Atlantis 1: Im Land der Sternengötter - Ben Calvin Hary - E-Book

Atlantis 1: Im Land der Sternengötter E-Book

Ben Calvin Hary

0,0

Beschreibung

Auch wenn die Menschen seit mehr als dreieinhalb Jahrtausenden mit Raumschiffen durch das Weltall reisen, gibt es immer noch Geheimnisse auf ihrer Heimatwelt. Eines dieser Mysterien ist der Kontinent Atlantis, der gut 8000 Jahre vor Beginn der christlichen Zeitrechnung im Ozean versunken ist. Nur wenig ist von diesem Kontinent geblieben – seit Äonen bildet er die Grundlage für Sagen und Legenden. Eines der letzten existierenden Bauwerke des alten Atlantis ist eine Tiefseekuppel. Als dort ein Museum eröffnet werden soll, wird auch Perry Rhodan zu der Veranstaltung eingeladen. Doch dann greift eine unbekannte Frau die Veranstaltung an, das Chaos bricht in der Tiefseekuppel aus. Rhodan setzt sich in Begleitung seiner Gattin Sichu Dorksteiger auf die Spur der Attentäterin. Die beiden folgen ihr bis in den Untergrund der Station, wo sie auf einen Transmitter stoßen. Das Gerät schleudert sie in die Vergangenheit, Rhodan und Dorksteiger sind unterwegs IM LAND DER STERNENGÖTTER ...

Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:

Android
iOS
von Legimi
zertifizierten E-Readern
Kindle™-E-Readern
(für ausgewählte Pakete)

Seitenzahl: 154

Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:

Android
iOS
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Nr. 1

Im Land der Sternengötter

Am Vorabend einer Katastrophe – sie erreichen einen todgeweihten Kontinent

Ben Calvin Hary

Cover

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

Prolog: In grauer Vorzeit

1. In ferner Zukunft

2. Kurz zuvor

Erstes Omen: Tage vor der Ankunft

3. In tiefster Vergangenheit

4. Kurz zuvor

Zweites Omen: Stunden nach der Ankunft

5. Kurz darauf

6. Währenddessen

7. Kurze Zeit zuvor

8. Zwei Tage später

Drittes Omen: In wenigen Tagen

9. Später

10. Sekunden zuvor

11. Gleich darauf

Epilog oder: Viertes Omen – Irgendwann

Kommentar: Atlans Tiefseekuppel

Impressum

Auch wenn die Menschen seit mehr als dreieinhalb Jahrtausenden mit Raumschiffen durch das Weltall reisen, gibt es immer noch Geheimnisse auf ihrer Heimatwelt. Eines dieser Mysterien ist der Kontinent Atlantis, der gut 8000 Jahre vor Beginn der christlichen Zeitrechnung im Ozean versunken ist. Nur wenig ist von diesem Kontinent geblieben – seit Äonen bildet er die Grundlage für Sagen und Legenden.

Eines der letzten existierenden Bauwerke des alten Atlantis ist eine Tiefseekuppel. Als dort ein Museum eröffnet werden soll, wird auch Perry Rhodan zu der Veranstaltung eingeladen.

Doch dann greift eine unbekannte Frau die Veranstaltung an, das Chaos bricht in der Tiefseekuppel aus. Rhodan setzt sich in Begleitung seiner Gattin Sichu Dorksteiger auf die Spur der Attentäterin. Die beiden folgen ihr bis in den Untergrund der Station, wo sie auf einen Transmitter stoßen.

Das Gerät schleudert sie in die Vergangenheit, Rhodan und Dorksteiger sind unterwegs IM LAND DER STERNENGÖTTER ...

Die Hauptpersonen des Romans

Perry Rhodan – Der Terraner wird auf einen Kontinent geschleudert, den es schon lange nicht mehr gibt.

Sichu Dorksteiger – Die Physikerin aus dem Volk der Ator will ein altes Rätsel lösen.

