Einzelkinder - ein schweres Los? - Myra Myrenburg - E-Book

Einzelkinder - ein schweres Los? E-Book

Myra Myrenburg

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Beschreibung

Die Familie ist ein Hort der Liebe, Geborgenheit und Zärtlichkeit. Wir alle sehnen uns nach diesem Flucht- und Orientierungspunkt, der unsere persönliche Welt zusammenhält und schön macht. Das wichtigste Bindeglied der Familie ist Mami. In diesen herzenswarmen Romanen wird davon mit meisterhafter Einfühlung erzählt. Die Romanreihe Mami setzt einen unerschütterlichen Wert der Liebe, begeistert die Menschen und lässt sie in unruhigen Zeiten Mut und Hoffnung schöpfen. Kinderglück und Elternfreuden sind durch nichts auf der Welt zu ersetzen. Genau davon kündet Mami. »Am besten, wir gehen noch mal alle Punkte durch«, sagte Olaf Hammerschmidt zu seiner Frau Petra, die den schweren Mittelklassewagen durch den Abendverkehr zum Flughafen lenkte, »nur zur Sicherheit.« Das ist wirklich nicht nötig, wollte sie einwenden, aber er war bereits dabei, die Aufträge aufzuzählen, die er ihr diesmal hinterließ, bevor er einen Linienflug nach Singapur antrat. Olaf war Flugkapitän, vornehmlich auf fernöstlichen Strecken unterwegs. Außerdem stand er einer Pilotenvereinigung vor und gehörte zur Nachwuchs-Prüfungskommission. Die Zeit, die er zu Hause verbrachte, wurde immer knapper und die Liste der abzuhakenden Punkte immer länger. »Also, erstens bringst du den Wagen zum TÜV, morgen früh um halb acht. Zweitens gibst du die Steuerunterlagen beim Finanzamt ab, der Name des Sachbearbeiters steht auf dem Umschlag. Drittens – denk dran, daß der Junge übermorgen sein erstes Handballtraining hat. Du fährst bis zur Abfahrt Gladbach, dann einen Kilometer geradeaus, und an dem Gasthaus zum Eichbaum biegst du scharf links ab. Dahinter liegen die Sportanlagen des TUS Harlingen. Wenn du ein paarmal dort warst, findest du den Weg im Schlaf. Warte mal, war sonst noch was Dringendes?« Olaf legte die Stirn in tiefe Denkfalten und sah seine Frau fragend an. »Nein, nein, nur deine Uniform in die Reinigung und natürlich die Wäsche in die Maschine, die Hemden extra – aber das brauchen wir nicht einzeln durchzugehen, Schatz.« »Ich möchte nur sichergehen, daß du nichts vergißt.« »Keine Sorge, bis jetzt hat mein Gedächtnis immer noch gut funktioniert«, erwiderte Petra spitz. Olaf runzelte die Stirn. »He, du bist doch nicht sauer?«

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Mami – 2025 –

Einzelkinder - ein schweres Los?

Max und Moritz gegen den Rest der Welt

Myra Myrenburg

»Am besten, wir gehen noch mal alle Punkte durch«, sagte Olaf Hammerschmidt zu seiner Frau Petra, die den schweren Mittelklassewagen durch den Abendverkehr zum Flughafen lenkte, »nur zur Sicherheit.«

Das ist wirklich nicht nötig, wollte sie einwenden, aber er war bereits dabei, die Aufträge aufzuzählen, die er ihr diesmal hinterließ, bevor er einen Linienflug nach Singapur antrat.

Olaf war Flugkapitän, vornehmlich auf fernöstlichen Strecken unterwegs. Außerdem stand er einer Pilotenvereinigung vor und gehörte zur Nachwuchs-Prüfungskommission. Die Zeit, die er zu Hause verbrachte, wurde immer knapper und die Liste der abzuhakenden Punkte immer länger.

