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Hansjörg Küster folgt in seinem Essay in Kursbuch 179 dem Zusammenspiel von Natur und Kultur sowie Mensch und Landschaft vom Beginn der Menschheit bis hin zur Gegenwart. Dabei werden gegenseitige Beeinflussung und Abhängigkeit betont. Vor allem der Dreiklang aus Innovation, Ausbeutung und Übernutzung der Natur durch den Menschen steht im Vordergrund und mündet in der Fragestellung nach ihrer zukünftigen Ausrichtung.
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Seitenzahl: 29
Veröffentlichungsjahr: 2014
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Hansjörg Küster
Mensch und Natur
Innovation, Ausbeutung, Übernutzung
Landschaft wird stets von Natur und Kultur geprägt. Natur ist statisch gedacht, aber in der Realität dynamisch: In ihr kommt es ständig zu Temperaturschwankungen, Abtragung und Ablagerung von Gestein, Wachstum und Absterben von Lebewesen, Veränderung von Standorten. Kultur soll für Stabilität sorgen: Landnutzung soll die Grundlage für stabile Lebensbedingungen von Menschen sein. Weil aber Landschaft stets auch von dynamischer Natur geprägt ist, wird auch eine aus kultureller Sicht stabil gedachte Landschaft niemals dem Wandel entgehen.
Menschen sind Landnutzer. Ihre Strategien haben sich in den letzten Jahrtausenden mehrfach geändert. Ihnen trat nicht nur Natur entgegen, sondern auch Folgen überkommener Landnutzungssysteme, bei deren Anwendung sowohl Landschaftsstrukturen als auch Ideen zur Landschaft entstanden waren. Menschen – und das macht vielleicht ein Stück weit ihre Sonderstellung aus – setzen sich also bei der Nutzung ihrer Umwelt nicht nur mit den Bedingungen der Natur auseinander, sondern mit einer viel komplexeren Landschaft. In einem gewissen Rahmen ist ihnen die Freiheit gegeben, entweder nur für die Ausbeutung ihrer Umwelt zu sorgen oder auch moralische, ethische oder ästhetische Aspekte beim Umgang mit Landschaft zu berücksichtigen.
Kommen und Gehen
Für eine Ausbeutung von Umwelt gibt es ökologische Gründe. Die Ökologie untersucht und beschreibt die Beziehungen von Lebewesen zu ihrer Umwelt; sie ist eine Naturwissenschaft, die von Beobachtungen und nicht von Bewertungen ausgeht. Sie ist ein Teil der Biologie und keine Weltanschauung. Viele verschiedene Organismen bilden ein Ökosystem. In Pflanzen werden bei der Fotosynthese aus einfachen Stoffen – Wasser und Kohlenstoffdioxid – kompliziertere organische Substanzen aufgebaut. Pflanzen nehmen über ihre Wurzeln kleinere Mengen an Mineralstoffen aus dem Boden auf: Stickstoff, Phosphor, Magnesium. Der Körper einer Pflanze besteht aus organischen Substanzen, die die Produkte der Fotosynthese und Stoffe enthalten, die sie aus dem Boden aufgenommen hat. Tiere, die keine organischen Substanzen aus Wasser und Kohlenstoffdioxid aufbauen können, müssen etwas fressen: entweder Pflanzen oder andere Tiere. Dabei nehmen sie auch alle Mineralstoffe auf, die sie zum Leben brauchen.
Solange Wasser, Kohlenstoffdioxid und alle notwendigen Mineralstoffe verfügbar sind, wachsen Pflanzen und vermehren sich. Dann können sich Tiere ebenfalls vermehren, denn sie leben davon, Pflanzen oder deren Teile zu fressen. Und Tiere, die sich von anderen Tieren ernähren, gedeihen und vermehren sich, solange potenzielle Jagdbeute vorhanden ist. Wenn nicht mehr genug Nahrung verfügbar ist, kommt es zur Krise: Pflanzen sterben ab, Tiere gehen ein, und alle Organismen haben weniger Nachkommen. Ein solcher Trend kann sich erst dann umkehren, wenn wieder mehr Nahrung bereitsteht.