Michelle und Daniel - doppeltes Glück - Myra Myrenburg - E-Book

Michelle und Daniel - doppeltes Glück E-Book

Myra Myrenburg

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Beschreibung

Die Familie ist ein Hort der Liebe, Geborgenheit und Zärtlichkeit. Wir alle sehnen uns nach diesem Flucht- und Orientierungspunkt, der unsere persönliche Welt zusammenhält und schön macht. Das wichtigste Bindeglied der Familie ist Mami. In diesen herzenswarmen Romanen wird davon mit meisterhafter Einfühlung erzählt. Die Romanreihe Mami setzt einen unerschütterlichen Wert der Liebe, begeistert die Menschen und lässt sie in unruhigen Zeiten Mut und Hoffnung schöpfen. Kinderglück und Elternfreuden sind durch nichts auf der Welt zu ersetzen. Genau davon kündet Mami. Es war Liebe auf den ersten Blick, und sie beruhte auf Gegenseitigkeit. Regine zweifelte keine Sekunde daran, weder an jenem verzauberten Tag, als die Buchenwälder der Ardennen im goldenen Schein der Spätsommersonne erglühten, noch später, als ein strenger Winter die Landschaft in Kälte und Dunkelheit hüllte. Sie stand im Burghof der trutzigen Festung hoch über dem Grenzfluß Our und sah ihm entgegen, dem Ritter ohne Fehl und Tadel, der ihr bestimmt war von Gott und dem Schicksal. Er zügelte sein schimmerndes Roß, stieg aus dem Sattel und verneigte sich vor ihr. Sein Haar war voll und silberblond, seine Augen ozeanblau, seine Züge wie gemeißelt. Sie wußte, wer er war. Clemens August, Edler von Aremberg, jüngster Sproß einer gräflichen Familie am fernen Rhein. Man hatte ihn auf Brautschau geschickt ins Luxemburgische, nach Vianden, wo im Schutze dichter Wälder, steiler Felsen und drohender Wehrtürme ein Burgfräulein namens Regine lebte und ihn erwartete... an einem Tag wie diesem, um die Mittagsstunde... in einem früheren Jahrhundert... vor langer Zeit. Im Laufe der nächsten Minuten verwandelte sich das schimmernde Roß in ein Mountainbike, stahlgrau mit weißen Satteltaschen und einem Schlehdornzweig am Lenker. Das war eine Anpassung an die Gegenwart. Alles andere blieb, wie es war und wie es sein sollte: märchenhaft. »Ich hab' gehört, hier kann man übernachten«, sagte der junge Ritter und warf einen erwartungsvollen Blick auf das eindrucksvolle Gemäuer, »das ist doch die Burg Vianden, nicht wahr?« Regine verlor sich vorübergehend in seinen ozeanblauen Augen und lächelte verträumt. »Ja, stimmt, und du bist Clemens.« Er lächelte unsicher zurück. »Wirklich?«

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Mami – 2018 –

Michelle und Daniel - doppeltes Glück

Zwei Schelme halten fest zusammen

Myra Myrenburg

Es war Liebe auf den ersten Blick, und sie beruhte auf Gegenseitigkeit. Regine zweifelte keine Sekunde daran, weder an jenem verzauberten Tag, als die Buchenwälder der Ardennen im goldenen Schein der Spätsommersonne erglühten, noch später, als ein strenger Winter die Landschaft in Kälte und Dunkelheit hüllte.

Sie stand im Burghof der trutzigen Festung hoch über dem Grenzfluß Our und sah ihm entgegen, dem Ritter ohne Fehl und Tadel, der ihr bestimmt war von Gott und dem Schicksal. Er zügelte sein schimmerndes Roß, stieg aus dem Sattel und verneigte sich vor ihr. Sein Haar war voll und silberblond, seine Augen ozeanblau, seine Züge wie gemeißelt.

