Männer sind kein Müll - John Nada - E-Book

Männer sind kein Müll E-Book

John Nada

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Beschreibung

Glaubt man Feministinnen, dann leben wir in einem von Männern beherrschten Patriarchat, in dem die Männer bevorteilt und die Frauen benachteiligt werden. Sei es beim Lohn, den Führungspositionen oder auch bei der Kinderbetreuung. Überall sind die Frauen angeblich im Hintertreffen, während die Männer aufgrund ihrer Privilegien keine Diskriminierungserfahrung sammeln können. Dass diese Klassiker der feministischen Erzählung wohl eher in das Reich der Legenden und Mythen als ins Deutschland des Jahres 2023 gehören und dass der Radikalfeminismus dem Anliegen der Gleichstellung schadet, will diese Gegenrede problematisieren. Denn wir brauchen nicht noch mehr radikalen Feminismus, sondern mehr liberalen Humanismus.

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Seitenzahl: 289

Veröffentlichungsjahr: 2023

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Inhalt

Prolog

Feminismus in Deutschland

Minigeschichte des Feminismus

Radikalfeminismus

25 Gründe warum der Feminismus zu weit geht

Grund 1 Wir leben nicht in einem Patriarchat

Grund 2 Feminismus fordert einseitige Bevorzugungen für Frauen

Grund 3 Der Gender Pay Gap ist keine Folge von Benachteiligung

Grund 4 Frauen werden im Beruf nicht benachteiligt, sondern bevorzugt

Grund 5 Feministinnen wollen keine Geschlechtergerechtigkeit

Grund 6 Feminismus ist kein Sprachrohr für alle Frauen

Grund 7 Überpräsenz feministischer Themen

Grund 8 Gender-Studies-Gehirnwäsche

Grund 9 Moderne weibliche „Vorbilder“

Grund 10 Ehe und Mutterschaft sind kein emanzipatorischer Rückschritt

Grund 11 Nackter Aktivismus ist kein feministischer Fortschritt

Grund 12 Frauen der Vergangenheit waren nicht schwach

Grund 13 Herabwürdigen gemäßigter Feministinnen als TERFS

Grund 14 Transsexualität im Sport und die Fairnessfrage

Grund 15 „Geschlechtergerechte“ Sprache ist nicht geschlechtergerecht

Grund 16 Männer können sehr wohl diskriminiert werden

Grund 17 Benachteiligung von Jungen in der Schule

Grund 18 Ungleichbehandlungen in der Arbeitswelt

Grund 19 Rechtliche Benachteiligung von Männern

Grund 20 Väter als Elternteil II. Klasse

Grund 21 Vorverurteilung von Männerrechtlern

Grund 22 Ein beschränktes Männerbild

Grund 23 Männer werden nicht nur Täter, sondern auch Opfer

Grund 24 Verleugnung männlicher Probleme

Grund 25 Männerfeindlichkeit

Rhetorik des radikalen Feminismus

Leben wir in einem Matriarchat?

Humanismus statt Feminismus

Andrismus als neue Männerbewegung

Quellen

Alle Frauen sollten sich lieben und verdienen Respekt, Männer aber auch.

Wir sollten einander wieder mehr zuhören. Nicht, um zu antworten. Um zuzuhören..

Prolog

Hast du es schon einmal geschafft, einen feministischen Artikel zu lesen, ohne dabei mindestens einmal mit dem Kopf zu schütteln, zu weinen oder zu lachen?

Mir jedenfalls wurde diese Gnade in den letzten Jahren leider nicht zuteil. Wie sollte ich auch anders reagieren bei Erleuchtungsmomenten wie der feministischen Erkenntnis, dass Männer nicht diskriminiert werden könnten, weil sie Männer sind? Diese und ähnliche Aussagen foltern meinen

Intellekt und Gerechtigkeitssinn bereits seit Jahren, ohne dass ich eine nennenswerte Reaktion gezeigt hätte. Ich dachte immer, dass der Spuk doch irgendwann vorbei gehen müsse und mit der Zeit die gemäßigten Feministinnen wieder mehr Gehör finden würden. Doch es wurde mit jedem Jahr schlimmer. Es ist zum Haareraufen! Die tägliche Dosis Nonsens rund um das Patriarchat-Gedöns ist kaum noch zu ertragen. Bei manchen Artikeln hat man den Eindruck, dass die Perspektive der Autorin durch eine die Realität wie LSD beeinflussende Feminismusbrille verzerrt wird.

Nachdem keine Haare mehr übrig waren, die ich mir hätte ausreißen können, gelangte ich zu der Erkenntnis, dass ich eine gesündere Kanalisation benötigte. Ich verbrachte also meine Feierabende damit, eine Gegenrede zu radikalen feministischen Aussagen zu verfassen. Denn wenn Feministinnen die Welt durch eine Feminismusbrille betrachten, kann ich es ihnen gleichtun und versuchshalber folgende Gegenthese aufstellen: Wir leben nicht in einem Patriarchat, in dem die Männer dominieren, nein, wir leben in einem Matriarchat, in dem die Frauen bevorzugt behandelt werden.

Wer sich davon provoziert fühlt, ist ausdrücklich mitangesprochen. Denn ich glaube an den ergebnisoffenen Diskurs, um einander Gedankenanstöße zu geben und vermeintliche Gewissheiten zu hinterfragen. Der gegenwärtige Radikalfeminismus bietet kaum adäquate Antworten auf gesellschaftliche Missstände. Denn Radikalfeministinnen sind der Ansicht, sie allein hätten ein spezifisches Recht zur Provokation, das keinen Widerspruch erlaubt. Dabei zwingen sie Männern ihre Meinung auf und erwarten überdies von allen Frauen uneingeschränkte Zustimmung und Solidarität, auch wenn diese anderer Meinung sind. Das Problem dabei ist, dass es in diesem Diskurs nicht mehr um Gleichberechtigung und Gleichstellung geht, sondern um das Erlangen von einseitigen Privilegien aufgrund der Geschlechtszugehörigkeit.

