Mama, halt dich da raus! - Dieter Menath - E-Book

Mama, halt dich da raus! E-Book

Dieter Menath

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Beschreibung

Dieses Buch zeigt Ihnen, wie Jugendliche denken. Es hilft Ihnen zu erkennen, welche ungewollten Auswirkungen Ihre meist gutgemeinten Verhaltensweisen haben können. Es konfrontiert Sie mit der Expertenmeinung und hilft Ihnen, alternative Verhaltensweisen zu entwickeln.

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Seitenzahl: 97

Veröffentlichungsjahr: 2025

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Inhaltsverzeichnis

Vorwort

Kapitel 1 Du magst mich doch nur, wenn ich in der Schule funktioniere!

Kapitel 2 Lob mich nicht wegen jedem „Scheiß“, jeder Kleinigkeit!

Kapitel 3 Wann lernst du endlich richtig streiten?

Kapitel 4 Hab kein schlechtes Gewissen, leb dein Leben!

Kapitel 5 Ich bin nicht deine beste Freundin, ich bin deine Tochter!

Kapitel 6 Ich bin halt anders als du! Was ist daran so schlimm?

Kapitel 7 Lass mich doch jobben, selber Geld verdienen! Es lebe die Kinderarbeit!

Kapitel 8 Misch dich nicht ständig in mein Leben ein und kontrollier mich nicht dauernd!

Kapitel 9 Mach mir kein schlechtes Gewissen mit deinen angeblichen körperlichen und seelischen Beschwerden, wenn ich etwas mache, was dir nicht gefällt! Das ist Erpressung!

Kapitel 10 Projizier nicht deine unerfüllten Lebensträume auf mich!

Kapitel 11 Du wolltest das totale, immerwährende Glück, dann kam ich!

Kapitel 12 Kritisier mich nicht dauernd!

Kapitel 13 Rede mit mir! Aber richtig! Sag mir klar und deutlich, was du willst und verschon mich mit deinen guten Ratschlägen!

Kapitel 14 Keep cool! Entspann dich! Trau mir auch mal was zu!

Kapitel 15 Ihr liebt meine Schwester, meinen Bruder mehr als mich!

Kapitel 16 Ich will nicht dankbar sein dafür, dass du mich in die Welt gesetzt hast!

Kapitel 17 Ich pubertiere! Da musst du jetzt durch!

Kapitel 18 Hör auf, mich zu erziehen, wenn Du schon nicht weißt, wozu!

Kapitel 19 Lass mich endlich los! Misch dich nicht ständig ein und kontrollier mich nicht dauernd!

Kapitel 20 Respektiere und akzeptiere meine Freundin, meinen Freund!

Kapitel 21 Ich will nicht in deine beruflichen Fußstapfen treten!

Vorwort

Drei Jahrzehnte lang betreute ich als Lehrer und Psychologe an einem Münchner Gymnasium Schülerinnen und Schüler ab 13 Jahren und unterstützte Eltern bei ihrer schwierigen Aufgabe im Umgang mit ihren erwachsen werdenden Kindern. Ich sammelte die Aussagen meiner Schülerinnen und Schüler, die mir in Hunderten von Einzelgesprächen und im Unterricht die Probleme schilderten, die sie mit bestimmten Verhaltensweisen und Einstellungen ihrer Mütter bzw. ihrer Eltern hatten. Die häufigsten, immer wiederkehrenden Aussagen habe ich in 21 kurzen Kapiteln verdichtet, mit Beispielen konkretisiert und mit psychologischen Erkenntnissen angereichert.

Das Buch will Ihnen den Druck nehmen, der möglicherweise auf Ihnen lastet! Sie erziehen ja nach bestem Wissen und Gewissen, lieben Ihre Kinder! Da können Sie nicht viel falsch machen! Und wenn schon: Wer handelt, macht immer Fehler!

Halb so schlimm! Trotzdem lohnt es sich, ab und zu über Ihr Erziehungsverhalten nachzudenken und es gegebenenfalls zu verändern, um unerwünschte Auswirkungen zu minimieren.

