Maddrax 458 - Ben Calvin Hary - E-Book

Maddrax 458 E-Book

Ben Calvin Hary

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Beschreibung

Der Mond Novis wurde für die Menschen ausgewählt, weil er bis auf einige Tiere keine intelligente Spezies beheimatet. So dachte man. Doch das Leben ist vielfältig und nicht gleich als solches zu erkennen. Als man unverhofft auf die Ureinwohner des Mondes stößt, beschließen die Initiatoren, sie kurzerhand auszurotten - ein Plan, der bei Aruula und Xaana auf Empörung stößt. Sie ahnen nicht, dass die Terraforming-Strahlen einen unheilvollen Einfluss auf die Silizier hatten...

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Seitenzahl: 138

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Inhalt

Cover

Impressum

Was bisher geschah …

Die Silizier

Leserseite

Cartoon

Vorschau

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige eBook-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2017 by Bastei Lübbe AG, Köln

Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller

Verantwortlich für den Inhalt

Lektorat: Michael Schönenbröcher

Titelbild: Die Silizier

Autor: Ben Calvin Hary

eBook-Produktion: César Satz & Grafik GmbH, Köln

ISBN 978-3-7325-5161-3

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

www.bastei.de

Am 8. Februar 2012 trifft der Komet „Christopher-Floyd“ – in Wahrheit eine Arche Außerirdischer – die Erde. Ein Leichentuch aus Staub legt sich für Jahrhunderte um den Planeten. Nach der Eiszeit bevölkern Mutationen die Länder und die Menschheit ist degeneriert. In dieses Szenario verschlägt es den Piloten Matthew Drax, „Maddrax“ genannt, dessen Staffel ins Jahr 2516 versetzt wird. Zusammen mit der telepathisch begabten Kriegerin Aruula erkundet er diese für ihn fremde Erde. Bis sie durch ein Wurmloch, das sich im Forschungszentrum CERN auftut, in ein Ringplanetensystem versetzt werden, während der Mond auf die Erde zu stürzen droht.

Auf dem Ringplaneten herrschen die Initiatoren, auch „Friedenswahrer“ genannt. Sie entführen Spezies aus allen Teilen der Galaxis durch das Wurmloch, um sie Kompatibilitäts-Tests zu unterziehen. Matt und Aruula können ihnen entkommen und reisen von Mond zu Mond auf der Suche nach ihrer Gefährtin Xaana, die schon Monate zuvor durch das Wurmloch ging.

Mit Hilfe neuer Gefährten finden sie Xaana auf dem Dschungelmond Botan und bekommen die Gelegenheit, die Initiatoren auf dem Mond Messis zu treffen, wo eine Avatar-Delegation – Roboter mit den Geistern der Friedenswahrer – sie erwartet. Durch Einmischung der Kontras, einer Guerillagruppe innerhalb der Initiatoren, stoßen sie jedoch auf das dunkle Geheimnis der Systemherren: Sie beobachten, wie man entführten Messisanern die Köpfe abtrennt! Aber dann werden sie ihrer Erinnerungen beraubt! So können ihnen die Initiatoren eine Offerte unterbreiten: einen Teil der Menschheit auf den Mond Novis umzusiedeln und so vor der Vernichtung zu bewahren. In Wahrheit sollen sie die Messisaner ersetzen.

Während Aruula und Xaana auf Novis bleiben, reisen Matt und der Initiator Hordelab zur Erde, um Peilsender an hochstehende Zivilisationen zu verteilen, mittels derer sie später geortet und per Wurmloch evakuiert werden sollen. Um Kontakt zu Techno-Enklaven aufzunehmen, lassen die Wissenschaftler vom Hort des Wissens einen Satelliten aufsteigen und empfangen erste Funkrufe. Matt, Xij und Tom machen sich mit dem Amphibienpanzer PROTO auf den Weg, derweil Hordelab nach Agartha springt, um die Transport-Plattform für das Wurmloch in Augenschein zu nehmen – und dort festgesetzt wird. Nach einer Rettungsmission in Griechenland treffen Matt & Co. auf die Enklave von Colonel Kormak, erkennen aber dessen Machtgier und setzen sich ab, ohne ihm einen Peilsender zu überlassen.

