Macht und Begierde - Tara Sue Me - E-Book

Macht und Begierde E-Book

Tara Sue Me

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Beschreibung

Grenzen sind da, um überschritten zu werden. Abby West hat alles, was sie sich immer gewünscht hat: eine Familie, eine tolle Karriere und einen Ehemann, der nicht nur sexy und dominant zugleich ist, sondern ihr auch noch alle Wünsche von den Lippen abliest. Doch ausgerechnet als ihr Leben außerhalb des Schlafzimmers immer hektischer wird, entwickeln sich die Vorlieben von Abbys Herrn und Meister ins Extreme. Nathaniel will immer mehr Kontrolle. Obwohl Abby nicht versteht warum, kann ihr Körper dem verlockenden und verführerischen Verlangen ihres Mannes nicht widerstehen … Zwischen Abbys Widerwillen und Nathaniels unerbittlichen sexuellen Wünschen drohen sich die fragilen Machtverhältnisse zwischen dem Dominanten und seiner Untergebenen zu verschieben. Und ausgerechnet als die latenten Spannungen und Begierden auf beiden Seiten hochkochen, droht alles, was ihnen bisher so wertvoll war, zu zerbrechen …

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Seitenzahl: 407

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Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek:
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://d-nb.de abrufbar.
Für Fragen und Anregungen:
[email protected]
1. Auflage 2016
© 2016 by Lago, ein Imprint der Münchner Verlagsgruppe GmbH,
Nymphenburger Straße 86
D-80636 München
Tel.: 089 651285-0
Fax: 089 652096
© der Originalausgabe 2015 by Tara Sue Me
Die englische Originalausgabe erschien 2015 bei New American Library unter dem ­Titel The Enticement.
All rights reserved including the right of reproduction in whole or in part in any form.
This edition published by arrangement with New American Library, an imprint of Penguin Publishing Group, a division of Penguin Random House LLC.
Alle Rechte, insbesondere das Recht der Vervielfältigung und Verbreitung sowie der Übersetzung, vorbehalten. Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form (durch Fotokopie, Mikrofilm oder ein anderes Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung des Verlages reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme gespeichert, verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden.
Übersetzung: Antoinette Gittinger
Umschlaggestaltung: Kristin Hoffmann
Umschlagabbildung: Shutterstock/de2marco
Satz und E-Book: Daniel Förster, Belgern
ISBN Print 978-3-95761-126-0
ISBN E-Book (PDF) 978-3-95762-059-0
ISBN E-Book (EPUB, Mobi) 978-3-95762-060-6
Weitere Informationen zum Verlag finden Sie unter
www.lago-verlag.de

Für meine Kinder:

Im Spaß erkläre ich oft, dass ich mich alt fühle,

wenn ich euch heranwachsen sehe,

doch die Wahrheit ist, dass ihr mich jung haltet.

Inhalt

Kapitel eins
Kapitel zwei
Kapitel drei
Kapitel vier
Kapitel fünf
Kapitel sechs
Kapitel sieben
Kapitel acht
Kapitel neun
Kapitel zehn
Kapitel elf
Kapitel zwölf
Kapitel dreizehn
Kapitel vierzehn
Epilog
Dank

Kapitel eins

Es gab Zeiten, in denen ich das Gefühl hatte, erst nachts lebendig zu werden. Wenn alles um mich herum ruhig war, die Kinder schliefen und es ein paar Stunden lang nur Nathaniel und mich gab. In letzter Zeit wurden diese heiligen Nächte immer seltener, da anscheinend immer etwas anderes erledigt werden musste. Doch ich dachte oft, dass ich allein durch die Vorfreude überleben könnte.

Im Badezimmer warf ich einen Blick in den Spiegel, um zu prüfen, ob sich der Stress des Tages in meinem Gesicht abzeichnete. Zufrieden löste ich meinen Pferdeschwanz, bürstete mein Haar, bis es mir sanft über die Schultern fiel. Die Yogahose und das T-Shirt, das ich tagsüber getragen hatte, warf ich in den Wäschekorb. Bevor ich ins Schlafzimmer ging, rieb ich mir mit der Bodylotion, von der Nathaniel einst sagte, sie rieche wie in Seide verpackte Sünde, Arme und Beine ein. Dann wühlte ich in der Schublade mit meinen Dessous herum und zog schließlich ein langes, undurchsichtiges Seidennachthemd heraus. Natürlich war es silberfarben, da er diese Farbe am liebsten an mir sah.

Meistens nahm ich mir nicht so viel Zeit, um mich auf die Nacht vorzubereiten, aber heute Abend war es etwas anderes. Als er nach Hause gekommen war, hatten wir uns kurz unterhalten, bevor unsere beiden Kinder uns unterbrachen. Ich hatte mir das Lachen verkneifen müssen, als die vierjährige Elizabeth mir ihren Kummer klagte, weil sie den lila Malstift nicht fand, den sie unbedingt für das Schloss benötigte, das sie gerade anmalte. Um ja nicht übersehen zu werden, hob unser achtzehn Monate alter Sohn Henry die Arme und brabbelte: »Papa, Papa, Papa!«, bis Nathaniel ihn in die Luft warf.

Danach hörte man nur noch Henrys vergnügtes Quietschen. Zumindest bis Nathaniel plötzlich die Nase rümpfte.

»Schon wieder?«, fragte ich. »Ich habe die Windeln doch erst vor knapp einer Stunde gewechselt.«

»Sind wohl die Antibiotika«, erwiderte Nathaniel, was vermutlich stimmte. Die bekam Henry wegen immer wiederkehrender Ohrenentzündungen, doch sie beeinträchtigten seinen Magen. »Komm, mein Großer, wir wechseln sie mal schnell.« Als die beiden losgingen, blickte er über die Schulter. »Abigail, wir müssen später reden.«

Abigail.

Als ich ihn Abigail sagen hörte, blieb ich wie angewurzelt stehen. Heißes Verlangen erfüllte meinen Körper, und dieser Name hallte während des Essens, des Badens und Zubettbringens der Kinder in meinem Kopf wider. Ganz bestimmt war er sich dieser Wirkung bewusst. Wenn er mich Abigail nannte, spielte es keine Rolle, dass ich sein Halsband nur einmal im Monat trug und unser Sexualleben sich eher selten und in Hast abspielte. Allein mit diesem Wort wurde mein Ehemann wieder mein Herr. Und mein Körper reagierte, wollte von ihm beherrscht werden. Schon der Gedanke daran, wie er meinen Namen sagte, so bestimmt und gleichzeitig gebieterisch, ließ mich erschauern.

Ich ging die Treppe hinunter und fand Nathaniel, in ein Buch vertieft, im Wohnzimmer vor. Als ich eintrat, blickte er hoch, seine grünen Augen musterten mich intensiv. Ich setzte mich neben ihn, und mein Puls raste, als er mir mit einer Hand durch die Haare fuhr und mich an sich zog, um mich zu küssen.

»Du duftest atemberaubend und siehst unglaublich sexy aus«, flüsterte er an meinen Lippen.

»Du bist auch nicht übel«, erwiderte ich und strich ihm über das schwarze Haar. Als er nach Hause gekommen war, hatte er seinen Anzug gegen seine alten eng anliegenden Jeans, die seinen Hintern zur Geltung brachten, und ein T-Shirt, das seinen Waschbrettbauch betonte, eingetauscht. Das war mein absolutes Lieblingsoutfit für ihn.

Er ließ mich los und lehnte sich gemütlich zurück. »Simon hat mich heute angerufen.«

»Oh?« Simon war vor Jahren in die Gegend gezogen und gehörte zu unserer BDSM-Gruppe. Er war, genau wie Nathaniel, ein Dom.

