also bin ich – glücklich. Auf dem Sofa ist es zwar bequem, aber nicht glücklich. Die Couch Potato schiebt einen faulen Lenz und empfindet das als Genuss, doch nachhaltiges und erfüllendes Glück erlebt der Mensch nur im Tun.

Natürlich gibt es auch das Glück der stillen Kontemplation, der versunkenen Betrachtung einer schönen Landschaft oder den Genuss der Stille – unbestritten. Doch wenn es eine Rangfolge von Glück gibt, dann wissen wir aus eigener Erfahrung: 21Man kann nur so lange still bewundernd vor einem Caspar David Friedrich sitzen – dann nadelt es einen mächtig im Gesäß, dann spürt man Ameisen in den Beinen und damit ist nicht das Restless Legs Syndrome gemeint. Der Mensch ist zum Machen gemacht. Vita activa ist auf Dauer besser und erfüllender als Vita contemplativa, wie schon Hermann Hesse und Hannah Arendt wussten. Leider leugnet auch das unsere aktuelle kulturelle Verirrung.

Wir brauchen im Kontext von Arbeit und Ökonomie ein Verständnis von Menschsein als Wesen, das physisch tut, bewirkt, die Welt tatsächlich verändern kann – und nicht Vergleiche mit KI, wer schlauer ist, kreativer, besser denken kann.

Wir können uns nicht glücklich denken, sondern nur glücklich machen

Betrachten wir die Selbstoptimierungsströmungen der letzten Jahre, fällt uns auf: Wir üben Positives Denken und sehen die Dinge positiv – anstatt sie, vielleicht zur Abwechslung, auch mal positiv zu gestalten. Wir formulieren Affirmationen statt Handlungspläne. Wir optimieren unseren Mindset anstelle unserer Aktivitäten – besonders auffällig im Sport, wo »Mindset« gerade das Modewort der Stunde ist. Sagt der C-Jugend-Trainer zu einer nebenstehenden Mutter während der sich abzeichnenden 0:5-Schlappe ihres Teams in der Halbzeit: »Dem Team fehlt es am richtigen Mindset!«

Die Mutter darauf mit ungläubigem Seitenblick auf den Trainer und hochgezogener Augenbraue: »Dem Team fehlt es vor allem an der nötigen Absprache in der Verteidigung, einem passsicheren Spielmacher im Mittelfeld und mindestens einem Stürmer, der auch nur aus fünf Metern Entfernung das leere Tor treffen könnte!« Technik, nicht Motivation. Wie sagte im Kontext Fußball doch gleich der legendäre, aber wenig bekannte Spieler und Trainer Adi Preißler:

»Grau ist alle Theorie, maßgebend ist auf dem Platz.«

In anderen Worten: Machen, nicht reden. Und was machen wir?

Wir arbeiten lieber an unserer Motivation (»Wollen«, »Dinge anpacken«) statt an unserer Volition (»Dinge durchziehen«), machen Bestellungen beim Universum, statt die Ärmel hochzukrempeln und begehen bei diesen modischen Anläufen aufs Glück den immer selben Attributionsfehler: Wir versuchen, uns glücklich zu denken. Weil wir Glück für einen Gedanken halten, einen Mindset, eine Affirmation, eine Haltung, eine Gratis-Gabe von höheren Gnaden oder eine Einstellung.

