Benjamin und sein Wunschvater - Annette Mansdorf - E-Book

Benjamin und sein Wunschvater E-Book

Annette Mansdorf

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Beschreibung

Die Familie ist ein Hort der Liebe, Geborgenheit und Zärtlichkeit. Wir alle sehnen uns nach diesem Flucht- und Orientierungspunkt, der unsere persönliche Welt zusammenhält und schön macht. Das wichtigste Bindeglied der Familie ist Mami. In diesen herzenswarmen Romanen wird davon mit meisterhafter Einfühlung erzählt. Die Romanreihe Mami setzt einen unerschütterlichen Wert der Liebe, begeistert die Menschen und lässt sie in unruhigen Zeiten Mut und Hoffnung schöpfen. Kinderglück und Elternfreuden sind durch nichts auf der Welt zu ersetzen. Genau davon kündet Mami. »Benny, was hast du wieder angestellt?« »Gar nichts! Ich bin doch gerade erst aufgestanden!« Carola blickte ihren siebenjährigen Sohn streng an. Seine blonden Strubbelhaare standen noch unternehmungslustiger in die Höhe als üblich. Die blauen Augen schauten unschuldig, aber das wollte bei ihm nichts heißen. »Ich warne dich, mein Sohn. Du hast dein Maß für diesen Monat voll.« »Immer meckerst du an mir rum…« »Ach, du armer kleiner Junge…« Er griente schief und begann, seine Cornflakes in sich hineinzuschaufeln. Carola verzichtete auf eine weitere Ermahnung. Sie wollte ihre Kinder nicht schon am frühen Morgen »erziehen« müssen, sie war noch ein bißchen müde, und vor ihr lag ein langer Tag. »Lisa! Kommst du nun bald?« Die fünfjährige Tochter Lisa Marie trottete um die Ecke und ließ sich auf ihren Stuhl fallen. »Muß ich heute in den Kindergarten? Ich möchte lieber mit in den Laden…« »Nein, Schatz, das geht nicht. Heute vormittag muß ich einiges besorgen. Wir sehen uns ja mittags.« »Na gut…« »Iß jetzt, Lisa Marie, wir müssen bald gehen.« Benjamin schnippte einen Cornflakeskrümel zu Lisa Marie hinüber. Sie nahm ihn mit spitzen Fingern und warf ihn in seine Schüssel zurück. »Laß das, Benny. Du sollst mich nicht ärgern.« »Tu ich doch gar nicht.« Carola seufzte und biß in ihr Brot. Sie hatte jede Diät aufgegeben und aß jetzt wieder nach Appetit. Komischerweise nahm sie nicht zu, aber natürlich auch nicht ab. Auf gut sechs Pfund könnte sie verzichten, aber wenn sie nur Salatblättchen aß und sich kasteite, bekam sie schlechte Laune, und das konnte sie weder ihren Kindern noch ihren Kunden gegenüber verantworten. Barbara, ihre beste Freundin, lachte

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Mami –1856–

Benjamin und sein Wunschvater

Roman von Annette Mansdorf

»Benny, was hast du wieder angestellt?«

»Gar nichts! Ich bin doch gerade erst aufgestanden!«

Carola blickte ihren siebenjährigen Sohn streng an. Seine blonden Strubbelhaare standen noch unternehmungslustiger in die Höhe als üblich. Die blauen Augen schauten unschuldig, aber das wollte bei ihm nichts heißen.

»Ich warne dich, mein Sohn. Du hast dein Maß für diesen Monat voll.«

»Immer meckerst du an mir rum…«

»Ach, du armer kleiner Junge…«

Er griente schief und begann, seine Cornflakes in sich hineinzuschaufeln. Carola verzichtete auf eine weitere Ermahnung. Sie wollte ihre Kinder nicht schon am frühen Morgen »erziehen« müssen, sie war noch ein bißchen müde, und vor ihr lag ein langer Tag.

»Lisa! Kommst du nun bald?«

Die fünfjährige Tochter Lisa Marie trottete um die Ecke und ließ sich auf ihren Stuhl fallen.