»Er hat online jemanden kennengelernt, aber sie ist noch relativ unerfahren. Er wollte wissen, ob sie am Samstag vorbeikommen können.«

Bevor ich mit Henry schwanger wurde, hatten wir damit begonnen, Paare zu betreuen. Vor Jahren war mir mein Wochen­ende mit Nathaniels altem Mentor Paul und dessen Frau Christine sehr hilfreich gewesen. Ich wollte dasselbe für neue Subs tun. Doch während meiner Schwangerschaft und vor allem nach der Geburt war es nicht mehr so häufig dazu gekommen.

Unwillkürlich strich ich über meinen nackten Hals. Ich vermisste die langen, intensiven Spielzimmer-Sitzungen, die das ganze Wochenende über andauerten. Inzwischen war die Wahrscheinlichkeit, ein solches Wochenende genießen zu können, genauso hoch wie die Chance, mich fünfundvierzig Minuten lang ununterbrochen auf die Zubereitung des Essens konzentrieren zu können.

»Vermutlich bin ich diejenige, die eine Mentor-Sitzung benötigt«, scherzte ich. »Es liegt so viel Zeit zwischen unseren geplanten Terminen.«

Nathaniel lachte nicht. »Abby, ich vermisse unseren alten Lebensstil.«

»Ich weiß … ich auch.«

Er beugte sich vor und betrachtete mich eine Weile schweigend. »Ist alles in Ordnung?«

»Ja, alles ist okay. Der ganz normale Alltag eben.«

»Ich frage mich, wann wir beschlossen haben, dass ›okay‹ eine akzeptable Lebensart ist.« Er nahm meine rechte Hand und drehte den Ring, den er mir an unserem Hochzeitstag angesteckt hatte und der seine Dominanz über mich symbolisierte. »Ich frage mich, ob einmal pro Monat genügt. Ich vermisse es, wie du vor mir kniest, mit nichts als meinem Halsband, und darauf wartest, was ich mit dir anstellen werde.«

»Oh Nathaniel.«

»Pst.« Seine Finger strichen über die Umrisse meiner Lippen und über meine Halsgrube. »Du vermisst es ebenfalls, und das weißt du. Dich mir hinzugeben und dich nach dem Orgasmus zu sehnen, den ich dir schenken werde.«

Ich machte nicht einmal den Versuch, es zu bestreiten. Ich wusste ja, wie oft ich ihn im Lauf der Woche fast angefleht hatte, mich übers Knie zu legen und mir ein Spanking zu verpassen. Die Erlösung, die es brachte, war so beruhigend. Wenn ich auf dem Bauch auf seinem Schoß lag und seine freie Hand immer und immer wieder meinen Hintern bearbeitete.

Zu anderen Zeiten beobachtete ich, wie er sich im Haus bewegte, und erinnerte mich, dass er vor Jahren derjenige gewesen war, der mich beobachtete. Seine Blicke waren mir gefolgt, bis er schließlich aufgestanden war und mich entweder auf die Knie gezwungen oder gegen die Wand gedrückt hatte. Sein mühsam beherrschtes Verlangen ließ mich ständig für ihn bereit sein.

»Zeig mir, dass ich recht habe. Zeig mir, wie sehr du es vermisst.« Er steckte mir den Daumen in den Mund. »Saug daran wie ein braves Mädchen.«

Als ich seinen Daumen in meinen Mund aufnahm, verkrampfte sich mein Magen. Wenn er mich berührte, konnte ich ihm nichts ausschlagen.

»Genau so«, sagte er. »Wenn du es gut machst, lass ich dich meinen Schwanz kosten. Mach es richtig gut, und ich leg dich übers Knie und versohle dir den Hintern.«

Erschrocken öffnete ich den Mund.

»Abigail, leck ihn. Ich habe dir nicht gesagt, du sollst aufhören.« Als ich weitermachte, fing er wieder an zu sprechen. »Glaubst du, ich weiß nicht, was du willst? Was du brauchst? Du brauchst eine tüchtige Tracht Prügel und einen ausgiebigen, harten Fick.«

Ich stöhnte mit seinem Daumen im Mund, und er umfasste mit der anderen Hand meine Brust und strich behutsam über meinen Nippel.

»Genau so, meine Süße. Saug daran. Stell dir vor, wie angetörnt du sein wirst, wenn ich dich übers Knie lege. Stell dir vor, wie ich deinen Hintern bearbeite und dich mit den Fingern ficke.«

Ich hob die Hüften an, versuchte, Druck auf meine Klitoris auszuüben, doch er verstärkte den Griff seiner Hand an meinem Gesicht. »Halt still. Du hast meinen Schwanz noch nicht verdient, noch weniger einen Orgasmus.«

Ich setzte meine Arbeit an seinem Daumen fort, saugte und leckte, wie ich es mit seinem Schwanz in meinem Mund getan hätte. Währenddessen liebkosten seine Fingerspitzen meine Brüste. Es machte mich wahnsinnig, dass er meinem Körper unterhalb der Taille keine Aufmerksamkeit schenkte.

Schließlich zog er seinen Daumen aus meinem Mund. »Ich hoffe, du hast für heute Nacht nichts anderes geplant, denn ich werde dir die Seele aus dem Leib vögeln.«

»Bitte«, stöhnte ich.

Er lächelte boshaft. »Aber noch nicht gleich. Erst werde ich deinen Mund und deine Kehle ficken. Und dann widme ich mich vielleicht deiner süßen Muschi. Oder ich versohle dir den Hintern. Ich habe mich noch nicht entschieden.«

»Ja, Herr. Bitte. All das.«

»Gieriges Mädchen.« Er nickte in Richtung Boden.

Langsam erhob ich mich und zog mir das Nachthemd über den Kopf.

»Sehr hübsch«, sagte er, als ich mitten im Raum vor ihm auf die Knie sank. »Spreiz deine Beine. Lass mich sehen, wie feucht deine gierige Möse ist.«

Es war drei Wochen her, seit ich vor ihm gekniet hatte, und es bereitete mir etwas Mühe, die richtige Position zu finden. Die ganze Zeit über beobachtete er mich von der Couch aus. Seine zunehmende Erektion war nicht zu übersehen.

»Daran müssen wir noch arbeiten«, sagte er. »Deine Knie sind immer noch aus der Übung. Doch ich sehe, dass du deine Beine gewachst hast.«

Ich hielt ein Schnauben zurück. Als ob ich DAS je wieder vergessen würde. »Ja, Herr.«

»Hol meinen Schwanz raus.«

Ich krabbelte zu ihm hin. Vor Jahren noch hatte ich das gehasst. Es stand nach wie vor nicht gerade oben auf der Liste von Dingen, die ich gern tat, aber ich wusste, wie gerne er mich dabei beobachtete, und allein das törnte mich an.

Ich kniete mich zwischen seine Beine, während er sich auf der Couch zurücklehnte, damit ich Bewegungsfreiheit hatte. Mehrere Male umfasste ich seinen Schwanz durch den Stoff seiner Hose, genoss es, dass er immer größer wurde.

»Nimm ihn heraus«, presste er zwischen den Zähnen hervor. »Jetzt.«

Ich ließ die Hand zum Hosenknopf gleiten, öffnete ihn und zog langsam den Reißverschluss herunter. Er hob die Hüften an, damit ich seine Hose und seine Boxershorts herunterstreifen konnte. Als er von der Taille an nackt war, setzte ich mich zurück auf die Fersen.

»Ist das alles für mich, Herr?«

Er streichelte sich selbst. »Jeder verdammte Zentimeter. Sei ein braves Mädchen und gib ihm einen Kuss auf die Eichel, und dann beweg dich nicht mehr.«

Ich leckte mir die Lippen. Ich nahm ihn gern in den Mund. Mochte alles an ihm. Die Art, wie er sich anfühlte, wie er schmeckte. Wie Nathaniel tief in der Kehle stöhnte. Ich brauche nicht zu erwähnen, dass ich nicht gerade begeistert davon war, ihm nur einen kleinen Kuss aufzudrücken.