P.S.:

Eigentlich müsste der Buchtitel „Mama, halt dich da raus und Papa, du dich auch!“ lauten.

Wegen der besseren Lesbarkeit sind immer nur die Mütter angesprochen.

Fast immer sind jedoch auch die Väter gemeint!

Kapitel 1

Du magst mich doch nur, wenn ich in der Schule funktioniere!

Schüler/innen

Du interessierst dich nur für meine schulischen Leistungen, meine Noten. „Was hast du im Mathe-Test, was im Deutschaufsatz? Eine 4? Das muss besser werden!“

Interessierst du dich eigentlich für mich, was mir Spaß macht, was mich gerade bewegt, wovor ich beispielsweise Angst habe? Büsra, 14

Ist dir schon aufgefallen, dass wir fast nur über Schule reden?

„Welche Note hast du im Englisch-Test?“

„Wann schreibst du die nächste Physik-Schulaufgabe?“

„Wie weit bist du mit deinem Hausaufsatz?“

„Hast du schon Erdkunde für morgen gelernt? Vielleicht wirst du ja abgefragt!“

„Weißt du schon die Ergebnisse vom Vokabel-Test?“

Ich bin nicht nur Schüler, ich bin dein Sohn! Jens, 15

Du machst mir Angst! Wie soll ich nur all deine Erwartungen erfüllen? Keine Note ist dir gut genug! Ständig vergleichst du mich mit meinen Klassenkameraden!

Elvira, 13

Wenn es dir nur um Schule geht, frage ich mich schon, ob ich dir sonst als Person keine Freude mache!

Rahel, 16

Warum bist du nicht stolz auf mich? Ich bin zwar kein guter Schüler, versage in deinen Augen, aber all meine Freunde und selbst die Lehrer finden mich sympathisch und witzig.

Henry, 17

Was ist dir wichtiger? Mein Erfolg in der Schule oder die Tatsache, dass ich verdammt lebenstüchtig bin und wahnsinnig nett?

Andreas, 13

Unerwünschte Auswirkungen, Gefahren, Risiken

Wenn Jugendliche das Gefühl haben, von den Eltern nur dann geliebt zu werden, wenn die schulischen Leistungen stimmen, sie gute Noten nach Hause bringen, können sie kein gesundes Selbstwertgefühl entwickeln. Sie beginnen zu glauben, dass sie nur dann einen Wert als Person haben, wenn sie Leistungen erbringen.

Jugendliche täuschen nicht selten gute Noten vor, beginnen zu schummeln und zu lügen, um ihre Leistungen zu schönen und Probleme in der Schule zu verheimlichen. Oder sie betrügen sogar, fälschen Unterschriften, wenn Lehrer die Kenntnisnahme von schlechten Noten durch die Eltern verlangen.

Jugendlich können auf die wenn auch nur so empfundene Verknüpfung von Liebe und guten Leistungen in der Schule mit Trotz und totaler Leistungsverweigerung reagieren. Dies kann bis zum Schulabbruch führen.

Jugendliche verlieren zunehmend das Vertrauen zu den Eltern, ziehen sich emotional zurück und suchen die Anerkennung außerhalb der Familie, beispielsweise in Jugendgangs und Sekten.

Jugendliche entwickeln Versagensängste. Sie befürchten, die Erwartungen der Eltern nicht erfüllen zu können und sie dadurch zu enttäuschen. Diese Versagensängste führen zu Dauerstress, Selbstzweifel und Schulangst. Körperliche Beschwerden wie Bauchschmerzen, Kopfschmerzen und Schlafstörungen können die Folge sein, in extremen Fällen auch Angststörungen und Depressionen.

Jugendliche lernen meist nicht, mit Misserfolgen umzugehen, da sie solche als persönliches Versagen erleben.

Jugendliche entwickeln häufig durch ihre überhöhten Ansprüche an sich selbst einen ungesunden Perfektionismus, da sie die Anerkennung ihrer Mitmenschen nicht gefährden wollen. Dieser Perfektionismus kann sich durch ihr ganzes weiteres Leben ziehen.