»Muß ich heute in den Kindergarten? Ich möchte lieber mit in den Laden…«

»Nein, Schatz, das geht nicht. Heute vormittag muß ich einiges besorgen. Wir sehen uns ja mittags.«

»Na gut…«

»Iß jetzt, Lisa Marie, wir müssen bald gehen.«

Benjamin schnippte einen Cornflakeskrümel zu Lisa Marie hinüber. Sie nahm ihn mit spitzen Fingern und warf ihn in seine Schüssel zurück.

»Laß das, Benny. Du sollst mich nicht ärgern.«

»Tu ich doch gar nicht.«

Carola seufzte und biß in ihr Brot. Sie hatte jede Diät aufgegeben und aß jetzt wieder nach Appetit. Komischerweise nahm sie nicht zu, aber natürlich auch nicht ab. Auf gut sechs Pfund könnte sie verzichten, aber wenn sie nur Salatblättchen aß und sich kasteite, bekam sie schlechte Laune, und das konnte sie weder ihren Kindern noch ihren Kunden gegenüber verantworten.

Barbara, ihre beste Freundin, lachte sie jedesmal aus, wenn sie über ihre Figur jammerte.

»Wenn ich so gut aussehen würde wie du, dann hätte ich keine Sorgen. Also hör auf, dich zu beschweren, sonst komme ich mir vor wie eine Tonne.«

»Du hast gerade ein Baby bekommen, das ist doch normal.«

Barbara kniff sich dann in die molligen Hüften und verdrehte die Augen. Bei ihr fand Carola keine Unterstützung.

»Mama?«

»Ja, Benny?«

»Mein Lehrer möchte dich sprechen.«

»Also doch. Was hast du angestellt?«

»Nichts, ehrlich. Er sagt, er will dich nur einfach mal so sprechen.«

»Das verstehe ich nicht.«

»Vielleicht findet er dich toll.«

»Benjamin!«

»Ich habe gar nichts gemacht!«

Lisa Marie kicherte. Benny warf ihr einen wütenden Blick zu.

»Wenn du ihm erzählt hast, daß du einen Vater haben willst, dann kannst du etwas erleben!«

»Hab’ ich aber gar nicht«, gab er sehr überzeugend zurück. Sein Blick wich dem ihren nicht aus.

Dieses Thema war zwischen ihnen eigentlich tabu, seit er einmal einen wildfremden Mann beim Einkaufen angesprochen hatte, um ihn zu fragen, ob ihm seine Mutter gefiele und er vielleicht auch geschieden sei. Carola wurde noch heute rot, wenn sie nur daran dachte. Vor zwei Jahren war sie von Stefan geschieden worden. Er hatte sich nie besonders um die Kinder gekümmert, aber Benjamin war davon überzeugt, daß sie unbedingt einen Mann in der Familie brauchten. Schuld war daran sicher der Supervater eines Klassenkameraden, der mit seinem Sohn angelte, Fußball spielen und segeln ging und neuerdings sogar Rollerskate lief. Carola konnte das alles nicht bieten und Stefan sowieso nicht. Er sah die Kinder einmal im Monat und bot ihnen Kino an, was von Benjamin meistens verächtlich abgelehnt wurde. Er wußte genau, daß es reine Pflichtveranstaltungen waren, und ließ sich nicht einwickeln.

»Ich muß jetzt los.«

Benjamin hatte es plötzlich ziemlich eilig. Er steckte sein Frühstücksbrot und den Apfel in den Rucksack, der ihm als Schultasche diente, gab seiner Mutter einen kleinen Schmatzkuß auf die Wange und Lisa Marie einen liebevollen Knuff in den Rücken, und dann schlug schon die Tür hinter ihm zu.