Inzwischen sind die Kontras aufgeflogen. Einer von ihnen, Starnpazz, der zuvor schon auf der Erde war und einen Deal mit den Marsianern zur Evakuierung der Menschen ausgehandelt hat, flieht nach Aquus, um einen Hydree zu holen. Denn nur mit dem lässt sich der Mars begrünen. Über den Umweg eines verbotenen Mondes gelangen er und der Hydree Wang’kul zum Wurmloch und werden zur Erde abgestrahlt.

Und dann gelingt auch Hordelab die Flucht – mit der Hilfe der Daa’muren Grao und Ira, die den Zwang verspüren, ihm helfen zu müssen …

Die Silizier

von Ben Calvin Hary

Ein sprödes Reiben drang aus der Düsternis – als schleife Stein auf Stein. „Wer ist da?“, rief Tielpor und wedelte furchtsam mit dem Scheinwerfer. Mannshohe Tropfsteine versperrten ihm die Sicht.

„Lass uns gehen! Dieser Ort ist unheimlich“, hauchte Nielgod ängstlich. Tielpor fühlte den Atem seines Kameraden im Nacken. Er drehte sich um und leuchtete ihm ins Gesicht.

„Reiß dich zusammen!“, forderte er.

Diesmal kam das Geräusch aus nächster Nähe. Der Boden erzitterte. Etwas Dunkles packte Nielgod und riss ihn von Tielpors Seite. Ein kurzer Schrei, dann ein widerliches Knirschen. Der Scheinwerfer glitt aus Tielpors Hand und zerbrach. Finsternis umhüllte ihn. Plötzlich spürte er harte Klauen an den Schultern, einen jähen Ruck – und dann nichts mehr.

Der Höhleneingang klaffte wie ein gähnendes Maul vor Boraalis, atmete klamme Luft und nachtschwarze Dunkelheit aus. Geisterhafte Schleifgeräusche hallten aus der Tiefe.

„Wo bleiben die beiden nur?“ Boraalis rieb sich das verkümmerte Ohr. „Tielpor und Nielgod müssten längst wieder hier sein. Sie sollten den Felsspalt nur kurz sondieren.“

„Sicher geht es ihnen gut“, antwortete der hochgewachsene Inklinkt, Boraalis’ rechte Hand auf dieser Mission. Beruhigend legte er ihm die Hand auf die Schulter. „Auf einen Hinterhalt werden sie kaum gestoßen sein. Die Linientreuen wissen nichts von Standort Eins.“

„Die sind es auch nicht, die mir Sorge bereiten“, gab Boraalis ungehalten zurück. Aufmerksam sah er über die Schulter und musterte die schotterbedeckte Waldlichtung am Fuße der Steilwand. Jedes Rascheln im Gebüsch ließ ihn aufhorchen. Jede Pfotenspur im Matsch machte ihn nervös.

Was, wenn seine beiden Scouts wilden Tieren zum Opfer gefallen waren? Es hing so vieles am Erfolg ihrer Mission! Stundenlang hatten sie den Eingang gesucht und endlich gefunden.

Die legendäre Höhle im Inneren eines bewaldeten Bergrückens stellte die größte Chance auf ihr Überleben dar. In ihr sollte sich „Standort Eins“ befinden – eine uralte, aufgegebene Kontra-Basis. Oder was nach sieben Jahrhunderten noch davon übrig sein mochte. Der Widerstand brauchte einen neuen Stützpunkt, nachdem das Lemmas-Hauptquartier kein sicheres Versteck mehr war.1)

Ungeduldig zerrte Boraalis sein Pod aus dem Rückentornister und überprüfte es auf Nachrichten. Er scrollte durch die Botschaften, welche die Anführer der anderen sieben Suchtrupps ihm geschickt hatten. Waren sie fündig geworden, konnte er seinen eigenen Einsatz abbrechen.

