Ein Kleeblatt mit sechs Blättern - Annette Mansdorf - E-Book

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Annette Mansdorf

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Beschreibung

Die Familie ist ein Hort der Liebe, Geborgenheit und Zärtlichkeit. Wir alle sehnen uns nach diesem Flucht- und Orientierungspunkt, der unsere persönliche Welt zusammenhält und schön macht. Das wichtigste Bindeglied der Familie ist Mami. In diesen herzenswarmen Romanen wird davon mit meisterhafter Einfühlung erzählt. Die Romanreihe Mami setzt einen unerschütterlichen Wert der Liebe, begeistert die Menschen und lässt sie in unruhigen Zeiten Mut und Hoffnung schöpfen. Kinderglück und Elternfreuden sind durch nichts auf der Welt zu ersetzen. Genau davon kündet Mami. »Ich muß mir dringend Arbeit suchen.« Das klang so entschieden, daß Viola irritiert aufschaute. Ihre Freundin schien das beabsichtigt zu haben, sie sah richtig kämpferisch aus. »Und komm mir jetzt nicht mit dem Argument, daß Paulchen noch zu klein ist. Das weiß ich alles selbst. Aber ich bin es leid, ständig hinter Markus herzulaufen. Er sitzt auf seinem Geld und amüsiert sich noch darüber, daß ich jeden Pfennig erbetteln muß.« »Kann es sein, daß du ein bißchen voreingenommen bist? Ich meine, Markus hat sich doch eigentlich immer großzügig gezeigt seit eurer Scheidung. Nur weil er jetzt eine Freundin hat…« Patrizia runzelte ärgerlich die Brauen. Das hatte Viola erwartet, aber ihr Gerechtigkeitssinn ließ es nicht zu, die Anschuldigungen ihrer Freundin auf den Exmann so hinzunehmen. Sie war schließlich Trauzeugin gewesen und mit beiden befreundet. Es wäre vermutlich besser gewesen, gar nichts von der Existenz der Freundin zu erzählen. »Stehst du jetzt ganz auf seiner Seite?« »Nein, ich versuche, einigermaßen neutral zu sein.« »Genau das, was ich von einer meiner besten Freundinnen erwarte«, gab Patrizia mit ironischem Unterton zurück. »Ich bin deine beste Freundin«, korrigierte Viola ruhig. »Dann verhalte dich auch so.« »Ach, Süße, du weißt, daß ich für dich durchs Feuer gehen würde, aber wenn es um Markus geht, bist du ein bißchen zu emotional. Abgesehen davon würde ich es aber gut finden, wenn du wieder arbeitest. Das bringt dich auf neue Gedanken.« »Und du glaubst, daß ich die nötig habe, ja? Eine Art Therapie? Hältst du mich für verrückt?« »Nein, das tue ich ganz entschieden nicht. Du bist normalerweise der ausgeglichenste, ruhigste Mensch,

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Mami – 1922–

Ein Kleeblatt mit sechs Blättern

Ein schwerer Weg führt zu einem guten Ende

Annette Mansdorf

»Ich muß mir dringend Arbeit suchen.«

Das klang so entschieden, daß Viola irritiert aufschaute. Ihre Freundin schien das beabsichtigt zu haben, sie sah richtig kämpferisch aus.

»Und komm mir jetzt nicht mit dem Argument, daß Paulchen noch zu klein ist. Das weiß ich alles selbst. Aber ich bin es leid, ständig hinter Markus herzulaufen. Er sitzt auf seinem Geld und amüsiert sich noch darüber, daß ich jeden Pfennig erbetteln muß.«

»Kann es sein, daß du ein bißchen voreingenommen bist? Ich meine, Markus hat sich doch eigentlich immer großzügig gezeigt seit eurer Scheidung. Nur weil er jetzt eine Freundin hat…«

Patrizia runzelte ärgerlich die Brauen.

