Maddrax 546 - Lucy Guth - E-Book

Maddrax 546 E-Book

Lucy Guth

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Beschreibung

Euree ist das nächste Ziel der Freunde. Genauer gesagt, Paris und Berlin, wo ebenfalls Portale entstanden sind. Doch die Stadt an der Seine ist zum Friedhof geworden, in den nur wenige Überlebende aus der Parallelwelt zurückkehren wollen. Für diese gut zweihundert Menschen könnte die Zukunft in Berlin liegen - falls es gelingt, sie sicher dorthin zu bringen. Rulfan nimmt sich ihrer an, während Matt, Aruula und Worrex vorausfliegen. Dieser Austausch gestaltet sich ungleich riskanter. Um die "Hexen" aus den Fängen der Inquisition zu befreien, schmieden sie Magische Allianzen ...



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Seitenzahl: 149

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Inhalt

Cover

Impressum

Was bisher geschah...

Magische Allianzen

Leserseite

Vorschau

BASTEI LÜBBE AG

Vollständige eBook-Ausgabeder beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

© 2020 by Bastei Lübbe AG, Köln

Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller

Verantwortlich für den Inhalt

Titelbild: VeronArt16 / shutterstock

eBook-Produktion:3w+p GmbH, Rimpar (www.3wplusp.de)

ISBN 9-783-7517-0694-0

www.bastei.de

www.luebbe.de

www.lesejury.de

Am 8. Februar 2012 trifft der Komet »Christopher-Floyd« – in Wahrheit eine Arche Außerirdischer – die Erde. Ein Leichentuch aus Staub legt sich für Jahrhunderte um den Planeten. Nach der Eiszeit bevölkern Mutationen die Länder und die Menschheit ist degeneriert. In dieses Szenario verschlägt es den Piloten Matthew Drax, »Maddrax« genannt, dessen Staffel durch einen Zeitstrahl vom Mars ins Jahr 2516 versetzt wird. Zusammen mit der telepathisch begabten Kriegerin Aruula erkundet er diese ihm fremde Erde. Bis sie durch ein Wurmloch in ein Ringplanetensystem versetzt werden, während der Mond auf die Erde zu stürzen droht. Matt findet Hilfe und Verbündete und die Rettung gelingt in letzter Sekunde – aber etwas geht schief: Areale aus verschiedenen Parallelwelten manifestieren sich plötzlich auf der Erde...

Um diese 50 Kilometer durchmessenden Parallelwelt-Areale, die von hohen Dornenhecken umgeben sind, aufzuspüren, nutzen Matt und Aruula ein Satelliten-Netzwerk im Erdorbit. Mit ihrem Gleiter überwinden sie die Pflanzenwälle. In einem parallelen Rom treffen sie auf einen zeitreisenden Archivar namens Patrem, der mit Hilfe gefährlicher Artefakte herrschen will. Matt setzt dem ein Ende. Seine Waffen deponiert er im Hort des Wissen.

Da erscheint ein weiteres Areal: die Stadt Coellen – und mit ihr der Neo-Barbar Rulfan, ein in ihrer Welt längst verstorbener Freund, der sich ihnen anschließt. Gemeinsam kämpfen sie gegen Professor Dr. Jacob Smythe, Matts alten Erzfeind, der in dieser Welt im All verschollen ist, und können ihn besiegen, wobei Smythe jedoch entkommt.

Ein zweiter Feind, Colonel Aran Kormak, wird derweil auf der Suche nach Verbündeten Chefexekutor der Reenschas in Glasgow. Er greift den Hort des Wissens an, eine Enklave befreundeter Retrologen und Wissenschaftler, scheitert aber und landet im Kerker. Matt und Aruula erleben mit, wie er auf der Flucht in einem Ballon von einem Artefakt verkleinert wird! Später dringt er in den Hort ein, erfährt vom Zeitstrahl und versucht ihn zu durchqueren.

