Mami 1830 – Familienroman - Myra Myrenburg - E-Book

Mami 1830 – Familienroman E-Book

Myra Myrenburg

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Beschreibung

Seit über 40 Jahren ist Mami die erfolgreichste Mutter-Kind-Reihe auf dem deutschen Markt! Buchstäblich ein Qualitätssiegel der besonderen Art, denn diese wirklich einzigartige Romanreihe ist generell der Maßstab und einer der wichtigsten Wegbereiter für den modernen Familienroman geworden. Weit über 2.600 erschienene Mami-Romane zeugen von der Popularität dieser Reihe. "Morgen", sagte Jago, die Hände in den Taschen seiner Scherpa-Jacke, sich Schritt für Schritt zurückziehend aus dem überdachten Eingang der Frühstückspension, "morgen nachmittag fahren wir nach Schönbrunn! Abgemacht?" "Abgemacht", flüsterte Cordula und sah ihm nach, wie er sich ein paarmal um sich selbst drehte und rückwärts stolperte, als könne er den Blick nicht von ihr wenden.

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Mami –1830–

Mein Herz weint um ein anderes Kind

Roman von Myra Myrenburg

»Morgen«, sagte Jago, die Hände in den Taschen seiner Scherpa-Jacke, sich Schritt für Schritt zurückziehend aus dem überdachten Eingang der Frühstückspension, »morgen nachmittag fahren wir nach Schönbrunn! Abgemacht?«

»Abgemacht«, flüsterte Cordula und sah ihm nach, wie er sich ein paarmal um sich selbst drehte und rückwärts stolperte, als könne er den Blick nicht von ihr wenden.

Jago Tobler, der beste, der schönste, der liebenswerteste Mann, der ihr jemals begegnet war.

Sie hatte sich auf den ersten Blick in ihn verliebt, in sein junges braunes glattes Gesicht, seine funkelnden Zigeuneraugen, seine dunklen Locken, in den Hauch von Verwegenheit, die über seiner Erscheinung lag.

Er war etwas Besonderes, sie hatte es sofort gespürt, aber das eigentliche Wunder bestand darin, daß er sie ebenso verzückt betrachtete wie sie ihn, daß er sich nie von ihr losreißen konnte, ohne die nächste Verabredung getroffen zu haben.

Dergleichen war absolut nicht die Regel.

Entweder, so lehrte die Erfahrung, verliebte man sich hoffnungslos in jemanden, der einem bestenfalls ein flüchtiges Interesse entgegenbrachte, oder man fühlte sich bedrängt von einem anderen, dessen Gefühle man beim besten Willen nicht erwidern konnte. Zwischen diesen beiden Varianten – eine unbefriedigender als die andere – hatte sich Cordulas Liebesleben bisher abgespielt. Den Gedanken an einen Kompromiß hatte sie nie ernstlich in Erwägung gezogen.

Gott sei Dank, wie sie sich jetzt sagte, jetzt, da sich auf wundersame Weise alles zusammenfügte – ihre Wünsche mit seinen Wünschen, ihre Ungeduld mit seiner Ungeduld, die ganze Intensität, mit der sie einander faszinierten.

Es war kaum zu glauben, daß es so etwas gab, und wenn überhaupt, dann mußte doch irgendwo ein Haken sein, ein unüberwindliches Hindernis, etwa in Gestalt einer Ehefrau, die vorerst verschwiegen wurde, oder zumindest einer Freundin, die ältere Rechte geltend machen konnte.

Es gab ein Dutzend möglicher, leicht vorstellbarer Gründe, die dieser rauschhaften Liebe auf den ersten Blick ein jähes Ende bereiten konnten.

Cordula dachte täglich daran. Sie versuchte, sich auf alles gefaßt zu machen: eine niederschmetternde Enthüllung oder ein plötzliches Abkühlen seiner Gefühle oder ein leises Ausklingen, nach und nach, ganz undramatisch, sobald jeder wieder seiner Wege gegangen war.