Wenn du ein Haar in meiner Wörtersuppe findest? Behalte es. Oder schreib mir per Mail. Du kannst es dir natürlich noch einfacher machen und mich einen Frauenhasser nennen.

Alternativ bist du eingeladen, dir dieses kleine Büchlein mit offenem Herzen und mit Verstand durchzulesen und dich mit Aussagen auseinanderzusetzen, die möglicherweise ungewohnt sind. Und wenn dir meine Sichtweise nicht zusagt und du zu anderen Schlüssen kommst? Was soll ich sagen? Sie muss dir nicht gefallen. Mir geht es auch nicht darum, recht zu haben, sondern nur mein Recht der Gegenrede zu nutzen. Ich hoffe, du kannst das tolerieren! Denn ich wünsche dir ebenso wie mir selbst ein zufriedenes Leben mit gesunden und liebevollen Beziehungen!

I

Feminismus in Deutschland

Jeder sechste Deutsche bezeichnet sich in Umfragen als Feminist.

Das klingt vielleicht erst einmal nach wenig, rechnet man es aber auf die Bevölkerung hoch, dann sind wir bei fast 14 Millionen Menschen. Eine derart große Zahl kann eine ganze Menge erreichen. Sofern sie sich als Teil einer übergeordneten Bewegung – in diesem Falle wäre das der Feminismus – begreifen. Nun muss man dabei natürlich zwischen mehr und weniger aktiven und passiven sowie mehr oder weniger überzeugten Feministen unterscheiden, also zwischen den Aktivisten, Mitläufern und Opportunisten. Ob diese 14 Millionen überzeugte Feministen sind oder bei der Selbstbezeichnung nur einer sozialen Erwartungshaltung folgen, ist unmöglich zweifelsfrei zu taxieren. Das Dunkelfeld der Opportunisten dürfte jedoch hoch sein, denn Menschen übernehmen gerne die als gesellschaftlich angebracht wahrgenommene Meinung. Am besten lebt es sich, wenn man mit dem Strom der Zeitgeistmoral schwimmt. Feministische Themen erfahren in den 20ern des 21. Jahrhunderts einen neuen Höhenflug. Kaum vergeht einmal ein Tag, an dem nicht etwas über die Ungerechtigkeit unserer männerdominierten Gesellschaft an die Oberfläche der hart umkämpften Medienlandschaft dringt.

Im Hinblick auf die Aufmerksamkeitsökonomie zeigen sich feministische und damit verknüpfte Genderdebatten als schier nicht erschöpfende Goldadern. Kein Wunder, lassen sich doch gerade hier in linken Zeitungen wie dem Spiegel, der Taz, aber auch in konservativen Boulevardblättern wie der Bild hervorragend reißerische Aufmacher und Schlagzeilen a la Frauen verdienen 20 % weniger als Männer generieren, die ordentlich Aufschrei provozieren. Medienmacher leben davon, dass sie Gräben und Spalten in Diskursen skandalisieren. Mit sachlicher Information lässt sich kein Gefecht um die Meinungshoheit gewinnen.

Wollte man allerdings Geschlechterfragen der jüngeren Gegenwart jenseits der üblichen Allgemeinplätze und Behauptungen thematisieren, so müsste man diese innerhalb der Gesellschaft auf den verschiedenen Ebenen betrachten. Dabei würde man rasch die Makroebene, nämlich die generelle Gesellschaftsstruktur, verlassen und das Augenmerk den Mikroebenen des einzelnen Menschen und dessen Umfeld widmen. Dabei stieße man auf unzählige Merkmalsbereiche, die man in die Betrachtung miteinbeziehen müsste, um Diskriminierungserfahrungen und Diskriminierungswahrnehmungen als Folge des Gesellschaftssystems valide und zweifelsfrei nachvollziehen zu können. Dass Vertreter des Feminismus ein solch differenziertes methodisches Vorgehen wählen, kann man aber angesichts der Allgemeinplatzdebatten und häufig nicht belegten Behauptungen nicht feststellen. Kein Wunder, sie würden schnell zugeben müssen, dass ihre Pauschalurteile zwar Allgemeingültigkeit beanspruchen, kaum aber die moderne Realität abbilden.

Bevor hierauf eingegangen wird, sollen einige ausgewählte Kontinuitäten und Entwicklungslinien des Feminismus zumindest grob umrissen werden, um nachvollziehen zu können, was die prinzipiellen Zielstellungen des Feminismus sind, fernab der Entwicklungen, die die hier schwerpunktmäßig problematisierten Strömungen des gegenwärtigen Feminismus – im Folgenden Radikalfeminismus oder Neofeminismus genannt – genommen haben.

Minigeschichte des Feminismus

Der Feminismus tritt als Frauenbewegung in der Geschichte wellenförmig zutage, wie ein Schiff, das in regelmäßigen Abständen von seinen Weltreisen heimkehrt und seiner Heimat neue Impulse gibt. Bereits im vermeintlich frauenfeindlichen und rückständigen Mittelalter gab es zahlreiche Frauenkonvente und Gemeinschaften wie beispielsweise die Beginen, die ein selbständiges Leben innerhalb der mittelalterlichen Gesellschaft führten und auch wegen ihrer karitativen Fürsorge geschätzt wurden. In der patriarchalisch organisierten katholischen Kirche, die bis heute ein „Männerverein“ ist und so manchen Patriarchen bis hin zum Papst aufweist, kam diese Lebensform und emanzipative Lebensweise dieser Frauengruppe nicht immer gut an, aber dennoch hielten sich die Beginen bis ins 20. Jahrhundert als Gemeinschaft. Ähnliche Gemeinschaften gab es überall in Europa. Dass derartige Gemeinschaften über Jahrhunderte bestanden, verlangten sie nicht zuletzt ihrem erlangten hohen Grad an Autonomie und (weiblicher) Selbstbestimmung.