Sie wußte, wer er war. Clemens August, Edler von Aremberg, jüngster Sproß einer gräflichen Familie am fernen Rhein. Man hatte ihn auf Brautschau geschickt ins Luxemburgische, nach Vianden, wo im Schutze dichter Wälder, steiler Felsen und drohender Wehrtürme ein Burgfräulein namens Regine lebte und ihn erwartete... an einem Tag wie diesem, um die Mittagsstunde... in einem früheren Jahrhundert... vor langer Zeit.

Im Laufe der nächsten Minuten verwandelte sich das schimmernde Roß in ein Mountainbike, stahlgrau mit weißen Satteltaschen und einem Schlehdornzweig am Lenker. Das war eine Anpassung an die Gegenwart. Alles andere blieb, wie es war und wie es sein sollte: märchenhaft.

»Ich hab’ gehört, hier kann man übernachten«, sagte der junge Ritter und warf einen erwartungsvollen Blick auf das eindrucksvolle Gemäuer, »das ist doch die Burg Vianden, nicht wahr?«

Regine verlor sich vorübergehend in seinen ozeanblauen Augen und lächelte verträumt. »Ja, stimmt, und du bist Clemens.«

Er lächelte unsicher zurück. »Wirklich?«

»Klar! Clemens August von Aremberg. Jüngster Sohn eines Grafen am Rhein, ohne große Erbschaft, und daher vorgesehen für das Amt des Kämmerers im Dienst des Herzogs von Vianden und seiner drei Töchter – Irene, Justine und Regine.«

Er staunte sie wortlos an.

»Du hast nichts dagegen, wenn ich dich Clemens nenne?« fragte sie freundlich.

»O nein, im Gegenteil. Und du? Wer bist du?«

»Regine.«

Sie senkte graziös den Kopf, griff in die Falten ihres knöchellangen lichtblauen Kleides, dessen weite Ärmel mit bunter Borte abgesetzt waren, und deutete einen Knicks an.

Ihre Augen lachten.

Er lehnte das Rad an den Torbogen, reichte ihr die Hand und ließ sich in den Burghof führen. Sie traten an die meterbreite Mauerbrüstung. Ein überwältigender Blick tat sich auf: schroffe Felsen, ein tiefes dunkelgrünes Tal, ein glitzerndes Flüßchen, gesäumt von Spielzeughäuschen, ein Raubvogel, der in den Lüften kreiste, und über allem der Himmel – leuchtend blau, zum Greifen nah und doch hoch und unerreichbar.

In einem Blumenrondell blühten die letzten Rosen. In der Ferne läutete eine Mittagsglocke.

»Du kannst hier nicht übernachten«, sagte Regine, ohne seine Hand loszulassen.

»Nicht?«

»Nein, die Burg wird ständig restauriert, außen und innen, sie ist ein Museum.«

»Keine Jugendherberge?«

Sie schüttelte den Kopf. Ihre erdbraune Haarmähne wippte. Ihre steingrauen Augen lachten. Ihre Farben waren die des Landes.

»Aber ich dachte«, begann er sichtlich verwirrt, »jemand hätte mir gesagt...«

»Das hast du verwechselt, Clemens. Hier finden im Sommer oft internationale Jungendtreffen statt, Musikfeste, Dichterlesungen, Theaterspiele. Manchmal kommen auch Politiker, um Geheimverhandlungen abzuhalten. Aber meistens sind es nur Besucher, die sich die Burg ansehen wollen. Wenn du möchtest, führe ich dich ein bißchen herum.«

»Gern«, sagte er und folgte ihr willig durch einen Wandelgang mit bogenförmigen Öffnungen. Das Licht fiel schräg herein und malte Kringel auf die grobkörnigen Wände. In einem langen Saal kletterten sie auf die Sitzbänke in den tiefen Fensternischen. Hier mochten die Burgfräulein gesessen und hinunter geblickt haben auf die Spitzen der Tannen, den Turm des Kirchleins und vor allem auf den Saumpfad, der sich bergab schlängelte, genau da, wo heute die Straße entlang führte.