Atlan – Der Arkonide trifft auf eine Frau, mit deren Anwesenheit er nie gerechnet hat.

Caysey

Prolog

In grauer Vorzeit

Der Weltenschoß zitterte. Vrouhtous Faust ließ das Land erbeben.

Caysey fiel auf die Knie und duckte sich unter der Riesenkugel hinweg. Ihre Stirn berührte taufeuchtes Gras. Zitternd, doch lachend, hob sie den Blick und starrte der Götterfaust hinterher.

Es war ein Wunder! Eben noch hatte der Morgen den Berghang und das Tal geküsst und die Vögel den erwachenden Tag besungen – nun schob die Faust sich zwischen Caysey und die Sonne. Ihr Schatten verdunkelte das Vorgebirge. Die Kugel selbst war bläulich, eingefasst in einen Reif lodernder Schlote und unsagbar schön. Sie brüllte mit Orkanstimme, als herrschten zehn Gewitter auf einmal. Den Wind zog sie wie eine Schleppe hinter sich her.

Caysey wollte die Hände auf die Ohren pressen, stattdessen streckte sie beide Arme empor. »Gesegnet seist du, Gott der Götter!« Die Bö riss ihre Worte mit sich, wehte den Überwurf des Wickelrocks von ihrer Schulter. Die Götterfaust schwebte höher als der mächtigste Vogel.

Freudentränen kitzelten die Wangen des Mädchens. Der Vrouhtou hatte Cayseys Gebet erhört! Nie zuvor war jemandem aus ihrem Stamm eine solche Ehre zuteilgeworden, und doch gab es keine andere Erklärung. Die heiligen Verse hatte sie genau zitiert, und die Schale mit dem Henna ruhte vor ihrem Schoß. Der Retter lächelte für sie.

Die Sitte verlangte, dass sie sein Zeichen trug. Mit geübten Gesten tauchte Caysey die Finger in die Farbe und zeichnete ein Knäuel spiraliger Linien auf ihre Stirn, die weder Ende noch Anfang kannten. Graema hatte ihr das beigebracht. Nun lag ihre Schwester in den Wehen – Cayseys Fürbitte galt der Schwangeren. Die Frauen ihrer Erblinie starben zusammen mit dem ersten Kind, das sie gebären wollten. Der Fluch wurde stets von den Vätern auf die Töchter vererbt.

»Lass Graema und ihr Kind nicht sterben, Retter!« Krümel des Pulvers blieben in Cayseys Haar haften, rote Sprenkel auf Seidenschwarz. »Bring unserer Schamanin Ututna ein Heilmittel! Nicht für mich, sondern für meine Schwester und ihr Ungeborenes.«

Sie selbst war erst 13; zu jung, ein Kind zu empfangen. Eines Tages würde sie das Schicksal ihrer Schwester zwar teilen, doch Glück für sich zu erbeten, gehörte sich nicht.

Es war der siebte Tag ihres Flehens und zugleich jener, für den Ututna die Entbindung geweissagt hatte. Wie immer hatte Caysey vor Tagesanbruch das Dorf verlassen, im Morgengrauen den Berg erklommen und der aufgehenden Sonne die rituellen Verse gesungen. Sechsmal hatte sie bis zum Abend gebetet und war ins Tal zurückgekehrt, um der Sterbenden die Hand zu halten. Der Duft von Ututnas Salben- und Kräutersuden hatte ihre Gemüter beruhigt, doch Caysey verlor die Hoffnung ohnehin selten.

»Der Vrouhtou wird dir und dem Kind das Leben schenken!«, hatte sie Graema versprochen. »Wie soll er mir das abschlagen?«

Ihre Schwester hatte stets gelächelt, Fackellicht war als Schimmer über ihre schweißnasse Stirn getänzelt. Zum Sprechen war sie schon seit Wochen zu schwach.

