Mami 1790 – Familienroman - Diana Laurent - E-Book

Mami 1790 – Familienroman E-Book

Diana Laurent

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Beschreibung

Seit über 40 Jahren ist Mami die erfolgreichste Mutter-Kind-Reihe auf dem deutschen Markt! Ein Qualitätssiegel der besonderen Art, denn diese einzigartige Romanreihe ist der Maßstab und einer der wichtigsten Wegbereiter für den modernen Familienroman geworden. Weit über 2.600 erschienene Mami-Romane zeugen von der Popularität dieser Reihe. Als der Wecker klingelte, schlief Lisa Winkler tief und fest und träumte süß. Aber das unbarmherzige Piepsen machte diesem angenehmen Zustand nachhaltig ein Ende. Lisa stellte den Quälgeist mit einer automatischen Bewegung ab, drehte sich auf den Rükken und gab sich Mühe, wenigstens einigermaßen wach zu werden. Ihr Freund Christian hatte sich von dem Weckalarm nicht stören lassen, er schlummerte noch friedlich. Sie hatten am Vorabend die Geburtstagsparty eines Freundes besucht und waren eigentlich viel zu spät ins Bett gekommen. Christian Bergmann war Journalist, arbeitete für eine überregionale Tageszeitung und hatte einen großen Bekanntenkreis. Da gab es fast an jedem Wochenende etwas zu feiern. Und wenn Lisa ihn nicht noch mal daran erinnert hätte, daß es auch noch so etwas wie traute Zweisamkeit gab, wäre er wohl ständig nur herumgeflattert. Jetzt schüttelte sie ihn leicht an der Schulter und murmelte: "Chris, aufstehen." Er gab nur einen unverständlichen Brummlaut von sich und drehte sich auf die andere Seite. Lisa erhob sich mit einem Seufzer, schwang die langen, schlanken Beine aus dem Bett und ging ins Bad, wo sie unter der Dusche langsam wieder frisch wurde. Draußen schien bereits eine wärmende Sonne vom launischen Aprilhimmel und ließ die Regentropfen, die eben gefallen waren, wie Diamanten funkeln. Lisa kehrte im Morgenmantel ins Schlafzimmer zurück und stellte fest, daß ihr Liebster noch immer im Reich der Träume weilte. Mitleidlos öffnete sie die Gardinen, ließ das helle Morgenlicht herein und verkündete: "Wenn du nicht gleich aufstehst, mußt du allein frühstücken."