Mit einem verschmitzten Lächeln hievte ich mich auf die Knie hoch und senkte den Kopf. Mein Haar umflutete mein Gesicht. Langsam beugte ich mich hinunter, küsste ihn, wie er es wünschte, und verhielt mich dann still.

»Halt jetzt dein Haar mit beiden Händen zurück und lass den Mund geöffnet.«

Mein Herz raste. Es war Monate her, seit wir während der Woche irgendein Machtspiel getrieben hatten. Dies fühlte sich in jeder Hinsicht so gut an, dass ich erkannte, dass wir öfter Zeit dafür einplanen mussten.

»Jetzt, Abigail. Wenn ich deinen frechen Mund ficke, möchte ich nicht deine Haare im Weg haben.«

»Tut mir leid, Herr.«

Ich spreizte die Beine noch weiter, um mehr Halt zu bekommen, und hielt mir das Haar aus dem Gesicht. Dann öffnete ich den Mund, damit er darüber verfügen konnte. Ich dachte, er würde mir den Schwanz in den Mund gleiten lassen, doch er überraschte mich, indem er nach meinen Händen griff und meinen Kopf nach unten drückte.

Ich hatte gerade noch Zeit, meine Kehle zu entspannen, bevor er meine Mundhöhle mit seinem Schwanz ausfüllte.

»Fick ihn.« Er zog meinen Kopf hoch und drückte ihn wieder hinunter. »Fick ihn.«

Er verfiel in einen schnellen Rhythmus, bearbeitete meinen Kopf und bewegte die Hüften, während er meinen Mund für seine Lust nutzte.

Er war weder sanft noch behutsam. Irgendwie wusste er, wie es gewöhnlich der Fall war, dass ich seine Zärtlichkeit nicht brauchte. Ich brauchte meinen Herrn. Und ich brauchte ihn, damit er mir die Kontrolle nahm.

Als sein Schwanz meine Kehle berührte, traten mir Tränen in die Augen. Doch meine Erregung steigerte sich, und ich verlagerte das Gewicht meiner Hüften, um ein wenig Erleichterung zu finden. Sicher war da etwas. Die Kante der Couch, ein Teil seines Beins. Irgendetwas.

»Verdammt.« Er zog seinen Schwanz aus meinem Mund. »Hör auf.«

Halbherzig kehrte ich zu meiner Kniehaltung zurück. Ich wollte ihn wirklich zum Höhepunkt treiben, an den Rand seiner Kontrolle, wollte spüren, wie er sich in mir verlor. Doch wenn er sich jetzt zurückzog, konnte das nur bedeuten, dass er noch mehr für uns auf Lager hatte.

Deshalb war ich fassungslos, als er wieder in seine Kleidung schlüpfte und seinen immer noch erigierten Penis in die Hose zurücksteckte.

»Ich habe es mir anders überlegt«, sagte er. »Keiner von uns beiden wird heute Abend einen Orgasmus haben.«

»Was? Du hast doch gemeint, ich hätte hoffentlich keine Pläne, und gesagt, du würdest mir die Seele aus dem Leib ficken. Und …«

Er legte mir den Finger auf die Lippen. »Hör sofort auf, oder ich mache meine Drohung wahr, dir den Hintern zu versohlen.«

Fast war ich geneigt, etwas zu sagen. Der kleine Vorgeschmack von Dominanz, den er mir gegeben hatte, reichte nicht. Vielleicht lohnte es sich, ihn dazu aufzustacheln, mir ein Spanking zu verabreichen.

»Das kannst du vergessen«, sagte er, als könnte er meine Gedanken lesen. »Es gibt bessere Möglichkeiten, zu bekommen, was du willst.«

Ich kniete weiterhin geduldig und wartete auf seine Erklärung.

»Ich werde Linda bitten, die Kinder am Freitag über Nacht dazubehalten und sie am Samstagabend zurückzubringen.«

Linda war Nathaniels Tante. Als er mit zehn Jahren seine Eltern durch einen Autounfall verlor, hatten sie und ihr Mann ihn aufgenommen. Seinen Onkel hatte ich allerdings nie kennengelernt, da er schon vor Jahren gestorben war. Sein Cousin Jackson war wie ein Bruder für ihn. Dieser hatte sich in meine beste Freundin Felicia verliebt, nachdem ich sie einander vorgestellt hatte, und die beiden hatten ebenfalls geheiratet.

»Und«, fuhr er fort, »wenn es dir recht ist, rufe ich Simon an und sage ihm, er könne am Samstag vorbeikommen.«

»Ja, das würde mir gefallen«, erwiderte ich. Wenn die Kinder über Nacht bei Linda blieben, konnten Nathaniel und ich am Freitag ein bisschen spielen, bevor Simon mit seiner Freundin vorbeikam.

Sein Lächeln verriet mir, dass er wusste, wie meine Antwort lauten würde. »Ich rufe sie morgen früh an und lasse es dich dann wissen. Wenn sie einverstanden ist, wirst du dich, nachdem sie am Freitag die Kinder abgeholt hat, vorbereiten und im Spielzimmer auf meine Heimkehr warten. Verstanden?«

»Ja, Herr.«

»Dann kommen Simon und seine Sub am Samstag zu uns.« Er zog mich an sich und flüsterte mir heiser ins Ohr: »Danach werde ich meine Drohung, dir die Seele aus dem Leib zu ficken, wahr machen. Du wirst dich drei Tage lang nicht bewegen können, ohne dich an die geilen Dinge zu erinnern, die ich mit deinem Körper angestellt habe. Du wirst nicht mehr zählen können, wie oft und auf wie viele Arten ich dich gefickt habe.«

Ich wimmerte und versuchte, meine Beine gegeneinanderzureiben, um das Verlangen, das zwischen ihnen pulsierte, zu lindern.

»Du hörst jetzt besser auf. Oder Simon und seine Sub werden zusehen, wie du gezüchtigt wirst.« Er legte mir die Hand aufs Knie und drückte es. »Da du mich an den Rand der Ekstase getrieben hast, ist es nur fair, dass ich mich revanchiere. Geh auf die Hände und Knie und zeig mir deine geile Muschi.«

Ich hütete mich, ihm zu widersprechen. Wenn ich mich dar­über beklagte, dass es heute Abend keinen Orgasmus gab, würde er es mir vielleicht auch am Wochenende nicht erlauben zu kommen, nur um mir eine Lektion zu erteilen. Ich krabbelte in die Mitte des Raums zurück, um mich besser in Position zu bringen.

»Schau nicht so verärgert drein«, sagte er mit einem Lächeln.

»Du bist gemein. Wusstest du das?«, fragte ich, während ich meine Stellung einnahm.

Sein Lachen ließ mich erschauern. »Oh, Abby, du weißt noch gar nicht, wie gemein ich sein kann.«

Als ich am Tag darauf am Computer saß, erinnerte ich mich an sein Lachen und seine Worte. Vor Jahren, als ich noch eine unerfahrene Sub war, hatte Nathaniel mir ein Tagebuch geschenkt, um meine Reise in die sexuelle Unterwerfung aufzuschreiben. Schnell hatte ich es mit meinen Gedanken, Fragen und sogar Fantasien gefüllt. Als ich ein zweites begann, hatte ich Nathaniel vorgeschlagen, das Tagebuch online als Blog zu führen.