»Also, erstens bringst du den Wagen zum TÜV, morgen früh um halb acht. Zweitens gibst du die Steuerunterlagen beim Finanzamt ab, der Name des Sachbearbeiters steht auf dem Umschlag. Drittens – denk dran, daß der Junge übermorgen sein erstes Handballtraining hat. Du fährst bis zur Abfahrt Gladbach, dann einen Kilometer geradeaus, und an dem Gasthaus zum Eichbaum biegst du scharf links ab. Dahinter liegen die Sportanlagen des TUS Harlingen. Wenn du ein paarmal dort warst, findest du den Weg im Schlaf. Warte mal, war sonst noch was Dringendes?«

Olaf legte die Stirn in tiefe Denkfalten und sah seine Frau fragend an.

»Nein, nein, nur deine Uniform in die Reinigung und natürlich die Wäsche in die Maschine, die Hemden extra – aber das brauchen wir nicht einzeln durchzugehen, Schatz.«

»Ich möchte nur sichergehen, daß du nichts vergißt.«

»Keine Sorge, bis jetzt hat mein Gedächtnis immer noch gut funktioniert«, erwiderte Petra spitz.

Olaf runzelte die Stirn.

»He, du bist doch nicht sauer?« fragte er irritiert.

Seine Frau antwortete nicht. Aber aus dem Rücksitz meldete sich sein Sohn Maximilian.

»Sie muß sich jetzt konzentrieren, Paps. Wenn sie hier nicht die Spur wechselt, kommen wir am Parkdeck für Passagiere an und du wirst schimpfen, weil du dann so weit laufen mußt.«

»In Ordnung«, murmelte Olaf.

»Warum sind wir nicht mit meinem alten Golf gefahren? Ich bin an diesen großen Schlitten nicht gewöhnt«, ereiferte sich Petra.

»Gerade deshalb. Du brauchst Übung. Morgen bringst du ihn zum TÜV, und wenn du Max zum Handballtraining fährst, nimmst du ihn auch.«

Sie preßte die Lippen zusammen und zwang sich zur Ruhe.

Eine der gußeisernen Regeln ihres Ehelebens lautete: Kein Krach vor dem Abflug. Keine Debatte zum Abschied. Darauf hatte sich sogar Maximilian schon eingestellt, obwohl er erst acht Jahre alt war. Paps vertrug keinen Ärger im letzten Moment, und außerdem war es unfair, ein Problem aufzuwerfen, das er schon aus Zeitgründen nicht mehr lösen konnte.

»Hör mal«, sagte Petra, als sie am genau richtigen Platz vorschriftsmäßig geparkt hatte, »könntest du aus Singapur noch mal eine dieser kleinen Buddhafiguren mitzubringen?«

»Wieso? Willst du dir eine Sammlung anlegen?«

»Ach was. Nur als Geschenk für Nora zum Geburtstag.«

Olaf reckte sich, ließ den Blick zum bedeckten Frühlingshimmel hinauf schweifen und seufzte schwer.

»Versprechen kann ich es nicht.«

»Na, versuch’s wenigstens mal.«

»Es kommt drauf an, wo unser Hotel liegt. Wenn wir zu weit draußen wohnen, sind die Geschäftsstraßen praktisch unerreichbar.«

»Okay, okay. Mach dir keinen Streß deswegen.«

»Nein, nein, ich will ja nur sagen, daß es nicht ganz einfach ist, diese Mitbringsel zu besorgen, wenn man nur zwei Tage in der Stadt ist und davon die Hälfte verschläft.«

Er beugte sich aus seiner Höhe von einsneunzig herab zu Frau und Sohn, küßte beide, umarmte sie abwechselnd, richtete sich wieder auf, schnappte seine Reisetasche und trabte winkend davon.

Einmal möchte ich erleben, daß er einfach ja sagt, wenn ich ihn um etwas bitte, dachte Petra ärgerlich, so, wie er es von mir immer erwartet, egal, ob es um sein kostbares Auto geht oder um die anderen tausend Kleinigkeiten, die ich aufgetragen bekomme, ob ich will oder nicht.