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Mami -1790-

Drei kleine Herzen in großer Not 

Nach trauriger Zeit - endlich wieder Kinderlachen 

Diana Laurent 

Als der Wecker klingelte, schlief Lisa Winkler tief und fest und träumte süß. Aber das unbarmherzige Piepsen machte diesem angenehmen Zustand nachhaltig ein Ende. Lisa stellte den Quälgeist mit einer automatischen Bewegung ab, drehte sich auf den Rükken und gab sich Mühe, wenigstens einigermaßen wach zu werden. Ihr Freund Christian hatte sich von dem Weckalarm nicht stören lassen, er schlummerte noch friedlich.
Sie hatten am Vorabend die Geburtstagsparty eines Freundes besucht und waren eigentlich viel zu spät ins Bett gekommen. Christian Bergmann war Journalist, arbeitete für eine überregionale Tageszeitung und hatte einen großen Bekanntenkreis. Da gab es fast an jedem Wochenende etwas zu feiern. Und wenn Lisa ihn nicht noch mal daran erinnert hätte, daß es auch noch so etwas wie traute Zweisamkeit gab, wäre er wohl ständig nur herumgeflattert.
Jetzt schüttelte sie ihn leicht an der Schulter und murmelte: »Chris, aufstehen.«
Er gab nur einen unverständlichen Brummlaut von sich und drehte sich auf die andere Seite. Lisa erhob sich mit einem Seufzer, schwang die langen, schlanken Beine aus dem Bett und ging ins Bad, wo sie unter der Dusche langsam wieder frisch wurde. Draußen schien bereits eine wärmende Sonne vom launischen Aprilhimmel und ließ die Regentropfen, die eben gefallen waren, wie Diamanten funkeln.
Lisa kehrte im Morgenmantel ins Schlafzimmer zurück und stellte fest, daß ihr Liebster noch immer im Reich der Träume weilte. Mitleidlos öffnete sie die Gardinen, ließ das helle Morgenlicht herein und verkündete: »Wenn du nicht gleich aufstehst, mußt du allein frühstücken.«
Sie wußte genau, wie sehr er das haßte, ihre Drohung zeigte rasch die erwünschte Wirkung.
Christian streckte sich, gähnte herzhaft und murmelte: »Ich bin schon fast auf.«
»Das sehe ich.« Lisa hatte sich bereits angekleidet. Sie trug einen hellen Baumwollpulli, dazu eine naturfarbene Jeans. Beides ließ sie mädchenhaft und beinahe überschlank wirken. Die weizenblonden Locken hatte sie zu einem Pferdeschweif gebunden, der das Bild des jungen, unbeschwerten Mädchens vervollkommnete. Dabei war die junge Erzieherin keineswegs mehr ein Mädchen, sondern eine Frau Mitte der Zwanzig, die wußte, was sie wollte.
Ihr Freund hatte sich mittlerweile aus den Federn gewälzt. Und als Lisa bereits Kaffee in zwei Becher füllte und sich ein Brötchen aufschnitt, kam Christian auf nackten Füßen in seinem Morgenmantel in die kleine Küche gepatscht und gähnte noch immer.
»Ich bin nur dir zuliebe aufgestanden«, ließ er sie wissen. »Ich muß erst um neun in der Redaktion sein.«
Sie setzte sich ihm gegenüber und lächelte verschmitzt, wobei sich zwei kleine Grübchen in ihren Wangen zeigten. »Du Armer, dafür verleihe ich dir die Verdienstmedaille.«
»Und dann auch noch spotten«, murrte er, nahm das Brötchen, das sie ihm gestrichen hatte, und griff nach der Morgenzeitung.
»Hast du heute was Interessantes vor?« fragte sie während des Frühstücks. Der kleine Raum, der nach Osten hinausging, war mit dem hellen Licht der Morgensonne erfüllt, das sich in Lisas blondem Haar fing und es golden erscheinen ließ. Christian betrachtete dieses Phänomen fasziniert.
»Nur eine Pressekonferenz wegen des Hafenausbaus«, erklärte er abwesend. »Du siehst wunderschön aus in diesem Licht, wie ein Engel.«
Sie schmunzelte. »Solche Komplimente am frühen Morgen? Wirkt vielleicht noch der Champagner von gestern nach?«
Er grinste frech und jungenhaft. »Gib mir einen Kuß, dann wirst du es wissen.«
»O nein, das ist mir zu gefährlich. Du hast wieder diesen gewissen Blick!« Sie schüttelte amüsiert den Kopf, aber Christian stahl sich doch einen Kuß und noch einen zweiten. Als er sie so zärtlich in den Armen hielt, vergaß Lisa für eine Weile alles andere. Auch, daß es nicht immer so harmonisch zwischen ihnen war wie an diesem Morgen.
Einige Zeit später verließ die junge Frau die Wohnung und machte sich auf den Weg zur U-Bahn-Station. Der kirchliche Kindergarten, in dem sie seit zwei Jahren arbeitete, lag nicht sehr weit entfernt, weshalb Lisa auf ein eigenes Auto verzichtete. In Hamburg konnte man das guten Gewissens, die öffentlichen Verkehrsmittel reichten aus, und im Notfall konnte sie auf Christians Wagen zurückgreifen.
Der Vormittag verging rasch. Lisa ging ganz in ihrer Arbeit auf und war bei den Kindern sehr beliebt. Sie wünschte sich im stillen eine eigene Familie. Doch Christian hatte andere Vorstellungen von ihrem Zusammenleben…
Der junge Journalist ging den Tag ruhig an. Er erreichte die Redaktion erst kurz nach zehn Uhr und achtete darauf, seinem Chef nicht vor die Füße zu laufen. Der war nach Christians Meinung nämlich ein wenig zu spießig auf die Einhaltung der Arbeitszeiten bedacht.
Hajo Zilk, mit dem sich Christian das Büro teilte, und der am Vorabend die Party gegeben hatte, saß reichlich blaß hinter seinem PC und hielt sich an einer Tasse schwarzen Kaffees fest.
»Auch schon da?« murrte er Christian an.
»Na hör mal, du klingst schon wie der Alte«, erwiderte dieser. »Vielleicht sollte ich dich daran erinnern, daß du gestern eine Party gegeben hast, und die endete nicht gerade um zehn Uhr.«
»Ist mir nicht entgangen«, giftete Hajo. »Trotzdem habe ich es geschafft, heute pünktlich zu sein. Ganz im Gegensatz zu dir.«
»Jetzt schalt erst mal einen Gang runter, Alter. Ich gehe auch zu der Pressekonferenz und nehme dir den langweiligen Termin ab. Okay?«
Hajos Miene hellte sich ein wenig auf. »Hört sich nicht schlecht an. Übrigens kann ich dich zu Lisa nur beglückwünschen«, wechselte er dann das Thema. »Sie ist eine Superfrau. Wenn du nicht mein Freund wärst…«
Christian winkte lässig ab. »Keine Chance. Lisa liebt nur mich. Dich würde sie kalt abblitzen lassen.«