Und nun, endlich, war die Kugel gekommen. Ein Knall hatte die Vögel aus den Baumwipfeln gescheucht, dann war sie aus dem Himmel gefallen: groß wie ein Berg, Feuer speiend und laut. Caysey war sich winzig vorgekommen, doch das musste so sein. Ein Gott war nur mächtig, wenn er Furcht einflößte.

Die Kugel zog über den Himmel und schrumpfte in der Ferne zusammen. Noch immer lächelnd blickte Caysey ihr nach, ihr Blick streichelte den Horizont. Dort, wo sich die Olgoten schattenhaft kräuselten, verlor sich Vrouhtous Faust im Blau. Das Tosen verklang einige Zeit später.

Gleich darauf hallten Stimmen aus der Ferne.

Caysey horchte auf. Das Dorf lag am Grund des Tals, hinter den Kronen eines Walds. Ohne Zweifel hatten auch die Angehörigen ihres Stamms das Zeichen des Vrouhtous gesehen und gehört. Ahnten sie nicht, dass es die Heilung für Graemas Kind bedeutete? Das Mädchen begriff die Aufregung nicht.

Ein Schrei stach durch die Rufe, spitz, voll Entsetzen und Schmerz. Graemas Stimme! Caysey fuhr zusammen. Hatte sie mit ihren Fürbitten zu lange gewartet, kam das Zeichen des Gotts zu spät? Sie stand auf, raffte den Wickelrock über die hellbraunen Knöchel und eilte den Berg hinab. Die Hennaschale vergaß sie vor Erregung.

Der Weg schien Caysey weiter denn je. Sie sprang über Felsen und umgestürzte Bäume, durcheilte Haine und Wiesen. Ihre Ledersandalen bahnten Pfade durchs kniehohe Gras. Kymjor-Schmetterlinge stoben von den Büschen, brustgroß und herrlich – Scherben der Weltenseele, die wilde Bestien einst zerbrochen hatten. Im Morgenlicht glänzten ihre Flügel blau. »Entschuldigt!«, rief sie den Insekten zu. Wer sie beim Nektartrank störte, sündigte.

Caysey hastete weiter.

Ihre Siedlung schien wie ausgestorben. Keuchend lief das Mädchen an Pfahlbauten und Getreidespeichern vorbei. Die Stimmen drangen aus der Nachthütte: »Totgebärerin! Totgebärerin!« Ein Schimpfwort, Caysey war mit ihm aufgewachsen. Es galt Graema und ihr.

Sie schlug den Vorhang zur Seite und betrat die Hütte.

Drinnen ruhte Graema, mit leerem Blick und offenem Mund. Um sie herum war das ganze Dorf versammelt; Frauen und Männer, Greise und Kinder. Am Feuerkreis hockte Kima, die Fischerin. Nobmor, der Hebamm, fächelte der Sterbenden Luft zu. Ingar, Tostor, Reb und Ututna hielten sie an Armen und Beinen, um sie vom Lager zu hieven. Ihre Mienen waren voll Furcht.

»Halt!« Caysey stellte sich in den Eingang und breitete die Arme aus.

Sie würde nicht zulassen, dass die anderen ihre Schwester aus dem Dorf trugen – denn genau das hatten sie vor. Fäuste waren gereckt, und immer wieder ertönte das hässliche Wort.

»Halt!«, rief sie erneut.

»Aus dem Weg, Kleine!« Tostor bedeutete seinen Kameraden, Graema anzuheben. »Deine Schwester und ihr Kind dürfen nicht in unserer Mitte sterben. Die Unreinheit würde auf uns abfärben, Vrouhtous Zorn wäre uns gewiss.«

Die Sterbende stöhnte. Wie ein Sack hing sie zwischen ihren Trägern, ihr Kopf fiel beiseite.

»Vrouhtou-Tam!«, fluchte Caysey. Sie zitterte vor Wut. »Habt ihr die Götterfaust nicht gesehen? Der Retter bringt uns das Heilmittel!«

Die Rufe verstummten. Blicke irrten umher.