Das hatte Viola erwartet, aber ihr Gerechtigkeitssinn ließ es nicht zu, die Anschuldigungen ihrer Freundin auf den Exmann so hinzunehmen. Sie war schließlich Trauzeugin gewesen und mit beiden befreundet. Es wäre vermutlich besser gewesen, gar nichts von der Existenz der Freundin zu erzählen.

»Stehst du jetzt ganz auf seiner Seite?«

»Nein, ich versuche, einigermaßen neutral zu sein.«

»Genau das, was ich von einer meiner besten Freundinnen erwarte«, gab Patrizia mit ironischem Unterton zurück.

»Ich bin deine beste Freundin«, korrigierte Viola ruhig.

»Dann verhalte dich auch so.«

»Ach, Süße, du weißt, daß ich für dich durchs Feuer gehen würde, aber wenn es um Markus geht, bist du ein bißchen zu emotional. Abgesehen davon würde ich es aber gut finden, wenn du wieder arbeitest. Das bringt dich auf neue Gedanken.«

»Und du glaubst, daß ich die nötig habe, ja? Eine Art Therapie? Hältst du mich für verrückt?«

»Nein, das tue ich ganz entschieden nicht. Du bist normalerweise der ausgeglichenste, ruhigste Mensch, den man sich vorstellen kann.«

Viola blieb todernst bei ihren Worten. Und sie zeigten Wirkung. Patrizias Sinn für Humor gewann die Oberhand. Sie begann zu kichern.

»Du bist gemein…«

»Du lachst wieder, also bin ich nicht gemein. Hast du eine Anzeige aufgegeben? Oder wie willst du es machen? Und was?«

»Ich würde gern irgendwo im Empfang arbeiten, Büroarbeit mit Kundenverkehr. Dazu hätte ich Lust.«

»Das könntest du sicher sehr gut.«

»Ja? Glaubst du das auch? Ich stelle es mir toll vor. Erst einmal möchte ich halbtags arbeiten. Meine Mutter würde sich um Paulchen kümmern, wenn er aus dem Kindergarten kommt oder mal krank ist. Charlotte ist ja sowieso immer bei ihr nach der Schule. Das hat sie mir selbst angeboten.«

»Du hast eine Supermutter. Meine würde nicht mal im Traum an so etwas denken.«

»Sie hat doch genug getan mit euch drei Kindern, oder? Außerdem ist sie selbst berufstätig.«

Viola wurde rot. Ihr Schwachpunkt war das immer angespannte Verhältnis zu ihrer Mutter. Vielleicht hatte es tatsächlich etwas mit Eifersucht zu tun. Ihre Mutter sah immer noch blendend aus und hatte viele Chancen. Sie dagegen…

Aber das war ein anderes Thema.

»Ha, jetzt habe ich dich auf dem falschen Fuß erwischt, was? Dann sind wir quitt.«

Patrizia schmunzelte vergnügt. Sie wußte, daß Viola ihre Mutter eigentlich bewunderte, das aber nicht zugeben konnte. Würde sie wohl eines Tages über ihren Schatten springen? Dann könnte sie nämlich auch aufhören, sich und anderen ständig etwas beweisen zu wollen. Viola war eine Schönheit mit der hellen Haut und dem fast schwarzen Haar, aber offenbar sah sie das nicht. Daß sie obendrein noch superintelligent war, registrierte sie ebenfalls nicht. Aber umsonst wurde man nicht Bankleiterin, wenn es auch nur eine mittelgroße Filiale war.

»Na gut, wechseln wir das Thema. Wollen wir mal wieder ins Kino gehen?«

»Ja, gern. Ich war schon zwei Wochen nicht mehr weg, abends, meine ich. Laß uns mal richtig auf den Putz hauen.«

Viola kicherte.

»Mit Pizza und Kino und um elf zu Hause sein, ja?«

»Ich weiß, das ist nichts Besonderes, aber für mich genügt es. Ich muß ja immer so früh aufstehen. Und Pizza beim Italiener schmeckt eben anders als zu Hause.«

»Ich hab’ ja nur Spaß gemacht, nach durchtanzten Nächten ist mir schon lange nicht mehr. Die Discos sind absolut nicht mein Fall. Entweder steht da so ein Türsteher, breit wie ein Schrank mit erbsengroßem Hirn, und läßt die Leute nach seinem eigenen Gutdünken rein oder nicht… also, dann bekomme ich schon immer die Krise. Oder die Discos riechen schon bis auf die Straße nach Hasch und so.«

»Wir sind wohl aus dem Alter raus…«, seufzte Patrizia nicht ganz ernsthaft.