Die erste Welle des modernen Feminismus

Eine nennenswerte erste große Welle ist die Frauenbewegung im Frankreich des 18. Jahrhunderts, die nicht nur für soziale Belange der Frauen eingetreten ist, sondern sich in Märschen für eine freie bürgerliche Gesellschaft einsetzte und einen wichtigen Beitrag zur Emanzipation nicht nur der Frauen, sondern aller unterdrückten Gesellschaftsmitglieder (und das war die absolute Mehrheit aller Menschen) zum Ziel hatte. Die Welt ist voll von starken Frauen. Nicht von ungefähr waren es mutige Frauen, die am 05. Oktober 1789 von Paris nach Versailles zogen und den französischen König mit Androhung von Waffengewalt zwangen, endlich die Erklärung der Menschenrechte zu unterschreiben und somit die Privilegien des Adels aufzuheben. Olympe de Gouges formulierte in diesen Jahren einen frühen feministischen Text und begann diesen mit den Worten „Mann, bist du fähig, gerecht zu sein?“ Da will noch einer behaupten, dass Frauen in einer männerdominierten Welt kein Selbstbewusstsein entwickeln könnten? Hierbei forderte sie 230 Jahre vor uns etwas, das auch für viele ihrer Nachfolgerinnen und Nachfolger auf unserem schönen blauen Planeten noch nicht selbstverständlich ist, aber an Gültigkeit aktueller denn je ist: „Da alle Bürgerinnen und Bürger vor [dem Gesetz] gleich sind, müssen sie gleichermaßen zu allen öffentlichen Würden, Ämtern und Anstellungen zugelassen sein: nach ihren Fähigkeiten und ohne andere Unterschiede als die ihrer Tugenden und Begabungen.“ (Olympe de Gouges 1791)

Mit dem Kampf um das Wahlrecht, der von mutigen Frauen überall in der westlichen Welt (und andernorts) auch gegen erbitterten Widerstand gefochten wurde, traten Frauen gegen Ende des 19. und zu Beginn des 20. Jahrhunderts in Europa dezidiert und spezifisch für Frauenrechte auf. In Deutschland erhielten Frauen ab 1918 das Recht, die Volksrepräsentanten zu wählen. „Erst“, wie so manche engagierte Feministin an dieser Stelle verlauten würde. Tatsächlich könnte man ihr zustimmen, Frauen dürfen erst seit gut 100 Jahren wählen, ABER: Männer dürfen auch erst seit dem allgemeinen Wahlrecht von 1896 und somit seit 125 Jahren wählen und also erst 23 Jahre länger als Frauen. Zugegeben, seit 1871 bereits konnten Männer ab 25 Jahren wählen. Aber abertausende Männer kamen hier niemals in den Genuss des Wahlrechts, weil sie vor ihrem 25. Lebensjahr im Deutsch-Französischen Krieg von 1870/71 und in den Scharmützeln im Jahrzehnt davor zerrieben wurden. Die Einigkeit des Deutschen Reichs wurde auf dem Schlachtfeld errungen und die junge Nation erhob sich aus den Leichenbergen von Männern, die ihr geopfert wurden. Nicht von ungefähr heißt es andernorts fast 50 Jahre nach Einführen des Wahlrechts für deutsche Frauen im Songtext von Barry Mc Guirre im Jahre 1967 angesichts des Vietnamkrieges: „You´re old enough to kill, but not for votin´“. Zu dieser Zeit durfte ein Mann in Amerika erst mit 21 Jahren wählen, wurde aber mit 18 Jahren bereits zum Dienst an der Waffe verpflichtet und musste für nichts und wieder nichts („sein Land“) am anderen Ende der Welt den „Heldentod“ sterben. Wäre es jetzt zynisch, wenn eine Feministin dies als ausgleichende Gerechtigkeit bezeichnete? Ja, natürlich.

Die zweite Welle des modernen Feminismus

In den 70er Jahren erstarkte die Frauenbewegung erneut, auch im Kontext der 68er und der Verbreitung der Anti-Babypille, die ihnen erhebliche sexuelle Autonomie verschaffte. Endlich konnten Frauen und Männer Sex ohne unmittelbare Konsequenzen haben. Welch ein Wunder! Welch ein Geschenk! Es war übrigens ein Mann namens Carl Djerassi, der die Pille entwickelte – und das nicht aus einer omnipotenten Machohaltung heraus, sondern um Frauen zur Selbstbestimmung und Unabhängigkeit zu verhelfen. Endlich erkämpften Frauen sich das grundgesetzlich verbriefte Recht auf Arbeit und sich scheiden zu lassen. So weit so gut. Diese Kämpfe für Gleichberechtigung und Gleichbehandlung vor dem Gesetz erforderten große Opfer und einen erheblichen Einsatz, der nicht ganz risikofrei war. Diesen Frauen sollte der Respekt der jetzigen Gemeinschaftsglieder entgegengebracht werden, denn es war ein wichtiger Beitrag zu der freien, liberalen Gemeinschaftsordnung, in der wir heute leben dürfen. Es hat in der Vergangenheit patriarchale Elemente in unserer Gesellschaft gegeben, die zeitweise zum Ausschluss von Frauen aus einigen Bereichen des wirtschaftlichen und politischen Lebens und somit zu einer (partiellen) Abhängigkeit im Allgemeinen wie im Speziellen vom Mann als sog. Haushaltsvorstand führten. Und dafür sollten wir alle dankbar sein.

Stellt euch das noch einmal ganz plastisch vor: Vor etwas mehr als 50 Jahren konnte der Mann – zumindest qua Gesetzgebung – noch (theoretisch) seiner Frau verbieten, arbeiten zu gehen und war der Haupternäher, das Oberhaupt der Familie, das in den wichtigen Fragen die Entscheidungen treffen konnte. Da sind wir doch schon ein ganzes Stück weitergekommen in unserer Gesellschaft. Die meisten Männer, die ich kenne, würden von ihren Freundinnen, Verlobten oder Ehefrauen einen Schlag auf den Hinterkopf bekommen, wenn sie – selbst nur aus Spaß – diesen das Arbeiten verbieten wollten. Mal ganz davon abgesehen, dass es sich heute kaum noch ein Paar leisten kann, dass nur einer von beiden arbeitet. Das war vor 50 Jahren noch anders.

