Die Jorgensen-Kinder - Myra Myrenburg - E-Book

Die Jorgensen-Kinder E-Book

Myra Myrenburg

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Beschreibung

Die Familie ist ein Hort der Liebe, Geborgenheit und Zärtlichkeit. Wir alle sehnen uns nach diesem Flucht- und Orientierungspunkt, der unsere persönliche Welt zusammenhält und schön macht. Das wichtigste Bindeglied der Familie ist Mami. In diesen herzenswarmen Romanen wird davon mit meisterhafter Einfühlung erzählt. Die Romanreihe Mami setzt einen unerschütterlichen Wert der Liebe, begeistert die Menschen und lässt sie in unruhigen Zeiten Mut und Hoffnung schöpfen. Kinderglück und Elternfreuden sind durch nichts auf der Welt zu ersetzen. Genau davon kündet Mami. Zum ersten Mal hatte er sie bei der Hubertusjagd gesehen. Sie ritt eine prächtige Fuchsstute und sah hinreißend aus. Unter der schwarzen Reitkappe quoll das kastanienfarbene Haar hervor, dicht gelockt und glänzend. Ihre Augen leuchteten mit dem Herbstwald um die Wette. Sie funkelten vor Lebensfreude und Übermut. Ihr Name war Amelie Hahn. Sie war gerade dreiundzwanzig geworden, stammte aus dem tiefsten Süden Deutschlands und studierte im dritten Semester Medizin. All dies erfuhr Malte erst später. An diesem klaren, frostigen Novembertag im Schein der goldenen Spätherbstsonne sah er sie zum ersten Mal, was seltsam anmutete, denn er war der Jagdherr und kannte seine Gesellschaft. Aber sie gehörte nicht zu den geladenen Gästen. Irgend jemand hatte sie mitgebracht. Nach einem stürmischen Ritt durch die Wälder verlor er sie aus den Augen, sehr zu seinem Leidwesen, denn er hatte sich Hals über Kopf in sie verliebt. Später, beim Hubertusball im Landgasthof Eichenhain, tauchte sie wieder auf, in einem fußlangen Festtagsdirndl, die herrliche, goldrote Lockenmähne hochgesteckt, ein Bild der Schönheit, der Jugend und der Frische. Malte tanzte siebenmal mit ihr. Er vernachlässigte die Damen der Jagdgesellschaft, sogar die älteren Semester, die er als Gastgeber niemals auslassen durfte, ohne gegen ein ehernes Gebot der Höflichkeit zu verstoßen. Aber ihm war alles egal. Er hatte nur Augen für die schöne junge Amelie. Nur mit ihr wollte er reden, nur mit ihr tanzen. Zum Teufel mit den gesellschaftlichen Pflichten! Die hatte er sein Leben lang treu und redlich erfüllt.

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Mami – 2047 –

Die Jorgensen-Kinder

… sind elternlos. Wer kümmert sich um sie?

Myra Myrenburg

Zum ersten Mal hatte er sie bei der Hubertusjagd gesehen. Sie ritt eine prächtige Fuchsstute und sah hinreißend aus. Unter der schwarzen Reitkappe quoll das kastanienfarbene Haar hervor, dicht gelockt und glänzend. Ihre Augen leuchteten mit dem Herbstwald um die Wette. Sie funkelten vor Lebensfreude und Übermut.

Ihr Name war Amelie Hahn. Sie war gerade dreiundzwanzig geworden, stammte aus dem tiefsten Süden Deutschlands und studierte im dritten Semester Medizin. All dies erfuhr Malte erst später. An diesem klaren, frostigen Novembertag im Schein der goldenen Spätherbstsonne sah er sie zum ersten Mal, was seltsam anmutete, denn er war der Jagdherr und kannte seine Gesellschaft. Aber sie gehörte nicht zu den geladenen Gästen. Irgend jemand hatte sie mitgebracht.