Jugendliche fangen oft an, nicht mehr aus Interesse, sondern aus Angst vor Ablehnung der Eltern zu lernen. Dadurch verlieren sie immer mehr die Freude am Lernen.

Wenn diese Jugendlichen als Erwachsene realisieren, dass ihre Eltern die Liebe für sie stets mit ihrer Leistung verknüpften, kann sie das wütend machen. Sie machen dann ihren Eltern Vorwürfe. Im Extremfall brechen sie sogar die Beziehung zu ihnen ab.

Experten-Meinung / Experten-Empfehlungen

Sie lieben Ihr Kind, wollen das Beste für es? Da liegt es nahe, dass Sie sich Sorgen machen um seine schulische Karriere. Besonders geradlinig soll sie sein und ohne „Sitzenbleiben“ zu einem Abschluss führen.

Dabei sollten Sie aber nicht vergessen, sich darüber zu freuen, dass Ihr Kind durchschnittlich begabt ist wie die meisten von uns und damit die Voraussetzung für ein erfolgreiches Leben mitbringt. Ob Minister oder Geschäftsfrau, da ist alles möglich. Ein geradliniger Bildungsweg ist da nicht unbedingt Voraussetzung.

Unser Bildungssystem kennt diverse Wege, beispielsweise den „zweiten Bildungsweg“, um irgendwann doch noch zu einem angestrebten Abschluss zu kommen. Außerdem haben viele Arbeitgeber längst erkannt, dass ein geradliniger Bildungsweg nicht alles ist. Immer öfter stellen sie auch sogenannte Quereinsteiger ein, wohl wissend, dass es im Geschäftsleben auch noch auf andere Eigenschaften ankommt, beispielsweise auf Charme, Überzeugungskraft, Kreativität, Forscherdrang, Empathie und Neugier.

Auch wenn sich Ihre Tochter, Ihr Sohn einmal selbständig macht, zählen meist andere Dinge mehr als ein bestimmter Schul- oder Hochschulabschluss.

Daher sollten Sie Ihrem Kind das Gefühl vermitteln „Du bist für mich mehr als deine Noten, ich mag dich, auch wenn deine schulischen Leistungen nicht so sind, wie ich mir das wünsche“. So lernt Ihre Tochter, Ihr Sohn, Herausforderungen aus Neugier statt aus Angst zu meistern und kann ein gesundes Selbstwertgefühl entwickeln.

Es gilt:

Ihrem Kind deutlich und regelmäßig zu zeigen, dass sie es bedingungslos lieben, unabhängig von seinen Schulnoten und dass Sie seine Gesellschaft genießen; Ein Zuviel an Schmuseeinheiten gibt es da nicht!

nicht nur gute Noten zu loben, sondern auch die Anstrengungen, die Ausdauer, die Lernfortschritte, die Neugier, den Wissensdurst;

auch außerschulische Aktivitäten zu unterstützen, sowie alle Talente und Interessen im sportlichen, musischen, kreativen oder sozialen Bereich zu fördern;

den Jugendlichen die Gelegenheiten zu bieten, mit Ihnen über alle Aspekte ihres Lebens zu sprechen, d.h. über ihre Träume, Wünsche, Ängste, Sorgen, ihre Erlebnisse, ihre Freunde;

mit Ihren Kindern gemeinsame Zeit zu verbringen; Hier sollte die Entspannung und nicht der Wettbewerb im Vordergrund stehen. Auch ist die Qualität, nicht die Quantität der gemeinsamen Zeit entscheidend.

Ihre Reaktionen auf schlechte Noten kritisch zu überprüfen;

eigene Erwartungen Ihrer Kinder à la „Mir genügt es, wenn ich nicht hängen bleibe, da genügt mir eine 3 oder 4. Ich muss nicht zu den Besten in meiner Klasse gehören!“ offen zu diskutieren und zu respektieren, anstatt ihnen Ihre Erwartungen aufzuzwingen;

Ihren Kindern dabei zu helfen, ihre Stärken und Schwächen zu erkennen und zu akzeptieren;

echtes Interesse an Ihren Kindern, an ihrer Person zu zeigen, nicht nur an ihren Leistungen und sie wohlwollend zu begleiten, anstatt sie zu überwachen, sie zu kontrollieren;