Die dritte Welle des modernen Feminismus

In der Gegenwart pochen gegenwärtige Feministen mit dem Selbstbewusstsein der modernen Frau darauf, dass der Feminismus auch heute nichts an Dringlichkeit eingebüßt habe und der Kampf gegen das Patriarchat noch lange nicht beendet sei.

Die Gründe, die sie hierfür anführen, sind dabei in alte Gewänder oder in fancy moderne regenbogenfarbene Stülpen geschwungen und in pauschalisierende Dualismen gekleidet, wie beispielsweise Wir müssen das Patriarchat überwinden, damit Geschlechtergerechtigkeit möglich ist oder Um eine diverse Gesellschaft zu schaffen, müssen wir typisierte Geschlechterrollen auflösen. Achso, müssen wir das also? Leben wir nicht bereits in einer offenen und toleranten Gesellschaft, die multiplural und heterogen ist? Führen derartige Kampagnen tatsächlich zu einer weiteren Öffnung und Liberalisierung, oder nicht vielmehr zu einer Destabilisierung und damit zu einem neualten Autoritarismus? Die Geschichte ermahnt uns, dass ein falsch verstandener Liberalismus absoluten Faschismus hervorbringen kann.

Nur schade, dass kaum einer sich noch für Geschichte interessiert.

Die vierte Welle: Postmoderner Feminismus

Wenn drei Menschen über Feminismus sprechen, dann kann man mit hoher Wahrscheinlichkeit davon ausgehen, dass jede Person ein anderes Verständnis von Feminismus hat – unabhängig von Geschlecht und sexueller Orientierung. So hat eine 20jährige Frau etwa andere Schwerpunkte der Betrachtung als ein 20jähriger Mann, aber auch als eine 60jährige Frau, die im Feminismus der 80er und 90er Jahre sozialisiert wurde. Einer älteren Feministin sind andere Dinge wichtig als einer homosexuellen jüngeren Aktivistin und der mitunter andere als einer schwarzen Feministin. Diese Multiperspektivität ist völlig normal. Bei feministischen Diskursen entsteht aber oftmals der Eindruck, dass mindestens eine der Debattenteilnehmerinnen die Meinungshoheit über das, was ihrer Meinung nach Feminismus ausmache, übernehmen und andere Perspektiven ausgrenzen will.

Allein die Benennungen schließen bereits auf eine Bewegung, die wie ein weitläufiger Fluss eine Menge Abzweigungen nimmt, die kaum in der Quelle wiedervereint werden. Folgende Feminismen sind gegenwärtig besonders verbreitet: Liberaler Feminismus, Konservativer Feminismus, Differenzfeminismus, Radikaler Differenzfeminismus, Sozialistischer Feminismus, Intersektionaler Feminismus, Postkolonialer Feminismus, Queerfeminismus usw. Der Vielzahl der inhaltlichen und methodischen Schwerpunkte entsprechend, ist es schwierig, gemeinsame Hauptziele zu identifizieren. Denn während beispielsweise der Liberale und Konservative Feminismus sich Gleichheit und Chancengleichheit wünschen, betonen der Radikale Feminismus und der Intersektionale Feminismus etwa die primäre Wichtigkeit, das Feindbild Patriarchat, dessen Wurzeln die gesamte Gesellschaft strukturell durchdringe, zu bekämpfen und die hiermit verbundenen Privilegien (für Männer) abzuschaffen. Vertreterinnen des konservativen Feminismus werden gehäuft von Vertreterinnen des radikalen und postkolonialen Transfeminismus angegriffen, weil ihre Schwerpunkte angeblich nicht divers genug oder zu weiß seien. Ein anschauliches Beispiel ist die Debatte um die Harry Potter Autorin Joanne K. Rowling, die eine konservative Feministin ist und deren Aussagen hinsichtlich ihrer Vorstellung von Weiblichkeit und Frausein so verdreht wurden, dass sie als transfeindlich und gar frauenfeindlich bezeichnet wurde. Besonders Vertreterinnen des Queerfeminismus und des Radikalen Feminismus besetzen prominente Positionen und erhalten viel Medienaufmerksamkeit. Dabei fallen sie häufig dadurch auf, dass sie auch anderen Feministinnen ihren Weg des Feminismus aufdrängen wollen. Trotz (oder aufgrund?) seiner teilweise irrationalen und widersprüchlichen Radikalität hat sich der Radikalfeminismus in den Medien als dominierende Position des Feminismus durchgesetzt.

Radikalfeminismus

Laut Radikalfeministinnen sind wir noch weit von den glückseligen Ufern der Gleichberechtigung entfernt. Besonders beliebt ist der sog. Gender Pay Gaps, wonach Frauen angeblich 21 Prozent weniger als Männer verdienen. Besonders der Mangel an Frauen in Toppositionen der Wirtschaft oder Politik wird als Ausweis einer bestehenden Ungleichbehandlung im Alltag – sowohl bewusst als auch unbewusst – gesehen. Dass Frauen ein geringeres Interesse an Politik artikulieren, wird bei diesen Einlassungen hingegen selten angeführt. Kritisiert wird darüber hinaus, dass trotz der modernen Beziehungsführung noch immer der Großteil der Sorgearbeit und der Mental Load im Rahmen der Kindererziehung und Kinderbetreuung von der Frau getragen würden. Dies zeige sich nicht zuletzt in dem Umstand, dass vor allem Frauen Elternzeit in Anspruch nähmen, um sich um die Kinder kümmern zu können. Gerade im Kontext der Coronapandemie wurde außerdem wiederholt in den Medien vor der Retraditionalisierung der Geschlechterrollen im Kontext von Schulschließungen gewarnt. Die Medien verbreiteten die Behauptung, dass sich ein Großteil der Väter auf die Arbeit verzogen und die Mütter mit den Kindern zuhause gelassen habe. Wie hier ein durch strenge politische Maßnahmen verursachtes Problem der systematisch und systemisch verursachten Überforderung der Familie und der Gefährdung des sozialen Kitts verdreht und Männern zulasten gelegt wird, ist schon interessant. In diesem Kontext ist ebenfalls fraglich, ob es wirklich so erstrebenswert ist, das politische Ziel zu verfolgen, möglichst viele Mütter schnell wieder in die Berufstätigkeit und damit ihre Verwertbarkeit für den Arbeitsmarkt zu erhöhen. Vielleicht sollte die Energie, die das Kind in Form von Liebe zum Finden eines stabilen Selbst- und Weltbezugs benötigt, nicht für wirtschaftliche Zwecke verheizt werden?