»Im Sommer ist es zauberhaft«, murmelte Clemens versonnen.

»Nicht wahr?« Regine versank in seinem Blick, riß sich zusammen und fügte mit einem kleinen Seufzer hinzu: »Im Winter hält man es nicht aus vor Kälte. Die Menschen in früheren Zeiten müssen enorm abgehärtet gewesen sein.«

Sie standen auf. Er reichte ihr galant die Hand, als sie den Fenstersitz verließen und hinabstiegen auf den Sandsteinboden des Saales.

»Hoffentlich ist mein Rad noch da«, sagte er, während sie über Treppen und gewundene Gänge zurück schlenderten und den Burghof durchquerten, vorbei an dem Rosenrondell.

»Bestimmt«, versicherte Regine, »vor dem Torbogen auf der rechten Seite steht ein Pförtnerhäuschen – du hast es wahrscheinlich nicht gesehen.«

»Nein – ehrlich gesagt – ich sah nur dich.«

»Jetzt übertreibst du aber!«

»Mit keinem Wort. Es ist die Wahrheit – Hand aufs Herz.«

Er blieb stehen, strahlte sie aus seinen ozeanblauen Augen an, löste behutsam die Verpflechtung ihrer beider Finger und kreuzte die Hände vor der Brust.

Regine schwankte ein wenig, denn ihr war ganz schwach vor Glück. Sie deutete auf sein stahlgraues Montainbike, das unversehrt am Torbogen lehnte, und erklärte ihm die Gegebenheiten: Im Pförtnerhäuschen befand sich der Eintrittskartenverkauf und ein kleiner Andenkenladen, heute besetzt von ihrer Cousine Dorette, die ein wachsames Auge auf alle abgestellten Fahrzeuge hielt.

»Komm, ich mache euch miteinander bekannt«, sagte Regine und zog ihn an das weit geöffnete Glasschiebefenster, wo eine dunkelhaarige junge Frau eine große Schachtel öffnete.

»Dorette – das ist Clemens.«

»Bonjour, Monsieur.«

»Clemens, das ist Dorette, meine Cousine.«

»Hallo!«

»Hast du neue Ware bekommen?« fragte Regine.

»Ja, sieh nur – schön, nicht wahr?«

Clemens beugte sich vor.

»Darf ich mal?«

»Natürlich. Hier –« Dorette reichte ihm eine Glaskugel, in der es heftig schneite. Als sich die Flocken gelegt hatten, erschien Vianden, die Burg mit vier Türmen, der bewaldete Hang von der Talseite her gesehen, die Kirche, die Häuser am Fluß, und darüber der Sommerhimmel wie eine blaue Kuppe.

»Toll«, murmelte Clemens und drehte die Kugel hin und her, »die kaufe ich.«

»Jetzt? Gleich?«

»Klar. Wer weiß, ob ich noch mal hierher komme.«

Die Worte, lässig gesprochen, versetzten Regine einen Stich. Aber er ging nicht tief. Der Schmerz verflog, kaum, daß sie ihn wahrgenommen hatte. Noch stand die Sonne am Himmel. Noch hielt der Zauber an. Noch war der Tag nicht zu Ende. Noch lockte das Glück, noch winkte die große Verheißung: Glaube, Hoffnung, Liebe.

Regine überließ sich den Regungen ihres Herzens, und sie sollte recht behalten. Sie waren ihrem Schicksal begegnet in dieser magischen Mittagsstunde. Sie wußten es beide. Ein unsichtbares Band verknüpfte sie miteinander, so fest, daß sie sich nicht trennen konnten, weder an diesem noch am nächsten Tag. Hand in Hand streiften sie durch die Gassen des alten Städtchens, das ihm bald so vertraut wurde wie kein anderer Ort auf der Welt. Irgendwann würde er fortgehen müssen. Wann? Noch nicht. Bald? Nur nicht dran denken.