Nach einem stürmischen Ritt durch die Wälder verlor er sie aus den Augen, sehr zu seinem Leidwesen, denn er hatte sich Hals über Kopf in sie verliebt. Später, beim Hubertusball im Landgasthof Eichenhain, tauchte sie wieder auf, in einem fußlangen Festtagsdirndl, die herrliche, goldrote Lockenmähne hochgesteckt, ein Bild der Schönheit, der Jugend und der Frische.

Malte tanzte siebenmal mit ihr. Er vernachlässigte die Damen der Jagdgesellschaft, sogar die älteren Semester, die er als Gastgeber niemals auslassen durfte, ohne gegen ein ehernes Gebot der Höflichkeit zu verstoßen. Aber ihm war alles egal.

Er hatte nur Augen für die schöne junge Amelie. Nur mit ihr wollte er reden, nur mit ihr tanzen. Zum Teufel mit den gesellschaftlichen Pflichten! Die hatte er sein Leben lang treu und redlich erfüllt. Jetzt begann ein neues Zeitalter, wurde die starre Routine unterbrochen. Alles sollte sich ändern, alles.

Malte Jorgensen staunte über sich selbst. Er war normalerweise nicht leicht entflammbar. Das ging schon daraus hervor, daß er ohne größere Anfechtungen dreißig Jahre alt geworden war.

Im Gegensatz zu seinem jüngeren Bruder Jesko, der unzählige Mädchenherzen gebrochen und sonst herzlich wenig aufzuweisen hatte, war Malte zielstrebig einen anderen Weg gegangen. Er leitete schon seit geraumer Zeit das Familienunternehmen, hatte den beiden Brauereien im Nordhessischen noch einen Selterswasservertrieb angeschlossen und einige Gasthöfe erworben. Auch das Landgasthaus Eichenhain befand sich im Besitz der Familie Jorgensen, ebenso wie die vierzig Hektar Buchenwald, die traditionsgemäß für die Hubertusjagd genutzt wurden.

Malte galt bereits als der ungekrönte König der Region. Er war breitschultrig, mittelgroß, kantig gebaut. Seine Gesichtszüge drückten Willensstärke aus, seine grauen Augen blickten prüfend in die Welt. Er war sich seiner Bedeutung durchaus bewußt, aber er war weit davon entfernt, sich zu überschätzen.

Amelie Hahn dagegen war eine Schönheit, die allgemein auffiel. Sie mußte erobert, sie mußte umworben werden.

Eine Herausforderung, die Malte freudig annahm. Zwischen den sieben Tänzen, die er mit ihr tanzte, führte er sie abwechselnd zur Bar und zum Büffet, und die ganze Zeit unterhielt er sich lebhaft mit ihr. Sein Verhalten an diesem Abend hatte etwas Intensives, das seinen besten Freunden natürlich nicht entging. Im nachhinein, wenn er daran zurückdachte, fand er selbst, daß er es wohl doch ein wenig übertrieben hatte. Wie leicht hätte er ihr auf die Nerven fallen können mit seinem geballten Interesse. Aber sie war bemerkenswert fröhlich und unbefangen geblieben, hatte ihm keinen Tanz abgeschlagen und sich in seinen Armen sichtlich wohl gefühlt.

Sie studierte in Gießen, das lag nicht gerade vor seiner Haustür, aber auch nicht in unerreichbarer Ferne. Zur Zeit quälte sie sich mit dem Physikum herum, das dem eigentlichen Medizinstudium vo­rausging und ihr gar nicht lag, wie sie seufzend bemerkte. Die Hubertusjagd war die einzige Abwechslung gewesen, die sie sich gegönnt hatte. Von nun an mußte sie sich auf den Stoff konzentrieren, wie ätzend er auch immer war.

Dabei hatte sie eine kleine Grimasse gezogen, die Malte liebevoll ihr Clownsgesicht nannte. Und plötzlich, im Morgengrauen, beim lärmenden Aufbruch der letzten Gäste, mitten im Getöse, der abfahrenden Wagen war sie ihm abhanden gekommen. Eben noch hatte er ihre winkende Hand erspäht, und ein fröhliches Abschiedswort war zu ihm hinübergeweht.