Feministische Phantomdebatten entfernen den Diskurs von den eigentlichen Problemen und deren Kern: Nämlich, dass es immer schwerer für Familien wird, wenn nur einer der Partner arbeitet – ob Frau oder Mann – und dass eine schnelle Wiederbeschäftigung zulasten einer guten Erziehungsarbeit geht. Verlierer ist dabei im Familienkosmos vor allem das Kind, nicht die Mutter. Diskutabel ist überdies die weithin artikulierte Ansicht, dass es politisch absolut erstrebenswert sei, Frauen so schnell wie möglich wieder in den Beruf zu integrieren. Abgesehen von einigen Aktivisten und Journalisten ist natürlich fraglich, ob die Mehrheit der Frauen das überhaupt möchte. Vielleicht sind diese ja sogar gerne Mütter und verbringen lieber Zeit mit ihrem Kind als in ihrer Arbeitsstelle? Wo sind die Vorteile für Frauen bei einem schnellen Wiedereinstieg in das Arbeitsleben? Wo ist die breite Studienbasis, die diese Argumentation unterfüttern könnte? Allzu gern wird außerdem die mangelnde Beteiligung des Mannes an der Haushaltsführung auch in kinderlosen Beziehungen ins Feld des Geschlechterkampfes geführt – ebenfalls ohne entsprechende valide empirische Erkenntnisse. Dies alles – so der Glaubenssatz der Radikalfeministinnen – müsse man doch sehen, wenn man nur auch mal die Augen öffnete und genau hinsähe. Missstände und Probleme zwischen den Geschlechtern gäbe es zahlreiche und der Feminismus habe noch viel Arbeit vor sich. Und davor könne man die Augen eben nicht weiter verschließen.

Aus männlicher Perspektive ließe sich erwidern, dass in vielen Bereichen die Ungleichbehandlung von Frauen und Männern tatsächlich weit fortgeschritten ist. Und zwar zu Ungunsten der Männer. Aber dazu müsste man zur Abwechslung mal die Feminismusbrille absetzen.

Mancher Feministin schwillt bei derartigen Entgegnungen nicht selten der Hals wie von einem Wespenstich an, insbesondere dann, wenn man angesichts wilder Behauptungen mit den Augen rollt oder Faktenargumente formuliert. Dabei ist der Blick auf die Seite der Männer ebenso wichtig, wenn man einen gleichberechtigten Diskurs führen möchte. Man bekommt als Mann nicht selten den Eindruck, als hätte manche Feministin ein Männerrollenbild vor Augen, das mit den heutigen Entwürfen und erwählten Männerrollen nicht mehr viel gemein hat und aus dem letzten Jahrhundert in den Schoß der feministischen Argumentation gefallen zu sein scheint. Zentrale Argumentationsmuster des Feminismus haben sich in den letzten 50 Jahren nicht nennenswert gewandelt. Das sollte allerdings nicht zu dem folgenschweren Analogieschluss führen, dass sich in der Realität für Frauen in diesem Zeitraum nichts geändert habe und diese so benachteiligt seien wie zu den Zeiten, als sie noch darum kämpfen mussten, ihr Scheidungsrecht und damit ihre rechtliche Selbstbestimmung für sich zu erlangen. Im Gesamten bedienen sich Feministen an Narrativen, die von Gesellschaftsumständen ausgehen, die völlig veraltet sind und argumentieren ausgehend von ihrer Wahrnehmung eines Männerbilds, das in keiner Weise für eine Mehrheit der vernünftigen Männer der Gegenwart Geltung hat. Es wird in diesem Rahmen zu zeigen sein, dass die derzeitigen Auswüchse des radikalen Neofeminismus der Kernidee der Emanzipation und Gleichstellung von Frau und Mann entgegenstehen und die einzelne Frau in ihrem Prozess der Emanzipation und des persönlichen Empowerments behindern. Hinzu kommen die Nebenwirkungen des Feminismus: Betrachtet jemals jemand die negativen Konsequenzen, die sich aus den Maßnahmen im Allgemeinen und aus den Narrativen der Rhetorik im Speziellen für männliche Individuen ergeben? Erfahrungen auch aus anderen Ländern zeigen indizienhaft auf, dass Antidiskriminierungsgesetze mitunter einen gegenteiligen Effekt haben. Vielleicht wäre es auch angebracht, mit dem ebenso polarisierenden wie negativenBöser-Mann vs. Gute-Frau-Framing aufzuhören, denn die Folgen für die Selbstwahrnehmung dieser Agitation auf sensible Frauen und Männer sind ungeklärt. Wenn man Menschen nur lange genug einredet, dass sie schuld daran sind, dass die Gesellschaft nicht funktioniert und Ungerechtigkeiten hervorbringt, werden sie es vielleicht tatsächlich irgendwann glauben und zu gekränkten Individuen, die der Gesellschaft erst recht nicht nutzen, sondern ihr im Gegenteil schaden. Darüber hinaus besteht die zentrale Gefahr liberaler Gesellschaften darin, dass eine Ideologie über die Jahre die Meinung der Gesellschaft beeinflusst, weil die Herdentiere und Meinungsmitläufer dazu beitragen, dass Unsinnigkeiten Mehrheiten erlangen können.

Das Wichtigste zusammengefasst

Radikalfeministen sind der Meinung, dass sie in einem Patriarchat leben, also einer Gesellschaftsform, in der Männer die gesamte Macht haben und systematisch bevorzugt werden. Besonders problematisch ist das hieraus resultierende negative Männerbild, das regelmäßig in die Medien getragen wird und sich dabei einzig und allein auf stereotyp schlechte männliche Eigenschaften und Verhaltensweisen konzentriert.