Die Statusberichte ernüchterten ihn. Gruppe eins bis sechs waren ergebnislos zur Lemmas-Station zurückgekehrt. Die siebte Gruppe war im Tal beim Gelbfluss mit der Truppe des Sicherheitsbeamten Kumlarzz zusammengestoßen und zurzeit in ein Scharmützel verwickelt. Fraglich, ob jemand überleben würde.

Boraalis verzog das Gesicht. „Keine Erfolgsmeldungen. Es hängt also an uns. Wenn nur die beiden endlich zurück wären …“

„Wir sind am richtigen Ort, das spüre ich“, sagte Telmankin, der alternde Mediker mit der Reibeisenstimme. „Das Schicksal wird uns nicht so kurz vor dem Ziel scheitern lassen.“

Boraalis schwieg und beobachtete die gefiederten Permorane, die über ihnen am Himmel kreisten und ihr schrilles Gelächter ausstießen. Es kam ihm vor, als würden sie ihn verhöhnen. Das Geschrei mischte sich mit dem Schleifgeräusch aus dem Höhleninneren.

„Wir warten noch vier Zentos auf Tielpor und Nielgod“, entschied er. „Danach gehen wir vom Schlimmsten aus.“

Noch eine Katastrophe wäre verheerend. Die Moral der letzten Kontras lag am Boden. Sie brauchten dringend ein Erfolgserlebnis.

Boraalis stand unter Druck. Novis war in dem Moment in den unheilvollen Fokus der Linientreuen gerückt, als sie den Mond als neue Heimat für die Erdmenschen auserkoren hatten. Die Lemmas-Station, bisheriger Zufluchtsort der Kontras, galt als nicht mehr sicher. Ein neuer Unterschlupf musste her – bis die überlebenden Kontras von Novis evakuiert werden konnten.

Die Zeit verstrich ohne eine Funkbotschaft von Tielpor und Nielgod. Boraalis presste die Kauleisten aufeinander. Er hatte die beiden in die Höhle geschickt, war für ihr Schicksal verantwortlich.

„Wir dringen in die Höhle ein und schauen nach unseren Leuten“, entschied er und steckte das Pod ein.

Sein Assistent Inklinkt nickte und rief den verstreuten Trupp mit hoher Stimme zur Ordnung: „Korbuzzi, Illmantroov, Minkooshnur, entsichert die Waffen. Infor, Ridikkul und Perrotzka, schnappt euch die Scheinwerfer. Telmankin und Klotroov, ihr bildet die Nachhut!“

Angespannt wartete Boraalis, bis seine zehn Begleiter sich sortiert hatten, dann nahm er seine Handleuchte aus dem Tornister und schaltete sie ein. Ohne zu zögern ging er voraus.

Die Lichtung blieb hinter ihm zurück und mit ihr das Tageslicht. Dunkelheit und Nässe umfingen ihn. Seine Füße platschten durch Pfützen trüben, kalkhaltigen Wassers, das nach faulen Schlenngor-Eiern roch. Die Leuchtkegel der Lampen trafen scharfkantige Felsen und glitschige Stalagmiten, die bedrohliche Schatten in Marschrichtung warfen.

Das unheimliche Knirschen und Schleifen drang aus der Schwärze und machte Boraalis ganz kirre. Er hoffte, dass es den anderen nicht genauso ging.

„Dieses Geräusch“, hauchte die Geologin Minottae, die einzige Frau des Kommandos, während sie die grob behauene Gangwand betastete. „Es klingt, als käme es aus den Tiefen des Gesteins. Aber es dürfte bei seiner Dichte den Klang nie in solcher Lautstärke übertragen.“

Es grollte dumpf, als gäbe die Wand ihr Antwort.