»Willst du wirklich heiraten, Mama?«

»Nein, das will ich ganz bestimmt nicht. Und schon gar nicht Benjamins Vorschläge.«

»Ich finde es gut, so wie es ist.«

»Ich auch, Mäuschen.«

Sie lächelten sich zu. Immer wenn Carola ihre Tochter anschaute, hatte sie das Gefühl, in ihr eigenes Kindergesicht zu schauen. Die blauen Augen, die rotblonden Haare, sogar die Nase – alles stimmte überein. Lisa Marie war ganz und gar ihre Tochter. Benjamin hatte mehr von seinem Vater, der sehr gut aussah, wie Carola auch heute noch fand. Aber sonst hatte sie wenig Gutes über ihn zu sagen. Die Arbeit hatte er immer über die Familie gestellt. Heute brachte ihr das Vorteile, denn sie konnte in dem schönen Haus leben, das sie damals gekauft hatten. Er lebte inzwischen in einer Eigentumswohnung zusammen mit seiner Freundin. Das Haus hatte er ihr überschrieben, dafür mußte er keinen Unterhalt für sie bezahlen. Carola hatte sich die Buchhandlung aufgebaut, weil sie es nicht aushielt, nur zu Hause zu sitzen. Es klappte gut, die Kinder kamen ab mittags zu ihr, sie aßen zusammen, Carola überwachte Benjamins Schularbeiten. Dreimal in der Woche überließ sie die Buchhandlung dann einer Angestellten, an den anderen Tagen kümmerte sich ein junges Mädchen um die Kinder. Maike ging in die Oberstufe und verdiente sich ihr Taschengeld auf diese Weise. Sie war siebzehn und verstand sich mit den Kindern großartig.

Carola setzte ihre Tochter im Kindergarten ab und fuhr weiter zu ihrem Geschäft. Jeden Morgen, wenn sie die Tür aufschloß, freute sie sich darüber, ihren Wunsch in die Tat umgesetzt zu haben. Bücher bedeuteten ihr schon immer sehr viel, und jetzt lebte sie mit und von ihnen. Sie hatte viele Stammkunden und rühmte sich, jedes Buch besorgen zu können, weil sie gute Beziehungen zu allen möglichen Antiquariaten hatte. Darüber hinaus las sie alles, was man gelesen haben mußte, um Kunden gut beraten zu können.

Sie bereitete alles für den Verkauf vor und sah sich dann um. Blumen fehlten, sie würde sie nachher besorgen, wenn ihre Angestellte kam. Maren Senke hatte Literatur studiert und arbeitete jetzt seit einem halben Jahr bei ihr. Sie verstanden sich gut und ergänzten sich vorteilhaft im Interesse der Kunden. Marens Spezialgebiet waren wissenschaftliche Werke, Carola war für die Belletristik zuständig.

Die Atmosphäre in dem kleinen Buchladen war eine ganz besondere. Carola hatte eine kleine Ecke für Kinder geschaffen, mit Stühlchen und Tischchen und Bilderbüchern, die auch mal herunterfallen oder anderweitig unsanft behandelt werden durften. Kleine Kinder wollten Bücher »begreifen«, auch mal in den Mund stecken und an einer Ecke kauen. Diese Bücher waren natürlich nicht zum Verkauf bestimmt, sondern zur Unterhaltung der Kleinen, während ihre Mütter sich umschauten.

Auch für die Erwachsenen gab es Rückzugsmöglichkeiten, um in Ruhe in einem Buch zu lesen und sich dann zu entscheiden, ob sie es kaufen wollten. Dazu hatte Carola Korbsessel aufgestellt, mit hübschen karierten Chintzkissen. Maren war zuerst der Meinung gewesen, daß die Kunden hier lesen und dann gehen würden, ohne etwas zu kaufen, wenn man es ihnen so bequem machte, doch Carola hatte es trotzdem riskiert und recht behalten. Wenn so wie jetzt die Sonne durch das große nicht überladen bestückte Schaufenster fiel, tauchte sie den Buchladen in ein wunderschönes Licht. Carola war stolz auf das Geschaffene und vor allem darauf, daß sie sich nicht den Schneid hatte abkaufen lassen. Viele hatten sie gewarnt, denn es gab genug Buchhandlungen in der Stadt. Aber glücklicherweise gab es auch genügend Menschen, die den Wert des Lesens zu schätzen wußten. Carola hatten Bücher geholfen, manche Krise zu überwinden. Gar nicht, in dem sie psychologische Bücher las, sondern sich in Romane vertiefte und so abschalten konnte.