Sie stieg wieder ein, wartete, bis Maximilian, der im Rücksitz geblieben war, sich angegurtet hatte, warf einen Blick auf die Uhr und fuhr los.

Es war Sonntagabend. Wenn alles klappte, konnten sie noch kurz zu Nora und Moritz gehen, um das Wochenprogramm zu besprechen. Abgesehen von Mann und Sohn war Nora Wiegand der wichtigste Mensch in Petras Leben, denn mit ihr wechselte sie sich in punkto Kinderbetreuung ab, seit sie vor nunmehr acht Jahren auf der Entbindungsstation im Kölner Lukas-Krankenhaus miteinander Freundschaft geschlossen hatten. Die beiden Buben war gleichaltrig und zudem Einzelkinder, denen es nach Ansicht ihrer Mütter nur guttun konnte, gemeinsam aufzuwachsen, bis zu einem gewissen Grad jedenfalls. Da sie in demselben Vorort wohnten, nämlich in Harlingen, und zufällig sogar in derselben Straße, ließ sich diese Absicht wirklich ganz leicht in die Tat umsetzen.

Das Haus Nummer acht im Hünenweg hatten Olaf und Petra kurz vor Maximilians Geburt gekauft. Es war nach der im Bergischen Land üblichen Bauweise mit Schiefer verkleidet und stand nahe der Kirche in einem leicht verwilderten Obstgarten.

Petra fuhr den Wagen in die Garage, schloß das Tor und folgte ihrem Sohn ins Haus. Wie immer nach Olafs Aufbruch herrschte in allen Räumen ein unbegreifliches Durcheinander. Papierkörbe quollen über, Gummistiefel versperrten die Kellertür, in der Garderobe hingen Regenmäntel und Duffel-coats übereinander, in der Küche stapelte sich das Geschirr vom Mittagessen und vom Nachmittagskaffee, und im Schlafzimmer standen sämtliche Schränke offen. Es war merkwürdig, daß ein so ordnungsliebender Mensch wie Olaf, regelmäßig ein solches Chaos hinterlassen konnte.

Petra machte sich sofort ans Werk, denn bevor sie zu Nora ging, wollte sie wenigstens aufgeräumt haben. Außerdem mußte die Frage nach den Schularbeiten erörtert werden. Maximilian war zwar auf dem besten Wege, diese Pflichten als seine ureigenen anzuerkennen, die er im Alleingang zu erledigen hatte, doch dann hatte er das Ziel nicht erreicht.

»Was mußt du noch für die Schule tun?« fragte Petra und reinigte die Herdplatten.

»Nicht mehr viel«, war die mehrdeutige Antwort.

»Na, dann setz dich hin und fang an.«

»Aber ich muß Diktat üben, das kann ich nicht allein.«

»Herrje, Max! Fällt dir das jetzt erst ein? Es ist Sonntagabend!«

»Ich hab’s dir schon gestern mittag gesagt, Mami, aber du hast gar nicht zugehört.«

»Schon gut«, murmelte Petra, die in den letzten vierundzwanzig Stunden mit den Reisevorbereitungen ihres Mannes beschäftigt gewesen war, »wir üben zuerst das Diktat, dann, falls es nicht zu spät ist, gehen wir rüber zu Nora und Moritz. Kannst schon mal deine Schultasche für morgen packen.«

Maximilian verschwand in sein Zimmer, tauchte jedoch nach wenigen Minuten schon wieder auf.

»Ich will nicht zum Handballtraining, Mami.«

»Es ist ja nur zur Probe«, erwiderte Petra in dem beschwichtigenden Ton, den sie sich angewöhnt hatte, seit sie zwischen Mann und Sohn vermitteln mußte.

»Von wegen! Paps hat mich fest angemeldet!«

»Vielleicht gefällt es dir sogar. Warte doch erst mal ab.«

»Wo ich so wenig Zeit habe«, seufzte Maximilian, »Dienstag ist der einzige Tag, an dem wir mal richtig schön spielen können, Moritz und ich.«

Petra, die nicht gewillt war, sich durch dieses unlösbare Problem den Abend vollends verderben zu lassen, schob ihren Sohn hinüber in sein Zimmer, wartete, bis er sich widerwillig an seinen Kinderschreibtisch gesetzt hatte, und diktierte ihm zwei Abschnitte aus seinem Lesebuch.

