PERRY RHODAN-Storys: Der 200-Tage-Mann - Ben Calvin Hary - E-Book

PERRY RHODAN-Storys: Der 200-Tage-Mann E-Book

Ben Calvin Hary

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Beschreibung

Manche Menschen muss man zur Hoffnung zwingen ... Das gilt auch für den Lebensweg von Stephen Door, einem Computerspezialisten aus Burbank, Kalifornien. Der junge Mann beschäftigt sich zu Beginn der Siebzigerjahre mit den ersten modernen Computern – als er von den Positroniken der Arkoniden hört, ist er wie elektrisiert. Sein Ziel ist klar: Er will nach Galacto City, er möchte diese technischen Wunderwerke erforschen und neue Wege für sie entwickeln. Doch Stephen Door ist ein »Nerd«, ein Mensch, der sich mit anderen Menschen schwertut. Das wiederum hat Folgen. Er erreicht die Weiße Stadt in der Wüste Gobi, er macht einige Entdeckungen – und doch löst er fast eine Katastrophe aus. Nur Crest, der alte Arkonide, scheint noch helfen zu können ...

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Galacto City

Band 5

Der 200-Tage-Mann

von Ben Calvin Hary

Cover

Vorspann

1.

2.

3.

4.

5.

6.

7.

Galacto City im Überblick

Impressum

Manche Menschen muss man zur Hoffnung zwingen ... Das gilt auch für den Lebensweg von Stephen Door, einem Computerspezialisten aus Burbank, Kalifornien. Der junge Mann beschäftigt sich zu Beginn der Siebzigerjahre mit den ersten modernen Computern – als er von den Positroniken der Arkoniden hört, ist er wie elektrisiert.

Sein Ziel ist klar: Er will nach Galacto City, er möchte diese technischen Wunderwerke erforschen und neue Wege für sie entwickeln. Doch Stephen Door ist ein »Nerd«, ein Mensch, der sich mit anderen Menschen schwertut. Das wiederum hat Folgen.

Er erreicht die Weiße Stadt in der Wüste Gobi, er macht einige Entdeckungen – und doch löst er fast eine Katastrophe aus. Nur Crest, der alte Arkonide, scheint noch helfen zu können ...

1.

Manch einer muss zur Hoffnung gezwungen werden.

Wenigstens führte das Schicksal mich zum rechten Ort. Galacto City war ein Symbol der Hoffnung – gegründet vor nur wenigen Jahren, mit der Hilfe außerirdischer Technologie aus dem Wüstensand gestampft und binnen kürzester Zeit zur Metropole gereift. Die Hauptstadt der Dritten Macht stand für den Traum vom Weltfrieden, für eine goldene Zukunft und den Aufbruch zu den Sternen.

Kurzum, die Stadt war nicht das Problem. Die Menschen waren es, die mich traurig machten.

Es war mein bis dahin aufregendster Tag. Vor nicht ganz 96 Stunden hatte ich zum ersten Mal in meinem Leben Kalifornien verlassen. Hatte mich mit ein paar unbeholfenen Umarmungen von Mum und Dad verabschiedet, war in eine altmodische McDonnell Douglas DC-10 geklettert und in mein neues Leben aufgebrochen, erfüllt von Träumen und den Kopf voller Ideen.

Ich war erwachsen, nicht mehr der kleine Stephen Door aus Burbank bei L. A., sondern ein Mann mit einer Vision. In Perry Rhodans Stadt winkte die Chance, sie zu verwirklichen. Es klingt pathetisch, wenn ich es ausspreche, aber so war es.

Die Airline TWA trug mich vom Flughafen LAX erst nach Tokio, dann zu irgendeiner Großstadt im sibirischen Nichts. Zwar ging inzwischen ein Direktflug von Los Angeles ins Juyan-Becken, doch meine Freunde aus Stanford hatten mir davon abgeraten. Chinesische Nationalisten hatten mit Abschüssen gedroht.