„Nicht anhalten!“, befahl Boraalis und zog die Geologin weiter. „Beisammen bleiben!“

Stumm drangen sie tiefer und tiefer in die Höhle vor und riefen dabei nach den Vermissten. Doch Tielpor und Nielgod meldeten sich nicht.

Je weiter sie vordrangen, desto feiner waren die Gangwände behauen. Weit voraus glaubte Boraalis flackerndes Licht zu erkennen.

Das Klatschen ihrer Stiefelsohlen hallte von den feuchten Wänden wider. Stetige Tropfgeräusche untermalten das steinerne Schleifen, das immer lauter wurde.

„Moment mal!“, rief Telmankin unvermittelt vom Ende der Gruppe her. „Klotroov ist verschwunden! Dabei war er gerade noch hinter mir!“

„Was?“, entfuhr es Boraalis. Er drängte sich durch die anderen nach hinten durch. „Klotroov!“, rief er dabei. „Meldung – sofort!“

Keine Antwort. Der Logistiker des Trupps blieb stumm.

Dafür hörten sie in der gespannten Stille etwas anderes: Das schabende Geräusch kam jetzt von überall her!

Und mit einem Mal bewegten sich die Felsen um sie herum!

Das Grauen lähmte Boraalis, als ein Tropfstein plötzlich elastisch wirkende Tentakel ausbildete und Perrotzka umfasste, bevor dieser reagieren konnte.

„Helft …“, brüllte der Scout, bevor sein Schrei zu einem Röcheln erstarb. Etwas knirschte und fiel aus seinem Mund. Es zersprang auf den Boden in kleine Bruchstücke.

Seine Zunge!, erkannte Boraalis entsetzt. Sie ist versteinert!

Voller Entsetzen sah er im Scheinwerferlicht, wie Perrotzkas Haut sich verfärbte, bleich wurde wie Papier und sich von seinen Wangenknochen schälte. Sein Brustkorb sank in sich zusammen, seine Arme verkümmerten. Ein widerliches schlürfendes Geräusch begleitete den Vorgang.

Gleichzeitig schien das Monster zu wachsen. Es ließ sein Opfer fallen und wandte sich den restlichen Kontras zu.

Jähes Geschrei aus zahllosen Kehlen erfüllte die Höhle. Jemand stieß Boraalis an der Schulter an, als die Kontras in alle Richtungen auseinanderstoben.

„Bleibt beisammen!“, rief Boraalis mit überschlagender Stimme, doch niemand hörte auf ihn.

Etwas berührte ihn am Bein. Ein steinerner Tentakel!

Ein irrsinniger Schrei zwang sich aus seinem Hals. Sein Denken setzte aus. Der Handstrahler entglitt seiner kraftlos gewordenen Hand. Ehe er wusste, wie ihm geschah, übernahm sein kreatürlicher Urinstinkt und ließ ihn tiefer in die Finsternis fliehen.

Klklektros kauleistenbewehrtes Grinsen empfing Xaana, als sie den provisorischen Sitzungssaal betrat.

„Holde Menschenfrau“, säuselte der Initiator und versuchte sich an einem Zwinkern. „Komm herein. Deine Anwesenheit ist mehr als nur erwünscht.“

Verwundert über den überschwänglichen Tonfall, kam Xaana der Aufforderung nach. An einem überfüllten Regal voll ausgedruckter Karten und handschriftlicher Dokumente vorbei zwängte sie sich in den Bau und schirmte die Augen mit der Hand ab. Das Licht im Inneren war zu hell für ihren Geschmack.

Klklektro machte eine einladende Geste, bat sie zu sich und Maltuff an den Kartentisch.

Xaana postierte sich zwischen den beiden Außerirdischen. Klklektro stand so dicht neben ihr, dass sie einander berührten. Die Enge des zum Besprechungsraum umfunktionierten Wohncontainers machte es nicht anders möglich. Entschuldigend lächelte er.