Radikalfeministen behaupten dennoch, dass sie eine Gleichberechtigung der Geschlechter wünschen.

Indem sie aber stets gegen das männliche Geschlecht feuern und dessen spezifische Erfahrungsräume abstreiten, offenbaren sie ihre eigentlichen Ziele.

Der Radikalfeminismus strebt einseitig Privilegien für Frauen an und leugnet, dass auch Männer diskriminiert werden können.

Wie soll die Gleichberechtigung aller Geschlechter aber möglich sein, wenn nicht alle Stimmen gleich wichtig sind?

Betrachtet man das mediale Echo der vergangenen Jahre, dann sind Frauen in dieser Hinsicht privilegierter als Männer, weil Medien ihnen Aufmerksamkeit und damit Bühne und Gelegenheit zur Veränderung geben.

II

25 Gründe zu warum weit der geht Feminismus zu weit geht

Grund 1 Wir leben nicht in einem Patriarchat

Das Patriarchat ist – so die gängige feministische Zeitdiagnose – ein krankes System, das nur noch mit einem Medikament therapiert werden kann, damit es als Seuche und Unterdrückungsapparat endlich aus dem Gesellschaftsorganismus gescheucht wird, damit ewiger Friede herrsche. Das Medikament der Wahl heißt Feminismus und die Frauen Doktoren und deren willige Helfershelfer, die es dem Patient Gesellschaft verschreiben, sind von der positiven Wirkung und einer einsetzenden Linderung überzeugt. Sie versprechen dem Patienten, dass er, wenn er sich nur daranhalte, gesunden werde. Eine andere Option gebe es nicht mehr. Die Krankheit Patriarchat sei schon zu weit fortgeschritten. Also aufgepasst, Freunde! Lest bloß nicht den Beipackzettel und informiert euch ja nicht über die entsprechenden Nebenwirkungen. Und fragt auch nicht euren Arzt oder Apotheker, denn sonst erhaltet ihr eine doppelte Dosis für euer Misstrauen oder werdet gleich aufs Abstellgleis der sozialen Verdammung eurer toxischen Frauenfeindlichkeit gestellt. Ein Ort, von dem es keine Wiederkehr gibt.

Hinterfragt nicht, sondern lasst es über euch ergehen!

Es gibt keine Alternative. Die anderen wissen besser, was euch guttut.

Also: Augen zu und Mündchen auf! Die Injektion wird gleich eingeflößt.

Und wehe ihr zuckt auch nur mit den Lidern, um den anhängigen Beipackzettel zu lesen.

Zu den Risiken und Nebenwirkungen …

Nachdem der Mensch über 2,5 Millionen Jahre in einem chaotischen, unsteten Klima der Eiszeit als Beutegreifer in Jagdrotten auf die Jagd gegangen war und ein Leben als Nomade führte, bei dem es keine Arbeitsteilung gab, entdeckte der Mensch nach allgemeiner Lehrmeinung im Zuge der neolithischen Revolution vor etwa 12.000 Jahren die Sesshaftigkeit. Möglich gemacht hatte dies das stabiler werdende gemäßigte Klima des Holozän. Ackerbau und Viehzucht samt Vorratshaltung standen nun auf der Tagesordnung und der Mensch entwickelte ein vertieftes Verständnis von Besitz. Mit der Sicherheit des Geschaffenen kommt jedoch die Angst. Besitz weckt Begehrlichkeiten und diese schaffen Auseinandersetzungen.

Der Mensch also organisierte seine Aufgabenbereiche neu und da im Zuge der veränderten Lebensverhältnisse die Zahl der Schwangerschaften anstieg, weil Neugeborene nicht mehr jahrelang gesäugt werden mussten, damit Getreide gefüttert werden konnte, ergab sich eine neue Rollenverteilung. In dieser Zeit entwickelte sich allmählich die Beziehungsform der Monogamie und so kam es an manchen Orten zu einem Ordnungskonzept, das man als Patrilokalität (Wohnsitz (locus) des Vaters (pater)) bezeichnet. Nach der Heirat lebte die Frau bei der Familie des Mannes, einen Umstand, aus dem Feministen deuten, dass sich hier die eingeheirateten Frauen in die angestammte (fremde) Sippe durch Unterordnung integrieren mussten und somit die Stellung der Frau geschwächt wurde. Die Patrilokalität wird als Grundstein des Patriarchats gesehen.

Der Begriff des Patriarchats meint gesellschaftlich zunächst einmal die hohe gesellschaftliche Stellung und daraus erwachsende Verantwortungsbereiche eines männlichen Patriarchen. Mit dieser groben Verortung ist es noch nicht getan, die Soziologie wird noch etwas genauer und spricht von einer „Gesellschaftsordnung, bei der der Mann eine bevorzugte Stellung in Staat und Familie innehat und bei der in Erbfolge und sozialer Stellung die männliche Linie ausschlaggebend ist“ (Oxford Languages Wörterbuch).

Nun wollen wir einmal überlegen, wie denn eine extreme Form eines männerdominierten Patriarchats aussehen könnte: Zuerst einmal hätten wir eine von Männern dominierte Gesellschaft, in der Rechte und Pflichten total ungleich zwischen den Geschlechtern verteilt wären. In der brutalsten Ausprägung hätten die Männer alle Rechte und die Frauen alle Pflichten. In einem Patriarchat, das das weibliche Geschlecht systematisch diskriminiert, würden der Frauen klare Rollen zugeschrieben, beispielsweise Hausfrau, Mutter und Sexsklavin. Natürlich wäre die Frau zudem der Willkür des Mannes ausgeliefert. Die Werte und Normen dieser Gesellschaft wären eingebunden in übergeordnete Erwartungen und Normen der (Stammes-) Familie und Gesellschaft, die wiederum strikte Regeln für das Verhalten der Frau festlegte. Bei dem Manne würden diese wohlweislich weniger streng ausgelegt. Während beispielsweise bei einer Frau der tabuisierte voreheliche Geschlechtsverkehr einen Ausstoß aus der Gesellschaft nach sich zöge, betrachtete man bei einem Manne dieses eher als Kavaliersdelikt. Während die eine also ihre Ehre befleckte, stieße der andere „nur“ seine Hörner ab. Zudem würde der Familiensitz in die Hände und die Verantwortung der Söhne übergehen, während die Töchter in die Röhre sähen und ihnen nur noch die schnelle Verheiratung übrigbliebe, um Versorgungssicherheit zu haben und der Armut zu entgehen.