Danach hatte er nichts mehr von ihr gehört.

Sie geisterte durch seine Gedanken und gaukelte durch seine Träume. Aber aus Gründen der Disziplin, im Hinblick auf ihr Physikum, meldete er sich erst vier Monate später, obwohl er ihre Adresse und Telefonnummer schon längst herausgefunden hatte. Der Kunstverein, dem er vorstand, gab einen Ball in Kassel am Karnevalssonntag. Kostümierung war zwingend vorgeschrieben.

Sie kam als Hippie-Mädchen mit wallendem Gewand, Sandalen und einem bestickten Band um die Stirn, und wieder sah sie so umwerfend aus, daß Malte der Atem stockte. Er hatte sich als Kosak verkleidet, mit Stiefeln, Pelzmütze und hochgeschlossenem Kittel, ein Kostüm, das ihm ausgezeichnet stand und irgendwie zu ihm paßte, aber denkbar unbequem war. Schon nach einer Stunde brach ihm der Schweiß aus, und da er vor Durst fast verging, trank er zu schnell und zuviel.

Im närrischen Treiben, das sich über mehrere Säle erstreckte, verlor er sein Hippie-Mädchen lange vor Mitternacht aus den Augen, und er verwünschte sich für die Schnapsidee, das erste Wiedersehen mit seiner Traumfrau ausgerechnet auf Karneval gelegt zu haben.

Er erlebte das Fest in einem Nebel von Alkoholdunst, Rauchschwaden und ohrenbetäubender Musik, während er sich durch die wild bewegte Menge kämpfte auf der Suche nach Amelie. Es war wie ein Alptraum.

Er fand sie nicht, und falls sie ihn suchte, was ziemlich unwahrscheinlich war, hatte auch sie kein Glück.

Irgendwann in einem lichten Moment schüttelte er sich, warf die Pelzmütze quer durch den Saal und nahm ein Taxi nach Hause. Nach diesem total verkorksten Wiedersehen, diesem bodenlos peinlichen Verlauf des Festes, an das er sich nur bruchstückweise erinnerte, war Malte tagelang niedergeschlagen, unfähig, einen klaren Gedanken zu fassen.

Schließlich schickte er per Fleurop einen Strauß Frühlingsblumen nach Gießen und schrieb ein paar Worte dazu, die ausdrücken sollten, wie untröstlich er war. Eine Antwort erhielt er nie, und da er erstens zu stolz, zweitens zu unsicher und drittens zu unerfahren war im Umgang mit schönen jungen Frauen, wagte er keinen weiteren Versuch. Amelie Hahn geisterte nach wie vor durch seine Gedanken, gaukelte durch seine Träume und neuerdings auch durch seine Alpträume.

Er kam zu dem Schluß, daß er sie wiedersehen müsse, egal, in welcher Umgebung, egal, bei welcher Gelegenheit. So oder so, dachte er, würde er sich danach besser fühlen.

Ein Irrtum, wie er alsbald erfahren sollte.

Als Amelie Hahn seinen Lebensweg zum dritten Mal kreuzte, schritt sie am Arm seines Bruders Jesko die flachen Stufen zur elterlichen Villa in Grünhagen hinauf. Sie trug ein schickes marineblaues Kostüm mit kniekurzem Rock und weißer Rüschenbluse. Das üppige, kastanienfarbene Haar war mühsam gebändigt, die goldenen Augen blickten wachsam. Ein vorsichtiges Lächeln lag auf ihren Lippen, als sie den weit geöffneten Eingang betrat und den siebzigjährigen Senior Wilhelm Jorgensen respektvoll begrüßte.