Dabei liegt im Tun die Kraft. Nachhaltiges Glück ist der Zustand während und nach tätiger Arbeit. Philosophen zum Beispiel nennen diese tiefgründige Freude durch Schaffenskraft »die existenzialistische Erfahrung«, Psychologen kennen sie als Konzept der Selbstwirksamkeit, für Sisyphus ist es der Felsbrocken, den er unermüdlich den Berg hinaufrollt. Albert Camus sagte dazu: »Wir müssen uns Sisyphus als glücklichen Menschen vorstellen.« Warum? Weil er tut, weil er anfängt, den Stein zu schieben, Zentimeter für Zentimeter. Er denkt sich sein von 22den Göttern aufgezwungenes Los nicht schön, optimiert nicht seinen Mindset, formuliert keine Affirmationen à la »Ich muss es nur wollen!« und erspart sich jeden modernen Pathos »Ich mach’ das für Euch / für eine nachhaltige Zukunft!«. Nein. Er denkt nicht. Er braucht keinen Sinn, keinen Noble Purpose, er macht einfach. Das macht ihn glücklich. Wie Goethes Engel am Ende seines Faust II sagten: »Wer immer strebend sich bemüht, den können wir erlösen.«

Im Handeln und Tun total aufgehen, das kennen Kreativitätsforscher als Flow. Und wer wollte nicht den lieben langen Tag im Flow arbeiten? Flow stellt sich nicht beim Relaxen, Chillen, Müßiggang oder Nichtstun ein – oder mit Perks & Benefits. Das Glück des Tuns belohnt uns nur beim Tun. Dieses Glück wartet auf jeden und jede von uns. Auf uns alle. Jeden Tag. Jede Stunde, jede Minute, bei wirklich jeder Tätigkeit, in jedem Beruf, in jeder Familie und jeder Situation – sofern wir das tun können und dürfen, was uns liegt, was unseren Kompetenzen entspricht, wenn wir einen Arbeitgeber und eine Führungskraft haben, die uns voll und ganz auf »die eigentliche Arbeit« konzentrieren lässt; wenn wir ein schönes Hobby haben: Eine halbe Stunde an der Werkbank, im Garten, im Vereinsheim, oder ganz schlicht mit den Kleinen gespielt, gebastelt, gemalt, gesungen – und schon ist der stressige Arbeitstag vergessen. Das ist die Kraft des konzentrierten Tuns, der Erfüllung beim Machen.

Aus diesem Grund wollen Menschen trotz Lotto-Gewinn und toxischer Führungskraft weiterhin arbeiten – oft weit über die Renten-Altersgrenze hinaus: Weil Machen glücklich macht. Unsere Kultur leugnet das. Sie impliziert nicht: »Lass mich mehr arbeiten, damit ich glücklicher werde!« Sie impliziert: »Lass mich weniger arbeiten, mit mehr Work-Life-Balance und am besten 4-Tage-Woche, damit ich die unsägliche Last der Arbeit besser ertrage.« Genauso gut könnte der Feuerwehrmann fordern: »Füll mehr Benzin in den Schlauch, damit ich das Feuer schneller löschen kann.« Wie konnten wir nur derart auf den Holzweg gelangen?

Arbeit aus Lust am Tun

Erinnern wir uns: 85 % würden trotz des Geldregens weiterarbeiten wollen, 56 % trotz toxischer Chefs und Chefinnen. Diese Befragten haben die Wahl. Sie haben sie nicht nur, sie üben sie aus. Sie fühlen sich nicht als Packesel, der’s nur für die Möhre, respektive Lohn, Bonus, Benefits tut. Sie würden selbst dann noch arbeiten, wenn sie nicht länger auf die Möhre angewiesen wären. Das ist seltsam.

Warum arbeiten die denn, wenn nicht wegen der Kohle? Sie arbeiten aus einem Grund, den viele Politiker, Redakteure, New-Work-Apologeten, Fernseh-Philosophen und Funktionäre für verrückt, paradox oder geradezu absurd halten. Was mag dieser Grund sein? Was tippen Sie?

Diese Menschen arbeiten nicht (nur) wegen des Geldes. Sie arbeiten wegen der Arbeit. Beruf als Berufung.