*

Lisa packte summend ein paar Kleidungsstücke in eine Reisetasc, zog den Reißverschluß zu und stellte das gute Stück in die Diele. Es war Freitagnachmittag, und ein Wochenende mit Christian lag vor ihr. Sie hatten beschlossen, ins Marschland außerhalb der Stadt zu fahren. In eine kleine Pension, wo sie schon öfter gewesen waren. Romantisch und verschwiegen war es dort, der richtige Platz für zwei Verliebte.
Die junge Frau ging in die Küche, warf dabei einen flüchtigen Blick auf die Uhr. Es war bereits nach fünf, und Christian hatte
ihr versprochen, nicht zu spät heimzukommen. Hoffentlich war ihm nichts dazwischengekommen. Aber dann hätte er sicher angerufen. Sie setzte sich an den Tisch und trank einen Kaffee. Das Wetter war in den letzten Tagen schön gewesen, ganz untypisch für den April. Außer ein paar unvorhergesehenen Regengüssen hatte der launische April in diesem Jahr keine unliebsamen Überraschungen im Gepäck.
Nach einer Stunde wurde Lisa unruhig. Sie lief im Wohnraum auf und ab und überlegte, was sie tun sollte. Schließlich entschied sie, in der Redaktion anzurufen. Sie wußte, daß Christian das nicht schätzte, aber es war schließlich eine Ausnahme.
Es klingelte einige Male, bis sich Hajo Zilk meldete. Er wirkte angeheitert und begrüßte Lisa überschwenglich, nachdem sie Christian verlangt hatte.
Dieser war auch nicht mehr ganz nüchtern. »Liebes, ich komme bald. Du, der Chef hat einen ausgegeben, weil wir…«
»Das interessiert mich herzlich wenig«, unterbrach sie ihn erbost. »Hast du vielleicht vergessen, daß wir ins Marschland fahren wollten?« Ihre Stimme klang weniger wütend als traurig.
Eine kurze Stille am anderen Ende der Leitung wies darauf hin, daß er es tatsächlich vergessen hate. Warum war Christian nur manchmal so schrecklich unzuverlässig?
»Ich komme sofort, es ist ja noch nicht sehr spät«, sagte er schuldbewußt.
»Von mir aus kannst du die Nacht durchfeiern«, erwiderte sie mißmutig. »Mir ist die Freude auf den Ausflug jedenfalls gründlich vergangen.« Damit legte sie einfach auf.
Lisa ging ins Schlafzimmer und packte ihre Reisetasche wieder aus. Sie konnte nicht verhindern, daß ein paar Tränen auf die Bettdecke fielen. Die Enttäuschung schnürte ihr die Kehle zu. Wie
oft war es schon vorgekommen, daß sie etwas verabredet hatten und Christian es dann einfach vergaß! Auf ihn war einfach kein Verlaß. Er schien sich nur Dinge zu merken, die er selbst für wichtig hielt. Und das waren selten die gleichen, die ihr etwas bedeuteten.
Kaum eine Viertelstunde nach ihrem Telefonat schloß der junge Mann die Wohnungstür auf. Er machte eine zerknirschte Miene, wollte Lisa einen Strauß betörender Rosen in den Arm legen, aber sie wandte sich ab und murmelte: »Es wäre mir lieber gewesen, wenn du an unsere Verabredung gedacht hättest.«
Etwas hilflos stand er im Raum, warf die Rosen dann achtlos auf das Sofa und erklärte: »Es tut mir ja leid. Aber wir können jetzt immer noch fahren.«