Malte blieb im Hintergrund, fassungslos, ungläubig, verstört. Er trat erst vor, als es sich nicht mehr länger vermeiden ließ. Jesko hatte zwar eine Überraschung angekündigt, aber keine näheren Angaben dazu gemacht. Immerhin hatte er um die Anwesenheit seines Vaters gebeten, und daraus durfte man schließen, daß es sich um ein familiäres Ereignis handelte.

»Meinen Bruder kennst du ja schon«, sagte Jesko und versetzte Malte, der blicklos vor sich hin starrte, einen herzlichen Rippenstoß.

»Stimmt«, lächelte Amelie.

»Sie hat sich letzten Herbst hier eingeschmuggelt«, fuhr Jesko fort in der Annahme, sein Bruder könne sich nicht mehr daran erinnern, »bei der Fuchsjagd, weißt du noch?«

»Ach Gott, ja, richtig«, stieß Malte heiser hervor und drückte die schmale Hand, die sie ihm entgegenstreckte.

»Willkommen im Hause Jorgensen«, hörte er seinen Vater sagen, der gleich darauf Amelies Arm ergriff und sie hineinführte, »ich darf doch annehmen, daß hier ein ganz bestimmter Anlaß vorliegt, wenn mein jüngster Sohn uns alle an einem gewöhnlichen Sonntag zusammentrommelt. Sogar seine alte Kinderfrau hat er kommen lassen. Das muß etwas zu bedeuten haben.«

Jesko lachte, dehnte die Schultern unter seinem silbergrauen Jackett und schlenderte über den langen dunkelroten Perserläufer in Richtung Herrenzimmer. Er war der einzige, der völlig entspannt war.

»Klar«, rief er den anderen zu, »wir wollen heiraten! In genau vier Wochen! Das Aufgebot ist schon bestellt!«

So gab er sich immer: laut und lebhaft und sehr direkt. Er machte keine Umschweife und keine langen Anläufe.

Er knuffte Malte, der neben ihm ging, brüderlich in die Seite und frage: »Na, was sagst du?«

Darauf erhielt er genau die Antwort, die er erwartet hatte.

»Gut, gut, gratuliere.«

»Du nimmst mir nicht übel, daß ich dir zuvorgekommen bin?«

Malte blieb stehen und starrte ihn an.

»Was? Ich? Wieso?«

»Weil du der Älteste bist, Bruderherz. Genauer gesagt – du bist mir um drei Jahre voraus.«

»Ach so, deshalb«, murmelte Malte. Es klang seltsam erleichtert, mit einem leisen Unterton von Enttäuschung. Aber was hatte er denn erwartet? Daß die schöne Amelie ihrem künftigen Ehemann von sieben Tänzen beim Hubertusball erzählen würde? Oder gar von jenem verunglückten Karnevalsfest und einem Strauß Frühlingsblumen mit ein paar gestammelten Worten auf einer Karte, die sie nie bestätigt oder gar beantwortet hatte? Um Gottes willen! Man mußte eher froh sein, wenn sie nicht darauf zu sprechen kam.

»Na?« fragte Jesko, der immer noch auf eine klare Antwort wartete.

»Nein, ich nehme es dir nicht übel, im Gegenteil«, erwiderte Malte, »es ist doch großartig, daß wenigstens einer von uns beiden die Richtige gefunden hat.«

Im Herrenzimmer sanken sie alle in die kaffeebraunen Ledersessel und bedienten sich mit Getränken von dem silbernen Tablett, das herumgereicht wurde. Lore, die Köchin, kam herein, um zu gratulieren und ein Glas auf das Wohl des jungen Paares zu trinken, ebenso wie Hetta, die Kinderfrau, die sich zugute halten durfte, Malte und Jesko großgezogen zu haben, weil ihre Mutter früh gestorben war.

Wilhelm Jorgensen, der seine Rechte als Hausherr nur noch selten wahrnahm, strich sich unaufhörlich mit der flachen Hand über die silbergrauen Schläfen und erging sich in freudig bewegten Reden über die Gründung einer Familie als wichtigsten Schritt im Leben, und er gab der Hoffnung Ausdruck, die nächste Generation der Jorgensens noch heranwachsen zu sehen.