23Sie arbeiten, weil ihnen die Arbeit etwas gibt – über Möhren, Geld und Status hinaus. Sie arbeiten (machen Sie ein Kreuzchen bei jedem folgenden »weil«, das Sie anspricht) weil sie sich in ihrer Arbeit selbst verwirklichen. Weil sie sich einbringen können. Oder weil sie damit anderen helfen. Weil sie mit ihrer Arbeit etwas bewegen, konkrete Ziele erreichen, die Welt zwar nicht gleich retten, aber ein klein wenig besser machen. Weil sie dank ihrer Arbeit ihre Kompetenz beweisen können und dafür den verdienten Applaus ernten. Wie viele Kreuzchen haben Sie gemacht?

Menschen, die hier ihr Kreuz gemacht haben, arbeiten nicht (allein) wegen des Geldes, sondern (vor allem) wegen der Arbeit an und für sich. Weil sie nicht nur Geld, sondern auch Erfüllung in ihrer Arbeit finden.

Das wissen nicht nur diese Glücklichen. Das wissen Philosophen, Psychologen, Mediziner und Forscher schon sehr lange. Eigentlich seit Erfindung der Arbeit vor zehntausenden Jahren. Das wusste auch die Zitatgeberin unseres Eingangszitats: Das Geheimnis des Glücks liegt in der Arbeit selbst – nicht im faulen Nichtstun oder dem erzwungenen Hinterhertraben hinter Möhren. Vor allem gibt es kein nachhaltiges Glück, keine echte Erfüllung, keine anhaltende Zufriedenheit und Selbstverwirklichung bei der Arbeit nur wegen Belohnung (oder Bestrafung), sondern:

Es gibt das Glück bei der Arbeit nur – und wirklich nur – durch die Arbeit selbst.

Nicht bei Ihrer Arbeit? Weil Ihr Job echter Mist ist, die Führungskraft arrogant, der Stress mörderisch, die Teammitglieder inkompetent und die Kundinnen und Kunden nervig? Mit so einem Job kann wirklich keiner glücklich werden? Genau diesem Irrtum unterliegen jene, die zum Ausgleich für ihr Leiden an der Arbeit immer neue kompensierende Anreize fordern, das berühmte »Schmerzensgeld in Form einer Lohntüte«. Denn tatsächlich gilt das Gegenteil. Wirklich jeder verdammte Job macht glücklich – wenn er nur eine einzige Voraussetzung erfüllt:

Jede Arbeit und jede Aufgabe machen glücklich, bei der Sie sich voll und ganz aufs Machen, aufs Tun, aufs Erledigen konzentrieren können, wollen und dürfen.

Also auf das, was die meisten Berufstätigen als »Die eigentliche Tätigkeit« kennen und nennen. Genau deshalb werden doch viele Vorgesetzte als Störfaktoren empfunden: »Der Chef stört bei der eigentlichen Arbeit nur. Am produktivsten sind wir, wenn er auf Geschäftsreise ist.« Ist er dagegen im Haus, schaut uns ständig über die Schulter und redet uns unqualifiziert drein, fühlen wir uns bei der eigentlichen Arbeit gestört – und diese Störung verhindert unser Glück bei der Arbeit. Was machen wir dann?

Wir fordern die 4-Tage-Woche! Damit wir solche Störfaktoren wenigstens einen Tag weniger in der Woche ertragen müssen. Oder wir fordern einen anderen Perk als Kompensation für die diversen Störungen – einen Bonus, eine Gehaltserhöhung, Zulagen. Das befriedigt zwar kurzfristig (weshalb wir bald schon eine neue Kompensation fordern). Doch langfristig bringt uns das nicht die Selbstverwirklichung zurück, die der einzige Garant für Glück bei der Arbeit ist:

24Der Schlüssel zum Glück bei der Arbeit ist Arbeit.

Im Tun liegt das Glück. Machen macht glücklich. Das ist die Kraft des Tuns, die etwas verleiht, das ich Leistungslust nenne: Das Glück und die innere Befriedigung über ein geschaffenes Werk. Das unvergleichliche Gefühl, etwas aus eigener Kraft, Dank eigener Kompetenz geschaffen, erledigt, erreicht zu haben. Konzept und Idee dieser Schaffenskraft und Schaffensfreude sind allgegenwärtig und tauchen in allen Disziplinen auf.

