Mehrkampf - Burkhard Spinnen - E-Book

Mehrkampf E-Book

Burkhard Spinnen

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Beschreibung

Los Angeles 1984. Roland Farwick patzt beim Weitsprung. Das kostet den weltbesten Zehnkämpfer die Medaille und seine Karriere. Zwanzig Jahre später wird er angeschossen; prompt setzt er sein still gestelltes Leben wieder in Bewegung. Er gründet eine Familie. Und gewinnt einen Partner. Der ermittelnde Hauptkommissar Ludger Grambach ist einer der Millionen, die Zeugen von Farwicks Schicksal wurden. Und seine eigene Geschichte als gescheitertes Genie ist mit der des Zehnkämpfers eng verknüpft. Statt Freundschaft aber beginnt ein Duell, das sich an der Oberfläche der Ermittlungsarbeit und in den Tiefen eines Internetspiels abspielt. Bis alles, was vor zwanzig Jahren aufgeschoben wurde, endlich ausgetragen werden muss. Burkhard Spinnens Roman Mehrkampf nutzt virtuos das Krimi-Genre, um über Mittvierziger zu erzählen, die sich gegen das Älterwerden stemmen. Der Zehnkämpfer verwaltet seine Geschichte. Der ehemals Hochbegabte wartet immer noch darauf, dass er seine Bestimmung findet. Spinnen bringt das Kunststück fertig, einen spannenden Kriminalroman und zugleich ein Lehrstück über eine ganze Generation von Männern und ihre Flucht vor der Verantwortung zu schreiben.

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Seitenzahl: 480

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Inhalt

[Cover]

Titel

Mehrkampf

EINS – Mittwoch

ZWEI – Donnerstag

DREI – Freitag

VIER – Samstag

FÜNF – Sonntag

SECHS – Montag

SIEBEN – Dienstag

ACHT – Mittwoch

NEUN – Donnerstag

Autorenporträt

Über das Buch

Impressum

Mehrkampf

EINS

Mittwoch

Gegen drei verlässt Farwick das Bürogebäude an der Stirnseite des Marktplatzes. Er bleibt stehen, mit etwas Abstand von der Tür. Ist es jetzt warm oder nicht? Den leichten Sommermantel trägt er über dem Arm. Mitte Mai, das heißt ja, man weiß nie so richtig, was tun. Manchmal fällt es ihm schwer, einfache Entscheidungen zu treffen.

Das Bürogebäude ist erst kürzlich fertig geworden. Es hat viel Aufsehen erregt. Sechzig Jahre nach Kriegsende ein Schritt über die historischen Baugrenzen; Leserbriefe und Proteste in jede erdenkliche Richtung. Die Männer, mit denen Farwick eben gesprochen hat, haben es ihm ausführlich erzählt. Der meiste Büroraum stehe allerdings leider noch leer. Ach?, hat Farwick gesagt. Das übliche Geplänkel vor solchen Gesprächen.

In den Platz hinein ist das Pflaster aufgebrochen. Hier liegt frische Erde in unregelmäßigen Haufen. Farwick macht einen Schritt zur Seite. Die Sorge, niemandem im Weg zu stehen, ist immer noch da. Wer ihn anrempelte, sprach ihn auch an. Er klemmt seine Tasche zwischen die Beine. Es ist nicht warm und nicht kalt. Egal, was er tut, es wird das Falsche sein.

Der Mantel ist zerknittert. Farwick hätte ihn gerne elegant über den Arm gelegt, aber da hing etwas zur falschen Seite herunter, und er traute sich nicht, die Sache in Ordnung zu bringen. Man ruiniert damit leicht seinen Abschied. Jetzt will er den Mantel anziehen, aber er kommt nicht voran, etwas steckt in sich selbst. Er hebt den linken Arm und schüttelt ihn, der Mantel soll ihm entgegenfallen.

Kleidung kann so lächerlich sein, denkt Farwick. Arme und Beine in solche Röhren zu stecken. Vielleicht war das ein Anreiz, Sport zu treiben. Sportler sind immer richtig angezogen. Farwick lacht. Der Ärmel will noch immer nicht. Da trifft ihn etwas, links, an der Brust und so hart, dass es ihn von den Füßen reißt. Er kommt rücklings auf einen Haufen Erde zu liegen, den Oberkörper unangenehm verdreht, weil er immer noch in dem Ärmel steckt. Jemand schreit auf, ziemlich weit weg. Es klingt nicht, als würde ihm das gelten.

Farwick wälzt sich auf die Seite, das ist nicht leicht in diesem Haufen, der überall nachgibt. Endlich ist er wenigstens auf den Knien, er sieht über den Marktplatz hinweg zur Kirche auf der anderen Seite. Das muss ein Schuss gewesen sein. Komisch, denkt Farwick, wenn man getroffen wird, weiß man, dass es ein Schuss war. Dabei war nichts zu hören, und es ist niemand zu sehen, der schießt. Auch niemand, der läuft. Ein kleines, orangefarbenes Auto fährt langsam in Richtung Kirche, wahrscheinlich die Straßenreinigung. Ein paar Leute schauen her. Kein Wunder, denkt Farwick, so wie er da in der Erde kniet.

Er versucht, auf die Beine zu kommen. Das würde besser gehen, wenn nicht dieser verdammte Mantel wäre. Endlich hat er ihn weggezogen, aber er kommt nicht auf die Füße, er ist zu schwach. Schmerzen hat er keine, aber links, von der Brust an aufwärts, ist alles nicht mehr da. Einen Fuß bekommt Farwick auf den Boden, mehr nicht. Jetzt kniet er, als warte er auf einen Ritterschlag.

Irgendeiner legt hier auf Passanten an! Farwick stützt sich mit der rechten Hand auf das rechte Knie, er beugt sich ein wenig nach vorne. So könnte es gehen. Ganz nah das Kopfsteinpflaster, in den Fugen ein Anflug von Grün. Und wen es trifft, der hat eben Pech. Da spricht ihn jemand an.

»Nein nein«, sagt Farwick. Er kann den Sprecher nicht sehen, nur den Schatten spürt er. Und dass es ein Mann ist. Eigentlich ein gutes Gefühl, eine Art Deckung. Der Mann sagt wieder etwas. Dann läuft er davon. »Nicht!«, sagt Farwick, vergebens. Jetzt, da der Schatten weg ist, hat er das Gefühl, vollkommen schutzlos zu sein. Und diese lächerlichen Dreckhaufen sind auch keine Deckung. Farwick dreht sich auf dem linken Knie, in diese Richtung muss es gehen, zurück. Endlich kann er sich aufrichten, aber da er steht, tut das Atmen schrecklich weh.

Hinter dem Stück schwarze Erde beginnt das Bürogebäude mit einem schmalen Fenster, so knapp über dem Boden, das muss eine Art Souterrain sein. Scheiße, denkt Farwick. Einem Irren vor den Lauf gekommen. Jetzt aber! Die ersten beiden Schritte schafft er ganz gut, da trifft es ihn lautlos am rechten Bein.

Als er schreit, spürt Farwick Erde im Mund. Die ganze Mühe umsonst. Und wo ist seine Aktentasche? Sein ständiger, lieber Begleiter auf Reisen. Egal. »Bewegung«, sagt er in die Erde. Kunstfeld hätte gesagt: Roland, mein schöner junger Freund, jetzt muss ich etwas sehen!

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