Markus Kavka über Depeche Mode - Markus Kavka - E-Book

Markus Kavka über Depeche Mode E-Book

Markus Kavka

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Beschreibung

Markus Kavka über Depeche Mode. Wie ist das eigentlich, wenn man als gestandener Musikjournalist seine Lieblingsband interviewen darf? Man möchte ihnen als Fan ja eigentlich die ewige Liebe gestehen, aber professionsbedingt geht das natürlich nicht. Markus Kavka ist so ein Musikjournalist und zugleich Hardcore-Fan der Superstars Depeche Mode. In dem vorliegenden Buch verhandelt er dieses Dilemma und andere, und erzählt nebenbei hinreißend komisch von einer 80er-Jugend in der bayerischen Provinz, von der Poesie des Mixtapes, von Dave-Gahan-Gedächtnisfrisuren, Gruftis in der Bravo und von Kickerduellen mit Martin L. Gore. He just can't get enough!

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Seitenzahl: 83

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Markus Kavka

DEPECHE MODE

Markus Kavka über Depeche Mode

Kurzübersicht

Buch lesen

Titelseite

Inhaltsverzeichnis

Über Markus Kavka

Über dieses Buch

Impressum

Hinweise zur Darstellung dieses E-Books

Inhaltsverzeichnis

Kapitel 1 »Somebody«

Kapitel 2 »Just Can’t Get Enough«

Kapitel 3 »People Are People« vs. »Master and Servant«

Kapitel 4 »Black Celebration« vs. »Blasphemous Rumours«

Kapitel 5 »Dressed In Black«

Kapitel 6 »Strangelove«

Kapitel 7 »Where’s The Revolution«

Kapitel 8 »Now, This Is Fun«

Kapitel 9 »Everything Counts« & »Goodbye«

Danksagung

Noch mehr Lesespaß

Inhaltsverzeichnis

Kapitel 1»Somebody«

Martin Gore sitzt mir gegenüber, sein Gesicht ist voller Schweißperlen, von seinem Kinn tropft gerade eine runter auf sein T-Shirt. Auch die Haare in seinem Nacken sind klatschnass. Irgendwie sieht er fertig aus. Der wird doch nicht wieder mit dem Trinken oder anderen Substanzen angefangen haben?

Andererseits passt dieser optische Eindruck überhaupt nicht zu seiner sonstigen Verfassung, denn da wirkt er auf mich sehr wach und fit, extrem gut gelaunt ist er auch noch. Was ist da los?

Die Erklärung ist denkbar banal: Depeche Mode haben auf Tour immer eine Art mobiles Fitnessstudio mit dabei, und Martin war bis gerade eben noch auf dem Laufband.

Wir sind im Backstagebereich des Stadions in Hamburg. Depeche Mode spielen hier heute Abend ein Konzert im Rahmen ihrer »Tour Of The Universe«. Und eigentlich müsste ich ja schwitzen wie nix Gutes. Vor Aufregung, zum Beispiel. Denn obwohl das jetzt schon das fünfte Interview ist, das ich mit Martin beziehungsweise Depeche Mode führe, bin ich immer noch extrem angespannt und nervös, wenn ein Treffen mit meiner Lieblingsband ansteht.

Ich habe außerdem eine stressige Anreise hinter mir. Mein ICE von Berlin nach Hamburg hatte 90 Minuten Verspätung, dann stand ich auf dem Weg vom Bahnhof zum Stadion noch mit dem Taxi im Stau, ich traf somit wirklich erst kurz vor knapp ein. Ganz schlechte Voraussetzungen also für ein entspanntes Gespräch mit einem meiner absoluten Helden, diesem Typen, der all diese fantastischen Songs geschrieben hat, die mich schon seit Jahrzehnten begleiten. Ja, Depeche Mode sind wie keine andere Band der Soundtrack meines Lebens. Im September 1981, also mit 14, habe ich mir die erste Platte von ihnen gekauft. Seitdem habe ich keinen Release versäumt. Ab 1986 war ich auf jeder Tour, die sie nach Deutschland geführt hat, bei mindestens einem Konzert. Von keiner Band habe ich mehr Tonträger, keine Band habe ich öfter live gesehen. Eigentlich könnte ich mein Leben von 1981 bis heute komplett mit Depeche-Mode-Songs und -Momenten nacherzählen, und eigentlich mache ich das ja auch ein bisschen mit diesem Buch.