Sie strich liebevoll über einige Buchrücken. Natürlich hatte sie Lieblingsschriftsteller, aber im Grunde respektierte sie alle.

Maren kam herein.

»Guten Morgen, Carola.«

»Guten Morgen, Maren. Ich überlasse gleich alles Ihnen, ich möchte Blumen holen. Ich möchte heute den Duft von Sommerblumen hier haben…«

»Oh, das klingt mir aber verdächtig.«

»Verdächtig? Wieso das? Es ist ein schöner Tag!«

Maren blieb mißtrauisch. Sie war beständig in ihren Gefühlen, nur keine Höhen und Tiefen. Carola wußte, daß sie so nie lieben könnte. Manchmal reizte es sie sogar ein bißchen, Maren ein echtes Lachen zu entlocken oder sie in Wut zu bringen. Aber meistens verkniff sie sich diese Anwandlungen.

»Na ja, mir ist eben danach. Sie kommen ja klar. Die Lieferung von Paulsen kommt heute vormittag, ich zeichne sie dann später aus.«

»Ich weiß Bescheid.«

Carola verließ das Geschäft und ging die Straße hinunter. Ihr Geschäft war der »Ausläufer« des Einkaufszentrums. Auf die Buchhandlung wurde hingewiesen, so daß die Kunden sie auch finden konnten. Die hohen Mieten im Einkaufszentrum konnte sich Carola nicht leisten. Zuerst hätte sie sich das gewünscht, aber inzwischen trachtete sie gar nicht mehr danach.

Im Blumengeschäft suchte sie drei kleine Sträuße aus, Wicken und Schleierkraut, Dahlien und Ranunkeln. Die Farben begeisterten sie.

»Sind Sie verliebt, Frau Wolters?« fragte die Inhaberin, die die Blumen sorgfältig einwickelte, lächelnd.

»Nein, ich freue mich nur über das schöne Wetter.«

Sie kannten sich schon lange, deshalb nahm Carola die Frage nicht übel.

»Sie strahlen richtig, deshalb die Frage.«

Carola fragte sich, warum man nur strahlen konnte, wenn man verliebt war. Aber sie sprach es nicht aus. Hatte sie nicht allen Grund, sich gut zu fühlen? Ihre Kinder waren gesund und lebhaft, hatten die Scheidung gut überstanden und liebten sie. Ihr Beruf machte ihr Spaß, vor allem die Selbständigkeit. Das Wetter war herrlich. Und daß Bennys Lehrer sie sprechen wollte, konnte nichts Böses bedeuten. Benny war kein schlechter Schüler und vor allem hatte er nichts an sich, über das man sich ernsthaft beschweren müßte.

Sie bezahlte, legte die Sträuße in den Korb und zog weiter. In der Boutique ein paar Schritte weiter lag ein traumhaftes Kleid im Fenster. Carola blieb stehen und rechnete kurz nach, ob sie sich so eine Ausgabe leisten konnte.

Eigentlich gab es keinen Anlaß, es zu tragen. Es war zwar von schlichter Eleganz, aber das Tomatenrot war äußerst auffallend. Normalerweise hielt sie sich mit Farben etwas zurück. Doch irgendwie paßte die Farbe heute ausgesprochen gut zu ihrer Stimmung.

Sie betrat das Geschäft, um es wenigstens kurz zu probieren. Gut zehn Minuten später hatte sie es gekauft. Mit einer Spur schlechten Gewissens ging sie zur Buchhandlung zurück.

*

»Ich sollte Sie aufsuchen, Herr Steffens? Ist es nötig, daß ich persönlich vorbeikomme, oder können wir am Telefon klären, worum es geht?«

»Ich… freue mich, daß Sie anrufen, Frau Wolters… Äh… eigentlich geht es weniger um schulische Dinge. Benjamin hat mich angesprochen…, er meinte, ich sollte mich einmal mit Ihnen unterhalten…«

Also doch. Carola spürte die Verlegenheit des armen Mannes, aber sie konnte ihm wenig helfen. Wahrscheinlich hatte Benjamin seinem Lehrer zu verstehen gegeben, daß sie dringend jemanden brauchte, der sich um sie kümmerte. Wie er das immer erreichte, war ihr ein Rätsel. Wenn man sie erlebte, konnte man wohl kaum den Eindruck haben, daß sie ein hilfloses Weibchen wäre. Benjamin konnte von Glück reden, daß er bei einem Freund war. Heute abend würde er sich auf etwas gefaßt machen können.