»Du hast getrunken, und ich…« Weiter kam sie nicht, denn er fuhr sie unbeherrscht an: »Du bist eine richtige Pendantin! Wenn es dir zu gefährlich ist, mich ans Steuer zu lassen, kannst du fahren.«
Seine harten Worte trieben ihr die Tränen in die Augen. Rasch wandte sie sich ab und schaute aus dem Fenster auf die abendliche Hansestadt, ohne eigentlich etwas zu sehen.
»Verzeih mir, Liebes«, bat Christian sie da. Er war neben sie getreten und schaute sie offen an. »Ich weiß, es ist unverzeihlich. Aber ich habe es einfach vergessen, Lisa.« Er strich zärtlich über ihr weizenblondes Haar und zeichnete mit zwei Fingern die Konturen ihrer Wangen nach. Er wußte genau, daß sie bei diesen Zärtlichkeiten innerlich ganz weich wurde, und erreichte auch dieses Mal sein Ziel.
»Ist schon gut«, murmelte sie und schmiegte sich in seine Arme. »Wir können ja auch zu Hause bleiben.«
Er hauchte einen Kuß auf ihr Haar und schüttelte energisch den Kopf. »Laß uns fahren. Es muß jetzt herrlich sein in der kleinen Pension. Komm.«
Seufzend packte sie ihre Sachen wieder ein, und wenig später quälten sie sich durch den Feierabendverkehr, der sich erst einige Kilometer außerhalb der Stadt langsam lichtete. Lisa fuhr, während Christian entspannt in seinem Sitz lehnte und die Umgebung betrachtete. Das Marschland leuchtete in den Farben des Frühlings. Der Himmel spannte sich weit und tiefblau über dem flachen Land und glänzte in einer Symphonie aus Rot und Gold.
Die Pension »Ahlsen« lag versteckt hinter alten Birken. Es gab nur ein halbes Dutzend Gästezimmer, und das Wirtsehepaar bediente die Gäste noch selbst. Die Pension galt unter Liebhabern der einheimischen Küche als Geheimtip, und die relativ kleine Wirtsstube füllte sich jeden Abend bis auf den letzten Platz.
Auch an diesem Freitagabend hielt wieder eine ganze Reihe von Autos auf dem Parkplatz. Die Wirtin begrüßte Lisa und Christian freundlich. Sie hatten ein Doppelzimmer, das nach Süden herausging und einen ungehinderten Blick auf die flache, melancholische Weite der norddeutschen Landschaft freigab.
»Schön ist es hier«, seufzte Lisa. »Daran könnte ich mich wirklich gewöhnen.«
Christian trat neben sie und machte ein fragendes Gesicht. »Aufs Land ziehen? Würdest du es hier aushalten können? Ich meine, für ein Wochenende schon, aber…«
»Ich stelle mir das schön vor«, erklärte sie überzeugt. Ihr fein geschnittenes Gesicht nahm einen verträumten Ausdruck an. »Ein kleines Häuschen, Kinder und Tiere, einen großen Garten…«
»Um Himmels willen, du hast aber einen gefährlichen Sinn für Romantik«, scherzte er. »Komm, laß uns essen gehen. Ich habe einen Mordshunger.«
Sie warf ihm einen schwer zu deutenden Blick zu. Daß er bei diesem Thema so rasch abblockte, war für Lisa nichts Neues. Trotzdem hatte sie sich vorgenommen, an diesem Wochenende einmal ernsthaft mit Christian über die Zukunft zu reden. Sie wünschte sich schließlich eine Familie und sie wollte endlich wissen, wie er dazu stand.