Ich hatte erwartet, dass er Nein sagen würde, doch er war einverstanden. Er verlangte lediglich, dass ich nie etwas schrieb, was einen Hinweis auf uns oder unsere Familie gab. Anfangs hatte er einfach nur meine Postings gelesen, aber jetzt war er so weit, dass er sogar seine Kommentare dazuschrieb. Meine Leser mochten es, wenn er seine Meinung kundtat.

Zu Beginn war Nathaniel mein einziger Follower gewesen, aber zu unserem Erstaunen wuchs meine Leserschaft sehr schnell. Was für mich als eine Möglichkeit begonnen hatte, meine Gedanken und Erfahrungen für mich und meinen Herrn zu dokumentieren, hatte sich zu einem Blog ausgewachsen, der täglich von Tausenden von Menschen besucht wurde. »Das geheime Leben einer Ehefrau und Sub« hatte sich zu einem regelrechten Phänomen entwickelt.

Doch ich hätte nie erwartet, eine Mail wie diese zu erhalten. Ich las sie bereits zum fünften Mal, um sicherzugehen, dass ich sie richtig verstanden hatte.

Liebe Sub-Ehefrau,

ich arbeite bei Women’s News Now. Wie Sie vielleicht wissen, gehören wir zum National News Network, dem zweitgrößten Medien­unternehmen in den Vereinigten Staaten. Fast von Anfang an war ich eine eifrige Leserin Ihres Blogs. Mir gefällt, wie Sie BDSM darlegen. Sie lassen es wirklichkeitsnah, zugänglich und sexy wirken.

Wir wollen unsere Berichterstattung über intime Beziehungen erweitern. Als Teil dieses Vorhabens würde ich gerne von Ihnen erfahren, ob Sie interessiert wären, sich mit mir über potenzielle Möglichkeiten für Sie beim Fernsehnachrichtensender WNN zu unterhalten.

Unten finden Sie meine Kontaktdaten.

Ich freue mich, bald von Ihnen zu hören.

Meagan Bishop

Meine Hände zitterten, und ich war völlig sprachlos. Eine Mitarbeiterin vom National News Network hatte Kontakt mit mir aufgenommen. Und nicht nur das: Man las dort meinen Blog und wollte sich mit mir über »Möglichkeiten« unterhalten. Über welche Art von Möglichkeiten?

NNN gehörten mehrere führende Zeitschriften sowie einige Fernsehsender. Ich wusste zu wenig über sie, um mir ein Bild machen zu können, wo sie noch ihre Hände im Spiel hatten. Entweder Meagan würde es mir verraten, oder ich konnte mich im Internet schlaumachen.

Ich warf einen Blick auf die Uhr. Da es Zeit war, Elizabeth vom Kindergarten abzuholen, konnte ich Meagan erst später zurückrufen. Das war wohl ohnehin das Beste, denn ich wollte nicht übereifrig erscheinen. Ich würde Elizabeth abholen, wir würden zu Mittag essen, und dann würden sie und Henry hoffentlich zur selben Zeit ihr Nickerchen halten, damit ich mich bei Meagan Bishop melden konnte.

Es fiel mir schwer, an etwas anderes zu denken als an die ­E-Mail. Ich versuchte, Nathaniel anzurufen, doch er hatte die Mailbox eingeschaltet. Ich seufzte, denn ich brannte darauf, es jemandem zu erzählen, aber sicherlich würde es noch mehr Spaß machen, es ihm persönlich zu sagen. Wenn er nach Hause kam, würde ich mit Meagan geredet haben und könnte ihm mehr berichten.

Das Mittagessen zog sich ewig hin. Während Elizabeth aß, bereitete ich das Abendessen im Schongarer vor. Henry weigerte sich, sich beim Essen helfen zu lassen, sodass ich ihn erst mal gründlich säubern musste, als er fertig war. Zum Glück war er schnell müde genug für sein Schläfchen, aber Elizabeth wollte noch vorgelesen haben und mühte sich nach Kräften, wach zu bleiben, damit ich ihr viele Geschichten vorlesen konnte. Gewöhnlich schlief sie während der zweiten Geschichte ein, und heute war es nicht anders.

Als ich die Treppe zur Bibliothek hinunterging, war es im Haus wunderbar still. Ich öffnete wieder die Mail und wählte mit wild pochendem Herzen die Nummer, die Meagan dort angegeben hatte.

»Meagan Bishop«, meldete sie sich knapp und geschäftsmäßig.

Ich war überrascht, dass sie selbst ans Telefon kam, doch das deutete wohl darauf hin, dass sie sehr direkt war, was mir gefiel. »Hallo, Meagan, hier spricht Abby. Ich betreibe den Sub-Ehefrau-Blog. Danke für Ihre Mail.«

»Oh, hallo. Sagten Sie, Ihr Name sei Abby? Ich freue mich sehr, dass Sie mich anrufen, denn ich kann es kaum erwarten, mit Ihnen zu reden.« Ihr Ton veränderte sich, war freundlich und weniger barsch. »Ich mag Ihren Blog. Den Inhalt, die Schreibweise, ja alles daran.«

»Danke.«

»Ich habe das Gefühl, Sie bereits halbwegs zu kennen, allein vom Lesen. Verrückt, nicht wahr?«

»Eigentlich nicht«, erwiderte ich. »Ich versuche, realistisch zu sein, darauf zu achten, dass alles, worüber ich schreibe, tatsächlich geschehen ist. Ich dichte nichts hinzu. Was Sie lesen, ist mein wahres Ich.«

»Das habe ich mir schon gedacht, aber ich freue mich, dass Sie es bestätigen.«

»Ich beantworte Ihnen gerne all Ihre Fragen.«

»Dafür werden wir noch reichlich Zeit haben. Im Augenblick werden Sie sicherlich wissen wollen, warum wir uns für Sie und Ihren Blog interessieren«, sagte sie.

»Ja, ich gebe zu, dass ich gerne erfahren würde, welche Möglichkeiten Sie im Sinn haben.«

Erneut verriet ihre Stimme die Geschäftsfrau. »Letztlich hängt das von Ihnen ab und womit Sie sich wohlfühlen. Und wir sind bereit, es in kleinen Schritten aufzubauen. Sie können es langsam angehen lassen, und wenn Sie mehr tun wollen und Bedarf besteht, werden wir darüber reden, wie Sie mehr machen können.«

Ich lächelte. »Kleine Schritte, das gefällt mir.«

Meagan lachte und fuhr dann fort: »Wir wollen mit einer Talk­runde über Liebe und Sex beginnen. Dafür benötigen wir jemanden, der für die Website schreibt, und diese Person sollte wissen, wovon sie spricht. Sie könnten nach wie vor Ihren persönlichen Blog betreiben.«

Mir drehte sich der Kopf. Ich? Schreiben? Als Job?

»Meagan, ich muss zugeben, mein erster Gedanke war, dass Sie sicherlich jemanden mit mehr Erfahrung finden können, der für Sie schreibt«, stieß ich hervor.

»Natürlich könnten wir das«, erwiderte sie. »Aber wir wollen es nicht. Wir haben Ihre Arbeit gesehen und wollen Sie. Wie ich bereits sagte, sind Ihre Stimme und Ihr Sprachgebrauch auf diskrete Art sinnlich, und das spricht viele Menschen an.«

»Danke«, sagte ich, aber in meinem Kopf herrschte Chaos. »Hören Sie, ich muss darüber nachdenken und melde mich dann wieder bei Ihnen.«

»Ja, bitte, denken Sie darüber nach. Ich werde Ihnen zunächst einmal einige Informationen schicken. Und wenn Sie interessiert sein sollten: Im April findet ein Treffen in New York City statt. Wir würden uns sehr freuen, wenn Sie kommen könnten, um mit uns zu reden.«

Ich notierte die Daten, und wir verabschiedeten uns. Mir war nicht aufgefallen, wie lange wir uns unterhalten hatten, bis wir das Telefonat beendet hatten und Elizabeth die Treppe herunterkam.