»Oder in den falschen Kreisen zu Hause.«

»Na, du kommst doch wohl überall rein!«

»Schon, aber ich muß nicht dazu beitragen, daß sich die Schickeria bewundern lassen kann. Nee, Kino und Pizza ist völlig okay.«

»Wir könnten ja auch mal wieder eine Party geben… Wie früher…«

Patrizia und Viola hatten fast zur gleichen Zeit Geburtstag, es lagen nur fünf Tage dazwischen. Im Alter zwischen neunzehn und sechsundzwanzig hatten sie Jahr für Jahr eine gemeinsame große Party gegeben. Nachdem Patrizias Ehe in die Krise geriet, hatte das aufgehört.

»Das ist die Idee!«

»Aber Markus wird nicht eingeladen«, erklärte Patrizia kategorisch.

Die Vorstellung, daß er mit einer neuen Frau an der Seite auftauchen könnte, war doch ein wenig zuviel für sie, obwohl sie ihn keineswegs mehr zurückhaben wollte. Dazu hatte er ihr zu weh getan.

»Ich hatte auch nicht ernsthaft daran gedacht, keine Angst. Soll ich mich um die Planung kümmern?«

»Gern. Ich will wirklich arbeiten, also muß ich mich darauf konzentrieren. Und wenn ich Glück habe, kann ich dann gleichzeitig meine Anstellung feiern.«

»Dein Optimismus wird sicher belohnt. So, ich muß jetzt los, Pat, ich habe morgen einen harten Tag. Der Vorstand kommt.«

»Ist Jochen auch noch dabei?«

»Ja, und deshalb möchte ich ausgeruht und so gut wie möglich aussehen.«

Viola hatte kurze Zeit die Hoffnung gehabt, daß Dr. Jochen Marquard und sie ein Paar werden könnten. Doch leider hatte sich der Frosch nicht in einen Prinzen verwandelt, im Gegenteil, er war zu einer häßlichen Kröte mutiert, als sich herausstellte, daß er neben Viola noch zwei andere Freundinnen hatte. Gott sei Dank war es Viola zu einem Zeitpunkt klar geworden, als es noch nicht allzuviel zu bereuen gab.

»Du siehst immer blendend aus, Viola, auch wenn du das nicht glaubst.«

Viola schmunzelte, sie freute sich sichtlich über das ehrlich gemeinte Kompliment. Für Patrizia war es unglaublich, daß ihre Freundin immer wieder daran zweifelte.

Viola erhob sich, nachdem sie den letzten Schluck Wein aus ihrem Glas geleert hatte. Bevor sie jedoch die Wohnzimmertür erreichte, öffnete sich diese und ein verschlafener kleiner Junge mit strubbeligen Haaren erschien. Seine Schlafanzughose war ein Stückchen heruntergerutscht und zeigte seinen runden Bauch. Mit einer Hand hielt er die Hose fest, mit der anderen rieb er sich das rechte Auge.

»Mama, ich kann nicht schlafen.«

Sein verstecktes Grinsen zeigte deutlich, daß es nicht stimmte. Er war vielmehr aufgewacht und hatte seine Chance erkannt, noch eine kleine Geschichte von Viola zu hören. Sie war seine liebste Geschichtenerzählerin.

»Ach, du armes Kind. Na, dann komm mal her, ich trage dich ins Bett zurück. Ich will sowieso gerade gehen.«

Bevor Paul noch protestieren konnte, hatte Viola ihn bereits auf den Arm genommen und tat so, als breche sie unter der Last zusammen. Er kicherte vergnügt und ignorierte den strengen Blick seiner Mutter.