Neugierig durchwühlte Xaana die Materialien, die vor ihr ausgebreitet lagen. Landkarten von Novis, speziell von der Gegend um die zentrale Steuerung herum. Verschiedenfarbige Punkte markierten scheinbar wahllos Stellen in der Landschaft, aber Xaana konnte nicht ergründen, was sie darstellten.

An der Stirnseite des Tisches stand ein tragbarer Holoprojektor und zeigte wechselnde blauflimmernde Tier-Abbildungen. Die meisten der Kreaturen kannte sie. Sie hatte Maltuff dabei unterstützt, diese Wesen auf Novis’ terraformte Biosphäre hin zu optimieren.

„Was sehe ich mir hier an?“, wollte Xaana wissen.

„Das Ergebnis eurer Arbeit“, erwiderte Klklektro liebenswert. Er wies auf die Tierprojektionen. „Für mich als Arzt und Xenobiologen ist es interessant zu sehen, wie diese Schöpfungen als Ökosystem zusammenwirken und welchen Nutzen deine Spezies aus diesem Wechselspiel zieht. Du und Aruula, ihr habt Novis zu einem lebenswerten Ort gemacht. Deine Nachkommen werden dir für Generationen dankbar sein. Das heißt … falls du Nachkommen haben wirst. Gibt es einen Partner für dich, der zur Fortpflanzung in Frage kommt?“

Maltuff räusperte sich verlegen. Er blickte zu Boden und sah aus, als wäre er gerne in einem anderen Raum.

„Ich frage aus rein wissenschaftlichem Interesse“, schob Klklektro hastig hinterher. Seine Wangen nahmen eine schüchterne Grünfärbung an.

„So, so.“ Xaana schmunzelte unterdrückt und musterte den Xenobiologen. Für einen Grey – so nannte Matt die Initiatoren hin und wieder – sah er gut aus, auch wenn er natürlich keineswegs dem menschlichen Schönheitsideal entsprach: Seine Wangenknochen waren hoch und sanft geschwungen, der spitz zulaufende Schädel saß auf einem nach Initiatoren-Maßstäben muskulösen Körper.

Seit seiner überraschenden Ankunft auf Novis vor einigen Stunden hatte Klklektro einen Narren an Xaana gefressen, der über wissenschaftliches Interesse hinausging. Fortwährend machte er ihr Komplimente, hielt ihr Türen auf oder berührte sie „zufällig“ am Arm. Xaana fühlte sich geschmeichelt. Früher oder später aber würde sie ihm einen Korb geben müssen. Dabei hasste sie es, Herzen zu brechen.

Erneut räusperte sich Maltuff und tippte mehrmals auf die präparierten Landkarten. Wie ein Lehrer, der seine unruhigen Schüler zur Ordnung rief. In gelangweiltem Duktus erläuterte er: „Klklektro wurde vom Gremial beauftragt, das Funktionieren der Fauna insgesamt zu bewerten. Es ist Teil der Endabnahme der Terraforming-Maßnahmen durch euch Menschen und den Lenkungsausschuss des Gremials. Auch wenn die Bewertung dieser Arbeit euer Begriffsvermögen übersteigt: In den kommenden Rotationen werden wir einige solcher Sitzungen abhalten.“

„Wir werden also viel Zeit miteinander verbringen, Xaana“, säuselte Klklektro. Verschämt scharrte er mit den Füßen.

„Ich verstehe“, gab Xaana sachlich zurück. Es irritierte sie, dass Maltuff bislang nichts von einer solchen „Endabnahme“ erzählt hatte, aber sie behielt ihre Kritik für sich. Es würde nur zu einer endlosen Diskussion über Hol- und Bringschuld führen, oder auf welchen Regelwust auch immer sich Maltuffs Beamtenhirn bezog.

„Aruula sollte ebenfalls hier sein“, antwortete sie stattdessen. „Sie erholt sich zwar noch von ihrer psychotischen Episode und dem Einfluss der Terraforming-Strahlung2), aber das hier ist zu wichtig, als dass man sie außen vor lassen sollte.“ Außerdem würde sie mir das nie verzeihen,fügte sie in Gedanken hinzu.