Ich breitete die Arme aus, und sie umarmte mich schlaftrunken. »Gut geschlafen, Prinzessin?«, fragte ich sie.

Sie nickte. »Kann ich heute Abend mit dir kochen?«

»Ich habe das Essen bereits vorbereitet, aber du kannst mir helfen, Plätzchen zu backen.«

Das machte sie munter. Henry würde vermutlich noch eine halbe Stunde schlafen. Ich nahm Elizabeth noch einmal kurz in die Arme, sagte »Los« und eilte mit ihr in die Küche.

Abends wartete ich, bis die Kinder im Bett waren, bevor ich mit Nathaniel über die Neuigkeiten sprach. Ich fand ihn im Wohnzimmer, wo er sich im Fernsehen ein College-Basketballspiel ansah und gleichzeitig mit seinem Cousin Jackson telefonierte. Eigentlich unterhielten sie sich nicht, sondern stritten über eine Entscheidung, die einer der Schiedsrichter gerade getroffen hatte. Ich nahm neben ihm Platz und wartete darauf, dass sie zum Ende kamen. Nathaniel beendete das Gespräch, als das Spiel durch einen Werbespot unterbrochen wurde.

Er lächelte. »Erzähl’s mir.«

Ich ersparte mir die Frage, woher er wusste, dass ich ihm ein paar Neuigkeiten präsentieren wollte. Nach so vielen gemeinsamen Jahren war es ihm zur zweiten Natur geworden, meine Gedanken zu erraten.

»Man hat mir heute einen Job angeboten«, sagte ich. »Einen Schreibjob.«

»Du hast dich für einen Job beworben?« Seine Stimme verriet keinerlei Wertung, nur Überraschung.

»Nein, habe ich nicht. Man hat mich über den Blog gefunden.« Ich fasste das Telefongespräch mit Meagan zusammen, und er hörte aufmerksam zu.

»Wow«, sagte er, als ich alles erzählt hatte. »Was für eine unglaubliche Chance für dich. Du wirst dich mit ihnen treffen, oder?«

»Ja, das möchte ich wirklich.« Als ich es laut aussprach, merkte ich, wie sehr ich mir das wünschte.

»Dann mach’s. Solche Chancen bieten sich nicht oft.«

»Wenn man sich vorstellt, dass etwas, das als Tagebuch begann, möglicherweise dazu führt, für den Frauenkanal von NNN zu schreiben.«

»Das ist allein mein Verdienst«, neckte er mich. »Denn ich habe dich ja dazu angeregt, das Tagebuch zu führen.«

Ich knuffte ihn. »Aber es war meine Idee, online zu gehen.«

»Ich weiß.« Er wurde jetzt ernst. »Ich habe schon immer gesagt, dass du eine wunderbare Autorin bist. Es wird Zeit, dass es auch anderen auffällt. Abby, ich bin stolz auf dich.«

»Danke.«

Er strich mir sanft über die Wange. »Ich hatte heute ebenfalls einen Anruf. Auch wenn er nicht halb so aufregend war wie deiner.«

»Simon?«, riet ich.

»Ja. Seine Freundin heißt Lynne. Er sagte, sie würden am Samstag um neun Uhr bei uns sein.«

»Erzähl mir von ihr. Ich kann mich nicht erinnern, sie bei unserem letzten Gruppentreffen gesehen zu haben.«

Er schüttelte den Kopf. »Sie war gar nicht da. Simon hat sie vor ein paar Monaten im Internet gefunden. Sie haben sich erst vor drei Wochen persönlich kennengelernt. Für sie ist das alles noch ganz neu.«

Ohne es ausführlich darzulegen, gab er mir zu verstehen, dass ich am Samstag im Spielzimmer nichts zu Intensives erwarten durfte. So wie ich Nathaniel kannte, wollte er nichts tun, was jemandem unseren Lebensstil verleiden könnte.

»Simon ist echt verknallt, was?«, fragte ich. Ich kannte ihn zwar nicht besonders gut, doch er gehörte schon seit Jahren zur Gruppe. Und er hatte mit verschiedenen Frauen gespielt. Ich konnte mich nicht erinnern, dass er je eine längere Beziehung gehabt hätte.

»Na ja, er wäre nicht der erste Dom in der Geschichte, der sich in eine unerfahrene Sub verknallt.« Seine Hand wanderte zu meinem Knie und glitt über die Innenseite meines Schenkels. »Ich habe es nie bereut, einem bestimmten unerfahrenen Mitglied ein Halsband umgelegt zu haben.«

»Dieses unerfahrene Mitglied ist dankbar, dass du ihr eine Chance gegeben hast.«

»Ich glaube, der Unterschied liegt darin, dass du ein Natur­talent warst. Lynne hingegen scheint sehr scheu zu sein.« Er runzelte die Stirn. »Wenn du ängstlich gewesen wärst, hätte ich dich nicht übers Wochenende eingeladen.«

»Machst du dir Sorgen wegen Lynne? Glaubst du, sie lässt sich lediglich deshalb darauf ein, um bei Simon zu sein?«

»Ja, ich hatte es erwogen, aber Simon hat mir erklärt, es liege an ihrer Persönlichkeit. Ich werde dafür sorgen, dass ihr beide euch ungestört unterhalten könnt, denn ich möchte wissen, was du von ihr hältst.«

Ich hob eine Augenbraue, als ich ihn ansah.

Er lachte. »Schau mich nicht so an. Du kannst die Menschen hervorragend einschätzen und kennst den Lebensstil lange genug, um dir eine ehrliche Meinung zu bilden.«

»Ja, ich denke schon.« Wie wäre es gewesen, wenn eine erfahrenere Sub mit mir geredet hätte, bevor mir Nathaniel vor all den Jahren das Halsband umgelegt hatte? Hätte sie es seltsam gefunden, dass ich mich nur ihm unterwerfen wollte und keinem anderen Dom?

Ich legte die Hand auf seine und verflocht unsere Finger. »Ich werde mit ihr reden, aber vergiss nicht, dass das Herz nicht gerade unser rationalstes Organ ist.«

Sein Lächeln war weich und herzlich. »Das weiß ich nur allzu gut, Abby. Nur allzu gut.«

Kapitel zwei

Am Freitagnachmittag winkte ich Elizabeth und Henry zum Abschied zu, als Linda mit ihnen davonfuhr. Als ich ins Haus zurückkehrte, verharrte ich einen Moment lang in der Diele, um mich von der Stille einhüllen zu lassen. Ich holte ein paarmal tief Luft, als könnte ich diese Stille einatmen und Teil von mir werden lassen. Ich würde diese Ruhe nicht allzu lange genießen können, denn schon bald würde ich wieder die Unordnung und das Gekicher meiner Kinder vermissen.

Meine Gedanken wanderten sofort, wie es in jedem anderen freien Augenblick im Lauf dieser Woche der Fall gewesen war, zu Meagan, ihrer Mail und dem Telefongespräch mit ihr. Ich hatte mich am Tag zuvor bei ihr gemeldet und wartete darauf, dass sie den Ort und Zeitpunkt für unser Treffen bestätigte.

Voller Freude, etwas Zeit für mich am Computer zu haben, ging ich in die Bibliothek, um nachzusehen, ob Meagan geantwortet hatte. Ich klopfte nervös mit dem Fuß auf den Boden, während ich meinen Rechner hochfuhr, um meine Mails zu checken. Als ich ihre Mail entdeckte, schlug mir das Herz bis zum Hals. Ich las sie und trug in meinen Kalender die Einzelheiten des Treffens ein. Sie hatte auch noch mehr Informationen zu der Fernsehshow geschickt.