»Du weißt doch genau, daß du nicht immer wieder aufstehen sollst, nur weil ich Besuch habe.«

»Wahrscheinlich waren wir eben wirklich ein bißchen zu laut«, nahm Viola ihr Patenkind in Schutz.

»Gegen euch bin ich machtlos. Also, dann ins Bett mit ihm, morgen muß er früh raus.«

»Wie ich, Paul. Und deshalb gibt es jetzt auch keine Geschichte mehr.«

»Och… nur noch eine ganz, ganz kurze… von dem Monster, das immer vor sich selbst Angst hat, wenn es einen Spiegel sieht.«

»Hältst du Monstergeschichten für eine gute Einschlafhilfe?« wollte Patrizia von ihrer Freundin wissen, aber die lächelte verschwörerisch.

Wieder lachte Paul. Er liebte es, wenn sie ihn wie einen großen Jungen behandelte, auch wenn sie ihn jetzt wie einen Kartoffelsack über die Schulter legte.

Patrizia begann den Tisch abzuräumen. Sie fühlte sich müde, die Probleme drückten sie ein wenig zu sehr nieder.

Wahrscheinlich war sie wieder einmal zu pessimistisch, auch wenn sie so tat, als sei es für sie kein Problem, einen Job zu finden. Sie wollte keineswegs alles annehmen, was man ihr anbot, es mußte Spaß machen. Immerhin vernachlässigte sie Paul ja doch ein bißchen und lud gleichzeitig ihrer Mutter neue Verantwortung auf. Charlotte wurde weniger davon betroffen. Nach der Schule, die fünf Minuten von der Wohnung ihrer Großmutter entfernt lag, hatte es sich einfach so eingespielt, daß sie bei ihrer Oma zu Mittag aß und erst eine gute Stunde später nach Hause ging. Manchmal machte Patrizias Mutter auch noch die Schularbeiten mit Charlotte. Sie hatte Spaß daran, sich um ihre Enkelin zu kümmern.

»So, ich gehe dann jetzt. Paul fielen schon wieder die Augen zu, als sein Kopf das Kissen berührte. Halt mich auf dem Laufenden, was deine Arbeitssuche angeht, ja?«

»Ja, mache ich. Danke, daß du mir zugehört hast.«

»Sag mal, Pat… habe ich das schon mal nicht getan?«

»Nein, aber ich glaube, du mußt dir schon manchmal wie ein unbezahlter Therapeut vorkommen.«

»Quatsch, wir haben uns doch immer alles erzählt. Mach dir keinen Kopf deswegen. Du schaffst das schon.«

Patrizia schloß die Wohnungstür hinter ihrer Freundin zu und ging ins Badezimmer hinüber. Abschminken, Zähne putzen, das ging alles automatisch. Sie dachte an andere Dinge.

Ob sie wohl bald zu dem Heer der berufstätigen Frauen gehören würde, die ihre Kinder allein aufzogen? Es wäre schön, Kolleginnen und Kollegen zu haben, ein bißchen miteinander reden und dann zufrieden und angeregt nach Hause gehen zu können, statt immer nur mit den Kindern zu sprechen – und mit den anderen Müttern im Kindergarten. Dort drehten sich die Gespräche ja auch meistens um die lieben Kleinen.

Patrizia schob diese Gedanken schnell beiseite. Sie kam sich undankbar vor, denn sie liebte ihre Kinder natürlich über alles. Ohne sie wäre ihr Leben überhaupt nicht vorstellbar.

*

Es war eine Mutter aus dem Kindergarten, die Patrizia auf eine Idee brachte.

»Ich habe mir einen Job übers Internet gesucht«, hörte sie Frau Wolter der Kindergärtnerin erzählen. »Nächste Woche geht es los. Wenn ich dann also mal ein paar Minuten später komme…«

Die Kindergärtnerin, eine hübsche 30jährige, die vor kurzem geheiratet hatte und noch immer ständig lächelte vor Glück, zeigte sich überschwenglich.