Das ist das Bestechende an der Leistungslust: Wir haben es selbst in der Hand. Das Glück bei der Arbeit und im Leben liegt voll und ganz in unserer eigenen Macht – sofern wir uns nicht von materiellen Motivatoren ablenken lassen und uns stattdessen voll und ganz auf die eigentliche, ganz konkrete Tätigkeit konzentrieren. Dann winken uns bei und durch die eigene Arbeit nachhaltige Arbeitszufriedenheit und ultimative Selbstverwirklichung.

Das ist mein Versprechen und die einzige Frage, die wir auf den folgenden Seiten gemeinsam erschöpfend beantworten werden:

Wie schaffen Sie es, dass Sie überzeugt sagen können: »Ich mache meinen Job gerne«, »Mir gefällt meine Arbeit«, »Ich gehe gerne zur Arbeit«? Wie verspüren Sie Leistungslust, die Lust, einfach gerne zu arbeiten?

Die Antwort auf diese Frage hängt überraschenderweise weniger von Ihrem aktuellen Job ab und viel stärker von dem, was Sie im Innersten antreibt. Was könnte das sein?

252

LEISTUNGSLUST IST INNERER ANTRIEB

»It’s not whether you win or lose, it’s how you play the game.«

Grantland Rice, US-Sportreporter

Oder anders gefragt: Was meint Leistungslust?

Eine indiskrete Frage: Ihr Beruf, Ihr Job oder Ihre aktuelle Aufgabe – eher total stressig oder überwiegend langweilig? Dito Familie oder Verein: Überfordert oder unterfordert Sie das oder treibt es Sie langsam in den Wahnsinn? Überraschenderweise hängt das nicht nur und vor allem nicht hauptsächlich davon ab, ob Ihr Beruf, Ihr Job oder Ihre aktuelle Aufgabe stressig oder langweilig ist, überfordernd oder irre.

Vielmehr hängt Ihr Berufsglück und Ihre Zufriedenheit von etwas ab, das in Arbeitswelt und Gesellschaft, in Medien und Tarifverhandlungen mit nahezu militanter Konsequenz seit Jahren weitgehend ignoriert wird: von Ihnen. Nicht ganz allein, aber ganz wesentlich.

Genauer: von Ihrem inneren Antrieb. Klingt unglaublich?

Dann an einem Beispiel verdeutlicht: Welcher Verrückte würde auf die Idee kommen, hundert Meter hohe glatte Wände ohne Sicherung hochzusteigen und sich dabei ganz wunderbar zu fühlen? Spiderman?

26Jedenfalls kein normaler Mensch, weil: Was für ein Stress-Job! Extrem gefährlich. Unglaublich nervig, anstrengend, irgendwie sinnlos, wozu das Ganze? Angeben? Anderen etwas beweisen? Und dann auch noch bei geringer bis mieser Bezahlung. Hunderttausende Bergsteiger auf der ganzen Welt würden diesem Urteil vehement widersprechen. Warum?

Weil genau das, was für uns nach Mega-Stress klingt, ihre Leidenschaft ist, ihr innerer Antrieb.

Dieser innere Antrieb treibt sie buchstäblich die kahle Wand hoch. Sie leben dafür. Was ist das für ein Leben? Wofür genau leben sie denn? Für ein äußerst intensives Ganzkörper-Kompetenzerlebnis in grenzwertigen Extremlagen. Wenn das auch Ihr innerer Antrieb ist, gehen auch Sie irgendwann die Wand hoch. Weil das – für Sie, mit so einem inneren Antrieb – ein ganz tolles Erlebnis ist. Für Millionen andere wäre das der Horror. Doch für Menschen mit diesem inneren Antrieb fühlt es sich super an. Besser als alles andere: Das macht schlicht und einfach Lust. Leistungslust. Was ist das?

