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Jürgen Althoff gut 10.000 Wörter, um eine erste Orientierung für die Gründung einer Pfandleihe zu geben. Sein Leitgedanke dabei ist ein minimierter Kapitaleinsatz, damit Gründungen im Nebenerwerb und bei kleinerem Einzugsbereich möglich sind. Für Pfandleihe gibt es auch die Bezeichnungen Pfandleihhaus, Pfandhaus, Leihhaus, Pfandleihhaus, die gleichbedeutend sind.
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Seitenzahl: 54
Veröffentlichungsjahr: 2023
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Hier gründete meine Frau 2005 die erste Pfandleihe in Rheine
Dieses Kompendium beruht auf Gründungs-Erfahrungen meiner Frau Christa, die im Jahr 2005 die erste Pfandleihe in Rheine erfolgreich etabliert hat. Ihr gilt auch mein Dank für die Mithilfe bei der Auswahl und Darstellung der Themen für diese Publikation.
Das Frontispiz zeigt den Ort ihrer damaligen Pfandleihe.
Vorwort
Der erste Pfandschein
Von der Pike auf
Werbung
Aufbauphase
Versteigerungen
Abverkauf
Kundenstruktur
Was wird zum Start benötigt?
Marktentwicklung
Vertrauen Sie auf Erfahrung
Der schnelle Weg
Der brachiale Weg
Kurzbesuch bei Herrn Archimedes
Digitales Pfand
Persönliche Vorbereitung
Eine vielseitige Branche
Literaturempfehlungen
Templates sind hilfreich
Nachwort und Kontakt
Dieses Kompendium beschreibt die erforderlichen Schritte zur Gründung einer Pfandleihe. Die Kenntnisse hierüber wurden durch das Leihhaus in Rheine, das meine Frau 2005 gegründet hat, gewonnen. Es war das erste Leihhaus in dieser Stadt. Ich war als ihr Ehemann und späterer Stellvertreter von Anfang an mit dabei. Vor der Eröffnung musste sie bestimmte Voraussetzungen erfüllen, um eine gewerberechtliche Erlaubnis dafür zu erhalten.
Das erforderte behördliche Bescheinigungen, den Nachweis von frei verfügbarem Vermögen, die Herrichtung der Geschäftsräume mit einbruchgeschütztem Lager, technische Ausrüstung zur Pfandprüfung sowie eine spezifische Buchführung. Dabei unterstützte ich sie und gewann so das praktische Wissen um die Gründung einer Pfandleihe und deren Geschäftsabläufe. Wie bei allen Dienstleistungen im Finanzsektor galt es auch hier, Dokumentations- und Prüfpflichten im laufenden Geschäft zu erfüllen.
Ohne umfangreiche Eigenleistungen und den geforderten Vermögensnachweis wäre diese Gründung nicht möglich gewesen.
Da das Pfandleihgewerbe sehr alt und traditionsreich ist, verzichte ich – wie die Pfandleihverordnung - von hier an auf Gendersprache, die nach meiner Auffassung insbesondere für unsere nicht muttersprachlichen Mitbürger eine große Hürde darstellt.
Zweck dieser Schrift ist es, Interessierten einen realistischen Leitfaden zur Gründung einer Pfandleihe an die Hand zu geben. Daher wendet sie sich gerade auch an Hausbesitzer, die als solche schon einige Voraussetzungen quasi von Haus aus mitbringen.
Da sind zum einen vorhandene Räumlichkeiten. Oft gibt es auch Abstellmöglichkeiten für Fahrzeuge auf dem Grundstück. Und beim Vermögensnachweis ist das vorhandene Betongold eine große Hilfe.
So war es auch bei uns. Aber damit war es natürlich nicht getan. Jetzt musste die eigentliche Aufbauarbeit beginnen.
Und zwar beim Gewerbeamt der Gemeinde. Dort müssen Sie eine Erlaubnis zur Ausübung des Pfandleihgewerbes nach §34 der Gewerbeordnung beantragen. Was Sie dazu benötigen, erfahren Sie dort auch.
Im Kern geht es bei den Anforderungen um Ihre persönliche Zuverlässigkeit, Ihre finanzielle Leistungsfähigkeit und um einige besondere Pflichten im Zusammenhang mit der Aufbewahrung der Pfänder, um die Buchführung und um die Versteigerungsmodalitäten. Erst wenn die Erlaubnis vorliegt, können Sie Ihr neues Gewerbe anmelden und Ihre Pfandleihe eröffnen.
Was dabei zunächst elitär klingen mag, dient dem Schutz der Kunden, bzw. ihrer Pfandgegenstände. Wer sein Pfand auslösen möchte, hat einen Anspruch auf Herausgabe oder Entschädigung im Verlustfall. Dazu ist eine Versicherung in der doppelten Höhe des Pfandkredites abzuschließen. Es gibt also keine pauschale Obergrenze für die Haftung, anders als bei der Einlagensicherung der Banken. Dieses Risiko muss ein Pfandleiher versichern und die Versicherungsgesellschaften reden dabei mit, welche Vorkehrungen zur Vermeidung eines Verlustfalls zu treffen sind.