»Oh, das macht überhaupt nichts, Frau Wolter. Herzlichen Glückwunsch. Ich bin ja sowieso den ganzen Tag hier, wenn Sie also später kommen, bleibt Johannes einfach bei mir.«

»Einen Job im Internet?« mischte sich Patrizia nun ein.

Sie mußte mit der Tür ins Haus fallen, denn Frau Wolter machte schon Anstalten zu gehen.

»Ach, Frau Schlehmann… ja, genau. Ich habe meinen Computer schon lange, und dann las ich in der U-Bahn eine Anzeige vom Arbeitsamt. Da habe ich es dann zu Hause gleich versucht…«

»Dann muß ich mir wohl doch mal einen Computer kaufen.«

»Den sollte man sowieso haben, sonst kann man ja bald gar nicht mehr mitreden. Paul wird ihn auch mögen, vor allem, wenn er zur Schule kommt. Die Kids werden heute ja schon daran ausgebildet.«

»Daran habe ich noch gar nicht gedacht. Dann tue ich Paul und Charlotte ja geradezu einen Gefallen.«

»So ist es. Mein Mann sagt immer…«

Patrizia erfuhr nicht mehr, was Herr Wolter immer sagte, denn jetzt kam Paul um die Ecke gesaust und stürzte sich geradewegs in ihre Arme. Er zeigte seine Gefühle noch immer ganz offen. Patrizia wußte, daß das nicht mehr lange so sein würde und genoß jede einzelne Umarmung.

»Hallo, Mami!«

»Hallo, mein Schatz. Alles klar?«

»Na klar. Wir können gleich gehen. Tschüß, Andrea.«

»Tschüß, Paul. Und vergiß nicht, deiner Mutter von unseren Plänen zu erzählen.«

»Nee, tu ich nicht.«

Er zog Patrizia zum Ausgang. Sie nickte den beiden Frauen zu und beschäftigte sich in Gedanken schon mit der Aufgabe, möglichst günstig an einen Computer zu kommen. Jobsuche von zu Hause aus, das erschien ihr sehr verlockend.

Aber jetzt mußte Paul erst einmal zu Wort kommen.

»Wir wollen einen Ausflug machen, und alle Mütter, die nicht arbeiten, sollen mitkommen«, erzählte er mit wichtiger Miene.

Patrizia unterdrückte einen Seufzer. Zu dieser Gruppe gehörte sie nun schon seit knapp zwei Jahren, und sie hätte nichts dagegen, einmal kneifen zu können. Zwanzig Kinder zwischen vier und sechs Jahren zu beaufsichtigen, zu trösten und beim Streit zu schlichten, kam einer Mammutleistung gleich. Um nichts in der Welt hätte sie Kindergärtnerin oder Lehrerin sein wollen. Sobald sich die Erschöpfung jedoch verflüchtigt hatte, war die Erinnerung an den Tag immer sehr schön.

»Du kommst doch, Mama, oder?«

»Ja, natürlich komme ich mit.«

»Dann ist ja gut. Du bist immer so lustig, sagen die anderen auch.«

Patrizia war gerührt über das kindliche Kompliment. Sie warf Paul, der inzwischen auf dem Rücksitz des Autos saß und sich anschnallte, einen Kuß zu.

»Nee echt, Jakobs Mutter meckert immer nur.«

Na ja, das stimmte schon, wie sich Patrizia erinnerte. Aber sie hielt klugerweise den Mund. Es könnte sonst passieren, daß Paul Jakobs Mutter diese Bestätigung mitteilte. Kinder machten keine Unterschiede, jedenfalls nicht in diesem Alter. Wahrheit war Wahrheit. Sie könnte ihn nicht einmal schelten.

»Und wohin soll der Ausflug gehen?«

»In den Tierpark.«

»Da waren wir doch schon dreimal.«

»Ja, aber es sind ja immer andere Tiere da!«

»Na fein, es soll euch ja gefallen. Ach, Paul, hast du was dagegen, wenn wir noch schnell einen Umweg machen?«

»Krieg ich ein Eis?« nutzte er die Gunst der Stunde.