In einem Patriarchat hat die diskriminierende männliche Obrigkeit ein Interesse daran, die Frau (und Mutter) kleinzuhalten. In einem Patriarchat erhalten Frauen keine oder sehr eingeschränkte Schulbildung und sind daher Analphabetinnen, damit sie nicht in die Lage versetzt werden, sich weiterzubilden oder das sie umgebende System zu hinterfragen. Als Konsequenz haben sie keine politischen Wahlrechte und somit kein Recht auf politische Partizipation. Häufig entfällt in einem patriarchalen Gesellschaftssystem für die Frau die Möglichkeit, außerhalb der eigenen vier Wände zu arbeiten. Ihre zentrale Aufgabe wäre die Reproduktion und Aufzucht von Nachkommen. In einem Patriarchat islamistischer Prägung wird gegebenenfalls nach Schariarecht eine Teilverhüllung oder gar vollumfängliche Zwangsverhüllung und Ausgeschlossenheit von der Öffentlichkeit erwartet. Außerdem werden spezifische Verhaltensweisen und menschliche Bedürfnisse nicht akzeptiert. Gerade im Unterhaltungsbereich sind Verbote wie das Tanzverbot, Singverbot, Spielverbot etc. denkbar. Man hat es in den 90er Jahren bei den Taliban gesehen und kann es in den 20er Jahren des 21. Jahrhunderts wieder verfolgen. Dass eine Frau ohne Verschleierung singt und in einer Fernsehshow auftritt, ist für einen Taliban jedenfalls undenkbar.

Auch die katholische Kirche ist im 21. Jahrhundert noch ein patriarchales Gebilde, das strukturell Frauen diskriminiert bzw. ausschließt und weit davon entfernt ist, Frauen gleichberechtigte Positionen zu verschaffen. Auch wenn es hier keiner genaueren Darstellung bedarf, kann man der Vollständigkeit halber anführen, dass hier tatsächlich die gesamte Macht in männlichen Händen liegt und die Frauen in der Sakralpflege eine untergeordnete Rolle spielen. Das „Patriarchat“ in nuce: Keine Freiheiten, keine Rechte, keine (nennenswerte Mitbestimmung) kein Schutz, nur Pflichten und Zwänge für die Frau.

So weit so (un)gut, nur leben wir– zum Glück! –nicht in einem Patriarchat!

Eine westliche Gesellschaft, insbesondere die offene, tolerante und vielfältige Gesellschaft Deutschlands, ist kein Patriarchat. Hier gibt es keine staatlich oder gesellschaftlich forcierte Diskriminierung von Frauen und es gab in der Geschichte – mit Ausnahme der unseligen 12 Jahre NS-Herrschaft – niemals nur eine herrschaftlich vorgegebene Lebensform, an die sich die Individuen zu halten hatten. Das Gegenteil ist der Fall. Deutschland war niemals ein homogener Staat, vielmehr lebten hier schon immer infolge der geografischen Mittellage in Europa unzählige Minderheiten, die ihre kulturellen Gepflogenheiten mit einbrachten und so auch dazu beitrugen, dass sich ein Vielvölkerstaat entwickelte, der einen prächtigen Schatz an Gebräuchen und Sprachen hervorbrachte. Wer sich informiert, wie viele Minderheitensprachen es in Deutschland gibt, wird sich wundern.

Allein der Umstand, dass Frauen in Talkshows gegen das Patriarchat und die Ungleichwertigkeit von weiblichem und männlichem Leben wettern können, demonstriert, dass wir nicht in einem Patriarchat leben. Denn in einem Patriarchat hätten die Frauen weder öffentliche Plattformen noch das Recht ihre Stimme zu erheben. Ein Blick nach Afghanistan und ähnliche Gesellschaftsformen könnte im Übrigen den Blick dafür schärfen, wie sich denn ein gegenwärtiges Patriarchat gebiert und welche Rolle die Frauen hierin spielen. Vielleicht sollte manche Feministin mal nach Afghanistan pilgern, um dort vor Ort die Formen und Ausprägungen einer patriarchalen Stammeskultur zu studieren. Frauen, die dort auf die Straße gehen für ihre Rechte, die sie in den vergangenen 20 Jahren kennengelernt haben, riskieren ihr Leben und werden Tage später am Straßenrand tot aufgefunden.

Hast du inzwischen schon recherchiert, wie viele Grundrechte Frauen in Afghanistan haben? Ich verrate es dir: Gar keine!

Ungeachtet dieser Tatsache stellen sich besonders Genossen aus dem linken und linksakademischen Spektrum wider die Wirklichkeit. Besonders anschaulich findet man dieses Ideenkonstrukt bei den JUSOS, der Jugendorganisation der SPD: „Wir müssen unseren Feminismus intersektional denken und umsetzen. Denn wir alle haben einen gemeinsamen Feind: das Patriarchat.“

Man beachte einmal die Begrifflichkeit. Ein Feind ist ein Kontrahent, den man mit allen Kräften bekämpfen will. Das Patriarchat allerdings liegt in Deutschland längst im Sterben, wenn es denn jemals alldurchdringend existiert hat. Sobald die Frauen unabhängig von Männern ihre Sexualität und Fortpflanzung bestimmen und darüber hinaus ihre Empfängnisverhütung und Schwangerschaft kontrollieren können, ohne dass sie hierfür persönliche Konsequenzen spüren, ist die (All-)Macht der Männer über die Frauen überwunden. Frauen können ein Kind von einem Mann bekommen, ohne dass dieser etwas davon weiß. In einer patriarchalen Gesellschaft wäre diese Autonomie und Souveränität der Frau undenkbar. Sowohl sozial als auch ökonomisch. Das Patriarchat ist im Ganzen ein ungeeigneter Begriff, da er als sprachliches Zeichen nicht das eigentlich Bezeichnete abbildet. Gemeint ist in der Kritik am Patriarchat die allgemein verbreitete Ansicht, dass Macht in der Hand von zu vielen Männern liegt und dass mächtige Männer ihre Frauen schlecht behandeln.

