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Viele Menschen haben den Wunsch, Kunst zu machen, aber werden durch praktische Probleme und Entmutigungen davon abgehalten. Krystyna Baal erklärt kurz und prägnant, wie sie selbst Antworten auf die folgenden Fragen fand: Wie die Kunst finden? Woher das Geld nehmen? Wann die Zeit finden? Wie das Selbstbewusstsein finden? Was, wenn Erfolgsdruck lähmt? Wo Gleichgesinnte finden? Wie besser werden?
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Seitenzahl: 32
Veröffentlichungsjahr: 2023
Wie ich sieben Hindernisse überwand
Vielleicht weißt du schon genau, wie du dich künstlerisch betätigen würdest, wenn du nur die Zeit, das Geld, den Mut, die Kraft, das Durchhaltevermögen oder die nötige Unterstützung dafür hättest. Wenn das so ist, kannst du dieses Kapitel überspringen. Falls du dich aber fragst: „Warum überhaupt Kunst?”, ist hier mein Pep Talk.
Kannst du dich noch erinnern, wie es war, als Kind vollständig in einer Tätigkeit zu versinken? Die Rufe der Eltern nicht zu hören, keinen Hunger zu verspüren, sondern so bei einer Sache zu sein, dass nur diese zählte? Beim Spielen verloren wir uns in Fantasien, erschufen Neues und erlebten dabei ungetrübte Freude. Als wir klein waren, wurden unsere Wachsmalbilder gefeiert, das Gebastelte gelobt und Auftritte in Verkleidung von den Erwachsenen bejubelt, als hätten wir soeben die neueste Chanel-Kollektion präsentiert. Nicht, dass wir es wegen dieser Bestätigung taten, doch es half ungemein, wenigstens nicht entmutigt zu werden. Leider geschieht das unweigerlich, je älter wir werden. Mit dem Eintritt in die Schule will man uns Techniken lehren. So hält man den Stift und genau diese Verschlingung soll die Häkelnadel produzieren. Verkannte die Laubsäge nicht, sonst ist das Werkstück im Eimer!
Plötzlich ist nicht mehr der Prozess wichtig, sondern das Ergebnis, und das ist zumeist nicht perfekt. Andere kritisieren uns, vergleichen uns und schnell tun wir das dann auch selbst. In diesen Jahren kommen viele von uns zu dem Schluss: Ich habe kein Talent.
Das ist schade, denn Kunst ist schön. Kunst bedeutet Freiheit. Sie ist eine Oase der Anarchie in einer Welt voller Regeln. Kunst kann dir ganz allein gehören. Wenn Erwartungen dich niederdrücken, kannst du dich in ihr entfalten. Du kannst deine Kunst aber auch teilen, wenn du möchtest. Du kannst dich ausdrücken oder geheimnisvoll sein. Du kannst aus dem täglichen Trott ausbrechen und etwas vollkommen Neues schaffen. Letztendlich macht Kunst einfach Spaß.
Wenn du jetzt überzeugt bist und sofort mit der Kunst anfangen möchtest, lies bitte trotzdem noch ein wenig weiter. Frustrationen warten auf jeden von uns und in der Kunst sind sie besonders tückisch. Im Alltag sind wir gewohnt, über Unlust hinwegzugehen. Die Wohnung muss geputzt werden? Nun ja, das machen wir irgendwann, auch wenn wir dabei nicht vor Freude singen. Der Wecker klingelt am Montagmorgen? Nachdem wir drei Mal die Schlummertaste gedrückt haben, stehen wir schließlich doch widerwillig auf, denn wir müssen ja irgendwie Geld verdienen. Abends hatten wir uns eigentlich vorgenommen, eine Runde Sport zu machen, nur haben wir nach einem langen Arbeitstag so gar keine Lust dazu. Trotzdem schaffen wir es oft genug, den inneren Schweinehund zu überwinden und schnüren die Turnschuhe oder rollen die Yogamatte aus. Wir wissen ja, es tut uns gut.
Doch wie sieht es mit der Kunst aus? In den meisten Fällen bringt sie uns kein oder nur wenig Geld ein. Wenn wir sie hobbymäßig betreiben, haben wir oft weder Abgabetermine noch den Druck, uns ihr regelmäßig zu widmen. Wir hatten zwar einmal den Vorsatz gefasst, das zu tun, doch mangels Verbindlichkeiten streichen wir die Kunst zuerst, wenn unsere Tage voll sind, weil in diesem Bereich niemand nach Ergebnissen fragt. Wenn wir unsere Kunst vernachlässigen, scheint das erst einmal keine Konsequenzen nach sich zu ziehen. Das Freie der Kunst wird hier zum Nachteil.
Erinnern wir uns an die Corona-Pandemie. Ohne Frage gab es Berufe, die für unser tägliches Überleben relevant waren. Künstler schienen nicht zu dieser Gruppe zu gehören. Aber ist ihre Arbeit deshalb verzichtbar?
Richard von Weizsäcker hat (schon lange vor dieser Krise) gesagt:
„[…] Kultur ist kein Luxus, den wir uns leisten oder auch streichen können, sondern der geistige Boden, der unsere eigentliche innere Überlebensfähigkeit sichert.“
Wenn wir das Bedürfnis nach Kunst haben, so sollten wir es ebenso ernst nehmen wie einen knurrenden Magen. Essen ist für die meisten von uns glücklicherweise leicht zugänglich. Bei Kunst kann es komplizierter werden.