Da empfängt Aruula einen Hilferuf der Pflanzenentität GRÜN. In Neuseeland treffen die Freunde auf eine botanische Seuche, die aus einer Parallelwelt herübergekommen ist. GRÜN, der für die Dornenhecken rund um die Anomalien verantwortlich zeichnet, ist dagegen machtlos. Gemeinsam mit den Hydriten – Fischmenschen, die seit Äonen auf der Erde leben – entwickelt man eine Waffe gegen die Rote Pest.

Inzwischen wissen die Archivare, dass ihre Reisen in die Vergangenheit für die Weltenwechsel verantwortlich sind: Wo immer sie ein Portal schufen, wurde die Raumzeit geschwächt und bricht nun durch den Wurmloch-Unfall auf! Spätere Generationen entwickeln ein Gegenmittel, das aus ferner Zukunft in einer Stasiskugel zurückversetzt wird und schicken Worrex, einen der ihren, zurück. Er schließt sich den Gefährten an. Doch als die Freunde die Kapsel finden, ist sie leer! Das Wesen darin hat vier Menschen okkupiert, die »Krieger des Lichts«, die einen Feldzug gegen den Weltrat in Washington führten! Nun mutieren sie zu mächtigen Wesen, die auf der Suche nach Energie eine Schneise der Verwüstung hinterlassen. In einem verfallenen Freizeitpark holen die Gefährten sie ein – und müssen sich gegen mutierte Gejagudoos erwehren. Als Worrex den Gleiter bruchlandet, können die Krieger abermals entkommen. In einer Mormonen-Siedlung bringen sie drei X-Quads in ihren Besitz, mit denen sie die letzte Etappe ihrer Reise antreten.

Es zieht die Krieger des Lichts zu einem atomaren Endlager, wo sie von Scorpocs angriffen werden und mit ihnen verschmelzen. So finden sie die Gefährten, und Worrex macht dem Wesen klar, dass es auf seiner Suche nach Energie nie Erfüllung finden kann, denn letztendlich wurde es nur für einen Zweck geschaffen: die Strahlung innerhalb der Parallelwelt-Portale zu absorbieren. Es gelingt ihm, die Kreatur zu überzeugen, mit ihnen zu kommen – in der Stasiskapsel, die der Android Miki Takeo zwischenzeitlich repariert hat.

Derart vorbereitet, machen sie sich nach Lancaster auf, um das erste Portal zu schließen – und finden eine Schreckensherrschaft der blutsaugenden Nosfera vor, die sie zunächst beenden müssen. Dann fliegen sie weiter nach Waashton, wo Worrex erkennen muss, dass sich der Weg zurück geschlossen hat und er auf der Erde festsitzt. Da meldet sich der Hydrit Quart'ol bei seinem Freund Matt: Auf dem Grund des Atlantiks ist eine Stadt aufgetaucht, in der einst der legendäre Friedensstifter Ei'don verschwand: Atlantis! Tatsächlich wurde Ei'don zurückversetzt – ein Umstand, auf den die Hydriten schonend vorbereitet werden müssen. Quart'ol zieht sich mit ihm zurück, und die Gefährten fliegen weiter zum nächsten Portal auf der Halbinsel Yucatán in Mexiko, wo sie im Streit zwischen Sauroiden und Menschen vermitteln müssen, bevor sie das Portal schließen können.

Als sie nach Coellen zurückkehren, stellt Jacob Smythe ihnen eine Falle, kann aber nur Rulfans Frau Maleen töten, bevor er sich absetzt. Nun steht für Rulfan eine Entscheidung an: Bleibt er in der für ihn fremden Parallelwelt oder kehrt er in seine zurück, um den Krieg gegen die Daa'muren anzuführen? Er entscheidet sich für Letzteres. Die Gefährten schließen den Dimensionsriss und reisen weiter nach Paris...

Magische Allianzen

von Lucy Guth

Fraank hetzte durch den herbstlichen Jaardin. Steine und Staub spritzen unter seinen Stiefeln weg, als er einen Hügel abwärts rutschte. Er wagte nicht, sich umzudrehen, aber er hörte die Taratze dicht hinter sich. Gleich würde sie ihn gleich haben!

Und dann machte eine Luftwurzel seiner Flucht ein jähes Ende: Er stolperte, überschlug sich und rollte den Hang hinunter.