Malte fragte sich im stillen, wie sein Vater das von Ungarn aus schaffen wollte, wo er seit seinem Rückzug aus den Geschäften den größten Teil des Jahres verbrachte. Er hatte sich zusammen mit zwei alten Freunden im Anbaugebiet des berühmten Tokaier an einem Weingut beteiligt, das ihn inzwischen bedeutend stärker interessierte als seine angestammten Unternehmen in Nordhessen. Seit ein paar Jahren ließ er seinen Ältesten schalten und walten, und damit war er bisher gut gefahren. Malte führte die Geschäfte mit Umsicht und Energie, man konnte sich hundertprozentig auf ihn verlassen.

Jesko dagegen hatte sein Leben noch längst nicht im Griff. Er studierte Publizistik, betätigte sich gelegentlich als freier Journalist und würde noch einige Zeit brauchen, um finanziell auf eigenen Füßen zu stehen.

Aber was machte das schon. Er war erst siebenundzwanzig, ein fixer Junge, Hans-Dampf in allen Gassen, und gerade deshalb war eine Frau an seiner Seite sehr zu begrüßen.

Die meisten Männer wurden ruhiger und gesetzter, wenn sie im Hafen der Ehe gelandet waren. Spätestens mit dem ersten Kind vergingen ihnen die Flausen, und was alles Jesko sich jetzt noch leistete – Wüstensafaris im offenen Jeep, Kajak-Fahrten in wilden Gewässern, Drachenfliegen von steilen Höhen – das würde abgelöst werden von den zivilisierten Abenteuern – Zeltwanderungen, Besuchen von Vergnügungsparks, Weinproben, Kreuzfahrten und ähnlichem. Davon war sein Vater fest überzeugt.

Die Hochzeit sollte am ersten Wochenende im Juli stattfinden, in Hannover, wo das junge Paar sich gerade einrichtete. Keine große Fete, nur der Gang zum Standesamt und anschließend ein kleiner Umtrunk, und dann nichts wie weg in die Flitterwochen nach Kuba.

»Du wirst mein Trauzeuge«, sagte Jesko zu Malte, »also halte dir den Termin unbedingt frei!«

»Ach ja, bitte«, fügte Amelie lächelnd hinzu. Das streng geschnittene Kostüm ließ sie ein wenig distanziert erscheinen, aber sie bot trotzdem ein Bild natürlicher Schönheit und Jugendfrische.

Ihr Medizinstudium ließ sie vorerst ruhen. Da sie ihre Zelte in Gießen abbrechen und nach Hannover ziehen würde, mußte sie sich erst einmal nach einem anderen Studienplatz umsehen. Malte hätte gern gewußt, ob sie das Physikum inzwischen bestanden hatte. Aber er fragte selbstverständlich nicht danach.

Er verschob seinen Nordsee-Urlaub, der für die erste Julihälfte geplant war, und fand sich damit ab, seinen Vater so lange im Haus zu haben. Schließlich lohnte es sich für Wilhelm Jorgensen nicht, jetzt nach Ungarn zu fahren und in drei Wochen schon wieder zurückzukommen. Außerdem gehörte die Villa in Grünhagen ihnen allen gemeinsam, ein anderes Dominizil in Deutschland hatte er nicht.

Eher wäre es an Malte gewesen, sich eine eigene Wohnung zu nehmen. Aber daran hatte er nie gedacht.

*

Die Hochzeit in Hannover war eine Sache von dreißig Minuten auf dem Standesamt und zwei Stunden in einer netten Kneipe, wo sich ein Rudel junger Leute einfand, vornehmlich Freunde von Jesko. Amelie hatte keine Geschwister, ihre Mutter war gerade an der Hüfte operiert worden und konnte daher nicht kommen, ihr Vater lebte irgendwo auf der Welt sein eigenes Leben, und ihre Gießener Studienkollegen hatten nur schriftlich Glückwünsche geschickt.