Ihrer beider Zeit und Aufenthalt war begrenzt. Sie hatten sich nur zufällig kennengelernt, in

Wien, der Stadt der Kongresse. Jago, als Mitglied einer Delegation aus fernen Bezirken, die Cordula nicht einmal dem Namen nach kannte, wohnte in einem alten Palais unweit der Hofreitschule.

Cordula und ein halbes Dutzend anderer Dolmetscherinnen, die sich bei den Tagungen eines deutschen Industrie-Unternehmens abwechselten, waren in der gemütlichen Frühstückspension ›Seraphim‹ untergebracht, die ganz woanders lag. Hätten sie nicht an einem Sonntag vormittag im selben Autobus eine Stadtbesichtigung unternommen, wären sie einander vermutlich nie begegnet.

Cordula Wächter lebte in Frankfurt am Main, und Jago Tobler kam aus Bergkastell, einem weltfernen Waldgebiet im Hochland der Schweizer Alpen.

Nur widerwillig hatte seine Familie zugelassen, daß er, der einzige Sohn und Erbe, Agrarwissenschaften studierte und sich zu diesem Zweck jahrelang im benachbarten Ausland aufhielt. Neues Gedankengut war in Bergkastell nicht gefragt. Die Frist, die man Jago gesetzt hatte, lief unweigerlich ab. Sein Studiengang war beendet. An eine Verlängerung war nicht zu denken.

Cordulas Lebenssituation in diesem schicksalhaften Sommer war bedeutend unkomplizierter. Sie gehörte zum Dolmetscher-Team eines Frankfurter Medizinal-Centers, gemeinsam mit ihrer Freundin Hanne Schwerdt und zwei kessen Berlinerinnen.

Der Team-Chef, Doktor Max Meisel, war ein umgänglicher Mann mittleren Alters, den so leicht nichts erschüttern konnte. Mit mildem Interesse nahm er zur Kenntnis, daß der Aufenthalt in der Stadt Wien auf seine Damen verschiedene Auswirkungen zeigte.

Hanne Schwerdt hatte sich die Haare schwarz färben lassen, und die beiden Berlinerinnen erweiterten täglich ihr Sortiment bunt glitzernder Ohrringe.

Die Stimmung am Frühstückstisch in der Pension ›Seraphim‹ war entsprechend locker, um nicht zu sagen ausgelassen. Doktor Meisel lächelte väterlich in die Runde, ließ sich Kaffee einschenken und zählte im Geiste die Stunden bis zur Rückkehr nach Frankfurt, wo die Dinge hoffentlich wieder in die gewohnte Geleise kamen.

Selbst mit Cordula Wächter schien irgend etwas vorzugehen, das sich niemand erklären konnte, obwohl sie sich rein äußerlich überhaupt nicht verändert hatte. Ihr Haar leuchtete in den bekannten Herbstlaubfarben, nämlich rötlich braun mit goldenen Einsprengseln, ihre nebelgrauen Augen blickten so vergnügt in die Welt hinaus wie immer, und sie trug ihre übliche professionelle Kleidung: Blazerkostüm in dunklem Antrazit, mattblaue Bluse, ganz dezent gemustertes seidenes Halstuch.

Sie trank ein Glas Orangensaft und zwei Tassen Kaffee, aß Cornflakes mit Milch und Zucker, ein frisches Brötchen mit Butter und Honig und wandte sich mit gewinnendem Lächeln an ihren Chef: »Nächsten Monat brauche ich zwei Wochen Urlaub.«

Doktor Max Meisel nahm einen Schluck Kaffee, um Zeit zu gewinnen, aber bevor er sich äußern konnte, fügte sie stirnrunzelnd hinzu: »Mindestens.«

»Wie? Was meinten Sie, Cordula?«

»Mindestens zwei Wochen. Drei wären ideal. Sagen wir – vom zehnten bis zum dreißigsten August.«

»Dazu kann ich im Moment nicht Stellung nehmen«, stieß er gepeinigt hervor, »beim besten Willen nicht! Ich müßte mir die Terminlisten ansehen, die liegen nicht hier, sondern in Frankfurt – aber das wissen Sie doch!«

»Klar, ich wollte nur vorsorglich darauf hinweisen, Herr Doktor!«

»Im August ist nie viel los«, bemerkte Hanne Schwerdt gelassen und fuhr mit der Hand durch ihr rabenschwarzes streichholzkurzes Haar. Max Meisel sah sie irritiert an.