Das reicht von der mechanischen Verstärkung des Zugangsschutzes über eine Alarmsicherung bis zur Wahl der Schutzklasse eines Tresors. Denn bauartabhängig gibt es hier Obergrenzen für das maximal versicherbare Risiko.
Daher ist es auch kein übertriebener Aufwand für einen Pfandleiher, den Lagerort jedes Pfandes sorgfältig zu dokumentieren, um im Tagesgeschäft die Einhaltung der Risikogrenze sicherstellen zu können.
Schon der erste Pfandschein musste die an eine Pfandleihe gestellten Anforderungen erfüllen. Auf der Vorderseite standen die Angaben zum Kunden und seinem Pfand, auf der Rückseite die AGB der Pfandleihe.
Ein selbstgestaltetes Formblatt zum Ausfüllen per Hand konnte diesen Anforderungen bereits genügen. Das war natürlich kein zeitgemäßes Vorgehen und wurde schnell durch eine selbstgeschriebene Software zum Pfandscheindruck ersetzt. Sie müssen aber nicht programmieren können, um eine praktikable und kostengünstige Lösung zu realisieren. Es kann eine Textverarbeitung eingesetzt werden, eine Public Domain Lösung reicht dabei völlig aus.
Auch die vorgeschriebene Dokumentation des Beleihungsverlaufs kann mit einfachen Mitteln erfolgen. Ein Spreadsheet1 mit einer Zeile pro Pfandvertrag und Spalten für die Verlaufsereignisse bildet dann das zu führende Pfandbuch. Es muss sich für Prüfzwecke auf aktuellem Stand befinden. Richtig gelesen, tägliche Inventur. Die elektronische Form ermöglicht auch Bearbeitungsvermerke und eine laufende Kontrolle des Kassenbestandes.
Nun gibt es aber nicht nur den Musterablauf bei einer Beleihung. Jeder Pfandleiher wünscht sich zwar, dass alle Pfänder wieder ausgelöst werden; aber in der Praxis geschieht das nicht immer. Dann müssen solche Pfänder nach einem Fristenplan versteigert werden. Was nicht versteigert werden kann, kommt später zum Abverkauf. Formal handelt es sich dann um eine Übernahme der Pfänder zum Mindestgebot. So gelangen diese in einen nicht unbedingt angestrebten Warenbestand; mit allen Konsequenzen, sprich, Anforderungen, wie sie an einen Einzelhändler gestellt werden. Wer das Pfandbuch mittels Tabellenkalkulation in den Griff bekommen hat, wird hier aber keine Schwierigkeiten haben. Es ist das gleiche Prinzip: Wann was zu welchem Preis reingekommen ist, wann zu welchem Preis verkauft werden konnte. Jeder Gegenstand eine Zeile, jedes Ereignis eine Spalte, wie beim Pfandbuch. Aber eine solche Inventarliste ist beim ersten Pfandschein noch nicht gefragt. Spätestens aber, wenn das erste Pfand nicht versteigert werden konnte. Was aber schon da sein muss, ist der Aushang der Pfandleihverordnung. Sehr dekorativ ist das nicht, aber vorgeschrieben.
Ich merke an, dass es vielleicht dilettantisch wirkt, so vorzugehen. Aber ich rate jedem Selbstständigen dazu, sich auf einprägsame Weise mit seinen Geschäftsgrundlagen zu befassen. Wenn Sie sich das erforderliche Wissen Schritt für Schritt in der Reihenfolge aneignen, in der ein Kunde den Ablauf erlebt, machen Sie alles richtig. Sie begleiten dann gedanklich den Geschäftsprozess und lernen dabei.
Denken Sie einmal an Ihre Schulzeit zurück. Die Lehrer schienen immer alles zu wissen, konnten die Schwachstellen der Schüler schnell herausfinden und entsprechend benoten.
Dazu mussten sie den Schülern nur um ein oder zwei Unterrichtseinheiten mit dem Stoff im Voraus sein. Handeln Sie in der Startphase auch so. Kümmern Sie sich rechtzeitig um einen Auktionator und einen Versteigerungsort. Dann können Sie schon einmal sagen:
„Unsere Versteigerungen werden von der erfahrenen Auktionatorin Hannelore Hammerschlag im Hotel zum goldenen Ochsen durchgeführt. Wir veröffentlichen das rechtzeitig in der Tageszeitung.˝ Sie müssen ja nicht dazusagen, dass Sie die Anzeige ohnehin schalten müssen. Achten Sie einmal bewusst darauf, wie viele Pflichtangaben pfiffig für Werbezwecke verwendet werden.