Dann hielt sie inne, weil das Telefon klingelte und Nora wissen wollte, ob sie heute noch kämen, und wenn ja, ob sie Pizza für die Buben mitbringen könnten. Sie habe ein hochinteressantes Gericht gekocht, das Moritz leider total ablehne.

»Wir kommen«, sagte Petra entschlossen, »sobald wir mit dem Diktat fertig sind.«

»Ach du lieber Gott«, rief Nora, »das hatte ich ganz verdrängt! Na, egal, jetzt ist es sowieso zu spät.«

*

Nora Wiegand, Inhaberin einer kleinen Werbeagentur, wohnte aus praktischen Erwägungen im ersten Stock eines früheren kleinen Hotelgebäudes. Eine Treppe tiefer lagen ihre Geschäftsräume, so daß sie Privat- und Berufsleben verhältnismäßig leicht miteinander verbinden konnte.

Nora war eine aufgeschlossene, gesellige junge Frau von dreißig Jahren, naturblond, hübsch, intelligent und erfolgreich. Sie erzog ihren Sohn allein, und sie war stolz darauf, aber es ließ sich nicht leugnen, daß der achtjährige Moritz, ein ebenso aufgeweckter wie willensstarker Knabe, ihr gesamtes Leben dominierte.

An diesem Abend im März, beispielsweise, hätte sie liebend gern die Einladung eines Binnenschiffers namens Cornelius van der Veen angenommen, der morgen schon weiterziehen würde, rheinabwärts, in seinen holländischen Heimathafen. Normalerweise wäre Moritz schon am Spätnachmittag hinüber zu Petra und Maximilian gegangen, um dort bis morgen früh zu bleiben. Aber heute, an Olaf Hammerschmidts Abreisetag, hatte sich das von selbst verboten, und Moritz war nicht bereit gewesen, auch nur ein Stündchen allein zu bleiben.

Er war ja auch nicht daran gewöhnt, sagte sich Nora, und sie hätte sowieso keine Ruhe gehabt. Statt dessen, wenn sie schon schick essen gehen konnte, hatte sie etwas Exquisites gekocht, nämlich Tafelspitz mit Petersilienkartöffelchen, grünen Böhnchen und Kapernsoße.

»Super«, fand Petra, als sie sich endlich zu Tisch setzte. Moritz, der ihr gegenüber saß, griff sich an den Hals und gab würgende Laute von sich.

»Soll ich mal probieren?« sinnierte Maximilian.

»Laß es lieber sein«, sagte Nora resigniert, »noch mehr Kritik vertrage ich heute abend nicht. Hier«, sie schob den Kindern die flachen Pizzaschachteln zu, »die sind für euch!«

»Laß dich doch nicht so runterziehen«, raunte Petra kauend, »ich hab schon nicht verstanden, warum du heute abend nicht mit deinem Binnenschiffer auf Sause gegangen bist.«

»Und ich?« krächzte Moritz empört.

»Du hättest getan, was du sonst auch um diese Zeit tust«, entgegnete Petra ungerührt, »nur eben ausnahmsweise mal allein und nur so lange, bis wir vom Flughafen zurück waren. Also höchstens anderthalb Stunden.«

»Das ist nicht gut für mich«, stellte Moritz fest.

»Was?« riefen Petra und Nora wie aus einem Munde.

»Kinder sollen nicht allein gelassen werden.«

»Wer sagt das?«

»Jemand im Radio.«

»Ehrlich?« fragte Maximilian interessiert.

»Ich hab’s selbst gehört«, versicherte Moritz, seine Pizza genüßlich auseinander zerrend, »die Frau Pfarrer sagt es auch immer.«

Nora, die das Kinn in die Hand gestützt und zugehört hatte, hob den Kopf und wandte sich an ihre Freundin.