*

Regine Marchand entstammte einer alteingesessenen Familie. Ihr Elternhaus stand in der Hauptstraße, die von der Burg zum Fluß führte, eng wie eine mittelalterliche Gasse, durchzogen von Touristenströmen, umgeben von Andenkenläden, Restaurants, Cafés, Hotels. In den vielen, dicht nebeneinander liegenden Geschäften wurde alles angeboten, was den kleinen Grenzverkehr zwischen Deutschland, Luxemburg und Belgien so attraktiv machte und dem schmalen, steilen Gäßchen mit seinem Kopfsteinpflaster ein internationales Flair gab.

In jenen schicksalhaften Tagen Ende September war Regine zweiundzwanzig Jahre alt, staatlich geprüfte Dolmetscherin für Deutsch und Französisch und selbstverständlich perfekt in der Landessprache Luxemburgisch, die als Dialekt auch auf der deutschen Seite des Grenzflüßchens Our gesprochen wurde.

Ihr Vater hatte für die Landeszeitung geschrieben und das kulturelle Erbe seines Heimatortes nach Kräften gefördert. Er hatte alte Schriften studiert, neue Chroniken angelegt, das Interesse seiner einzigen Tochter für die geschichtliche Vergangenheit geweckt und bis zu seinem Tode vor vier Jahren dem Kuratorium für die Burg Vianden angehört.

Von Regine hieß es, sie habe zuviel Phantasie und zuwenig Disziplin, um die Arbeit ihres Vaters fortzusetzen. Aber allen Unkenrufen zum Trotz war sie nach Abschluß ihrer Ausbildung zurückgekehrt, um in seine Fußstapfen zu treten.

Sie wollte es wenigstens versuchen.

Eine wichtige Rolle bei diesem Entschluß hatte ihr Elternhaus gespielt, das ihr allein gehörte. Alle anderen Vermögenswerte hatte ihre Mutter geerbt, Veronique Marchand, die inzwischen Madame Jordans hieß und mit ihrem zweiten Mann Emile in Brüssel lebte.

»Du kannst bei mir wohnen«, hatte Regine zu Clemens gesagt, als sie den Burgbereich verließen. Das Angebot hatte ihn überrascht, sie merkte es deutlich, aber er sagte nichts und fragte nichts. Nur der Druck seiner Hand verstärkte sich. Je länger er blieb, um so intensiver wurden seine Umarmungen, um so fester schlossen sich seine Finger um ihre Handgelenke. Daran und an die vielen kleinen Gesten der Höflichkeit sollte sie sich später immer erinnern.

Er hielt ihr jede Tür auf, ließ ihr stets den Vortritt, half ihr in den Mantel und nahm ihr jeden Einkaufskorb ab. Er war ein Ritter. Sie hatte es von Anfang an gewußt. Was sie miteinander verband war die Kraft einer großen Liebe. In den alten Zeiten, so stand es in der Chronik, liebte man nur einmal im Leben.

»Das ist auch unser Schicksal«, sagte Regine zu Clemens, »denn wir sind ja nicht von dieser Welt.«

»Nicht?«

»Natürlich nicht.«

Er staunte sie an mit seinen leuchtend blauen Augen, und auch das blieb ihr im Gedächtnis, das immer wiederkehrende glückliche Staunen.

Sie hatten unentwegt miteinander geredet. Worüber?

Regine fragte sich das später oft, aber außer Bruchstücken fiel ihr nichts ein, nichts Wesentliches, nichts von Substanz, nichts von Belang.

An seinem letzten Tag trafen sie vor der Burg eine bolivianische Gruppe in malerischen Trachten, die einen kleinen Stand aufgebaut hatten. Zwei von ihnen sangen und musizierten, zwei andere verkauften das übliche Sammelsurium, darunter Musik-Kassetten, Silberschmuck und bunte, aus feinen Fäden geknüpfte Glücksarmbänder.