»Ganz im Gegenteil«, widersprach er mit fester Stimme, wobei er sich fragte, was eigentlich mit den Mädels los war. Die eine hatte sich bis zur Unkenntlichkeit verändert, die andere warf sämtliche Termine über den Haufen!

Warum?

Er war ein beherrschter Mensch, von Natur aus zur Besonnenheit neigend, der nur selten die Stimme hob.

Er faßte Cordula fest ins Auge.

»Warum? Was ist so wichtig?« fragte er halblaut.

»Ach wissen Sie, ich habe eine Einladung, die ich nicht ausschlagen kann, weil zuviel davon abhängt.«

»Aber aufschieben könnten Sie diese Reise – notfalls, meine ich, wenn wir im August keinen Termin frei haben?«

Cordula schüttelte heftig den Kopf mit einer Entschiedenheit, die Doktor Meisel verstummen ließ.

»Es geht um meine Zukunft, Chef, vielleicht um mein ganzes Leben! Ich habe einen Mann kennengelernt – den richtigen, wenn Sie verstehen, was ich meine.«

»Nun mal langsam! Hier in Wien? Während der letzten vierzehn Tage?«

»Ja.«

»Und damit ist es Ihnen so eilig? Dafür riskieren Sie unseren gesamten Terminplan? Damit können Sie nicht warten, bis wir uns abgestimmt haben, urlaubsmäßig und überhaupt? Das kann doch nicht Ihr Ernst sein!«

»Ist es aber.«

»Cordula«, er beugte sich vor und schob sein Gedeck beiseite, »machen Sie keinen Unsinn! Entscheidungen für ein ganzes Leben trifft man nicht in Hast und Eile! Nehmen Sie sich Zeit! Lernen Sie diesen Mann erst einmal kennen! Stürzen Sie sich nicht Hals über Kopf ins Ungewisse!«

»Eben deshalb möchte ich mir ja ansehen, wo er lebt, wie es dort aussieht, was mich erwartet, wenn ich ihn heirate! Das ist ja der Grund!«

»Heiraten? Sie reden vom Heiraten? So was ist doch heutzutage schon fast überflüssig geworden! Als wir hier ankamen, wußten Sie noch gar nichts von diesem Mann! Kommen Sie zu sich, Cordula!«

Doktor Meisel lehnte sich ruckartig auf seinem Stuhl zurück und warf einen hilfesuchenden Blick in die Runde.

Aber Hanne Schwerdt zuckte nur die Schultern.

»Nichts zu machen, Chef. Höhere Gewalt, wie man so sagt.«

Die beiden Berlinerinnen schwenkten ihre Kaffeetassen, wiegten die Köpfe und trällerten: »Die Liebe – die Liebe – ist eine Himmelsmacht!«

Cordula tippte mit dem Zeigefinger auf das Zifferblatt ihrer Armbanduhr. »Wir müssen los! Wir sind schon zehn Minuten zu spät dran! Morgen reden wir weiter!«

*

»Hat es geklappt mit deinem Urlaub, Herzlieb? Kannst du im August mit mir nach Hause fahren?« fragte Jago, als sie am Abend dieses Tages durch die alten Prachtstraßen der Stadt Wien schlenderten, eng umschlungen, in sich versunken, so, als wären sie allein auf der Welt.