Ihre Kinder zu unterstützen, indem Sie ihnen helfen, Misserfolge zu analysieren und sich realistische Ziele zu setzen, sie zu fragen, ihnen zuzuhören, anstatt ihnen zu „predigen“; „Sind deine Lücken in Mathe vielleicht schon zu groß, um es alleine zu schaffen? Brauchst du vielleicht kurzzeitig mal Nachhilfestunden?“

eigene Erfahrungen aus der Schulzeit anzusprechen; „Früher hatte ich auch große Schwierigkeiten in Physik. Heute bin ich ein erfolgreicher Bauingenieur!“

nicht zu vergleichen; „Du hast eine 3 in Mathe. Was hat denn deine Freundin? Wie ist der Noten-Durchschnitt in deiner Klasse?“

nicht nur über Schule zu reden; Wenn Sie zu 80 %, wie dies die meisten Eltern eingestehen, über Schule reden, vermitteln Sie ungewollt den Eindruck, dass es außer Schule nichts Wichtiges im Leben gibt.

Vorbild zu sein und Ihren Kindern zu zeigen, dass es auch in Ihrem Leben noch etwas anderes gibt als Leistung und Erfolg.

Kapitel 2

Lob mich nicht wegen jedem „Scheiß“, jeder Kleinigkeit!

Schüler/innen

Es nervt mich total, wenn du mich wegen jeder Kleinigkeit lobst.

Philipp, 16

Du hast mir immer gesagt, wie hochbegabt ich sei. Als ich dann in Mathe nur noch schlechte Noten schrieb, hab ich mich geschämt, dich zu bitten, mir ein paar Nachhilfestunden zu besorgen. Ich hab befürchtet, dich zu enttäuschen.

Nadine, 18

Ich wünsch mir von dir ein ehrlicheres Feedback. Ihr lobt mich immer, egal, was ich mache.

Emma, 13

Ich möchte von dir gelobt werden, wenn ich mich um was bemühe, nicht dafür, dass ich angeblich so genial bin.

Noël, 19

Ich wünsch mir von dir eine ehrliche Anerkennung, nicht so ein übertriebenes Lob. Auch wenn du es gut mit mir meinst!

Anna, 14

Ich fühl mich durch dein dauerndes Loben ganz stark unter Druck gesetzt. Ich hab nämlich Angst, deine hohen Erwartungen zu enttäuschen, glaube, keine Fehler machen zu dürfen.

Yusuf, 17

Ich durchschaue doch, wenn dein dauerndes Lob nicht ehrlich gemeint ist. Du willst mich halt motivieren! Da fühl ich mich manipuliert von dir.

Lukas, 15

Du hast mir immer den Eindruck vermittelt, dass niemand so toll Gitarre spielt wie ich. Dann musste ich in der Gruppe feststellen, dass ich bestenfalls Durchschnitt bin.

Benedikt, 13

Unerwünschte Auswirkungen, Gefahren, Risiken

Wenn alles gelobt wird, verliert Lob seine Bedeutung und Wirksamkeit.

Ständiges Lob kann zu einer unrealistischen Selbsteinschätzung führen oder gar zu narzisstischen Tendenzen. Kinder sollten ihre Stärken kennenlernen, aber auch ihre Schwächen (Selbstbewusstsein).

Übermäßiges Lob könnte dazu führen, dass Kinder Herausforderungen ängstlich vermeiden, um keine Misserfolge zu erleiden.

Übertriebenes Loben könnte dazu führen, dass Kinder und später Erwachsene sich nur noch anstrengen, wenn Anerkennung von außen kommt, nicht aus eigenem Antrieb.

Da Kinder spüren, wenn Lob nicht aufrichtig ist, könnte dies zu einem allgemeinen Misstrauen gegenüber ihren Eltern führen.

Wenn Lob inflationär eingesetzt wird, verliert es seine Wirkung.

Kinder könnten befürchten, von ihren Eltern nur geliebt zu werden, wenn sie ganz toll sind.