»Es ist sehr freundlich von Ihnen, daß Sie sich Benjamins so annehmen, aber ich wüßte ehrlich gesagt nicht, was es da für ein Problem geben könnte…«

»Er meinte, daß Sie… Frau Wolters, vielleicht sollten wir uns einmal treffen, dann spricht es sich doch leichter.«

Offenbar wollte er nicht so schnell aufgeben. Carola bewunderte ihn fast für seinen Mut. Hatte er nicht gemerkt, daß sie nicht an ihm interessiert war? Sie mochte ihn – als Lehrer von Benjamin. Darüberhinaus wußte sie nichts von ihm, war aber auch nicht neugierig, mehr zu erfahren.

»Ich weiß nicht so recht…«

»Es scheint Benjamin aber sehr am Herzen zu liegen.«

Das war gemein. Wenn sie jetzt nein sagte, stand sie als Mutter da, der die Wünsche ihres Sohnes nicht wichtig waren.

Also gut. Wenn er es deutlicher haben mußte…, gegen ein Abendessen in einem Restaurant war nichts zu sagen. Für Benjamin würde das allerdings Folgen haben.

»Wenn es Ihnen so wichtig ist, schlagen Sie etwas vor«, gab Carola möglichst kühl zurück, damit er sich gar nicht erst große Illusionen machte.

»Äh…, wie wäre es, wenn wir uns morgen abend zum Essen treffen? Sie können gern ein Restaurant vorschlagen…«

»Gehen wir zu Emilio. Dann kann ich gleich vom Geschäft aus hingehen.«

»Äh… ja, gut. Vielen Dank. Dann um acht?«

»Halb acht. Ich möchte nicht so spät nach Hause kommen.«

»Ich werde pünktlich dort sein. Vielen Dank, Frau Wolters. Benjamin wird es sicher sehr freuen…«

Benjamin wird sich nicht lange freuen, schwor sich Carola. Mit seinen ewigen Verkupplungsversuchen mußte endlich Schluß sein.

Als er zum Abendessen nach Hause kam, erkannte er schon am Gesicht seiner Mutter, daß ein Gewitter drohte.

»Ich… räume gleich mein Zimmer auf«, versuchte er probeweise, die Wolken auf ihrer Stirn zu vertreiben.

»Das wirst du sogar mit Sicherheit tun. Und im übrigen haben wir uns nach dem Essen zu unterhalten.«

»Ich habe nichts angestellt!«

»Ich habe vorhin mit Herrn Steffens telefoniert.«

Es gelang ihm, ahnungslos auszusehen.

»Und was sagt er?«

»Benjamin, ich habe dir gesagt, daß du aufhören mußt, mich anzupreisen wie eine… wie eine…«

Ihr fiel kein passender Vergleich ein. Benjamin schaute sie noch immer voller Unschuld an.

»Aber er ist echt nett. Und er hat auch ein Kind, so alt wie Lisa.«

»Wunderbar für ihn. Aber es interessiert mich überhaupt nicht. Ich verstehe nicht, warum du nicht begreifen willst, daß ich zufrieden bin mit unserem Leben. Wenn du einen Vater brauchst, mit dem du Fußball spielen kannst, tut es mir sehr leid, ihn dir nicht bieten zu können. Aber ich kann nicht deinen Lehrer heiraten, nur weil es dir gut in den Kram passen würde.«

Jetzt war Carola wirklich sauer. Benjamin war nicht dumm und auch nicht unglücklich. Aber wenn er so weitermachte, müßte sie mit ihm zu einem Psychologen gehen. Vor dem Gedanken schreckte Carola zurück.