Caysey hielt den Atem an. War sie mit ihren Worten zu den Dörflern durchgedrungen? Beide Arme hielt sie ausgestreckt.

»Dummes Kind!« Die Schamanin Ututna zog ein strenges Gesicht. »Der Gott selbst hat doch den Fluch über die Töchter deiner Erblinie verhängt! Eine Götterfaust war es, ja! Aber sie kam, um uns zu zerschmettern. Wir verstehen die Drohung, und wir gehorchen.«

Caysey wollte protestieren, doch man gab ihr keine Gelegenheit. Dromgar schob sie beiseite, Delorin presste ihr die Hand auf den Mund. Ein Tränenschleier legte sich zwischen sie und die Welt.

Die Männer um Ututna trugen die Sterbende nach draußen. Und Caysey war, als blickte sie in ihre eigene Zukunft.

1.

In ferner Zukunft

2. Juni 2069 NGZ

Am Grund des Atlantiks herrschte Volksfeststimmung.

Perry Rhodan trat aus einem Transmitter, der die irdische Hauptstadt Terrania mit Atlans alter Tiefseekuppel im Azorengebiet verband. Arkons Kinder hatten geladen, und das halbe Solsystem war gekommen.

Reporter umrundeten das Transmitterpodest. Autonome Aufnahmesonden umschwirrten sie, fertigten Tonaufzeichnungen und Holobilder. Fragen bestürmten den Terraner: »Was hältst du von Kelen da Masgadans Umbauten?« – »Wirst du der Einweihung bis zum Ende beiwohnen?« – »Was erwartest du von der Begegnung mit Atlan?«

»Später!« Rhodan hielt die Presseleute mit einer Geste auf Abstand. Hinter ihm kündigte ein Warngeräusch die Ankunft eines weiteren Gastes an. Er drehte sich um und wartete.

Der Transmitter summte. Das Rematerialisierungsfeld kräuselte sich, dann trat eine grünhäutige Frau aus dem Torbogen. Goldene Muster verzierten ihre Haut. Eine Spange raffte das silberne Haar im Nacken. Gehüllt war sie in ein einteiliges Kostüm aus trebolanischem Samt – die feinste Abendgarderobe, die ihr Kleiderkabinett hergegeben hatte. Sie trug es mit Verachtung, jede Bewegung drückte Unbehagen aus. Ihr Schuhwerk dagegen war bequem und wollte nicht zum Rest des Outfits passen. Praktische Kleidung zog sie ihrem derzeitigen Dress vor.

Schmunzelnd hielt Rhodan ihr den Ellenbogen hin. »Bereit?«

»So bereit, wie ich nur sein kann.« Sichu Dorksteiger, Chefwissenschaftlerin der Liga Freier Galaktiker und Perry Rhodans Ehefrau, hakte sich bei ihrem Gatten unter. Missmutig blickte sie sich um. »Mir ist hier eindeutig zu viel los!«

»Immer lächeln und nicken«, riet Rhodan feixend. »In ein paar Stunden darfst du dich wieder im Labor verbarrikadieren und Hyperenergie-Spektren studieren.«

Der Raum platzte vor Gästen, das Ehepaar schob sich an ihnen vorbei. Ein Prallfeld hielt Neugierige und Aufnahmesonden auf Abstand.

Im Trubel fiel die Orientierung schwer. Rhodan erkannte den Ort kaum wieder. Wo einst Wände aus nacktem Arkonstahl gewesen waren, standen nun Vitrinen. Die Gänge waren mit Schaukästen gefüllt. Besucher betrachteten ihren Inhalt: Uniformen, Strahlenwaffen und Raumfahrtequipment. Die meisten Exponate waren über 13.000 Jahre alt. Der Terraner musterte sie mit flüchtigem Interesse.