Nachdem ich alles gelesen hatte, warf ich einen Blick auf die Uhr. Halb fünf. Mist. Ich schloss den Laptop und eilte ins Schlafzimmer. Ich musste mich beeilen, wenn ich es noch schaffen wollte, mich auf Nathaniels Rückkehr vorzubereiten. Da er in der Stadt arbeitete, brauchte er für die Heimfahrt nach Hampton einige Zeit.

Er wollte, dass ich ihn gegen fünf Uhr im Spielzimmer erwartete. Ich schaffte es gerade so.

Gewöhnlich empfand ich, sobald ich dort kniete, Frieden und Wohlbehagen. Doch als ich jetzt auf die Knie sank, dachte ich nur an Meagans Mail und das bevorstehende Treffen. Ich überlegte, wer auf die Kinder aufpassen könnte und was ich bei dem Treffen anziehen würde. Meine Gedanken bewegten sich in alle Richtungen, bevor mir klar wurde, wie viel Zeit verstrichen war. Im Spielzimmer gab es keine Uhr, was mich etwas beunruhigte, aber ich war mir ziemlich sicher, dass es Viertel nach fünf war. Wo steckte er nur?

Meine Knie schmerzten. Er hatte doch wohl nichts dagegen, wenn ich mich erhob und streckte, oder? Er würde es nie erfahren, und ich würde ihn hören, wenn er das Haus betrat, und konnte mich sofort wieder hinknien. Ich würde mich nur kurz strecken und die Schultern ausschütteln.

Sollte ich oder sollte ich nicht?

Eine weitere Minute verging.

Ich sollte es tun.

Ich hob den Kopf – und schrie auf.

Nathaniel stand direkt vor mir.

»Abigail.«

»Verdammt, du hast mich erschreckt!« Ich zitterte am ganzen Körper. Wie war er unbemerkt ins Haus und ins Spielzimmer gelangt?

»Offensichtlich«, erwiderte er.

Ich richtete mich auf und holte tief Luft.

Behutsam kam er auf mich zu und stand dann eine Zeit lang einfach nur da, bevor er sagte: »Leg die Stirn auf den Boden, streck den Hintern hoch und bleib in dieser Stellung, damit ich den Anblick genießen kann.«

Ich fühlte mich keine Sekunde lang wohl in dieser Stellung. Sie war demütigend; ich wusste, wie exponiert ich war. Er sah alles; ich konnte nichts verbergen. Um mich von dem abzulenken, was er anstarrte, dachte ich erneut an den Blog und das bevorstehende Treffen.

Je nachdem, wie das Wochenende verlief, würde ich genug Material zum Posten haben. Ich würde nicht auf unsere Vergangenheit zurückgreifen müssen, wie ich es sonst zu tun pflegte. Bei den letzten drei Beiträgen hatte ich einfach jahrelang zurückliegende Geschichten aufgegriffen. Der Nachteil solcher Beiträge war, dass er sie nicht kommentierte.

»Abigail, du bist nicht bei mir«, warnte er mich.

Er hatte recht, also verbannte ich alles aus meinem Kopf, um mich ganz auf ihn zu konzentrieren, auf das, was er brauchte und wie ich es ihm geben konnte. Im Augenblick war das Gehorsam. Doch die Gedanken an das, was er brauchte, erinnerten mich an Themen, über die ich schreiben konnte, und ich erkannte, dass ich eine Möglichkeit suchen musste, das Bloggen in meine Alltagsroutine mit einzubinden. Ich konnte es nicht mehr nach Belieben handhaben.

Seit ich die E-Mail erhalten hatte, war ich ein wenig durch den Wind. Ich musste unbedingt einen Plan erstellen, etwa meine Mails nur zu bestimmten Zeiten zu checken. Wahrscheinlich sollte ich auch einen Plan fürs Schreiben aufstellen. Wenn sich die Position als das herausstellte, was ich von ihr erhoffte, musste ich dafür sorgen, dass alles gut organisiert und im Gleichgewicht war.

Hinter mir hörte ich Nathaniel seufzen. »Beweg dich zum Tisch und leg dich auf den Rücken.«

Ich erhob mich langsam, hatte Angst, dass mir schwindelig würde, wenn ich mich zu schnell bewegte, weil ich den Kopf so lange nach unten gehalten hatte. Während ich mich auf den Tisch zubewegte, mied ich Nathaniels Blick. Ich wusste, dass ich vermutlich Enttäuschung in seinen Augen entdecken würde, und das hasste ich mehr als alles andere auf der Welt.

Ich kletterte auf den Tisch, und mein Körper atmete beinahe auf, als er auf das weiche Leder sank. Ich schloss die Augen und rang leicht nach Luft, als Nathaniel mir die Augen verband.

»Damit du dich besser konzentrieren kannst.«

War es so deutlich zu erkennen? Ich zuckte innerlich zusammen, weil das Wochenende so schlecht begonnen hatte, und atmete ein paarmal tief durch, um den Kopf frei zu bekommen. Seine Hände glitten über meine Schultern und meine Seiten entlang. Einer seiner Finger berührte einen kitzligen Punkt, und ich unterdrückte ein Kichern. Es gab Zeiten, in denen er mich während des Spiels kitzelte, aber ich glaubte nicht, dass dies ein solcher ­Moment war.

Er gab einen tiefen Kehllaut von sich, und ich erstarrte. Vielleicht hatte er gewollt, dass ich lache. Ich war mir nicht sicher, und da meine Augen verbunden waren, konnte ich seinen Gesichtsausdruck nicht sehen. Ich konzentrierte mich auf seine Berührung. Er strich über meine Hüften, ließ die Hände jedoch nicht weiter nach unten wandern. Er war nicht sanft, also versuchte er wohl nicht, mich zu kitzeln, aber er war auch nicht so grob, wie er es manchmal zu sein pflegte.

Ich zuckte zusammen, als er die Lippen auf meine Hüftknochen drückte, und erneut, als er leicht daran knabberte. Normalerweise hätte mich das angetörnt, aber im Augenblick war ich viel zu sehr darauf bedacht, nichts falsch zu machen.

Das war dumm, sagte ich mir selbst. Er wollte mich auf dem Tisch haben, bereit für ihn, und genau dort befand ich mich. Falsch war nur, dass ich so durcheinander und besorgt war. Ich versuchte, mich dazu zu zwingen, mich unter seiner Berührung zu entspannen.

Es gibt Zeiten, da gehen einem verrückte Dinge durch den Kopf. Als ich auf dem Tisch lag und versuchte, mich ganz auf seine Berührung zu konzentrieren, kamen mir allerlei alberne Gedanken in den Sinn.

Vielleicht bist du keine Sub mehr.

Du machst alles falsch.

Dies bedeutet vermutlich, dass du den Job ablehnen solltest.

Ich war mir nicht sicher, wie lange ich schon auf dem Tisch lag, versunken in meine Gedanken, und mir nicht existente Probleme vorstellte. Doch dann merkte ich, dass etwas ganz gewaltig schieflief.

Seine Hände begannen an meinen Knöcheln und bewegten sich an der Innenseite meiner Beine hoch. Langsam und bedächtig umkreiste er meine Schenkel und schob einen Finger in meine Möse. Ich konnte einen Aufschrei nicht unterdrücken, da es verdammt wehtat.

»Du bist kein bisschen erregt«, sagte er und klang genauso überrascht, wie ich es war.