»Meisel hat mir zwar keine klare Antwort geben können«, erwiderte Cordula sorglos, »aber er weiß nun Bescheid. Das ist die Hauptsache. Er wird es regeln, irgendwie, wenn nicht für den zehnten, dann eben für den elften oder den zwölften. Das wäre immer noch früh genug, nicht wahr?«

»Ehrlich gesagt«, seufzte Jago und rieb seine Stirn an ihrer Schläfe, »ich kann mich kaum auf die praktischen Dinge konzentrieren, wenn du mir so nah bist. Hast du schon gegessen?«

»Nur ein Sandwich aus der Hand, aber das ist schon ein paar Stunden her. Komm, wir gehen in das lauschige Heurigen-Lokal, wo wir vorgestern abend waren!«

»Gut, das ist nicht mehr weit.«

»Aber heute lade ich dich ein, das sage ich dir jetzt schon, damit es keine Diskussionen gibt!«

»Wir werden sehen.«

»Nein, Jago, das ist abgemacht.«

»Mit dieser Sitte habe ich mich nie befreunden können, ich finde sie nicht gut!«

»Du wirst dich daran gewöhnen.«

»Ein Mann muß sein Mädchen einladen, oder er verdient es nicht. So sagt man in meiner Heimat.«

»Vergiß es, Jago, mein Schatz, denn du hast dir kein Berkisen-Mädchen ausgesucht, sondern eines aus Frankfurt am Main, unabhängig, selbständig, durch und durch emanzipiert!«

»Sei still«, befahl er, blieb stehen, nahm ihr Gesicht in beide Hände und küßte sie auf den Mund, bis ihr der Atem verging.

»Ich muß am fünfzehnten August zu Hause sein«, sagte Jago, als sie in einer Nische des dämmerigen Lokals Platz nahmen, die Kerze auf dem Tischchen anzündeten und die Speisekarte zur Hand nahmen.

»Wenn ich es nicht früh genug schaffe, komme ich nach«, erwiderte Cordula, »mach dir keine Sorgen!«

»Schöner wäre es, wenn wir gemeinsam fahren könnten!«

»Klar«, sie fuhr ihm rasch über sein wildes, dunkles Haar, »aber notfalls finde ich den Weg auch allein. Was möchtest du essen, Schatz? Tafelspitz mit Meerettich? Ungarisches Gulasch? Sag es mir, du weißt ja, ich bin heute die Gastgeberin!«

»Gyros mit Rösti«, entschied Jago, »und ein Glas roten Ungarwein, den solltest du auch probieren, er ist dem unsrigen sehr ähnlich.«

»Ich wußte gar nicht, daß ihr auch Wein anbaut!«

»Nur für den eigenen Bedarf. So ist es mit allem, mit dem Holz, mit dem Getreide, mit den Milchprodukten, sogar mit den Pferden. Wir sorgen wirklich nur für uns selbst.«

»Ein gesundes Prinzip, wenn es funktioniert. Viele wünschen sich das.«

»Meinst du?«

»Aber ja, sicher! Selbstversorgung ist der Traum aller Aussteiger-Gruppen! Nur, daß sie meistens scheitern.«

»Woran?« fragte Jago gespannt.

»Na, ganz einfach an den wachsenden Ansprüchen! Das, womit sie sich selbst versorgen können, genügt ihnen auf die Dauer nicht! Aber was rede ich! Das ist doch dein Gebiet! Du verstehst davon viel mehr als ich! Herr Ober, wir möchten bestellen!«

Den Rest des Abends verbrachten sie mit dem scheinbar sinnlosen Gemurmel, das allein Liebenden die einzig wahre Unterhaltung dünkt, obwohl es eigentlich nur aus Wiederholungen besteht.