Zu zweit erreichten sie die eigentliche Ausstellungshalle. Gelöste Stimmung empfing sie. Angehörige verschiedenster Spezies hielten Small Talk und tranken zalitischen Fruchtwein aus Flötengläsern. Interkosmo in verschiedenen Dialekten tönte durcheinander: Ertrusisch, Marsianisch, Topsidisch. Sicherheitsleute wachten an den Eingängen.

Händeschütteln, Händeschütteln, Lächeln fürs Holofoto; der Anlass war halb offiziell. Rhodan nickte einem cheborparnischen Bekannten zu, tauschte Sätze mit einem siganesischen Beamten und stieß an. Der Gouverneur der Azoreninsel São Miguel stellte seine Verlobte vor, während Sichu sich bemühte, ihre schlechte Laune zu verbergen. Die Ator hatte gelernt, sich anzupassen. Dies war ein Tag der Völkerverständigung.

Terra und Arkon verband ein gemeinsames Erbe. Die ersten Arkoniden waren kurz nach der Eiszeit gekommen und hatten den damaligen Menschen die Zivilisation gebracht. Aus diesen Tagen stammte die Tiefseekuppel – eine Halbkugel von 60 Metern Höhe und 120 Metern Durchmesser, am Grunde des Atlantischen Ozeans. Sie war das bekannteste Überbleibsel der frühesten arkonidischen Siedler.

In moderner Zeit hatten sich wieder Arkoniden auf Terra angesiedelt. Einer von ihnen hatte das Bauwerk gekauft und ein Museum für terranisch-arkonidische Kolonisationsgeschichte daraus gemacht – »zu Ehren der gemeinsamen Geschichte unserer Völker«, wie es in den virtuellen Broschüren hieß. Die Einweihung war ein seit Langem geplantes Ereignis. Rhodan und Dorksteiger hatten ihre Einladung vor Monaten erhalten.

In einem Nebenraum gaben Schautafeln die arkonidische Historie Terras wieder, von der Erstbesiedlung bis zum Untergang von Atlantis. Hauptattraktion war eine Karte des Kontinents, wie er unmittelbar vor dem Kataklysmus ausgesehen hatte. Sie war aus den Daten arkonidischer Satelliten zusammengesetzt, der Detailgrad atemberaubend. Rhodan stellte sich so dicht davor, dass er glaubte, jeden Baumwipfel zu erkennen – als die Projektion plötzlich aussetzte.

Als sie wieder erschien, trug die Karte völlig sinnbefreite Beschriftungen. Statt »Atlantis um 8000 vor Christus« lautete der Titel nun »Die Gobi vor der Gründung Terranias«. Rhodan runzelte die Stirn.

»Der Holoprojektor spinnt. Ob die beiden da ihn grade überprüfen?« Sichu deutete auf zwei Männer jenseits der Projektion.

Von hinten erkannte Rhodan Kelen da Masgadan, den Betreiber des Museums. Der tippte auf einem Multifunktionsarmband an seinem Handgelenk, dabei unterhielt er sich mit einem breitschultrigen, langhaarigen Arkoniden. Als jener den Terraner und seine Frau bemerkte, winkte er sie zu sich.

»Atlan!« Mit geöffneten Armen trat Rhodan auf den alten Freund zu. »Gut, dass du da bist. Offenbar nehmen deine Geschäfte in M 13 dich nicht allzu sehr in Anspruch.«

Der Arkonide lachte. Er wandte sich von da Masgadan ab und kam Rhodan entgegen. »Schön dich zu sehen, Barbar!«

Sie umarmten einander. Es war ihre erste Begegnung seit Langem. Selbstverständlich hatte da Masgadan auch den ursprünglichen Besitzer seiner Kuppel eingeladen – Atlan sollte die Eröffnungsrede halten. Als Einziger hatte er den Untergang des nach ihm benannten Kontinents einst überlebt und die Jahrtausende, zumeist im Tiefschlaf, in diesem Bauwerk verbracht. Sichu hauchte er einen Handkuss auf.