Regine und Clemens kauften jeder eines und banden es sich gegenseitig ums linke Handgelenk. Dann fischte er eine winzige Mundharmonika aus einem Kästchen mit Krimskram, blies probehalber ein paar Töne und begann selbstvergessen zu spielen.

Die vier Bolivianer klatschten Beifall. Passanten und Burgbesucher blieben stehen und nickten ihm lächelnd zu.

Clemens brach ab, schüttelte den Kopf und murmelte verlegen: »Ach was, das ist nichts, gar nichts.«

Regine hörte nicht auf ihn. Sie zog ihren Geldbeutel aus der Tasche und kaufte ihm die Mundharmonika.

Die letzte Nacht war erfüllt von Abschiedsweh, aber nicht von Trostlosigkeit oder gar Hoffnungslosigkeit. Sie weinten beide, als sie sich trennten, unten am Grenzfluß, morgens um acht Uhr. Von hier aus wollte Clemens mit dem Mountainbike nach Trier fahren, und von dort aus mit dem Intercity nach Hause, nach Norden, Hamburg, Kiel oder noch weiter.

Er sprach sich nicht aus darüber. Das Thema schien unerfreulich zu sein. Er fuhr nicht gern, soviel hatte Regine erraten können. Aber er brauchte Zeit, um seine Probleme in Worte zu fassen, mehr Zeit, als ihnen diesmal blieb.

Nächstes Mal, dachte sie in unerschütterlicher Zuversicht, obwohl kein Termin genannt worden war und auch sonst nichts, woran sie sich halten konnte. Sie vertraute ihrem Gefühl, der Geheimsprache des Herzens, die nur drei Begriffe kannte: Glaube, Liebe, Hoffnung.

Sie zweifelte keinen Augenblick daran, daß er alle Hebel in Bewegung setzen würde, wiederzukommen. Sie wußte, was sie ihm bedeutete, und daß es keine andere Frau in seinem Leben gab. Soviel, immerhin, hatte er herausgebracht, und sie glaubte ihm vorbehaltlos. Denn obwohl sie nicht viele Vergleiche anstellen konnte, hatte sie doch bemerkt, daß er an Zärtlichkeit nicht gewöhnt und in der Liebe eher unerfahren war.

Um so mehr hatte er jede Stunde ihres Zusammenseins genossen, jede Berührung, jede kleine Geste, jedes liebe Wort.

»Laß mich nicht fort«, hatte er geflüstert und sich an sie geklammert beim Abschied, unten am Fluß, und sein Gesicht war naß gewesen von Tränen.

Gegen Abend rief er an, von

Trier aus, wo er wohlbehalten angekommen war, Gott sei Dank, und früh genug, um eine Fahrkarte zu lösen, das Rad aufzugeben und sich zu versichern, daß sie ihn noch liebe.

»Was dachtest du denn!« rief sie vorwurfsvoll, und er war beruhigt, immer noch traurig, aber nicht mehr so verzweifelt wie am Morgen.

Danach dauerte es eine Woche, bis sie wieder von ihm hörte.

Er klang munter, wenn auch etwas gehetzt, brach mitten im Satz ab und versprach, sich später noch einmal zu melden.

Regine wartete den ganzen Tag, den ganzen Abend und sorgte sich um ihn, als der Oktober verging, ohne Anruf, ohne Brief, ohne ein Lebenszeichen.

Sie wünschte sich sehnlichst, daß er anriefe, und sie wurde immer ungeduldiger, denn sie hätte ihm viel zu erzählen gehabt. Aber er ließ nichts von sich hören, und sie besaß weder seine Adresse noch seine Telefonnummer. Genau genommen wußte sie nicht einmal, wie er hieß.

Sie hatte ihn Clemens genannt, aus einem Impuls heraus, aus der Stimmung eines Augenblicks. Dabei war es geblieben. Einen anderen Namen – seinen richtigen – hatte er nie genannt.

*