Es ist die überwältigende Lust, die wir emotional, intellektuell, manchmal fast schon spirituell und stets ausgesprochen körperlich erleben, wenn wir eine Aufgabe aus eigener Kraft auf Basis unserer eigenen Kompetenz erfolgreich meistern: Da – schau her! Das habe ich geschafft! Was sagste nun?

Es ist die Lust, etwas zu schaffen, zu bewegen, über sich selbst hinaus zu wachsen.

Schön und gut, aber nicht jeder von uns hat die Zeit und die Fähigkeit, das Matterhorn zu erklimmen? Weil die meisten von uns einen ganz normalen Job haben, Geld verdienen müssen, keine Zeit für so etwas Seltsames wie »Leistungslust« haben? Man mag einwenden, Leistungslust ist nur in extremen Lagen zu spüren. Da drängt sich als Gegenbeweis doch förmlich die Betrachtung von drei ganz normalen Menschen in ihren ganz normalen Jobs auf.

Ganz konkret, ganz normal – Arbeiten wie ein Fährmann

Achim Landwehr hat einen Knochenjob am Neckar4. In einem kleinen Ort bei mir ganz in der Nähe. Er hat keinen Zukunftsberuf mit KI-Einsatz, Hochglanz-Marketing oder Weltenretter-Purpose. Nein, er schippert mit seiner antiquiert wirkenden Fähre über einen sicherlich nicht international bekannten Fluss und setzt Menschen und Fahrzeuge über. Und das mit irren Arbeitszeiten.

Im Winter arbeitet er von 6 bis 19 Uhr, im Sommer schon mal bis 20.30 Uhr (wo bleibt da der Arbeitsschutz?). Was für ein Job! Dann ist wenigstens sein Gehalt super? Mitnichten. Er macht 1.700 € im Monat plus Einnahmen aus Gebühren und ähnlichem. Als er gefragt wird, wann er das letzte Mal länger als eine Woche Urlaub hatte, muss er lange nachdenken, bevor er sagt: »Ich glaube, das war 1982.« Dann ist er wenigstens eine Sensation in den sozialen Medien? Auch nicht. In seiner WhatsApp-Gruppe sind gerade mal 90 Mitglieder; vor allem seine Stammkunden. Wie würden Sie so einen Job bezeichnen?

27Rhetorische Frage, das Urteil fällt einstimmig aus: Bullshit-Job. Achim Landwehr aber sagt: »Das macht mir richtig Spaß. Die Dankbarkeit der Leute ist einfach unbezahlbar. Ich liebe diesen Job.« Verrückt. Oder?

Wenn ein namhafter internationaler Konzern diesen Job anbieten müsste, würden die brillanten Köpfe der hochbezahlten HR-Strategen rauchen: »Auf so einen Anti-Job bewirbt sich doch kein Mensch! Da müssen wir erst einen eminent wichtig klingenden Purpose drüberkleben!« Etwa: »Auf zu neuen Ufern!« Oder: »Gestalte die Zukunft der nachhaltigen Mobilität!« Achim Landwehr würde abwinken.

Der Fährmann setzt Tag für Tag über, ganz ohne knalligen Purpose, hochtrabende Mission oder mit Millionen-Etat aufgestelltem Corporate Statement, bei Wind und Wetter und unter widrigsten Bedingungen. Warum?