»Tut mir leid, Herr«, presste ich hervor. »Ich weiß nicht, was los ist.«

Er nahm mir die Augenbinde ab, und ich blinzelte im schwachen Licht. Schließlich musterte ich seine besorgte Miene. »Du glaubst, du solltest dich entschuldigen?«, fragte er. »Weil es deine Schuld ist, dass ich dich nicht antörne?«

»So wie du es sagst, klingt es, als würdest du etwas falsch ­machen.«

»Setz dich aufrecht hin«, forderte er mich auf und half mir dabei. »Es liegt nicht unbedingt daran, dass einer von uns etwas falsch macht. Es könnte an allen möglichen Dingen liegen, und vermutlich ist es eine Kombination mehrerer.«

»Aber …«

Er legte mir den Finger auf die Lippen. »Still. Du solltest nicht daran erinnert werden müssen, dass es falsch ist, wenn du mit mir im Spielzimmer streitest.«

»Tut mir leid, Herr.«

Seine Lippen berührten meine. »Lass uns zusammen joggen, damit wir unsere Köpfe frei bekommen. Kannst du ein schnelles Dinner improvisieren?«

Ich ging schnell in Gedanken durch, was ich im Kühlschrank hatte. »Ich habe Thunfisch, der schnell zubereitet ist. Und dazu gibt es einen Salat.«

»Das hört sich köstlich an.« Sein Lächeln war jetzt unverkrampft, und mir wurde leicht ums Herz. Obwohl ich wusste, dass ich nach nichts und niemandem zu suchen brauchte, dem ich die Schuld für meinen Mangel an Erregung geben konnte, musste ich doch unwillkürlich denken, dass der Abend wohl anders verlaufen wäre, wäre ich nicht so zerstreut gewesen. Aber Nathaniel hatte bemerkt, dass ich abgelenkt war, und schob mir nicht die Schuld zu.

Unser gemeinsames Joggen erinnerte mich daran, wie es gewesen war, als ich jedes Wochenende sein Halsband trug. Wir kannten uns jetzt so gut, dass wir uns unwillkürlich dem Tempo des anderen anpassten. Zugegeben, er konnte um einiges schneller und weiter laufen als ich, sodass er wohl derjenige war, der sein Tempo meinem anpasste. Ich war gerührt von seiner Liebe, als ich darüber nachdachte, dass er das tat. Es war ein schöner Abend, und wir rannten in einem gemächlichen Tempo los. Apollo jaulte, als wir ihn nicht mitnahmen, aber er wurde älter und würde sich beim Versuch, mit uns Schritt zu halten, nur überanstrengen.

Wir joggten um unser Grundstück herum. Ich hatte ganz vergessen, wie viel Spaß es mir machte, mit Nathaniel zu laufen. Von Zeit zu Zeit beobachtete ich ihn aus dem Augenwinkel. Seine Bewegungen waren so anmutig, seine Beine so stark und kräftig.

Einmal ertappte er mich dabei und lächelte. »Ich glaube, ich lasse dich das nächste Mal nackt joggen.« Ich wäre fast gestolpert, und er streckte den Arm aus, um mich festzuhalten. »Vorsicht.«

»Was?«

»Ja, ich lasse dich nackt joggen. Das habe ich noch nie gemacht. Ist bestimmt lustig.«

Ich schnaubte. »Für dich.«

»Genau.«

Wir bogen um die Ecke und liefen in Richtung ­Blumengarten. Es war Frühjahr, und wir hatten erst vor Kurzem den Garten gestalten lassen, sodass viele der Pflanzen noch neu und klein ­waren.

»Wie kleine Babys«, sagte ich.

»Die Cleomen?«

»Ja, es ist, als hätten wir eine Pflanzenschule.«

Er schwieg eine Zeit lang und überraschte mich dann mit der Bemerkung: »Bist du schwanger?«

»Weil ich Babys erwähnt habe?« Also wirklich! Wie kam er nur darauf?

»Ich finde es nur etwas seltsam, mitten im Garten Babys zu erwähnen.«

»Das war lediglich eine Metapher.« Ich sah immer noch keinen Zusammenhang. Es sei denn, es verbarg sich noch etwas anderes hinter seiner Frage. »Willst du ein drittes Kind?«

Als ich mit Henry schwanger gewesen war, hatten wir darüber gesprochen und beschlossen, es mit zweien gut sein zu lassen. Ich hatte mich wirklich nicht ernsthaft mit dem Gedanken an ein weiteres Kind beschäftigt. Es war mir nicht einmal richtig bewusst gewesen, dass es passieren könnte.

Er verfiel jetzt in einen gemächlichen Trab, und ich tat es ihm nach. Gut so. Das langsamere Tempo würde mir Zeit zum Nachdenken lassen.

»Ich habe bis jetzt nicht über ein weiteres Kind nachgedacht«, sagte er. »Ich bin glücklich mit zweien. Ein drittes? Ich weiß nicht. Dann hätten wir eine ungerade Zahl. Wir müssten dann vier Kinder haben, um es auszugleichen.«

Ich lachte. »Beschäftigt dich das wirklich? Nicht, in welchem Zimmer wir das dritte Kind unterbringen würden oder ob für jedes Kind genug Zeit bliebe oder wir eventuell ein größeres Auto anschaffen müssten, um alle fünf unterzubringen?«

»Ich mag einfach gerade Zahlen«, sagte er so sachlich, dass ich nicht erkennen konnte, ob er es ernst meinte. Manchmal verwirrte mich sein trockener Humor. Aber dann grinste er, und ich wusste, dass er es scherzhaft meinte, zumindest ein wenig.

»Dann sage ich Nein zu Kind drei, da ich nicht glaube, dass ich vier schaffen könnte.« Ich konnte mich immer noch nicht mit dem Gedanken an ein drittes Kind anfreunden. Vier? Es gab eine Menge von Frauen, die das schafften. Ich glaubte zum Beispiel nicht, dass Felicia ein Problem damit haben würde, aber das galt nicht für mich. »Allein die vielen Arztbesuche würden mich fertigmachen. Kannst du dir noch zwei weitere Kinder mit Ohrenentzündungen vorstellen, wie Henry sie hatte?«

»Nein. Kann ich wirklich nicht.« Er krauste die Nase. »Und die Windeln.«

»Genau! Ich freue mich darauf, wenn Henry keine mehr braucht und endlich aufs Töpfchen geht.«

Er lachte leise und griff nach meiner Hand. »Das wird ein toller Tag.«

Wir gingen zum Haus zurück und erst als wir es betraten, fiel mir auf, dass ich während des Joggens kein einziges Mal an den Blog gedacht hatte. Stattdessen hatte ich es genossen, Zeit mit Nathaniel, meinem Herrn, zu verbringen. Es war nicht nur der Sex, den ich vermisste, wenn ich sein Halsband nicht trug, sondern alles an unserer Dom/Sub-Beziehung.

Als wir im Inneren des Hauses waren, strich er mir über die Wange, erklärte mir, dass er das Dinner um sieben Uhr wünsche, und begab sich ins Bad, um zu duschen. Da es schon etwas spät war, duschte ich in dem Bad, das sich neben dem ehemaligen Sub-Schlafzimmer befand, das ich vor langer Zeit benutzt hatte. So konnte ich mit den Essensvorbereitungen beginnen, ohne verschwitzt zu sein und darauf warten zu müssen, dass Nathaniel fertig war.

Während ich mich der Vorbereitung unseres Abendessens widmete, versuchte ich, mich daran zu erinnern, wie lange es her war, dass ich ihm eine Mahlzeit serviert hatte, während ich sein Halsband trug. Ich konnte mich nicht erinnern. Ich holte mein Lieblingsporzellan heraus, das ich direkt nach unserer Verlobung auf dem Dachboden gefunden hatte. Es war von der japanischen Kunst inspiriert und mit leuchtenden Rot- und Blautönen dekoriert. Ich nahm an, dass ich das Essen im Esszimmer auftragen sollte, also deckte ich den Tisch für eine ­Person.