Von Sibirien aus war ich nach Dalaihub gereist, einem Wüstendorf im zentralmongolischen Ejin-Banner, dessen Landebahn kaum mehr war als in den Sand gestampfte Piste. Erschöpft war ich aus dem Flugzeug gestiegen, war zwischen Wellblechhütten über Trampelpfade spaziert, die in dieser Einöde als Straßen durchgingen, und hatte alles in mich aufgenommen: die trockene, eisige Luft; dürres Gestrüpp auf angewehtem Sand und ein grasender Wildesel. So also sah sie aus und fühlte sie sich an: die Gobi. Ich war fast am Ziel.

Und meine Enttäuschung war groß.

Noch vor Kurzem war Dalaihub die Hauptstadt des Banners gewesen, doch seit dem zweiten großen Landzukauf – die Weltpresse hatte darüber berichtet – lag es de facto auf dem Gebiet der Dritten Macht. Somit war diese Ansammlung windschiefer Hütten das, was einer »Nachbarstadt« von Galacto City am nächsten kam. Ihre Bewohner hatten die chinesische Staatsbürgerschaft behalten, obwohl die meisten längst Arbeit in Rhodans Stadt fanden. Sie stellten einen Großteil der dortigen Dienstleister – verhärmt wirkende, gebeugte Gestalten, die allesamt kaum Englisch sprachen und mir bei meinem Spaziergang von der anderen Straßenseite aus misstrauisch nachstarrten. Ich fühlte mich geduldet, aber nicht willkommen.

Dies war also die Weltgegend, in der ich die nächsten Jahre verbringen wollte? Bislang sah ich keine Spur von der Hochtechnologie, die mich hergetrieben hatte. Ohne sie aber würde ich die Menschen nicht verändern können – und das war immerhin mein Traum. Ich fröstelte. Meine dünne Stoffjacke war nicht für dieses Klima gemacht. Sand sammelte sich in meinen Schuhen.

Zu Hause hatte ich Fernsehberichte gesehen. Vor vier Jahren waren die Nachrichten von Perry Rhodans Landesverrat voll gewesen, von den furchtbaren Waffen, die er auf dem Mond gefunden und mit denen die Arkonidin Thora einen 50 Kilometer weiten Krater in die Sahara geschmolzen hatte. Menschen hatten sich angeblich keine dort aufgehalten, wohl aber Tiere und eine komplette Ökologie, die mit dem Landstrich ausgelöscht worden war.

Es hatte sich um eine reine Machtdemonstration gehandelt: Die Menschheit musste zum Friedensschluss erpresst werden, denn ohne Druckmittel wollte sie sich nicht vertragen. Rhodans leuchtende Zukunftsvision sollte erst später kommen. Ich war achtzehn und gerade frisch ans College gewechselt.

In den Semesterferien schraubte ich in der Garage meiner Eltern an Elektronikbaukästen, wie ich es seit der Kindheit getan hatte, baute primitive Rechenmaschinen und stellte mir vor, einen von Isaac Asimovs Robotern zusammenzuschrauben. Der Autor hatte es mir angetan. In seiner Welt wollte ich leben. Dann kam Rhodan mit seinem Sahara-Krater und brachte die Todesangst. Meine Großmutter erlitt einen Herzinfarkt.

Bis heute sehe ich mich an ihrem Krankenbett stehen, habe Dads müdes, enttäuschtes Gesicht vor Augen und eine Stimme im Ohr: »Diesen Verräter Rhodan sollte einer mitsamt seiner Gobi-Bande in den Krater schmeißen.« Zuvor hatte diese »Bande« Atombomben widerstanden. Dad war ein Mann, der seine Vorurteile liebte. Dass Perry Rhodan ihm den Hass auf die Asiaten und Russen »verbieten« wollte, machte ihn in seinen Augen zur schlimmeren Bedrohung als die Großmächte selbst. Omas Herz war nur ein willkommener Aufhänger für ihn.

Ich hingegen erkannte damals die Möglichkeiten. Klar, da war dieser ehemalige Astronaut, der sich zum Weltdiktator aufschwang (zumindest redeten die Nachrichten uns das ein) – doch ich sah nur riesige Raumschiffe, die Kolonisten zu anderen Planeten bringen würden; Energieschirme, die sich zur Terrorabwehr einsetzen ließen; Reaktoren, die jedes Energieproblem auf einen Schlag lösen mochten; Antigravitation, Hypnoschulungen, Positroniken. Vor allem Letztere hatten es mir angetan. 1971 träumte ich wieder von Asimovs Robotern.