Weil sein Job – für ihn ganz allein, nach seinem Empfinden – einen inneren Antrieb hat, ihm tagtäglich etwas bietet, was er zutiefst schätzt: Menschen helfen, etwas für und mit Menschen machen, und das mit einem Schiff, wo er Technik und Wasser gleichermaßen mag. Für diesen inneren Antrieb ist sein »blöder« Job der perfekte Job. Bei jeder Überfahrt blickt er in dankbare Gesichter. Das lohnt sich. Für ihn. Nichts Besseres. Seine Leistung besteht darin, Menschen über den Fluss zu helfen, an ihr Ziel zu gelangen, ohne ihn sind sie buchstäblich gestrandet. Er kennt sich aus, er lenkt bei Wind und Wetter, ganz allein, er hält die Fähre in Fahrt und über Wasser, er sortiert die Autos, er ist Kapitän, Steuermann, Stewart in einer Person. Er kümmert und sorgt sich um seine Passagiere, damit sie heil ans andere Ufer kommen. Übrigens hat Landwehr nun nach mühsamer Suche einen Nachfolger gefunden5: Markus Seibert. Der wiederum sagt über seine Tätigkeit: »Geiler Job!«. Denn auch er erlebt direkt die Dankbarkeit seiner Fahrgäste, aber er begründet die Faszination dafür damit, dass »jede Fahrt anders ist«. So müsse er mit »Strömungen, kreuzenden Frachtkähnen, Motorboten und manchmal sogar mit unvorsichtigen Hobbykanuten« klarkommen. Das ist sozusagen das Geile daran für ihn: nicht hedonistischer Spaß, sondern Herausforderung, die in der Tätigkeit liegt, abwechslungsreiche Konkretheit, eine gewisse Bodenständigkeit des Tuns. Diese Leistung macht ihm Freude. Leistungslust. Was heißt das für Sie?

Wo bleibt Ihre Leistungslust? Der Leverage-Effekt

Sicher haben Sie bereits im Hinterkopf Vergleiche zwischen Achims bzw. Markus’ Job und Ihrem angestellt: Könnten Sie mit und in Ihrem Beruf, Ihrer Familie, Ihrem Verein ebenso glücklich werden wie ein Fährmann auf dem Neckar? Das ist die Frage. Ist Achims bzw. Markus’ Beispiel übertragbar?

Klappt der Transfer auf Ihre Lebenssituation und die Adaption an Ihre persönlichen Bedürfnisse?

Natürlich muss niemand Fährmann werden, auch wenn er sich noch so sehr nach Glück im Leben und im Beruf sehnt. Denn nicht der Beruf »Fährmann« macht glücklich, sondern?

28Die Übereinstimmung, der Fit, die Verzahnung, die Passung zwischen innerem Antrieb und Lohn der Arbeit, zwischen Antrieb, Leistung und Feedback im Job. Achim – genauso wie sein Nachfolger Markus – sehnt sich danach, etwas für Menschen zu tun und ihre unmittelbare Dankbarkeit zu genießen, und beides gibt ihm sein gewählter Beruf im Übermaß. Der Job, das Helfen ist so wahnsinnig konkret. Nicht erst auf die Weihnachtsfeier warten, wo die Führungskraft gönnerhaft auf die Schulter klopft, sondern nach jedem Übersetzen glückliche Kundschaft. Zufriedenheit generieren, trotz mieser Rahmenbedingungen: magere Bezahlung, irre Arbeitsstunden, Wind und Wetter. Doch das alles spielt keine Rolle für Sinn und Lebensglück, wenn der Job gleichzeitig bietet, was der innere Antrieb verlangt. Das ist der Leverage-Effekt der Leistungslust:

Schon ganz wenig Befriedigung des inneren Antriebs macht ganz viel miese Arbeitsbedingungen wett.

Man könnte das auch die »Kraft der Authentizität« nennen: Nichts ist authentischer als der innere Antrieb. Wenn wir nur ganz wenig unseres inneren Antriebs in Job oder Familie oder sonstwo ausleben, bringt das ganz viel tiefe innere Befriedigung. Umgekehrt schließen wir: Arbeitsbedingungen machen noch keinen Glücks-Beruf – und auch keinen Horror-Job. Arbeitsbedingungen sind nicht notwendig und schon gar nicht hinreichend für Leistungslust und Arbeitszufriedenheit. Achim jucken seine irren Arbeitszeiten nicht, weil er in jeder Minute jeder langen Überstunde seine innersten Bedürfnisse befriedigen kann. Toller Job.