Im nächsten Augenblick war die Taratze über ihm, drückte ihn mit dem Gewicht ihres Körpers zu Boden und bleckte die Zähne. »Hab dich! – Jetzzzzt bissst du dran!«

»Ich kann nicht mehr, Generk!«, keuchte Fraank und grinste. »Du hast gewonnen. Lass uns morgen weitermachen.«

»Na gut.« Der Taratzenjunge erhob sich. »Wir müssssen eh losss. Die Ansssprache desss Maire beginnt gleich.«

»Meine lieben Leute aus Parii und Taratzenfreunde. Ein Jahr ist es nun her, dass ein unbekanntes Schicksal uns zusammengeführt hat. Ein Jahr, das in Schrecken und Angst begann, aber in Freude und Frieden seinen Ausklang findet – auf dass diese Freude und dieser Frieden noch viele Jahre währen sollen.

Meine Freunde, erinnern wir uns gemeinsam, wie alles begann in unserer schönen Stadt Parii. Noch vor einem Jahr war es eine Ruinenstadt, die hier in dieser Welt erschien – eine Stadt voller verängstigter Menschen, die nicht wussten, was mit ihnen geschehen war.

Dass dies eine andere Welt als die uns bekannte war, begriffen wir schnell. Ich weiß noch wie heute, als ich in der ersten Nacht zum Himmel aufsah und einen runden, wunderschönen Mond erblickte. Damals wusste ich, dass dies eine neue, eine bessere Welt für uns werden konnte.

Doch es gab auch Dinge, die uns ängstigten: Seltsame Lichter leuchteten am Himmel, und eine Dornenhecke schoss aus dem Boden und umgab die ganze Stadt. Viele, die sie überwinden wollten, zahlten einen tödlichen Preis. Und doch gelang es einigen Bewohnern dieser neuen Welt, zu uns vorzustoßen. Es war für uns Bewohner von Parii befremdlich, Menschen und Taratzen Hand in Hand zu sehen. Und für euch, liebe Freunde, war es ein Schock, nicht mehr das Parii vorzufinden, das ihr kanntet. Eure Freunde, euer geliebter König Raouur – sie alle waren verschwunden.

Es gab Missverständnisse, die wir heute alle bedauern. Es dauerte eine Weile, bis wir begriffen, dass Taratzen in dieser Welt nicht unsere Feinde, sondern gute Freunde und Verbündete sind. Ich bin stolz darauf, dass ich meinen Teil zu dieser Verständigung beitragen konnte. Doch das habe ich nur euch zu verdanken, liebe Leute aus Parii. Ihr wart es, die damals gerufen habt: ›Wir brauchen einen Anführer!‹

Und als die Taratzen uns fragten: ›Aber wer soll euer Anführer sein?‹ – da wart ihr es, die sagtet: ›Jaak soll unser Maire sein. Er soll uns durch diese stürmische Zeit führen und uns leiten, wenn wir nicht weiter wissen.‹

Meine Freunde, ich fühle Stolz und Ehre, dass ihr mich zu eurem Maire gewählt habt. Es war mir eine Freude, Verantwortung für diese Stadt und ihre großartigen Bewohner zu übernehmen, die niemals aufgegeben, sondern einen Neuanfang gewagt haben.

Und was haben wir nicht alles erreicht? Zusammen mit unseren neuen Freunden konnten wir viele Probleme lösen, auf beiden Seiten. Als ich zum ersten Mal König Kargool traf, der den Platz von Raouur einnahm, wurde mir klar, dass die Bewohner dieser Welt mit dem Verschwinden ihres Parii einen großen Verlust hatten hinnehmen müssen. Der Synapsenverstärker, der es ihnen überhaupt erst ermöglicht hatte, diese wunderbare Welt aufzubauen und von den Daa'muren zu befreien, war zusammen mit dem Eiffelturm verschwunden. Sie suchten ihn vergeblich in den Ruinen, ehe sie begriffen, dass es einen Austausch gegeben haben musste.