Die Ator erduldete die Begrüßung. Mit einem Nicken deutete sie auf die flackernde Atlantis-Karte, dann auf da Masgadans Armbandgerät. Es zeigte einen Ausschnitt des Hyperspektrums.

»Weißt du, was diese Störung auslöst?«, fragte sie den Museumsbesitzer.

Kelen da Masgadan war ein hagerer Mann mit für Arkoniden untypischem Bürstenschnitt – ein Zugeständnis an die aktuelle Mode seiner Wahlheimat, wie Rhodan wusste. »Ich sprach gerade mit Atlan darüber.« Da Masgadan tippte auf das Armband. »Irgendetwas stört die Steuerungspositronik. Ich mache eine potente Hyperstrahlung aus, aber ob das die Ursache ist?«

»Lässt sich die Quelle orten?« Sichus Miene nahm einen gespannten Ausdruck an, den Rhodan gut kannte. Sie hatte Blut geleckt – ein wissenschaftliches Rätsel, das die Veranstaltung in den Schatten drängte. »Wenn Perry nichts dagegen hat, können wir gemeinsam danach suchen. Mit Hyperphysik kenne ich mich ganz gut aus.« Es war die Untertreibung des Jahrhunderts.

Lachend winkte Rhodan ab. »Geht nur! Für den Rest des Abends habe ich dich sowieso an Kelen verloren.« Wenigstens linderte er so sein schlechtes Gewissen – schließlich war sie nur seinetwegen mitgekommen.

Dankbar schnallte der Museumsbesitzer das Armband ab und händigte es der Ator aus. »Die Quelle ist unter uns, aber Atlan kann es sich nicht erklären.«

Der Angesprochene zuckte mit den Achseln. »Dies ist die zweittiefste Etage der Kuppel. Unter uns befinden sich Energieerzeuger und Speicher, aber nichts, was für diese Signatur verantwortlich sein könnte.« Er zwinkerte. »Gefährlich ist sie wohl nicht, aber ich würde sie dennoch untersuchen.«

Die Ator schnallte sich das Armband um.

Da Masgadan machte eine auffordernde Geste. »Gehen wir. Atlans Laudatio ist erst in einer Stunde geplant, wir haben also Zeit.«

Gleich darauf waren beide in der Menge verschwunden. Rhodan blieb mit seinem alten Freund zurück.

*

Das Wiedersehen war herzlich. Vor den Augen von Reportern und Feiergästen tauschten sie Anekdoten aus. Ein Serviceroboter trug Sektflöten vorbei. Die Männer pflückten zwei Gläser vom Tablett.

Der Arkonide führte den Terraner herum, verlor zu jedem Exponat Worte – eine Show für die Pressevertreter: »Solche Spangen verliehen wir Atlanterinnen, die mit unseren Offizieren vermählt waren.« – »Ein altarkonidischer Nadelstrahler.« Die Aufnahmesonden lauschten aufmerksam.

Auch an anderen Schautafeln traten nun Fehlfunktionen auf. Immer wieder flackerten sie oder verkündeten offensichtlichen Unsinn: »Keuschheitsgürtel« unter einem Roboterkopf. »Impulsstrahler« unter einem atlantischen Stammessiegel. Unter den Gästen sorgte das für Belustigung. Gelächter kam auf.

Eines der wenigen stabilen Holos zeigte das Antlitz eines vornehmen Arkoniden mit ungewöhnlich dunklen Rotaugen. Sein Haar war zu einem Pferdeschwanz gebunden.