Um sieben Uhr betrat er das Esszimmer. Als er das Porzellan sah, kräuselten sich seine Mundwinkel leicht nach oben. »Sehr hübsch, Abigail.«

»Danke, Herr.«

Während er sich dem Essen widmete, blieb ich neben ihm stehen, und ein Gefühl des Friedens und der Zufriedenheit erfüllte mich. Ich brauchte das. Es war ein Teil von mir, von uns. Wir mussten uns Zeit dafür nehmen.

Plötzlich stieß er den Stuhl zurück. »Komm her, Abigail.«

Ich blickte schockiert auf seinen Teller. War etwas nicht in Ordnung? War der Thunfisch zu roh oder zu stark gedünstet? Als ich ihn aus dem Herd genommen hatte, sah er appetitlich aus.

»Da.« Er tätschelte seinen Schenkel. »Setz dich hierher.«

Oh. Nun, das war viel besser als verbrannter oder zu roher Fisch. Ich straffte die Schultern und kletterte so sexy wie möglich auf seinen Schoß. Wenn ich nackt wäre, würde es noch mehr Spaß machen. Oder wenn er nackt wäre. Oder wenn wir es beide wären.

»Öffne den Mund.« Er hielt mir eine Gabel voll Thunfisch an den Mund. Ich öffnete die Lippen, und er schob den Bissen hinein. »Gut, nicht wahr?«, fragte er.

»Nicht übel«, erwiderte ich und leckte mir die Lippen. »Vielleicht etwas zu stark gepfeffert.«

»Hmm.« Er konzentrierte sich auf meine Augen. »Ich finde, er ist gerade richtig.«

»Danke, Herr.«

Er fütterte mich mit einem Bissen Salat, und ein Tropfen des italienischen Dressings landete auf meinem Mundwinkel. Ich bewegte mich, um nach seiner Serviette zu greifen, aber er schüttelte den Kopf. Er beugte sich vor und rieb ihn mit dem Daumen ab.

»Darf ich, Herr?«, fragte ich und griff nach seinem Handgelenk.

»Ja.«

Ich küsste seinen Daumen und saugte ihn in den Mund, ohne Nathaniel aus den Augen zu lassen. Seine Augen waren jetzt dunkel, und sein Atem ging stoßweise. Ich wollte, dass er mich küsste, mich berührte. Doch er atmete tief ein und zog sich zurück.

»Du musst essen«, sagte er.

Ich hatte überhaupt keinen Hunger, obwohl ich mittags nur wenig gegessen hatte. Doch wenn ich jetzt nicht zu Abend aß, würde ich um zwei Uhr nachts mit knurrendem Magen aufwachen. Er ließ sich Zeit dabei, mich zu füttern, und nach ein paar Bissen legte er die Gabel beiseite und führte das Weinglas an meine Lippen.

Normalerweise befanden wir uns, wenn ich sein Halsband trug und er mich fütterte, im Spielzimmer. Am Esszimmertisch zu sitzen fühlte sich etwas schamlos an. Er verlagerte das Gewicht der Hüften, und sein erigierter Schwanz drängte sich gegen meinen Schenkel. Er ignorierte es, konzentrierte sich darauf, dass ich aß. Er fütterte mich Bissen um Bissen und ließ mich dazwischen am Weinglas nippen. Während ich auf seinem Schoß saß und ihm so nah war, nahm ich jeden Zentimeter seines Körpers wahr. Seine festen Schenkel, seine starke Brust, seine Wärme.

»Ich sollte dich auf dem Tisch vögeln«, sagte er plötzlich.

Es war so einfach, sich dies vorzustellen. Er würde aufstehen und mich auf die Tischplatte legen. Vielleicht sogar das Geschirr beiseiteschieben, wie sie es immer in den Filmen taten. Ich hatte fürs Abendessen ein Kleid angezogen, und er brauchte es lediglich bis zur Taille hochzuschieben. Darunter trug ich nichts, sodass er keinerlei Mühe hätte, mich zu nehmen. Er würde neben mir auf den Tisch klettern oder grob nach meinen Beinen fassen und mich an den Rand ziehen.

Bitte.

»Abigail.« Seine Finger strichen über meinen Oberschenkel, wanderten dann ein wenig nach unten und spielten mit dem Saum meines Kleids. Er streichelte mein Knie und fuhr mit der Hand mein Bein hoch, aber nicht bis zum Ende. »Sag, wenn ich jetzt den Finger in dich hineinstecken würde, wärst du dann feucht?«

»Ja, Herr.« Ich wand mich etwas, um ihm zu zeigen, dass er sich davon überzeugen könne.

»Es wäre ein Leichtes für mich, dich auf den Tisch zu heben und mich deiner zu bedienen.« Er flüsterte mir ins Ohr: »Ich habe dich noch nie auf dem Esszimmertisch genommen.«

»Das geht wirklich nicht, Herr! Dagegen sollten wir etwas unternehmen.«

Er ließ die Zunge über mein Ohrläppchen kreisen, und ich erschauerte. »Das sollten wir, meine Schöne. Und wir werden es. Aber nicht heute Nacht.«

Ich wimmerte leise. Warum? Warum nicht, da ich doch solches Verlangen nach ihm hatte?

»Ich weiß, was du denkst«, sagte er.

Natürlich tat er das, manchmal hatte ich das Gefühl, einen Gedankenleser geheiratet zu haben.

»Du brauchst nicht zu versuchen, ein Pokerface zu machen«, fuhr er fort. »Und vertrau mir, ich will es genauso sehr wie du. Aber ich will, dass wir es noch hinauszögern, das macht es umso reizvoller.« Er hob eine Augenbraue. »Zumindest meine ich mich zu erinnern, dass du mir auf diese Weise erklärt hast, warum wir einen Monat vor unserer Hochzeit keinen Sex haben sollten.«

Zur Hölle mit seinem super Gedächtnis! »Ja, Herr. Ich erinnere mich. Ich erinnere mich auch, dass wir beide fanden, dies wäre keineswegs die beste Idee gewesen, die ich je hatte.«

»Dann werden wir beide heute Nacht beruhigt einschlafen, da wir wissen, dass wir dieses Mal keinen Monat lang warten ­müssen.«

Zu meiner großen Überraschung schlief ich in jener Nacht tatsächlich sehr gut. Es war schwierig, es zu erklären, aber ich fühlte mich ihm oft näher, wenn ich sein Halsband trug. Wie er gesagt hatte, hatten wir keinen Sex. Als ich nach ihm ins Bett kroch und er mich an sich zog, seufzte ich zufrieden und genoss das Gefühl, in seinen Armen zu liegen.

Beschützt.

Sicher.

Ich fühlte mich ihm, wenn ich sein Halsband angelegt hatte, zuweilen nicht nur näher, sondern auch beschützter. Was nicht heißen soll, dass ich mich während der Woche nicht so fühlte, doch sein Halsband zu tragen besaß eine besondere Magie. Ich war damit als sein Eigentum gekennzeichnet, gehörte nur ihm allein. Ich wusste, er würde alles tun, damit ich in Sicherheit wäre.

Er wandte den Kopf und küsste mich aufs Haar.

Ich hob das Gesicht. »Herr, küss mich.«

Aus Erfahrung wusste ich, dass er mir das nie abschlagen würde. Und er enttäuschte mich nicht, sondern zog mich eng an sich und gab mir einen langsamen, sinnlichen Kuss, der mich erschauern ließ.

Ich konnte den nächsten Tag kaum erwarten.

Kapitel drei

Als ich mich am Morgen darauf im Schlafzimmer fertig machte, läutete es an der Tür. Ich hatte Nathaniel das Frühstück im Esszimmer serviert, aber im Gegensatz zum vergangenen Abend bat er mich, ihm Gesellschaft zu leisten. Nach einem letzten Blick in den Spiegel begab ich mich zum Hausflur.