Zu ihrem und unserem Glück blieben die Pläne jenes technischen Wunderwerkes außerhalb von Parii erhalten. So konnte ein neuer Synapsenverstärker erbaut werden, der es den Taratzen ermöglicht, Verbindung zu den überall auf der Welt verstreuten anderen Königen aufnehmen. Zusammen haben wir den Eiffelturm wieder aufgebaut, und an seiner Spitze prangt der Synapsenverstärker als Zeichen unseres neuen gemeinsamen Lebens.

Aber der Turm war nicht das Einzige, das neu entstand. Seht euch um: Wir haben die Häuser bewohnbar gemacht, die Straßen sind wieder sicher. Menschen und Taratzen leben friedlich Seite an Seite. Gäbe es die Dornenhecke nicht, hätten wir Zugriff auf Energie, vielfältige Nahrung und andere Güter, die derzeit nur auf schwierigen Wegen zu uns gebracht werden können.

Ich bin jedoch optimistisch, meine lieben Freunde, dass wir auch dieses Hindernis eines Tages überwinden und dann endgültig in dieser Welt des Friedens ankommen können. Dann gehören wir vollständig zu den Vereinten Königreichen. Bis dahin, meine Freunde...«

Der Maire Jaak unterbrach sich. Er stand vor dem neu errichteten Eiffelturm, dessen alte rostige Glieder teils durch Baumstämme, teils durch andere Hilfsmittel ersetzt worden waren, und blickte auf die Menge hinab. Viele Gesichter trugen Fell, andere zeigten rosige Haut. Eines hatten sie alle gemeinsam: Sie fixierten voller Entsetzen einen Punkt hinter Jaak.

Langsam drehte er sich um.

Hinter ihm war ein blau flimmerndes Portal erschienen, einfach so, aus dem Nichts.

Nein! Warum muss das ausgerechnet am ersten Jahrestag geschehen? Und mitten in meiner Rede...

Er stutzte. Vielleicht war es gar kein Zufall. Vielleicht war es nur eine Versetzung auf Zeit gewesen, und nun holte man sie zurück!

Ein kleiner Überschlagblitz zuckte von einer Seite des Portals zur anderen. Jaak wich einen Schritt zurück und wäre beinahe von der kleinen Bühne gefallen, wenn Peyaa, seine Stellvertreterin, ihn nicht gestützt hätte.

»Was ist das?«, flüsterte sie.

»Ich habe keinen Schimmer.« Er warf einen Blick zu den Taratzen hinüber. König Kargool hatte seine fünf Körper ebenfalls von dem Phänomen zurückgezogen. Auch er hatte ganz offensichtlich keine Ahnung, was vor sich ging. Und wenn die Taratzen etwas nicht wussten, konnte es nichts Gutes bedeuten. Sie waren durch ihre telepathische Verbindung mit dem Rest der Welt immer über alles informiert. Doch Kargool wirkte genauso verwirrt, wie sich Jaak fühlte.

Das Portal füllte sich mit hell leuchtendem Nebel. In diesem Gegenlicht erschienen drei Gestalten, zuerst nur als Schattenrisse. Dann traten sie durch das Portal und blinzelten in das Licht der Sonne.

Jaak hielt unwillkürlich die Luft an. Es waren drei Menschen: ein blonder großer Mann in einem blau-braunen Overall, eine hübsche, fast nackte Frau mit vielen gezeichneten Linien auf dem Körper, und ein Mann in einem alten beigen Mantel. Er hatte sich einen Zygarstummel in den Mundwinkel geklemmt und starrte auf einen kleinen Kasten in seiner Hand.