»Tato Kors da Masgadan, Militärgouverneur der Atlantis-Kolonie«, las Rhodan von einer Texttafel ab. »Ein Vorfahr von unserem da Masgadan?«

»Deswegen hat Kelen die Kuppel gekauft.« Atlans Lächeln wurde wehmütig. »Ich erinnere mich an Kors. Guter Mann. Sehr loyal, wenn auch etwas humorlos.«

Sie setzten den Weg fort. Mehrmals hielten Besucher sie auf; der Bürgermeister Terranias verwickelte sie in ein Gespräch. Eine Arkonidin mit kurz geschnittenem Haar starrte Atlan mit offenem Mund an. Etwas an ihrem Blick schien Rhodan seltsam, doch solche Reaktionen wollte er niemandem verdenken. Die meisten begegneten selten einem relativ Unsterblichen, geschweige denn zweien auf einmal.

Der Arkonide ging an ihr vorüber, ohne sie zu bemerken.

Wieder Händeschütteln, noch mehr Small Talk. Aus zwei Sektgläsern wurden vier. Die Zellaktivatoren neutralisierten den Alkohol in ihrem Blut.

Irgendwann standen sie wieder vor der Atlantis-Karte, deren Projektor ein Techniker zwischenzeitlich nachjustiert hatte. Im Meer im Nordosten leuchtete nun ein roter Punkt. »Sie sind hier!«, stand darunter.

»Ich dachte immer, deine Kuppel hätte vor der atlantischen Hauptstadt gelegen.« Vergeblich suchte Rhodan an der Küste nach Städten. »So weit im Norden scheint es aber gar keine Siedler gegeben zu haben. Wieder eine Holofehlfunktion?«

»Seltsam, wie sich die Realität mit deinem Weltbild beißt, nicht wahr?« Grinsend winkte Atlan ab. »Die Karte stimmt. Ich verrate dir ein Geheimnis, Barbar: Viele meiner Augenzeugenberichte taugen kaum als historische Quelle. Manches habe ich nur grob geschätzt, anderes der Kürze halber unerwähnt gelassen. Sieh her!«

Sein Finger zeichnete einen Weg vor der Südküste nach, vom Golf von Mexiko zur Iberischen Halbinsel. Spärliche Inselketten erstreckten sich zwischen Atlantis und den größeren Landmassen, die man mit äußerster Phantasie als »Landbrücken« bezeichnen mochte.

»Der Kontinent lag auf Höhe von Afrika und Südamerika, Atlopolis befand sich im Süden.« Der Finger zerschnitt das Bild auf Höhe des Äquators. »Du siehst ja auf den ersten Blick, dass das gar nicht zusammenpasst. Die Azoren sind viel zu weit im Norden.«

»Atlopolis?« Rhodan suchte nach der entsprechenden Markierung.

Atlan machte eine abfällige Geste. »Arkonis, wie sie am Ende hieß. Für den späteren Namen konnte ich mich nie erwärmen.« Er tippte auf einen roten Punkt im äußersten Südosten. »Als ich die Kuppel mit dem Ingenieur Feltif zum ersten Mal inspizierte, waren wir eine Weile unterwegs. Den Reisebericht unterschlug ich in meiner Erzählung selbstverständlich.«

Einmal mehr beschrieb die Fingerkuppe die Strecke. Rhodan vermutete, dass zwischen Stadt und Kuppel gut dreieinhalbtausend Kilometer lagen – weit mehr als die zweitausend, von denen in Atlans Berichten die Rede gewesen war. Sein Freund hatte nicht übertrieben, als er von »groben Schätzungen« gesprochen hatte.

»Aktenkundig ist das alles.« Atlan zog ihn weiter. Sie passierten Schaubilder zur Venus und zum Solsystem in den Tagen von Atlantis. »Ich habe eure Historiker unermüdlich korrigiert, aber der Schaden war angerich...«

Schlagartig verstummte er.

»Was ist?« Rhodans Blick folgte dem des Freunds. Beim Eingang schwebte, unbeachtet von den Besuchern, eine Traube ungleichmäßig geformter Broschen und Amulette in einem Antigravfeld.