»Ich habe nicht gewußt, daß es so was gibt – eine große Liebe, die auf Gegenseitigkeit beruht!«

»Ich auch nicht! Ich dachte schon, das ist nur ein Märchen!«

»Aber du warst doch früher auch verliebt, oder etwa nicht?«

»Natürlich! Oft! Nur anders, ganz anders! Nicht so wie jetzt! Mit dir möchte ich alles teilen, alles gemeinsam erleben.«

»Ach ja! Das möchte ich auch! Mich nicht mehr trennen müssen…«

»Wir schaffen es! Ich spüre es tief in meinem Herzen!«

»Ich auch! Ist es nicht sonderbar! Woher nehmen wir nur diese Zuversicht?«

»Aus der Liebe!«

Ja, gewiß.

Aber auch die Angst vor dem Abschied spielte eine Rolle, denn ohne festen Glauben an ein Wiedersehen, ohne Beteuerungen und Versicherungen wären die letzten gemeinsamen Stunden in Wien unerträglich gewesen.

Sie waren beide nicht mehr so jung, daß sie sich von Illusionen nährten.

Jago war neunundzwanzig, Cordula war fünfundzwanzig Jahre alt. Die Kindheitsträume lagen weit hinter ihnen.

Eine innere Stimme riet zur Vorsicht.

Doktor Meisels Mahnung ›Langsam! Langsam!‹ verhallte nicht ganz ungehört.

Keinesfalls wollte Cordula ihre Stelle aufgeben. Nur Urlaub wollte sie nehmen, einen Besuch machen in Bergkastell. Das war legitum, war verständlich. Das hätte sie auch getan, wenn Jago in Basel gelebt hätte oder in Zürich.

»Warum nicht umgekehrt? Warum verlegt ihr euer Wiedersehen nicht nach Frankfurt?« wollte Hanne Schwerdt wissen.

»Weil ich leichter abkömmlich bin als er. Schließlich war er zwei Jahre von zu Hause fort. Jetzt kehrt er erst einmal zurück. Da kann er sich nicht gleich auf dem Absatz umdrehen und wieder auf Tour gehen! Außerdem wird er dort leben.«

»Und du? Gehst automatisch dahin, wo er hingeht?«

»Nicht automatisch! Ich will mich ja nur umsehen!«

Wäre die Zeit nicht so knapp gewesen, hätte Cordula ihren geliebten Jago wirklich gern im Kollegenkreis eingeführt. Sie war überzeugt davon, daß Hanne und Doktor Meisel ihr bedeutend mehr Verständnis entgegengebracht hätten, wenn sie Jago kennen würden.

Aber dazu kam es nicht, denn die letzten Stunden waren zu kostbar, um sie mit anderen zu teilen.

Noch einmal fuhren sie nach Schönbrunn, streiften Hand in Hand durch das Schloß und den Park, kehrten zurück nach Wien, besuchten den Stephansdom, genossen den Reiz der alten Kaiserstadt und ließen sich treiben durch Prachtstraßen und stille Gassen. Vorbei an Straßenmusikanten und fliegenden Händlern, vorbei an Passanten aus aller Herren Länder, vorbei an den bunten Schirmen der offenen Markstände, vorbei – vorbei…

Sie saßen auf steinernen Bänken am Rande großer Plätze, auf zierlichen Stühlen in altbekannten Kaffeehäusern, sie aßen Sachertorte und tranken Wiener Melange, tanzten in einem Gartenlokal unter freiem Himmel den unsterblichen Wiener Walzer, während der Abend sank und die Sterne aufzogen.

»Ich liebe dich, Jago!«

»Ich liebe dich, Cordula!«

»Ich bitte dich – warte auf mich!«

»Ich bitte dich – komm zu mir!«

Das war der Refrain, das Motto, das immer wiederkehrende Thema dieses Tages und dieser Nacht.

Sie kannten sich genau eine Woche.

Am nächsten Morgen fuhr Cordula mit ihrer Gruppe nach Frankfurt zurück, blaß, übernächtigt, tränenfeuchten Auges, erfüllt von Abschiedsschmerz, Sehnsucht und unbändiger Entschlossenheit.

Man schrieb den vierundzwanzigsten Juli.