Der Blonde sah sich aufmerksam um und registrierte die Ansammlung aus Menschen und Taratzen, die ihn anstarrten, mit einem Heben der Augenbrauen. Er trat noch einen Schritt vor und hob grüßend die Hand. »Hallo! Wir sind gekommen, um euch zurückzuholen!«

Eine Stunde später

»Also Moment, ich fasse das noch einmal zusammen.« Der Maire legte die Spitzen seiner Finger aneinander und stützte die Ellenbogen auf den geschmackvollen Renaissance-Tisch. »Ihr wollt die Einwohner von Parii durch ein Portal aus dieser... Parallelwelt, wie ihr sie nennt, zurück in unsere ursprüngliche Welt holen – in der alles Leben in der Stadt ausgelöscht ist, nachdem sie von aggressiven Taratzen überrannt und von der Dornenhecke überwuchert wurde?«

Sie saßen in einem üppig ausgestatten Zimmer im Louvre, den sich die Menschen und Taratzen von Parii als Rathaus erkoren hatten. Mit im Raum waren neben Aruula und Worrex die stellvertretende Anführerin der Pariiser namens Peyaa und der Taratzenkönig Kargool – trotz Matts flüchtiger Bekanntschaft mit dem verstorbenen Raouur ein gewöhnungsbedürftiger Anblick.

Zwar hatte das an den Schwänzen verbundene Wesen im Gegensatz zu Raouur nur fünf statt sechs Leiber, aber Matt wusste nie recht, in welches der fünf Augenpaare er im Gespräch schauen sollte. Es war eine skurrile Situation.

»Ja, das fasst es ganz gut zusammen«, sagte Matt. Er wandte sich dem Taratzenkönig zu. »Ich bedaure, dass ich Euch auch vom Tod Königs Raouur berichten muss. Er starb wie alle anderen, die aus eurem Parii in unsere Welt wechselten.«

Das ist wirklich eine sehr traurige Geschichte.

Kargool verständigte sich wie alle Taratzen dieser Welt am liebsten telepathisch. Im ausgestorbenen Parii auf der anderen Seite des Portals hatte das für Aruula einen regelrechten Kulturschock bedeutet.*

Aber wenn es stimmt, was du uns erzählt hast, Maddrax, fuhr Kargool fort, dass die Taratzen in eurer Welt ihren Verstand und ihren Geist eingebüßt haben – dann war es vielleicht besser für sie, den Tod zu finden, anstatt wie Tiere zu leben.

Matt war mittlerweile froh darüber, dass Rulfan sich entschieden hatte, in seine Welt zurückzukehren und nicht mit in dieses fremde Parii zu kommen. Ihm hätte der Besuch im Parii der »Vereinten Königreiche« nicht zugesagt. Intelligente und freundliche Taratzen, das war einfach nicht seine Welt.

»Wahrscheinlich habt Ihr recht, Hoheit.« Aruula warf ihm einen schrägen Blick zu, weil er so respektvoll mit dem Taratzenkönig sprach.

Andere Parallelwelt, andere Sitten, dachte Matt schulterzuckend. Und wie es scheint, akzeptieren die Menschen von Parii die Taratzen vorbehaltlos.

Der Maire räusperte sich. »Sag mir eins, Maddrax: Warum sollten wir in diese Welt zurückkehren? Uns erwartet dort nichts als eine zerstörte Totenstadt.«

»Vielleicht, weil es trotz allem eure... unsere Welt ist?« Aruula kniff die Lippen zusammen. »Ihr gehört nicht hierher.«

»Warum? Nur weil es hier friedliche Taratzen gibt, die uns noch dazu ein besseres Leben ermöglichen?« Der Maire zog ironisch die Augenbrauen hoch. »Ich fürchte, da müsst ihr bessere Argumente liefern, um die Leute von Parii zu überzeugen.«

»Um die Ordnung wieder herzustellen, ist eine Rücksiedlung nötig«, meldete sich Worrex in seiner Columbo-Tarngestalt zu Wort. Er erntete irritierte Blicke, und Matt schaltete sich hastig ein:

»Wir wollen niemanden zwingen, zurückzukehren. Wir möchten es nur anbieten, ehe das Portal geschlossen wird.«

Peyaa trat hinter Jaak und legte ihm eine Hand auf die Schulter. »Wir müssen die Leute auf jeden Fall darüber informieren. Wenn es die letzte Chance ist, nach Hause zurückzukehren, dürfen wir ihnen die Entscheidung nicht abnehmen.«

Wir geben Peyaa recht. Der Taratzenkönig sprach zwar zu Jaak, doch alle konnten ihn hören. Eure Leute müssen Bescheid wissen, ehe dieses Portal sich schließt. Nur wenn sie sich freiwillig für unsere Welt entscheiden, kann diese neue Gemeinschaft gedeihen.