Über eine Band zu schreiben, die einen so lange begleitet und dabei nie enttäuscht hat, ist natürlich auch eine Art Liebeserklärung. Oder, um es mit Martins Worten in »Somebody« auszudrücken: »I want somebody to share, share the rest of my life / Share my innermost thoughts, know my intimate details / Someone who’ll stand by my side and give me support / And in return, she’ll get my support.«

Und genau so lief das all die Jahre zwischen mir und ihr, also der Band.

Inhaltsverzeichnis

Kapitel 2»Just Can’t Get Enough«

Das mit der Liebeserklärung kann ich Martin Gore in diesem Interview selbstverständlich so nicht sagen. Das wäre megapeinlich und würde die gebotene journalistische Distanz komplett ruinieren. Ganz ablegen kann man das Fansein natürlich trotzdem nicht. Aber es hat ja auch was Gutes, man weiß halt einfach sehr viel über die Person, mit der man da spricht. Es gibt einem eine gewisse Grundsicherheit, wenn man jeden Song kennt, der erwähnt wird, und wenn man sämtliche biografischen Eckdaten so lückenlos auf dem Schirm hat, als handele es sich fast um das eigene Leben.

Das erwähnte Gespräch mit Martin fand übrigens am 1. Juli 2009 statt, also etwa acht Jahre nach meinem allerersten Interview mit Depeche Mode im Rahmen der MTV Europe Music Awards in Frankfurt. Vor dem war ich damals tagelang aufgeregt und schlief schlecht – wie das halt so ist, wenn man das erste Mal seine großen Idole trifft. Ich fummelte wirklich zigmal an den Fragen herum, und das, obwohl für das Gespräch nur zwanzig Minuten angesetzt waren – was für ungefähr zehn Fragen reicht. Aber die sollten es deswegen natürlich in sich haben und ausnahmslos gut sein, schließlich möchte man sich als Journalist und Fan in Personalunion keinesfalls blamieren. Der große Moment rückte also näher und näher, am Abend vorher hatte ich endlich die zehn Fragen (plus weitere zehn als Reserve/Alternative, falls ich vor Ort spontan umdisponieren musste) zu meiner eigenen Zufriedenheit beisammen. Für den nächsten Tag erwartete ich maximale Anspannung, zumal ich vor Ort auch noch live bei MTV moderieren sowie bei der Verleihung einen Preis überreichen sollte. Für Aufregung war also gesorgt. Dann aber passierte etwas Erstaunliches: Ich machte mich in Anbetracht dieser Herausforderungen total locker und dachte mir: »Easy, eins nach dem anderen.« Und plötzlich hatte sogar das Depeche-Mode-Interview nicht mehr diese exponierte Stellung, sondern war nur ein Tagesordnungspunkt von mehreren. Zudem fand es sozusagen in meinem Wohnzimmer statt, also bei einer MTV-Veranstaltung. Die Band kam also zu mir und nicht ich zu ihr. Das erwies sich als psychologischer Vorteil – den ich an dieser Stelle allerdings auch nicht näher erklären kann. Der Effekt war jedenfalls, dass ich schlichtweg nicht mehr aufgeregt war. Ich stellte auch nur eine der geplanten zehn Fragen, nämlich die erste. Ab da war es einfach eine angeregte Unterhaltung zwischen vier Typen. Wir haben viel gelacht und uns auch sonst prächtig verstanden. Ich lief danach stundenlang mit einem Dauergrinsen herum, so euphorisch war ich. Die Livesendung und die Verleihung waren danach ein totaler Klacks.

Diesen 8. November 2001 behalte ich natürlich bis heute in guter Erinnerung. Es wurde schließlich auch höchste Zeit, dass ich die Band endlich mal treffen durfte: Ich war zu dem Zeitpunkt bereits 34, war also schon zwanzig Jahre Fan, denn meine erste Platte von Depeche Mode kaufte ich mir 1981. Das war die Single von »Just Can’t Get Enough«. Ich hatte den Song im Radio gehört und fand ihn, nun ja, nett. Eigentlich war er mir fast ein bisschen zu happy. Ich hatte in dieser Zeit Synthie-Pop, New Wave und New Romantic für mich entdeckt. Zuvor waren meine musikalischen Vorlieben sehr beliebig gewesen, überhaupt habe ich Musik erst mit zwölf Jahren Beachtung geschenkt. In meiner Familie spielte sie nie eine große Rolle. Meine Eltern hatten insgesamt um die 50 Schallplatten, darunter befanden sich dann so Sachen wie Karel Gott, Les Humphries Singers, James Last, ein paar Hit-Compilations und einige Klassikalben. Die Beatles, Rolling Stones oder gar The Doors hatten es also nicht ins Haus der Kavkas in Manching/Oberbayern geschafft. Wir hatten lange Zeit noch nicht mal eine Stereoanlage, sondern nur einen ollen Plattenspieler mit eingebautem Lautsprecher, dazu ein (Mono-)Küchenradio. Zum Glück hatte mein ein paar Jahre älterer Cousin eine Anlage, die ich nach der Schule immer für ein paar Stunden nutzen durfte, bis er dann gegen 17 Uhr von der Arbeit nach Hause kam. Er hatte an die 200 Platten, die nach heutigem Ermessen zwar auch keine Ausgeburt von Coolness waren, aber wenigstens ein bisschen progressiver daherkamen als das, was sonst so im Radio lief, also in erster Linie Abba, Smokie, deutsche Schlager und so weiter.