Ein durchdringender Piepton unterbrach das Gespräch. Genervt hob Maltuff das Kinn und starrte feindselig den Verursacher an: eine Kommunikations-Konsole, die in der gegenüberliegenden Wand eingelassen war. Ein rotes Blinklicht darunter signalisierte einen eingehenden Anruf.

„Ich bat darum, nicht gestört zu werden!“, stöhnte Maltuff, an niemand Bestimmten adressiert. Mit hängenden Schultern schlurfte er zur Konsole und nahm das Gespräch entgegen.

Das Abbild eines weiteren Initiators erschien auf dem Bildschirm: Kumlarzz, der Sicherheitschef auf Novis. Xaana erkannte ihn an dem breiten, scharfgeschnittenen Kinn und seinem wie beleidigt verzogenen Mund. Es waren Details wie diese, an denen sie die Initiatoren auseinanderhielt. Das hatte sie schon in der Domäne perfektioniert. Für menschliche Augen sahen die Aliens auf den ersten Blick alle gleich aus.

„Maltuff“, schnarrte der Sicherheitsbeamte anstelle einer Begrüßung. „Ich habe einen Befehl für dich. Du bist schwer zu erreichen.“

„Aus gutem Grund. Ich habe jetzt keine Zeit für deine … Bitte“, entgegnete der Terraformer gedehnt. „Ich muss die Endabnahme …“

„Die Abnahme kann warten“, behauptete Kumlarzz entschieden. „Gremialsleiter Niavko persönlich fordert, erst die verbliebenen Kontras auf Novis aufzuspüren. Oder behauptest du, die Wünsche des obersten Beamten unseres Volkes seien zu vernachlässigen? Wo du ihn doch vor kurzem noch so beeindrucken wolltest?“

Xaana runzelte die Stirn. Sie hatte keine Ahnung, worauf Kumlarzz anspielte, aber es musste mit den Rebellen zu tun haben, deretwegen der Sicherheitsbeamte hier war.

„Im Lager geht das Gerücht um, dass Maltuff den Erfolg für den kürzlich erfolgten Schlag gegen die Kontras vor dem Gremial fälschlicherweise für sich verzeichnen wollte“, hauchte Klklektro ihr hilfsbereit ins Ohr. Sein warmer Atem streifte ihre Schulter. „Der Plan ging nicht auf. Maltuff hat sich vor Niavko blamiert.“

„Gut zu wissen“, flüsterte Xaana zurück. Unmerklich brachte sie einen Schritt Abstand zwischen sich und den Arzt. Gespannt beobachtete sie Maltuffs Reaktion.

Der Terraformer stand gebeugt da, die pupillenlosen Augen zu Schlitzen zusammengekniffen. Drohend schwebte sein Finger über dem Aus-Knopf des Funkgerätes. „Sprich!“, forderte er den Anrufer auf.

Kumlarzz nickte höflich – eine Initiatoren-Geste, die Xaana zwischenzeitlich als Respektsbekundung verstand. Sie war sich sicher, dass es geheuchelt war. „Du wirst meiner Abteilung alle Arbeiter zuteilen, die du entbehren kannst.“

„Ausgeschlossen“, gab Maltuff zurück. „Das würde die restlichen Terraforming-Arbeiten verzögern. Der enge Projektplan bietet keinen Spielraum dafür. Wenn du also entschuldigst … „ Maltuffs Fingerkuppe berührte den Schalter.

Mit einer Handbewegung hielt Kumlarzz ihn davon ab, die Verbindung zu unterbrechen. „Du hast keine Wahl. Ich habe ausgebildete Einsatzkräfte vom Ringplaneten angefordert, doch bis sie hier sind, vergeht zu viel Zeit. Niavko hat klargemacht, dass er sofort Ergebnisse wünscht.“

Maltuff gab keine Antwort. Der Finger auf dem Abschaltknopf zitterte wütend.