»Da ist was dran«, meinte sie ernst.

»Klar, wir sollten Frau Katekoven wieder ausgraben«, erwiderte Petra achselzuckend, »sie war jederzeit bereit und absolut zuverlässig.«

»Aber sie hütet doch nur kleine Kinder«, warf Maximilian ein.

»Ach was! Sie hütet alle, die es nötig haben«, sagte Petra und nahm sich noch einen Löffel Kapernsoße, »kann sein, daß ihr die Ältesten seid. Doch was soll’s. Wenn ihr eben nicht allein gelassen werden dürft, nicht mal ein Stünd-chen am hellichten Tag, dann lassen wir Frau Katekoven wieder regelmäßig kommen, notfalls bis ihr fünfzehn, sechzehn seid. Uns soll niemand nachsagen, daß wir unsere Kinder vernachlässigen, was Nora?«

»Bestimmt nicht.

»Ich will das nicht«, stieß Maximilian gepeinigt hervor, »ich will nicht, daß sie überall erzählt, ich bräuchte immer noch einen Babysitter.«

»Wenn es doch aber so ist!«

»Ist es ja gar nicht!«

»Wir sind doch nicht mehr drei Jahre alt«, empörte sich Moritz, besann sich im letzten Moment und setzte eine nachdenkliche Miene auf.

»Können wir morgen mit dir in die Stadt fahren, Mami?« fragte er bescheiden.

»Wenn ihr euch anständig benehmt, ja. Ich muß zum Rundfunk, Werbetexte aufnehmen lassen.«

Maximilian dachte lange nach.

»Da muß man immer mäuschenstill sein, nicht wahr?«

»Aber nebenan ist eine ganz tolle Cafeteria, da gibt es Eis mit bunten Schirmchen drauf«, erinnerte sich Moritz.

Seine Mutter wechselte einen Blick mit Petra, die montags, mittwochs und freitags nachmittags in der Buchhandlung Kobold arbeitete. An diesen Tagen ging Maximilian nach der Schule mit Moritz nach Hause.

Je nachdem, was Nora zu tun hatte, durften die Kinder sich unten in den Büroräumen aufhalten, malen, basteln und ihre Schularbeiten machen. Sie taten es nicht ungern, aber noch lieber fuhren sie mit Nora in die Stadt.

»Wenn sie dich nicht stören beim Rundfunk, mir soll’s recht sein«, sagte Petra, und augenzwinkernd fügte sie hinzu:

»Trotzdem sollten wir Frau Katekoven noch mal nähertreten. Das waren doch schöne Zeiten, als sie regelmäßig kam und auf die Kinder aufpaßte.«

»Ja, so was sollten wir uns wieder gönnen.«

»Dann hättest du ohne weiteres heute abend mit deinem Binnenschiffer ausgehen können.«

»Er ist nicht mein Binnenschiffer«, erklärte Nora abwehrend.

»Aber er ist ein ziemlich hartnäckiger Verehrer«, meinte Petra belustigt.

»Er will Mami heiraten!« stieß Moritz düster hervor.

»Was? Wirklich?«

»Er redet manchmal davon«, sagte Nora hastig, »aber das müssen wir nicht gleich ernst nehmen.«

»Wer oder was spricht dagegen?« fragte Petra.

Nora wies mit dem Kinn auf ihren Sohn.

»Erst einmal der da.«

»Und warum?«

»Ich will nicht nach Holland«, sagte Moritz.

»Aha. Und wie war das mit dem netten Grafiker? Ich glaube, er hieß Gerrit und kam aus Köln. Was hat dich an ihm gestört?«

»Der hatte zwei Kinder!«

»Das ist doch kein Grund, ihn abzulehnen. Im Gegenteil. Du hast so gern Gesellschaft. Vielleicht würdest du dich gut mit ihnen vertragen.«

Moritz schüttelte heftig den Kopf. Er war hellblond wie seine Mutter, groß für sein Alter und mitten im Zahnwechsel.