Bald schon wurde den Amerikanern klar, dass Perry Rhodan hehre Absichten hegte. Auch meine Kommilitonen begannen, von den technischen Möglichkeiten und einer besseren Welt zu schwärmen. In diesen Tagen sah man am Campus viele leuchtende Augen und hörte auf Collegepartys enthusiastische Reden. Im Alkoholrausch muss auch ich einige geschwungen haben.

Sogar Dad begriff, dass die Dritte Macht harmlos war gegen Fantan-Leute und Individualverformer, die die Erde zu erobern trachteten: »Den Landesverrat verzeihe ich diesem Rhodan nie! Aber wenigstens zielen seine Strahlenkanonen jetzt auf die Richtigen!«

Wieder war es eine Bedrohung von außen, die ihn zur Einsicht zwang. In vielem war er langsamer als meine elektronischen Basteleien, die in seiner Garage verstaubten. Ich war zwanzig Jahre alt und programmierte in Algol 68 auf dem IBM-System/360-Mainframe an Stanfords Fakultät für Computerwissenschaften – ein Wunder moderner Technik, doch gegen Rhodans Positroniken war es so rückständig wie ein Faustkeil. Ich wollte mehr.

Wenig später sollte sich unsere Hoffnung in Form einer Stadt kristallisieren. Galacto City – ein hochtrabender Name für die Ansammlung von Hütten im Wüstensand, die es in den ersten Tagen war – wurde zum Inbegriff der Zukunft. Dort sammelten sich Helden und Krieger, aber auch Forscher und Denker aller Disziplinen. Jede Innovation und Adaption arkonidischer Supertechnik kam fortan aus der Gobi. Wenn es eine Chance gab, mit einer echten Positronik zu arbeiten, dann dort. Ich machte meinen Abschluss in Rekordzeit, packte ein paar Klamotten in eine Reisetasche und begab mich auf den Weg.

Und dann hatte ich Dalaihub erreicht. Die Siedlung stellte die letzte Zwischenstation.

Die winterliche Gobi war ein Eisschrank. Eine Nacht lang hatte ich in einem schlecht geheizten Hotelzimmer gelegen, fröstelnd die abblätternde Kalkfarbe an der Decke betrachtet und meine Entscheidung verflucht. Die Fenster waren undicht. Kälte und Sand krochen durch die Ritzen und drängten sich in das klapprige Bett. Dies war nicht das Utopia, von dem im Fernsehen berichtet worden war! Wenigstens die Matratze war weich gewesen.

Am nächsten Morgen brachte mich ein Prallfeldbus in die rund 60 Kilometer entfernte Hauptstadt der Dritten Macht. Noch bevor ich einstieg, hob sich meine Laune. Die Menschheit kannte Antigravtechnologie erst seit drei Jahren, entsprechende Aggregate waren selten. Nie zuvor hatte ich eines zu Gesicht bekommen. Ich umrundete das Fahrzeug, versuchte, meinen Fuß in den Leerraum zwischen der Straße und der Karosserie zu schieben und lachte wie ein kleiner Junge, als er durch das Feld zurückgestoßen wurde. Dann schob mich ein schlecht gelaunter Chinese durch den Einstieg. Ich setzte mich neben einen schmächtigen Mexikaner, der kurz nach mir im Hotel eingetroffen war, und wir schwebten los. Unterwegs sprachen wir kein Wort.

Eine halbe Stunde später sah ich am Horizont die hell glitzernden Türme der Weißen Stadt auf mich zurollen. Die Hoffnung war zum Greifen nah.

2.

Menschen wie Dad gab es nicht nur in Burbank. Inzwischen ließ Galacto City nicht mehr jeden rein.

Wer sich Rhodans Staat anschließen wollte, dem stand eine rigorose Prüfung bevor: Dein Lebenslauf wurde durchleuchtet, deine Herkunft zerpflückt und dein Charakter analysiert.

Der Prallfeldbus lud uns vor einer Halle im Quadranten IV des Raumhafens aus. Darin befand sich das Einwanderungsbüro. Jeder Neuankömmling musste hier durch.