Das Praktische am Patriarchat ist zudem, dass es eine abstrakte Vorstellung und kein konkretes Gegenüber darstellt. Mancher Neofeminist geht noch weiter und wünscht sich gar eine „Revolution für Frauen“. Aber wieder ließe sich hier die Nachfrage stellen, was denn genau eine „Revolution für Frauen“ sein soll. Und in der Analogie zu historischen Revolutionen drängen sich einem die Phasen der Radikalisierung in den Sinn: Die erste Phase mag noch tugendhaft sein und voller Ideale gegen Unterdrückung gerichtet und für Rechte und Freiheiten einstehen. Aber mit der zweiten Phase, dem Umschwung, kommt es zu einer grenzwertigen Werteverschiebung und Praxis und spätestens in der dritten Phase, man hat es deutlich bei der französischen Revolution gesehen, folgt die Eskalation der Gewalt, der Tugendterror. Und betrachtet man den „Tugendterror“ im Kontext der Cancel Culture, so scheint die Revolution bereits im vollen Gange.

Es entbehrt nicht eines gewissen Widerspruchs, dass Feministinnen sich fortwährend über Sexismus beklagen, dabei aber selbst sexistische Klischees am Leben halten, indem sie ein Männerbild in mediale Diskurse tragen, mit dem die meisten Männer sich nicht identifizieren können und wollen. Wenn Radikalfeministinnen den Mann als solchen als Wurzel allen Übels auf der Welt identifizieren, sind sie schlichtweg sexistisch. Und wenn sie dann noch den Mann um seine Hautfarbe erweitern und hieraus schließen, dass der weiße Mann ein privilegierter Täter sei, sind sie dazu noch mitunter rassistisch. Das Individuum wird in einer derartigen Rhetorik ignoriert und wenn ein individuell angesprochener Mann von seinem feministischen Gegenüber für das Leid der Welt verantwortlich gemacht wird, dann darf er sich nicht wehren. Als Mann trägt er ohne weitere nötige Beweise eine Kollektivschuld. Und bevor er überhaupt nachvollziehbare Erwiderungen anführen könnte, wird ihm schon präventiv das Mitspracherecht abgesprochen, weil er ein Mann ist, denn Männer hätten lange genug geherrscht – und geredet. Tolle Begründung, was?

Was ist mit den Armen, Alten, Dementen? Was ist mit den „schwachen“ Männern, die häusliche Gewalt durch ihre Frau erfahren und nicht wissen, wie sie sich wehren können und denen man noch weismachen will, sie dürften sich nicht wehren? Was ist mit einem jungen Mann, der einen Unfall hatte und seither querschnittsgelähmt ist und sich nur noch über einen Computer verständigen kann? Ihr seht schon, die Liste ließe sich endlos weiterführen. Man kann manche Dinge nicht einfach so herausposaunen. Pauschalisierungen halten selten einer Prüfung stand. Es braucht in der Regel nur wenige Beispiele, um diese zu falsifizieren. Was bringt uns also diese Pauschalisierung des Mannes als Mittäter im patriarchalen System? Ganz einfach: Indem wir ihn als Teil einer frauenunterdrückenden Männerunternehmung, dem Patriarchat, identifizieren, entmenschlichen wir ihn. Er verliert das Recht, ernstgenommen zu werden. Und damit auch das Recht, sich zu wehren. Dieses psychologische Vorgehen kann man ständig in Diskussionen nachverfolgen. Der Radikalfeminismus ist da keine Ausnahme, auch wenn das niemand so deutlich aussprechen möchte. Das Patriarchat ist die wohl anerkannteste Verschwörungstheorie innerhalb der westlichen Welt.

Ich gebe es zu: Es wäre doch ganz reizvoll allmächtig oder übermächtig zu sein. Nun bin ich aber weder übermächtig noch Teil eines übermächtigen Männerbundes, der es sich zur Aufgabe gemacht hat, alle weiblichen Menschen zu unterdrücken. Feministinnen schreien in diesem Kontext immer wieder lauthals heraus, dass man als Mann mal lieber schön die Vorhaltungen ertrage und seine Klappe halte. Man habe über die Jahrhunderte genug angestellt. Und wenn mir dann eine Bekannte vor anderen Menschen ins Gesicht klatscht, dass auch ich letzten Endes nichts anderes als ein übergriffiger Mann sei, denn alle Männer seien übergriffig, naja, darf ich dann nicht angefasst sein? Dann geht es nicht mehr nur ums Prinzip, sondern auch um mein Ansehen. Es mag ja sein, dass die Bekannte (viele?) schlechte Erfahrungen gemacht hat, aber wenn wir alle aufgrund unserer schlechten Erfahrungen mit Verallgemeinerungen und Vorurteilen durch die Welt liefen, dann gäbe es nur noch Streit und Unsinn. Meine Kolleginnen empören sich zurecht, wenn manche Männer behaupten, dass Frauen zum Kochen da seien, sie sowieso nicht einparken könnten und außerdem das schwache Geschlecht seien. Aber wenn ein Mann angegangen wird, stört sich keiner daran. Frauen als das unterdrückte Geschlecht haben per se das Recht hierzu.

Ernsthaft?

Und ob es den meisten Männern im Nationalsozialismus – einer ausgeprägten „Männerherrschaft“ – so viel besser als den Frauen ging? Im Zweiten Weltkrieg starben mindestens 5,5 Millionen deutsche Soldaten. Das sind allein 100 tote deutsche Männer pro Stunde, 2400 tote Männer pro Tag.