»Außerdem haben wir ein Angebot für diejenigen, die sich zu einer Rückkehr entschließen«, setzte Matt hinzu. »Sie können nach Berlin umsiedeln.«

»Beelinn?« Jaak blinzelte verblüfft. »Im Osten, in Doyzland? Dort soll es vor kriegerischen Amazonen wimmeln!« Er stockte und sah Aruula schuldbewusst an. Sie lächelte maliziös.

»Auch in Berlin gab es einen Austausch«, erklärte Matt. »Die Stadt wurde nicht zerstört. Dort gibt es eine moderne, funktionierende Gesellschaft und genügend Platz. Berlin ist unser nächstes Ziel. Wir können euch dorthin begleiten.«

Der Maire erhob sich. »Also schön. Ich werde es meinen Leuten vorschlagen.«

Es waren nur etwa zweihundert Menschen, die den Vorschlag annahmen und sich auf Jaaks Geheiß an der zersplitterten Glaspyramide vor dem Louvre versammelten, um das weitere Vorgehen zu besprechen. Die anderen Pariiser fühlten sich in ihrer neuen Heimat wohl und hatten sich mit den Taratzen arrangiert.

Die Aussicht, dass nach dem Schließen des Portals auch die Dornenhecke verschwinden und einen Austausch mit der übrigen Welt und den Vereinten Königreichen möglich machen würde, trug dazu bei, dass die Mehrzahl sich zum Bleiben entschied. GRÜN hatte Matt zugesichert, dass er die Hecke verdorren lassen würde. Im anderen Paris hatte er das schon getan, nachdem dort niemand mehr lebte.

Zu Matts Erstaunen war Peyaa unter denen, die zurückkehren wollten. »Ich komme ursprünglich nicht aus Parii; mein Herz hängt nicht an dieser Stadt«, erklärte sie Matt und wuschelte ihrem kleinen Jungen durch die Haare. »Und wenn Beelinn – oder Berlin, wie es jetzt heißt – wirklich so modern ist, könnte das aufregend für Fraank und mich werden.«

»Aber Mama, ich will hierbleiben«, quengelte der etwa Zehnjährige. »Generk hat mir versprochen, mir die Ruinen der Disey-Stadt zu zeigen, wenn die Hecke aufgeht. Sie haben da einige Sachen wieder zum Laufen gebracht, ein Ka... Karsell zum Beispiel.«

»Ich weiß, dass du deinen Taratzenfreund vermissen wirst. Aber ich habe nun mal so entschieden.« Peyaa klang mitleidig, dennoch unerbittlich.

Ein Tonfall, den nur Mütter zustande bekommen, dachte Matt amüsiert.

Fraank zog die Nase hoch. Dann sah er Matt hoffnungsvoll an. »Kann Generk vielleicht mit uns kommen?«

»Ich glaube nicht, dass Generk seine Familie verlassen will«, sagte Peyaa rasch.

»Außerdem ist unsere Welt für die Taratzen von hier gefährlich.« Matt legte dem Jungen die Hand auf die Schulter. »Dein Freund würde sich verändern und nicht mehr dein Freund sein.«

Die Mundwinkel des Jungen zogen sich nach unten. Er wischte Matts Hand fort, drehte sich um und rannte davon.

Matt sah ihm betreten hinterher. »Das wollte ich nicht.«

»Es ist nicht deine Schuld. Fraank versteht noch nicht, warum wir gehen müssen, aber er wird mir gehorchen. Wahrscheinlich will er sich von seinem Freund verabschieden.« Peyaa seufzte. »Also, womit fangen wir an?«

Es dauerte etwa drei Stunden, bis sich alle Menschen, die in ihre Welt zurückkehren und einen Neuanfang in Berlin wagen wollten, am Eiffelturm versammelt hatten. Aber auch ein Großteil der übrigen Bevölkerung von Parii war erschienen, um die Scheidenden zu verabschieden.