Warum sind dann umgekehrt selbst Menschen mit Traumjob und Traumgehalt oft unglücklich in ihrem Job?

Weil sie vor allem auf Bezahlung und Arbeitsbedingungen fokussieren. Das nennt der Psychoanalytiker Arno Gruen einen »Verrat am Selbst«6. Dass sie einen inneren Antrieb haben, wissen sie oft nicht einmal oder stellen ihn fahrlässig hintan. Achim dagegen ist sich seines inneren Antriebs wohl bewusst. Deshalb ist er glücklich in seinem »miesen« Job. Jeder miese Job wird zum Traumjob, wenn Sie Ihren inneren Antrieb darin ausleben (wollen). Das heißt nicht, dass Sie dafür auf ein Traumgehalt verzichten müssen: Man kann auch beides haben.

Ganz konkret, ganz normal – Arbeiten wie eine Oberärztin

Sie ist Ärztin am Helios-Klinikum in Berlin7. Ärztin? In einer Klinik? In diesen Tagen? Mit diesem prekären Beruf assoziieren wir spontan Pflegenotstand, Unterversorgung, Kostenchaos, Krankheit und wuchernde Bürokratie an einem Ort, an dem man weder als Patient noch als Arzt gern sein möchte. Und vielleicht beklagt Antonia das alles auch täglich – wie ihre Kolleginnen und Kollegen, Patientinnen und Patienten. Doch sie sagt noch etwas anderes.

Sie sagt: »Was mich begeistert (…), sind vor allem die täglichen Erfolgserlebnisse. (…) Nach der Operation sind die Patienten wieder gesund und zufrieden – und meistens auch dankbar und glücklich.« Also der perfekte Job – für sie.

29Denn ihr innerer Antrieb ist: Menschen glücklich und gesund machen, Patienten Gutes zu tun, Dankbarkeit ernten. Durch die eigene Leistung, durch die eigene Kompetenz und fachliche Erfahrung ganz konkret etwas bewirken. Tägliche Erfolgserlebnisse erzielen: Das ist eine gar nicht so nach Anerkennung heischende Leistung, sondern eine einfach-bewirkende Leistung, die glücklich macht. Und zwar selbst und gerade unter den schlimmsten Arbeitsbedingungen, die man sich in der modernen Arbeitswelt aktuell vorstellen kann. Das Leid, die Not und der Stress auf vielen Stationen vieler Krankenhäuser ist unvorstellbar. Oder wie eine Krankenschwester sagte: »Allein von den Arbeitsbedingungen hier wird man ja schon krank!« Und trotzdem liebt Antonia ihren Job, sie blüht darin auf – inmitten von Chaos, Stress und Not.

Und zwar nicht trotz Chaos, Stress und Not. Das ist ein weiterer Effekt von Leistungslust: Sie immunisiert gegen Chaos, Stress und Not. Antonia ist davon nicht unberührt – doch im Endeffekt perlt von ihr ab. Warum? Weil sie ihrem inneren Antrieb folgt und in der Tätigkeit an sich aufgeht. Umkehrschluss:

Eigentlich können nur Menschen gestresst sein, die ihren inneren Antrieb verloren (oder nie entdeckt) haben. Man erkennt solche Menschen an Eigenaussagen wie: »Totaler Stress bei der Arbeit – aber wenigstens ist die gut bezahlt.« Das funktioniert nicht. Auch das dickste Gehalt kann kein stressbedingtes Magengeschwür kompensieren. Wer dagegen im dicksten Stress seinem Nordstern folgt, seinem inneren Antrieb, also dem folgt, was seine Welt im Innersten zusammenhält, der und die ist nicht nur weitgehend Stress-immun, sondern erlebt auch und gerade im dicksten Stress eine stabile, tiefe Motivation. Persönliche Erfüllung selbst unter widrigsten Bedingungen.