*

Am nächsten Morgen liehen sie sich zwei Pferde aus und absolvierten einen ausgedehnten Ritt durch die flache, herb-schöne Landschaft. Die Luft war wie Samt, Feldlerchen jubilierten und die wärmenden Strahlen der Sonne gaben schon einen Vorgeschmack auf den Sommer.
Christian war bester Laune. Als sie unter einer alten Ulme rasteten und den Lunch verzehrten, den die Wirtin ihnen mitgegeben hatte, lenkte Lisa das Gespräch behutsam in die Richtung, die ihr wichtig war.
»Na, findest du die Vorstellung, hier zu leben, jetzt immer noch so beängstigend?« fragte sie in heiterem Tonfall. Ihre himmelblauen Augen aber waren abwartend und forschend auf ihn gerichtet.
Der junge Mann lächelte. »Hast du vielleicht vor, ein Haus zu kaufen und mich samstags zum Rasenmähen und Autowaschen abzukommandieren?«
»Wäre das so schlimm?«
Er erwiderte ihren Blick einen Moment lang fragend, bis ihm klarwurde, daß sie nicht scherzte, sondern es ernst meinte. Eine steile Falte bildete sich zwischen seinen buschigen Augenbrauen, die Ablehnung signalisierte.
»Du kennst meine Meinung dazu. Laß uns von etwas anderem reden. Wir wollen uns doch den schönen Tag nicht verderben.«
Lisa spürte, wie Zorn in ihr aufstieg, aber sie schaffte es, sich nichts anmerken zu lassen.
»Würde es dir den Tag verderben, wenn wir über unsere Zukunft reden?« fragte sie harmlos.
»Ach, Lisa, du weißt, wie ich das meine.« Er wand sich unbehaglich. »Muß immer alles so ernst und tiefschürfend besprochen werden?«
»Nein, natürlich nicht, wenn du es nicht willst.« Ihre Worte hatten unbeabsichtigt sehr bitter geklungen. Christian betrachtete sie von der Seite, sagte aber nichts. Eine Weile saßen sie nur da, in scheinbarer Eintracht, genossen den schönen Tag und schwiegen. Lisa empfand Enttäuschung, auch wenn sie es nicht anders erwartet hatte. Sie wußte, daß Christian nichts von einer festen Bindung, von einer Familie hielt. Sie hatte sich eingeredet, es würde ihr nichts ausmachen, sie könne es schon akzeptieren, weil sie ihn liebte. Auf Dauer aber entlarvte sich diese fromme Lüge selbst. Wie sollte es weitergehen zwischen ihnen, wenn sie so grundverschiedene Vorstellungen vom Zusammenleben hatten?
»Wenn dir soviel daran liegt, werden wir uns eine alte Kate kaufen und wie die Einsiedler leben«, sagte er in ihre Gedanken hinein und zog sie in seine Arme. »Ich möchte mit dir zusammen sein, Lisa. Ich liebe dich. Du bist der wichtigste Mensch für mich, weißt du das denn nicht?«
Er schaute ihr tief in die Augen, und als er einen zarten Kuß auf ihre Lippen hauchte, war sie wieder einmal bereit, alle Unsicherheiten beiseite zu schieben und sich nur dem wunderbaren Gefühl, zu lieben und geliebt zu werden, hinzugeben.

*

Knapp einen Monat später wurde Lisas scheinbar geordnetes Leben gründlich auf den Kopf gestellt. Christian war nicht in Hamburg, er berichtete von einem großen Fußballereignis in Madrid. Lisa hatte Zeit, um nachzudenken. Sie hatte sich vorgenommen, in diesen Tagen ohne Christian ihre Gefühle für ihn gründlich zu prüfen. Doch die äußeren Ereignisse ließen ihr dazu keine Zeit.
Im Kindergarten herrschte seit geraumer Zeit eine gedrückte Stimmung. Man munkelte über Einsparungen und Entlassungen. Lisa hatte sich bisher keine großen Gedanken darüber gemacht. Sollte sie ihre Stelle verlieren, würde sie sicher leicht wieder etwas finden, schließlich war sie eine gute Kraft. Ihr Zweckoptimismus sollte an diesem Tag einen gehörigen Dämpfer erhalten.
Als die junge Frau den Kindergarten erreichte, wunderte sie sich über den Auflauf im Vorraum. Alle Erzieherinnen, die Leiterin und sogar der Hausmeister hatten sich hier versammelt und redeten durcheinander. Es herrschte ein aufgeregter Lärm.
»Was ist denn los?« fragte Lisa eine Kollegin, die etwas abseits stand und eine Zigarette rauch-