So kam es, dass ich mit zwölf für eine kurze Zeit Fan von Supertramp, Barclay James Harvest, Genesis, Styx und Queen war – wobei sich Queen-Fans wahrscheinlich wahnsinnig darüber aufregen würden, dass ich diese gottgleiche Band mit den anderen Muckern in einen Topf werfe. Aber wie gesagt, mein Sinn für Musik war noch nicht so ausgeprägt, und wenn ich an dieser Stelle mal ganz ehrlich sein darf, bin ich auch nicht hauptsächlich wegen der Stereoanlage und der Supertramp-Platten zu meinem Cousin gegangen. Es war auch nicht sein Tennis-Telespiel – also diese beiden Balken, die auf dem Fernsehschirm einen Punkt hin- und herschossen. Nein: Es waren die Playboy- und Hustler-Hefte, die sich unter seinem Bett befanden. Aus ähnlichen Gründen besuchte ich übrigens auch gerne zwei andere Cousinen, die hatten nämlich die Innenseiten ihrer Kleiderschränke mit Nacktbildern aus der »Dr. Sommer«-Rubrik der Bravo beklebt. Trotz dieser hormonell bedingten Kapriolen schaffte ich es dennoch ganz allmählich, so etwas wie Geschmack in puncto Musik zu entwickeln. Synthesizer waren mir wegen ihres Klangs lieber als Gitarren, dunkle Stimmen mochte ich lieber als helle, melancholische Songs berührten mich deutlich mehr als fröhliche. Ich fand in meinem alten Kinderzimmer mal ein Tape, das ich damals aus dem Radio mitgeschnitten hatte. Es war eine BASF Chromdioxid II C90, da habe ich mir also was gegönnt, wie die Kenner bemerkt haben werden. Das Ding stammte offenbar aus dem Jahr 1981, denn das Tracklisting – fein säuberlich in Schreibschrift aufs Innencover gekrakelt – wies einige Hits aus dieser Zeit auf, die ich in den einschlägigen Hitparadenshows aufgenommen haben musste. Freitagabend zum Beispiel bei Bayern 3 in der Sendung mit dem schönen Namen »Die Schlager der Woche« mit Thomas Brennicke, der die angenehme Angewohnheit hatte, die Songs komplett auslaufen zu lassen und mit seiner Abmoderation sogar noch ein knappes Extrasekündchen zu warten, damit auch wirklich jeder die Pausetaste rechtzeitig drücken konnte. Ansonsten waren die Tapes voll mit Moderatoren, die am Anfang und Ende reinlaberten, oder mit Verkehrsjingles, die zu plötzlich kamen.

Beschriftet wurde dann in der Regel nach Gehör, was bei den meist englischen Songtiteln teils zu schändlichen Verballhornungen führte, ich hatte ja Englisch erst seit der 5. Klasse. Ich machte mir zwar schon sehr früh die Mühe, die Titel in den Schallplattenabteilungen der Kaufhäuser in Ingolstadt korrekt abzuschreiben, das klappte aber natürlich nicht lückenlos. Hier nun exemplarisch das Original-Tracklisting des besagten Tapes:

Seite A)
1.

Visage – Fight To Gray (eigentlich: Fade To Grey)

2.

Mike Krüger – Der Nippel (fand ich lustig, auch mein Humor war also noch in der Entwicklung begriffen)

3.

Sticks (eigentlich: Styx) – Boat On The River

4.

Ultravox – Vienna

5.

Diana Ross – Upside Down (da verstand mein Papa immer »Gott sei Dank«)

6.

John Lennon – Woman

7.

Fehlfarben – Ein Jahr (Es geht voran)

8.

Christopher Kross (eigentlich: Cross) – Right (eigentlich: Ride) Like The Wind

9.

Jona Louis (eigentlich: Lewie) – Stop The Cavalry

10.